www.wikidata.de-de.nina.az
Wachstumsmodell ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zu Wachstumsmodellen der Volkswirtschaft siehe Wachstumstheorie Populationsdynamik ist die Veranderung der Grosse aber auch der raumlichen Verbreitung biologischer Populationen in kurzeren oder langeren Zeitraumen Die Erforschung der Populationsdynamik bei einzelnen oder auch mehreren gekoppelten Populationen ist ein prominenter Gegenstand der Biologie speziell der Okologie und der Theoretischen Biologie Die Populationsdynamik von Arten wird bestimmt durch multifaktorielle Wechselwirkungen sowohl innerhalb der Population als auch mit ihrer belebten und unbelebten Umwelt Dies gilt fur kurze Zeitraume ebenso wie fur sehr lange Zeitraume Inhaltsverzeichnis 1 Synokologische Aspekte 2 Randbedingungen des Populationswachstums 2 1 Dichteunabhangige Faktoren 2 2 Dichteabhangige Faktoren 3 Grundformen von Populationsdynamiken 3 1 Ein Spezies Modelle 3 1 1 Logistische Gleichung und Einflussfaktoren 3 1 2 Typische Phasen der Populationsentwicklung 3 2 Multispeziesmodelle 4 Population als System 4 1 Population als isoliertes System ohne Ruckwirkung 4 1 1 Einfluss der Geburtenrate 4 1 2 Einfluss der Sterberate 4 1 3 Einfluss von Geburten und Sterberate 4 2 Population als isoliertes System mit Ruckwirkung 4 2 1 Unabhangige Geburtenrate und abhangige Sterberate 4 2 2 Geburten und Sterberate von Populationsgrosse abhangig 4 2 3 Mathematische Modellierung 5 Modelle fur interagierende Populationen 5 1 Rauber Beute System 5 2 Wettbewerbsmodell 5 3 Mutualismus 6 Fluktuierende Populationsgrossen 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseSynokologische Aspekte BearbeitenNaturliche aber auch die meisten kunstlichen Systeme bestehen aus mehreren Arten zwischen denen verschiedene Wechselwirkungen bestehen Rauber Beute Beziehungen siehe Volterra Regeln interspezifische Konkurrenz Symbiosen ParasitismusRandbedingungen des Populationswachstums BearbeitenMan unterscheidet bei den Faktoren welche die Dichte einer Population begrenzen zwei Gruppen Dichteunabhangige Faktoren Bearbeiten Sie sind unabhangig von der Zahl der Individuen die ein Biotop besiedeln Wetter und Witterung Das sich in Tages und Wochenfrist andernde von Jahr zu Jahr leicht unterschiedliche klimatische Geschehen mit Faktoren wie Temperatur Niederschlagsmenge Wind Sonneneinstrahlung etc Katastrophen Unvorhersehbare Ereignisse wie Vulkanausbruche verheerende Unwetter Uberschwemmungen die zum Tod eines Teils der Population oder der ganzen Population lokales Aussterben fuhren konnen Unspezifische Fressfeinde Feinde deren Beutespektrum normalerweise andere Lebewesen umfasst und deren eigene Populationsgrosse damit unabhangig von der zufallig erlegten Beute ist Zwischenartliche interspezifische Konkurrenz Konkurrenz Die Populationsentwicklungen von verschiedenen Tierarten im selben Biotop mit ahnlichen Anspruchen an Nahrung Reviere und andere Ressourcen konnen mehr oder weniger unabhangig voneinander sein wenn sie unterschiedliche okologische Nischen besetzen Nicht ansteckende Krankheiten Im Gegensatz zu Infektionskrankheiten die sich in einer dichteren Population leichter ausbreiten sind nicht ansteckende Krankheiten statistisch auftretende Zufallsereignisse deren relative Haufigkeit mit ansteigender Dichte nicht zunimmt Pestizide In der Landwirtschaft fuhrt der Einsatz von Pestiziden bei bestimmten Arten gegen die das Pestizid