www.wikidata.de-de.nina.az
Biomagnifikation ist ein Teilaspekt der Bioakkumulation Anreicherung einer Substanz in einem Organismus durch Aufnahme aus dem umgebenden Medium oder uber die Nahrung Sie beschreibt die Anreicherung von Schadstoffen aus der Umwelt in Lebewesen uber die Nahrung Die Anreicherung von Schadstoffen uber die Korperoberflachen von Organismen Lunge Kieme Haut ist der zweite Teilaspekt der Bioakkumulation und wird als Biokonzentration bezeichnet dieser Aufnahmepfad ist insbesondere fur viele aquatische Lebewesen von Bedeutung die Stoffe uber Kiemen und die Haut aufnehmen Inhaltsverzeichnis 1 Voraussetzungen der Biomagnifikation 2 Fettlosliche Schadstoffe 3 Konsequenzen 4 Sonstiges 5 Einzelnachweise 6 UbersichtsliteraturVoraussetzungen der Biomagnifikation BearbeitenDie Biomagnifikation betrifft insbesondere Substanzen die eine lange biologische Halbwertszeit besitzen d h nur langsam von Lebewesen abgebaut werden und sich aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften siehe Oktanol Wasser Verteilungskoeffizient im Fettgewebe oder z B in der Knochensubstanz anreichern Diese Stoffe akkumulieren hierdurch und konnen uber den kontinuierlichen Stofffluss durch die Nahrungskette in zunehmend hoherer Konzentration auftreten Dieser Prozess ist im Wesentlichen darauf zuruckzufuhren dass die Substanz eines Endglieds der Nahrungskette z B Fischadler aus sehr viel mehr Biomasse des nachstniedrigeren Nahrungskettenglieds z B Fisch aufgebaut worden ist und die fettloslichen lipophilen Stoffe im Wesentlichen im fressenden Organismus verbleiben und angereichert akkumuliert werden Wenn beispielsweise ein Fischadler zweimal so viel schadstoffbelastete Fischmasse gefressen hat wie sein Korpergewicht betragt dann kann bei ihm auch die zusatzliche Konzentration des Schadstoffes pro Kilogramm Korpergewicht doppelt so hoch sein wie im Fisch Einige Schadstoffe werden teilweise ausgeschieden oder biochemisch abgebaut so dass die Belastung zeitlich begrenzt sein kann Allerdings konnen Wechselwirkungen verschiedener Schadstoffe und ihrer Abbauprodukte auftreten Biomagnifikation ist vor allem bei sehr lipophilen Substanzen sowie fur manche Schwermetalle und radioaktive Substanzen bedeutsam die so gut wie kaum vom Korper abgebaut oder ausgeschieden werden Bei zunehmender Lange der Nahrungskette wird unter solchen Bedingungen der Bioakkumulationsfaktor zunehmend grosser Daneben spielt die Anreicherung im Aufbau und Stutzgewebe eine wichtige Rolle Dies sind bei Wirbeltieren die Knochen und Knorpel Fettlosliche Schadstoffe BearbeitenAls Paradebeispiel fur Biomagnifikation galt lange Zeit das Insektizid DDT welches zur Bekampfung von Malaria Ubertragern eingesetzt wird Es ist stark fettloslich und wird im Organismus nur sehr langsam in wasserlosliche Verbindungen metabolisiert Nach einer klassischen 1 bezuglich der Dateninterpretation allerdings teilweise spekulativen 2 Untersuchung hat sich die DDT Konzentration vom Zooplankton im Ozean 0 04 ppm bis zum Endkonsumenten der vermuteten Nahrungskette dem Fischadler 25 ppm um das 625fache erhoht Gemass diesem Modell ist bei fettloslichen persistenten Verbindungen fur die Endglieder der Nahrungskette die hochste Konzentration und damit die grosste Gefahrdung zu erwarten Ein weiteres Beispiel ist die Minamata Krankheit die beim Menschen durch Verzehr von Fischen ausgelost wird wenn diese