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Die Geschichte der Stadt Julich reicht bis zum Beginn der romischen Herrschaft in Germanien zuruck Der einstige vicus an einer strategisch wichtigen Furt der Rur uberstand als eine der wenigen Siedlungen in der Gegend dank seiner in der Spatantike angelegten Befestigungen die Wirren der Volkerwanderung und entwickelte sich zum Mittelpunkt erst einer Grafschaft und dann eines Herzogtums das in der Fruhen Neuzeit zu grosser Macht und erheblichem Einfluss gelangte Mit dem Aussterben des Herrscherhauses und dem Verlust der kaum fertiggestellten Residenz wurde die Stadt zur blossen Festungs und Garnisonsstadt Im Zweiten Weltkrieg wurde Julich vollig verwustet und um die wenigen Uberbleibsel der alten Zeit entstand die heutige moderne Stadt Gemaldezyklus fur Maria de Medici Szene Einnahme von Julich Peter Paul Rubens Inhaltsverzeichnis 1 Vor und Fruhgeschichte 2 Antike 3 Mittelalter 3 1 Fruh und Hochmittelalter 3 2 Aufstieg zum Herzogtum und Entwicklung zum regionalen Machtzentrum 4 Neuzeit 4 1 Wilhelm der Reiche 4 2 Ausbau zur idealen Residenzstadt 4 3 Bauarbeiten 4 4 Festungs und Garnisonsstadt 4 4 1 Der Julich Klevische Erbfolgestreit 4 4 2 Der Dreissigjahrige Krieg 4 4 3 Die Entwicklung bis zur Franzosenzeit 4 4 4 Franzosische Zeit 4 4 5 Preussische Zeit 5 Moderne 5 1 Kaiserreich Weimarer Republik und Zeit des Nationalsozialismus 5 2 Vernichtung im Zweiten Weltkrieg 5 3 Forschung 6 Historischer Stadtplan 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 Einzelnachweise 11 GalerieVor und Fruhgeschichte BearbeitenDie ersten Spuren menschlicher Besiedlung reichen bis ins 9 Jahrtausend v Chr zuruck als durchziehende Jager und Sammler Rastplatze in der Gegend von Barmen anlegten Bandkeramiker und Angehorige der Michelsberger Kultur legten auf dem heutigen Stadtgebiet Graberfelder an Antike BearbeitenHauptartikel Iuliacum nbsp Darstellung Julichs auf der Peutingerschen Tafel rot markiert Erstmals historisch greifbar wird die heutige Stadt mit dem Vordringen der Romer nach Germanien als sie um 50 30 v Chr vom Rheinland Besitz ergriffen und die einheimischen Eburonen vernichteten Zwar konnten bislang am Ort des romischen Iuliacum selbst keine Hinweise fur eine vorromische Besiedlung entdeckt werden jedoch wurde nahe Niederzier ein keltischer Ringwall entdeckt der in caesarischer Zeit zerstort wurde und moglicherweise eine Vorgangersiedlung des heutigen Julich ist In augusteischer Zeit entstand dann die Romerstrasse von Heerlen nach Koln an der dann um Christi Geburt der vicus Iuliacum entstand der als Rastplatz und Strassenstation diente Es wurde spekuliert dass der Name vielleicht von der massenhaften Verleihung des romischen Burgerrechtes an die Einwohner durch die julischen Kaiser herruhren mag Jedoch wird auch die Ansicht vertreten der Name sei vorromischen Ursprungs der Name konne ein keltisch germanisches Gemisch aus den Worten ialo kelt und lich germ sein die beide Lichtung bedeuten Das Dorf lag strategisch gunstig auf einer uberflutungssicheren Hochterrasse nahe der Rur und einem der wenigen damals gangbaren Ubergange uber den Fluss den auch die romische Fernstrasse nutzte Wahrscheinlich gab es bereits damals eine Brucke nahe der Stelle wo auch heute die Rurbrucke steht Die Siedlung wuchs und zog durch ihre attraktive Lage bald Handwerksbetriebe und Handler an wie der Fund einer Topfersiedlung aus dem 2 Jahrhundert in der Gegend der heutigen Wilhelmstrasse belegt Es gab offenbar auch einige Kultzentren am Ort wie der Fund einer Jupitersaule nahelegt Die Umgebung der Ortschaft wies zahlreiche Landguter auf und wurde intensiv landwirtschaftlich genutzt Als die Zeiten mit dem Einsetzen der Volkerwanderung unruhiger wurden begannen die Romer die Rheingrenze und auch die tiefer in das Reich hineinfuhrenden Strassen mit der Anlage zahlreicher Kastelle zu befestigen Iuliacum erhielt im Zuge dieser Massnahmen um 310 ein vierzehnturmiges Kastell von annahernd runder Form das im Bereich um den heutigen Marktplatz lag Die Kastellmauer ist im Pflasterbelag der Altstadt angedeutet und folgt zudem der sudostlichen Fundamente der Propsteikirche Die Fernstrasse lief im Norden um das Kastell herum und folgte etwa dem Verlauf der heutigen Grun Rader und Kapuzinerstrasse in dieser Gegend lag auch eine bedeutende Siedlung vor den Toren der Befestigung Aus dem Jahr 356 stammt die Uberlieferung Truppen des Kaisers Julian hatten in der Nahe von Iuliacum ein Gefecht mit etwa sechshundert frankischen Kriegern gehabt Mit dem endgultigen Ruckzug der Romer um 460 gelangte Julich in die Hande der Franken seine steinernen Befestigungen und die gunstige Lage an der Rurquerung sorgten dafur dass der Ort im Gegensatz zu den meisten Siedlungen in der Gegend erhalten blieb In der Folgezeit gewann das zum frankischen Krongut gehorende Julich an Bedeutung Der Ort ging durch Schenkung an den Erzbischof von Koln und wurde Sitz eines Gaugrafen damals nur ein koniglicher Beamter Um das Kastell mit der darin befindlichen graflichen Burg bildete sich ein lokales Machtzentrum der in einer Urkunde aus dem Jahr 849 erstmals erwahnte Julich Gau aus dem spatestens im 9 Jahrhundert die Grafschaft Julich hervorging Mittelalter BearbeitenFruh und Hochmittelalter Bearbeiten nbsp Der Hexenturm letztes sichtbares Relikt der mittelalterlichen StadtbefestigungDas beginnende Mittelalter fand die Ortschaft als Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft die unter der Oberherrschaft des Erzbistums Koln stand Im Jahr 881 kam es zu einem Wikingeruberfall bei dem die Siedlung zerstort wurde Ein Dokument von 1081 nennt Gerhard I als ersten erblichen Grafen von Julich Die Grafschaft nahm einen langsamen aber stetigen Aufschwung was durch die Errichtung einer graflichen Burg im Stadtteil Altenburg im 