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Governance in Kursachsen oder auch Herrschaftspraxis im Kurfurstentum Sachsen beschreibt den Grad und die Art der Einbindung gesellschaftlicher Zivilkrafte in den politisch administrativen Entscheidungsprozess mit dem Ziel der Veranderung der herrschenden Institutionen in Kursachsen Zusatzlich determiniert sie die dazugehorigen Akteure und ihre Stellung im politisch administrativen System im kursachsischen Staat Es werden die Vetospieler in Kursachsen der Fruhen Neuzeit identifiziert und die jeweils geltenden politischen Entscheidungswege und Gestaltungsmittel ihrer Zeit offengelegt und analysiert Regieren im Kurfurstentum 43 seitiges Innungsgesetz vom 8 Januar 1780 Mandat die General Innungs Articul fur Kunstler Professionisten und Handwercker hiesiger Lande betreffendRegieren im Kurfurstentum 8 seitiges Gesetz gegen unbefugtes Trompetenblasen vom 23 Juli 1711 Erneuertes Mandat wieder das unbefugte Trompeten Blasen und Heer Paucken SchlagenDas Konzept die verwaltungswissenschaftlichen Methodiken der Gegenwart auf die Staatsbildungsprozesse der Fruhen Neuzeit zu ubertragen gibt es seit den 2000er Jahren 1 Die sachsische Governancestrukturen waren durch eine Ungleichzeitigkeit von nebeneinander bestehenden traditionellen und neueren Regierungs und Verwaltungsstrukturen sowie durch immer wiederkehrende Prozesse der Aushandlung von Autoritat gekennzeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Governance in Sachsen 1 1 Rahmen von Governance 1 2 Einwirkende Krafte 1 3 Merkmale 1 4 Spatmittelalter 1 5 Renaissance 1 6 Barock 1 7 Aufklarung und Absolutismus 2 Korporative Akteure 3 Einwirkende globale Programme 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGovernance in Sachsen BearbeitenRahmen von Governance Bearbeiten Herrschaftsstrukturen sind nicht nur im Rahmen der Staatlichkeit zu betrachten Staatszentrismus So gab es auch die feudale Gutsherrschaft Ritterguter Gerichtsbarkeit oder das Patriarchat im soziologischen Sinn im familiaren aber auch gesellschaftlichen Rahmen und das kirchliche Patriarchat stadtische und dorfliche Gemeinwesen die in der Summe einen bedeutenden Anteil der Herrschaftsformen im Mittelalter und danach ausmachte Gesellschaft definierte und zementierte Der Staat begann im Spatmittelalter bei fast Null Bis der Staat seine zentrale Herrschaftsfunktionen uber die anderen Akteure legen konnten wuchs er auf einem niederen Niveau langsam uber Jahrhunderte an wahrend die nichtstaatlichen Akteure ihre autonomen Herrschaftsfunktionen aufrechterhielten 2 Nichtstaatliche Akteure auf korporativer Ebene waren Adel Stadte und Kirche Daneben bestimmten einzelne Individuen innerhalb des korporativen Elements zu jeder Zeit die Ausgestaltung des inneren Systems und nahmen Einfluss auf die ausseren Geschehnisse Alles zusammen genommen ergab die Herrschaftsstrukturen Kursachsens die den gesamthaften Institutionenwandel des Territoriums mit allen darauf befindlichen in Abgleich mit den angrenzenden Territorien und daruberliegenden zeitgeistigen Entwicklungen unterbewusst und ohne klare Zielstellung oder Auftragslage organisierten Der Kursachsische Staat entwickelt sich auch wie die anderen deutschen Staaten von einem dualistischen Stande und Finanzstaat des 16 und fruhen 17 Jahrhunderts ab der Mitte des 17 Jahrhunderts zu einem ausgreifenden Militar Wirtschafts und Verwaltungsstaat 3 Bewusstsein uber das eigene individuelle Zutun und dessen Auswirkungen auf das Gesamte hatten bei den damaligen wie bei den heutigen Akteuren kaum jemand wenn uberhaupt irgendeiner Die Akteursperspektive war aufgrund von Informationsdefiziten und allgemeiner Unkenntnis der Sachlage immer nur ein minimaler Ausschnitt vom Ganzen Geschehen und entsprachen einer bounded Rationality und dem Prinzip des Trial and Errors in einem Prozess des sich irgendwie durchwurstelns 4 Beobachtbar und bewertbar sind nur die Gesamtwirkungen aus der geschichtlichen Perspektive Die Verlaufsgeschehnisse waren dagegen fur die handelnden Akteure stets nur schemenhaft erkennbar und deutbar 