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Jazzsanger ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zu weiteren Bedeutungen siehe Der Jazzsanger Jazzgesang bezeichnet die Interpretation von Jazz mit Mitteln des Gesangs und insofern auch spezifische in der Geschichte des Jazz sich andernde Ausdrucksformen Cassandra WilsonInhaltsverzeichnis 1 Wesen und Definition des Jazzgesangs 2 Der Blues 3 Tin Pan Alley Tonfilm und die grossen Swingbands 4 Die Vokalgruppen der Vorkriegszeit 5 Die Nachkriegszeit 6 Veranderte Klangideale 7 Eine Auswahl klassischer Jazzsongs 8 Massgebliche Alben des Jazzgesangs 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 Einzelnachweise und AnmerkungenWesen und Definition des Jazzgesangs BearbeitenCarlo Bohlander sieht im Jazzgesang die naturlichste musikalische Ausserung im Jazz und den wichtigsten Zweig afroamerikanischer Vokalmusik 1 Er wurzelt im Spiritual im Blues und was den Swing angeht im Ragtime Rhythmus Das Stimmideal des Jazzgesangs ist anders als das der europaischen Musik die beiden sind so verschieden voneinander wie Ausdruck und Schonheit seit je in der Geschichte der Kunst schrieb der Musikkritiker Joachim Ernst Berendt 1953 in der ersten Ausgabe seines Jazzbuchs 2 Er merkt an dass die Sanger im Sprachgebrauch des US amerikanischen Jazz meist Vokalisten genannt werden um sie nicht an den Massstaben der europaischen Tradition zu messen und fuhrt aus dass die englische Sprache in besonderer Weise dem Jazz verbunden sei in derselben Weise wie etwa die Arie und das Italienische zusammengehoren Die Silben der englischen Sprache seien ausgezeichnete Mittel einer swing gemassen Artikulation und Synkopierung 3 Berendt betrachtet es als Dilemma des Jazzgesangs festzulegen wann ein originarer Jazzgesang anfangt Jazz entstand aus gesungener Volksmusik Vieles ist in der Jazztonbildung dadurch zu erklaren dass die Blaser auf ihren Instrumenten den Klang der menschlichen Stimme nachahmten Besonders deutlich wird das bei den Growl Effekten eines Bubber Miley oder beim Bassklarinettenspiel eines Eric Dolphy Andererseits ist der Jazz in seinen Beginnen im New Orleans Jazz ausschliesslich eine instrumentale Musik und ist das auch weitgehend geblieben so dass seine Standards und Kriterien vom Instrumentalen her gefunden werden auch die Standards des Jazzgesangs 4 Der Jazzvokalist behandelt seine Stimme wie ein Instrument wie eine Trompete Posaune oder wie ein Saxophon deshalb sind diejenigen Kriterien die fur die europaische Volks musik wichtig sind fur den Jazzgesang unerheblich etwa die Reinheit der Stimme oder der Stimmumfang merkte Berendt 1976 an 5 Einige der wichtigsten Jazzsanger hatten eher hassliche Stimmen wie Billie Holiday 1915 1959 oder Louis Armstrong 1901 1971 der aber auch Instrumentalist war Seit der Ersteinspielung von Creole Love Call 1927 mit Adelaide Hall die mit ihrer Stimme obligato zur Hauptmelodie improvisierte ist es im Jazz auch moglich textfrei zu singen nbsp Willi JohannsIn allen Jazzpolls der 1950er Jahre war Frank Sinatra 1915 1998 fuhrend der seine Karriere zwar in einer der klassischen Swingbands begann in Tommy Dorseys Orchester Nach Meinung der meisten Kritiker ist Sinatra zwar kein Jazzsanger setzte jedoch durch seine Sensibilitat und Musikalitat Standards fur nahezu alle die nach ihm kamen 6 Crooner wie Johnny Hartman oder Tony Bennett arbeiteten auch mit fuhrenden Jazzmusikern wie Bill Evans oder Coltrane zusammen und lieferten dabei massgebliche Ergebnisse ahnlich wie dies spater die Folksangerin Joni Mitchell bei ihren Kooperationen mit Jaco Pastorius Wayne Shorter und anderen Jazzmusikern tat Ein Stilmerkmal wie Scat taugt nur begrenzt zur Definition von Jazzgesang so