www.wikidata.de-de.nina.az
Die Stadtkirche Zofingen ist ein reformiertes Kirchengebaude in Zofingen im Schweizer Kanton Aargau Die dreischiffige Basilika im romanisch gotischen Stil gilt als Wahrzeichen der Stadt Das heutige Kirchengebaude geht auf die Grundung eines Chorherrenstifts durch die Frohburger Ende des 11 Jahrhunderts zuruck das dem Heiligen Mauritius geweiht war Vorgangerbauten lassen sich bis ins fruhe 7 Jahrhundert nachweisen Im Zuge der Reformation im Jahr 1528 wurde das Chorherrenstift aufgelost Heute ist die Stadtkirche im Besitz der Evangelisch reformierten Kirchgemeinde Zofingen die Teil der Reformierten Landeskirche Aargau ist Stadtkirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gebaude 3 Ausstattung 4 Glocken 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUm das Jahr 600 entstand in Zofingen eine Urpfarrei die sich bald zum religiosen Zentrum der Region entwickelte Aus dieser Zeit stammt die erste Pfarrkirche Bei Grabungen in den Jahren 1979 und 1980 stiessen Archaologen auf zwei Steinkistengraber Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren in der ersten Halfte des 7 Jahrhunderts die beiden Stifter der ersten Kirche darin beigesetzt worden ein adliges alemannisches Ehepaar Wahrend das Grab des Mannes spater ausgeraumt wurde blieb das Grab der Frau unversehrt mitsamt Beigaben in Form von kostbarem Goldschmuck im langobardischen Stil 1 Im 11 Jahrhundert begann der Bau eines neuen Kirchengebaudes wobei man um die fruhmittelalterliche Kirche eine einschiffige Saalkirche baute Kurz vor der Vollendung des Chors kam es jedoch zu einer grundlegenden Plananderung 2 Diese stand im Zusammenhang mit der Aufwertung der Pfarrei zu einem dem Heiligen Mauritius geweihten Chorherrenstift Mit diesem Schritt versuchten die Grafen von Frohburg ihre Herrschaft zu festigen Das Stift durfte gegen Ende des 11 Jahrhunderts gegrundet worden sein die erste urkundliche Erwahnung erfolgte im Jahr 1201 3 Der gewachsenen Bedeutung entsprechend wurde die Kirche zu einer dreischiffigen Basilika ausgebaut wobei man den Chor von der fruheren Saalkirche ubernahm Unter dem Chor entstand eine Krypta mit Vorraum 4 In den Jahren 1317 bis 1344 wurde die Kirche in mehreren Etappen umgebaut und mit gotischen Elementen erganzt Dazu gehorten ein neuer Chor die nordliche Mittelschiffswand und das anschliessende Seitenschiff Hinzu kam die Umgestaltung des Querschiffs Der Stadtbrand von 1396 richtete grosse Schaden an deren Behebung wegen Geldmangels mehrere Jahrzehnte in Anspruch nahm Der baufallige Chor musste zwischen 1514 und 1518 abgebrochen und komplett neu errichtet werden weshalb man auch die Krypta zuschutten musste 5 Die verarmten und in mehrere Linien aufgeteilten Frohburger verkauften das Chorherrenstift in den 1290er Jahren an die Habsburger welche die bisherigen Rechte des Stiftes bestatigten Nach der Eroberung des Aargaus im Jahr 1415 ging die Schirmherrschaft an Bern uber Ab 1461 begannen die Berner Privilegien und Einfluss des Stiftes allmahlich zuruckzudrangen Ab 1527 war das Stift der Gerichtsbarkeit und der Steuerhoheit der Stadt Zofingen unterstellt Ein Jahr spater erfolgte im Zuge der Reformation die Auflosung des Chorherrenstifts Von Bern eingesetzte Stiftsschaffner verwalteten bis 1798 die umfangreichen Guter wobei die Ertrage der Pfarrei Zofingen der Schule und dem Armenwesen zugutekamen 6 Ein Jahr nachdem ein Sturm den Kirchturm beschadigt hatte wurde er 1646 abgebrochen und bis 