5 Fur den ubergeordneten Prozess des Institutionenwandels in den das Gebiet Kursachsen und seine Bewohner eingebunden waren galt damals wie heute das Prinzip der unsichtbaren Hand von Adam Smith Einwirkende Krafte Bearbeiten Die kursachsische Gesamtentwicklung war insgesamt aus verwaltungswissenschaftlicher Sicht im Vergleich eine Erfolgreiche Einen wie auch immer gearteten Automatismus oder normative Implikationen eines eurozentristischen Wachstums oder Verbesserungsprozesses der Fruhen Neuzeit hat es aber nicht gegeben 6 Es wirkten immer auch destabilisierende Stromungen und zersetzende bzw zentrifugal wirkende Krafte auf das kursachsische Gemeinwesen ein die aber keine systemsprengende Ausmasse annahmen Die Krell affare und der kurzzeitige Versuch der Etablierung des Calvinismus einer kleinen Minderheit wurde kurzerhand von der Mehrheit der Vertreter der Lutherischen Orthodoxie korrigiert Systemversagen auf staatlicher Ebene fuhrt in der Regel in den Zerfall des Territorialgefuges Failed state Merkmale hatten sich zeitgleich zum Beispiel in Polen Litauen ausgebreitet zu dem Sachsen zeitweise einen Personalunionsbund unterhielt Aber auch die Sachsisch polnische Union konnte den polnischen Zerfallsprozess nicht stoppen oder umkehren Nur von aussen wirkten Krafte ein die eine Gefahr fur das innere Herrschaftsgefuge darstellten und es mehrfach empfindlich storten so besonders in den Schlesischen Kriegen Feudale Bindungen und Feudalstrukturen waren konservative Einwirkkrafte Sie begrenzten Fortschritte Das Handelsburgertum Leipzigs entwickelte ebenso eigene autonome Strukturen parallel zu den Landesstrukturen des Fursten Sie waren in ein globales Handelsnetzwerk eingebunden und folgten eigenen Denkstrukturen und Systempraferenzen Sie entzogen sich dem kurfurstlichen Herrschaftssystem Merkmale Bearbeiten Kommunikationssysteme Herrschaftssymbolik Herrschaftsformen government meint zentrale staatliche Direktiven Anordnungen Gebote Verbote Befehle etc in einem Policyfeld governance meint aushandeln in einem multidimensionalen Raum mit unklaren Akteurskonstellationen 7 Gruppierungen und Interessenlager entlang der sozialen Klassen Kohasions und Bindungsgrade politische Programmatik und Agenden gesellschaftlicher Differenzierungsgrad Raumbeziehungen Wirtschaftsordnung Dorfordnung AgrarverfassungSpatmittelalter Bearbeiten Die Herrschaftssystem am Ausgang des Mittelalters war feudal organisiert und es war wie sonst auch in Europa ein Personenverbund Der Furst als Person war der Staat 8 Externalisierte und entpersonalisierte Staatsstrukturen reichten nicht viel weiter als die furstliche Truhe der Hofkanzlei mit den Abkommen und Vertragen die der sachsische Herzog auf seinen Reisen stets dabei hatte Der Furste sicherte seine Macht uber sein personliches Gefolgesystem Hofrat mit wechselnden Zusammengehorigkeiten das im hochsten Masse informell und intransparent blieb Regierungshandeln basierte auf tradierten Vorstellungen von Unterordnung Lehnsfolge und Lehnsdiensten und es basierte auf mundlicher Uberlieferung 9 Urkunden und Vertrage gab es nur fur einen kleinen Teil der Verwaltungsagenden Fehden waren ublich zur politischen Konfliktaustragung Reiseherrschaft und dezentrale Machtkonzentration uber ein weit gespanntes Netz an landesherrlichen Burgen sicherten die Stellung des Landesfursten des obersten Feudalherren in seinem Territorialgefuge Der Raum war weit und undurchdringlich die Autonomie des landsassigen Adels gross Regierungstatigkeit insgesamt auf einem niedrigen Niveau Vogte waren die Vertreter des Fursten auf dem Land Standische Landtage hatten sich im Spatmittelalter etabliert und ein fruhes Reprasentativsystem etabliert Stadtebunde im Spatmittelalter hatten die stadtische Autonomie insgesamt erhoht Stadtluft machte frei Ein selbstbewusster werdendes stadtisches Patriziat in den fruhen sachsischen Zentren wie Freiberg Annaberg oder Leipzig verstarkte die stadtische Autonomie Das stadtische Ratssystem etablierte auf der lokalen Ebene eigene autonome Regierungsformen Dem Fursten fehlten zunachst die finanziellen