hat eine der bedeutendsten Jazzsangerinnen Sarah Vaughan 1924 1990 dieses Stilmittel kaum eingesetzt jedoch durch ihre rhythmische Flexibilitat Massstabe gesetzt 7 Das Kennzeichen zur Unterscheidung des Jazzgesangs vom Gesang der popularen Musik ist nach Berendt die Improvisation Naturlich muss der Song gesungen werden dass er als solcher erkennbar bleibt Auch sind Sangerinnen und Sanger von den Texten ihrer Songs abhangig Aber in einem gewissen Sinn gibt es auch hier Improvisation Sie liegt in Umschreibungen Vertauschungen Verstellungen in Alterierungen der Harmonisation in einer besonderen Phrasierung schrieb Berendt 1973 8 nbsp Billie HolidayDen Stellenwert der Improvisation erlauterte Berendt am Beispiel des Stils von Billie Holiday Er liegt in Umschreibungen Vertauschungen Verstellungen in einer besonderen Phrasierung in einem ganzen Arsenal von Moglichkeiten uber das sie als bedeutendste Meisterin dieses Zweiges gebietet 8 Am Beispiel des von ihr 1935 mit Teddy Wilson aufgenommenen Songs What a Little Moonlight Can Do erlautert Berendt dass es im Jazz weniger auf das was sondern auf das wie ankomme Berendt sieht Billie Holiday im Zentrum des Jazzgesangs ihre wichtigsten Aufnahmen mit Lester Young und den grossen Musikern des Swingzeit sind die besten Beispiele dafur dass das Dilemma des Jazzgesangs nur den minderen Sanger trifft und dass gerade aus der oft paradoxen Uberwindung dieses Dilemmas Kunst entstehen kann 9 Der Blues Bearbeiten nbsp Joe WilliamsAusserhalb des Dilemmas des Jazzgesangs steht fur Berendt der Blues als Wurzel von Anfang an waren die Ubergange zwischen dem Folk Blues als einem Bereich der noch ausserhalb des Jazz steht und dem Jazz fliessend Es gab eine Reihe von Sangern die durchaus authentische Blues Vokalisten waren aber viel eher zur Jazz als zur Blues Sphare zahlten wie Jimmy Rushing 1903 1972 Sanger der Basie Band in den 1930er Jahren Sein Themensong entsprach seinem Ansatz Swingin the Blues Diese Linie setzte Jimmy Witherspoon 1923 1997 oder Joe Williams 1918 1999 fort In der Verbindung von Blues und Boogie Woogie stehen Big Joe Turner 1911 1985 in seiner Nachfolge Champion Jack Dupree oder Otis Spann Als der Blues im Zuge grosser Wanderungsbewegungen der schwarzen Bevolkerung in die grossen Stadte des Nordens der USA kam begann die grosse Zeit der Bluessangerinnen wie Ma Rainey 1886 1939 und Bessie Smith 1894 1937 die vor dem Ersten Weltkrieg vor allem mit Minstrelshows unterwegs waren fanden nun in den Stadten ein ebenfalls zugewandertes Publikum das im Bluesgesang die heimatliche Atmosphare des Sudens wiedererkannten Sangerinnen wie Bertha Chippie Hill Victoria Spivey und Sippie Wallace trugen diese Ara bis in die 1950er und 1960er Jahre Bessie Smith galt als die bekannteste und beliebteste unter den klassischen Bluessangerinnen the Empress of the Blues sie war die grosste von allen hat Alberta Hunter einmal gesagt sie war schon ganz schon wild und laut aber da war auch so ein Weinen nein kein Weinen sondern Trauer in dem was sie gemacht hat Es war als ob da was ware was einfach aus ihr raus musste 10 Ende der 1920er Jahre anderte sich der Jazzgesang vom Blues zum Song diese Entwicklung hatte ihre Wurzeln in der Tradition der Tin Pan Alley und des Vaudeville Tin Pan Alley Tonfilm und die grossen Swingbands BearbeitenPopulare Songs stammten in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts haufig aus der Kirche mit dem amerikanischen Burgerkrieg inspirierten diese Negro Spirituals selbst die Marschgesange Mit der Industrialisierung kam die Erfindung des Grammophons und anderer Hilfsmittel reproduzierbarer Musik Ende des 19 Jahrhunderts beherrschte der Ragtime Amerikas Musikleben Scott Joplin verkaufte 