eingesetzt wird zum Tod eines Teils der Population oder sogar der gesamten Population je nach Menge und Intensitat der eingesetzten chemischen Substanzen Verhaltensvermittelte Faktoren Reaktionen von Beutetieren und oder Beutegreifern auf Umweltreize mit trophischen Kaskaden 1 Dichteabhangige Faktoren Bearbeiten Die Starke ihrer Auswirkungen ist von der augenblicklichen Populationsdichte abhangig Intraspezifische Konkurrenz Die Konkurrenz zwischen Individuen einer Population um Ressourcen wie Nahrung Lebensraum etc Diese hangt von den artspezifischen Bedurfnissen ab So benotigen Individuen einiger Tierarten grosse Reviere andere leben in Sozialverbanden z B Herden oder Staaten auf engerem Raum beisammen Sozialer Stress Gedrangefaktor Das Zusammenleben von Tieren verursacht Stress durch Begegnungen und Aggressionen Mit zunehmender Dichte wird der Stress grosser bis bei manchen Tierarten Verhaltensanderungen Unfruchtbarkeit oder gar der Tod eintritt Fressfeinde Tiere die als Beute fur Fressfeinde dienen nehmen damit auch Einfluss auf deren Populationsdichte Nimmt die Zahl der Beutetiere zu so konnen auch die Fressfeinde entsprechend mehr Junge grossziehen die dann wiederum den Feinddruck auf die Beute erhohen siehe Rauber Beute Beziehung Ansteckende Krankheiten Infektionskrankheiten Uberall wo Individuen in grosser Enge leben steigt auch die Gefahr dass sich eine ansteckende Krankheit durch Ubertragung der Erreger rasch ausbreitet und so zur Epidemie wird Parasiten Bei grosser Populationsdichte konnen sie sich wie auch Infektionskrankheiten schneller ausbreiten Grundformen von Populationsdynamiken BearbeitenEin Spezies Modelle Bearbeiten Logistisches Wachstum Sigmoid Kurve Wachstum einer Hefepopulation K Kapazitatsgrenze Eine Form des dichteabhangigen Wachstums wird durch die logistische Gleichung beschrieben Logistische Gleichung und Einflussfaktoren Bearbeiten Einflussfaktoren sind die Geburtenrate die Sterberate der begrenzende Kapazitatsfaktor die reproduktive SelbstbeschrankungIn der Natur wird die Kapazitatsgrenze durch folgende Faktoren beeinflusst dichteunabhangige Faktoren z B Klimadichteabhangige Faktoren z B Ressourcen wie Nahrung Raum Versteckmoglichkeiten Gedrangefaktor sozialer Stress Auswanderung innerartliche Konkurrenz intraspezifische Konkurrenz Siehe auch Gompertz verfeinerte Form des logistischen Modells und die mathematische Herleitung der logistischen Funktion Typische Phasen der Populationsentwicklung Bearbeiten Die sechs Phasen Entwicklung einer ModellpopulationAnmerkung In einer realen Population mussen nicht alle Phasen auftreten In der Grafik zeigt die Abzweigung nach unten bei Phase I beispielhaft an dass die Population schon in Phase I absterben kann Die Abzweigung nach rechts in Phase VI zeigt an dass ein Ruckgang der Population nicht zum Aussterben fuhren muss Phase I Lag Phase engl to lag verlangsamen Anlaufphase Nullwachstum auf niedrigem NiveauDie Populationsgrosse ist weit entfernt von der Kapazitatsgrenze Die Geburtenrate ist ungefahr gleich der Sterberate Es herrscht kein Mangel an Ressourcen dichteabhangige Faktoren spielen praktisch keine Rolle es herrscht keine Konkurrenz Die Geburtenrate ist niedrig da bei dieser geringen Populationsdichte innerartliche Begegnungen zufallsgesteuert sind Die dichteabhangige Mortalitat durch Fressfeinde spielt nur eine geringe Rolle da fur die wenigen Individuen genugend Verstecke im Lebensraum