12 Jahrhundert deutlich wird Sie war als eine zeittypische Motte auf einem kunstlichen Erdhugel angelegt der noch heute gut sichtbar ist Beim Zug Kaiser Heinrichs V nach Koln um 1114 wurde die Ortschaft erneut zerstort 1147 predigte Bernhard von Clairvaux vor der Kirche fur die Teilnahme am Kreuzzug Der Erwerb ausgedehnter Gebiete in der Nordeifel mit reichem Bergbau und die unsichere Lage Julichs in der Ebene bewogen Graf Wilhelm II im Jahr 1190 dazu seine Residenz in die Burg Nideggen zu verlegen die als fast uneinnehmbare Hohenburg weniger bedroht war 1214 eroberte Kaiser Friedrich II den Ort Im Jahr 1234 erhob Graf Wilhelm IV Julich zur Stadt als solche wurde sie 1238 erstmals urkundlich erwahnt Ein Jahr spater fand sich die neue Stadt einer Belagerung durch die Kolner ausgesetzt da die Julicher Grafen danach trachteten sich aus dem Einflussbereich des Erzbischofs zu losen Dabei wurde die Siedlung vor den Mauern zerstort wahrend das befestigte Kastell dem Angriff widerstand Ungefahr in diese Zeit fallt auch die Zerstorung der Motte Altenburg Bereits im Jahr 1278 wurde die Stadt erneut durch den Kolner Erzbischof Siegfried von Westerburg belagert und zerstort nachdem Graf Wilhelm IV bei einem unglucklich verlaufenen Angriff auf die Reichsstadt Aachen erschlagen worden war Zum damaligen Zeitpunkt bildete das ganze spatromische Kastell die Grafenburg wahrend die eigentliche mit Palisaden umwehrte Stadt vor den nordlichen Mauern im Bereich der heutigen Rader und Kapuzinerstrasse lag Im Zuge der Zerstorung der Stadt 1278 wurde offenbar das Kastell so stark beschadigt dass ein Wiederaufbau nicht lohnend erschien und stattdessen eine Neubefestigung ins Auge gefasst wurde 1288 gelang es dem Julicher Grafen und seinen Verbundeten in der Schlacht bei Worringen die Macht des Kolner Erzbischofs endgultig zu brechen und die Selbststandigkeit zu erlangen Im Zuge dieser neuen Freiheit wurde auch an der Wende vom 13 zum 14 Jahrhundert endlich eine neue steinerne Stadtbefestigung in Julich fertiggestellt die bereits einen grossen Teil der heutigen Altstadt umschloss Von ihr sind heute noch Relikte vorhanden der Hexenturm als offensichtlichster Uberrest und dazu ein Stuck der Stadtmauer das sich innerhalb der Bebauung des Hauserblocks befindet der zwischen Stiftsherrenstrasse und Grosser Rurstrasse liegt Hinterhofgrundstucke Stiftsherrenstrasse Nr 7 und 9 beschrankt zuganglich Aufstieg zum Herzogtum und Entwicklung zum regionalen Machtzentrum Bearbeiten Die Macht der Julicher Grafen wuchs nun stetig an und bereits 1336 wurde Graf Wilhelm V von Kaiser Ludwig IV zum Markgrafen ernannt und in den Reichsfurstenstand erhoben Schon zwanzig Jahre spater folgte der nachste Schritt als aus der Markgrafschaft ein Herzogtum und aus Markgraf Wilhelm der Herzog Wilhelm I wurde 1360 ist fur Julich zum ersten Mal ein Burgermeister und ein Rat belegt um 1349 das Vorhandensein einer judischen Gemeinde deren Synagoge in der Judenstrasse heute Grunstrasse An der Synagoge in diesem Jahr im Zuge der damals stattfindenden Judenverfolgung im Rheinland konfisziert wurde Um 1423 starb die Linie der Julicher Herzoge aus und das Haus Berg erbte seine Landereien 1461 wurden die Juden aus Julich ausgewiesen die Gemeinde bildete sich spater an der alten Stelle neu Im Jahr 1473 gab es eine verheerende Epidemie in der Stadt und bereits ein Jahr spater folgte ein grosser Stadtbrand dem unter anderem das gesamte Stadtarchiv zum Opfer fiel Im selben Jahr unterzeichnete Herzog Gerhard mit Karl dem Kuhnen dem Urgrossvater Kaiser Karls V einen Vertrag in dem er fur immer auf alle Erbanspruche im Herzogtum Geldern verzichtete Im Jahr 1521 erbte das Haus von der Mark bereits Herzoge von Kleve und Grafen von der Mark Herren zu Lippstadt die Herzogtumer Julich und Berg mit der Grafschaft Ravensberg Aus dieser Vereinigung entstanden die Vereinigten Herzogtumer denen zeitweilig noch das Herzogtum Geldern und die Herrschaft Ravenstein angehorten Die Vereinigten Herzogtumer wurden somit die starkste weltliche Macht in der Region 1512 verwustete ein weiterer Grossbrand die Stadt Neuzeit Bearbeiten nbsp Die Vereinigten Herzogtumer Julich Kleve BergWilhelm der Reiche Bearbeiten 1539 trat Herzog Wilhelm V die Herrschaft uber die Vereinigten Herzogtumer an welcher der Nachwelt unter dem Beinamen der Reiche bekannt ist und der diese auf einen letzten glanzvollen Hohepunkt fuhren sollte Bereits ein Jahr zuvor war mit dem Tode Karl von Egmonds das Herrscherhaus im Herzogtum Geldern ausgestorben und Wilhelm trachtete danach seine Erbanspruche geltend zu machen zumal die tatsachliche Herrschaft in Geldern auf Wunsch der Landstande bereits seit langerem von julich klevischen Kraften ausgeubt wurde Kaiser Karl V beharrte jedoch darauf dass mit dem Aussterben des Herrscherhauses das Herzogtum zuruck an das Reich falle und verwies auf den Vertrag von 1473 Das wollte Wilhelm als Erbe des ebenfalls im Mannesstamme ausgestorbenen Julicher Hauses nicht hinnehmen so kam es ab 1542 zum Krieg Der Herzog hatte sich durch Heirat mit einer Nichte des franzosischen Konigs der franzosischen Unterstutzung versichern wollen musste jedoch bald feststellen dass die Franzosen keinen Finger ruhrten um ihm zu helfen Daher unterlagen die julich klevischen Krafte schon bald der kaiserlichen Ubermacht die alle herzoglichen Festungen dank ihrer uberlegenen Artillerie eroberte und zerstorte Daran vermochte auch ein julich klevischer Sieg bei Sittard nichts zu andern und der Herzog musste sich Karl V schmahlich zu Fussen werfen Julich selbst wurde den Gegnern kampflos ubergeben Der Kaiser beliess ihm die Herrschaft uber die ererbten Lander behielt aber selbst gemass dem Vertrag von Venlo Geldern Des Weiteren betrieb er die Annullierung der nicht vollzogenen franzosischen Ehe des Herzogs und veranlasste