www.wikidata.de-de.nina.az
Als extensive Landnutzung bezeichnet man die Nutzung von Boden mit geringem Eingriff des wirtschaftenden Menschen in den Naturhaushalt und unter Belassung der vegetativen Standortfaktoren es uberwiegt die naturliche Entwicklung Der Begriff ist dabei relativ und im jeweiligen zeitlichen sowie geographischen Kontext zu sehen Der Begriff bezieht sich immer auf einen Vergleich mit heute ublichen Nutzungsformen Eine heute als extensiv bezeichnete Grunlandnutzung kann vor etwa 200 Jahren auf vergleichbaren Flachen eine ubliche Nutzungsform gewesen sein im Kontext ihrer Zeit wurde sie dann nicht als extensiv sondern als intensiv bezeichnet werden Ferner kann eine in Mitteleuropa als extensiv bezeichnete Landnutzung in anderen Landern die ubliche intensive Nutzung darstellen Belziger Landschaftswiesen Blick von einer Randdune nach Freienthal mit der Zauche im Hintergrund dieses Gebiet wird heute uberwiegend extensiv genutztInhaltsverzeichnis 1 Die Definition extensiver Landnutzung 2 Merkmale extensiver Landschaftsnutzung 2 1 Einfluss der Agrarbeihilfen 3 Funktion extensiv genutzter Landschaftselemente in der Kulturlandschaft 4 Entstehung extensiver Landnutzung 4 1 Die Rolle des Dungers 4 2 Flurformen 4 2 1 Gewannfluren 4 2 2 Eschfluren 4 2 3 Blockfluren 4 2 4 Hufenfluren 4 3 Der Formenwandel der landlichen Kulturlandschaft im 19 und 20 Jahrhundert 4 3 1 Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung im 19 Jahrhundert 4 3 2 Wandlungsprozesse im 20 Jahrhundert 5 Formen der heute als extensiv angesehenen Landnutzung 5 1 Fernweidewirtschaft der Alpen 5 2 Streuobstwiesen 5 3 Graben 5 4 Teichwirtschaft 5 5 Heiden 5 6 Magerrasen 5 7 Feuchtwiesen und Feuchtgrunland 5 8 Hecken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDie Definition extensiver Landnutzung Bearbeiten nbsp Heidschnuckenherde in der Luneburger Heide ohne die extensive Beweidung mit Schafen wurde die Heide wieder durch Kiefern und Sandbirken bewachsenDer Geologe und Geograph Johannes Muller hat fur die Definition extensiv genutzter Landschaftsbestandteile drei Kriterien entwickelt Diese stehen nicht fur sich alleine sondern bauen aufeinander auf 1 Extensive Landnutzung bezieht sich nur auf solche Flachen die durch landwirtschaftliche Tatigkeit entstanden sind Bei einem extensiv genutzten Landschaftsbestandteil handelt es sich um ein raumlich eng begrenztes Element innerhalb einer Kulturlandschaft Zu ihrer Herausbildung ist relativ zur intensiv genutzten Umgebung lediglich eine weniger intensive bzw aufwandige Landnutzung notwendig Das Ausbleiben jeglicher Nutzung stellt jedoch die Existenz dieses Landschaftsbestandteils in Frage Agrarokologisch gesehen stellen diese Flachen Sonderstandorte dar die sowohl durch landschaftsokologisch besondere Bedingungen als auch durch anthropogene Einflusse gepragt sind Letztere haben diese Flache entscheidend gepragt und konnen auch weiterhin zu einer Standortveranderung beitragen Heidegebiete wie die Luneburger Heide und die Almen der Alpen sind beispielsweise auf eine menschliche Bewirtschaftung zuruckzufuhren Die Weide und Feldwirtschaft die den Landschaftstyp Heide pragte verdrangte die ursprunglich dort befindlichen Eichen und Buchenwaldgesellschaften Den Weideflachen wurden zugunsten der Acker durch Plaggenhieb Humus und Nahrstoffe entzogen Dies fuhrte zu einer Degradierung der Boden die eine intensive Nutzung nicht mehr zulasst Wurde die heutige extensive Nutzung vor allem die Beweidung mit Schafen jedoch eingestellt wurde diese Landschaft wieder verbuschen Generell bestehen zwischen intensiver Landnutzung und der naturlichen Klimax Vegetation sehr vielfaltige Bereiche in die der Mensch nur extensiv eingreift Diese Eingriffe erfolgen je nach Landschaftselement in unterschiedlicher Haufigkeit und werden mitunter sogar von Pflanze zu Pflanze selektiv ausgefuhrt wie beim Beschneiden von Obstgeholzen auf Streuobstwiesen oder dem Auf Stock Setzen einer Hecke 1 Nicht in diese Definition eingeschlossen sind Landschaftselemente die durch andere menschliche Eingriffe entstanden sind wie dem Verkehrswegebau oder einer gewerblichen Nutzung wie dem Abbau von Schotter Merkmale extensiver Landschaftsnutzung Bearbeiten nbsp Streuobstwiese im SiebengebirgeIn Mitteleuropa lasst sich eine extensiv betriebene landwirtschaftliche Nutzung im Allgemeinen an folgenden Merkmalen erkennen 1 Die bewirtschafteten Flachen sind im Allgemeinen kleiner als die intensiv bewirtschafteten Haufig blieben diese Flachen von Flurbereinigungsmassnahmen unberuhrt so dass sie noch alte Flurformen aufweisen In Bezug auf ihre Flache sind sie daher besonders haufig durch lange Grenzlinien und oder ungleichmassige Formen gekennzeichnet Im Vergleich zum allgemeinen Entwicklungsstand der Landwirtschaft spricht man deshalb auch von einem niedrigen Organisationsniveau Der Arbeitseinsatz auf diesen Flachen ist verglichen mit denen in der Umgebung geringer Eingriffe erfolgen kleinraumiger und unregelmassiger Wird die Flache beweidet so ist der Viehbesatz niedrig Wiesen werden haufig nur einmal gemaht Es werden keine kulturtechnischen Eingriffe zur Werterhohung des Bodens wie etwa Be oder Entwasserung Drainierung Eindeichung von Uberschwemmungsgebieten Flussbegradigungen oder Gelandenivellierungen vorgenommen Durch das Fehlen dieser auch als Meliorationsmassnahmen bezeichneten Eingriffen bleiben grundlegende Standortveranderungen aus Typische kapitalintensive Produktionsmittel wie der Einsatz von Dungemittel oder Pestiziden oder grosser landwirtschaftlicher