1895 seine ersten Songs Die Militarbands wandelten sich in Orchester Das Musik Entertainment wurde zu einer wichtigen Industrie In den beiden ersten Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts fand dies eine rasante Entwicklung Es entstand die erste Musikkomodie Musical mit Floradora im November 1900 Der Blues bekam durch W C Handys Song Boss Crump Bedeutung 11 1911 schrieb Irving Berlin Alexander s Ragtime Band er war zwar kein echter Rag offnete aber die Tur fur die offentliche Akzeptanz von Rhythmen die anders waren als Walzer Foxtrott oder Polka Noch einflussreicher waren die Shows von Florenz Ziegfeld wie Showboat 1927 und der erste Tonfilm The Jazz Singer im gleichen Jahr Mit dem Erfolg des Swing zu Beginn der 1930er Jahre entstanden bisher ungeahnte Moglichkeiten fur afroamerikanische Kunstler nbsp Ethel WatersEthel Waters 1896 1977 war eine der erfolgreichsten schwarzen Sangerinnen dieser Zeit 1933 bekam sie als erste Schwarze ihr eigenes Radioprogramm und erschien im Cotton Club mit Stormy Weather 1938 trat sie in der New Yorker Carnegie Hall auf im nachsten Jahr war sie die erste schwarze Kunstlerin die in einer Fernseh Show sang Ihr Gesang war Inspiration und Modell fur zahllose sowohl weisse wie schwarze Talente wie Billie Holiday Ella Fitzgerald Bing Crosby Mildrey Bailey Connee Boswell oder Maxine Sullivan 12 Waters gilt heute als Ubergangsfigur vom Blues zum Jazzgesang ihr fruhes Blues Repertoire wie Down Home Blues 1921 Dinah 1925 Memories of You 1930 oder Stormy Weather 1933 war mit Jazz Elementen durchsetzt Aber auch wenn sie ihre Texte growlte konnte man jedes Wort verstehen Jimmy McPartland sah sie in der Musikkomodie Miss Calico 1927 und sagte spater zu Nat Shapiro und Nat Hentoff Wir waren fasziniert von ihr Wir mochten auch Bessie Smith sehr aber Waters hatte mehr Glanz sie phrasierte so wunderbar die naturliche Qualitat ihrer Stimme war so schon 13 1933 nahm der weisse Bandleader Benny Goodman mit Billie Holiday auf 1944 organisierte Norman Granz sein erstes Konzert in der Philharmonie in Los Angeles bei dem u a der Sanger Nat King Cole auftrat daraus erwuchs das uberaus erfolgreiche Tourneeprogramm JATP in dem keine Rassengrenzen mehr bestanden 14 Nach Kriegsende war Ella Fitzgeralds einer der Top Acts bei JATP spater wurde Granz ihr Produzent Ella Fitzgerald entwickelt den Scatgesang den Louis Armstrong eingefuhrt hatte in bisher ungeahnte Dimensionen d h dass die Stimme wirklich gleichberechtigt neben dem Instrument eingesetzt wurde 15 Neben Ethel Waters popularisierten weitere Kunstlerinnen den Jazzgesang Lena Horne 1917 2010 Maxine Sullivan 1911 1987 die in Claude Thornhills Orchester sang Mildred Bailey 1904 1951 die zuerst in bei Paul Whiteman sang sich dann der Band ihres Mannes Red Norvo anschloss Helen Humes 1913 1981 die mit Lester Young und Buck Clayton arbeitete dann sich hin zum Rhythm and Blues orientierte sowie Ivie Anderson 1905 1949 die im Duke Ellington Orchestra sang Das Repertoire das diese Sangerinnen boten waren die popularen Songs des Great American Songbooks Melodien die die grossen Tin Pan Alley Komponisten wie Cole Porter Jerome Kern Irving Berlin und George Gershwin geschrieben haben durchaus aus dem Bereich der popularen Musik der Musikrevuen des Tonfilms und des Broadway Musicals aber gesungen in der typischen Diktion und Phrasierungsweise des Jazz Die Vokalgruppen der Vorkriegszeit Bearbeiten nbsp The Mills BrothersEine Fussnote zum ubrigen Gesangsgenre so schrieb Will Friedwald in seinem Buch Swinging Voices blieben die Vokalgruppen der 30er und 40er Jahre Die Traditionslinien des mehrstimmigen Gesangs griffen dabei weniger auf den Jazz als auf die harmonischen Systeme der europaischen