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Siegfried von Westerburg auch Sigfrid oder Sifrid unbekannt 7 April 1297 in Bonn war von 1275 bis 1297 Erzbischof des Erzbistums Koln Siegfried von Westerburg auf dem Schlachtfeld von Worringen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Dombau 3 Regesten 4 Literatur 5 AnmerkungenLeben BearbeitenSiegfried stammte aus der im Westerwald und an der Lahn beheimateten und beguterten Adelsfamilie von Runkel Lahn und Westerburg Wohl seit den 1250er Jahren Kolner Domkanoniker amtierte er ab 1259 als Mainzer Dompropst seine Familie war seit jeher kirchlich starker an Mainz als an Koln orientiert Am 3 April 1275 wurde Siegfried wahrscheinlich in Lyon von Papst Gregor X personlich zum Erzbischof von Koln geweiht Dies geschah gegen den Willen des Gremiums der Kolner Domherren das sich am 15 November 1274 mehrheitlich fur den aus der Grafenfamilie von Berg stammenden Propst Konrad von Mariengraden ausgesprochen hatte Ende April 1275 wurde Siegfried von Konig Rudolf von Habsburg in Bruchsal mit den Regalien investiert Die Stadt Koln befand sich seit 1268 im Kirchenbann und war daher als Ort seiner Bischofsweihe ungeeignet Im Juli 1275 hob er als neuer Erzbischof das Interdikt gegen Koln auf und unterzeichnete einen Freundschaftsvertrag mit der Stadt Am 15 September 1279 verlieh Siegfried von Westerburg dem etwa 20 km sudwestlich von Koln an der Bonn Aachener Heerstrasse gelegenen Lechenich stadtische Privilegien 1 Am 14 Oktober 1279 schloss Siegfried von Westerburg mit den Grafen von Julich in Pingsheim den Frieden zu Pingsheim Um 1283 ergriff Siegfried im Limburger Erbfolgestreit Partei fur den Grafen Rainald von Geldern Im Juli 1287 befreite er die Stadt Koln nach einem Treueid der Burger von den Zollen zur Finanzierung seiner Kriegskosten im limburgischen Erbfolgestreit Am 27 April 1285 verlieh er dem sudlich von Koln gelegenen Bruhl die Stadt und Marktrechte nbsp Wappen der Herren von WesterburgDurch seine Einmischung im limburgischen Erbfolgestreit kam es am 5 Juni 1288 zur Schlacht von Worringen 2 Siegfried verlor die Schlacht an der sich auch Kolner Burger mit Gerhard Overstolzen an der Spitze und eine Bergische Abteilung unter Fuhrung Walter Doddes beteiligten wurde von Herzog Johann I von Brabant gefangen genommen und dem Grafen Adolf V von Berg ubergeben Nachdem er zunachst eine Nacht in Monheim eingesperrt war wurde er anschliessend nach Schloss Burg gebracht Er kam am 6 Juli 1289 wieder frei erkrankte aber in der Zeit seiner Gefangenschaft schwer Zuvor hatte er am 19 Mai 1289 Friedensvertrage mit den Siegern von Worringen schliessen mussen er musste 12 000 Mark ca drei Tonnen Silber Reparationen an den Grafen von Berg zahlen Gebiete abtreten unter anderem Lunen mit allen bischoflichen Rechten Westhofen Brackel Werl Menden Isenberg und Raffenberg dazu die Unter Vogtei uber das Stift Essen an den Grafen Eberhard II von der Mark der damit am meisten vom Sieg bei Worringen profitierte die Stadt Deutz und einige Burgen darunter die Burg Lechenich 3 verpfanden andere Burgen wie Worringen Zons und Volmarstein wurden gebrochen Das Herzogtum Limburg besetzte Herzog Johann I von Brabant Als Folge seiner Niederlage musste er am 18 Juni 1288 in einem Vertrag mit der Stadt die Souveranitat Kolns anerkennen Am 18 Januar 