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Die Ausdrucke Gewann suddeutsch und schweizerisch auch Gewand 1 und Gewann e flur wahrscheinlich zu althochdeutsch wenden 2 bezeichnen eine Flurform die vor allem infolge der zelgengebundenen Dreifelderwirtschaft und des Erbrechts entstand Flurplan der Insel Reichenau von 1707 mit GewannflurGewanne um ein DorfIm Zuge der Einfuhrung der Dreifelderwirtschaft wurde die Feldflur einer Siedlung in schmale streifenformige Ackerstucke unterteilt die im Flurzwang bewirtschaftet wurden d h die Arbeiten auf allen Ackerstucken eines Gewanns wurden immer gleichzeitig ausgefuhrt Typisch fur Gewanne ist dass die Lange ihrer Felder mindestens das Zehnfache der Breite betragt Diese langgestreckte Form ist auf die Schwierigkeit des Wendens mit Pfluggespannen zuruckzufuhren Schmalgestreckte Parzellen machten nur wenige Wenden notwendig Gewannfluren sind typisch fur den Sudwesten Deutschlands sowie fur Mitteldeutschland sie finden sich etwa im Oberrheingraben im Neckar und Rheinland Rheinland Pfalz Hessen Unter und Mittelfranken in den Hellweg Hildesheimer und Magdeburger Borden sowie im Mittelgebirge Uberall dort wurde Realerbteilung praktiziert welche bei den Grundstucken immer in Langsrichtung erfolgte Mit Einfuhrung der Fruchtwechselwirtschaft und Aufhebung des Flurzwangs wurde die Einteilung in Gewanne uberflussig In manchen Gegenden wie Sudwestdeutschland blieben die Gewannnamen aber erhalten und sind auch in der Flurkarte eingetragen Sie dienen als Lagebezeichnungen der leichteren Lokalisierung von Flurstucken anders als die Flurnummer sind sie aber kein notwendiger Bestandteil der eindeutigen Bezeichnung eines Flurstucks Gewannflure zeichnen sich mehrheitlich durch fruchtbare und gut zu bearbeitende Boden aus Agrarokologische Sonderstandorte und die mit ihnen einhergehenden Grenzertragsflachen sind im Gegensatz zur Esch Block und Hufenflur nur selten zu finden Dementsprechend kommt hier auch eine extensive Landnutzung nur selten vor Fruhe Theorie zur Begriffsbildung BearbeitenIn Suddeutschland vor allem in den noch bis ins 4 Jahrhundert n Chr durch die Romer kultivierten Regionen wird die viel spater erst im 11 Jahrhundert entwickelte Dreifelderwirtschaft als allmahlicher Flurzwang bewirkt durch die Gewann Einteilung angenommen Hatten die Germanen sich Land durch das Schwert erworben so haben die ersten Siedler die Flur gemeinsam in Besitz genommen Der Boden blieb Gemeingut Allmende Anm 1 Der Ackerboden der ganzen Gemarkung das heisst das Land welches schon unter dem Pflug war wurde eingeteilt in Gewanne Gewann oder Gewand ist der Streifen Feldes von der einen zur nachsten Pflugwende von einem Anwandel zum andern Jedes Gewann musste wieder in so viele Streifen unterteilt werden wie Hofe oder freie Familien im Dorfe waren Diese Parzellen nannte man Morgen Joch oder Juchhart Dann sorgte das Los fur gerechte Verteilung Und damit ein Hof nicht dauernd im Besitz eines besseren Bodens blieb erfolgte von Zeit zu Zeit eine neue Aufteilung Auch Wald Wasser Wiesen Wege Steinbruche Odland blieben Gemeingut Die Gemengelage und das gemeinsame Recht an der Allmende bedingte den Flurzwang Schon wegen fehlender Feldwege musste der letzte Tag bekannt sein an dem der Pflug durch den Acker ziehen durfte mussten Aussaat und Ernte koordiniert werden Heumahd und Kornschnitt Es musste bestimmt werden dass in den gleichen Gewannen gleiche Frucht angebaut wurde was zur Dreifelderwirtschaft fuhrte Sommerfrucht Winterfrucht Brache Alles andere hatte zu Schaden gefuhrt die das karge Auskommen gefahrdet hatten Der Autor der noch vor der allgemeinen Flurbereinigung wirkte schrieb dass man lange Zeit den Grundbesitz geschlossen gehalten habe Erst die Zeit die Rodungsarbeit welche neue Fluren schuf die Erbteilung das Aussterben und die Abwanderung von Geschlechtern fuhrte zur heutigen Parzellierung 3 In der alteren Literatur wurde fur die fruhe Dorfgemeinschaft noch angenommen dass es zu einer Ackerverlosung kommen wurde 4 Gewannnamen BearbeitenDie Gewannbezeichnungen lassen noch heute Ruckschlusse auf die fruhere Nutzung Lage oder Beschaffenheit des bezeichneten Gebietes zu Beispiele Am Galgenberg Schone Aussicht Im Nassen Loch Hirschwiese Pfaffkinzig Sie sind ein wesentlicher Teil der Flurnamenforschung die sich daruber hinaus auch mit Namen etwa von Waldflachen oder bestimmten kleinraumigen geografischen Einheiten befasst die nicht im engeren Sinne als Gewann angesprochen werden 5 In Suddeutschland gibt es in zahlreichen Orten Schriften in denen die Flur oder Gewannnamen verzeichnet und deren Bedeutung erklart werden So hat sich in Bayern ein eigener Verband 6 etabliert der sich um diesen Wissenschaftszweig kummert Gewannnamen finden haufig noch Verwendung bei der Bezeichnung von Bebauungsplanen und vielfach werden Strassen in den Neubaugebieten nach den angrenzenden Gewannen benannt Sonstiges BearbeitenAuf Friedhofen wird die Flache bisweilen ebenfalls in Gewanne aufgeteilt so beispielsweise auf dem Frankfurter Hauptfriedhof Anmerkung Bearbeiten Sondereigentum waren nur Haus und Hofstatt das Allod auch diese waren sippenmassig gebunden so dass die eigentliche Habe uber welche der einzelne nach freiem Gutdunken verfugen konnte allein im Viehbesitz dem Feod bestand E Muller Ettikon Kadelburg S 22 Weblinks BearbeitenKurt Scharlau Gewannflurenforschung in Hessen ohne Jahr Einzelnachweise Bearbeiten Schweizerisches Idiotikon Band XVI Spalte 404 Artikel Gewand II Digitalisat Schwabisches Worterbuch Band III Spalte 600 f Artikel Gewand II Johann Andreas Schmeller Bayerisches Worterbuch bearbeitet von G Karl Frommann Band II Spalte 943 Artikel Gewand Friedrich Kluge Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache De Gruyter Berlin New York 1975 S 255 Emil Muller Ettikon Uber das Dorf Kadelburg und seine Vergangenheit Hrsg von der Gemeinde Kadelburg 1964 S 22 f Gunter Gudian Bernd Schildt Ackerverlosung In Handworterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte 1 Auflage Band I Sp 67 69 Jiri Hones Flurnamenlexikon Baden Wurttemberg Stuttgart Unterturkheim 2011 Digitalisat Verband fur Orts und Flurnamenforschung in Bayern e V Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gewann amp oldid 238607475