Musik zuruck sie stellten niemals eine ernsthafte Alternative zum Sologesang oder zur Instrumentalgruppe dar 16 Ausnahmen bildeten die wenigen jazzbeeinflussten Vokalgruppen so einige Aufnahmen der Rhythm Boys mit Bing Crosby und seinen Partnern Harry Barris und Al Rinker wie ihr Titel Changes Victor 1927 oder Rhythm King Columbia 1928 dann das von Ed Kirkeby zusammengestellte Vokalensemble um den Sanger Smith Ballew die als Eddie Lloyd and His Singing Boys mit den California Ramblers als Begleitgruppe mehrere Titel des Crosby Trios ubernahmen Fur die Aufnahme des Stuckes Six or Seven Times Okeh 1928 bildeten Don Redman und Benny Carter ein kurzfristiges Vokalduo In die Fussstapfen der Tradition die insbesondere von Crosbys Rhythm Boys geschaffen wurde traten vor allem die Boswell Sisters um die Sangerin Connee Boswell mit ihren Schwestern Martha und Vet eigentlich Helvetia die ihre Karriere 1925 in New Orleans begannen Eine weitere Gruppe die Mills Brothers hatte den Ansatz mit ihren verschiedenen Stimmen ein ganzes Orchester zu imitieren Ahnlich arbeiteten Gruppen wie die Spirits of Rhythm mit Leo Watson und dem Gitarristen Teddy Bunn My Old Man 1933 auf Brunswick und die Formation Cats and the Fiddle um Tiny Grimes nbsp Bing Crosby 1942 Wahrend bei den Boswells Sisters und den Mills Brothers die Arrangements im Vordergrund standen wurde bei letzteren Gruppen ein starkeres Gewicht auf Improvisation sowie auf Gospel und Blues Bezuge gelegt zu horen bei Shoutin in the Amen Corner der Spirits 1933 oder in I d Rather Drink Muddy Water der Cats Letztere verwirklichten ausserdem die Idee von vier Stimmen als Saxophonsatz Gangbusters Zu den Hohepunkten ihres Werkes zahlt Friedwald Killing Jive Public Jitterbug No 1 und When I Grew Too Old to Dream die alle 1939 fur Bluebird eingespielt wurden 17 Diese Gruppen arbeiteten weitgehend unabhangig vom damaligen Swing Business auch wenn es zu vereinzelten gemeinsamen Projekten kam wie der Boswell Sisters mit dem Victor Young Orchester oder den Mills Brothers mit Don Redmans Orchester Ein weiteres Experiment machte Jimmie Lunceford als er Vokalgruppen aus den Reihen seiner Bandmitglieder rekrutierte und in Titeln wie Chillun Get Up 1934 Unsophisticated Sue 1934 oder Cheatin on Me 1939 einsetzte Die Mel Tones um Mel Torme waren bei ihren wichtigsten Aufnahmen Gaststars des Artie Shaw Orchesters 1946 Musicraft 1947 experimentierte der Saxophonist und Bandleader Charlie Ventura mit dem mehrstimmigen Bandgesang indem er seine Bop for the People Band grundete und die Stimmen von Jackie Cain und Roy Kral in den Kontext einer kleinen Jazzgruppe einbettete Euphoria 1947 und Lullaby in Rhythm 1949 Dabei ruckte er die Vokalisten nicht ins Zentrum sondern seine Solisten wie Bennie Green oder Conte Candoli 18 Die Nachkriegszeit Bearbeiten nbsp Ella FitzgeraldIn den vierziger und funfziger Jahren reprasentierten den Jazzgesang einerseits Song Interpreten die sich den Stilen ihrer Begleitensembles anpassten In der Tradition Billie Holidays sangen nach Kriegsende die junge Sarah Vaughan die bei Earl Hines Billy Eckstine gesungen und aus dem Umfeld von Bebop Erneuerern wie Charlie Parker und Dizzy Gillespie stammte Mary Ann McCall 1919 1994 die aus der Woody Herman Band stammte und June Christy 1926 1990 die in Stan Kentons Band sang wie auch Anita O Day 1919 Es traten auch andere weisse Sangerinnen in diese Traditionslinie wie Peggy Lee Carol Sloane Chris Connor Helen Merrill weitere wichtige Vokalistinnen dieser Zeit waren Shirley Horn Carmen McRae Dakota Staton und Dinah Washington Andererseits waren die Scatsanger von Bedeutung Eine Sonderrolle nahm schon damals Ella Fitzgerald 1917 1996 ein die schon in der Swingzeit