1649 neu erbaut Bereits 1655 mussten die Turmfundamente verstarkt werden Stiftsgut und Kollatur gelangten 1803 in den Besitz des neu gegrundeten Kantons Aargau 1907 an die Kirchgemeinde 1860 wurde der Lettner abgebrochen Bei Erneuerungsarbeiten legte man 1911 12 die romanische Krypta nach vier Jahrhunderten wieder frei 7 Die letzte grundlegende Renovation sowohl innen als auch aussen erfolgte von 1976 bis 1986 Gebaude BearbeitenDie Stadtkirche steht in west ostlicher Richtung in der Mitte der Zofinger Altstadt zwischen Kirchgasse Vorderer Hauptgasse und Marktgasse sudlich vorgelagert ist der Kirchplatz Im Grundriss klar erkennbar sind die Bauepochen Das Langhaus geht auf die romanische Anlage zuruck spatgotisch sind die beiden an der nordlichen Langsseite Kapellen der Chor an der Ostseite und der Kirchturm im Westen Von Suden her erkennbar ist die romanische Gliederung des Kirchenschiffs in Hoch Seiten und Querschiff Ebenfalls romanisch ist zum Teil die Eckquaderung des Mauerwerks das ansonsten verputzt ist Allen Gebaudeteilen gemeinsam sind einheitliche Spitzbogenfenster aus dem 15 und 16 Jahrhundert Die Tursturze weisen zum Teil ornamentale Muster auf 8 Im Innern ist die Abgrenzung des Mittelschiffs ungleich Nach Norden stehen vier schmale spatgotische Spitzbogen auf polygonalen Pfeilern nach Suden drei breitere romanische Rundbogen auf viereckigen Pfeilern mit Kampferprofil Den Ubergang zum Querschiff bildet ein Spitzbogen aus roten Backsteinen auf romanischen Pfeilern Die mit Gips verkleidete Decke von 1732 ist mit Mustern im Regencestil verziert im Bereich des Mittelschiffs ist ein Zofinger Wappen angebracht Ein spitzer Chorbogen auf unprofilierten Pfeilern fuhrt zum zweijochigen Chor Dieser ist unterteilt in den viereckigen Vorchor zwischen den beiden Sakristeien und dem Chorhaupt mit drei Ackteckseiten Vom Chor aus gelangt man in die wiederhergestellte Krypta mit einem Hauptraum und einem westlich vorgelagerten Nebenraum Erkennbar sind die Standorte dreier fruherer Altare 9 Der Kirchturm besteht aus gelbem Sandstein erganzt durch Magenwiler Muschelkalk und Tuffstein Er wird durch Gurtgesimse in funf Stockwerke unterteilt wobei die beiden unteren Stockwerke rustiziert sind Ein Gesims mit kupfernen Wasserspeiern und ein triglyphenartiger Fries schliessen den Turm ab Daruber erhebt sich ein geschweifter Zwiebelhelm umgeben von Uhrgiebeln der in einen schlanken Spitzhelm ubergeht Dem Zofinger Vorbild nachempfunden sind der Sudturm der Stadtkirche von Winterthur und der Turm des Rathauses von Lenzburg 10 Ausstattung BearbeitenIn der nordlichen Sakristei der heutigen Taufkapelle wurde 1913 ein Kreuzigungsbild in Form eines Freskos freigelegt Dargestellt werden der gekreuzigte Jesus Maria und den Apostel Johannes vor einer Landschaft Das auf 1518 datierte und wahrscheinlich von Bartlome Schurmann stammende Werk ist in grossem Masse der zehn Jahre zuvor entstandenen Kupferstichpassion von Albrecht Durer nachempfunden 11 Auf den Stutzbogen in der Krypta sind Wandmalereien aus der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts zu finden sie sind aber lediglich in Fragmenten erhalten geblieben 12 Besonders sehenswert ist das mittlere Chorfenster das aus der Zeit um 1400 stammt Es ist in zwolf Bildfelder unterteilt die sich auf drei Lanzette verteilen Die beiden mittleren Querstreifen stellen die Kreuzigung dar der unterste die Grablegung und Auferstehung der oberste Baldachine mit Architekturfragmenten 