obendrein dass Wilhelm Maria von Habsburg im Anschluss daran heiratete und sich so mit dem Haus Habsburg verband Anders als vermutlich geplant ging Habsburg beim Aussterben des Hauses Mark 1609 jedoch leer aus Ausbau zur idealen Residenzstadt Bearbeiten nbsp Herzog Wilhelm V der Reiche von Julich Kleve BergDer Herzog ging nun daran seine verbliebenen Gebiete zu starken und begann den Ausbau von drei ausgewahlten Stadten zu Landesfestungen und auch Residenzstadten Dies geschah moglicherweise auch im Interesse des Kaiserhauses mit dem Wilhelm nun verbunden war Orsoy wurde zur klevischen Hauptfestung bestimmt Dusseldorf zur Landesfestung und Residenz in Berg wahrend Julich nach der Zerstorung Nideggens durch die kaiserlichen Truppen zur neuen Residenz und Landesfestung fur das Herzogtum Julich aufruckte Bereits 1538 hatte der julichsche Landtag den Ausbau der Stadt zur Hauptlandsfestung beschlossen die begonnenen Arbeiten waren allerdings wegen des Krieges nicht weit gediehen und die Kaiserlichen hatten die bereits fertigen Teile zerstort Wilhelm verfolgte in Julich einen ehrgeizigen Plan die Stadt sollte zur idealen Residenzfestung im Stile der Renaissance werden Zu diesem Zweck sah er sich nach einem Architekten um der diese titanische Aufgabe angehen konnte und fand dabei Alessandro Pasqualini aus Bologna der sich mit seinem Wirken in den Niederlanden bereits einen Namen gemacht hatte Ihm ubertrug der Herzog das Amt des Landesbaumeisters sowie die Aufsicht uber die Projekte in den drei Landesfestungen und er betraute ihn auch mit dem Wiederaufbau des Schlosses Hambach Bald waren die Plane fertig und wurden dem Herzog zur Begutachtung vorgelegt Die Stadt sollte mit einer modernen Befestigung im Bastionarsystem umgeben werden dabei war die Form eines gestreckten Pentagons vorgesehen ausgerichtet nach Westen mit Bastionen an drei der funf Ecken Die anderen beiden Ecken sowie die gesamte Nordflanke der Stadt sollte von einer riesigen quadratischen Zitadelle eingenommen werden mit vier Bastionen einer doppelten Befestigungsanlage und einem Residenzschloss im Zentrum Damit wurde das in der damaligen Zeit viel diskutierte aber selten ausgefuhrte Konzept des palazzo in fortezza des Herrscherpalastes in einer Befestigung ausgefuhrt Um 1546 begann der Neubau der Stadt und des Schlosses wobei die vorhandene Altbebauung der mittelalterlichen Stadt berucksichtigt werden musste Aber bereits in der Nacht vom 26 auf den 27 Mai 1547 zerstorte ein grosses Feuer fast die gesamte Stadt bis auf einen kleinen Teil um den Hexenturm und die Kleine Rurstrasse Nun war der Weg frei fur eine Idealstadt nach zeitgenossischen Vorstellungen die ohne Rucksicht auf vorherige Bebauung angelegt werden konnte Der Herzog erliess 1554 eine strenge Bauordnung die unter anderem vorschrieb dass alle Hauser in der Stadt wegen der Feuergefahr aus Stein zu bestehen hatten und sich im Rahmen bestimmter Masse halten mussten damit die Strassen einen einheitlichen Eindruck machten Die neuen Strassen waren grosszugig angelegt und ziemlich breit orientierten sich zum Teil aber am mittelalterlichen Strassennetz Neue Strassen verliefen so dass sie von der Zitadelle oder strategischen Punkten der Stadtmauer aus eingesehen werden konnten was die Beherrschung der Stadt vereinfachte Uberhaupt waren die Strassen nach Sichtlinien konzipiert die eine Kommunikation uber die Bebauung hinweg und damit die Beherrschung der Stadt und die Verstandigung zwischen verschiedenen Stellungen im Belagerungsfall erleichterten Die wichtigsten Sichtlinien verbanden die Zitadelle und neuralgische Punkte der Stadtbefestigung miteinander so dass man im Ernstfall schnell Nachrichten austauschen konnte Die Breite der Strassen war so berechnet dass beim Einsturz eines Hauses nur eine Halfte der Strasse durch den Schutt blockiert wurde und genug Platz blieb damit ein Wagen den Schutt umfahren konnte In diese Zeit des Neuaufbaues fielen auch mehrere vergebliche Versuche die Rur schiffbar zu machen Bauarbeiten Bearbeiten nbsp Darstellung Julichs vor der ersten Belagerung Bezeichnung der Bastionen I Zitadellenbastion Wilhelmus II Zitadellenbastion Maria Anna III Zitadellenbastion St Salvator IV Zitadellenbastion St Johannes 1 Stadtbastion St Sebastianus 2 Stadtbastion St Eleonore 3 Stadtbastion St Jakob 4 Stadtbastion St Franziskus Bezeichnung der Tore A Kolntor B Bongardpforte C Aachener Tor oder Rurtor noch in alter Position D Durener TorEs erwies sich als notwendig den grosszugigen Entwurfsplan aus Geldmangel heraus zu reduzieren dies geschah allerdings vermutlich erst wahrend der Bauarbeiten Die Zitadelle wurde in ihrer Grosse deutlich reduziert und verlagert was die regelmassige Form der Stadt storte und die Errichtung einer zusatzlichen Halbbastion im Nordwesten erforderlich machte Der Grundstein zum herzoglichen Residenzschloss wurde am 30 April 1549 gelegt Bereits 1553 war der Ostflugel bezugsfertig um 1556 wurde die Schmuckfassade des Nordflugels fertiggestellt und um 1561 folgte der Sudflugel Die Befestigungsanlagen erforderten mehr Zeit um 1565 erfolgte die Fertigstellung des Kolntores aber erst gegen 1580 waren die Arbeiten so weit gediehen dass die Festung in einem verteidigungsbereiten Zustand war Dabei wurden gewaltige Mengen an Ziegeln verbraucht erhalten gebliebene Rechnungen belegen die Lieferung von insgesamt 27 Millionen Stuck zwischen 1555 und 1568 Die Wiederbesiedlung der Stadt nach dem grossen Brand von 1547 verlief eher schleppend unter anderem aufgrund der hohen Anforderungen an die Bauweise der Hauser die die Bauprojekte verteuerten Der Herzog befahl die Aufgabe des Rathauses an der bisherigen Stelle im nordlichen Teil der Stadt es wurde ab 1566 an der Westseite des Marktplatzes etwa gegenuber der heutigen Stelle neu errichtet Um 1570 gab es noch viele unbebaute