www.wikidata.de-de.nina.az
Die Artikel Lotka Volterra Regeln und Lotka Volterra Gleichungen Die Lotka Volterra Gesetze uberschneiden sich thematisch Informationen die du hier suchst konnen sich also auch im anderen Artikel befinden Gerne kannst du dich an der betreffenden Redundanzdiskussion beteiligen oder direkt dabei helfen die Artikel zusammenzufuhren oder besser voneinander abzugrenzen Anleitung Die Lotka Volterra Regeln auch Lotka Volterra Gesetze oder nur Volterra Regeln genannt umfassen drei Regeln zur quantitativen Beschreibung der Populationsdynamik in Rauber Beute Beziehungen Die den drei Regeln zugrundeliegenden mathematischen Lotka Volterra Gleichungen wurden 1925 und 1926 unabhangig voneinander von dem osterreichisch amerikanischen Chemiker Alfred J Lotka und dem italienischen Mathematiker und Physiker Vito Volterra formuliert Die drei Regeln finden sich als Gesetze loi in Volterras 1931 veroffentlichtem Buch Volterra formuliert die Aussagen mathematisch prazise und gibt eine strenge Herleitung aus den Gleichungen In der biologischen Lehrbuchliteratur siehe z B Muller 1991 finden sich unter der in diesem Fall falschlichen Bezeichnung Lotka Volterra Regeln gelegentlich abweichende Aussagen die aus den Gleichungen nicht begrundbar sind Inhaltsverzeichnis 1 Die Regeln 1 1 Erste Lotka Volterra Regel 1 2 Zweite Lotka Volterra Regel 1 3 Dritte Lotka Volterra Regel 2 Weiterfuhrende Aussagen 3 Parallelen zu Wirtschaftswissenschaften 4 LiteraturDie Regeln BearbeitenDurch die Lotka Volterra Regeln wird die zahlenmassige Entwicklung zweier Populationen uber grosse Zeitraume beschrieben Alle drei Regeln gelten nur unter der Voraussetzung dass lediglich zwischen den betrachteten beiden Arten eine Rauber Beute Beziehung besteht und die sonstigen biotischen und abiotischen Umweltfaktoren konstant oder zu vernachlassigen sind Erste Lotka Volterra Regel Periodische Populationsschwankung Die Populationsgrossen von Rauber und Beute schwanken periodisch Dabei folgen die Schwankungen der Rauberpopulation phasenverzogert denen der Beutepopulation Die Lange der Perioden hangt von den Anfangsbedingungen und von den Wachstumsraten der Populationen ab Zweite Lotka Volterra Regel Konstanz der Mittelwerte Die uber genugend lange Zeitraume gemittelten Grossen Mittelwert der Rauber bzw Beutepopulation sind konstant Die Grosse der Mittelwerte hangt nur von den Wachstums und Ruckgangsraten der Populationen nicht aber von den Anfangsbedingungen ab Dritte Lotka Volterra Regel Storung der Mittelwerte Werden Rauber und Beutepopulation gleichermassen proportional zu ihrer Grosse dezimiert so vergrossert sich kurzfristig der Mittelwert der Beutepopulation wahrend der Mittelwert der Rauberpopulation kurzfristig sinkt Die Lotka Volterra Regeln sind strenggenommen nur unter Beachtung ihrer selten erfullten Voraussetzungen anwendbar Trotzdem sind sie in der praktischen Okologie von grosser Bedeutung weil sich zeigt dass sie auch bei komplexeren Nahrungsbeziehungen und schwankenden Umweltfaktoren durchaus noch brauchbare Abschatzungen liefern Erste Lotka Volterra Regel Bearbeiten Die Erste Lotka Volterra Regel besagt dass die Individuenzahlen von Rauber und Beute bei ansonsten konstanten Bedingungen periodisch und zeitlich versetzt schwanken nbsp Zeitlich versetzte Schwankungen der Populationsdichte bei Rauber und BeuteDie Populationskurven