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Sexualethik in gewissem Sinne auch Sexualmoral alter auch Geschlechtsmoral ist ein Teilbereich der Angewandten Ethik der sich mit der Sexualitat des Menschen seinem Geschlechtsleben und dessen Beurteilung beschaftigt Die Beurteilung der sozialen Normen und Wertvorstellungen fur das sexuelle Verhalten des Menschen welches von der jeweiligen Gesellschaft und ihrer Epoche abhangig ist erfolgt anhand von allgemeinen ethischen Prinzipien Zentrale Massstabe fur die Sexualethik sind die Wurde der Person Freiwilligkeit Verantwortung und die Menschenrechte Bis zum 18 Jahrhundert war die Sexualmoral in Europa wesentlich vom Christentum und durch Christliche Werte bestimmt 1 Im 18 und 19 Jahrhundert und am Anfang des 20 Jahrhunderts als der Begriff Sexualethik erstmals in der Literatur verwendet wurde 2 war sie von der Auseinandersetzung mit christlicher Moral burgerlichen Moralvorstellungen und der Frage nach einer naturlichen Sexualmoral Biologismus gepragt Unter dem Einfluss des Feminismus der Antibabypille und der Sexuellen Revolution begann ab den 1960er Jahren eine Liberalisierung der Sexualmoral die zu einem Wandel in der Sexualethik fuhrte 3 In der Gegenwart werden die vielfaltigen Ausdrucksformen menschlicher Sexualitat in vielen Landern weitgehend akzeptiert und vornehmlich dahingehend bewertet ob sie anderen psychischen oder physischen Schaden zufugen oder nicht Die AIDS Problematik hat dazu gefuhrt dass sexuelle Aufklarung und Safer Sex zu wichtigen offentlichen Anliegen der Sexualethik geworden sind 4 Haufig diskutierte Themen der Sexualethik sind Sexualerziehung Masturbation nichteheliche Beziehungen Homosexualitat sexuelle Identitat und Prostitution Inhaltsverzeichnis 1 Begriffe 2 Geschichtliche Entwicklung in Europa 2 1 Antike 2 2 Mittelalter 2 3 Fruhe Neuzeit 2 4 19 Jahrhundert 2 5 20 Jahrhundert 2 5 1 Liberalisierung ab den 1960er Jahren 2 5 2 Reaktion der Kirchen auf die Liberalisierung 2 6 Gegenwart 3 Moderne Sexualethik 3 1 Hedonismus 3 2 Eudaimonismus 3 3 Prinzipienethik Deontologie 3 4 Utilitarismus 3 5 Systematik 3 5 1 Handlungsempfehlungen 3 5 2 Sexualethik in den Menschenrechten 3 5 3 Liebe und Erotik 3 5 4 Lustbefriedigung und Prostitution 3 5 4 1 Deontologie 3 5 4 2 Utilitarismus 3 5 4 3 Uberschneidung von Deontologie und Utilitarismus 3 5 5 Scham 3 5 6 Theorie und Praxis 4 Religiose Sexualethik 4 1 Christliche Sexualethik 4 1 1 Geschichtliche Entwicklung 4 1 2 Heute 4 2 Sexualethik im Judentum 4 2 1 Rituelle Unreinheit 4 2 2 Sexualethische Gebote 4 2 3 Sexualhygiene 4 3 Islamische Sexualethik 4 4 Buddhistische Sexualethik 5 Sexualethik im Kulturvergleich 5 1 BDSM 5 1 1 Kommerzialisierung von BDSM 5 1 2 Kritik an BDSM 5 2 Nichteinvernehmliche Praktiken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBegriffe BearbeitenNach philosophischer Terminologie ist die Sexualethik die wissenschaftliche Beschaftigung mit der Sexualmoral also die Reflexion uber die in der jeweiligen Gesellschaft geltenden Normen und Werte in Bezug auf die menschliche Sexualitat 5 Beide Ethik und Moral wirken sich je nach Kultur und Staat auf die Gesetzgebung aus Sie beeinflussen zum Beispiel die Hohe des Schutzalters das Ehe und Familienrecht den rechtlichen Status von Homosexualitat und das Sexualstrafrecht Die Sexualethik hat Beruhrungspunkte mit der Bioethik Medizinethik und Sozialethik 6 wobei ethische Fragen im Zusammenhang mit der Fortpflanzung Reproduktionsmedizin wie Samen und Eizellspenden und Leihmutterschaft behandelt werden Die Themen Prostitution und Pornografie werfen auch viele sozialethische politische und rechtliche Fragen auf weil sie oft mit Menschenhandel und wirtschaftlicher und psychologischer Ausbeutung in Zusammenhang stehen Die religiose Ethik theologische Ethik orientiert sich bei der Beurteilung des moralischen Verhaltens zusatzlich an den ethischen Grundprinzipien wie sie in den Heiligen Schriften und Traditionen der jeweiligen Religion formuliert sind und zieht daher bei einigen Fragen andere Schlusse als die allgemeine Ethik Geschichtliche Entwicklung in Europa BearbeitenAntike Bearbeiten Im Antiken Griechenland wurde Sexualitat als normaler menschlicher Trieb angesehen Spass am Sex galt als wichtig fur ein gutes Verhaltnis zwischen Mann und Frau Fruchtbarkeit und Liebe Andererseits galt weibliche Jungfraulichkeit bis zur Ehe als strenges Gebot In vielen griechischen Stadten konnten Manner wie Frauen fur die Missachtung dieses Gebotes hingerichtet werden Kulturell wurde mit diesen Verhaltnissen gespielt Unentdeckte anruchige Entjungferung kam in vielen Geschichten vor die mit der gesellschaftlichen Strenge spielten Ein Beispiel hierfur ist die Mythologie die voll ist von sexuellen Erlebnissen so z B den zahlreichen Verfuhrungen des Zeus der sich in Tiere verwandelt um sich Frauen zu nahern Im Kriegsfall wurden nach einem Sieg Vergewaltigungen oft gezielt eingesetzt um die Kriegsgegner zu entehren 7 Mannliche Homosexualitat war akzeptiert und wurde teilweise gefordert So wurde etwa in Theben im 4 Jahrhundert v Chr die heilige Schar formiert eine militarische Elitetruppe die ausschliesslich aus mannlichen Liebespaaren bestand 8 Die romische Republik und fruhen Kaiserzeit war eine Gesellschaft deren Wohlstand auf der Unterdruckung rechtloser Sklaven basierte Die erwartete Sexualmoral hing hier erheblich vom gesellschaftlichen Stand ab Sklaven waren unabhangig von Alter und Geschlecht gezwungen jedes sexuelle Bedurfnis der Sklavenhalter zu befriedigen oder als Prostituierte in Bordellen oder Thermen zu arbeiten und den Lohn an ihre Herren abzufuhren Dieses kontinuierliche Missbrauchsverhaltnis war gesellschaftlich vollig akzeptiert Anders sah es mit der Erwartung gegenuber Frauen aus den Schichten der Plebejer und Patrizier aus Der Wert der pudictia der sexuellen Zuruckhaltung und Reinheit wurde als Idealbild der freien Frauen als mater familias gelobt auch wenn kein gesellschaftlicher Zwang zur Askese bestand und Verstosse gegen die Sexualmoral nicht geahndet wurden 9 Die romische Religion beforderte diese Werte Besonders herauszuheben ist dabei der Vesta Kult Der Verlust der Jungfraulichkeit einer Vestalin einer Priesterin der Gottin Vesta konnte nach romischem Glauben grosses Unheil bis hin zum Ausbruch von Epidemien oder Naturkatastrophen uber Rom bringen Ein gravierender Wandel der Sexualmoral trat mit der Verbreitung des Christentums ein Bereits Passagen im ersten Korintherbrief des Apostels Paulus