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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Aussiedlerhof Begriffsklarung aufgefuhrt Ein Aussiedlerhof ist ein ausserhalb einer Ortschaft gelegener landwirtschaftlicher Betrieb der die Ortschaft meist aufgrund von Platzmangel verlassen hat Aussiedlerhof in Hessen Die Bauform ist typisch fur im Rahmen des Grunen Planes ausgesiedelte BetriebeIm Deutschland der Nachkriegszeit entstanden zahlreiche Aussiedlerhofe Im Sprachgebrauch der Verwaltung handelte es sich um Aussiedlungen aus beengten Dorflagen Politisches Ziel war die Modernisierung und Produktionssteigerung der Landwirtschaft Viele dieser Betriebe befinden sich im Umfeld eines Dorfes allerdings in deutlicher Entfernung zu dessen anderen Gebauden Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Grunde fur die Entstehung von Aussiedlerhofen 3 Umsetzung 4 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenIdeen zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion durch die zweckmassige Positionierung von Betrieben im Raum gehen letztlich auf fruhneuzeitliche Bestrebungen des Landesausbaus zuruck besonders aber auf die preussische Innere Kolonisation ebenso auf die Forderungen nach einer Bodenreform in Deutschland Die Landgesellschaften die die Aussiedlungen in der Bundesrepublik wesentlich vorantrieben gehen auf das Reichssiedlungsgesetz von 1919 zuruck 1 Grunde fur die Entstehung von Aussiedlerhofen BearbeitenGegrundet wurden Aussiedlerhofe meist von Landwirten die ihren Hof zunachst innerhalb des Dorfbereichs hatten Ausschlaggebend fur die Umsetzung war die erhebliche Forderung und Beratung durch staatliche und staatsnahe Einrichtungen Aus staatlicher Sicht stand angesichts von Nahrungsmangel und teilweiser Zwangsbewirtschaftung anfangs eine verbesserte Nahrungsmittelversorgung der Bevolkerung im Blickpunkt Spater wurden in der jungen Bundesrepublik eine Verringerung der Importabhangigkeit und eine Steigerung der eigenen Exporte auch landwirtschaftlicher Erzeugnisse wichtig Dazu war nicht nur eine Mengensteigerung notwendig sondern auch eine Kostensenkung durch effizientere Technik und Betriebsablaufe sowie geringeren Personaleinsatz in der Landwirtschaft Die Bildung von Aussiedlerhofen war ein Instrument zur Erreichung dieser Ziele 2 Aus der Sicht der Landwirte gab es mehrere Grunde fur die Aussiedlung In der Nachkriegszeit setzte in der Landwirtschaft ein Konzentrationsprozess ein Fur die einzelnen Landwirte ergab sich die Notwendigkeit mehr und grossere Felder als zuvor zu bewirtschaften Diese waren von Standorten ausserhalb der Ortslage schneller und einfacher zu erreichen Grossere Viehbestande sowie grossere und leistungsfahigere Landmaschinen machten eine Vergrosserung der Hofgebaude notig Aufgrund der raumlichen Enge in den Dorfern war eine Modernisierung und Vergrosserung der Betriebe innerhalb der Dorfgrenzen zumeist nicht realisierbar Die engen innerortlichen Strassen waren fur moderne Landmaschinen zunehmend schwer befahrbar Zum Teil waren in den Dorfern Wasser und Stromanschluss nicht vorhanden und in Aussenlagen leichter herzustellen nbsp Typischer Aussiedlerhof in UnterfrankenDie Raumordnung hatte zum Ziel eine Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen in allen Teilen der Bundesrepublik zu schaffen Die Aussiedlung von Bauernhofen war eines der Mittel die Lebensverhaltnisse auf dem Land an die Standards in der Stadt anzupassen indem