Maschinen werden entweder gar nicht oder nur in geringem Umfang verwendet Streuobstwiesen stellen im Gegensatz zur Obstplantagen die weniger intensive Anbauform von Obst dar Obstplantagen sind um eine moglichst einheitliche Bewirtschaftung zu ermoglichen meist sortenrein in Monokultur und mit Niedrigstammen bepflanzt Diese stehen in Reihen gerade so weit auseinander dass das Feld noch mit landwirtschaftlichen Maschinen befahren werden kann Streuobstwiesen dagegen finden sich heute uberwiegend auf solchen Flachen die anderweitig nur mit hohem Arbeits und Kapitaleinsatz zu bewirtschaften waren Bei ihnen wird im Gegensatz zu Obstplantagen auf eine Bewasserung und meist auch auf den grossflachigen Einsatz von Dunger und Pestiziden verzichtet Da haufig mehrere Obstarten und regelmassig unterschiedliche Sorten angebaut werden konnen pflegende Eingriffe nicht grossraumig erfolgen Im Unterschied zu Obstplantagen selbst wenn dort auf Insektizide und Herbizide verzichtet wird sind Streuobstwiesen wesentlich artenreicher Einfluss der Agrarbeihilfen Bearbeiten Extensivierung meint geringere Erzeugung von zu vermarktenden Produkten bei meist gleichbleibendem Einsatz des Faktors Boden Oft ist damit eine Verminderung des Kapital und Betriebsmitteleinsatzes bei gleichzeitig erhohtem Einsatz des Faktors Arbeitszeit verbunden Letzteres kann durch die Aufgabe besonders arbeitsintensiver Betriebszweige beispielsweise Mutterkuhhaltung anstelle von Milchproduktion verhindert werden Im engeren Sinne zahlt die Senkung der Arbeitszeit nicht zu der von der EU im Jahr 1989 erstmals durch ein Extensivierungsprogramm geforderten Extensivierung Mit diesem Programm sollten die damals vorhandenen Produktionsuberschusse bei vielen Produkten siehe zum Beispiel Butterberg die damals am Weltmarkt nur mit Exporterstattungen abzusetzen waren vermindert werden und gleichzeitig eine umweltfreundlichere Produktion gefordert werden Gefordert wurden damals ein verminderter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Mineraldunger Die ebenfalls geforderte Umstellung auf okologischen Landbau ist die weitestgehende Form der Extensivierung Die bis 2009 fur viele Betriebe obligatorische Flachenstilllegung war keine Form der Extensivierung sondern ein agrarpolitisches Instrument zur Marktsteuerung Im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik innerhalb der EU wird auch heute Stand 2013 umweltfreundliches Wirtschaften gefordert Klassische Extensivierungsprogramme sind innerhalb der angebotenen Forderungen dabei allerdings von geringerer Bedeutung da das Ziel der Marktsteuerung zugunsten des freien Welthandels aller Agrarprodukte im Rahmen der GATT Verhandlungen aufgegeben wurde Verschiedene Forderprogramme deutscher Bundeslander beispielsweise zum Schutz von Streuobstwiesen oder Feuchtwiesen oder zur Anlage von Wildackern oder Ackerrandstreifen haben dabei auch den Effekt der Extensivierung zumindest von Teilen eines Betriebs 2 Funktion extensiv genutzter Landschaftselemente in der Kulturlandschaft Bearbeiten nbsp Extensivgrunland Ertrag ca 60 dt ha TM bei zwei Mahden pro JahrExtensive Landnutzung geschieht primar zum Erhalt gefahrdeter Arten Ihre Funktion geht aber daruber hinaus Extensiv genutzte Flachen bilden in einer Landschaft Puffer und Ausgleichselemente um die Auswirkung einer intensiven Nutzung auf benachbarten Flachen teilweise aufzufangen oder abzumildern Extensiv genutzte Landschaftselemente konnen beispielsweise die Bodenerosion mindern die Wasseraufnahmefahigkeit eines Bodens beeinflussen das Mikroklima positiv verandern Wasserstandsschwankungen regulieren oder eine Gewasserschutzfunktion ubernehmen Extensiv genutzte Landschaftselemente wie etwa Streuobstwiesen konnen daruber hinaus auch ein landschaftspragendes Element haben und daher aus asthetischen Grunden erhalten werden Entstehung extensiver Landnutzung BearbeitenExtensive Landnutzung wird heute meist mit Vertragsnaturschutz oder der bewussten Zurucknahme der Intensitat einer Bewirtschaftung aus okologischen Gesichtspunkten verbunden Extensiv genutzt werden dabei jedoch immer Standorte die fur eine kommerzielle Landwirtschaft zunehmend uninteressant geworden sind Auch historisch gesehen entstanden extensive Landnutzungen auf Grenzertragsstandorten die fur eine intensive Bewirtschaftung zu steil zu feucht zu trocken oder zu steinig waren Solche agrarokologischen Sonderstandorte wurden je nach wirtschaftlichen Rahmenbedingungen immer dann bewirtschaftet wenn sich der damit verbundene Aufwand mit dem Ertrag messen konnte Hange die beispielsweise fur Ackerbau zu steil waren konnten immer noch durch Schafe oder Ziegen beweidet werden Ihre Nutzung war jedoch immer weniger intensiv als die der Hauptertragsflachen Zwischen extensiver Landnutzung und den historischen Flurformen besteht ein enger Zusammenhang auch wenn der landliche Raum in Mitteleuropa gepragt ist durch historisch und regional sehr unterschiedliche Entwicklungen Vom Rand der Alpen bis zur Kuste entstanden dabei ein Mosaik unterschiedlicher Flurformen 3 Der jeweilige Grad der Weidewirtschaft hatte dabei einen grossen Einfluss auf den Anteil an extensiver Nutzung Die Rolle des Dungers Bearbeiten nbsp Rinder auf der Weide Rhon 2005 aufgrund des Dungermangels mussten Landwirte bis Ende des 19 Jahrhunderts den Viehdung vor allem auf den Ackerbauflachen ausbringenMangelnder Dunger war der limitierende Faktor in der Landwirtschaft bevor Justus von Liebig im 19 Jahrhundert den Kunstdunger erfand Die Losungsformen die in der Landwirtschaft zur