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Der Fischadler Pandion haliaetus ist eine Vogelart aus der Ordnung der Greifvogel Accipitriformes Aufgrund zahlreicher besonderer Merkmale wird die Art meist in eine eigene Familie Pandionidae gestellt diese Familie und die Gattung Pandion sind damit monotypisch Die Art ist fast weltweit verbreitet und kommt auch in Mitteleuropa vor Der Fischadler gehort nicht zu den eigentlichen Adlern FischadlerFischadler im Flug in NiedersachsenSystematikKlasse Vogel Aves Ordnung Greifvogel Accipitriformes Familie FischadlerGattung FischadlerArt FischadlerWissenschaftlicher Name der FamiliePandionidaeSclater amp Salvin 1873Wissenschaftlicher Name der GattungPandionSavigny 1809Wissenschaftlicher Name der ArtPandion haliaetus Linnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Lautausserungen 3 Verbreitung und Lebensraum 4 Systematik 5 Jagdweise und Ernahrung 6 Fortpflanzung 7 Wanderungen 8 Bestand und Gefahrdung 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenFischadler sind mittelgrosse schlanke und langflugelige Greifvogel Die Korperlange betragt 50 bis 66 cm die Flugelspannweite betragt 1 27 bis 1 74 m Weibchen sind im Mittel grosser und schwerer als Mannchen Weibchen der Nominatform P h haliaetus haben eine Flugellange von 470 bis 518 mm und ein Gewicht von 1 21 bis 2 05 kg Mannchen erreichen eine Flugellange von 448 bis 495 mm und ein Gewicht von 1 12 bis 1 74 kg Bei adulten Vogeln der Nominatform sind Rucken und Flugeloberseite einfarbig dunkelbraun nur der Schwanz ist auf der Oberseite hell dunkel gezeichnet und zeigt eine breite dunkle Endbinde Die Unterseite des gesamten Rumpfes die Kehle die Beine und der uberwiegende Teil der Unterarmdecken sind leuchtend weiss Die Brust zeigt ein braunliches Band das bei Weibchen meist deutlich breiter und dunkler ist als bei Mannchen Die Geschlechter weisen ansonsten keine Farbungs und Zeichnungsunterschiede auf Die Unterseiten von Schwingen und Schwanz sind auf weisslichem Grund dicht dunkel gebandert Die grossen Unterarmdecken sind schwarzlich und bilden daher einen deutlichen Kontrast zu den ansonsten weissen Unterflugeldecken und zu den Schwingen Die Unterhanddecken sind ebenfalls schwarzlich und bilden daher einen deutlich sichtbaren dunklen Fleck am Flugelbug Der weisse Kopf zeigt einen breiten scharf abgesetzten dunkelbraunen Augenstreif der sich von der Schnabelbasis bis zum Nacken zieht Die Wachshaut und die Schnabelbasis sind bleigrau der ubrige Schnabel ist schwarz Die unbefiederten Teile der Beine sind blass blaugrau die Krallen sind schwarz Die Iris ist gelb Im Jugendkleid sind alle Deckfedern der Oberseite hell gerandet so dass die Oberseite insgesamt deutlich geschuppt wirkt Die grossen Unterarmdecken sind hell dunkel gebandert und nicht einfarbig dunkel so dass sie kaum mit der ubrigen Flugelunterseite kontrastieren Der weisse Oberkopf ist deutlich dunkel gestreift wodurch die Kopfzeichnung insgesamt weniger kontrastreich ist Jungvogel haben im Gegensatz zu adulten Adlern eine orange Iris Nach der ersten Mauser sind die Jungvogel ausgefarbt Im Flug wirken Fischadler auffallend lang und schmalflugelig Sehr haufig wird der Handflugel im Handgelenk leicht nach unten geknickt so dass der Vogel auf grossere Entfernung an eine grosse Mowe erinnert In Anpassung an seine hochspezialisierte Ernahrung zeigt der Fischadler zahlreiche besondere Merkmale So sind die Nasenlocher schrag und schlitzformig Fischadler haben keine Hosen also keine lange herabhangende Unterschenkelbefiederung und der sehr kraftige Tarsometatarsus ist bis auf den obersten Teil unbefiedert Die kurzen aber sehr kraftigen Zehen haben auf der Unterseite viele kleine dornartig zugespitzte Schuppen die aussere dritte Zehe kann nach hinten gedreht