Grundstucke der Stadtteil sudlich der heutigen Grossen Rurstrasse war fast leer Innerhalb der Stadtbefestigung standen noch zahlreiche Reste der alten Mauern um welche sich im Bereich der Sudstadt bis zum Aachener Tor ausgesprochene Armenquartiere bildeten 1572 erfolgte die Grundung der herzoglichen Partikularschule aus der spater das Staatliche Gymnasium und noch spater das heutige Gymnasium Zitadelle hervorgehen sollte Aus dem Jahr 1575 wird die Zahl von 296 Wohnhausern genannt 1583 entschloss sich der Landdrost Werner von Gymnich aus taktischen Grunden zum Abriss des Stadtdorfes Petternich das unmittelbar vor der Zitadellennordfront zwischen Ellebach und Rur gelegen war und im Belagerungsfall dem Angreifer ein Einnisten nahe der Festung ermoglicht hatte Die Einwohner wurden zum Teil in die Stadt umgesiedelt zum Teil wanderten sie aus Die Petternicher Strasse im Nordviertel erinnert noch heute an den untergegangenen Ort Festungs und Garnisonsstadt Bearbeiten Hauptartikel Festung JulichAuch nach der Fertigstellung von Festungswerken und Residenzschloss weilten der Herzog und seine Familie nur selten in Julich Einer der Grunde dafur waren die fortgesetzten kriegerischen Auseinandersetzungen in den benachbarten Niederlanden wo der Befreiungskrieg gegen die Spanier tobte und infolge derer die Sicherheitslage im Herzogtum Julich stets angespannt blieb Ein endgultiges Ende nahm die bevorzugte Stellung der Stadt mit dem Aussterben der Herrscherfamilie 1609 mit dem auch das Ende der Vereinigten Herzogtumer gekommen war Der Julich Klevische Erbfolgestreit Bearbeiten Der letzte Herzog Johann Wilhelm I war kinderlos gestorben und die Erben stritten sich mit dem Kaiser um die reichen Landereien Die damit verbundenen Ereignisse die neun Jahre vor Ausbruch des Dreissigjahrigen Krieges bereits um ein Haar zu einem umfassenden Krieg zwischen den Grossmachten Europas gefuhrt hatten sind als Julich Klevischer Erbfolgestreit in die Geschichte eingegangen Ganz besonders die wittelsbachischen Pfalzer Kurfursten und das hohenzollersche Kurfurstentum Brandenburg machten Anspruche geltend wahrend der Kaiser Rudolf II den Standpunkt vertrat die Herzogtumer seien mit dem Aussterben der Herzoge an das Reich zuruckgefallen Kaiserliche Truppen besetzten Julich und ein grosser europaischer Krieg zwischen der kaiserlichen Partei und der Anhangerschaft der Erben schien sich anzubahnen Im Jahr 1610 belagerten und eroberten Truppen der niederlandischen Generalstaaten verstarkt um brandenburgische englische pfalzische und franzosische Truppen die damals als starkste Festung Europas geltende Stadt die nach nur 35 Tagen aufgeben musste die Verteidiger waren schlecht vorbereitet gewesen und hatten wohl gar nicht ernsthaft mit einer Belagerung gerechnet Ein grosser europaischer Krieg konnte zwar gerade noch einmal abgewendet werden die neuen Herren setzten sich in der Stadt fest und bauten die Befestigungen aus ein Teilungsplan zwischen Brandenburg und der Pfalz liess Julich in pfalzische Hande fallen Der Dreissigjahrige Krieg Bearbeiten Mit dem Ausbruch des Dreissigjahrigen Krieges geriet die Stadt wiederum in den Brennpunkt des Interesses Das Wiederaufflammen der Kampfe zwischen den niederlandischen Generalstaaten und Spanien im Zuge des Achtzigjahrigen Krieges bildete den Auftakt zu einer neuen Belagerung Beide Seiten hatten 1609 einen zwolfjahrigen Waffenstillstand abgeschlossen der in diesem Jahr auslief Dies zog sofort erneute Feindseligkeiten nach sich und die Spanier stellten unverzuglich ein Heer auf um von Julich und Kleve aus in die Niederlande einzufallen Uber die genauen Verhaltnisse die Zahl der beteiligten Kampfer und ihre Ausrustung ist wenig bekannt jedoch begann die Einschliessung der Festung am 5 September 1621 Wieder wurde die Festung durch einen Ring aus Schanzen von der Aussenwelt abgeschnitten und die Spanier griffen wie schon bei der vorherigen Belagerung die Zitadelle von der Merscher Hohe aus an Die im Festungskrieg geubten Niederlander leisteten aus den verstarkten Stellungen heraus zahen Widerstand und fuhrten immer wieder Ausfalle durch um die Arbeit der Belagerer zu storen Auf einen Entsatz bestand jedoch keine Aussicht denn die Spanier blockierten das niederlandische Heer bei Kleve so dass Prinz Moritz von Oranien keine Hilfe schicken konnte Die heftigen Kampfe hielten den Winter uber an Kalte Hunger und Krankheit machten den Eingeschlossenen ebenso zu schaffen wie die sehr intensivierten Angriffe der Spanier und am 3 Februar 1622 mussten die Verteidiger endlich kapitulieren Fur den Rest des Krieges hielten die Spanier die Festung besetzt und fuhrten einige Um und Ausbauten durch Angeblich fuhrten die Spanier ein Schreckensregiment und waren bei der Bevolkerung verhasst Sie verliessen Julich aber erst 1660 und raumten seinen Besitz den Pfalzern wieder ein Die Stadt wuchs nur sehr langsam doch immerhin gab es 1646 bereits 335 Wohnhauser in der Stadt Die Entwicklung bis zur Franzosenzeit Bearbeiten Die dem Abzug des Spanier folgende Zeit bis zum Ende des 18 Jahrhunderts war von Stagnation gekennzeichnet Julich wurde zu einer verschlafenen Festungs und Garnisonsstadt abseits der Geschehnisse dieser Zeit 1678 wurde die Stadt im Franzosisch Niederlandischen Krieg von franzosischen Truppen blockiert es fand aber kein ernsthafter Angriff statt Um 1687 erwarben die Jesuiten die gesamte Westseite des Marktplatzes sie gewannen spater im Laufe des 18 Jahrhunderts auch durch den Einfluss ihres aus Julich stammenden Ordensgenerals Goswin Nickel erhebliches Gewicht in der Stadt Ab 1690 ist eine reformierte Gemeinde mit eigener Kirche nachweisbar die Kirche wurde allerdings bereits 1692 von Unbekannten niedergebrannt Ab 1693 fuhrten die Pfalzer und spater die Bayern erhebliche Ausbauten an der Festung durch zahlreiche