konnen als Forderungen nach strenger Monogamie die so zu einem zentralen Wert des fruhen Christentums wurde und Verurteilung von Homosexualitat gedeutet werden Ein Verstoss gegen die gesellschaftliche sexuelle Moral wurde nun als Sunde mit Auswirkungen auf das Leben nach dem Tod gewertet was der strengen Einhaltung der gesellschaftlichen Sexualmoral eine deutlich zentralere Bedeutung verlieh 10 Polygames oder homosexuelles Verhalten wurde mit der abzulehnenden paganen Kultur in Verbindung gebracht von der sich die fruhen Christen gezielt abgrenzten Mit der christlichen Verurteilung jeglicher Sklaverei stellten die fruhen Christen sich auch entschieden gegen die zeitgenossische Prostitution Besondere Bedeutung in der Festigung einer fruhchristlichen Sexualmoral kommt Augustinus von Hippo zu Dieser brachte unter dem Einfluss des Neuplatonismus und der Stoa einen ausgepragten Sexualpessimismus in die kirchliche Lehre des jungen Christentums ein der zuvor innerhalb der Ehe nicht anzufinden war In seiner Erbsundenlehre Konkupiszenz behauptete er bereits irgendein sexuelles Begehren wurde den Menschen zur Sunde verleiten 11 Als besonders verehrter Heiliger und Kirchenvater waren seine Lehren noch das ganze Mittelalter hindurch pragend fur die Sexualmoral im christlichen Europa insbesondere als Vorbild fur das europaische Monchtum und die Begrundung des priesterlichen Zolibats Mittelalter Bearbeiten Das ganze Mittelalter hindurch wurden verheiratete Frauen quasi als Eigentum ihres Mannes angesehen der frei uber ihr Handeln verfugen konnte Wahrend Frauen in Landwirtschaft und Handwerk notwendige Hilfskrafte des Mannes waren waren sie in der adeligen Oberschicht lediglich Schmuckstuck ihres Mannes komplett gesellschaftlich ausgeschlossen und auf private Aktivitaten festgelegt Oft wurden Ehen bereits in fruhester Kindheit arrangiert so dass keine freie Wahl von Sexualpartnern moglich war Da nur eindeutig eheliche Nachkommen erbberechtigt waren wurde weibliche Sexualitat rigide unterdruckt um die Geburt unehelicher Kinder zu verhindern Nach diversen fruhmittelalterlichen Rechtsordnungen durfte ein Mann seine untreue Gattin legal toten 12 noch bis ins 15 Jahrhundert hinein waren gegenuber untreuen Frauen drakonische Korperstrafen wie z B das Abschneiden der Nase nicht unublich 13 Ganz anders sah es mit der Sexualmoral bzw Geschlechtsmoral 14 gegenuber Mannern aus insbesondere mit dem Anwachsen der Stadte im Hochmittelalter In vielen Stadten wurden Bordelle nun stadtisch betrieben Da man keine Chance sah die Prostitution effektiv zu verhindern strebten die Stadte an sie wenigstens zu kontrollieren Von der Kirche wurde der Gang zur Prostituierten als eine kleinere Sunde angesehen denn der Verlust der Jungfraulichkeit einer unverheirateten keuschen Dame Bordelle wurden in der stadtischen Oberschicht vielerorts als Moglichkeit angesehen Vergewaltigungen zu verhindern Ein Beispiel fur eine deutliche Verdammung dieser kirchlichen Politik findet sich bei Thomas von Aquin Dieser beurteilt Sexualitat als grundsatzlich gut sieht jedoch jeden nicht naturgemasse oder nicht vernunftgemasse Gebrauch Ehebruch Prostitution Selbstbefriedigung Coitus interruptus Homosexualitat als Sunde an 15 Die Art der Durchsetzung einer Sexualmoral durch die Obrigkeit unterschied sich im Mittelalter je nach Ort enorm Fruhe Neuzeit Bearbeiten Die Konflikte der Sexualmoral in der fruhen Neuzeit lassen sich z B gut an den Schriften des Reformators Martin Luther festmachen In seinen Verurteilungen des Papstes machte er sich unter anderem uber ihn lustig indem er ihm Homosexualitat vorwarf die nach wie vor als Sunde verdammt galt Auf der anderen Seite wurde im Protestantismus die priesterliche Ehe erlaubt da in dessen Denkweise eine deutlich positivere Einstellung zum ehelichen Sex aufkam denn im Katholizismus Das Sakrament der Ehe und die damit einhergehende eheliche Sexualitat wurden zunehmend gefeiert und nicht mehr als abzulehnende fleischliche Lust kritisiert Gegenuber unehelicher Sexualitat hingegen wurden die moralischen Verbote die nun zunehmend Manner und Frauen in einem ahnlichen Masse betrafen konfessionsunabhangig starker Uber ganz Europa hinweg wurden im 16 und 17 Jahrhundert Bordelle geschlossen und moralische Verstosse gesellschaftlich wie gerichtlich geahndet z B durch die spanische Inquisition Mutter unehelicher Kinder wurden gesellschaftlich geachtet und mit empfindlichen Strafzahlungen belegt 16 Mit dem Beginn des Zeitalters der Aufklarung verloren die christlichen Kirchen erheblich an moralischem Einfluss Mit dem Aufkommen der sich als solches definierenden Schicht des Burgertums und der Idee eines Staatswesens im modernen Sinne verloren Autoritaten ihren Einfluss auf das Privatleben der Menschen Sexualmoral verlor ihre Absolutheit und wandelte sich zu einem burgerlichen Diskurs 17 Das zunehmende Ideal der Freiheit stand gegen staatliche oder kirchliche Einmischung in die Schlafzimmer der Menschen Prostitution wurde zunehmend wieder erlaubt In der adeligen Oberschicht kam insbesondere in England und Frankreich ab Mitte des 17 Jahrhunderts eine Kultur der Libertins auf die fur erotische Abenteuer offen waren 18 Die Zahl der Matressen an den Hofen der Adeligen nahm massiv zu Am fur die europaische Kultur insgesamt pragenden franzosischen Konigshof etwa wurde eine grosse sexuelle Freiheit vorgelebt die sich etwa in zahlreichen koniglichen Damenbekanntschaften oder der ausgelebten Homosexualitat Philippes I zeigte Affaren wurden zunehmend auch im gehobenen Burgertum zur Normalitat Auch wurden im 18 Jahrhundert mehr und mehr pornographische Schriften veroffentlicht so z B die Werke Samuel Richardsons John Cleland oder Giacomo Casanovas In einigen derartigen Schriften wurde jegliche Form von Sexualmoral z B Homosexualitat aber auch Inzest betreffend abgelehnt so z B in den Werken Marquis de Sades 19 19 Jahrhundert Bearbeiten Auch unter Leuten die nicht der gesellschaftlichen Elite angehorten wurde unehelicher Sex ab dem 17 Jahrhundert zwar ublicher und die allgemeine sexuelle Offenheit nahm zu doch im Falle einer Schwangerschaft war eine Ehe bereits aus wirtschaftlichen Grunden notwendig Die Zahl der Falle in denen Frauen da der Vater sie verlassen hatte ihre Kinder allein zu erziehen hatten nahm deutlich zu Das Abnehmen der Kindersterblichkeit fuhrte zu einem immer weiteren Anwachsen der Gesellschaft und wirtschaftliche Uberlegungen und Familienplanung wurden wichtiger um die eigene Familie versorgen zu konnen