werden Die Krallen sind sehr lang und spitz und sehr stark gekrummt sie sind im Querschnitt oval und nicht wie bei fast allen anderen Greifvogeln auf der Unterseite konkav Als weitere Besonderheit steht das Daunengefieder des Fischadlers nicht in Federfluren Lautausserungen BearbeitenDer Balzruf des Mannchens ist ein weittragendes zweisilbiges eher pfeifendes u iilp Bei Storungen am Nest rufen die Altvogel gereiht kju kju kju Wenn Artgenossen das Nest eines Paares anfliegen rufen die Reviervogel durchdringend und ebenfalls eher pfeifend pjupp Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp Verbreitung des Fischadlers Brutgebiete Ganzjahriges Vorkommen Migration UberwinterungsgebieteDer Fischadler ist fast weltweit verbreitet Das Brutgebiet umfasst die borealen bis subtropischen Zonen der Holarktis Teile der Karibik die Tropen Sudostasiens sowie Australien In Europa ist die Verbreitung der Art vor allem durch intensive menschliche Verfolgung bis Mitte der 1950er Jahre stark zersplittert und uberwiegend auf den Norden und Osten beschrankt Im Westen Europas brutet der Fischadler nur in Schottland und neuerdings in Zentral Frankreich und Wales In Mitteleuropa kommt die Art nur in Deutschland und Polen vor in Deutschland ist die Verbreitung weitgehend auf Ostdeutschland beschrankt Grosse Bestande haben sich in Skandinavien halten konnen Das riesige Verbreitungsgebiet des Fischadlers ist vor allem auf seine vergleichsweise geringen Habitatanspruche zuruckzufuhren sie beschranken sich im Wesentlichen auf fischreiche langsam fliessende oder stehende Gewasser und benachbarte Brutmoglichkeiten in Form von Baumen Felswanden kunstlichen Bauwerken oder unbewohnten und raubsaugerfreien Inseln Systematik BearbeitenAuch neuere molekulargenetische Untersuchungen haben die Sonderstellung des Fischadlers innerhalb der Ordnung der Greifvogel bestatigt er wird meist in eine eigene Familie Pandionidae gelegentlich auch nur in eine Unterfamilie innerhalb der Familie Accipitridae gestellt Zurzeit werden neben der Nominatform drei oder vier Unterarten unterschieden P h haliaetus Gesamte Palaarktis P h carolinensis Nordamerika nach Suden bis zum Golf von Mexiko im Vergleich zur Nominatform etwas grosser Uberaugenstreif fast reinweiss Brustfleck weitgehend fehlend Oberseite dunkler braun P h ridgwayi Karibik Bahamas Inseln vor Kuba Yukatan Belize kleiner als Nominatform Uberaugenstreif noch weisser und Brustfleck noch weitgehender reduziert als bei P h carolinensis nbsp Pandion h cristatusP h cristatus Von Sulawesi und Java nach Osten bis zu den Salomonen und Neukaledonien Kusten Australiens Kleiner und kurzflugeliger als Nominatform weisser Uberaugenstreif breiter und bis in den Nacken ausgedehnt so dass der Augenstreif nicht mit der dunklen Halsfarbung verbunden ist Bei einer molekulargenetischen Untersuchung bei drei der vier Unterarten P h haliaetus P h carolinensis und P h cristatus wurden genetische Distanzen von zwei bis vier Prozent festgestellt wodurch sich fur diese Unterarten jeweils ein Artstatus rechtfertigen lassen konnte 1 Jagdweise und Ernahrung Bearbeiten nbsp Fischadler Pandion haliaetus mit Beute nbsp Fast flugge Fischadler im HorstDie Jagd findet ausnahmslos an und uber Gewassern statt Fische werden nicht selten von einer Warte am Ufer aus gesucht haufiger aber aus einem niedrigen Kreisen in 10 bis 30 Metern Hohe uber der Wasseroberflache Wenn ein geeigneter Fisch entdeckt ist ruttelt der Adler uber der Stelle und stosst dann mit vorgestreckten Fussen ins Wasser Der Sturzflug kann senkrecht aber auch in jedem anderen Winkel zur Wasseroberflache erfolgen in flachen Gewassern erfolgt der Stoss oft fast parallel zur Wasseroberflache Der Fischadler landet beim Jagdversuch meist kurz im Wasser hebt dann nach einigen