1290 entband ihn jedoch Papst Nikolaus IV von allen Versprechen die er den Kolnern hatte geben mussen Am 31 Januar forderte der Papst sogar die Erzbischofe von Mainz und Trier auf Siegfried bei der Ruckgewinnung des kurkolnischen Besitzes zu helfen Seit seiner Freilassung hatte Siegfried es vorgezogen seine Residenz in Bonn zu errichten Die erzbischofliche Munze in Koln kam zum Erliegen und Siegfried machte Bonn zur Munzpragestatte Als Kampfansage an Koln wahlte er fur Bonn den Namen Verona und liess seine Munzen mit dem Schriftzug Beata Verona vinces Du gluckliches Verona wirst siegen pragen 1286 fuhrte Siegfried in Bonn die erste Ratsverfassung ein die bestimmte dass die angesehenen Burger oppidani maiores zwolf Manner wahlen sollten die geeignet seien das Beste der Stadt zu befordern Ihre Beschlusse sollen fur die ganze Burgerschaft bindend sein Bei der anstehenden Konigswahl im Jahr 1292 favorisierte Siegfried den Grafen Adolf von Nassau seinen Schwager und Verbundeten in der Worringer Schlacht von 1288 da er sich von ihm weitreichende Zugestandnisse versprach Im Vertrag von Andernach konnte sich Siegfried am 27 April 1292 von Adolf dann auch samtliche Forderungen bewilligen lassen darunter die Ubergabe von Reichsstadten wie Dortmund und Duisburg Reichsburgen und hofe und der Essener Vogtei an das Erzbistum Am 5 Mai 1292 kam es zur Wahl Adolfs von Nassau zum deutschen Konig bei der Siegfried jedoch nicht anwesend war Siegfried kronte Adolf am 24 Juni 1292 im Aachener Mariendom zum romisch deutschen Konig Siegfrieds Territorial und Restaurationspolitik war wegen des Widerstandes der Koalition von Worringen zum Scheitern verurteilt Weder konnte die Verbindung zwischen den rheinischen und den westfalischen Besitzungen wiederhergestellt noch die Stadt Koln in das Erzstift integriert werden An der Nichterfullung der Forderungen des Andernacher Vertrages ging dann auch das Konigtum Adolfs von Nassau zugrunde Siegfried verstarb am 7 April 1297 in Bonn und wurde in der Bonner Munsterkirche beigesetzt da die Kolner Stadtbevolkerung sich einer Bestattung im erzbischoflichen Dom widersetzte 1652 wurde sein Grab durch Rauber geschandet und geplundert 1794 erneut durch franzosische Revolutionstruppen Im Jahre 1947 wurde die Ruhestatte Siegfrieds einer wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen und wiederum geoffnet Dombau Bearbeiten nbsp Alle Konige des Reiches Konigsgalerie im Obergaden des Hochchores nbsp Wachter der Apokalypse Posaunen blasender Engel im MasswerktabernakelErzbischof Siegfried von Westerburg forderte den Bau des Kolner Doms um damit seinen Anspruch als fuhrender Furst im Westen des Reiches zu untermauern 4 In der Regierungszeit Siegfrieds wurde das aufgehende Mauerwerk vollendet und der Hochchor unter Dach gebracht Dabei anderte Baumeister Arnold in Abstimmung mit dem Fursten den Baustil und gestaltete den Hochchor im hochgotischen Rayonnant Stil wo der Kapellenkranz noch in fruhgotischen Stilformen errichtet worden war Mauerwerk und Strebepfeiler wurden von einem aufwandigen Masswerk uberzogen so dass der Hochchor von Ferne wie ein steinernes Reliquiar wirkte Der Erzbischof liess auf dem Kapellenkranz Masswerk Tabernakel errichten und darin Posaunen blasende Engel aufstellen Diese Figuren der Apokalypse wurden als Symbol fur eine wehrhafte