Behebung dieses Problems entwickelt wurden sind teilweise abhangig von der jeweiligen Flurform Sie fuhrten jedoch regelmassig zu einer extensiven Landnutzung da einzelnen Parzellen Nahrstoffe in so hohem Masse entzogen wurden dass eine intensive landwirtschaftliche Nutzung bis heute nicht mehr moglich ist Heideflachen und Magerrasen sind Beispiele solcher Flachen Generell reichte vor der Entwicklung des Kunstdungers der zur Verfugung stehende Viehdung nicht aus um alle Parzellen ausreichend zu dungen Man praktizierte zwar auch Grundungung Brachejahr und Wechselwirtschaft aber damit konnte der Nahrstoffentzug nicht ausgeglichen werden In vielen Flurformen die mit Weidewirtschaft einherging entzog man den beweideten Flachen den Dunger zugunsten der Flachen auf denen Ackerbau betrieben wurde Dies geschah beispielsweise dadurch dass man das Weidevieh meist uber Nacht auf den Ackern aufpferchte Die Bedeutung des Dungers wird auch durch die zum Teil komplizierten Gemeindeordnungen belegt die festlegten wie haufig etwa Gemeindeherden auf bestimmten Feldern gepfercht wurden Fur Gewannflure s u war beispielsweise der Hutzwang bindend gehaltene Tiere durften nicht individuell gehutet werden sondern mussten in der Gemeindeherde gefuhrt werden Auch wie viele Tiere ein einzelner in die Gemeindeherde einbringen durfte war genau geregelt Nach der Ernte des Wintergetreides mussten die Stoppelfelder in der Regel bis August stehenbleiben um dann von der Gemeindeherde beweidet zu werden Flurformen Bearbeiten Gewannfluren Bearbeiten nbsp Ochsen als Zugtiere mit Jochgeschirr um 1915Gewannfluren wiesen in der Regel eine sehr geringe extensive Landnutzung auf weil dies die typische Flurform fur Lossboden mit ausgeglichenem Relief war Da die Flachen damit fur den Ackerbau uberaus attraktiv war wurde jede mogliche Flache unter Pflug genommen um Getreide anzubauen Gewannfluren die beispielsweise fur den Oberrheingraben die Magdeburger Borde und das Neckarland typisch waren waren deshalb weitgehend ausgeraumte Landschaften Typisch fur Gewannfluren war eine Dreifelderwirtschaft bei der man im ersten Jahr Wintergetreide wie Roggen und Weizen anbaute im darauf folgenden Jahr Dinkel Hafer Sommerweizen oder Gerste und dann das Feld ein Jahr lang brach liegen liess Auf Gewannfluren war wegen der geringen Grosse der einzelnen Parzellen von denen noch nicht einmal jede uber eigene Zugangswege verfugte die Bewirtschaftung zelgengebunden Auf jeder Zelge einer Einheit aus mehreren Parzellen mussten alle Besitzer nicht nur dieselbe Frucht anbauen sondern sich auch an gemeinsame Saat und Erntezeiten halten Vieh wurde nur als Zugtiere und Dungerlieferanten gehalten Die Fleischproduktion spielte dabei eine sehr geringe Rolle Entsprechend selten waren auch Allmenden die als gemeinschaftliche Weideflache genutzt wurde Beweidet wurden dagegen in einem komplizierten Turnus die Brachflachen die wenigen Raine und nicht ackerbaulich genutzten Flachen sowie die Stoppelfelder Mit der Einfuhrung der verbesserten Dreifelderwirtschaft bei der das Brachejahr entfiel und stattdessen auf diesen Flachen Klee Esparsette und Luzerne als stickstoffbindende Grundungung gesat wurde begann man zunehmend zur reinen Stallhaltung uberzugehen Auf den Kleinflachen die nicht in den Ackerbau einbezogen wurden liess damit der Beweidungsdruck nach Diese Flachen standen jetzt fur Streuobstanbau zur Verfugung oder es entstanden dort allmahlich Feldgeholze Gebusche und Hecken Eschfluren Bearbeiten nbsp Rain mit Lesesteinen in NorddeutschlandEschfluren dagegen sind typisch fur Regionen bei denen ein Teil der Gemarkung agrarokologische Sonderstandorte aufwiesen Lediglich die Esch war fur Ackerbau geeignet der nicht beackerte Teil der Gemarkung war in der Regel grundwasserfeucht und deswegen fur Getreideanbau nicht geeignet Haufig wurde auf der Esch Einfeldwirtschaft betrieben wobei uber Jahre nur Roggen angebaut wurde Typisch fur Eschfluren waren Allmenden die von der Dorfgemeinschaft gemeinsam als Weidegrund genutzt wurden Als Gemeinschaftsgut wurde die Allmende regelmassig vernachlassigt Zum Teil wurde den Allmenden durch Plaggenhieb noch zusatzlich der humus und nahrstoffreiche Oberboden entzogen um damit die Ackerbauflachen mit Nahrstoffen zu versorgen Dieses Vorgehen die die Volkswirtschaftslehre zum Theorem der Tragik der Allmende inspirierte fuhrte zu verarmten Weideflachen auf denen schliesslich Heidekraut bestandsbildend wurde Die Weideflachen boten letztendlich nur noch Schaf und Ziegenherden ausreichend Nahrung Die Acker wurden vor Wildverbiss und vor Vertritt durch das Weidevieh mit Hecken geschutzt Eschfluren die typisch fur das Munsterland und weite Teile Nordwestdeutschlands sind weisen daher ein breites Spektrum an Landschaftselementen mit sehr unterschiedlichem Nutzungsgrad auf Neben Hecken und Heiden sind dies Graben Feuchtflachen und Ufergeholze Blockfluren Bearbeiten Grossblockfluren sind heute typisch fur flurbereinigte Gebiete Noch bis in die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war diese Flurform zwar in ganz Mitteleuropa zu finden jedoch beschrankt auf grosse Gutshofe Typischer waren Kleinblockfluren die im klein und mittelbauerlich gepragten Deutschland nach den Gewannfluren die haufigste Flurform darstellten Kennzeichnend fur diese Gemarkungen war ein unruhiges Bodenrelief so dass die fur den Ackerbau genutzten Flachen immer wieder von agrarokologischen Sonderstandorten unterbrochen war Kleinraumige Restflachen die als Grenzertragsflachen weniger intensiv genutzt wurden