vorhanden sind Auch Infektionskrankheiten wirken sich auf Grund der seltenen innerartliche Begegnungen nur wenig aus Grunderpopulation Kleine Populationen entstehen durch Auswanderung eines Teils der Population Beispiel Lemminge oder durch Katastrophen Besiedelt eine kleine Population einen neuen Lebensraum kann einige Zeit vergehen bis die neuen Nahrungsquellen von der Population durch Umstellen der Ernahrungsbedingungen optimal genutzt werden Substratanpassung Bei Mikroorganismen die verschiedene Substrate verwerten konnen dauert es meistens einige Zeit Minuten bis Stunden bis sie sich auf veranderte Substratangebote umstellen zum Beispiel Umstellung von anaeroben auf aeroben Stoffwechsel bei Hefezellen In dieser Umstellungsphase ist kaum Wachstum zu beobachten Dies gilt allgemein wenn sich durch verbesserte Lebensbedingungen die Kapazitatsgrenze deutlich erhoht Schwankungen der Populationsdichte Oszillationen konnen zum Beispiel genetisch bedingt sein Fluktuationen zufallsbedingt Wenn dabei eine bestimmte Populationsdichte unterschritten wird kann die Population aussterben Beim Uberschreiten eines gewissen Wertes kann die Population in die exponentielle Phase eintreten Phase II bis IV Phase des positiven WachstumsDie Geburtenrate ist hoher als die Mortalitatsrate Phase II exponentielles Wachstum Log Phase Es findet zunachst exponentielles Wachstum statt da die Geburtenrate schneller ansteigt als die Mortalitatsrate Die Ressourcen sind so reichlich vorhanden dass innerartliche Konkurrenz keine Rolle spielt Die Population der Fressfeinde falls vorhanden ist zunachst so gering bzw Verstecke sind so zahlreich vorhanden dass die Mortalitatsrate gering bleibt Bei sehr gunstigen Lebensbedingungen kann es durch das exponentielle Populationswachstum zu einer Massenvermehrung kommen Mit zunehmender Populationsgrosse nimmt aber auch die Sterberate zu Phase III lineares Wachstum Steigen Geburten und Sterberate gleich schnell an nimmt die Population linear zu Phase IV verzogertes Wachstum Mit zunehmender Annaherung an die Kapazitatsgrenze spielen innerartliche und evtl zwischenartliche Konkurrenz eine immer grossere Rolle so dass der Anstieg der Geburtenrate abgebremst wird und die Sterberate weiter zunimmt Falls es sich um Beuteorganismen handelt nimmt mit zunehmender Beutedichte auch die Populationsdichte ihrer Fressfeinde zu oder die Beutegreifer spezialisieren sich zunehmend auf diese Beute Das weitere Wachstum wird abgebremst Entwicklung der Schafpopulation auf TasmanienPhase V Stationare PhaseDie hohe Geburtenrate wird durch eine hohe dichteabhangige Mortalitatsrate innerartliche Konkurrenz Stress Epidemien etc ausgeglichen Es liegt maximale Besetzung des Lebensraums vor die Ressourcen werden optimal genutzt ohne sie zu erschopfen siehe Tragfahigkeit von Lebensraumen Die Populationsdichte schwankt um den Wert K die Kapazitatsgrenze Dichteunabhangige Einflusse zum Beispiel Jahreszeiten fuhren zu einem oszillierenden oder bei ungunstigen Habitaten mit stark schwankenden Umwelteinflussen fluktuierenden Verlauf Je grosser eine Population ist desto stabiler ist diese stationare Phase Ein Uberhang erhoht die Sterberate und oder senkt die Geburtenrate kurzfristig Er kann durch Auswandern verringert werden Beispiel Lemminge Phase VI AbsterbephaseDie Geburtenrate ist jetzt geringer als die Sterberate Bei kleinen Populationen konnen Zufallsschwankungen zum Aussterben fuhren