Sekunden mit einigen kraftigen Flugelschlagen wieder ab kreist kurz und schuttelt dann im Flug das Wasser aus dem Gefieder Im Falle eines erfolgreichen Jagdversuchs greift der Adler bei einem grosseren Fisch um und transportiert diesen mit dem Kopf voran zum Nest oder zu einer Frassstelle Meist wird von Fischen nur der Kopf und der vordere Teil des Korpers gefressen der Rest wird haufig fallengelassen Die Nahrung besteht fast ausschliesslich aus kleinen bis mittelgrossen meist 100 bis 300 g schweren See und Susswasserfischen Diese werden im Normalfall lebend erbeutet nur gelegentlich werden auch tote Fische verwertet Seltene Zufalls oder Gelegenheitsbeute sind andere meist an Wasser gebundene Tiere wie kleine Sauger verletzte oder geschwachte kleine Vogel kleine Schildkroten und Krokodile Frosche und Krebse Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Ei Sammlung Museum WiesbadenFischadler sind in der Regel im dritten Kalenderjahr also im Alter von knapp zwei Jahren geschlechtsreif und konnen dann auch schon bruten 2 Sie fuhren eine monogame Saisonehe durch die Brutplatztreue kommt es haufig zu Wiederverpaarungen der vorjahrigen Partner 3 Fischadler bruten meist einzeln haufig aber auch in lockeren Kolonien wobei nur die unmittelbare Horstumgebung verteidigt wird Das Nest wird je nach naturlichen Gegebenheiten auf Baumen an Felswanden oder auf dem Boden errichtet in Mitteleuropa und Nordamerika auch sehr haufig auf kunstlichen Bauwerken vor allem auf Strommasten 4 Es ist im Normalfall nach oben exponiert und frei anfliegbar Fischadler bauen grosse Nester aus kraftigen und meist toten Asten die Nistmulde wird mit Gras ausgepolstert Das Gelege umfasst meist zwei bis drei selten nur ein oder vier Eier die auf weissem Grund intensiv rotlich braun gefleckt sind und 38 bis 41 Tage lang bebrutet werden Nach weiteren 50 bis 54 Tagen sind die Jungvogel flugge Wanderungen BearbeitenJe nach geographischer Lage ist der Fischadler Standvogel bis Langstreckenzieher Die Brutvogel der Holarktis sind fast ausnahmslos Langstreckenzieher die nordamerikanischen Fischadler uberwintern in Sudamerika die eurasischen Vogel uberwintern gelegentlich im Mittelmeerraum uberwiegend jedoch in Afrika sudlich der Sahara und in Sud und Sudostasien Die Brutvogel der Sudspitze Floridas der Karibik des Mittelmeerraumes der Arabischen Halbinsel Sudostasiens und Australiens sind uberwiegend Standvogel oder verstreichen im Winter nur uber geringe Entfernungen Der Fischadler ist bei seinen Wanderungen nicht auf Thermik angewiesen und uberquert als Breitfrontzieher Meere und Wusten auch an deren breitesten Stellen Es gibt daher an den Landbrucken oder Engstellen wie dem Bosporus oder Gibraltar keine auffallenden Zugkonzentrationen wie sie fur Thermikzieher typisch sind In Mitteleuropa wandern Fischadler ab August aus den Brutgebieten ab die letzten Durchzugler werden hier um Mitte November beobachtet Ende Marz bis Mitte April treffen die Adler wieder an den Brutplatzen ein Bestand und Gefahrdung Bearbeiten nbsp Fischadler in MecklenburgBis Mitte der 1950er Jahre wurde der Fischadler in weiten Teilen Europas und Nordamerikas durch menschliche Verfolgung ausgerottet Weitere Bestandseinbruche erlitt die Art in den 1950er bis 1970er Jahren durch Polychlorierte Biphenyle und das Insektizid Dichlordiphenyltrichlorethan DDT das sich uber aquatische Nahrungsketten besonders stark anreichert und die Fortpflanzung des Fischadlers gehemmt oder verhindert hat Seit dem Verbot von DDT ab Anfang der 1970er Jahre in Europa und Nordamerika haben sich die Bestande hier deutlich erholt und nehmen in vielen Regionen noch immer zu Die Art dehnt auch ihr Verbreitungsgebiet wieder aus und hat unter anderem Schottland ab 1954 Zentral Frankreich ab 1985 Thuringen und Rheinland