Mittel und eine eigene Machtbasis um den so gewandelten Herrschaftsverhaltnissen gerecht zu werden Die spatmittelalterliche Agrarkrise fuhrte zur Verschlechterung der Bodenrendite der Grundbesitzer und fuhrte zum verarmen des Adels Der Landesherr musste den Landfrieden muhsam und aufwendig erhalten Dieser war stets gefahrdet Rechtlosigkeit und Raubrittertum wurden verbreitete Erscheinungsformen auch in Sachsen Konflikte zwischen den Vetospielern wurden unter Umgehung des geltenden Rechts gelost Dazu gehorte zum Beispiel der Altenburger Prinzenraub von 1455 Um 1500 brachten gesellschaftliche wirtschaftliche technologische Revolutionen ein neues Zeitalter das die feudalen Herrschaftsstrukturen herausforderte Der feudale Adel geriet gegenuber Landesherren und der neu aufkommenden Burgerschicht in wirtschaftliche Bedrangnis Er passte sich schwieriger an die neuen Verhaltnisse an Kurzum die Entwicklung gipfelte in einer zunehmenden Differenzierung der Lebensformen Individualitat und Subjektivitat stiegen an Auseinanderdriftende Bereiche und Gruppierungen mit eigenen Interessenlagen erhohten die Pluralitat aber auch die Partikularitat und Konkurrenz gegenlaufender Interessen Fur die Menschen der Zeit waren das bedrohliche und verunsichernde Faktoren die neben der allgemeinen Rechtsunsicherheit das Leben pragten Die Kirche selbst schied als Stabilitatsanker aus befand sich selbst in einem structural Drift 10 Treueschwure und Gelobnisse und Huldigungen hatten einen sehr hohen Ausgangswert im staatlich herrschaftlichen Handlungssystem solange Schriftlichkeit und Orientierung an einem Rechtssystem mehr Ausnahme als Regel war Dieser Zustand hielt bis ins 18 Jahrhundert an verlor aber bis dahin einen Teil seiner Wirkmachtigkeit Kursachsen gelang begunstigt durch neue grosse Silberfunde im Erzgebirge und einem neuen Berggeschrey eine nachhaltige Festigung der inneren Strukturen Sachsens Herrscher gewannen durch die Bergbaueinnahmen die finanziellen Ressourcen fur den Aufbau eigener Strukturen Renaissance Bearbeiten Das Regierungshandeln lag zunachst auf einem niedrigen und ursprunglichen Niveau Dies anderte sich ab 1500 zugig da die zusammengenommene Akteurskonstellation des sachsischen Herrschaftsgefuges im 16 Jahrhundert einen klaren Gestaltungswillen besass Eine ordnende Landesherrschaft traf auf aktiv mitwirkende Stande die von adeligen und burgerlichen Funktionseliten gefuhrt wurden Dresden wurde ab 1500 zu einer planmassigen Residenz ausgebaut Sachsen erhielt damit ein klares Herrschaftszentrum Das wurde Sitz der sich differenzierenden Zentralverwaltung und der Ort zeremonieller Reprasentation Die fruhmoderne Staatsbildung nahm stark an Fahrt auf Der sich formierende Staat bemuhte sich darum das Gewaltmonopol zu erlangen 11 die Zentralisierung der finanziellen Einnahmen und deren Administration sowie die militarische Macht in der Hand des Fursten zu konzentrieren 12 Zum Motor dieser Entwicklung wurden entweder soziale Konflikte und okonomische Konzentrationsprozesse oder fiskalisch militarische und geopolitische Notwendigkeiten 13 Die Kirche war moralisch verfallen und damit im Zeitgeist delegitimiert Spannungen entluden sich in der Reformation die in die Auflosung der Selbstorganisationskompetenz der Kirche in Sachsen gipfelte nbsp Das Dresdner Landhaus war von 1776 bis 1831 letzter Versammlungsort der Landstande Das kursachsische Reprasentativsystem erreichte fur heutige Massstabe ungenugende Demokratiewerte da die Reprasentativkorperschaften nur fur grundbesitzende korporative Akteure galten Auf der anderen Seite waren die gesellschaftlichen Fahigkeiten vielerorts gering entwickelt Das Mass der gesellschaftlichen Entwicklung bestimmte die Art und Form des institutionellen Uberbaus der sich daruber ausformen konnte und die politische Kultur Verhandlungen und Konsultation erforderten eine entsprechende gebildete Adressatenschicht Gesellschaftsmilieus mit gering entwickelten sozialen Normenstandards zogen in der Regel direktivere Formen der Herrschaftsausubung nach sich Das war die Ausgangssituation zu Beginn