neue Aussenwerke und ein Glacis wurden angelegt Zur Beschaftigung der in Julich in Garnison liegenden Soldaten offenbar ein Regiment wurden um die Stadt herum grosse Garten angelegt ganz besonders entlang der Romerstrasse und in der Gegend des heutigen Propst Bechte Platzes Anfang des 18 Jahrhunderts sah sich die reformierte Gemeinde die ihre Kirche ausserhalb der Stadtmauern hatte Repressalien seitens durchziehender franzosischer Truppen ausgesetzt Ahnlich erging es den Lutheranern die ebenfalls ihre Kirche ausserhalb der Walle hatten Erst unter der Herrschaft Herzogs Karl Theodors erhielten die evangelischen Burger die Erlaubnis ihre Kirche hinter die Stadtmauer zu verlegen und errichteten 1745 ein neues Gotteshaus am Standort der heutigen Christuskirche direkt an der Stadtmauer In die Jahre von 1738 bis 1748 fallt die Errichtung der Alten Rurkasernen langgestreckter Bauten entlang der heutigen Strasse Am Aachener Tor und damit weit abseits etwaiger Bedrohungen Im Siebenjahrigen Krieg besetzten franzosische Truppen mit Genehmigung des Herzogs von 1756 bis 1762 die Stadt dann ohne Genehmigung erneut ab 1772 und zogen erst 1778 wieder ab In diese Zeit 1756 1759 fallt auch die Errichtung der Jesuitenkirche am Marktplatz seit 1756 wurden zum Hochwasserschutz Damme entlang der Rur gebaut und unterhalten 1770 wurde das alte Rathaus abgerissen und 1781 am heutigen Standort neu errichtet Abgesehen davon war die Bautatigkeit gering es wurden kaum Hauser neu errichtet oder umgebaut und lediglich die Anlage von Klostern brachte einige Veranderungen 1793 scheiterte ein erster Versuch franzosischer Revolutionstruppen die Stadt an sich zu bringen in der Ersten Schlacht von Aldenhoven wobei sich Franzosen und kaiserliche Truppen beiderseits der Rur gegenuberstanden Erst ein Jahr spater nach der Zweiten Schlacht bei Aldenhoven fiel die Stadt am 3 Oktober 1794 kampflos in die Hande der Franzosen In diesem Jahr soll die Zahl der in der Stadt vorhandenen Wohnhauser 341 betragen haben nur sechs mehr als fast 150 Jahre zuvor nbsp Ansicht Julichs von Johann Christian LeopoldFranzosische Zeit Bearbeiten 1801 kam das Rheinland im Frieden von Luneville an Frankreich und das Herzogtum Julich wurde aufgelost die Stadt kam unter dem Namen Juliers als Mairie Burgermeisteramt an das neugebildete Departement de la Roer Arrondissement de Cologne Die Franzosen schlossen samtliche Kloster und auch das Gymnasium und betrieben erhebliche Ausbauten der Festungsanlagen welche eine Nutzung Julichs als Basis fur ein grosses Feldheer sicherstellen und den wichtigen Rurubergang der Heerstrasse nach Frankreich hinein schutzen sollten Der Bruckenkopf wurde 1799 begonnen und um 1806 fertiggestellt Am 11 September 1804 besuchte Napoleon Bonaparte die Stadt um sich uber den Fortgang der Arbeiten an der Festung zu informieren er legte den Grundstein fur die unvollendet gebliebenen Forts auf der Merscher Hohe Nach dem Zusammenbruch Preussens 1806 wurden die Ausbauplane jedoch zugunsten der Erweiterung des an Frankreich gefallenen Wesel stark zusammengestrichen Am 7 November 1811 besuchte Napoleon Julich mit seiner Frau ein zweites Mal Mit dem Ruckzug der Franzosen aus Deutschland nach der verlorenen Volkerschlacht bei Leipzig wurde Julich vom 17 Januar bis zum 19 April 1814 von preussischen schwedischen danischen und mecklenburgischen Truppen belagert am 28 April kapitulierten die Verteidiger und am 4 Mai verliessen die Franzosen Julich Der Landschaftsmaler Johann Wilhelm Schirmer erlebte die Belagerung als Kind mit und schildert sie in seinen Lebenserinnerungen Preussische Zeit Bearbeiten nbsp Plan Julichs um 1837 in der letzten Ausbaustufe als FestungAm 5 April 1815 ergriff Preussen nach dem Wiener Kongress offiziell Besitz von der Stadt im Jahr darauf wurde am 24 April der Kreis Julich gebildet der erst zur Provinz Julich Kleve Berg und dann nach deren Auflosung zur Rheinprovinz gehorte Die neuen Herren vollendeten die von den Franzosen begonnenen Ausbauten an der Festung und benutzten sie als Bollwerk gegen Frankreich so wurden etwa in den Jahren von 1820 bis 1822 die Neuen Rurkasernen gebaut Aus diesem Grund erhielt die Stadt beim Bau der Strecke Koln Aachen Belgien auch keinen Eisenbahnanschluss da man furchtete ein etwaiger Belagerer konne sein Material auf diesem Wege heranbringen die Strecke wurde stattdessen uber Duren gefuhrt und als eine der ersten Eisenbahnen in der Rheinprovinz schon 1841 eroffnet Im Jahr 1859 beschloss das preussische Kabinett die Schleifung und Entfestigung Julichs die Festungsanlagen waren veraltet und boten vor den neuen Waffen des heraufziehenden Industriezeitalters keinen hinreichenden Schutz mehr Das stiess auf entschiedenen Widerstand der Burger die zu einem nicht unerheblichen Teil ihr Auskommen dem Unterhalt der Festungswerke und den Auftragen durch die Garnison verdankten und die Burgerschaft reichte Petitionen bei Konig Wilhelm ein die um Erhalt der Festung oder doch zumindest der Garnison baten Darauf blieb Julich Garnisonsstadt und es wurde eine Unteroffiziersvorschule eingerichtet die in der Zitadelle Quartier nahm Im September 1860 fuhrte das preussische Heer in Julich eine grosse Belagerungsubung durch bei der neue Geschutze und Gewehre sowie neue Angriffsverfahren erprobt wurden Dabei wurde die Zitadelle beschadigt sie blieb aber erhalten wahrend die Aussenwerke und die Stadtbefestigung in den folgenden Jahren abgerissen wurden Moderne BearbeitenKaiserreich Weimarer Republik und Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Die Stadt wuchs in der Folge nur sehr langsam der Wegfall der Festung hatte sie wirtschaftlich unattraktiv gemacht und der fehlende Eisenbahnanschluss machte sich bemerkbar Im Deutsch Franzosischen Krieg befand sich im Bruckenkopf ein Gefangenenlager 1873 bekam die Stadt dann