Kirche verstanden und als Ausdruck dafur dass die Kirche zuletzt obsiegen werde Mit diesem Bauschmuck sollte die Dominanz der Kirche gegenuber der Stadtbevolkerung dokumentiert werden 5 In den Fenstern des Obergaden liess der Erzbischof eine Konigsgalerie darstellen die alle vorausgegangenen und nachfolgenden Konige des Reiches abbilden sollte Damit suchte Siegfried seine Rolle als Koronator zu untermauern der gemass der Kolner Konigstheorie die Konige nicht nur salben und kronen sondern auch auswahlen durfte 6 Um die aufwandigen Baumassnahmen zu finanzieren setzte der Erzbischof den aggressiven Ablasshandel fort der vom Domgrunder Konrad von Hochstaden initiiert worden war 7 Siehe auch Portal Kolner DomRegesten BearbeitenRichard Knipping Die Regesten der Erzbischofe von Koln im Mittelalter Band III 2 Bonn 1913 Nr 2591 3538 Literatur BearbeitenFranz Reiner Erkens Siegfried von Westerburg 1274 1297 Die Reichs und Territorialpolitik eines Kolner Erzbischofs im ausgehenden 13 Jahrhundert Rheinisches Archiv Veroffentlichungen des Instituts fur Geschichtliche Landeskunde der Rheinlande an der Universitat Bonn Band 114 Rohrscheid Bonn 1982 ISBN 3 7928 0448 4 Zugleich Passau Universitat Dissertation 1980 Franz Reiner Erkens Der Prozess des Kolner Erzbischofs Siegfried von Westerburg mit dem Grafen Florens von Holland In Annalen des Historischen Vereins fur den Niederrhein Bd 185 1982 S 25 38 Franz Reiner Erkens Siegfried von Westerburg um 1235 1297 In Rheinische Lebensbilder Bd 9 1982 S 79 99 Franz Reiner Erkens Territorium und Reich in Politik und Vorstellung des Kolner Erzbischofs Siegfried von Westerburg In Nassauische Annalen Bd 94 1983 S 25 46 Franz Reiner Erkens Siegfried von Westerburg In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 344 f Digitalisat Franz Wachter Sigfrid von Westerburg In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 34 Duncker amp Humblot Leipzig 1892 S 252 256 Anmerkungen Bearbeiten Historisches Archiv der Stadt Koln Bestand Domstift Urkunde Nr 2 392 Zur Machtkonstellation vor der Schlacht bei Worringen siehe Irmgard Hantsche Atlas zur Geschichte des Niederrheins Bottrop u a S 32f Richard Knipping Die Regesten der Erzbischofe von Koln im Mittelalter Band III Nr 3220 Rudiger Marco Booz Kolner Dom die vollkommene Kathedrale Petersberg 2022 S 66 Peter Kurmann Koln und Reims im 13 Jahrhundert in Kolner Domblatt 72 2007 S 97 114 hier S 106ff Peter Kurmann Heinrich II von Virneburg der Koronator Friedrichs des Schonen als Donator des Dreikonigsfensters im Hochchor des Kolner Domes in Matthias Becher Harald Wolter von dem Knesebeck Die Konigserhebung Friedrich des Schonen im Jahr 1314 Kronung Krieg und Kompromiss Koln 2017 S 209 228 Rudiger Marco Booz Kolner Dom die vollkommene Kathedrale Petersberg 2022 S 66VorgangerAmtNachfolgerEngelbert II von FalkenburgErzbischof von Koln 1275 1297Wigbold von HolteNormdaten Person GND 118614053 lobid OGND AKS LCCN n83198637 VIAF 65390973 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Siegfried von WesterburgALTERNATIVNAMEN Siegfrid von Westerburg Siegfried von Koln Sigfrid von Westerburg Sifrid von WesterburgKURZBESCHREIBUNG Erzbischof des Erzbistums KolnGEBURTSDATUM vor 1260STERBEDATUM 7 April 1297STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Siegfried von Westerburg amp oldid 230148459