der Renaissance in Sachsen Das Herrschaftsbild der Renaissancefursten war entsprechend dem Zeitgeist stark patriarchalisch ausgerichtet Potenz und Machtbewusstsein gebundelt mit brutalen Schauprozessen waren allgemeiner Teil politischer Herrschaftskommunikation und Inszenierung Abschreckung diente der Manifestation eigener Macht Die stetige Reformierung samtlicher Gesellschaftsstrukturen in Sachsen mit angeschoben durch die Fruhburgerliche Revolution zwischen 1517 und 1525 ermoglichte seit 1500 eine geordnete und zentrale Errichtung von komplexen System und Organisationsstrukturen wodurch sich ein umfassendes vormodernes Staatswesen uber der Bevolkerung ausformte das den gesellschaftlichen und herrschaftlichen Interessenausgleich organisierte Die dezentralisierte Ausubung offentlicher Gewalt in den Handen adeliger geistlicher und stadtischer Grundherrschaften wurde nun von landesherrlichen Institutionen uberlagert Die Herrschaft wurde zentralisiert Romisches Recht drang in die Rechtspflege ein und setzte an die Stelle mundlicher Gerichtspraxis den schriftlich gefuhrten Prozess 14 Die Abtrennung von Staatsangelegenheiten vom Bezugsbereich des sachsischen Hofs des Fursten und die Bildung neuer Behorden fuhrte zu einer Verdinglichung Veroffentlichung des Staatswesens Fachexperten wurden nun fur den Betrieb dieses Systems benotigt Dieses System wird in der Verwaltungswissenschaft als politisch administratives System bezeichnet und beinhaltet alle tragenden Akteure die den Institutionenwandlungsprozess in Kursachsen ordneten zentralisierten politisch legitimierten und umsetzten Dabei trugen die Akteure die Interessen der massgeblichen Bevolkerungsgruppen zusammen und erarbeiteten politische Vorschlage die im Systemapparat neu verhandelt wurden Barock Bearbeiten Die soziale Entwicklung erlebte durch den Dreissigjahrigen Krieg einen Ruckschlag Sozialgefuge waren zerruttet und eine soziale Ordnung musste sich erst wieder bilden Eine sozialdisziplinierte Gesamtgesellschaft mit eigenen Konfliktlosungsmechanismen ermoglichte eine gemassigtere Herrschaftsausubung und umgedreht Sozialdisziplinierung und gleichzeitige Differenzierung von Systemapparat und Gesellschaft wurde um 1700 zu einer Begleitpramisse des expandierenden absolutistischen Machtapparats Die Sozialstruktur war durch die Gewohnung an abnormalen Gewaltexzesse der durchziehenden Heere vollig degeneriert gewesen Ein friedvolles gesellschaftliches Zusammenwirken als auch hohe zivilisatorische Standards mussten erst wieder geschaffen werden Mit den Mitteln der Fruhen Neuzeit bedeutete dies die Schaffung einer Prugelkultur fur die Volksmassen und eine strikte Befehlsstruktur Auf den Gutern wurde im Alltag genauso geprugelt wie in der Armee Allmahlich fuhrte dies zu einer Zunahme der allgemeinen Beschaftigungsintensitat Herumlungern und faul sein war verpont es gab eine Art gesellschaftlicher Arbeitszwang Die betriebsame Gesellschaft wurde so vorbereitet und empfanglich gemacht fur organisatorische Neuerungen die in immer kurzer werdenden Abstanden geschaffen wurden Der Prugel diente als Mittel fur eine Gesellschaft die noch nicht die zivilisatorische Reife fur andere weichere Herrschaftsformen kollektiv erworben hatte Auf der individuellen Ebene bedeutete dieser zentrale Ansatz Leid Opfererfahrung und eine geringe Lebensqualitat Der nordliche Nachbar Brandenburg Preussen wurde in dieser Entwicklung fuhrend Im Vergleich der Herrschaftssysteme der Bestehenszeit Kursachsens in der geografischen Nachbarschaft war das kursachsische Herrschaftsmodell nach innen sowohl gemassigter als auch institutionell weiter entwickelt Eine Folge stabiler Herrschaft war eine geringe Zahl der Aufstandserscheinungen und das Fehlen von oppositionellen Konfoderationsbunden wie es sich zum Beispiel in Polen haufig ereignete Gravamen oder Appellationen waren institutionell bewusst ermoglichte Eingaben die einen individuellen und korporativen Interessenausgleich ermoglichen konnten Die sachsischen Landtage hatten die Funktion einer vormodernen gebundelten Interessenvertretung und ermoglichten