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Dieser Artikel behandelt den Begriff der Realteilung im Erbrecht fur den Versorgungsausgleich siehe Realteilung Familienrecht Realteilung historisch oder auch Realerbteilungsrecht bedeutet dass der Besitz einer Familie insbesondere der Landbesitz fruher als Realitaten 1 bezeichnet unter den Erbberechtigten gleich aufgeteilt wird Diese Aufteilung findet bei jedem Erbgang statt sodass die Parzellen stetig kleiner werden Im Gegensatz dazu steht das Anerbenrecht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Hofeordnung 3 Soziale Folgen der Realteilung am Beispiel Altwurttembergs 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 AnmerkungenGeschichte Bearbeiten nbsp Folge der Realteilung in Dordolla in Friaul Norditalien ein winziges Haus drei Hausnummern drei BesitzerIn adligen Familien war das Prinzip der Realteilung im Gegensatz zum Fideikommiss seit dem Mittelalter verbreitet und fuhrte unter anderem auf dem Gebiet des Heiligen Romischen Reiches zur Territorialisierung kritisch Kleinstaaterei Adlige wie bauerliche Realteilung wurde in Deutschland etwa sudlich einer Linie Aachen Bonn Marburg Erfurt praktiziert also in der Pfalz in Kurhessen Nassau Franken Baden und in grossen Teilen Wurttembergs Thuringens und der preussischen Rheinprovinz In anderen Gebieten Deutschlands konnte entweder der alteste Sohn Majorat den elterlichen Besitz ubernehmen oder nur der jungste Sohn erbte den Hof Minorat Es gab auch Sonderformen So wurde etwa in Hessen der Besitz nur ungeteilt weitergegeben wenn er eine bestimmte Grosse hatte etwa uber 5 Hektar Zum Teil sind kuriose Auswuchse der gleichmassigen Erbteilung uberliefert etwa die physische Teilung und damit Zerstorung einer Bibel oder eines Springerle Models nbsp Schmale FelderIn der Landwirtschaft fuhrte die fortgesetzte Realteilung zu einer Zersplitterung des Ackerlandes in eine Vielzahl kleiner Acker oft in Form schmaler Streifen Diese waren sehr ineffizient zu bearbeiten zudem ging ein relativ hoher Anteil der nutzbaren Flache fur Grenzstreifen und Zufahrtswege verloren Die Futterbasis fur das Vieh wurde oft zu schmal so dass verstarkt Kartoffeln angebaut wurden 2 Im Neckarkreis verfugten 1933 84 der Betriebe uber eine Anbauflache von weniger als 5 Hektar 45 gar weniger als 2 Hektar 3 Aus okologischer Sicht fuhrte dies zwar zur Entwicklung artenreicher Wiesen und Heckenbiotope wirtschaftlich gesehen war dieser Zustand jedoch zunehmend unhaltbar Daher wurden in der Geschichte immer wieder Flurbereinigungen durchgefuhrt Dabei wird der Grundbesitz an Ackerland teilweise auch Waldbesitz in einem bestimmten Gebiet mit dem Ziel umverteilt anstelle zahlreicher kleiner nur noch wenige zusammenhangende Grundstucke von insgesamt zumindest gleichem Wert zu erhalten Im 19 Jahrhundert kam es in vielen Regionen zu einer durch Realteilung bedingten Verelendung der Kleinbauern was eine Rolle bei den sozialen Unruhen des Vormarz spielte Die Lage besserte sich erst als seit den 1850er und 60er Jahren die Abwanderung in die Industrie einsetzte In einigen Regionen wie Tirol waren die Kleinbauern auch saisonal als Wanderarbeiter tatig Hofeordnung BearbeitenDie Ursache fur die verschiedenen Losungen waren die Hofeordnungen in der Landwirtschaft die unterschiedliche Regelungen zum Inhalt haben Sie konnen aber durch vertragliche Regelungen ausser Kraft gesetzt werden indem andere Vertrage unter Lebenden im Rahmen der vorweggenommenen Erbfolge getroffen werden Soziale Folgen der Realteilung am Beispiel Altwurttembergs BearbeitenDie Realteilung in Altwurttemberg hatte eine Vielzahl gesellschaftlicher Folgen Die Realteilung forderte eine gewisse Gleichheit weil Frauen und Manner gleichmassig erbberechtigt waren und weil ein einzelnes Kind armer Eltern mehr erben konnte als ein Vermogender aus einer kinderreichen Familie In anderen Teilen Wurttembergs so in Hohenlohe im Hochschwarzwald oder in Oberschwaben bestand demgegenuber das Anerbenrecht In anderen Regionen mit Realteilung erbten nur mannliche Kinder Die Realteilung fuhrte haufig zu einer Gemengelage so dass die Acker bald zu klein waren um eine Familie zu ernahren deshalb gab es in Wurttemberg schon fruh Nebenerwerbslandwirte die nebenbei ein Handwerk eine Heimindustrie mit ein oder zwei Web oder Wirkstuhlen oder Hausierhandel betrieben oder sich zeitweise als Tagelohner verdingen mussten Gleichzeitig sicherte das ererbte Gut einen Mindestunterhalt denn man erbte nicht nur ein Stuck Acker sondern auch einen Anteil am elterlichen Haus Allerdings waren das oft nur einzelne Zimmer in denen sich ganze Familien zusammendrangten Gesinde und Landarbeiterschaft spielten im Vergleich zu den mithelfenden Familienangehorigen eine untergeordnete Rolle oft wurden die eigenen Kinder an die Besitzer grosserer Hofe verdingt Allenfalls zur Getreideernte wurden Wanderarbeiter benotigt Als Wurttemberg industrialisiert wurde konnten die Fabrikanten auf eine breite Schicht von erfahrenen Kleinhandwerkern zuruckgreifen die gern in die Fabrik eintraten weil hier die Verdienstmoglichkeiten besser waren Allerdings mussten die Fabrikanten noch lange dagegen kampfen dass ihre Arbeiter in der entsprechenden Jahreszeit ihre Feldarbeit bevorzugt erledigten Andererseits fuhlten sich die wurttembergischen Arbeiter lange nicht als Angehorige des Proletariats sondern sie waren eben auch Landbesitzer Deshalb war die Arbeiterbewegung hier traditionell eher gemassigt In Gegenden mit Realteilung blieb die Allmende oft langer erhalten als in den Regionen mit Anerbenrecht Siehe auch BearbeitenAusgedinge GewannWeblinks BearbeitenAnton Seibel Die Ursachen der landwirtschaftlichen und weinbaulichen Realteilung Abgerufen am 28 Januar 2018 Anmerkungen Bearbeiten Vgl engl real estate Grundstuck Grundbesitz Thomas Nipperdey Deutsche Geschichte 1800 1866 Burgerwelt und starker Staat Band 1 Munchen 1983 S 171 ff Heinz Ludemann Landwirtschaft in fruheren Zeiten Beitrage aus dem Heimatmuseum der Stadt Holzgerlingen 2013 abgerufen am 31 Oktober 2022 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Realteilung amp oldid 238155470