Eine Absenkung der Kapazitatsgrenze zum Beispiel durch Umweltveranderungen oder Einwanderung neuer Fressfeinde kann die Einstellung eines neuen Gleichgewichts auf niedrigerem Niveau bewirken Multispeziesmodelle Bearbeiten Ein relativ einfacher Fall ergibt sich durch Interaktionen zweier Spezies die zueinander in einer Rauber Beute Beziehung stehen Dieser Fall wird klassischerweise durch die Lotka Volterra Regeln beschrieben Komplexere Zusammenhange ergeben sich durch Interaktion mehrerer Spezies Es gibt Ansatze solche Zusammenhange mit Hilfe mathematischer Modelle zu beschreiben und zu simulieren Population als System BearbeitenIm Folgenden soll auf der Grundlage systemtheoretischer Uberlegungen eine mathematische Modellierung entwickelt werden Es wird zunachst davon ausgegangen dass die Ressourcen fur die Population unbegrenzt vorhanden sind In Abweichung von manchen Literaturstellen werden Geburtenrate birthrate und Sterberate mortality rate als systeminterne Steuergrossen angesehen Eine Populationsanderung zum Beispiel durch Geburt wird also nicht als Folge eines Zuflusses von aussen aufgefasst dies trafe eher auf Einwanderung zu Wechselwirkungen mit der Umwelt in Form von Zu oder Abwanderungen werden ebenfalls nicht berucksichtigt Die Geburtenrate B dot B ist die positive Steuergrosse Je grosser die Geburtenrate ist umso grosser wird die Population Die Sterberate M dot M ist die negative Steuergrosse Je grosser die Sterberate ist umso kleiner wird die Population Allgemein werden derartige Systeme durch Partielle Differentialgleichungen wie z B die Fisher Gleichung beschrieben Im Folgenden werden Spezialfalle dieser Gleichung behandelt Population als isoliertes System ohne Ruckwirkung Bearbeiten Einfluss der Geburtenrate Bearbeiten Es wird nur der Einfluss der Geburtenrate auf die Anderungsgeschwindigkeit der Populationsgrosse N betrachtet 1 d N d t B displaystyle frac mathrm d N mathrm d t dot B Daraus ergibt sich durch Integration unter der Voraussetzung dass die Geburtenrate konstant ist B c 1 const dot B c 1 text const fur die Populationsgrosse zu jedem beliebigen Zeitpunkt t mit der Ausgangsgrosse N t 0 N0 2 N t c 1 t N 0 N t c 1 cdot t N 0 Dies ergibt ein positives lineares Wachstum dessen Wachstumsgeschwindigkeit nur von der Geburtenrate abhangt Je hoher die Geburtenrate ist desto rascher erfolgt das Wachstum Dieses System kann als Modell fur Insektenstaaten Bienen Ameisen Termiten oder andere Tierpopulationen Wolfsrudel gelten bei welchen nur ein Weibchen Junge zur Welt bringt allerdings unter Vernachlassigung der Sterberate Dabei sollte aber nicht vergessen werden dass die Modellierung zu einem kontinuierlichen Wachstum fuhrt das aber in der Natur in diskreten Schritten erfolgt Auch durfte die Geburtenrate nur zeitweise unter Idealbedingungen konstant sein Einfluss der Sterberate Bearbeiten Fur die Sterberate ergibt sich 3 d N d t M displaystyle frac mathrm d N mathrm d t dot M mit M dot M c2 const gt 0 4 N t c 2 t N 0 N t c 2 cdot t N 0 Damit ergibt sich ein negatives lineares Wachstum Die Extinktionszeit die Zeit also wann die Population ausgestorben ist lasst sich mit t Extinktion N 0 c 2 t text Extinktion frac N 0 c 2 berechnen In der Natur gibt es hierfur keine Entsprechung da hier die Sterberate stets von der Populationsgrosse abhangt Eine regelmassige Entnahme von Tieren zum Beispiel aus einer Schlachtvieh Herde wurde schon der Veranderung in