bilden also Wellen mit zeitlich versetzten Extrema wobei die Kurve der Rauberpopulation nachlaufend ist Zum Beispiel folgt auf ein Maximum der Beutepopulation ein Maximum der Rauberpopulation Grund dafur ist dass bei einer hohen Anzahl von Beutetieren oder pflanzen die Rauber mehr Nahrung und damit erhohte Vermehrungschancen haben Da die Jungtiere der Rauber einige Zeit zum Heranwachsen benotigen kommt das Maximum der Rauber erst deutlich spater zustande Mit steigender Anzahl der Rauber wachst der Druck auf die Beutepopulation sie schrumpft Mit abnehmender Populationsdichte der Beute sinkt aber auch der Jagderfolg der Rauber so dass auch deren Population mangels Nahrung absinkt Der verringerte Feinddruck lasst nun wieder die Beutepopulation ansteigen usw Als Lehrbuchbeispiel fur die Erste Volterra Regel gelten die Fangaufzeichnungen der Hudson s Bay Company die uber 90 Jahre lang gefuhrt wurden Danach schwankten der Eingang von Fellen von Luchsen Rauber und Schneeschuhhasen Beute mit einer Periode von 9 6 Jahren Allerdings wird dieses Beispiel strenggenommen durch einen zweiten Rauber beeinflusst namlich die Jager der Hudson s Bay Company Mathematisch formuliert ergeben sich gekoppelte Differentialgleichungen die auch als Lotka Volterra Gleichungen bekannt sind Danach hangt der Zuwachs der Rauber sowohl von der generellen Geburtenrate als auch von der Wahrscheinlichkeit ab mit der Rauber ein Beutetier fressen Die Abnahme der Beute hangt nicht nur von der generellen Sterberate sondern wiederum auch von der Kontakthaufigkeit ab Zweite Lotka Volterra Regel Bearbeiten Die Zweite Lotka Volterra Regel besagt dass die durchschnittliche Grosse der Populationen von Rauber und Beute in einer Rauber Beute Beziehung uber einen langeren Zeitraum hinweg konstant ist wenn die Umweltbedingungen ansonsten stabil sind Die Aussage ergibt sich wie bei der ersten Lotka Volterra Regel auf mathematischem Weg aus den zugrunde liegenden Differentialgleichungen Empirisch wurde auch die 2 Regel durch die Statistik der Hudson s Bay Company von 1845 bis 1935 durch die Anzahl der eingelieferten Felle von Luchsen und Schneeschuhhasen belegt Zwar schwankten die Zahlen der jahrlich abgelieferten Felle bei Luchsen zwischen 1 000 und 70 000 sowie bei den Schneeschuhhasen zwischen 2 000 und 160 000 die Mittelwerte bei Betrachtung mehrerer Perioden liegen jedoch bei ca 20 000 Luchse und 80 000 Schneeschuhhasen Grundsatzlich gilt die Zweite Volterra Regel unabhangig von den Anfangsgrossen der Population Sie ist auch im Experiment z B mit verschiedenen Einzellern reproduzierbar Allerdings mussen in realen Systemen die Anfangsgrossen und das zur Verfugung stehende Gebiet mindestens so gross sein dass sich z B durch Verstecke genugend Beutetiere auch bei hohem Frassdruck halten um die Reproduktionsfahigkeit zu sichern Dritte Lotka Volterra Regel Bearbeiten Die Dritte Lotka Volterra Regel trifft eine Aussage uber die Auswirkungen einer Storung in einer Rauber Beute Beziehung Werden Rauber und Beutepopulation gleichzeitig und um die gleiche prozentuale Anzahl dezimiert so steigt der Mittelwert der Beutepopulation kurzfristig an und der Mittelwert der Rauberpopulation sinkt kurzfristig ab Anders als bei periodischen Schwankungen fallt die Verminderung der Rauberpopulation zeitlich mit der Dezimierung der Beutepopulation zusammen Nicht selten fuhrt der Nahrungsmangel