Hatten Kinder bisher zum familiaren Wohlstand beigetragen war die Gesellschaft nun in eine Phase ubergetreten in der Kinder mehr kosteten als sie der Familie einbrachten Aus diesen Umstanden resultierte die neue sexuelle Ethik des viktorianischen Zeitalters Statt kirchlichen Gesetzen wurde nun eine gesellschaftliche Grundmoral der Abstinenz zur Instanz der moralischen Regulation der Sexualitat Auch innerhalb der Ehe sollte Sexualitat nun moglichst unterdruckt werden Kindliche Sexualitat wurde nicht mehr geduldet und strenge Erziehungsmassnahmen eingefuhrt die eine sexualfeindliche Einstellung von klein auf propagierten Biologistische Einflusse veranderten die Beurteilung verschiedener Verhaltensweisen auch sexueller Art als krank im Gegensatz zu sundig So setzte sich zum Beispiel in der Medizin die Ansicht durch Selbstbefriedigung sei schadlich oder Zeichen psychischer Probleme Vielerorts kam es zu rigider Zensur unzuchtiger Kunst und Literatur Galten zuvor oft Frauen als anruchige Verfuhrerinnen vor denen Manner sich in Acht zu nehmen hatten herrschte nun die gegenteilige Behauptung vor dass Frauen uberhaupt kein sexuelles Verlangen hatten Gerade unter Frauen setzte sich die viktorianische Sexualethik besonders durch wahrend es unter burgerlichen Mannern nach wie vor verbreitet blieb zu Prostituierten zu gehen oder Verhaltnisse mit ihnen untergebenen Dienstmadchen zu beginnen 20 Weniger durchgesetzt waren die viktorianischen Ideale in der neu entstandenen Schicht der Arbeiter in der vorehelicher Sex durchaus ublich blieb da Bildung und burgerliche Werte hier kaum verbreitet waren Eine durchgesetzte Sexualmoral lasst sich in der Arbeiterschicht des Industrialisierungszeitalters kaum ausmachen Auch hier kam es zu zunehmenden wirtschaftlichen Problemen durch zu hohe Geburtenraten eher als durch eine Sexualmoral wie in der Oberschicht trug hier jedoch die zunehmende Verbreitung von Kondomen zur reduzierten Geburtenrate bei 21 20 Jahrhundert Bearbeiten Die am Ende des 19 Jahrhunderts entstandene psychologische Wissenschaft stellte die Bewertung menschlichen Sexualverhaltens auf eine neue Grundlage und trug dazu bei die burgerliche Moral aufzubrechen Auch in der Medizin setzte sich zunehmend die Sichtweise durch dass nicht jedes andere Ausleben von Sexualitat also alles was nicht direkt zur Fortpflanzung beitrug zwangslaufig schadlich sein musse Die Sexualethik des Christian von Ehrenfels 1859 1932 22 kritisierte die Moral der burgerlichen Sittlichkeit des 19 Jahrhunderts als verlogene Doppelmoral 23 Diese war gepragt von einer grossen Skepsis gegenuber einer frei ausgelebten Sexualitat vor allem in Bezug auf die Selbstbefriedigung Sie behauptete diese wurden der Gesundheit und einer naturlichen Entwicklung schaden 24 In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts setzten sich im deutschsprachigen Raum neue Normen durch Sexualitat ohne Schuldgefuhle basierend auf einer Konsensmoral lustvoll fur beide Partner und nicht unbedingt reproduktiv Dies wurde von den Kirchen massiv abgelehnt 25 In diesem sexuell liberalen Klima entstanden auch die Erkenntnisse von Sigmund Freud Triebtheorie und Wilhelm Reich die die sexuelle Revolution nachhaltig beeinflussten Das NS Regime vertrat eine ambivalente Sexualethik Anfangs forderte es eine konservative Ehe und Fortpflanzungsmoral Bald wurde das rassistische Programm der NS Sexualpolitik deutlich Die Herrenrasse wurde zu einem liberalen Ausleben der Sexualitat ermuntert um das deutsche Volk im Sinne der NS Volkstumspolitik zu starken die traditionelle christliche Moral wurde aktiv bekampft 26 Dabei war das Regime aber offen homophob der 175 des Strafgesetzbuches wurde verscharft 27 In den 1950er Jahren erfolgte eine Restauration der christlich burgerlich restriktiven Sexualmoral 3 Liberalisierung ab den 1960er Jahren Bearbeiten Bei der ab den 1960er Jahren erfolgten Liberalisierung der offentlichen Sexualmoral wirkten mehrere Faktoren zusammen In Deutschland entwickelte sich im Zuge der Aufarbeitung des Nationalsozialismus eine Gegenbewegung gegen die repressive Sexualmoral der fruherer Jahrzehnte und die Fortfuhrung der NS Moral Diese Kritik traf auch die Kirchen die ihre traditionelle Moral oft mit dem gesunden Volksempfinden zu untermauern versuchten Die Sexualmoral der Kirchen wurde als schopfungsfeindlich und unbiblisch nicht mehr ernst genommen oder der Nahe des Faschismus bezichtigt 28 29 Die zweite Frauenbewegung forderte die Selbstbestimmung uber die weibliche Sexualitat mit dem Recht auf Abtreibung und sie bekampfte Pornografie und Prostitution als Formen der patriarchalen Unterdruckung der Frauen 30 Die Antibabypille und die Emanzipation von der traditionellen Moral sexuelle Revolution machten Sex ohne Angst vor ungewollter Schwangerschaft fur Jugendliche und Erwachsene moglich Alle diese Faktoren wirkten sich nachhaltig auf die Sexualethik und die Gesetzgebung aus Die von Autoritaten wie Kirche und Staat bestimmten Regeln wurden durch eine demokratische Verhandlungsmoral Respekt vor Autonomie Selbstbestimmung und Gleichberechtigung abgelost 31 Das Auftreten von AIDS in den 1980er Jahren ruckte in der Sexualethik den Aspekt der Verantwortung wieder in den Vordergrund 32 Weiterhin gibt es mediale Zustimmung fur Aufstande gegen die kirchlichen Vorgaben die oftmals als veraltet 33 34 35 angesehen werden Anfang 2022 outeten sich in einer bundesweiten Aktion 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche offentlich und provozierten somit ein Umdenken in der Toleranzpolitik der Kirche 36 Reaktion der Kirchen auf die Liberalisierung Bearbeiten Die katholische Kirche reagierte 1968 auf die Liberalisierung mit der Enzyklika Humanae vitae Pillenverbot Kunstliche Empfangnisverhutung widerspricht aus Sicht der Kirche der personalen Ganzhingabe in der ehelichen Liebe 37 Damit verfestigte sie die uberkommene Moral und ihre Folgen 38 Es begann eine innerkirchliche Kontroverse uber die katholische Sexualmoral in der sich namhafte Theologen und Bischofe gegen die Lehre des Papstes stellten 39 1997 bezeichnete Papst Johannes Paul II das deutsche Abtreibungsrecht als einen Anschlag auf die Wurde des Menschen 1998 forderte er in kirchlichen Beratungsstellen nicht mehr den fur eine Abtreibung notwendigen Beratungsschein auszustellen In der Folge stieg die katholische Kirche aus der Schwangerenkonfliktberatung aus Katholische Laien grundeten den Verein Donum Vitae der weiterhin die fur eine Abtreibung notwendigen Scheine ausstellt 