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Das Kapuzinerkloster Baden ist ein ehemaliges Kloster des Kapuzinerordens in der Stadt Baden Kanton Aargau in der Schweiz Die Grundsteinlegung fur den ersten Klosterbau ausserhalb des Stadtbachgrabens erfolgte 1591 Das Kloster wurde 1841 aufgehoben Der 1653 gegrundete zweite Klosterkomplex wurde 1855 fur den Bau des Alten Schulhauses abgerissen Die Klosterkirche diente danach als Schulkapelle bis man sie 1877 ebenfalls abriss Kapuzinerkloster BadenBezirksgebaude Baden am ehemaligen Standort des KapuzinerklostersOrden KapuzinerGrundungsjahr 1591Aufhebung Jahr 1841Neugrundung neuer OrdenPatrozinium Katharina von Alexandrien Johannes der TauferLageLand SchweizRegion AargauOrt Baden AGGeografische Lage 47 28 N 8 18 O 47 47118 8 30686 Koordinaten 47 28 16 2 N 8 18 24 7 O CH1903 665454 258185Kapuzinerkloster Baden Schweiz Lage in der Schweiz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Organisation 2 1 Aufgaben und Tatigkeitsbereiche des Konvents 3 Aufbau der Anlage 3 1 Aussenanlage 3 2 Kirchenschiff Ausserer Chor Innerer Chor 3 3 Konventstrakt 4 Erhaltene Ausstattung des Klosters 4 1 Tafelbilder Monstranz und Glocke 4 2 Bibliothek 5 Herausragende Mitglieder 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDen ersten Klosterbau legte man zwischen 1588 und 1591 sudlich des Stadtturms jenseits des Stadtgrabens an Aufgrund des starken Zulaufs entstand 1653 auf dem Gelande ein grosserer Neubau Der Rat der Stadt hatte einen anderen Standort abgelehnt und bestand darauf dass das Kloster nicht mehr als zwolf Personen umfasse 1 Die im Provinzarchiv Luzern erhalten Originalrisse konnen aufgrund der baulichen Details und der Handschrift dem ab 1654 offiziell amtierenden Ordensbaumeister Probus Heine zugeschrieben werden Wahrend des Schweizer Bauernkriegs von 1653 beauftragte die Tagsatzung den Guardian des Badener Kapuzinerklosters die aufstandischen Solothurner Bauern zu beruhigen 2 Moglicherweise wurde fur diese Vermittlertatigkeit die Position des Rates aufgeweicht Der Bauplan von 1653 sah 28 Zellen und damit eine mehr als doppelt so hohe Zahl von Brudern vor Als Reaktion auf bewaffnete Unruhen die durch die Verhaftung des Bunzer Komitees ausgebrochen waren hob der Grosse Rat am 13 Januar 1841 das Kloster zu Beginn des Aargauer Klosterstreits abrupt auf Die Bruder mussten innerhalb von 48 Stunden das Kloster verlassen Dem Guardian Theodosius Florentini wurde vorgeworfen die Landbevolkerung zum Aufstand angestachelt zu haben Florentini konnte sich durch Flucht ins Elsass dem Prozess entziehen 3 Der 1843 endgultig in den Besitz der Ortsburgergemeinde ubergangene Gebaudekomplex wurde bis 1855 als Knabenschule genutzt Nach dem Abriss entstand ab 1856 auf dem Gelande das Alte Schulhaus Die Klosterkirche wurde zunachst weiter als Schulkapelle genutzt jedoch 1877 ebenfalls abgerissen Der Kapuzinergarten wurde parzelliert und an Burger verpachtet 4 Heute sind in der ehemaligen Alten Schule die Kantonspolizei das Bezirksgericht das Bezirksamt und das Bezirksgefangnis untergebracht Organisation Bearbeiten nbsp Johann Rudolf Schellenberg Kapuziner im Gebet Aquarell um 1780Aufgaben und Tatigkeitsbereiche des Konvents Bearbeiten Die Ordenspriester der Kapuziner halfen zeitweilig innerhalb des Dekanats aus Ab 1670 kam nach der Abschaffung des Pfarrzwanges die Spendung des Busssakraments hinzu Die seelsorgerische Betreuung der Kranken und Sterbenden war nach dem Usus der Zeit fast ausschliesslich den Kapuzinern anvertraut Kapuziner nahmen sich in Gefangnissen in besonderer Weise Inhaftierter und Verurteilter an und begleiteten die zum Tode Verurteilten auf ihrem letzten Gang 5 Ein weiterer Schwerpunkt lag in der Mission Wiederholt gab es Beschwerden wegen schmahender Kontroverspredigten