einem offenen System entsprechen Einfluss von Geburten und Sterberate Bearbeiten Werden Geburten und Sterberate gleichzeitig berucksichtigt ergibt sich die zeitliche Veranderung der Population aus 5 d N d t B M displaystyle frac mathrm d N mathrm d t dot B dot M Einsetzen der Gleichungen 2 und 4 und anschliessende Integration ergeben 6 N t c 1 c 2 t N 0 N t c 1 c 2 cdot t N 0 Zwar liegt jetzt immer noch lineares Wachstum vor ob aber die Population zu oder abnimmt oder stagniert hangt von der Grosse der Geburten und Sterberate ab c1 gt c2 positives Wachstum c1 lt c2 negatives Wachstum mit t Extinktion N 0 c 1 c 2 t text Extinktion frac N 0 c 1 c 2 c1 c2 Nullwachstum Stagnation Population als isoliertes System mit Ruckwirkung Bearbeiten In der Natur hangen Geburten und Sterberate von der Populationsdichte und von der Kapazitat des Okosystems ab Unabhangige Geburtenrate und abhangige Sterberate Bearbeiten Im Folgenden soll die Geburtenrate weiterhin von der Populationsgrosse unabhangig sein wahrend die Sterberate von der Populationsdichte abhangt M N dot M sim N Je grosser die Populationsdichte ist desto grosser ist die Sterberate Aus dieser Proportionalitat ergibt sich mit Hilfe des Proportionalitatsfaktors c2 const gt 0 die Gleichung 7 M c 2 N t dot M c 2 N t Zu beachten ist dabei dass c2 anders als vorher N t Individuen pro Periode hier nur noch die Einheit 1 t Frequenz hat vergleiche Wachstumskonstante Fur die Anderungsgeschwindigkeit der Populationsgrosse auf Grund der Sterberate allein ergibt sich damit 8 d N d t c 2 N t displaystyle frac mathrm d N mathrm d t c 2 N t Daraus ergibt sich durch Integration 9 N t N 0 e c 2 t displaystyle N t N 0 mathrm e c 2 t Die Einbeziehung der konstanten von der Populationsdichte unabhangigen Geburtenrate B c 1 const dot B c 1 text const ergibt 10 d N d t c 1 c 2 N t displaystyle frac mathrm d N mathrm d t c 1 c 2 N t Durch Integration ergibt sich die Gleichung 11 N t c 1 c 2 N 0 c 1 c 2 e c 2 t N t frac c 1 c 2 left N 0 frac c 1 c 2 right mathsf e c 2 t Dieses System kann in einen von N0 verschiedenen Gleichgewichtszustand ubergehen Gleichgewicht herrscht dann wenn genau so viele geboren werden wie auch wieder sterben wenn also B M dot B dot M oder auch wenn die Anderungsrate der Populationsgrosse d N d t 0 displaystyle frac mathrm d N mathrm d t 0 ist Aus Gleichung 10 ergibt sich damit fur die Populationsgrosse im Gleichgewicht equilibrium 12 N e q c 1 c 2 N mathrm eq frac c 1 c 2 Wenn N 0 N e q N 0 N mathrm eq befindet sich das System von Anfang an im Gleichgewicht und damit im stationaren Zustand Trotz des Zuwachses durch Geburt und des Verlustes durch Tod andert sich die Populationsdichte nicht es liegt Nullwachstum vor Andernfalls wird mathematisch der Gleichgewichtszustand erst mit t e q t mathrm eq rightarrow infty erreicht Der Zeitpunkt t e q t mathrm eq ab dem man praktisch von Gleichgewicht sprechen kann liesse sich mit der Festlegung berechnen dass ein im Vergleich zu N e q N mathrm eq minimaler Unterschied von N zum Beispiel 0 01 bereits als Gleichgewichtssituation betrachtet wird Halbwertszeit der Gleichgewichtskurve 13 T 1 2 ln 2 c 2 T frac 1 2 frac ln 2 c 2 In Anlehnung an die Enzymkinetik liesse sich eine Zeit berechnen die der Michaeliskonstante entspricht t Neq ware der Zeitpunkt an dem die Population die Halfte der Gleichgewichtsgrosse erreicht hat 14 t 1 2 N e q ln 2 1 N 0 N e q c 2 displaystyle t frac 1 2 N