Legitimation Nach 1648 nahm die Zahl und Grosse der Hoffeste zu Hofamter banden den mittleren und niederen Adel in die landesherrlichen Strukturen ein Die zu Ende des 17 Jahrhunderts geschaffene dauerhafte Institution Sachsische Armee ermoglichte es fortan dem adeligen Nachwuchs eine Karriere als Offizier innerhalb der landesherrlichen Strukturen einzuschlagen Ihre Wege Energien und ihr Fokus wurde dadurch in vorherbestimmte Laufbahnen gelenkt Konspirationen der Adelsklasse dadurch unwahrscheinlicher wie das eigene Vorankommen und der gesellschaftliche Aufstieg fur den einzelnen adeligen Offizier personlich bedeutender erschien Durch die Schaffung solcher Institutionen gab es eine Beschaftigungs und Widmungsmoglichkeit fur eine grosser werdende Zahl an Personen die sich so gelenkt verwirklichen konnten Burgerliche hatten Zugang zu Amtern der Verwaltung Das Burgertum wurde verhaltnismassig wenig gedruckt und weniger in der wirtschaftlichen Entfaltung behindert Zuge von Leibeigenschaft war nur in den nordlichen peripheren Gebieten Kursachsens vorhanden Schliesslich wurden konsensfahige Beschlusse zum Beispiel uber Gesetze und kurfurstliche Erlasse institutionalisiert Regierungshandeln war seit dem 16 Jahrhundert mehr und mehr auf Verordnungen in Schriftform ubergegangen Dadurch wurde ein grosser Teil der Bevolkerung erreicht und durch die Gesetzgebung konnte eine Gleichbehandlung uber das gesamte Territorium Kursachsens angestrebt werden Schriftliches Verwaltungshandeln gut gefuhrte Archive Kontrollstrukturen ermoglichten fruhzeitig die Etablierung einer burokratischen Herrschaftskultur Die mit dem Schriftverkehr einsetzende Berechenbarkeit der Akteurskonstellationen in Transaktionen stabilisierten das gesamte sachsische Regierungs und Gesellschaftssystem und milderten die Gefahr gehaufter oder chronisch wiederkehrender Aufstandsphasen Hauptsachlich organisierten die Landesstrukturen allein durch ihr geordnetes Bestehen einen partiellen landesweiten politischen Ausgleich wodurch einzelne aussenstehende Interessen und Akteurskonstellationen eingebunden und berucksichtigt wurden und Landesherrschaft an vielen Stellhebeln beeinflussbar blieb Die Koharenz des Territoriums wurde dadurch gefordert und eine straffe und gegliederte zivile Ordnung ermoglicht Die Akteurskonstellationen vor allem der Landstande des Kurfursten und der Verwaltung waren verschrankt losgelost handelnde Akteure besassen kaum Veranderungspotenziale und benotigten daher eine breite Unterstutzungsbasis zur Erreichung einer politischen Majoritat Fehlte diese breite Unterstutzung so wie in Polen wahrend der Herrschaft Augusts II wurden innenpolitische Reformen blockiert und scheiterten Die Kurfursten versuchten die stadtische Autonomie zu beschranken und griffen teils ohne Rechtsgrundlagen in das stadtische Geschehen ein Eine vollumfangliche Kontrolle der Stadte gelang ihnen aber nicht Zwischenstaatlich waren Subsidienzahlungen Mittel der Interessenbeeinflussung in der Fruhen Neuzeit Im 17 Jahrhundert vermieteten sachsische Fursten mehrfach Soldaten an fremde Machte gegen Zahlung von Subsidien Aufklarung und Absolutismus Bearbeiten nbsp Goldener Reiter in der Nacht nbsp Zwinger 1709 Ringrennen der Damen beim danischen Staatsbesuch auf dem Festplatz dem holzernen Vorgangerbau des heutigen Zwingers C H Fritsche nbsp Die Cosel Rocke Muscheln und Erotik beeinflussten politische Entscheidungen unter August II starkUm 1700 wurden besondere Orden geschaffen die ein besonderes Zusammengehorigkeitsgefuhl und Auserwahltsein bei den Mitgliedern meist Adelige erzeugen sollten Auch die Freimaurerei zog in den Gelehrtenkreisen aber auch bei Adeligen ihre Bahnen Zeremoniell und Rituale als politisches Verfahren verstarkten sich im 18 Jahrhundert Die Etikette eine Art Zugangserlaubnis zum Hof des Herrschers als auch die Gesamtheit der gultigen Verhaltensnormen bestimmte den Kreis der Insider zum inneren Herrschaftskreis und den Ousidern den Ausgeschlossenen vom Herrschaftssystem Ausgedruckt wurde dies durch offizielle Rangtabellen die die Stellung einer Person