13 An den schragseitigen Fenstern des Chorabschlusses sind sechs Kabinettscheiben angebracht Es handelt sich um Geschenke von Chorherren und geistlichen Korperschaften anlasslich der Erweiterungsbauten von 1518 Ursprunglich befanden sie sich in der nordlichen Seitenkapelle und wurden 1879 hierher versetzt Je drei Scheiben stammen von Niklaus Herport aus Luzern und von Hans Funk aus Bern 14 Aus dem Jahr 1651 stammt der Taufstein Der achteckige Kelch aus schwarzem Marmor mit balusterformigem Fuss auf geschweifter Sockelplatte wurde zur Erinnerung an den Kirchturmbau gestiftet und steht seit 1706 vor dem Chorbogen 1630 31 entstand die Kanzel ein reich geschnitzter polygonaler Korb aus Eichenholz der auf kannelierten Ecksaulen ruht 15 Das dreiteilige Chorgestuhl stammt aus der Zeit des Umbaus von 1518 es weist flache und plastische Schnitzereien auf 16 Orgeln1984 wurde in der Kirche eine neue Orgel der Firma Metzler Orgelbau in Dietikon eingebaut Sie verfugt uber 46 Register auf drei Manualen und Pedal 17 Sie gilt als das grosste rein mechanische Orgelwerk der Schweiz 18 Neben der Hauptorgel gibt es noch eine Chororgel die schon 1979 ebenfalls von der Orgelbauwerkstatt Metzler geliefert wurde und vorubergehend eine nicht weiter bekannte und wahrend der letzten grossen Kirchenrenovierung entfernte Orgel von 1864 ersetzte Sie ist einmanualig und verfugt uber neun Register 19 Glocken BearbeitenAus dem hohen gotischen Turm der Stadtkirche Zofingen erklingt ein machtiges und feierliches Grossgelaut Wachet auf ruft uns die Stimme mit verdopupeltem Grundton lautet die gewahlte Tonreihenfolge auf Ges0 Das Gelaut besteht aus sechs Glocken Die kleinste und alteste stammt aus dem Jahre 1403 die anderen sind aus dem Jahre 1929 Alle Glocken bis auf die kleinste wurden in der Glanzzeit von H Ruetschi in Aarau gegossen Die Glocken sind von sonorem und grundtonigen Klang Das Zofinger Gelaut gilt als eines der schonsten Ruetschigelaute Daten der Glocken Nr Ton Name Gewicht1 Ges0 Matthausglocke 6867 kg2 b0 Markusglocke 3506 kg3 des1 Lukasglocke 2050 kg4 es1 Johannesglocke 1463 kg5 ges1 Paulusglocke 779 kg6 as1 Mauritiusglocke ca 300 kgLiteratur BearbeitenAugust Bickel Zofingen von der Urzeit bis ins Mittelalter Verlag Sauerlander Aarau 1992 ISBN 3 906419 09 6 Christian Hesse St Mauritius in Zofingen Verlag Sauerlander Aarau 1993 ISBN 3 7941 3602 0 Manuel Kehrli Der Berner Wappenstein von 1706 in der Stadtkirche Zofingen In Zofinger Neujahrsblatt 2011 ZDB ID 351099 2 S 13 18 Michael Stettler Die Kunstdenkmaler des Kantons Aargau Hrsg Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte Band I Die Bezirke Aarau Kulm Zofingen Birkhauser Verlag Basel 1948 Johann Ludwig Meyer Zschokke Zur Baugeschichte der Stiftskirche In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde Bd 12 1913 S 312 328 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtkirche Zofingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Barbara Tobler Die Stadtkirche Zofingen In Reformierte Kirchen im Aargau Reformierte Kirche Aargau abgerufen am 8 Marz 2023 Stadtkirche Zofingen im Denkmalschutzinventar des Kantons AargauEinzelnachweise Bearbeiten Bickel Zofingen von der Urzeit bis ins Mittelalter S 162 164 Bickel Zofingen von der Urzeit bis ins Mittelalter S 383 Hesse St Mauritius in Zofingen S 16 18 Bickel Zofingen von der Urzeit bis ins Mittelalter S 384 Bickel Zofingen von der Urzeit bis ins Mittelalter S 385 388 Hesse St Mauritius in Zofingen