mathrm eq frac ln 2 left 1 frac N 0 N mathrm eq right c 2 Geburten und Sterberate von Populationsgrosse abhangig Bearbeiten Tragen in Populationen alle Weibchen zur Geburtenrate bei ist auch die Geburtenrate von der Populationsdichte abhangig je grosser die Populationsdichte desto grosser die Geburtenrate 15 B N dot B sim N Aus dieser Proportionalitat ergibt sich mit Hilfe des Proportionalitatsfaktors c1 const gt 0 die folgende Gleichung 16 B c 1 N t displaystyle dot B c 1 N t Fur die Anderungsgeschwindigkeit der Populationsgrosse auf Grund der Geburtenrate ergibt sich damit 17 d N d t c 1 N t displaystyle frac mathrm d N mathrm d t c 1 N t Daraus ergibt sich durch Integration 18 N t N 0 e c 1 t N t N 0 mathsf e c 1 t Damit ergibt sich fur die Anderungsgeschwindigkeit der Populationsgrosse unter Einbeziehung von Geburten und Sterberate 19 d N d t c 1 N t c 2 N t c 1 c 2 N t displaystyle frac mathrm d N mathrm d t c 1 N t c 2 N t c 1 c 2 N t Daraus ergibt sich durch Integration 20 N t N 0 e c 1 c 2 t N t N 0 mathsf e c 1 c 2 t Fallunterscheidungen c1 c2 Nullwachstum stationar bei N0 c1 gt c2 positives exponentielles Wachstum beschleunigte Zunahme c1 lt c2 negatives exponentielles Wachstum verzogerte Abnahme Dieses System hat keinen von N0 verschiedenen Gleichgewichtszustand Bei einer realen Population hangen allerdings Geburten und Sterberate nicht nur von der Populationsdichte sondern auch vom Abstand der Population von der Kapazitatsgrenze ab also von der im System maximal moglichen Populationsgrosse Je naher eine Populationsgrosse der Kapazitatsgrenze kommt je kleiner also die Differenz K N desto niedriger wird die Geburtenrate und desto hoher wird die Sterberate Vereinfacht werden diese Beziehungen durch das Modell des Logistischen Wachstums Verhulst beschrieben Mathematische Modellierung Bearbeiten Grundgleichung nach Pierre Francois Verhulst 21 d N d t r N t r K N t 2 displaystyle frac mathrm d N mathrm d t rN t frac r K cdot N t 2 Durch Integration ergibt sich 22 N t 1 1 N 0 1 K e r t 1 K N t frac 1 left frac 1 N 0 frac 1 K right mathsf e rt frac 1 K Fallunterscheidung N lt K N t ert exponentielles positiv beschleunigtes Wachstum wenn die Populationsgrosse noch sehr weit von der Kapazitatsgrenze entfernt ist N K N t K Nullwachstum Stagnation wenn die Populationsgrosse der Kapazitatsgrenze entspricht N gt K negatives Wachstum wenn die Populationsdichte uber der Kapazitatsgrenze liegt Eine recht gute Ubereinstimmung des Modells mit den Beobachtungen ergeben sich fur Organismen die sich durch Zweiteilung vermehren Bakterien Hefen und andere eukaryotische Einzeller sowie hohere Organismen die eine niedrige Vermehrungsrate pro Generation haben und deren Generationen sich uberschneiden Nicht beschrieben werden Fluktuationen und Oszillationen der Populationsdichte um die Kapazitatsgrenze sowie Abnahme der Population in der Nahe der Kapazitatsgrenze Eine Erweiterung der Formel des logistischen Wachstums um Zeitverzogerungen ergibt im Modell auch periodische Schwankungen 23 d N d t r N t f K N t t K displaystyle frac mathrm d N mathrm d t rN t varphi frac K N t tau K f varphi Reproduktionsverzogerung zum Beispiel Tragzeit t tau Reaktionszeitverzogerung der Population zum Beispiel beim Uberschreiten der KapazitatsgrenzeModelle fur interagierende Populationen BearbeitenRauber Beute System Bearbeiten Rauber Beute System nach Lotka Volterra Gleichung 24 1 d N d t N a b P