konnten felsige Gelandeteile steile Hange oder Tumpel sein Aufgrund der relativ geringen Besiedlungsdichte in diesen Regionen war auch der Nutzungsdruck auf die einzelnen Parzellen geringer sodass Landschaften mit einem sehr unregelmassigen Lagemuster entstanden Ahnlich wie bei den Gewannen wurde hier uberwiegend eine Dreifelderwirtschaft praktiziert die aber in der Regel nicht zelgengebunden war Hufenfluren Bearbeiten nbsp Rhon Blick zur Dammersfeldkuppe Die Rhon gehort zu den Landschaften die erst verhaltnismassig spat erschlossen wurdenIm Gegensatz zu Block Gewann und Eschfluren entstanden Hufenfluren erst relativ spat Moorhufenflure entstanden als man begann in Nordwestdeutschland die grossen Moore trockenzulegen Marschhufenfluren entstanden als man die versumpften Flussniederlegungen trockenlegte Hufenflure entstanden auch als die Mittelgebirge wie Spessart Rhon Odenwald Frankenwald Schwarzwald und Bayerischer Wald landwirtschaftlich erschlossen wurden Erste Hufenfluren entstanden im Hoch und Spatmittelalter und sind alle gekennzeichnet durch ihre planmassige Anlage Gehofte wurden entlang von Bachlaufen und um eine Quellmulde gebaut die dazugehorigen Parzellen waren davon ausgehend angelegt und endeten meist in oberer Hanglage am Wald Waldhufendorf Auf diese Weise entstanden Rodungsinseln mitten im Wald Aufgrund der damaligen Subsistenzwirtschaft wurde ein grosser Teil der jeweiligen Parzellen ackerbaulich genutzt auch wenn diese Standorte dafur keine idealen Voraussetzungen boten Immer gehorte daher auch Grunlandwirtschaft und Viehhaltung zu dieser Flurform 4 Die Nutzungsintensitat nahm grundsatzlich mit der Hofferne der Parzellen ab Bei Hufen in Moor und Marschlandschaften waren die Entwasserungsgraben landschaftspragend An ihnen entlang entstanden haufig im Schutz von Zaunen niedrige Straucher Zusatzlich wurden Kopfweiden angepflanzt Auch extensiv genutzte Feuchtstaudenflure gehoren zu den landschaftspragenden Elementen dieser Flurform Fur die Hufe der Mittelgebirge sind die Lesesteinhaufen typisch die entlang der Parzellengrenzen aufgeschichtet wurden Auf ihnen entstanden haufig Hecken die als Abgrenzung der Weiden geschatzt wurden Obwohl insbesondere die Mittelgebirge zu einem Zeitpunkt erschlossen wurden zu der kaum noch einfach zu erschliessendes oder zu bewirtschaftendes Land zur Verfugung stand war auf den Hufen der Nutzungsdruck insgesamt so gering dass haufig grosse Raine entlang der Parzellen entstanden Der Formenwandel der landlichen Kulturlandschaft im 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten Der landliche Raum Mitteleuropas mit seinem uberlieferten und vielfaltigen Formen der Kulturlandschaft unterlag bis zum Beginn des 19 Jahrhunderts nur sehr allmahlichen Wandlungen Dies anderte sich mit dem gravierend einsetzenden wirtschaftlichen sozialen und administrativen Funktionswandel Vor allem seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben sich die tradierten landwirtschaftlichen Formen grundlegend geandert In dieser Wandlung gab es jedoch erhebliche regionale und lokale Unterschiede Periphere und strukturschwache Gebiete haben den uberlieferten Formenbestand langer erhalten konnen als grossstadtnahe und ertragreiche Agrarlandschaften 5 Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung im 19 Jahrhundert Bearbeiten nbsp PferdepflugDie einzelnen Flurformen bei der Unterschiede in der Intensitat der Nutzung typisch waren veranderten sich bis ins 19 Jahrhundert nur sehr allmahlich Viele Landschaftselemente die aus der damaligen zum Teil bereits extensiven Nutzung entstanden bestehen heute noch Ein tiefgreifender Wandel der Agrarstrukturen setzte zu Beginn des 19 Jahrhunderts ein als sich die Landwirtschaft von einer bisher subsistenzbetonten zu einer marktorientierten wandelte Dies ging einher mit besseren Transportmoglichkeiten einer zunehmenden Mechanisierung dem starkeren Anbau neuer Kulturpflanzen unter anderem die Ausweitung des Kartoffel und Maisanbaus und zum Teil einer regionalen Spezialisierung So ging zum Beispiel der Anteil des Ackerbaus in den klimatisch benachteiligten Regionen der Mittelgebirge zuruck Veranderte Konsumgewohnheiten starkere Konkurrenz aus dem Ausland eine unbefriedigende Ertragssituation und letztlich der Reblausbefall fuhrten auch zu einem deutlich Ruckgang der Weinanbauflachen Die Umstellung der Landnutzung zeigt sich in den Landschaften gelegentlich noch als Reliktformen So weisen Stufenraine in heute als Weiden genutzte Flachen auf ehemaligen Ackerbau hin und auf den Weinanbauflachen findet man heute noch Trockenmauern Die Intensivierung der Landwirtschaft ging auch mit einer Anderung des Rechtsgefuges einher Das erste Arrondierungsgesetz vom 10 November 1861 das die Parzellenzersplitterung insbesondere der Gewannfluren aufheben sollte war nicht erfolgreich Das Flurbereinigungsgesetz vom 29 Mai 1886 sah deswegen auch Zwangsmassnahmen vor und fuhrte zu einer allmahlichen Neuordnung der Flure die sich aber uber mehrere Jahrzehnte hinzog 6 Im Rahmen der Neuordnung der Flure wurden auch die Allmenden die in der Regel extensiv beweidet wurden aufgegeben und in Privatbesitz ubergeben Die intensivere Landwirtschaft des 19 Jahrhunderts brachte neue Landnutzungselemente hervor die aus damaliger Sicht intensiv waren aus heutiger Sicht aber extensiv sind Vor allem wurden im 19 Jahrhundert in vielen Regionen hochstammige Obstbaume angelegt und neue Formen der Wiesenbewasserung uber Grabensysteme geschaffen Wandlungsprozesse im 20 Jahrhundert Bearbeiten Die landliche