eines Amtes am Hofe festlegten Der Hof wuchs personell als auch materiell stark an Das Zeitalter der Reprasentation begann der Dresdner Barock Hochkomplexe Zeichensysteme und eine verdichtete offentliche Kommunikation beschaftigten mogliche Widersacher und sonstige politische Akteure des Kurfursten dauerhaft Diese gerieten in eine gelenkte politische Parallelwelt voller Opulenz und Ausschweifungen Symbol Konigsteiner Riesenfass magnifique und Extravaganz Eros und Phallus Lustlager Ausstrahlung Feminitat Contenance Honnetete Blattgold fur Oberflachlichkeiten Schein Prunk Arrangements Dynastische Erbpolitik bestimmte das politische Geschehen im Spatbarock und Fruhaufklarung massgeblich Die franzosische Kultur wurde wie in ganz Europa nachgeahmt Der Hof agierte als Trendsetter zog die Schonen Machtigen und Reichen in ihren Bann Ein ausgeklugeltes Eventmanagement die Geruchtekuche und verbreitete Skandale am Hofe sorgten fur Gesprachsstoffe Ansehen und Zentralitat im Gefuge der hohere Gesellschaft die sich in Dresden allmahlich um den Hof herum bildete Der Herrscher demonstrierte mit dem ganzen Aufwand nach aussen seine Machtanspruche und organisierte durch die Einbeziehung der Eliten aller Gesellschaftsfelder in sein hofisches System die Machtverteilung innerhalb der Gesellschaft Konkurrierende Parallelsysteme zum Beispiel burgerlicher Natur reichten noch nicht an das Niveau der hofischen Kultur heran Das Augusteische Zeitalter war ein weit nach aussen strahlendes absolutistisches Erfolgsmodell der autokratischen Herrschaftsorganisation und Sicherung 15 Die kursachsische Bevolkerung war aus sozialer Perspektive bereits stark differenziert wandel und transformierbar Die Bevolkerungsentwicklung in Kursachsen war mit der westlichen Entwicklungsrichtung vergleichbar und bewegte sich mit ihr mit Das bedeutete vor allem ein Aufkommen einer breiteren stadtischen Burgerschicht und mit ihr burgerliche Institutionen Allerdings gelang es dem wirtschaftlichen Burgertum nicht ein eigenes selbstbewusstes Klassenbewusstsein wie in den Niederlanden oder in England zu entwickeln Die nachfolgenden gesellschaftlichen Entwicklungen wurden durch die Aufklarung aber auch religiose Bewegungen wie die Lutherische Orthodoxie oder den Pietismus um 1700 gepragt Eine Form des sozialen Unternehmertums entwickelte sich um die Herrnhuter Brudergemeinen Soziales und privates Engagement von innerhalb der Gesellschaft wirkte stabilisierend auf die weitere Entwicklung Die Leipziger Aufklarung gilt in der Literatur oft als Prototyp der burgerlichen Aufklarung das heisst gepragt durch eine von der Handelsbourgeoisie dominierten Stadt fernab vom Hof Die Stabilitat und Wandelfahigkeit des sachsischen Staatenbunds erhielt durch die Institutionalisierung der einzelnen Politikfelder Finanzen Auswartiges Inneres Recht Infrastruktur Bergbau einen deutlichen Schub Da eine geschriebene Verfassung fehlte waren die Beeinflussungen der Akteure in hohem Masse informell Geordnete Lobbyismusstrukturen zum Beispiel am sachsischen Hof vergleichbar mit heutigen Politikagenturen waren noch nicht vorhanden Dafur entwickelte sich eine Lakaien und Matressenkultur unter August II und ein Gunstlingsystem unter Bruhl Eine systembedingte Korruption gehorte zum Regierungshandeln dazu Die staatlicherseits unternommenen Eindammungsversuche durch den Aufbau von Kontrollorganen blieben begrenzt Im Hochabsolutismus hatte auch der Hofadel eine bedeutende politische Stellung informeller Art inne Bis zum Ende des Kurfurstentums behielt es seine uberkommenen Feudalinstitutionen bei Diese waren zum Ende hin zu eng und zu kleinteilig strukturiert und behinderten ab dem fortgeschrittenen 18 Jahrhundert die weitere gesellschaftliche Entwicklung Im Zuge der Protoindustrialisierung wirkte sich beispielsweise jegliche Zunftorganisation negativ auf die Formierung der Produktivkrafte aus Auch die starre regionale Zergliederung mit den verschiedenen landstandischen Regionaleinheiten als auch deren Privilegien behinderten den Reformprozess Der sachsische Adel geriet insgesamt in eine Krise