so durch den Guardian Gaudentius von Baden in Zurzach am Osterdienstag 1632 6 Der Kapuzinerorden erwarb sich grosse Verdienste bei der Versorgung der Pestkranken in den Epidemien des 16 und fruhen 17 Jahrhunderts Krankenseelsorge und Krankenpflege gingen ineinander uber Aufbau der Anlage Bearbeiten nbsp Edouard Pingret Capucin de la ville de Bade Badener Kapuziner Lithografie bei Godefroy Engelmann 1824Aussenanlage Bearbeiten Das kompakt genutzte Klostergelande lag vor dem Stadtturm jenseits des Stadtgrabens Ublicherweise stand nur die Fassade der Klosterkirche frei Das ubrige Gelande wurde bei Kapuzinerklostern der Zeit von einer Mauer eingefasst Anzunehmen da in den Regeln vorgegeben sind ein Nutz und Krautergarten ein Baumgarten und ein Wirtschaftshof mit Brunnen und Viehtranke Kirchenschiff Ausserer Chor Innerer Chor Bearbeiten Die Baurisse von 1653 im Provinzarchiv sind uberliefert Ublicherweise lagen der Kircheneingang und die Besucherzimmer an der Strasse Die Zellenfenster gingen entweder auf den Rechteckhof oder auf die Garten Der Kirchentyp folgt dem venetisch tirolischen Schema der zeitgenossischen Kapuzinerkirchen Ausgehend von den bauzeitlichen Planen im Provinzarchiv Luzern stand das rechteckige Kirchenschiff Raum fur die Bevolkerung im Norden der Anlage In dem kleineren ihr sudlich angebauten rechteckigen Gebaudetrakt mit zwei Kreuzgewolben folgten der durch das Chorgitter unter dem Transversalbogen abgetrennte Ausseren Chor Altarraum und nach Westen der Innere Chor Gebetsraum der Kapuziner Der Innere Chor und der Aussere Chor waren im Gebrauch der Zeit durch zwei wahrend der Handlungen verschlossene Fenster und eine Trulle verbunden Die beiden Fenster ermoglichten Beichte und Kommunion Durch die Trulle wurden die aus liturgischen Grunden benotigten Mittel Wein Wasser und Brot ausgetauscht Konventsseitig ermoglichte ein oben gelegenes Fenster den Einblick in das Kirchenschiff 7 Die Kanzel wurde uber die im Obergeschoss des Konventstrakts gelegene Bibliothek erreicht Auf der Sudseite des Ausseren Chors befand sich ein Oratorium Konventstrakt Bearbeiten Der vierflugelige Konventstrakt das Quadrum sudlich der Kirche wurde durch einen Eingangskorridor erschlossen Der verschmalerte Nordflugel beinhaltete das Oratorium mit einem Fenster zum Presbyterium Vermutlich grenzten an den Rechteckhof zwei Galerien Uber eine Tur zur Klausur gelangte man am Ende des Eingangskorridors in den Ostflugel der die Sakristei drei Zimmer fur Funktionsraume und Necessarium sowie im sudostlichen Eckzimmer die Kuche enthielt Im Sudflugel war das Refektorium untergebracht Im ausserhalb der Klausur liegenden Westflugel befanden sich Sprechzimmer der obligate Armenspeisesaal und eine beheizbare Pilgerstube Zwei Treppen im nordostlichen Ostflugel und im sudwestlichen Westflugel fuhrten in das Obergeschoss Im Obergeschoss des Quadrums befanden sich im Ost und im Sudflugel das Dormitorium mit 28 Zellen Hinzu kamen Funktionsraume Gastezimmer und die Infermeria Die Bibliothek im Westflugel grenzte an die Wand der Laienkirche und war mit einem Zugang zur Kanzel versehen 8 Erhaltene Ausstattung des Klosters BearbeitenTafelbilder Monstranz und Glocke Bearbeiten Das in der Sebastianskapelle erhaltene Hauptaltarblatt stellt dem Patrozinium folgend die Muttergottes Maria und den Hl Franziskus im Gesprach mit den hll Katharina von Alexandrien und Johannes dem Taufer dar Das der Bologneser Schule zuzuordnende Altarblatt ist mit 1592 datiert und nennt als Maler Annibale Carracci Dem Inventar zufolge wurde das Bild 1593 durch den spanischen Gesandten Pompeius de la Croce gestiftet In der Sebastianskapelle ist ebenfalls das Altarblatt eines Seitenaltares erhalten Er zeigt den Englischen Gruss Der Tabernakel wird im Landvogteischloss aufbewahrt Die nach