in dieser Situation zu einem Zusammenbruch der Rauberpopulation Ohne Fressfeind findet die verbleibende Beutepopulation anschliessend optimale Bedingungen und wachst schneller als sonst Bis sich anschliessend auch die Rauberpopulation wieder erholt dauert es dagegen wegen der geringen Individuenzahl langer als ublich In den meisten Rauber Beute Beziehungen kommt verstarkend hinzu dass die Generationszeit von Raubern aufgrund ihrer Korpergrosse langer ist als die ihrer Beutetiere Dieser Zusammenhang muss insbesondere bei Massnahmen der Schadlingsbekampfung beachtet werden So bewirken beispielsweise Insektizide dass nicht nur die Schadlinge sondern noch viel starker deren Fressfeinde dezimiert werden Im Endergebnis kann dies dazu fuhren dass nach einer solchen Massnahme der Schaden grosser ist als ohne Bekampfungsmassnahmen Synthetische Gifte wie DDT die zudem in Wirbeltieren akkumuliert werden wirken sich wegen der langanhaltenden Wirkung besonders fatal aus Problematisch sind aber auch andere Insektizide deren Giftwirkung z B in der Storung der Hautung der Insekten besteht So konnen sowohl Juvenil Hormone als auch Ecdysteroid Hormone die vielfach als scheinbar okologisch vertraglichere Mittel vorgeschlagen wurden z B Laufkafer Raubwanzen und andere Raubinsekten zusatzlich zum Nahrungsmangel in ihrer Entwicklung ebenso schadigen wie ihre pflanzenfressenden Beutetiere Aufgrund der Dritten Volterra Regel fuhren sie zu einer langfristigen Schadigung des biologischen Gleichgewichts und die naturliche Schadlingskontrolle durch Fressfeinde wird verhindert Weiterfuhrende Aussagen BearbeitenWie Volterra in seinem Buch bemerkt folgen aus den mathematischen Formulierungen der Lotka Volterra Gleichung sogar noch weiterfuhrende Aussagen Wird nur die Rauberpopulation dezimiert so erhoht sich kurzfristig der Mittelwert der Beutepopulation Das langjahrige Mittel der Rauber und der Beutepopulation bleibt trotz der Dezimierung unverandert Wird nur die Beutepopulation dezimiert und bleibt die Dezimierungsrate unterhalb der Reproduktionsrate so vermindert sich kurzfristig der Mittelwert der Rauberpopulation Der langjahrige Mittelwert der Rauber und der Beutepopulation bleibt trotz der Dezimierung unverandert Parallelen zu Wirtschaftswissenschaften BearbeitenIm Jahr 1927 nur kurz nach Lotka und Volterra benutzte der Agrarwissenschaftler Arthur Hanau in seiner agrarwissenschaftlichen Doktorarbeit uber Schweinepreise die Bezeichnung Schweinepreiszyklus um zu beschreiben dass in verschiedenen Bereichen des Marktes Angebot und Nachfrage in gegenlaufigen Wellen steigen und fallen Dieses heute als Schweinezyklus bekannte Phanomen zeigt dass sich die Erste Lotka Volterra Regel von der Okologie auf die Marktwirtschaft ausweiten lasst Die Erste Lotka Volterra Regel und der Schweinezyklus benennen in unterschiedlichen Wissenschaften dasselbe Phanomen Literatur BearbeitenVito Volterra Lecons sur la theorie Mathematique de la lutte pour la vie Editions Jaques Gabay Paris 1990 ISBN 2 87647 066 7 Autorisierter Nachdruck der bei Gauthier Villars 1931 erschienen Originalausgabe Die drei Gesetze werden auf den Seiten 15 27 behandelt Hans Joachim Muller Hrsg Okologie UTB Band 1318 2 uberarbeitete Auflage Gustav Fischer Jena 1991 ISBN 3 334 00398 1 S 224 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lotka Volterra Regeln amp oldid 231832063