Chick Webbs Orchester nominell ubernommen hatte und nach dem Krieg uberwiegend als Solistin auftrat Sie erweiterte ihren Swing Scat mit fabelhafter Intonationssicherheit und Vitalitat bis er dem Bop entsprach Bob Scat 19 nbsp Babs GonzalesUnter den mannlichen Sangern dieser Ara haben sich fast nur solche im Jazzbereich aufgehalten die in erster Linie Instrumentalisten sind 20 wie Jack Teagarden 1905 1964 und Louis Armstrong Die meisten anderen die irgendwo einmal im Jazz oder in seiner Nahe begannen sind in den kommerziellen Bereich ubergewechselt wie Bing Crosby Frankie Laine Perry Como Matt Dennis oder Mel Torme der immer zwischen beiden Elementen schwankte oder sie verband er gilt als Meister der Songs des American Songbooks mit Titeln wie I ll Be Seeing You Nat King Cole war so lange ein vorzuglicher Jazzvokalist wie er auch Pianist war dennoch blieb auch bei seinen spateren kommerziellen Aufnahmen fur Capitol Records stets eine Jazzexpression spurbar er beeinflusste spatere Grenzganger zwischen Soul und Jazz wie Ray Charles und Stevie Wonder Mit dem aufkommenden Bebop von Parker Gillespie steht der Bluesgesang von Billy Eckstine 1914 1993 in Verbindung ahnlich sangen Babs Gonzales Eddie Jefferson King Pleasure Joe Carroll Bob Dorough oder Gillespie selbst Weitere Vokalisten dieser Richtung waren Earl Coleman und Jackie Paris 1926 2004 der Anfang der 1950er Jahre mit Charles Mingus experimentierte und die Vokalkonzeption des Bebop in den Cool Jazz uberfuhrte Vom Bebop kam auch Sheila Jordan 1928 deren erste Arbeiten Texte zu Parker Titeln waren Ahnlich arbeiteten spater Lambert Hendricks and Ross mit ihrer Vocalese Technik Ende der 1950er Jahre als sie Soli der Basie Band sangen Sing a Song of Basie Das Ensemble Kirby Stone Four mischte Vocalese Elemente mit Swing und Rock amp Roll Massgeblicher Vertreter des Cool war der uberaus erfolgreiche Trompeter und sanfte Sanger 21 Chet Baker mit Songs wie I Remember You My Funny Valentine oder Stella by Starlight die Polls beherrschte Spater setzten Aretha Franklin und Betty Carter sowie Al Jarreau mit unterschiedlichen Mitteln diese Traditionen in den 1970er und 1980er Jahren fort Veranderte Klangideale Bearbeiten nbsp Sheila Jordan 1985 Im Free Jazz gab es keine Gesangsstars mehr sowohl die Orientierung am Bluesgesang als auch am Vortrag von Songs wurde obsolet Lieder kamen hauptsachlich in Form von Zitaten vor dagegen wurde die Rezitation von Gedichten und anderen zunachst haufig programmatischen oder religios gepragten Texten wichtig Hier ist der Vokalist ein Musiker unter anderen seine Stimme ist nichts als ein Instrument das ahnlich eingesetzt wird wie die ubrigen Instrumente Dabei kommt es zu einer bis dahin nicht gekannten Erweiterungen der gesanglichen Ausdrucksmoglichen Abbey Lincoln war die erste die Schreien und Rocheln einsetzte auf We Insist Freedom Now Suite Sheila Jordan entwickelte uber die Tristano Schule extreme Phrasierungen und Steigerungen des Bop Scat Jeanne Lee beschaftigte sich eingehend mit der Artikulation von Gerauschen und dem Klang und der Perkussivitat von Worten Jay Clayton brachte Erfahrungen ein die in der Neuen Musik von John Cage bis hin zu Steve Reich entwickelt worden waren Leon Thomas verwendete ein den afrikanischen Pygmaen abgelauschtes melodisches Jodeln Don Cherry und Alice Coltrane brachten indische Gesangstechniken ein 22 Auch Lauren Newton 1953 die mit Mathias Rueggs Vienna Art Orchestra arbeitete kam zunachst von der Neuen Musik aber auch dem freies Spiel integrierenden Jazz Frederic Rabolds der die Idee hatte Stimmklange ohne Bezug zu einem Text in ein musikalisches Konzept zu integrieren 23 Die Sangerinnen Maggie Nichols 1948 und Julie Tippetts oder der