doch noch einen Eisenbahnanschluss mit den Linien Monchengladbach Julich Stolberg Aachen und Julich Duren erbaut durch die bedeutende Bergisch Markische Eisenbahn Gesellschaft 1882 verlangerte die eher lokal operierende Aachen Julicher Eisenbahngesellschaft ihre Linie Aachen Nord Mariagrube uber Aldenhoven bis Julich Wenige Jahre spater wurden beide Gesellschaften verstaatlicht Ende des 19 Jahrhunderts lautete der Eintrag fur die Stadt Julich in Meyers Konversationslexikon 4 Auflage Julich Kreisstadt im preuss Regierungsbezirk Aachen Knotenpunkt der Linien Munchen Gladbach Stolberg und J Duren der Preussischen Staatsbahn sowie der Aachen Julicher Eisenbahn hat eine evangelische und 2 kath Kirchen ein Amtsgericht ein Progymnasium eine Unteroffizierschule eine Zuckerfabrik Papierstoff Pappen und Lederfabrikation und 1885 mit Garnison 1 Bat Infanterie Nr 53 und 1 Abteil Feldartillerie Nr 23 5234 meist kath Einwohner Die fruher hier bestehenden bedeutenden Festungswerke wurden 1860 geschleift J das Juliacum der Alten wurde 1277 vom Erzbischof Siegfried von Koln 1609 vom Erzherzog Leopold 1610 von den Hollandern unter Moritz von Oranien 1622 von den Spaniern erobert 1794 nahmen es die Franzosen 1814 ward es blockiert aber bis zum Pariser Frieden von den Franzosen behauptet 1902 wurde eine neue Rurbrucke dem Verkehr ubergeben welche die zu klein gewordene napoleonische Schleusenbrucke ersetzte 1910 konnte die heutige evangelischen Christuskirche eingeweiht werden 1911 erfolgte die Fertigstellung der neuen Aachener Landstrasse die ihren Weg durch den Bruckenkopf nahm und der staatlichen Bahnstrecke Julich Linnich Baal Dalheim die in Baal die Hauptstrecke Aachen Dusseldorf kreuzt 1912 erreichte die Trasse der kreiseigenen Julicher Kreisbahn die Stadt Im selben Jahr wurde die von der Monchengladbacher Bahnstrecke abzweigende Schmalspurbahn Ameln Bedburg auf Normalspur umgespurt und kurz danach verstaatlicht so dass nun neben der Durener Linie eine weitere Anbindung in Richtung Koln bestand Die damals oft geforderte direkte Strecke nach Koln wurde jedoch nie realisiert die Julicher Unternehmen konnten lediglich bis in die 1960er Jahre von direkten Guterzugen nach Koln uber Ameln profitieren Wahrend des Ersten Weltkriegs war die Stadt Etappenort und wurde zur Ausbildung frischer Truppen genutzt vor allem auf dem Artilleriefahrplatz nordlich der Zitadelle Die Preussischen Staatseisenbahnen bauten ab 1914 15 die auf 1800 Arbeitskrafte ausgelegte Eisenbahn Hauptwerkstatte Julich spater Reichsbahnausbesserungswerk RAW welche 1918 in Betrieb ging und zahlreiche Neuburger brachte die im planmassig ausgebauten Sudviertel Heckfeld angesiedelt wurden Nach Ende des Ersten Weltkrieges kam es am 9 November 1918 auch in Julich zur Grundung 1 eines Arbeiter und Soldatenrates Was folgte waren Austritte aus der SPD und Eintritte in die Kommunistische Partei Deutschlands KPD Die Zeit zwischen 1918 und 1933 war in Julich ebenso gepragt von der Massenarbeitslosigkeit 6 Mill Arbeitslose und den Auseinandersetzungen zwischen den Parteien der Weimarer Republik 1918 ruckten im Zuge der Rheinlandbesetzung belgische und franzosische Truppen in die Stadt ein die sie erst 1929 wieder verliessen In diesem Jahr begann der Ausbau des Bruckenkopfes zum Volkspark Wahrend der Weimarer Republik war Julich wie die meisten Stadte und Orte im streng katholischen Rheinland stark von der Zentrumspartei gepragt und tendierte nicht sonderlich in Richtung der Nationalsozialisten Auch bei der letzten Reichstagswahl errang das Zentrum noch komfortable Mehrheiten nbsp Mahnmal am Propst Bechte PlatzNach 1933 wurde die Stadt dem Gau Koln Aachen zugeteilt 1934 wurde der Bruckenkopf in eine Thingstatte bzw Nationale Weihestatte mit angeblich 20 000 Sitzplatzen umgewandelt die Kasematten wurden zur Champignonzucht verwendet Am 9 November 1938 brannte in den Novemberpogromen Reichskristallnacht auch die Synagoge Julich in der Grunstrasse nieder nachdem sie von den Nationalsozialisten in Brand gesteckt worden war Sie wurde im Zweiten Weltkrieg vollig zerstort und nicht wiederaufgebaut die Ruine 1958 abgerissen Der nordliche Teil der Grunstrasse im Mittelalter auch Judenstrasse genannt wo sie lag heisst heute An der Synagoge Der von 1816 bis 1940 genutzte Judische Friedhof an der Aachener Strasse ist erhalten geblieben am nahegelegenen Propst Bechte Platz erinnert ein 2001 eingeweihtes Mahnmal an die in der Nazi Zeit ermordeten Burger judischen Glaubens aus Julich Aldenhoven Inden Niederzier und Titz Der damalige NRW Ministerprasident Wolfgang Clement war der Schirmherr und ubergab Anfang Dezember 2001 das Mahnmal der Offentlichkeit Die Errichtung des Mahnmals wurde im Auftrag der Stadt Julich betrieben durch die Julicher Gesellschaft gegen das Vergessen und fur die Toleranz e V Das Mahnmal aus indischem Granit wurde durch den Juchener Steinmetz Michael Wolff geschaffen Vernichtung im Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt Durchgangsstation und Etappenort im Frankreichfeldzug ab 1940 wurde die Zitadelle vom Reichsarbeitsdienst genutzt und auf dem Artilleriefahrplatz ubten deutsche Truppen Die Rurbrucke erhielt am Bruckenkopf und am stadtseitigen Ufer Flakstellungen zu ihrem Schutz Teile der Betonfundamente waren noch lange nach dem Krieg zu sehen Mit der alliierten Invasion in der Normandie und dem Ruckzug aus Frankreich 1944 ruckte Julich selbst ins Frontgebiet nach der Einnahme Aachens im Oktober 1944 kam die Front langsam aber sicher naher Die Stadt war nun im Feuerbereich gegnerischer Artillerie und wurde wegen der zur Versorgung der Front strategisch wichtigen Rurbrucke des Bahnhofs und des Reichsbahnausbesserungswerks auch zum Ziel von Bombenangriffen dazu kamen die allgegenwartigen alliierten Jagdbomber die das Hinterland der deutschen Front am