Kulturlandschaft erfuhr im 20 Jahrhundert eine Reihe tiefgreifender Wandlungen So gab es zwei Phasen in denen zahlreiche Dorfer und Weiler neu gegrundet wurden Sowohl in den 1920er und 1930er Jahren als auch in den spaten 1940er und in den 1950er Jahren wurden in Zusammenhang mit staatlichen Bodenreformen neue landwirtschaftliche Siedlungen angelegt Da die Siedlungen des landlichen Raumes bereits seit den 1930er Jahren sich zunehmend in Wohnsiedlungen wandelten wurden insbesondere in Westdeutschland in den 1950er und 1960er Jahren landwirtschaftliche Hofe als sogenannte Aussiedlerhofe in die Feldflur verlegt 7 Parallel kam es durch die zunehmende Mechanisierung und Motorisierung der landwirtschaftlichen Produktion zu einer starken Uberformung der traditionellen Flurformen Leitbild der mitteleuropaischen Agrarpolitik ist zwar der bauerliche Familienbetrieb jedoch kennzeichnet sich die heutige Landwirtschaft durch eine zunehmende Spezialisierung und Technisierung so dass sie immer mehr dem nordamerikanischen Farmertum gleicht 8 Formen der heute als extensiv angesehenen Landnutzung BearbeitenFernweidewirtschaft der Alpen Bearbeiten nbsp Viehhaltung der Almwirtschaft Alpine Matten in Mittelgebirgslage mit lockerem BaumbestandDie Almwirtschaft und die Transhumanz der Alpen sind prototypische extensive Bewirtschaftungen Diese Wirtschaftsformen am Ubergang von Nomadismus und Sesshaftigkeit saisonelle Beweidung hat die Alm Bergweide als Landschaftsform hervorgebracht hat wie sie heute die Berglagen der Alpen pragen Ahnliche Landschaftsformen finden sich in allen Berggebieten Mitteleuropas Streuobstwiesen Bearbeiten nbsp Obstbaumpflanzung an der Reichsstrasse nach Melk um 1900 Hauptartikel StreuobstwieseStreuobstwiesen pragten zeitweilig ganze Landschaften es handelt sich jedoch um eine Landnutzungsform die erst wenige Jahrhunderte alt ist Die Herzoge von Wurttemberg ordneten 1663 das Anpflanzen von Obstbaumen entlang von Landstrassen an um eine verbesserte Versorgung der Landbevolkerung zu gewahrleisten Zu einer starken staatlichen Forderung kam es jedoch erst im spaten 18 Jahrhundert haufig wurde bereits zu diesem Zeitpunkt die Allmende mit Obstbaumen bepflanzt weil sie die Beweidung nicht storte Bis in die Mitte des 19 Jahrhunderts diente das so angebaute Obst fast ausschliesslich der Eigenversorgung Lagerung Trocknung Vermostung Von der mit Obstbaumen bepflanzten Allmende abgesehen stand Streuobst meist auf den dorfnahen Garten Diese Flachen dienten gleichzeitig als Auslauf fur das Geflugel oder als Schweine und Schafweide Zu einer Ausdehnung der Streuobstwiesen kam es als mit den verbesserten Transportmoglichkeiten in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Obst vermarktungsfahig wurde In klimatisch geeigneten Regionen die gleichzeitig eine hinreichend gute Anbindung an Absatzmarkte hatten nahmen die Flachen die mit hochstammigen Obstbaumen bepflanzt waren deutlich zu Hauptregionen des Obstanbaus um 1900 waren das wurttembergische Neckarland das einen Bestand von 1560 Obstbaumen je landwirtschaftlich genutzten Quadratkilometer aufwies In Unterfranken und Baden Thuringen sowie Anhalt lag der Obstbaumbestand bei etwa 1000 Baumen je Quadratkilometer Schleswig Holstein Mecklenburg und Pommern wiesen dagegen nur zwischen 160 und 188 Obstbaume je Quadratkilometer auf was zum Teil auf die klimatischen Bedingungen dieser Regionen als auch auf den dort geringeren Nutzungsdruck zuruckzufuhren war 9 Als extensive Landnutzungsform wird die Streuobstwiese erst seit der 2 Halfte des 20 Jahrhunderts eingeordnet Die Produktion von Obst auf sortenrein bepflanzten Plantagen wurde deutlich rentabler weswegen zwischen 1957 und 1974 sogar Pramien zur Rodung alter Obstbaume durch die EWG gezahlt wurden Streuobstwiesen gelten wegen ihres landschaftspragenden Charakters als erhaltenswert und spielen ausserdem eine grosse Rolle bei der Erhaltung gefahrdeter Arten wie dem Steinkauz und dem Raubwurger Graben Bearbeiten nbsp Sumpfdotterblumen entlang eines Wassergrabens auf dem Thurner HofGraben ursprunglich angelegt zur Bewasserung von Parzellen zum Betreiben einer Wassermuhle oder zur Entwasserung sind gleichfalls Merkmale einer fruheren intensiven Landnutzung deren Nutzungsintensitat aber heute in Relation zur ublichen Landnutzung extensiv ist und die auf Grund ihrer Artenvielfalt als erhaltenswert gelten Bewasserungsgraben entstanden zwischen dem Mittelalter bis ins fruhe 20 Jahrhundert Selbst im regenreichen Mittelgebirge wurden sie genutzt da mit ihnen die regenarmen Sommermonate uberbruckt und der Ertrag der Parzellen gesteigert werden konnte Quellwasser wurde in Graben die kilometerlang sein konnten mit geringem Gefalle an den Talrandern entlanggefuhrt um von dort aus die Wiesen zu bewassern Auf diesen sogenannten Wasserwiesen sorgte eine Berieselung im Spatwinter dafur dass der Schnee schneller schmolz Ein Wassern der Parzellen im Herbst minderte den Schadlingsdruck da durch die Bewasserung Insektenlarven und Mause abgetotet werden konnte Eine der wichtigsten Funktionen der Bewasserung war im vorindustriellen Zeitalter jedoch das Einbringen von Nahrstoffen auf die Wiesen 10 Wasser das wegen der darin enthaltenen Abwasser und Fakalien als dickes Wasser bezeichnet wurde wurde klarem Wasser vorgezogen 11 Eine Bauernregel aus der vorindustrielle Zeit lautete deshalb 12 Der rechte Bauer weiss es wohl Dass man im November wassern soll Denn im November Wasserung Ist der Wiesen BesserungDa in der vorindustriellen Zeit Wasserkraft die wichtigste Energiequelle