Sanger Phil Minton 1940 sind ebenfalls von der Free Jazz Bewegung beeinflusst Die Autodidaktin Urszula Dudziak 1943 wurde zunachst durch die Jazzauffassungen von Krzysztof Komeda und den Fusionjazz beeinflusst bevor sie mit elektronischen Geraten ihre Stimme verfremdete und Echoschleifen in ihr Spiel einbezog Sie war eine der ersten Sangerinnen die seit 1982 Auftritte ohne Begleitmusiker absolvierte Sainkho Namtchylak bezog seit 1988 den Obertongesang in ihre Improvisationsmusik ein nbsp Flora PurimAm Beispiel der brasilianischen Sangerin Flora Purim erlauterte Berendt deren Stilprinzip Die neuen Sangerinnen haben die Dimension der Stimme als Instrument bis in Bereiche ausgedehnt die noch vor wenigen Jahren unvorstellbar schienen Gesang heisst fur sie nicht Singen sondern auch all das andere dazu Schreien und Lachen und Weinen das Stohnen der sexuellen Erfahrung ebenso wie kindliches Geplapper der ganze Korper vom Unterleib bis in die Bereiche der Stirnhohle und der Schadeldecke wird Instrument wird vibrierender Sound Erreger wird Klang Korper 24 Sheila Jordan war die Erste die in einer solchen Weise gesungen Sounds produziert hatte mit einem grandios satirischen Berendt You Are My Sunshine das sie mit dem George Russell Sextett aufnahm Spater entwickelte Bobby McFerrin jenseits des freien Jazz noch die Technik extrem sauberer und schneller Registersprunge 25 Weitere Sangerinnen der neueren Zeit wie Karin Krog 1937 Norma Winstone 1941 Dee Dee Bridgewater 1950 die im Anfang der 1970er Jahre Thad Jones Mel Lewis Orchestra bekannt wurde Cassandra Wilson 1955 oder Erika Stucky 1969 haben sich unter Ruckgriff auf die neuen Techniken wieder starker in die Traditionslinien der Song bzw der Blues Interpretation eingebracht Eine interessante Steigerung der Intensitat bewirkte die Tristano Schulerin Carla White zunachst durch dauerhaften Scat Im Gesang die gleiche Freiheit wie improvisierende Instrumentalisten anstrebend konnte sie stundenlang ununterbrochen scheinbar sinnlose Silben aneinanderreihen und dies so uberzeugend dass Carla White als vielleicht grosstes Scat Talent unter den Sangerinnen ihrer Generation galt Mit ihrer dramatischen Begabung in der Textinterpretation ergab das ab Mitte der 1980er Jahre eine beeindruckende Mischung 26 Dianne Reeves mischt Jazz und Rhythm and Blues Gesang singt einen eingangigen Scatimprovisationsstil und tritt vorwiegend live und darunter mit Symphonieorchestern in Erscheinung Frauen wie die Sangerin Diamanda Galas die u a mit Peter Kowald und John Zorn The Big Gundown zusammenarbeitete die eben jenen volligen Einsatz des Korpers der Emotionen bringt und sich selbst in einem gewissen Masse exhibitioniert schrieb die Koordinatorin der WDR Bigband Annette Hauber zum Thema Frauen im Jazz 1988 flossen den Mannern ein gewisses Unbehagen ein und werden in die Exoten Schublade abgeschoben 27 nbsp Sidsel EndresenAuf der anderen Seite gibt es inzwischen eine Reihe junger Vokalisten die die Grenzen zwischen Jazz Pop und der europaischen Volks Liedtradition aufheben wie z B die skandinavischen Vokalistinnen Lena Willemark und Mari Boine auf ihren ECM Produktionen oder Viktoria Tolstoy die anfangs mit Nils Landgren arbeitete Sidsel Endresen kann einerseits an die skandinavischen Liedtraditionen anschliessen andererseits aber auch wie ihr polnischer Kollege Marek Balata an die Errungenschaften der freien Vokalimprovisation Die Portugiesin Maria Joao integriert verschiedene Stile wie Weltmusik Modern Jazz vor allem aber lateinamerikanische und brasilianische Musik sowie Avantgarde Ahnlich agierte Kip Hanrahan in den 1980er Jahren mit seinen ambitionierten Fusion Projekten zwischen Latin Jazz Sprechgesang Underground Lyrik und