uber die Nahrungskette mit organischen Quecksilberverbindungen angereichert sind Spatere Untersuchungen und Experimente haben allerdings vielfach gezeigt dass in rein aquatischen Nahrungsketten vom Wasser uber das Plankton bis zu den Fischen der Vorgang der Biokonzentration also die direkte Aufnahme der Schadstoffe uber die Haut oder Kiemen der Organismen die quantitativ meist grossere Bedeutung als die Biomagnifikation hat Allerdings stellt sich uber diese Oberflachen auch ein gewisses Gleichgewicht ein und bei Absinken der Konzentration im Wasser eine teilweise allerdings nur moderate Auswaschung des fettloslichen Stoffs aus dem Fisch Wenn fischfressende Vogel eine deutlich hohere Konzentration als Fische oder Wirbellose aufweisen hangt dies daher auch damit zusammen dass bei ihnen die Verbindung nicht im gleichen Sinne in einem Austauschgleichgewicht zum umgebenden Medium stehen kann sondern hochstens uber die Ausscheidung teilweise verringert werden kann 3 Biomagnifikation spielt dafur bei Nahrungsketten auf dem Festland eine bedeutsame Rolle fur die Schadstoffanreicherung 4 Konsequenzen BearbeitenInfolge der Biomagnifikation konnen die Wirkungen von Giften Schadstoffen und ihrer Abbauprodukte verheerende Auswirkungen auf die Endglieder der Nahrungskette einschliesslich auf den Menschen haben weshalb zahlreiche dieser Verbindungen heutzutage zumindest in Europa nicht mehr ausgebracht werden durfen Sonstiges BearbeitenDer Begriff Biomagnifikation wird nicht nur auf bewusst eingesetzte Gifte z B chemische Pflanzenschutzmittel angewendet sondern z B auch auf toxische Substanzen wie Quecksilber die passiv oder durch Entsorgung in Gewasser gelangen oder als Altlasten Kriegsmunition Abfallablagerung im Boden vorhanden sind So akkumuliert Quecksilber in Form des lipophilen Methylquecksilbers im Fischgewebe und bei anschliessendem Fischverzehr auch im Menschen Im Stoffwechsel ist zu beobachten dass einige Substanzen durch chemisch ahnliche aber eigentlich unerwunschte Stoffe ersetzt werden Radioaktives Casium wird bei Pflanzen stark angereichert weil es sich chemisch ahnlich verhalt wie Kalium 5 Cadmium wird bei Calcium Mangel als Ersatzstoff aufgenommen 6 Einzelnachweise Bearbeiten George M Woodwell Charles F Wurster Jr Peter A Isaacson DDT residues in an East coast estuary A case of biological concentration of a persistent insecticide Science 156 821 824 1967 Bruno Streit Bioaccumulation Processes in Ecosystems Review Experientia 48 S 955 970 1992 Bruno Streit Uptake accumulation and release of organic pesticides by benthic invertebrates 3 Distribution of 14C atrazine and 14C lindane in an experimental 3 step food chain microcosm Arch Hydrobiol Suppl 55 374 400 1979 Stephan Winter Bruno Streit Organochlorine compounds in a three step terrestrial food chain Chemosphere 24 1765 1774 1992 Erforschung der Umwelt Radioaktivitat https idw online de de news39379 Umwelt Survey Band IV a im Auftrag des Umweltbundesamtes Berlin 1993 Ubersichtsliteratur BearbeitenBernd Beek Bioaccumulation New Aspects and Developments The Handbook of Environmental Chemistry Vol 2 Springer Berlin 2000 Karl Fent Okotoxikologie 3 Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart 2007 ISBN 3131099933 Bruno Streit Lexikon Okotoxikologie 2 Auflage VCH Wiley Weinheim 1994 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Biomagnifikation amp oldid 236588165