war legte man ausserdem zahllose Graben zum Betrieb von Muhlen an Hammerwerke Ol Sage und Papiermuhlen sowie Getreidemuhlen wurden mit Wasserkraft betrieben Insbesondere Getreidemuhlen befanden sich in nahezu jeder Gemarkung Die Bedeutung der Graben in der vorindustriellen Zeit lasst sich an den verschiedenen zum Teil sehr alten Regelungsversuchen ablesen Eine der ersten ist eine Ratsentscheidung im Raum Freiburg im Breisgau aus dem Jahre 1382 Streitigkeiten uber Wasserentnahmerechte fuhrten sogar im Jahre 1756 zu einem Staatsvertrag zwischen der Stadt Basel und der Markgrafschaft Baden 13 Wiesen spielen in der heutigen Landwirtschaft auf Grund einer veranderten Viehfutterung und der Stallhaltung nur noch eine nachgeordnete Rolle Da nun ausserdem reichlich Kunst Dunger verfugbar war wurde die generelle Entwasserung der Wiesen wichtiger als die zeitweilige Bewasserung 14 Die meisten Grabenanlagen zur Wiesenbewasserung sind mittlerweile verlandet und lassen sich in Wiesen nur noch an der wegen der veranderten Bodenzusammensetzung abweichenden Artenzusammensetzung erkennen Grossere Graben die einstmals als Muhlengraben oder zur Entwasserung dienten sind insbesondere dann erhalten geblieben wenn sie entlang von Grundstucksparzellen verlaufen Sie haben sich meist zu Stillgewassern entwickelt und bieten dort Raum fur Wasserpflanzen feuchtigkeitsliebende Stauden wie das Echte Madesuss Rohrichte und Ufergeholze Eingriffe begrenzen sich in der Regel auf eine gelegentliche Abmahd Teichwirtschaft Bearbeiten nbsp Plothener Teiche in Thuringen Das Pfahlhaus im Hausteich Die Plothener Teiche sind eine der grossen Teichanlagen die im Mittelalter und der fruhen Neuzeit entstandenAhnlich wie Streuobstwiesen haben Teiche eine starke Verschiebung bezuglich ihrer Nutzungsintensitat erlebt Fisch spielte nach der Christianisierung wegen der vielen Fastentage eine grosse Rolle in der Ernahrung Insbesondere rings um Kloster wurden ausgedehnte Teichanlagen geschaffen Die Fischzucht war so wichtig dass im 16 Jahrhundert sogar Grunland und Ackerflache in Teiche umgewandelt wurden Teiche wurden auch im Mittelalter und der Neuzeit unterschiedlich intensiv genutzt Merkmale einer intensiven Nutzung war das jahrliche Ablassen des Wassers meist verbunden mit dem Abfischen und einer Zufutterung der Fische Eventuell entstehende Schilfrohrichte und Grossseggenriede wurden ausserdem haufig zur Streunutzung gemaht Fur eine ertragreiche Fischzucht mussten zudem die Wasser und Sumpfpflanzen beseitigt werden da sie dem Wasser Nahrstoffe und teils auch Sauerstoff entzogen Eine intensive Form der Teichwirtschaft war die Feld Teich Wechselwirtschaft Ein uber mehrere Jahre als Teich genutzte Parzelle wurde abgelassen und dann fur meist ein oder zwei Jahre ackerbaulich genutzt Sowohl die durch Ackerbau erzielten Ertrage als auch die Zuruckdrangung von Fischparasiten Erregern von Fischkrankheiten sowie der Wasserpflanzen spielten dabei nur eine nachrangige Rolle Im Vordergrund dieser Massnahmen stand eine Steigerung der Fischertrage durch Dungung mit den abgestorbenen Pflanzenteilen sowie durch angebaute Leguminosen Aufgrund veranderter Konsumgewohnheiten und dem Ruckgang der Kloster insbesondere durch die Sakularisation wurden im 18 und 19 Jahrhundert eine grosse Anzahl von Teichen wieder trockengelegt und meist in Grunland umgewandelt Dort wo Teiche nicht mehr gepflegt werden setzt meist eine Verlandung ein Zum Erhalt von Teichen ist deshalb meist eine zumindest extensive Landnutzung notwendig Heiden Bearbeiten nbsp Besenginsterheide in der EifelDer einzig naturliche Heidetyp der in Mitteleuropa vorkommt ist die aus Krahenbeeren bestehende Kustenheide die auf wenige kleine Flachen der Nordsee Kustendunen begrenzt ist Sowohl die seltenere Besenginsterheide die noch im Rheinischen Schiefergebirge in der Eifel und im Sauerland vorkommt als auch die von Heidekraut dominierte Calluna Heide sind die Folge anthropogener Eingriffe Der Begriff Heide hat dabei einen Bedeutungswandel erlebt Er wurde bis ins 19 Jahrhundert fur alle wenig ertragreichen und baumarmen Weideflachen verwendet Heute versteht man darunter eine Kleinstrauchgesellschaft in Regionen mit hohen Niederschlagen sauren Bodenverhaltnissen und einer extensiven Schafbeweidung auf Waldstandorten mit einem meist ozeanisch gepragten Klima Die Wacholderheide zahlt man dagegen zu den Magerrasentypen 15 Sowohl die Besenginsterheide als auch die Calluna Heide wie man sie beispielsweise in der Nahe von Luneburg findet sind durch das Abplaggen der Boden entstanden Bei der Besenginsterheide liegt ausserdem eine Feld Heide Wechselwirtschaft vor Die meist ertragsarme Allmende wurde alle 12 bis 40 Jahre in individuell zu bewirtschaftende Felder aufgeteilt die Plaggen gemeinsam mit den abgehackten Strauchern verbrannt und die Asche als Dunger auf den Felder aufgebracht Die Dungung erlaubte fur ein Jahr den Anbau von Roggen und je nach den ortlichen Gegebenheiten fur ein oder zwei Jahre Gerstenanbau Dann wurden die Parzellen wieder der Allmende zugefuhrt liessen sie sich naturlich begrunen und man beweidete sie wieder Die Einfuhrung des Kunstdungers der deutliche Ruckgang der Schafhaltung und die Moglichkeit durch Melioration Land aufzuwerten liess die Heideflachen dramatisch abnehmen Geringe Weiden und Hutungen machten auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1878 noch 3 094 000 Hektar aus Im Jahre 2002 waren es nur noch 133 000 Hektar 16 Die grossen Heideflachen wurden meist mit Fichten aufgeforstet oder nach entsprechenden