40 Mit seiner Theologie des Leibes predigte Papst Johannes Paul II jedoch einen positiven Blick auf die Sexualitat des Menschen Auch nach der Entdeckung von AIDS ruckte das katholische Lehramt nicht vom Kondomverbot ab und sieht in Enthaltsamkeit und ehelicher Treue den besten Schutz vor einer Ansteckung 41 Papst Benedikt XVI stellte allerdings fest dass der Kondomgebrauch fur mannliche Prostituierte zum Selbstschutz ein erster Schritt zu einer Moralisierung sein kann 41 Eine vom Vatikan 2013 gestartete Umfrage uber Ehe und Familie zur Vorbereitung fur die Bischofssynode im Oktober 2014 kam zu dem Ergebnis Die kirchlichen Aussagen zu vorehelichem Geschlechtsverkehr zur Homosexualitat zu wiederverheirateten Geschiedenen und zur Geburtenregelung finden bei den Glaubigen kaum Akzeptanz und werden uberwiegend ausdrucklich abgelehnt 42 Die evangelische Kirche Deutschlands EKD schwenkte 1971 in ihrer Denkschrift zu Fragen der Sexualethik in eine tolerantere Richtung um Sie betonte eine positive Grundhaltung zur Sexualitat und legte Themen wie Masturbation vorehelichen Geschlechtsverkehr und Empfangnisverhutung in die Gewissensentscheidung der Einzelnen Die Ehe mit dem Willen zu lebenslanger Dauer und Ausschliesslichkeit der Geschlechtsgemeinschaft steht aber ohne Frage im Zentrum der sexualethischen Uberlegungen 43 44 Die verantwortliche Sexualitat wird auch in einer Stellungnahme der EKD von 1988 zur AIDS Problematik betont 45 Ein fur 2014 geplantes Papier der EKD zur Sexualethik das auf die gelebte christliche Realitat eingeht und die lebenslange Ehe nicht mehr als einzige Form von Familie die auf den Segen Gottes hoffen kann bezeichnet wurde wegen massiver Kritik von konservativer Seite nicht veroffentlicht 46 Gegenwart Bearbeiten In der Gegenwart hat die fortschreitende Sakularisierung der westlichen Welt und der kulturelle Pluralismus die Kirchen als Moralinstanzen in den Hintergrund gedrangt Die gesellschaftlichen Umstande Entlastung der Ehe von wirtschaftlichen Versorgungsaufgaben berufliche Selbstandigkeit von Frauen viele Moglichkeiten der Empfangnisverhutung und steigendes Lebensalter machen einen individuellen sexuellen Lebensentwurf moglich Sexuelle Identitaten und Verhaltensweisen die einst abgelehnt wurden finden zunehmend Akzeptanz oder werden zumindest offen diskutiert BDSM in Verbindung mit Sexualitat Bisexualitat Fetischismus Gruppensex Homosexualitat Polyamorie Selbstbefriedigung selbstbestimmte Sexualitat von Jugendlichen Durch den tiefgreifenden Wandel der Sexualmoral in der westlichen Kultur der nach der sexuellen Revolution begonnen hat wurden sexuelle Realitaten weitgehend enttabuisiert Er wird auch als Neosexuelle Revolution bezeichnet Trotz aller moralischen Veranderungen ist der Wunsch nach Beziehung und sexueller Treue in einer Partnerschaft bei den meisten immer noch vorhanden So ist der Ehebruch noch immer sehr haufig mit Schuldgefuhlen verknupft Nach Auffassung des Psychoanalytikers Theodor Reik lassen sich Schuldgefuhle wegen Ehebruchs immer auf inzestuose Wunsche zuruckfuhren weil sich die sexuellen Begierden zuerst auf ein verbotenes Objekt und eine verbotene Beziehung richteten Dabei mussen Manner mit dem Problem eines unsichtbaren Feindes fertig werden der ihre gesetzeslosen sexuellen Wunsche verurteilt und verbietet Der Prototyp dieser sich einmischenden Person ist naturlich der Vater den sie beseitigen unbewusst toten mussen um das begehrte Objekt zu erreichen 47 Doch auch in Bezug auf die Bedeutung von Treue verbreiten sich gegenteilige alternative Modelle nicht als Beziehung definierte Verbindungen zwischen Menschen siehe auch Beziehungsanarchie und offene Beziehungen Innerhalb der Partnerschaft ist eine erfullte Sexualitat anders als fruher ein hoher Wert 48 Zugleich ist die Tabuisierung des Sexuellen in spezifischen Bereichen oft noch bis heute wirksam geblieben Ein Indiz hierfur ist der offentlich zelebrierte sexuelle Tabubruch in westlichen Massenmedien 49 Ein weiteres typisches Phanomen des Umbruchs im Wertesystem ist die Doppelmoral also das Auseinanderklaffen der allgemein eingeforderten Normen und Werte mit dem was im Privaten praktiziert wird Moderne Sexualethik BearbeitenDie philosophische Tradition hat sich nicht direkt mit Sexualethik beschaftigt Die Ethik der Gegenwart bezieht sich daher auf Aussagen der ethischen Klassiker zur sinnlichen Lust und zur Selbstbestimmung des Menschen Hedonismus Bearbeiten Fur den antiken Hedonismus des Epikur gehort das Streben nach sinnlicher Lust zu den unvernunftigen Begierden weil es zwar kurzfristig Freude bereitet aber auf lange Sicht Schmerzen verursacht Ein ausgewogenes von emotionaler Gelassenheit Ataraxie bestimmtes Leben ist fur Epikur das hochste Ziel Eudaimonismus Bearbeiten In der Nikomachischen Ethik des Aristoteles gehort die sinnliche Lust zur untersten Stufe des Glucks den Gutern des Leibes 50 Wenn die korperlichen Grundbedurfnisse nicht zum Selbstzweck werden und im rechten Mass genossen werden sind sie eine notwendige Grundlage um die hochste Stufe der Gluckseligkeit die Weisheit die der Seele des Menschen am meisten entspricht zu erreichen 51 Prinzipienethik Deontologie Bearbeiten Immanuel Kant begrundet die Menschenwurde in folgender Weise Nun sage ich der Mensch und uberhaupt jedes vernunftige Wesen existiert als Zweck an sich selbst nicht bloss als Mittel zum beliebigen Gebrauche fur diesen oder jenen Willen sondern muss in allen seinen sowohl auf sich selbst als auch auf andere vernunftige Wesen gerichteten Handlungen jederzeit zugleich als Zweck betrachtet werden 52 Jeder Mensch ist also nach Kant so zu behandeln dass er vernunftigerweise dem zustimmen konnte was die Anderen von ihm mochten 52 Zentrum von Kants Moralphilosophie ist die sittliche Selbstverpflichtung durch die Vernunftautonomie die im Kategorischen Imperativ zusammengefasst ist Fur Kant ist der Mensch Burger zweier Welten Er ist Naturwesen dessen Handeln von Bedurfnissen Lust oder Unlustgefuhlen motiviert wird und er ist Vernunftwesen Als solches wird er von der reinen Vernunft bestimmt die von sich selbst aus praktisch wird d h die Erkenntnis des sittlich Guten verpflichtet direkt zum Handeln Kant begrundet damit den Durchbruch zu einem modernen Verstandnis von universaler Entscheidungsfreiheit und individueller Verantwortungsethik 53 Die juristische Betonung der Pflicht hat Kant die Kritik eingebracht dass er der Neigung den naturlichen Wunschen und Bedurfnissen des Menschen keinen Wert beimessen wurde Kant