Tag beherrschten Obwohl die Schaden zunachst verhaltnismassig gering blieben gab es doch zahlreiche Tote und Verletzte nbsp Gedenkstein fur das RAW Zwangsarbeiterlager IktebachMehrere Bombenvolltreffer im Zwangsarbeiterlager des Reichsbahnausbesserungswerkes am Abend des 29 September kosteten Hunderte russische und ukrainische Ostarbeiter das Leben In der Stadtchronik ist von 120 bis 400 Toten die Rede deren Leichen im nahen Wald verscharrt wurden Eine Gedenkstatte gegenuber dem Tor des Heeresinstandsetzungswerkes erinnert noch an sie Bei diesem Angriff wurde das Ausbesserungswerk so stark beschadigt dass es nicht weiter betrieben wurde und als grosste Arbeitgeber der Stadt ausfiel Am 8 Oktober explodierte eine Bombe im Krankenhaus und totete mehr als ein Dutzend junger Schwesternschulerinnen ihre Graber liegen auf dem Ehrenfriedhof Mit dem Fortschreiten der schweren Kampfe und der Intensivierung der alliierten Fliegertatigkeit hauften sich die Luft und Artillerieangriffe die Zahl der Schaden und Opfer stieg immer mehr an Immer mehr Burger wurden aus ihrer Heimat evakuiert und allmahlich sanken immer mehr Teile die Stadt in Trummer Das alliierte Oberkommando plante wahrenddessen einen verheerenden Luftschlag gegen die deutsche Front Mit ihm sollte der Beginn einer Grossoffensive gegen die Rurfront ihren Auftakt finden welche die Verteidigungsstellungen westlich der Rur aufbrechen und den Vormarsch zum Rhein ermoglichen sollte Das Unternehmen ging als Operation Queen in die Geschichte ein am 16 November 1944 zerstorten mehrere hundert britische und amerikanische strategische Bomber die Stadte Duren Julich und Heinsberg um der deutschen Front den Nachschub abzuschneiden und flogen auch Angriffe gegen die Frontlinie selbst Julich traf der Angriff besonders hart da es in amerikanischen und franzosischen Truppenkarten nach wie vor als Festung ausgewiesen war und entsprechend versuchten die Alliierten wie schon in der Normandie die vermuteten starken Befestigungen durch die vollige Zerstorung der Stadt zu entwerten Das schwere Bombardement und die mehrtagige Feuersbrunst vernichteten die Stadt fast restlos und da die anlaufende Grossoffensive trotz druckender Uberlegenheit der Angreifer die deutsche Front nicht zu durchbrechen vermochte blieb das Stadtgebiet lange Zeit im Bereich der Artillerie beider Seiten Die meisten Burger hatten die Stadt zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen dennoch gab es etliche Verluste unter der Zivilbevolkerung und auch viele der in Julich befindlichen Soldaten kamen um Es kursieren Zahlen von bis zu 4 000 Toten infolge des Angriffs darunter ein Teil des Artillerieregiments 147 der 47 Volksgrenadier Division das gerade am Bahnhof ausgeladen wurde Die Hauptkampflinie verlief monatelang entlang der Rur und die deutsche Ardennenoffensive und die verlustreichen Kampfe im Hurtgenwald notigten die Alliierten ihre Offensive vorerst einzustellen Auch nach dem Scheitern der Ardennenoffensive und dem amerikanischen Angriff entlang der Rurfront vom 10 Februar 1945 sollte es noch fast zwei Wochen dauern bis ihnen endlich den Ubergang uber den Fluss gelang da die Deutschen die Schleusen der Rurtalsperre geoffnet und das Rurtal durch die nachfolgende Uberschwemmung unpassierbar gemacht hatten Standiges Artilleriefeuer weitere Bombenangriffe und erbitterte Hauserkampfe im Fruhjahr 1945 taten ein Ubriges dazu dass die Stadt bei ihrer schliesslichen Einnahme durch die Amerikaner am 23 Februar einer menschenleeren Trummerwuste glich kaum ein Mensch war in den umgepflugten Ruinen zuruckgeblieben Nur in der Romerstrasse und in der Linnicher Strasse hatte sich hier und da eine Hauserzeile erhalten die Festungswerke hatten der Verwustung noch am ehesten widerstanden aber die Stadt war zu 98 zerstort und damit eine der am schwersten zerstorten Stadte des ganzen Krieges wenn nicht sogar die am schwersten zerstorte uberhaupt Insgesamt lag die Stadt 155 Tage lang im Kampfgebiet Forschung Bearbeiten Nach dem Krieg gab es Erwagungen die Stadt als Mahnmal sich selbst zu uberlassen und an anderer Stelle wieder aufzubauen So vollstandig war die Zerstorung gewesen dass man ernsthaft daruber nachdachte keinen Wiederaufbau zu versuchen In den Ruinen herrschten unmogliche Zustande welche der britische Verleger und Journalist Victor Gollancz in einer bebilderten Reportage mit dem Titel In darkest Germany eindrucksvoll dokumentierte Sie loste eine Welle der Hilfsbereitschaft in Grossbritannien aus die das Los nicht nur der Bewohner Julichs lindern half nach Gollancz ist heute aus Dankbarkeit eine Julicher Strasse benannt Nach der Auflosung Preussens kam die Stadt an das neugegrundete Land Nordrhein Westfalen Die Enttrummerung war ein hartes Stuck Arbeit aber die Altstadt entstand auf den Ruinen nach dem alten Idealstadtplan neu Dazu trug der Architekt R Schoffer bei der 1947 einen ersten Aufbauplan erstellte An historischen Gebauden im Stadtkern hatten praktisch nur die unteren Stockwerke des Turms der Propsteikirche sowie der Hexenturm uberlebt die einstmals pittoreske Altstadt war sonst vollig vernichtet Sie wurde im Stil der 1950er Jahre auf dem alten Grundriss wieder aufgebaut die alte Schonheit war aber dahin Die Festungswerke wurden ab 1954 provisorisch gesichert sanken ansonsten aber in einen langen Dornroschenschlaf und wurden seitens der Bevolkerung und der Stadtverwaltung geflissentlich ignoriert Die Papier und Zuckerindustrie konnte sich von den Kriegsschaden erholen und in den 1950er Jahren suchte die Stadt Anschluss an zukunftstrachtige Technologien 1956 entstand das Kurzwellenzentrum Julich im selben Jahr sah die Stadt die Grundung des Atomforschungszentrums des heutigen Forschungszentrums welches von 1960 bis 1990 als Kernforschungsanlage Julich KFA bekannt war In ihrem Gefolge siedelte