Massnahmen in Felder umgewandelt Eine extensive Beweidung von Schafen tragt dazu bei die verbleibenden Flachen als Heide zu erhalten Das bekannteste Beispiel einer solchen Beweidung ist der Einsatz von Heidschnucken in der Luneburger Heide Das Aufkommen von Wacholderstrauchen zeigt jedoch auch hier eine gewandelte Nutzungsintensitat Wacholderstraucher wurden fruher von den Schafern als Weideunkraut abgehackt Mit Erfolg setzt man seit 1983 auf grossen Flachen des an der Grenze von Deutschland und der Niederlande gelegenen Zwillbrocker Venn und Amtsvenn Moorschnucken zur Erhalt der Moorheide ein uberwiegend nicht durch landwirtschaftliche Nutzung entstandener Heidetyp ein Durch diese Beweidung wird das ansonsten alles erstickende Pfeifengras zuruckgedrangt und der Aufwuchs von Birken aufgehalten 17 Magerrasen Bearbeiten nbsp Die Hochflache und der Sudhang der Osterwiese auf dem Hesselberg ist ein typischer MagerrasenWahrend Heiden typisch fur das eher von ozeanischen Klimaeinflussen gepragte nordwestliche Mitteleuropa sind findet man Magerrasen eher von kontinentalem Klima gepragten sudlichen Mitteleuropa Und wahrend fur die Entstehung von Heiden die Plaggendungung eine wesentliche Rolle spielte entstanden Magerrasen meist auf Boden mit verhaltnismassig trockenen kalkhaltigen Boden mit flachgrundigem Profil 18 Die typische Bewirtschaftungsform war die Schafhaltung haufig in Form einer Wanderschaferei die riesige Weidenflachen beanspruchte Die Nutzung war auch in der vorindustriellen Landwirtschaft bereits extensiv jedoch wurde durch die Weidewirtschaft wegen der nachtlichen Einpferchungen s o den Flachen insgesamt Nahrstoffe entzogen Dies hatte unter anderem eine Verschiebung des Artenspektrums und eine Bodendegradierung zur Folge Auf Flachen die davon besonders stark betroffen sind ist heute eine Intensivierung der Bodennutzung etwa durch Melioration oder eine Aufforstung nicht mehr moglich Eine naturliche Sukzession die in Mitteleuropa in der Regel wieder zu Entstehung eines Mischwaldes fuhrt findet auf diesen Boden nur sehr langsam statt Wird die Weidewirtschaft aufgegeben dann verbuschen die Flachen zunachst die auf sehr helle Standorte angewiesenen Graser und Krauter nehmen ab und allmahlich entsteht ein sehr lockerer Kiefernwald Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt dass zum Erhalt der Flachen eine Fortsetzung der Schafhaltung erforderlich ist Wandernde Schafherden sind dank der Zoochorie effektive Verbreiter von Pflanzensamen und tragen zum Erhalt der Artenvielfalt auf ansonsten isolierten Flachen bei 17 Feuchtwiesen und Feuchtgrunland Bearbeiten nbsp Heckrinder in Oostvaardersplassen nbsp Koniks mit Hilfe von Heckrindern und Koniks versucht man die Verbuschung von Feuchtflachen zu verhindernsiehe auch den Hauptartikel FeuchtwieseUnter Feuchtflachen werden solche Standorte verstanden deren Boden standig feucht bis nass sind und auf denen ein Bewuchs durch Geholze weitgehend fehlt Von der vorindustriellen Landwirtschaft wurden diese Flachen in der Regel genutzt wobei die Nutzungsintensitat je nach Standort und ortlichen Gegebenheiten unterschiedlich war Einige dieser Flachen waren derart sommertrocken dass sie fur eine intensive Heugewinnung genutzt werden konnten Dabei stellte bis zum ersten Drittel des 20 Jahrhunderts eine intensive Landnutzung nur eine zweimalige Mahd im Jahr dar Heute ist auf Wiesen dagegen eine viermalige gelegentlich sogar funfmalige Mahd ublich Vom 19 Jahrhundert bis in die Halfte des 20 Jahrhunderts nutzte man Feuchtflachen haufig fur die Gewinnung von Streu Streu wurde fur die Viehhaltung benotigt die im Laufe des 19 Jahrhunderts stark zunahm Gleichzeitig wurde in diesem Jahrhundert das Sammeln von Streu in Waldern eingeschrankt und stellenweise vollig untersagt so dass man in einigen Regionen sogar von Streunot sprach Die hartfaserigen Binsen und Rohrichtgewachse der Feuchtflache stellten jedoch einen vollwertigen Ersatz Am Bodensee wurde daher zur Streugewinnung Schilf angebaut im Alpenvorland Moorgebiete entwassert um Streuwiesen anzulegen In Oberbayern und in Oberschwaben machten Streuwiesen in den 1930er Jahren 10 Prozent der Gesamtwiesenflachen aus 19 Die Mahd von Schilfflachen und Pfeifengraswiesen die den grossten Teil der Streuwiesen ausmachten erfolgte im Herbst da dann der Anteil der strohfaserreichen Pflanzenteile besonders hoch war Insbesondere auf den Pfeifengraswiesen konnte sich so ein reiches auf nahrstoffarme Standorte angewiesenes Spektrum an Arten entwickeln Zu ihnen zahlen beispielsweise Breitblattriges Knabenkraut und Schwalbenwurz Enzian Auch die im Vergleich zu Pfeifengraswiesen nahrstoffreicheren Hochstaudenflure sind auf regelmassige Mahd angewiesen Diese Pflanzengesellschaften zu deren Leitarten haufig das Madesuss oder Kohlkratzdisteln gehoren ist entlang der Ufer von Bachen und Graben zu finden Fruher wurden diese Flachen gleichfalls regelmassig gemaht um aus den Pflanzen Streu zu gewinnen Bleibt eine Mahd aus so verbuscht dieses Gelande gleichfalls Feuchtgrunland zahlt in der heutigen Landwirtschaft regelmassig zu den Standorten deren Bewirtschaftung keinen ausreichenden Ertrag abwirft Den Flachen droht daher eine Verbuschung In einigen Regionen gibt es daher den Versuch mit sogenannten Megaherbivoren ein abwechselungsreiches und vielfaltig strukturiertes Vegetationsmosaik zu schaffen dass eine fur das Feuchtgrunland typische Artenvielfalt erhalt Solche vom Naturschutz initiierten Projekte werden haufig als sogenannte Wilde Weiden bezeichnet Zu den bekanntesten auf