Pfalz jeweils ab 2003 sowie Niedersachsen ab 2004 wiederbesiedelt 5 In Bayern gelang nach dem Erloschen der letzten Brutvorkommen in den 1950er Jahren der erste neue Brutnachweis 1992 auf dem Truppenubungsplatz Grafenwohr 2005 bruteten hier zwei Brutpaare 2007 wurden vier Revierpaare in der Oberpfalz nachgewiesen 6 Der deutsche Bestand stieg von etwa 70 Paaren um 1975 auf 470 Paare in den Jahren 2003 und 2004 ist aber nach wie vor weitgehend auf den Nordosten Deutschlands beschrankt 7 In der Roten Liste der Brutvogel Deutschlands von 2015 wird die Art in der Kategorie 3 als gefahrdet gefuhrt 8 Der europaische Bestand wurde fur die Zeit um das Jahr 2000 auf 7800 bis 10 300 Brutpaare geschatzt Die grossten europaischen Bestande hatten zu dieser Zeit Schweden mit allein 3300 3600 Paaren Russland mit 2000 bis 4000 Paaren und Finnland mit etwa 1200 Paaren 9 In Deutschland leben 550 Brutpaare davon 170 in Mecklenburg Vorpommern Weltweit gilt die Art heute als ungefahrdet Literatur BearbeitenAlan F Poole Ospreys A Natural and Unnatural History Cambridge University Press 1989 ISBN 0 521 30623 X James Ferguson Lees David A Christie Raptors of the World Helm London 2001 ISBN 0 7136 8026 1 D Forsman The Raptors of Europe and the Middle East A Handbook of Field Identification Poyser London 1999 ISBN 0 85661 098 4 Urs N Glutz von Blotzheim K M Bauer Einhard Bezzel Fringillidae 2 Auflage Aula Wiesbaden 1989 ISBN 3 89104 460 7 Handbuch der Vogel Mitteleuropas Band 4 T Mebs D Schmidt Die Greifvogel Europas Nordafrikas und Vorderasiens Franckh Kosmos Stuttgart 2006 ISBN 3 440 09585 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Fischadler Album mit Bildern Videos und Audiodateien Pandion haliaetus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von BirdLife International 2008 Fischadler Pandion haliaetus auf eBird org abgerufen am 23 Juni 2023 Javier Blasco Zumeta Gerd Michael Heinze Geschlechts und Altersbestimmung PDF Datei englisch Webcam in Bitterfeld Wolfen in der Goitzsche Wildnis Live WebCam der Okologischen Schutzstation Steinhuder Meer OSSM e V Pandion haliaetus Animal Diversity Web englisch Federn des FischadlersEinzelnachweise Bearbeiten M Wink H Sauer Gurth H H Witt Phylogenetic differentiation of the Osprey Pandion haliaetus inferred from nucleotide sequences of the mitochondrial cytochrome b gene In R D Chancellor B U Meyburg Hrsg Raptors Worldwide Berlin 2004 ISBN 978 963 86418 1 6 S 511 516 T Mebs D Schmidt Die Greifvogel Europas Nordafrikas und Vorderasiens Franckh Kosmos Stuttgart 2006 ISBN 3 440 09585 1 S 117 D Schmidt und R Wahl Horst und Partnertreue beringter Fischadler Pandion haliaetus in Ostdeutschland und Zentralfrankreich Vogelwelt 122 2001 S 129 140 Fischadler Jungvogel am Nest Mecklenburg Osprey Pandion haliaetus Abgerufen am 16 September 2021 deutsch T Mebs D Schmidt Die Greifvogel Europas Nordafrikas und Vorderasiens Franckh Kosmos Stuttgart 2006 ISBN 3 440 09585 1 S 112 113 Thomas Rodl Bernd Ulrich Rudolph Ingrid Geiersberger Kilian Weixler Armin Gorgen Atlas der Brutvogel in Bayern Verbreitung 2005 bis 2009 Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2012 S 75 D Schmidt Fischadler Pandion haliaetus In K Gedeon A Mitschke und C Sudfeldt Hrsg Brutvogel in Deutschland Hohenstein Ernstthal 2004 ISBN 3 9806583 5 X S 10 11 Christoph Gruneberg Hans Gunther Bauer Heiko Haupt Ommo Huppop Torsten Ryslavy Peter Sudbeck Rote Liste der Brutvogel Deutschlands 5 Fassung In Deutscher Rat fur Vogelschutz Hrsg Berichte zum Vogelschutz Band 52 30 November 2015 T Mebs D Schmidt Die Greifvogel Europas Nordafrikas und Vorderasiens Franckh Kosmos Stuttgart 2006 ISBN 3 440 09585 1 S 112 Normdaten Sachbegriff GND 4275389 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fischadler amp oldid 237487534