sich mit dem Unternehmen Uranit heute Urenco Deutschland bzw ETC auch Atomindustrie in Julich an Erneut kamen zahlreiche Zuwanderer vor allem Akademiker die im Forschungszentrum ihr Auskommen fanden und grosstenteils im neuen Nordviertel um den ehemaligen Artilleriefahrplatz Quartier nahmen Im Geiste der Modernisierung ging 1963 auf dem Walramplatz am Hexenturm weitab vom Bahnhof ein neuer Omnibusbahnhof in Betrieb und 1970 wurde eine Ingenieurschule errichtet Ab 1964 wurden ernsthafte Sicherungsmassnahmen in der Zitadelle durchgefuhrt denen leider ein grosser Teil der historischen Gebaude zum Opfer fiel Im selben Jahr wurde das Bundesbahnausbesserungswerk geschlossen und die Bundeswehr ubernahm grosse Teile des Gelandes als Heeresinstandsetzungswerk 800 Dort wurde am 4 November 1976 eine Ausbildungswerkstatt fur 72 Jugendliche eroffnet 1968 begannen die Bauarbeiten in der Zitadelle die sie zum Sitz des Staatlichen Gymnasiums machen sollten und 1972 genau 400 Jahre nach ihrer Grundung konnte die Schule den Neubau beziehen Am 1 Januar 1972 wurde im Zuge der Kommunalreform der Kreis Julich aufgelost und grosstenteils mit dem Kreis Duren vereinigt Dabei wurden etliche umliegende Ortschaften nach Julich eingemeindet und die Einwohnerzahl stieg auf uber 30 000 an 2 Dazu trugen auch die Umsiedlungen infolge des Fortschreitens der umliegenden Tagebaue der Rheinbraun bei die Julich mit dem Umsiedlungsort Lich Steinstrass ab 1981 einen neuen Vorort im Nordosten auf der Merscher Hohe bescherten In den 1970er Jahren begannen umfangreiche Restaurierungsmassnahmen an der Zitadelle und sporadisch auch am Bruckenkopf die in den 1980er und 1990er Jahren erst zaghaft und wenig rucksichtsvoll dann immer entschiedener und qualitatsvoller weitergefuhrt wurden Ein grosses Umdenken setzte ein waren die alten Festungswerke fruher nur Klotz am Bein gewesen betrachtete man sie zunehmend als zu hutenden Schatz aus dem sich in vieler Hinsicht Kapital schlagen liess Dieser Bewusstseinswandel war nicht zuletzt das Werk des Festungsforschers Hartwig Neumann der unermudlich um seine Festung kampfte Ab 1985 stand die Zitadelle endlich unter Denkmalschutz ab 1986 wurde die historische Innenstadt neu hergerichtet Ihren vorlaufigen Hohepunkt fand diese Entwicklung in der Landesgartenschau 1998 in deren Zentrum vor allem der Bruckenkopf stand der qualitatsvoll restauriert und mit einer aufwendigen Gartenanlage geziert wurde Am 25 Mai 2009 erhielt die Stadt den von der Bundesregierung verliehenen Titel Ort der Vielfalt Historischer Stadtplan Bearbeiten nbsp Ein Stadtplan von 1739 der die wichtigsten militarischen und zivilen Einrichtungen des alten Julich zeigtLegende A Bastion Wilhelmus B Bastion Marianne C Bastion St Salvator D Bastion St Johannes E Stadtbastion St Franziskus F Stadtbastion St Jakob G Stadtbastion St Eleonore H Stadtbastion St Sebastian I Ravelin Leopold K Ravelin Lyebeck L Altes Ravelin M Stadtravelin N Ravelin Lindens O Ravelin vor dem Kolntor P Ravelin vor dem Aachener Tor Q Neue Kontregarden R Kavaliere S Doppelte Remparts mit 4 Bollwerken T Schlosstor V Leopoldstor W Neue Pforte Kolntor X Rur Pforte Aachener Tor Y Redouts Z Waffenplatze 1 Schloss 2 Arsenal 3 Laboratorium 4 Kasernen 5 Wachen 6 Pfarrkirche 7 Jesuitenkloster 8 Kapuzinerkloster 9 Gasthauskloster 10 Karmeliterkloster 11 Hospital 12 Kasernen 13 luther Kirche 14 reform Kirche 15 Garnisonskirchhof 16 Friedhof d Rerformierten u Lutheraner 17 Friedhof der Juden 18 Stadtgarten 19 Postgebaude 20 Indondationsgebiet 21 Dammanlagen 22 Weg nach Koln 23 Weg nach Dusseldorf 24 Weg nach Linnich 25 Weg nach Duren 26 Weg nach Aachen 27 RurbruckeSiehe auch BearbeitenJulich Iuliacum Zitadelle Julich Bruckenkopf Julich Festung Julich Herzogtum Julich Hexenturm Julich Julich Kleve BergLiteratur BearbeitenWolfgang Hommel Guido von Buren Julich Geschichte der Festungs und Forschungsstadt Verlag Fischer Julich 2019 ISBN 978 3 87227 428 1 Hartwig Neumann Zitadelle Julich Grosser Kunst und Baufuhrer Verlag Jos Fischer Julich 1986 ISBN 3 87227 015 X Hartwig Neumann Stadt und Festung Julich auf bildlichen Darstellungen Bonn 1991 ISBN 3 7637 5863 1 Hartwig Neumann Die Zitadelle Julich ein Gang durch die Geschichte Verlag Jos Fischer Julich 1971 Hartwig Neumann Der Bruckenkopf Julich Verlag Jos Fischer Julich 1973 Josef Rahier Die Front an Rur und Inde Verlag Jos Fischer Julich 1950 Nachdruck 2020 ISBN 978 3 87227 305 5 Helmut Scheuer Wie war das damals Julich 1944 1948 Verlag des Julicher Geschichtsvereins 1985 ISBN 3 9800914 4 9 Eisenbahn Amateur Klub Julich e V Hrsg Julich die alte Eisenbahner Stadt 2 Auflage Julich 1986 Ulrich Coenen Von Juliacum bis Julich Verlag G Mainz Aachen 1988 ISBN 3 925714 17 0 Guido von Buren und Erwin Fuchs Hrsg Julich Stadt Territorium Geschichte B o s s Druck und Medien Kleve 2000 ISBN 3 933969 10 7 Weblinks BearbeitenJulicher Zeitleiste Julicher Geschichtsverein Website der Stadt Julich Museum Zitadelle Eintrag im digitalisierten Meyers KonversationslexikonEinzelnachweise Bearbeiten Gunter Bers Julicher Geschichtsblatter Jahrbuch des Julicher Geschichtsvereins Nr 41 1974 Der Julicher Arbeiter und Soldatenrat im November 1918 S 1 31 Statistisches Bundesamt Hrsg Historisches Gemeindeverzeichnis fur die Bundesrepublik Deutschland Namens Grenz und Schlusselnummernanderungen bei Gemeinden Kreisen und Regierungsbezirken vom 27 5 1970 bis 31 12 1982 W Kohlhammer Stuttgart Mainz 1983 ISBN 3 17 003263 1 S 308 Galerie Bearbeiten nbsp Darstellung der Belagerung Julichs 1622 durch den hollandischen Maler Pieter van Sneyers nbsp Modell der Stadt zur Franzosenzeit mit den projektierten Ausbauten nbsp Dasselbe Modell aus einer anderen Perspektive nbsp Der Ostflugel des Schlosses Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Stadt Julich amp oldid 238781048