ist aber sehr wohl davon uberzeugt dass Neigungen zum Pflichtgemassen die Wirksamkeit moralischer Maximen erleichtern konnen 53 Siehe auch Uber Anmut und Wurde Utilitarismus Bearbeiten Der Utilitarismus des John Stuart Mill verbindet die Anliegen von Hedonismus und Gemeinwohl Ein Zitat von ihm betont die Selbstbestimmung des Menschen Der einzige Grund aus dem Gewalt gegen ein Mitglied der Gesellschaft gegen dessen Willen und Recht ausgeubt werden kann ist der Schutz anderer vor Schaden Sein eigenes korperliches oder moralisches Wohlergehen ist keine hinreichende Rechtfertigung Jeder Mensch ist treuer Huter seiner eigenen korperlichen geistigen oder seelischen Gesundheit 54 Systematik Bearbeiten Ausgehend von diesen Begrundungen der allgemeinen Menschenwurde und Autonomie fordert die normative Sexualethik heute dass alle Menschen unabhangig von der sexuellen Orientierung in ihrer Wurde zu achten sind 55 Handlungsempfehlungen Bearbeiten Aus der ethischen Tradition lassen sich folgende Handlungsempfehlungen fur das Geschlechtsleben ableiten Die Menschen sollen Verantwortung fur die eigene psychische und korperliche Gesundheit ubernehmen ihre Sexualitat gewaltfrei und ohne Zwang leben ihre Sexualitat in einer Beziehung und in beiderseitiger Freiwilligkeit leben Sex im Einvernehmen praktizieren Verantwortung fur die eigene Fruchtbarkeit und die des Partners der Partnerin ubernehmen Verantwortung fur die gezeugten Kinder und fur die Familie ubernehmen 56 Sexualethik in den Menschenrechten Bearbeiten Die auf der Grundlage des Naturrechts und der philosophischen Tradition formulierten fundamentalen Menschenrechte sind fur die Sexualethik eine wichtige Argumentationsgrundlage gegen einen Moralischen Relativismus der unter anderem arrangierte Ehen und Unterdruckung von Homosexuellen mit Kultur und Tradition rechtfertigt In der Allgemeinen Erklarung der Menschenrechte von 1948 ist der Grundsatz der Sexuellen Selbstbestimmung in den Artikeln 7 Diskriminierungsverbot 12 Recht auf Privatleben und 16 Freiwilligkeit bei Eheschliessung und Scheidung und Schutz der Familie verankert In mehreren Erklarungen uber die sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identitat 2008 und 2011 bekraftigt die UNO den Grundsatz der Gleichheit und Nichtdiskriminierung aller Menschen Menschenrechtsverletzungen aufgrund der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentitat werden nachdrucklich verurteilt In der UN Kinderrechtskonvention ist im Artikel 34 das Recht auf Schutz vor sexuellem Missbrauch festgeschrieben Liebe und Erotik Bearbeiten Neben dem Aufstellen von ethischen Regeln die die Menschen vor Schaden bewahren sollen betrachtet die Sexualethik auch den Beziehungsaspekt der menschlichen Sexualitat Die Fahigkeit zu lieben und geliebt zu werden gehort zum Wesen des Menschen Platon hat sich im Mythos vom Kugelmenschen mit der ursprunglichen Bezogenheit der Geschlechter beschaftigt und diese als Eros bezeichnet Diese Bezogenheit ist nach Aristoteles der naturliche Ursprung jeder Gemeinschaft und Gesellschaft Fur Hegel ist Liebe dass ich mich in einer anderen Person gewinne dass ich in ihr gelte was sie wiederum in mir erreicht 57 Die Differenz der Geschlechter ist zwar biologisch bestimmt und auf Fortpflanzung ausgerichtet der Mensch bringt sich aber als Mann oder Frau durch Kleidung Schmuck und Verhalten selbst zum Ausdruck Erotik ist die Verbindung der instinktgebundenen und sinnlichen Komponente der menschlichen Sexualitat mit sprachlichem Ausdruck sozusagen die sexuelle Form der Kommunikation 58 Aus ethischer Sicht kann die Erotik ein ehrlicher Ausdruck der Liebe gegenuber dem Anderen sein oder eine Luge mit dem Ziel der Manipulation Nach Arno Anzenbacher steht die menschliche Sexualitat primar im Sinnanspruch der Liebe Sie vollendet entfaltet verwirklicht nur wenn die in ihr waltende Erotik Liebe ausdruckt Sexualitat als gesinnungsloser liebloser Selbstzweck hat die Tendenz den anderen zum Objekt zur Ware zu machen ihn zu missbrauchen 59 Weil der Mensch geschichtlich ist lasst sich die Liebe nicht bloss auf die Gegenwart festlegen Sie steht im Sinnanspruch der Treue Damit kommt aber die Ehe als jene Gemeinschaft in Sicht auf die hin die menschliche Sexualitat angelegt ist 59 Lustbefriedigung und Prostitution Bearbeiten Bei der Frage der Bewertung sexueller Lustbefriedigung ohne Beziehungsperspektive wird der Unterschied zwischen den beiden Hauptrichtungen der Ethik Deontologie und Utilitarismus deutlich Deontologie Bearbeiten Anzenbacher argumentiert deontologisch die menschliche Sexualitat ist primar auf eine dauerhafte Beziehung ausgerichtet Treue Ehe 60 Nach dieser Sichtweise ist jede Form von Sexualitat die dieses Ziel von vornherein ausschliesst wie One Night Stands oder der Kontakt mit Prostituierten abzulehnen Aus deontologischer Sicht ist Prostitution auch deshalb ethisch nicht zu rechtfertigen weil ein Verkauf von sexuellen Dienstleistungen der Wurde des Menschen der ein Zweck an sich selbst ist 61 widerspricht Der kirchlichen Morallehre liegt der deontologische Ansatz zu Grunde in Verbindung mit dem christlichen Menschenbild Sie betont die sittliche Wurde der sexuellen Begegnung als besonderen Ausdruck der Liebe die den menschlichen Bedurfnissen nach Zuwendung Korperkontakt und Zartlichkeit entspricht Ein kurzfristig egoistisches Interesse am Korper des Anderen verletzt diese Wurde deshalb ist fur die christliche Ethik die Ehe der optimale Schutzraum fur eine menschenwurdige Sexualitat 62 Viele Feministinnen vertraten besonders in den Anfangen des 20 Jahrhunderts ebenso einen deontologischen Standpunkt mit Betonung der Prinzipien Gleichberechtigung und Menschenwurde was wiederum zur Kritik der Lustfeindlichkeit des Feminismus gefuhrt hat Die Ansicht dass eine sexuelle Zusammenkunft von Menschen bei der das gegenseitige Begehren klar im Vordergrund steht abzulehnen ist weil sie das menschliche Subjekt verdinglicht stosst auch bei vielen feministisch eingestellte Frauen auf Widerspruch was sich folglich in der sexuellen Emanzipation der Frau seit den 1960er Jahren widerspiegelt 63 Utilitarismus Bearbeiten Fur den Utilitarismus steht der gemeinsame Nutzen aller Beteiligten im Vordergrund Gegen einen One Night Stand hat diese Theorie dann nichts einzuwenden wenn er auf gegenseitiger Ubereinstimmung beruht und jeder einen personlichen Gewinn daraus zieht Gegen Prostitution ist dann nichts einzuwenden wenn sie auf einer fairen Geschaftsbeziehung basiert und die Prostituierten