Das Geburtsrecht und das adelige Privilegiensystem waren nicht mehr unantgetastet geblieben Die Aufklarung hatte neue Leitbilder in der politischen Herrschaft entwickelt Montesquieu Rousseau und Voltaire etablierten Grundlagen wie die Gewaltenteilung und das Prinzip der Volkssouveranitat Der aufgeklarte Absolutismus der nach den Reformen der Restaurationskommission unter Thomas von Fritsch nach dem Siebenjahrigen Krieg etabliert wurde verlor die Integrationsfahigkeit Die Amerikanische Revolution strahlte mittelbar auch auf Sachsen uber Zu Ende des 18 Jahrhunderts hatte sich bereits eine grossere Schicht an Bildungsburgern gebildet die politische Mitsprache einforderten Auch der Dritte Stand forderte zunehmend Beteiligung am politischen Prozess Das feudale System konnte diese Entwicklungen nicht mehr aufnehmen und darauf reagieren Der Sachsische Bauernaufstand von 1790 im Zuge der Franzosischen Revolution fuhrte wie andernorts zu einem Uberschwappen der Revolutionsereignisse nach Sachsen und bedrohte die sachsischen Feudaleliten Die Pillnitzer Erklarung versuchte dem entgegenzuwirken Korporative Akteure Bearbeitendas sachsische Handelsburgertum in Leipzig Landstande Hochadel Amtsadel Hofadel Amtsassige Stadte Amter Kurfurst evangelische LandeskircheEinwirkende globale Programme BearbeitenNachfolgende Programme wirkten ubergeordnet auf Kursachsen ein und bestimmten die Entwicklungen der jeweiligen Zeit Es gab nie ein von der Allgemeinentwicklung losgelostes agieren der kursachsischen Herrschaftstrager Sachsen war in Zentraleuropa in ein dichtes Netz an Austauschbeziehungen eingebunden Dort verliefen bedeutsame Schnittstellen aller Gesellschaftsbereiche 16 Denklogiken Wertesysteme wurden von aussen ubernommen und nachgeahmt nie selber initiiert Man passte sich dem herrschenden Zeitgeist stets an Die besondere Eigenleistung der sachsischen Herrschaftstrager lag darin dass sie die Entwicklungen ubernahmen und sich anpassten und sich nicht davor abschlossen Kursachsen behielt dadurch stets eine vordere Stellung in der internationalen Entwicklung und wurde trotz Imitierung ein Fortschrittsmotor der gesellschaftspolitischen Entwicklung und Vorbild fur andere Entitaten wie zum Beispiel Preussen Die Imitierungshandlungen vor Ort bewirkten graduelle Schattierungsbildungen und die Entstehung von Untervarianten des Mustermodells bedingt durch regionale und personelle Eigenheiten z B Kuxe statt Aktien Auf der Ebene Gesellschaft Menschen Organisationen Erste EbeneSakularisierung Landeskirchenregiment Visitationen Humanismus Gefuhle Bedurfnisse Landesuniversitaten Furstenschulen Gymnasien Klippschulen soziale Differenzierung Institutionalisierung Lebensplanung Laufbahn Sozialdisziplinierung Rationalitat Zwangsbesserungsanstalten Marschieren Uniformierung Prugelstrafe Normierung Rationalisieren Standardisierung Hierarchisierung Kommerzielle Revolution Borse Messewesen Bargeldloser Zahlungsverkehr Aktien Monetarisierung Munzpragung Silberbergbau offentliche Finanzen Geld Warenbeziehung Fruhneuzeitliche Staatsbildung Behorden Rechtskodifikation Herrschaftsverdichtung Verordnungswesen Raumdurchdringung Informationsgenerierung Military Revolution Oranische Heeresreform stehendes Heer Festungswesen Rustungsproduktion Magazine Zeughauser Einquartierung Fruhburgerliche Revolution Verburgerlichung Absolutismus Feminitat Zentralismus Residenzlandschaft Hochkultur und Zivilisationsforderung Aufklarung Verstand Ich Personlichkeit Akademie Gelehrtenvereinigungen Literarische Salons publizistische Offentlichkeit Merkantilismus Manufakturwesen Zolle Protoindustrialisierung Peuplierung Kameralismus Burokratisierung Staatslehre Professionalisierung Ethos Zweite EbeneReformation Sinnesentwicklung Gesangsunterricht kirchliche Lehre Refeudalisierung zweite Feudalherrschaft Leibeigenschaft Dritte Ebene eigene Programme Retablissement lutherische OrthodoxieSiehe auch BearbeitenVergleichende Politikwissenschaft Agenda Setting Liste der kursachsischen Behorden Verwaltungsgeschichte Kursachsens Territoriale Gliederung KursachsensLiteratur BearbeitenZu