Vorschriften im 6 Kapitel der Konstitution maximal 150 Pfund schwere Klosterglocke aus dem Jahr 1652 hangt im Turmchen der Kapelle St Nikolaus Die entgegen der Konstitution aus Silber getriebene und teilvergoldete Sonnenmonstranz von 1730 wird heute im Kapuzinerkloster Stans aufbewahrt Bibliothek Bearbeiten Nach den Ordensregeln war der private Besitz von Buchern untersagt Da es immer Absicht unseres Vaters Franziskus war dass die Bruder die fur sie notwendigen Bucher in Gemeinschaft hatten und nicht privat um die Armut besser zu beobachten und jegliche Anhanglichkeit an die Bucher und jede Liebhaberei vom Herzen fernzuhalten wird verordnet dass es in jedem Konvent einen kleinen Raum gebe in dem die Heilige Schrift sowie die Werke einiger heiliger Lehrer aufbewahrt werden 9 Dem bis zu zehn Jahre dauernden Studium der Novizen und Kleriker sowie der Vorbereitung der Predigten verdanken die zum Teil durch Schenkungen erweiterten Kapuzinerbibliotheken ihre Entstehung Nach der Auflosung des Klosters gelangten die Bucher 1841 in die Aargauer Kantonsbibliothek Der Bibliothekskatalog hat sich im Staatsarchiv Aargau erhalten und ein Katalog 10 Der aus den Kapuzinerklostern ubernommene Bestand wurde noch 1857 als wenig oder nicht bedeutend eingestuft da er vornehmlich aus asketischen Schriften Ausgaben der Kirchenvater und Klassikern bestand 11 Herausragende Mitglieder Bearbeiten nbsp Der letzte Guardian Theodosius FlorentiniLudwig von Sachsen Einsiedel 1554 1608 erster Guardian von 1591 bis 1596 12 Theodosius Florentini 1808 1865 Sozialreformer Guardian in Baden von 1838 bis 1841Literatur BearbeitenPeter Hoegger Ehemaliges Kapuzinerkloster Baden In Die Kunstdenkmaler des Kantons Aargau Der Bezirk Baden Band VI Birkhauser Basel 1976 S 194 198 Engelbert Ming OFMCap Das ehemalige Kapuzinerkloster zu Baden 1593 1841 In Helvetia Franciscana 17 1988 S 93 148 Einzelnachweise Bearbeiten Walther Hummerich Kapuzinerarchitektur in den Rheinischen Ordensprovinzen Bauvorschriften der Kapuziner Gesellschaft fur Mittelrheinische Kirchengeschichte Mainz 1987 S 152 Johann Joseph Alois Vock Der Bauernkrieg im Jahr 1653 oder der grosse Volksaufstand in der Schweiz 1831 S 259 Bernd Moeller Bruno Jahn Hrsg Deutsche Biographische Enzyklopadie der Theologie und der Kirchen de Gruyter Berlin 2005 S 429f Otto Mittler Geschichte der Stadt Baden Band 2 H R Sauerlander 1962 S 216 Beda Mayer Helvetia Franciscana Band 12 Heft 6 1977 S 149 J Muller Der Aargau seine politische Rechts Kultur und Sittengeschichte F Schulthess 1871 Band 2 S 210 Karl Grunder Zisterzienserbauten in der Schweiz neue Forschungsergebnisse zur Archaologie und Kunstgeschichte Band 1 Verlag der Fachvereine 1990 S 253 Vgl Abbildung der Risse in Hoegger Peter 1976 S 195 Zitat aus Vortrag von Leonhard Lehmann zur Eroffnung der Wanderausstellung Frommigkeit amp Wissen aus Anlass des Gedenkjahres der Sakularisation der Kapuziner 1803 am 12 Juni 2003 in der Universitats und Landesbibliothek Munster uni muenster de PDF 176 kB Paul Schwenke In Zentralblatt fur Bibliothekswesen Band 27 S 209 Vgl Katalog der Aargauischen Kantonsbibliothek Erster Theil Alphabetischer Katalog Band 1 Aarau 1857 S XXXIV Bernd Moeller Bruno Jahn Hrsg Deutsche Biographische Enzyklopadie der Theologie und der Kirchen de Gruyter Berlin 2005 S 434 Kloster im Kanton Aargau Existierende Kloster Fahr HermetschwilEhemalige Kloster Aarau Chorherrenstift Baden Chorherrenstift Rheinfelden Kapuzinerkloster Baden Klosterli Baden Bremgarten Gnadenthal Klingnau Propstei Klingnau Konigsfelden Laufenburg Muri Olsberg Kapuzinerkloster Rheinfelden Wettingen Wislikofen Zofingen Normdaten Korperschaft GND 16329430 6 lobid OGND AKS VIAF 196800841 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kapuzinerkloster Baden amp oldid 236993551