den Kunden auch ablehnen konnen 64 Uberschneidung von Deontologie und Utilitarismus Bearbeiten Beide Theorien uberschneiden sich wenn eine Handlung mit einer Guterabwagung beurteilt wird Diese Uberschneidung wird auch als Regelutilitarismus oder indirekter Utilitarismus bezeichnet Ethische Prinzipien haben darin die hochste Autoritat weil sie Sicherheit bieten in Notlagen werden sie aber dahingehend gepruft ob sie immer noch dem allgemeinen Gluck dienen bzw Leid vermeiden konnen 65 Fur eine Person die eine monogame Beziehung nicht aufs Spiel setzen mochte ware ein One Night Stand nicht gerechtfertigt weil er den hoheren Wert der eigenen Ehe gefahrdet 66 Andererseits ist in einer Ehe mit einem Mann der die Frau schlagt eine Scheidung und Wiederheirat gerechtfertigt Eine Trennung verstosst zwar gegen das Prinzip der Treue in der Ehe verhindert aber grosses Leid Beide Theorien sind sich darin einig dass zumindest die ethischen Grundprinzipien wie sie in den Menschenrechten formuliert sind nicht unterschritten werden sollen Ein Sexualkontakt darf den anderen nicht schadigen und die Verpflichtungen die aus den eventuellen Folgen des gemeinsamen Geschlechtsverkehrs Schwangerschaft Infektion finanzielle Verpflichtungen entstanden sind mussen ubernommen werden Scham Bearbeiten Das Schamgefuhl das bei Nacktheit in den Kulturen ganz unterschiedliche Auspragungen von Bedeckung nur der Geschlechtsteile bis zur Ganzkorperverschleierung erfahren hat ist der Gegenbegriff zur Erotik Aus ethischer Sicht bringt Scham die Verantwortung zum Ausdruck durch Bedecken des eigenen Korpers andere nicht zu sexuellen Empfindungen und Aktionen zu verleiten 67 Eine Folge des Schamgefuhls ist die allgemein akzeptierte Norm dass Geschlechtsverkehr nur im Privaten und nicht in der Offentlichkeit ausgeubt wird Die gewaltsame Uberschreitung der Schamgrenze bzw der Intimsphare als Provokation und sexuelle Annaherung ist besonders bei anvertrauten Personen wie Kindern Jugendlichen oder Patienten abzulehnen Eine in fast allen Kulturen geachtete Uberschreitung der Intimsphare ist der Inzest Theorie und Praxis Bearbeiten In der Praxis zeigt sich so eine in Deutschland durchgefuhrten Studie von Jakobs Kronung aus dem Jahre 2012 eine erfullte Partnerschaft steht auf der Liste der Lebensziele von Mannern und Frauen ganz oben 68 Ein Rigorismus durch Gebote und Verbote der vor allem von der deontologisch gepragten Sexualethik vertreten wird stosst aber viele Menschen vor den Kopf die versuchen ihre sexuellen Bedurfnisse mit Verantwortung in ihr Leben zu integrieren Die meisten Menschen in Deutschland kennen und respektieren die dort vorherrschenden sexualethischen Grundprinzipien gegenseitige Treue Liebe Respekt und Wertschatzung 69 ohnehin so die Studienautoren Nach Simon Blackburn erwarten Menschen aber im Rahmen dieser Grundprinzipien eine Ethik der Achtung und des Wohlwollens 70 die ihre besonderen Rechte Normen oder Tugenden zur Liste der relevanten Rechte Normen oder Tugenden hinzufugt weil sie dem Gemeinwohl dienen Nach Simon Blackburn kann der indirekte Utilitarismus gerade dies leisten was aus seiner Sicht ein grosser Vorteil gegenuber der Deontologie ist 70 Religiose Sexualethik BearbeitenChristliche Sexualethik Bearbeiten Im Allgemeinen beansprucht das Christentum in seinen unterschiedlichen Stromungen dass die Moral der westlichen Gesellschaft durch den christlichen Glauben auf Grundlage des neutestamentlichen Verstandnisses des Alten Testaments heraus gepragt sei dies gilt aber nur sehr eingeschrankt fur die westliche Sexualethik Geschichtliche Entwicklung Bearbeiten Das Christentum bediente sich in neutestamentlicher Zeit im Bereich der moralischen Verbote an seinem Verstandnis des so genannten mosaischen Gesetzes Geschlechtsverkehr von Unverheirateten Ehebruch Inzest und Homosexualitat wurden fur Christen als nicht akzeptables Verhalten gelehrt Die Gebote bezuglich kultischer Reinheit spielten fur Christen jedoch keine Rolle mehr Neu war im Heidenchristentum schon fruh eine Wertschatzung der Ehelosigkeit um sich Gott besonders zur Verfugung stellen zu konnen etwas das im Urchristentum oder im Judenchristentum so nicht bekannt war Ebenso war neu dass nicht nur die tatsachliche sexuelle Handlung sondern auch das gezielte Denken an eine verbotene sexuelle Handlung als Fehlverhalten gewertet wurde Ebenso wurde Wiederheirat nach einer Scheidung als Ehebruch angesehen Abtreibung ist im Neuen Testament nicht erwahnt wurde aber von den Kirchenvatern der ersten Jahrhunderte durchgehend abgelehnt Im Verlauf der Kirchengeschichte wurden die alt und neutestamentlichen Gebote unterschiedlich stark betont und Verstosse unterschiedlich konsequent verurteilt In der romisch katholischen Kirche entwickelten sich zusatzliche Regeln die nicht direkt in der Bibel aufgefuhrt sind z B der Zolibat von Priestern und das Verbot kunstlicher Empfangnisverhutung Heute Bearbeiten Praktisch alle katholischen evangelischen sowie orthodox christlichen Kirchen lehnen Ehebruch Promiskuitat und Pornographie ab Bei manchen Fragen der Sexualethik liegen die Meinungen bzw Uberzeugungen dagegen weit auseinander Konservative Christen aller Konfessionen halten sich auch heute noch weitgehend an die Sexualethik die in der Zeit des Neuen Testaments herrschte und lesen das Neue Testament nicht bloss als beschreibendes sondern als ein vorschreibendes Werk Dies betrifft sowohl die Ehe Eph 5 21 33 EU als auch die Ehelosigkeit 1 Kor 7 32 35 EU die durch die Beziehung zu Christus eine tiefere religiose Bedeutung erlangen aber auch die Rolle der Frau die dadurch von einem patriarchalen Frauenbild gepragt ist 1 Tim 2 8 15 EU Die Folgen der traditionellen Sexualmoral sind in der Fachliteratur beschrieben 38 Liberale Christen berucksichtigen in ihrer Sexualethik starker die Motivationen der Handelnden und lassen diese im Hinblick auf Evangelische Freiheit gegenuber das Liebesgebot wiegen Einen Gesetzeskodex sehen sie im Neuen Testament nicht In diesem Zusammenhang ist auch die feministische Theologie zu sehen die eine wortliche Auslegung Exegese der biblischen Sexualethik als patriarchal ablehnt Sexualethik im Judentum Bearbeiten Im Judentum wird der Sexualitat seit Alters her ohne die sundhafte Anhaftung christlicher Sexualmoral ethischer ganzheitlicher Ausdruck verliehen Sexualitat wird im Judentum eindeutig bejaht und positiv konnotiert dies gilt heute in nicht orthodoxen Stromungen des Judentums auch fur homosexuelle Juden Rituelle Unreinheit Bearbeiten