KursachsenReiner Gross Geschichte Sachsens Edition Leipzig Sonderausgabe der Sachsischen Landeszentrale fur politische Bildung Dresden Leipzig 2012Zu Governance des Fruhneuzeitlichen StaatsGunnar Folke Schuppert Wissen Governance Recht Von der kognitiven Dimension des Rechts zur rechtlichen Dimension des Wissens Nomos Verlag 2019Einzelnachweise Bearbeiten Dominik Nagl Marion Stange Staatlichkeit und Governance im Zeitalter der europaischen Expansion Verwaltungsstrukturen und Herrschaftsinstitutionen in den britischen und franzosischen Kolonialimperien Governance Working Paper Series Nr 19 Februar 2009 Abstrakt S 3 Dominik Nagl Marion Stange Staatlichkeit und Governance im Zeitalter der europaischen Expansion Verwaltungsstrukturen und Herrschaftsinstitutionen in den britischen und franzosischen Kolonialimperien Governance Working Paper Series Nr 19 Februar 2009 S 5 Dominik Nagl Marion Stange Staatlichkeit und Governance im Zeitalter der europaischen Expansion Verwaltungsstrukturen und Herrschaftsinstitutionen in den britischen und franzosischen Kolonialimperien Governance Working Paper Series Nr 19 Februar 2009 S 7 Jorg Bogumil Werner Jann Verwaltung und Verwaltungswissenschaft in Deutschland Einfuhrung in die Verwaltungswissenschaft Springer Verlag 2005 S 140 SFB Dominik Nagl Marion Stange Staatlichkeit und Governance im Zeitalter der europaischen Expansion Verwaltungsstrukturen und Herrschaftsinstitutionen in den britischen und franzosischen Kolonialimperien Governance Working Paper Series Nr 19 Februar 2009 nachzulesen ab dem Intro und folgende Seiten Thomas Risse Ursula Lehmkuhl Governance in Raumen begrenzter Staatlichkeit Anmerkungen zu konzeptionellen Problemen der gegenwartigen Governance Diskussion in Marianne Beisheim Gunnar Folke Schuppert Marianne Beisheim Gunnar Folke Schuppert Hrsg Staatszerfall und Governance Seite 144 160 1 Auflage 2007 Reihe Schriften zur Governance Forschung Bd 7 S 144 Alexander Schunka Gaste die bleiben Zuwanderer in Kursachsen und der Oberlausitz im 17 und fruhen 18 Jahrhundert LIT Verlag Munster 2006 S 83 Dominik Nagl Marion Stange Staatlichkeit und Governance im Zeitalter der europaischen Expansion Verwaltungsstrukturen und Herrschaftsinstitutionen in den britischen und franzosischen Kolonialimperien Governance Working Paper Series Nr 19 Februar 2009 S 6 Karlheinz Blaschke Beitrage zur Verfassungs und Verwaltungsgeschichte Sachsens ausgewahlte Aufsatze Band 5 von Schriften zur sachsischen Geschichte und Volkskunde Leipziger Universitatsverlag 2002 S 514 Gunnar Folke Schuppert Wissen Governance Recht Von der kognitiven Dimension des Rechts zur rechtlichen Dimension des Wissens Nomos Verlag 2019 S 132 Martina Schattkowsky Zwischen Rittergut Residenz und Reich die Lebenswelt des kursachsischen Landadligen Christoph von Loss auf Schleinitz 1574 1620 Leipziger Universitatsverlag 2007 S 13 Dominik Nagl Marion Stange Staatlichkeit und Governance im Zeitalter der europaischen Expansion Verwaltungsstrukturen und Herrschaftsinstitutionen in den britischen und franzosischen Kolonialimperien Governance Working Paper Series Nr 19 Februar 2009 S 8 Dominik Nagl Marion Stange Staatlichkeit und Governance im Zeitalter der europaischen Expansion Verwaltungsstrukturen und Herrschaftsinstitutionen in den britischen und franzosischen Kolonialimperien Governance Working Paper Series Nr 19 Februar 2009 S 9 Karlheinz Blaschke Beitrage zur Verfassungs und Verwaltungsgeschichte Sachsens ausgewahlte Aufsatze Band 5 von Schriften zur sachsischen Geschichte und Volkskunde Leipziger Universitatsverlag 2002 S 515 Linda Bruggemann Herrschaft und Tod in der Fruhen Neuzeit Das Sterbe und Begrabniszeremoniell preussischer Herrscher vom Grossen Kurfursten bis zu Friedrich Wilhelm II 1688 1797 Herbert Utz Verlag 2015 S 44 Martina Schattkowsky Zwischen Rittergut Residenz und Reich die Lebenswelt des kursachsischen Landadligen Christoph von Loss auf Schleinitz 1574 1620 Leipziger Universitatsverlag 2007 S 12 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Governance in Kursachsen amp oldid 217513563