S 25 31 Stettler Die Kunstdenkmaler des Kantons Aargau S 333 337 339 Stettler Die Kunstdenkmaler des Kantons Aargau S 334 335 Stettler Die Kunstdenkmaler des Kantons Aargau S 335 338 Stettler Die Kunstdenkmaler des Kantons Aargau S 339 340 Stettler Die Kunstdenkmaler des Kantons Aargau S 343 344 Stettler Die Kunstdenkmaler des Kantons Aargau S 344 346 Stettler Die Kunstdenkmaler des Kantons Aargau S 346 350 Stettler Die Kunstdenkmaler des Kantons Aargau S 350 351 Stettler Die Kunstdenkmaler des Kantons Aargau S 357 Stettler Die Kunstdenkmaler des Kantons Aargau S 358 Orgelverzeichnis Schweiz und Liechtenstein Orgelprofil Ref Stadtkirche Zofingen AG Hauptorgel hier auch Disposition einsehbar Reformierte Kirchen im Aargau Die Stadtkirche Zofingen Das Innere Orgelverzeichnis Schweiz und Liechtenstein Orgelprofil Ref Stadtkirche Zofingen AG Chororgel hier auch Disposition einsehbarReformierte Kirchen im Kanton Aargau Aarau Aarburg Ammerswil Auenstein Baden Bad Zurzach Beinwil am See Bergdietikon Birmenstorf Birr Birrwil Bozen Bremgarten Brittnau Brugg Brunegg Buchs Densburen Egliswil Ehrendingen Erlinsbach Fislisbach Frick Gebenstorf Gontenschwil Granichen Hausen Hendschiken Holderbank Hunzenschwil Kirchberg Kirchbozberg Kirchleerau Klingnau Koblenz Kolliken Unterkulm Laufenburg Lenzburg Leutwil Mandach Meisterschwanden Mellingen Menziken Mohlin Monthal Moriken Muhen Murgenthal Muri Niederlenz Niederrohrdorf Oberentfelden Obersiggenthal Oftringen Othmarsingen Rein Reinach Reitnau Remigen Rheinfelden Rohr Rothrist Rued Rupperswil Safenwil Schafisheim Schinznach Dorf Schoftland Seengen Seon Dorfkirche Spreitenbach Kreuzkirche Hasel Spreitenbach Staufberg Stein Strengelbach Suhr Tegerfelden Teufenthal Thalheim Turgi Uerkheim Umiken Unterentfelden Untersiggenthal Veltheim Villigen Villmergen Vordemwald Wettingen Widen Windisch Wohlen Wurenlos ZofingenTerritorien der Stadt und Republik Bern bis 1798 Vier Kirchspiele Bolligen Vechigen Stettlen MuriLandgerichte Seftigen Sternenberg Konolfingen ZollikofenAmter Thun Zofingen Aarau Lenzburg Brugg Burgdorf Buren Unterseen Wiedlisbach Obersimmental Niedersimmental Frutigen Oberhofen Aigle Hasli Trachselwald Bipp Aarwangen Wangen Landshut Lenzburg Amt Schenkenberg Aarberg Nidau Erlach Laupen Oltigen Signau Biberstein Aarburg Saanen Brandis Interlaken Konigsfelden Thorberg Fraubrunnen Zofingen Stift Frienisberg St Johannsen Gottstatt Buchsee Sumiswald Roche Saline Koniz Kasteln HettiswilAmter im Waadtland Avenches Moudon Yverdon Lausanne Morges Nyon Vevey Romainmotier Oron Payerne Bonmont Aubonne Villeneuve Spital Gemeine Herrschaften mit Freiburg Schwarzenburg Murten Grandson EchallensGemeineidgenossische Herrschaften Baden Thurgau Freie Amter Rheintal Sargans Locarno Lugano Mendrisio Valle MaggiaAmter und Dienste in der Stadt Bern Bauamt Salzdirektion Mushafen Stift Kornamt Grosses Spital InselspitalKloster im Kanton Aargau Existierende Kloster Fahr HermetschwilEhemalige Kloster Aarau Chorherrenstift Baden Chorherrenstift Rheinfelden Kapuzinerkloster Baden Klosterli Baden Bremgarten Gnadenthal Klingnau Propstei Klingnau Konigsfelden Laufenburg Muri Olsberg Kapuzinerkloster Rheinfelden Wettingen Wislikofen Zofingen 47 28885 7 94525 Koordinaten 47 17 19 9 N 7 56 42 9 O CH1903 638324 237675 Normdaten Geografikum GND 1082451878 lobid OGND AKS LCCN n94050287 VIAF 164145542648096641784 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtkirche Zofingen amp oldid 231625124