Die judische Religion geht vom Gebot der kultischen oder rituellen Reinheit aus Rituelle Unreinheit im religiosen judischen Sinne ist weder mit Sunde im judischen Verstandnis noch mit physikalischer Verschmutzung gleichzusetzen Die kultische Reinheit kann auch ohne bewusstes Handeln verlorengehen etwa durch Samenerguss Geburt Beruhrung eines Toten oder durch Menstruation Ebenso wird jemand im religiosen rituellen judischen Sinne unrein der z B eine menstruierende Frau beruhrt da in ihr ein Absterbeprozess stattgefunden hat Daher fuhrt auch der Geschlechtsakt wahrend der Menstruation zum Zustand der Unreinheit 71 Sie konnen durch Akte der rituellen Reinigung etwa in einer Mikwe aufgehoben werden Sexualethische Gebote Bearbeiten Neben dem Aspekt der rituellen Reinheit gibt es sexualethische Gebote im Judentum Einerseits gibt es negative sexualethische Gebote z B Verbote sexueller Handlungen die in judischen Schriften eindeutig als Fehlverhalten bezeichnet werden wie z B Geschlechtsverkehr ausserhalb der Ehe 72 Aufgrund ihrer Interpretation dieser Schriften werten orthodoxe Juden praktizierte sexuelle mannliche Homosexualitat als schwere Unreinheit Im konservativen und im liberalen Judentum Reformjudentum werden die Mitzwot im Gegensatz zum orthodoxen Judentum freier moderner und erleichtert ausgelegt und beachtet So sind beispielsweise im Reformjudentum Segnung gleichgeschlechtlicher Paare fur Homosexuelle generell zugelassen im konservativen Judentum teilweise Andererseits gibt es positive sexualethische Gebote Aufforderungen zum Sex in der Ehe und besonders die Pflicht zur Beachtung und Befriedigung der weiblichen Sexualitat durch den Ehemann Sexualhygiene Bearbeiten Das gezielte Denken an eine verbotene sexuelle Handlung wird nicht als sundig angesehen sondern nur das eventuell praktizierte tatsachliche sexuelle Fehlverhalten Dies ist vom Standpunkt der psychischen Sexualhygiene betrachtet fur beide Geschlechter entlastend Islamische Sexualethik Bearbeiten Die Handhabung von Themen im Bereich der Sexualethik variiert im Islam sehr stark nach Geographie und Gesellschaftsschicht Im Allgemeinen gilt die Ehe als Manifestation des Gottlichen Willens Die islamische Tradition bezeichnet sie als essenziell und erachtet Ehelosigkeit als eine uble Gegebenheit die voll Bosem ist Im Islam ist der Oralverkehr grundsatzlich explizit nicht verboten wird jedoch von vielen Islamischen Gelehrten als dem Naturell des Menschen zuwider betrachtet Daher ist das Ejakulieren in den Mund verboten haram Analverkehr ist bei den Sunniten verboten haram bei den Schiiten dagegen makruh erlaubt aber verpont Fur Manner und Frauen gibt es sehr unterschiedliche sexualmoralische Vorschriften und Traditionen die sich primar um die Ehre der Frauen zunachst durch die Jungfraulichkeit und die sexuelle Schamhaftigkeit zentrieren die umgekehrt von Mannern nicht in dieser Form erwartet werden Auch die Polygynie wird in der islamischen Ehe prinzipiell akzeptiert Buddhistische Sexualethik Bearbeiten Im Gegensatz zu den meisten anderen Glaubensrichtungen spielt die Sexualethik im Buddhismus keine so wichtige Rolle in der Vermittlung von Werten Trotzdem gibt es auch hier klare moralische Vorstellungen Sie ergeben sich aus den funf Grundsatzen Vermeide es anderen Lebensformen zu schaden sei liebevoll und freundlich Vermeide es das nicht Gegebene zu nehmen praktiziere Grosszugigkeit Vermeide es sexuellen Ehebruch zu begehen sei zufrieden Vermeide es zu lugen sei ehrlich Vermeide es Dich zu berauschen sei aufmerksamObzwar der Buddha in den Pali Schriften nur Ehebruch als sexuelles Fehlverhalten definierte haben spatere buddhistische Kommentatoren wie Vasubandhu und Tsongkhapa sexuelles Fehlverhalten u a damit definiert dass auch Geschlechtsverkehr durch Anus und Mund sexuelles Fehlverhalten seien Der Dalai Lama hatte in seinem Buch Jenseits des Dogmas buddhistische Regeln zitiert denengemass homosexuelle Sexualpraktiken als unkorrektes Verhalten eingestuft werden Der Dalai Lama bezieht sich in seinen Aussagen zur Homosexualitat auf diese beiden Autoren Allerdings sieht er die Moglichkeit diese Regeln im Kontext von Zeit Kultur und Gesellschaft zu verstehen Wenn Homosexualitat zu den heute akzeptierten Normen gehort ist es moglich dass es akzeptabel sein konnte Diese Aussagen traf er bei einem Treffen zu diesem Thema mit einer Gruppe homosexueller Buddhisten am 11 Juni 1997 in San Francisco 73 Steve Blame berichtet uber die Ansicht des Dalai Lama Er fande nichts Schlimmes an Homosexualitat sagte er Es ginge doch um die Qualitat der Liebe nicht um ihre Orientierung Ausserdem sei es fur ihn eine Grundregel andere Menschen so zu akzeptieren wie sie sind Egal um was es dabei geht 74 Fur buddhistische Monche und Nonnen wird durch die Vinaya jegliche Form von Geschlechtsverkehr untersagt Sexualethik im Kulturvergleich BearbeitenIm Vergleich verschiedener Kulturen und Gesellschaften offeriert die allgemein anerkannte Sexualmoral einen offeneren Umgang mit Sexualitat in anderen ist sie dagegen deutlich strenger als im europaischen Raum So gibt es normative Unterschiede beispielsweise zu folgenden Teilaspekten Intaktheit der primaren Geschlechtsorgane Existenz von Beschneidungstraditionen bzw Genitalverstummelung deren Umfang und Zeitpunkt bzw Sanktionierung Existenz einer formalen Ehe und damit einhergehend die Beurteilung von Ehebruch Form der Ehe Monogamie Polygynie Polyandrie Polygynandrie Sexualitat vor oder ausserhalb der Ehe Prostitution Das Alter der Ehefahigkeit Formen sexueller Interaktion ohne Geschlechtsverkehr Zeiten und Ausfuhrungen des Geschlechtsverkehrs Universelle Normen die fur alle Gesellschaften und Kulturen gelten gibt es nicht Einige Normen gelten kultur und gesellschaftsubergreifend allerdings weitgehend ubereinstimmend Geschlechtsverkehr geschieht im Privaten Vergewaltigung ist geachtet Inzest ist tabuisiert Diese Normen werden manchmal unter speziellen Riten Religion oder gegenuber Menschen die als niedere oder nicht zur Gesellschaft zugehorige Gruppe angesehen werden Geachtete Kriegsgegner Entmenschlichte missachtet BDSM Bearbeiten Eine widerspruchliche Sonderrolle spielt BDSM der auf Einvernehmlichkeit der beteiligten Partner basiert Hierbei nimmt einerseits die gesellschaftliche Akzeptanz dieser sexuellen Varianten in westlichen und einigen asiatischen Gesellschaften seit einigen Jahrzehnten zu und entsprechende Symbole werden verstarkt von Kunstlern in Film Literatur Musik und Werbung aufgenommen