Landwirten eine hohere Produktivitat und ein hoherer Lebensstandard ermoglicht wurde Gleichzeitig liessen sich stellenweise innerortliche Konflikte wegen Geruchs und Larmbelastigung zwischen Landwirtschaft und benachbarter Wohnnutzung abbauen Daruber hinaus spielte auch die Wiederansiedlung heimatvertriebener Landwirte eine Rolle Insbesondere in jungerer Zeit erfolgen Aussiedlungen oder Teilaussiedlungen auch zur Zusammenfuhrung betrieblicher Einrichtungen und aufgrund immissionsschutzrechtlicher Probleme Umsetzung BearbeitenSchon kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte es erste staatliche Initiativen zur Neuansiedlung von landwirtschaftlichen Betrieben gegeben Dabei standen aber lokale Erfordernisse beispielsweise die Nutzung des verwusteten Reichswalds bei Kleve oder des neu geschlossenen Leybucht Polders sowie die Ansiedlung Heimatvertriebener im Blickpunkt 3 In Brilon lief 1953 bis 1954 ein Flurbereinigungs und Aussiedlungsverfahren auf personliche Initiative ortlicher Landwirte beim nordrhein westfalischen und spateren Bundeslandwirtschaftsminister Heinrich Lubke ab Dieses galt als Vorlage fur spater bundesweit installierte Ablaufe 4 Der erste Bundeslandwirtschaftsminister Wilhelm Niklas stiess von 1949 an im vorerst geringem Umfang Programme zur Flurbereinigung und Aussiedlung in enger Umgebung von Dorfern an die vor allem von seinem Staatssekretar Theodor Sonnemann umgesetzt wurden Niklas 1953 ins Amt gekommene Nachfolger Lubke vertrat einen pointierteren Kurs der Rationalisierung und Mechanisierung der Landwirtschaft Unter seiner Leitung wurden Gesetze Erlasse und Strukturen geschaffen in deren Rahmen die Aussiedlungen abliefen und in den 1960er Jahren ihren Hohepunkt erreichten 5 Von 1951 bis 1955 wurden bundesweit 306 Verfahren abgewickelt die der spateren Aussiedlung aus beengten Dorflagen entsprachen 6 Wichtigstes Mittel zur Produktivitatssteigerung der Landwirtschaft war allerdings das Flurbereinigungsgesetz von 1953 das nicht explizit Aussiedlungen thematisierte In dem Gesetz gab es aber die ausdruckliche Forderung nach einer Auflockerung der Ortslagen Die spater zunehmenden Aussiedlungen konnten nur im Zusammenspiel mit Flurbereinigungen und damit der Konzentration der bewirtschafteten Flachen nahe den neuen Hofstellen ihre Wirkung entfalten Die Aussiedlung in naherer Umgebung der alten Dorfstellen wurde schliesslich massgeblich durch das 1955 verabschiedete Landwirtschaftsgesetz und die darauf beruhenden Grunen Plane angestossen und gesteuert Dabei waren die Aussiedlerhofe eingebettet in verschiedene Massnahmen fur eine Verbesserung der Agrarstruktur 7 Vorerst blieb es wie bei anderen Instrumenten auf diesem Politikfeld im Wesentlichen bei Pilotprojekten und regionalen Programmen Erst unter Bundeslandwirtschaftsminister Werner Schwarz der 1959 sein Amt antrat wurden die Moglichkeiten des Gesetzes von 1955 darunter die Aussiedlung planmassig auf das gesamte Bundesgebiet angewandt 8 Mit der Umsetzung der Grunen Plane beauftragte der Bund die Lander Diese liessen wiederum unter anderem die Aussiedlungsverfahren durch die seit spatestens 1919 flachendeckend bestehenden Landgesellschaften abwickeln Die Landgesellschaften hatten auch in den Jahren zuvor eine zentrale Rolle in der Wiederherstellung und Modernisierung der Agrarstruktur gespielt Nun stellen sie uber die verwaltungstechnische Abwicklung Bauplanung und Finanzierung hinaus die fachliche Beratung der