diese Weise bewirtschafteten Flachen zahlt Oostvaardersplassen in den Niederlanden Auf einer nicht bewirtschafteten Flache von insgesamt 5 600 Hektar leben wild Koniks Heckrinder Rothirsche und Rehe Mit Hilfe von Heckrinder versucht man auch die Rieselfelder bei Munster sowie die Lippeauen bei Soest vor Verbuschung und Verwaldung zu bewahren Die Erfahrungen in Oostvaardersplassen zeigen jedoch dass bestandsregulierende Massnahmen notwendig sind und dabei Probleme bei der Verwertung der Kadaver der Heckrinder und der Koniks entstehen Das Fleisch der Rinder darf fur menschliche Nahrungsmittel nicht verwendet werden da sie dazu einer regelmassigen veterinarmedizinischen Kontrolle unterzogen werden mussten Daher bestehen Uberlegungen auf solchen Flachen nur noch Wildarten wie Rotwild Wildschweine und Wisente einzusetzen da sie als Wildbret vermarktet werden konnen dass keinen vergleichbar strengen Auflagen unterliegt 20 Wilde Weiden sind heute Teil der Wiederherstellung wildnisahnlicher Gebiete in Kulturlandschaften siehe Wildnisentwicklungsgebiete Hecken Bearbeiten nbsp Hecke bei Stangenhagen Brandenburgsiehe auch den Hauptartikel HeckeHecken zahlen zu den vielfaltigsten Landschaftselementen in Mitteleuropa Nach ihrer Entstehungsgeschichte werden sie nach Grunlandhecken und Gaulandhecken unterschieden 21 Als Grunlandhecken werden alle gezielt angepflanzten Hecken bezeichnet so zum Beispiel die Knicks und Redder die fur den Norden Mitteleuropas landschaftspragende Elemente sind Ihre Funktion war der Schutz der wertvollen Weideflachen vor dem Verbiss und Vertritt durch das Vieh Umfangreiche Heckennetze entstanden vor allem im 18 und 19 Jahrhundert als bedingt durch die Feld Gras Wechselwirtschaft in Schleswig Holstein viele Parzellen durch Hecken eingefriedet wurden Gaulandhecken findet man dagegen eher in sudlichen Gebieten Mitteleuropas Sie entstanden als spontaner Aufwuchs auf den Flachen die den Menschen nicht ausreichend Ertrag boten so dass eine Beseitigung der heranwachsenden Geholze nicht lohnend war Wahrend Grunlandhecken entlang von traditionellen Viehtriften mehrere Jahrhunderte alt sein konnen sind Gaulandhecken in der Regel verhaltnismassig jung Ihr Entstehen fallt mit der zunehmenden Stallviehhaltung ab der Mitte des 19 Jahrhunderts zusammen Zuvor liess die regelmassige Beweidung der Parzellen auch auf Grenzertragsstandorten keinen Strauchwuchs aufkommen Hecken waren Lieferant von Brennholz und Beeren Sie lieferten ausserdem Material fur Zaunbau und die Herstellung von Werkzeugen Ihre Bedeutung als Holz und Nahrungslieferant war jedoch bei weitem geringer als die der Walder Die von Menschen durchgefuhrten Pflegemassnahmen war ein Auf Stock Setzen in mehrjahrigen Abstand ein seitliches Ausasten um die Behinderung bei der Bearbeitung benachbarter Felder zu vermeiden sowie das Laubschneiteln im Herbst Dabei wurden die noch nicht verholzten Seitentriebe der Hecken geschnitten um als sogenanntes Laubheu im Winter an das Vieh verfuttert zu werden Alle diese anthropogenen Eingriffe fuhrten zu Hecken mit Pflanzengesellschaften die diese Eingriffe gut vertragen Zu den Arten die man in Hecken findet gehoren Schlehe Hasel Hainbuche Weissdorn und Hundsrose Literatur BearbeitenH Dierschke G Briemle Kulturgrasland Wiesen Weiden und verwandte Staudenfluren Ulmer Stuttgart 2002 ISBN 3800138166 Weblinks BearbeitenExtensive Beweidung und Naturschutz Charakterisierung einer dynamischen und naturvertraglichen Landnutzung Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive PDF 132 kB Entwicklung der Kulturlandschaft und landliche Raume PDF 678 kB Einzelnachweise Bearbeiten a b c Johannes Muller Landschaftselemente aus Menschenhand Biotope und Strukturen als Ergebnis extensiver Nutzung Spektrum Munchen 2005 ISBN 3 8274 1554 3 Extensivierung im Lexikon der FNL Memento vom 17 Dezember 2014 im Internet Archive abgerufen am 28 Dezember 2013 Gerhard Henkel Der landliche Raum Gegenwart und Wandlungsprozesse seit dem 19 Jahrhundert in Deutschland Teubner Stuttgart 1999 ISBN 3 519 23430 0 Hansjorg Kuster Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa Von der Eiszeit bis zur Gegenwart Beck Munchen 1995 ISBN 3 7632 4520 0 Gerhard Henkel Der landliche Raum S 240 Johannes Muller Landschaftselemente aus Menschenhand S 65 Gerhard Henkel Der landliche Raum S 241 Gerhard Henkel Der landliche Raum S 102 Johannes Muller Landschaftselemente aus Menschenhand S 73 75 Hansjorg Kuster Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa S 228 231 Johannes Muller Landschaftselemente aus Menschenhand S 86 Hansjorg Kuster Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa S 230 Johannes Muller Landschaftselemente aus Menschenhand S 95 Hansjorg Kuster Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa S 358 Johannes Muller Landschaftselemente aus Menschenhand S 118 Johannes Muller Landschaftselemente aus Menschenhand S 121 a b Friedrich Karl Holtmeier Tiere in der Landschaft Einfluss und okologische Bedeutung Ulmer Stuttgart 2002 ISBN 3 8252 8230 9 S 283 Johannes Muller Landschaftselemente aus Menschenhand S 126 128 Johannes Muller Landschaftselemente aus Menschenhand S 146 148 Friedrich Karl Holtmeier Tiere in der Landschaft Einfluss und okologische Bedeutung Ulmer Stuttgart 2002 ISBN 3 8252 8230 9 S 285 286 C Troll Die Problematik der Heckenlandschaft Ihr geographisches Wesen und ihre Bedeutung fur die Landeskultur Erdkunde Jahrgang 5 Heft 2 S 105f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Extensive Landnutzung in Mitteleuropa amp oldid 239218268