Pop bei denen er mit so unterschiedlichen Vokalisten wie Ismael Reed Diahnne Abbott Bobby Womack Jack Bruce und dem Blues Sanger Taj Mahal zusammenarbeitete Kommerziell am erfolgreichsten waren bei diesen Grenzgangen bislang Norah Jones und Diana Krall Hier setzt wieder Berendts Dilemma des Jazzgesangs an Eine Auswahl klassischer Jazzsongs BearbeitenIvy Anderson It Don t Mean a Thing If It Ain t Got That Swing 1932 28 Louis Armstrong When It s Sleepytime Down South 1931 Chet Baker My Funny Valentine 1954 June Christy Something Cool 1953 Rosemary Clooney Sophisticated Lady 1956 Nat King Cole Too Marvelous for Words 1947 Chris Connor All About Ronnie 1954 Where Flamingoes Fly 1961 Billy Eckstine Moonlight in Vermont 1960 Ella Fitzgerald Oh Lady Be Good How High the Moon 1947 Mack the Knife 1960 Billie Holiday mit Benny Goodman I Wished on the Moon 1935 What a Little Moonlight Can Do 1935 Billie Holiday Strange Fruit 1939 Don t Explain 1945 Helen Humes Stardust I Got it Bad and That Ain t Good 1960 Peggy Lee I m Gonna Go Fishing 1960 Lambert Hendricks amp Ross I m in the Mood for Love 1955 Carmen McRae Yesterdays Trav lin Light 1961 Anita O Day mit Roy Eldridge Let Me Off Uptown 1941 Jimmy Rushing Every Day I Have the Blues 1955 Joya Sherrill I m Beginning to See the Light 1942 Bessie Smith Work House Blues 1924 Black Water Blues 1927 Sarah Vaughan Lullaby of Birdland 1954 Send In the Clowns 1973 Dinah Washington You Go to My Head 1954 What a Diff rence a Day Makes 1959 Ethel Waters Dinah 1925 Am I Blue 1929 Stormy Weather 1933 nbsp Michael SchiefelMassgebliche Alben des Jazzgesangs BearbeitenLouis Armstrong amp Ella Fitzgerald Ella and Louis 1957 29 Chet Baker Let s Get Lost the Best of Chet Baker Sings 1953 1956 Dee Dee Bridgewater Love and Peace A Tribute to Horace Silver 1994 Betty Carter The Audience with Betty Carter 1979 June Christy Something Cool 1953 1955 The Misty Miss Christy 1955 1956 Nat King Cole The Vocal Classics 1942 1946 After Midnight 1956 Billy Eckstine Everything I Have Is Yours 1947 1957 Ella Fitzgerald Pure Ella 1950 54 Billie Holiday The Quintessential Billie Holiday 1936 1937 Bilie Holiday Music for Torching 1956 Sheila Jordan Portrait of Sheila 1962 Karin Krog und John Surman Bluesand 1999 Lambert Hendricks and Ross The Hottest New Group in Jazz 1959 zuerst als Lambert Hendricks and Ross Jeanne Lee amp Ran Blake The Newest Sound Around 1961 Bobby McFerrin The Voice 1984 Carmen McRae Carmen McRae Sings Lover Man and Other Billie Holiday Classics 1961 Helen Merrill Helen Merrill with Clifford Brown and Gil Evans 1954 1956 King Pleasure King Pleasure Sings 1952 1954 Flora Purim mit Chick Corea Light As a Feather 1973 Jimmy Rushing Rushing Lullabies 1958 59 Mel Torme Mel Torme Swings Shubert Alley 1960 Sarah Vaughan Sarah Vaughan with Clifford Brown 1954 Sarah Vaughan Swinging Easy 1954 57 Dinah Washington Dinah Jams 1954 Cassandra Wilson Blue Skies 1988 Norma Winstone Somewhere Called Home 1986 Siehe auch Bearbeiten nbsp Unbekannte Jazzsangerin in einem der Jazzclubs der 52nd Street Fotografie von William P Gottlieb um 1948 Blues Gesang Great American Songbook Scat Sologesang VocaleseLiteratur BearbeitenAndre Asriel Jazz Aspekte und Analysen Lied der Zeit Berlin 1985 DNB 890102724 Joachim Ernst Berendt Das Jazzbuch Frankfurt M Fischer Bucherei 1953 und Frankfurt M Fischer Taschenbuch Verlag 1973 Joachim Ernst Berendt Gunther Huesmann Das Jazzbuch Fischer TB Frankfurt 1994 ISBN 3 596 10515 3 Joachim Ernst Berendt Ein Fenster aus Jazz Fischer TB Frankfurt 1989 ISBN 3 596 23002 0 Ken Bloom The American Songbook The Singers the Songwriters and the Songs 100 Years of American Popular Music The Stories of the Creators and Performers