teilnehmenden Landwirte sicher Von 1955 bis 1973 erfolgten bundesweit 13 089 Aussiedlungen aus beengten Dorflagen wobei in den 1960er Jahren ein nachlassendes Interesse festzustellen war Rund die Halfte der Verfahren war mit Landaufstockungen verbunden die ebenfalls aus Mitteln der Grunen Plane gefordert wurden 9 Die Architektur der Aussiedlerhofe war mit Absicht auf Zweckmassigkeit und Rationalitat ausgerichtet Die regionalen Besonderheiten traditioneller bauerlicher Architektur wurden bewusst nicht aufgegriffen 10 Im Jahr 1973 wurde die Forderung umgestellt und in die Agrarinvestitionsforderung der Einzelbetrieblichen Forderungsprogramms Landwirtschaft eingegliedert In diesem Rahmen erfolgten bis 1998 noch weitere 4180 Aussiedlungsverfahren 11 Die Errichtung von Aussiedlerhofen ist im Aussenbereich weiter zulassig privilegierte Bauvorhaben vgl 35 Abs 1 Baugesetzbuch BauGB 35 Abs 4 BauGB schreibt allerdings flachensparendes und aussenbereichsschonendes Bauen vor In der Praxis gilt die Aussiedlungsbewegung aber als abgeschlossen 12 Aufgrund der weiteren Konzentration der Landwirtschaft wurde mittlerweile auch auf manchen Aussiedlerhofen der Betrieb eingestellt so dass sie heute nur noch als Wohngebaude genutzt werden Ein Beispiel aus dem unmittelbaren Zonenrandgebiet war das Gut Wennerode im Landkreis Goslar in dessen Umfeld in der Nachkriegszeit uber ein Dutzend Aussiedlerhofe entstanden Einzelnachweise Bearbeiten Karl Heinz Funke Vorwort In Landentwicklung aktuell Sonderausgabe 1999 S 4 Peter Karl Becker Zur Neuordnung der Landwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1945 und 1970 In Orientierungen zur Wirtschafts und Gesellschaftspolitik 135 Marz 2013 S 23 Dieter Blaschke Grundlagen der Agrarstrukturverbesserung vor und nach Grundung der EWG In Landentwicklung aktuell Sonderausgabe 1999 S 14 16 Peter Karl Becker Zur Neuordnung der Landwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1945 und 1970 In Orientierungen zur Wirtschafts und Gesellschaftspolitik 135 Marz 2013 S 24 Peter Karl Becker Zur Neuordnung der Landwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1945 und 1970 In Orientierungen zur Wirtschafts und Gesellschaftspolitik 135 Marz 2013 S 23 Dieter Blaschke Grundlagen der Agrarstrukturverbesserung vor und nach Grundung der EWG In Landentwicklung aktuell Sonderausgabe 1999 S 22 Dieter Blaschke Grundlagen der Agrarstrukturverbesserung vor und nach Grundung der EWG In Landentwicklung aktuell Sonderausgabe 1999 S 21f Peter Karl Becker Zur Neuordnung der Landwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1945 und 1970 In Orientierungen zur Wirtschafts und Gesellschaftspolitik 135 Marz 2013 S 24 Dieter Blaschke Grundlagen der Agrarstrukturverbesserung vor und nach Grundung der EWG In Landentwicklung aktuell Sonderausgabe 1999 S 22 Peter Karl Becker Zur Neuordnung der Landwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1945 und 1970 In Orientierungen zur Wirtschafts und Gesellschaftspolitik 135 Marz 2013 S 26 Dieter Blaschke Grundlagen der Agrarstrukturverbesserung vor und nach Grundung der EWG In Landentwicklung aktuell Sonderausgabe 1999 S 25 Peter Karl Becker Zur Neuordnung der Landwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1945 und 1970 In Orientierungen zur Wirtschafts und Gesellschaftspolitik 135 Marz 2013 S 26 Normdaten Sachbegriff GND 4287615 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aussiedlerhof amp oldid 237786496