Andererseits sind BDSM Praktiken in vielen Landern z B aufgrund der unscharfen Abtrennungsmoglichkeiten von Vergehen gegen die sexuelle Selbstbestimmung und der ggf ausgeubten Korperverletzung nach wie vor Gegenstand unterschiedlichster Gesetzgebungen des Jugendschutzes und des feministischen Diskurses Seitens der Religionsgemeinschaften gibt es gegenwartig keine klaren Aussagen zu BDSM Praktiken Die rechtliche Beurteilung von BDSM unterscheidet sich international sehr stark In Deutschland den Niederlanden in Japan und in den skandinavischen Landern stellen diese Praktiken i d R keine Straftaten dar wobei in Deutschland die Grenze zur Strafbarkeit spatestens bei der schweren Korperverletzung die haufig bei sadomasochistischen Vorlieben vorkommt uberschritten wird In Osterreich gibt es keine gefestigte Rechtslage wahrend in der Schweiz BDSM Praktiken teilweise strafbar sein konnen Pornografie mit BDSM Elementen wird in der Schweiz und in Deutschland per se als jugendgefahrdend bewertet Im Rahmen des Spanner Case urteilte der Europaische Gerichtshof fur Menschenrechte am 19 Februar 1997 in Case of Laskey Jaggard and Brown v The United Kingdom 109 1995 615 703 705 February 1997 dass jeder Staat der EU eigene Gesetze gegen Korperverletzung erlassen darf unabhangig davon ob die Korperverletzung einvernehmlich ist oder nicht In der Schweiz ist der Besitz von Gegenstanden oder Vorfuhrungen die sexuelle Handlungen mit Gewalttatigkeiten zum Inhalt haben seit der Verscharfung des Schweizerischen Strafgesetzbuches Art 135 und 197 am 1 April 2002 strafbar Kommerzialisierung von BDSM Bearbeiten Durch die Romantrilogie Shades of Grey und deren Verfilmung erhielt BDSM starkere offentliche Aufmerksamkeit z T Lifestyle und Kultcharakter und wurde international kontrovers diskutiert 75 Kritik an BDSM Bearbeiten In Deutschland setzt die von der Feministin Alice Schwarzer herausgegebene Zeitschrift Emma die PorNO Kampagne gegen Frauenhass und Gewaltpornographie fort In ihr vertritt Schwarzer unter anderem die Auffassung dass sado masochistische Praktiken generell mit verurteilenswerter Gewalt gegenuber Frauen gleichzusetzen sind und Pornografie generell der Propagierung und Realisierung von Frauenerniedrigung und Frauenverachtung diene Schwarzers bekannteste Aussage in diesem Zusammenhang wurde erstmals in Emma Heft 2 1991 veroffentlicht Weiblicher Masochismus ist Kollaboration Die Existenz dominanter Sadomasochistinnen werde durch die Thesen Schwarzers genauso wenig aufgegriffen und anerkannt wie der essentielle eingeforderte Grundsatz des Safe Sane Consensual Die ideengeschichtlich aus den 1960er Jahren stammende Vorstellung dass der Hauptzweck jeder Pornografie nicht die sexuelle Erregung des Betrachters sondern die Unterdruckung des Sexobjekts der Frau oder des Kindes sei wird von Kritikern der Kampagne unter anderem unter Hinweis auf homosexuelle Pornografie im Allgemeinen und lesbische BDSM Pornografie im Besonderen in Frage gestellt Schwarzers Argumentation wird einer Debatte gegenubergestellt die vor mehreren Jahrzehnten in den USA begonnen habe vgl Samois und dort seitdem zwischen verschiedenen Feministinnen unter der Bezeichnung Feminist Sex Wars um die Legitimitat von Pornografie und BDSM ausgefochten werde die in Europa jedoch kaum rezipiert wurde Anhanger des sogenannten Sex positiven Feminismus der ehemalige Feminist und Trans Aktivist Patrick Califia und die Anthropologin Gayle Rubin argumentieren dass diese Richtung feministischer Kritik gegenuber Pornografie traditionelle normative Vorstellungen von Sexualitat reproduziere wonach Toleranz gegenuber devianten Sexualitatsformen gesellschaftlich verheerende Folgen habe Gayle Rubin die sich ebenso zu ihrer Homosexualitat wie zum Sadomasochismus bekennt fasste den zugrundeliegenden Konflikt uber das Thema Sex innerhalb des Feminismus wie er sich in den USA darstellte wie folgt zusammen Es gab zwei Richtungen feministischen Gedankengutes zu dem Thema Die eine kritisierte die Beschrankung des weiblichen Sexualverhaltens und verwies auf den hohen Preis fur das sexuelle Aktivsein Diese Tradition feministischer Gedanken zum Thema Sex forderte eine sexuelle Befreiung die sowohl fur Frauen als auch fur Manner funktionieren sollte Die zweite Richtung betrachtete die sexuelle Befreiung als inharent blosse Ausweitung mannlicher Vorrechte In dieser Tradition schwingt der konservative antisexuelle Diskurs mit 76 Nichteinvernehmliche Praktiken Bearbeiten Weitgehende Ubereinstimmung gibt es bei der Ablehnung von Kindesmissbrauch und nichteinvernehmlichem Sadismus Diese Sexualformen sind nahezu universell gesellschaftlich geachtet mit einem Tabu belegt und werden nicht als Teil einer akzeptierten Sexualitat sondern als Devianz betrachtet Strafrechtlich verfolgt werden in vielen Gesellschaften sexuelle Handlungen gegen den Willen eines Beteiligten also Vergewaltigung und sexuelle Notigung Gleiches gilt fur sexuelle Handlungen mit Kindern sexueller Missbrauch von Kindern Menschen mit bestimmten Behinderungen hilflosen Personen und Tieren siehe Zoophilie Sodomie die nicht wissentlich einwilligen konnen In West Deutschland wurde das Verbot sexueller Handlungen mit Tieren 1969 durch die Grosse Strafrechtsreform aufgehoben jedoch mit der Gesetzesanderung vom 13 Juli 2013 wieder grundsatzlich eingefuhrt 3 S 1 Nr 13 TierSchG und wird als Ordnungswidrigkeit verfolgt Literatur BearbeitenGunter Amendt Die sexuelle Revolution Ein Ruckblick In Medizinische Universitat Lubeck FOCUS MUL Scheffler Lubeck 4 2000 ISSN 0940 9998 Stefan Bajohr Lass Dich nicht mit den Bengels ein Sexualitat Geburtenregelung und Geschlechtsmoral im Braunschweiger Arbeitermilieu 1900 bis 1933 Klartext Verlag Essen 2001 ISBN 3 88474 933 1 Rippe Balzer Philosophie und Sex dtv Gerhard J Bellinger Sexualitat in den Religionen der Welt Frechen 1999 ISBN 3 933366 18 6 Peter Browe Beitrage zur Sexualethik des Mittelalters Breslau 1932 Breslauer Studien zur historischen Theologie 23 Brigitte Classen Hrsg Pornost Triebkultur und Gewinn Beitrage von Neda Bei Claudia Gehrke Elfriede Jelinek Gertrud Koch Ursula Krechel Elisabeth Lenk Ginka Steinwachs Monika Treut Kate Wood u a Raben Verlag Munchen 1988 Dag Oistein Endsjo Sex and Religion Teachings and Taboos in the History of World Faiths Palgrave MacMillan New York 2009 ISBN 978 1 86189 815 9 Ann Ferguson u a Forum The Feminist Sexuality Debates Memento vom 21 Juli 2011 im Internet Archive PDF 202 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