Black Dog amp Leventhal New York City 2005 ISBN 1 57912 448 8 Carlo Bohlander Karl Heinz Holler Christian Pfarr Reclams Jazzfuhrer 4 durchgesehene und erganzte Auflage Reclam Stuttgart 1990 ISBN 3 15 010355 X Daphne Brooks Liner Notes for the Revolution The Intellectual Life of Black Feminist Sound Harvard University Press 2021We ve said it before and we ll say it again Daphne Brooks makes a compelling case with Liner Notes For the Revolution The Intellectual Life of Black Feminist Sound A brillant work of criticism and historiography it reveals how the women we often valorize in American music from Bessie Smith to Aretha Franklin to Cecile McLorin Salvant must also be seen as curators of sound A scholarly work with style Ute Buchter Romer New Vocal Jazz Untersuchungen zur Zeitgenossischen Improvisierten Musik mit der Stimme anhand ausgewahlter Beispiele Verlag Peter Lang Frankfurt a M 1991 Jay Clayton Sing Your Story A Practical Guide for Learning and Teaching the Art of Jazz Singing Advance Music 2001 Ian Carr Digby Fairweather Brian Priestley Rough Guide Jazz Der ultimative Fuhrer zum Jazz 1800 Bands und Kunstler von den Anfangen bis heute 2 erweiterte und aktualisierte Auflage Metzler Stuttgart Weimar 2004 ISBN 3 476 01892 X Richard Cook Brian Morton The Penguin Guide to Jazz on CD 6 Auflage Penguin London 2002 ISBN 0 14 051521 6 Will Friedwald Swinging Voices of America Ein Kompendium grosser Stimmen Hannibal St Andra Wordern 1992 ISBN 3 85445 075 3 Will Friedwald Jazz Singing America s Great Voices From Bessie Smith To Bebop And Beyond Scribners New York 1990 auch Da Capo Press 1996 ISBN 0 306 80712 2 Leslie Gourse Louis Children American Jazz Singers Morrow New York 1984 ISBN 0 688 02241 3 Verbesserte Neuauflage Coopers Square Press 2001 Kitty Grime Jazz Voices Quartet Books London 1983 ISBN 0 7043 2390 7 Annette Hauber Frauen im Jazz In That s Jazz Der Sound des 20 Jahrhunderts Ausstellungskatalog Darmstadt 1988 John Jorgensen Erik Wiedemann Jazzlexikon Mosaik Munchen 1967 Martin Kunzler Jazzlexikon Reinbek Rowohlt 1988 Judy Niemack Hear It And Sing It Exploring Modal Jazz 2nd Floor Music 2004 ISBN 0 634 08099 7 Arrigo Polillo Jazz Piper Munchen 1981 Michele Weir Jazz Singer s Handbook The Artistry and Mastery of Singing Jazz Alfred Publishing 2005 ISBN 0 7390 3387 5 Weblinks BearbeitenMathew Bahl Vocal Jazz 1917 1950 Mathew Bahl Vocal Jazz 1951 1968 Mathew Bahl Vocal Jazz 1969 2001 Ted Gioia The State of Jazz Vocals Today Jazz Singers SiteEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Bohlander u a Reclams Jazzfuhrer 1990 S 390 Berendt 1953 S 180 Bohlander S 390 zit nach Berendt Huesmann S 477 Neuausgabe des Jazzbuch Von Rag bis Rock 1973 S 295 Berendt 1973 S 296 Kunzler S 1218 Asriel S 201 a b zit nach Berendt 1973 S 307 Berendt 1973 S 308 zit nach A Hauber S 704 Handy verwendete ihn in einer politischen Kampagne er nannte ihn spater The Memphis Blues Bloom S 165 zit nach Bloom S 130 f zit nach Bloom S 132 Bloom S 162 ff A Hauber 707 Zit nach Friedwald Swinging Voices S 132 f Friedwald S 129 Friedwald S 131 f Asriel S 204 Berendt Huesmann S 1991 S 481 zit nach Kunzler S 65 Asriel S 224 Buchter Romer S 76 Berendt Ein Fenster aus Jazz S 89 ff Jungere Musiker wie Michael Schiefel kombinieren diese Errungenschaften mit den von Urszula Dudziak Jay Clayton und David Moss perfektionierten Techniken des elektronischen Loops Marcus Woelfle Carla White Jazzzeitung 3 2007 zit nach A Hauber S 701 Die Auswahl der Songs erfolgte grosstenteils nach den Werken von Bloom und Cook Morton Die Auswahl der Alben erfolgte nach dem The Penguin Guide to Jazz von Cook Morton Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jazzgesang amp oldid 237136068