displaystyle frac mathrm d N mathrm d t N a bP 24 2 d P d t P c N d displaystyle frac mathrm d P mathrm d t P cN d N t Anzahl der Beutetiere zum Zeitpunkt tP t Anzahl der Rauber zum Zeitpunkt t a b c d gt 0 Koeffizienten Wettbewerbsmodell Bearbeiten 25 1 d N 1 d t r 1 N 1 1 N 1 K 1 b 12 N 2 K 1 displaystyle frac mathrm d N 1 mathrm d t r 1 N 1 left 1 frac N 1 K 1 b 12 frac N 2 K 1 right 25 2 d N 2 d t r 2 N 2 1 N 2 K 2 b 21 N 1 K 2 displaystyle frac mathrm d N 2 mathrm d t r 2 N 2 left 1 frac N 2 K 2 b 21 frac N 1 K 2 right r i lineare GeburtenratenK i Kapazitaten limitiert durch Ressourcenb 12 b 21 Wettbewerbseffekte von N2 auf N1 bzw von N1 auf N2 Mutualismus Bearbeiten 26 1 d N 1 d t r 1 N 1 1 N 1 K 1 b 12 N 2 K 1 displaystyle frac mathrm d N 1 mathrm d t r 1 N 1 left 1 frac N 1 K 1 b 12 frac N 2 K 1 right 26 2 d N 2 d t r 2 N 2 1 N 2 K 2 b 21 N 1 K 2 displaystyle frac mathrm d N 2 mathrm d t r 2 N 2 left 1 frac N 2 K 2 b 21 frac N 1 K 2 right Fluktuierende Populationsgrossen BearbeitenWahrend die theoretischen Modelle zur Interpretation tatsachlich beobachteter Fluktuationen beitragen so konnen sie doch diese Fluktuationen nicht immer zweifelsfrei erklaren Mehr oder minder regelmassige Fluktuationen werden auch als Oszillationen bezeichnet Beispiele fur Fluktuationen Das bekannteste Beispiel stellen die Lemminge mit einer Fluktuationsrate von 3 bis 5 Jahren aber eine eindeutige Erklarung steht noch aus Fur den Polarfuchs in Skandinavien wird gelegentlich eine Fluktuationrate seiner Populationsgrosse von 3 an anderer Stelle von 7 bis 11 und an wieder anderer von 22 bis 25 Jahren angegeben hier muss das Rauber Beute System gleich zweimal angewendet werden auf ihn als Rauber und auf ihn als Beute 2 Fluktuationen werden auch in europaischen Wildtierbestanden sehr deutlich wahrgenommen so insbesondere bei Wildschweinen 3 Im Hochtaunuskreis galten die Jahre 2000 bis 2003 als sehr wildschweinreich die Jahre 2004 und 2005 als sehr wildschweinarm und 2008 wiederum als ausserordentlich wildschweinreich Die ortliche Presse informiert ausgiebig uber Wildschweinschaden in den einen Jahren und uber Mangel an Wildschweinfleisch in den anderen Hier gilt womoglich das Rauber Beute System wobei der Mensch die Rolle des Raubers einnimmt aber weitere Faktoren spielen ebenfalls bedeutsame Rollen darunter die Schweinepest und die wegen der Schweinepest verstarkte Bejagung durch die die Ubertragungsrate verringert wurde Siehe auch BearbeitenEuler Lotka Gleichung Bakterielles WachstumLiteratur BearbeitenJosef Hofbauer Karl Sigmund Evolutionstheorie und dynamische Systeme Mathematische Aspekte der Selektion Parey Verlag Berlin Hamburg 1984 ISBN 978 3 489 61834 8 James D Murray Mathematical Biology Band I 3 Auflage Springer Verlag 2002 Nicolas Bacaer Eine kurze Geschichte der mathematischen Populationsdynamik ISBN 979 10 343 7393 2 PDF 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Paws without claws Ecological effects of large carnivores in anthropogenic landscapes 1 Literaturubersicht Abschnitt 2 1 5 Populationsdynamik Abwanderungsverhalten und Populationsstruktur S 9 Lydia Bauer Wildschwein und Reh in den Bezirken seit 1950 Abschuss und Bestandsentwicklung mogliche Einflussfaktoren Wildschweinschaden in der Landwirtschaft Diplomarbeit Wien 2006 PDF 7 4 MB Normdaten Sachbegriff GND 4046803 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Populationsdynamik amp oldid 229836601