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Extensive Grunlandwirtschaft ist eine Form der Grunlandwirtschaft Weide oder Mahdwirtschaft auf anthropogen geschaffenem Grasland mit geringem Viehbesatz und ohne Dungung Die extensive Tierhaltung auf Grunland hat in Mitteleuropa wirtschaftlich nur noch eine geringe Bedeutung etwa bei der Almwirtschaft oder der Schaferei Extensiv Grunland Ertrag ca 60 dt ha TM bei zwei NutzungenDer vorrangige Einsatzzweck liegt in Deutschland bei der Offenhaltung von naturgeschutzten Kulturlandschaften die historisch durch geringen Baum und Strauchbewuchs gepragt sind u a Heidelandschaften und Kalkmagerrasen In diesem Sinne ist die extensive Grunlandwirtschaft eine auf Nachhaltigkeit angelegte Nutzung Die Offenhaltung dient primar dazu in Naturschutzgebieten den Wiesenbrutern wie dem Grossen Brachvogel der Feldlerche und anderen die Lebensraume und Brutgebiete zu erhalten Weiterhin dienen diese Flachen dem Kranich als Nahrungsflache und dem Haarwild den Hasen und den Rehen als Asungsflache Unter Extensivgrunland artenreiches Grunland werden demnach vorwiegend 1 2 schurige Heu und Ohmdwiesen verstanden Es gehoren aber auch langjahrig extensiv beweidete Flachen dazu Solches Grunland wird standortgerecht genutzt und erfahrt nur eine teilweise Ruckfuhrung der Nahrstoffe uber Wirtschaftsdunger Stallmist Jauche Artenreiche Wiesen gehoren zu den sogenannten FFH Biotopen und geniessen nach EU Recht Natura 2000 einen besonderen Schutz AbgrenzungExtensivgrunland darf jedoch nicht mit extensiviertem Grunland gleichgesetzt oder verwechselt werden das sich durch Reduzierung von Nutzungshaufigkeit und Dungung aus artenarmem Wirtschaftsgrunland heraus entwickelte in der Regel aber noch nicht den besagten biookologischen Wert besitzt Inhaltsverzeichnis 1 Steckbrief Extensivgrunland 1 1 Allgemeine Bedeutung 1 2 Okonomische Merkmale 1 3 Okologische Merkmale 1 3 1 Indikatorarten 2 Steckbrief Biotopgrunland 2 1 Biotopgrunland pflanzensoziologisch 2 2 Biotopgrunland administrativ 2 3 Pflege von FFH Biotopgrunland 2 4 Sonstige Pflegehinweise 2 5 Beispiel einer extensiven Grunlandbewirtschaftung im Landkreis Cuxhaven 2 5 1 Entschadigung 2 5 2 Bewirtschaftungsform 2 5 3 Beweidung 2 5 4 Dungung der Flachen 3 Literatur 4 WeblinksSteckbrief Extensivgrunland BearbeitenAllgemeine Bedeutung Bearbeiten Okologisch gunstigste Landnutzungsform vor allem fur die Tier und Pflanzenwelt mit massiger bis geringer Grundfutterqualitat Landschaftsasthetik hoher Erholungs und Erlebniswert Grundwasser SchutzOkonomische Merkmale Bearbeiten Grunlandtyp Hochgras und mittelgrasreiche Wiesen Glatthafer Wiesen Goldhafer bzw Extensivweiden Nutzungstyp Heubereitung bei Weiden Standweide Hutung Alm Anzahl der Nutzungen 1 bis 3Ertragsspanne 30 bis 70 dt TM pro ha bei nur teilweiser Nahrstoff Rucklieferung uber Hofdunger Qualitatsspannen Energiedichte 3 5 bis 5 8 MJ NEL pro kg TS Eiweissgehalt Rohprotein 8 bis 14 Milchleistung aus dem Grundfutter bis 3000 kg pro Milchkuh und JahrOkologische Merkmale Bearbeiten Standort Haufige standortliche Gegebenheiten flachgrundige Boden gern mit periodischer Trockenheit oder jahrliche Niederschlagssumme unter 700 mm oder stark hangige Standorte oder Bodenarten Sand anlehmiger Sand lehmiger SandArtenreichtum 25 bis 50 Pflanzenarten pro 25 m Referenzflache Indikatorarten Bearbeiten Pflanzen sind ausgezeichnete Indikatoren fur die pedologischen hydrologischen und trophischen Verhaltnisse am Wuchsort vergl Zeigerwerte nach Ellenberg Daruber hinaus geben sie auch Auskunft uber die Nutzungs bzw Pflegeintensitat der Flache vergl Nutzungswertzahlen nach Briemle und Nitsche Werden mindestens vier Arten aus folgendem 28 zahligen Artenkatalog auf einem Grunlandschlag gefunden handelt es sich um artenreiches Grunland Extensivgrunland Dies wird nach MEKA B4 des baden wurttembergischen Agrar Umweltprogramms gefordert Die Indikatorarten eignen sich daruber hinaus auch zur Abgrenzung von FFH Wiesentypen nach EU Recht mit der Nummer 6510 magere Flachland Mahwiesen und 6520 Berg Mahwiesen Steckbrief Biotopgrunland Bearbeiten nbsp Biotop Grunland Ertrag ca 30 dt ha TM bei einer Nutzung Biotopgrunland ist ein Sammelbegriff fur Grunland das nicht mehr primar der landwirtschaftlichen Futter oder Streugewinnung dient Dabei handelt es sich um Magerwiesen oder weiden extremer Standortverhaltnisse auf denen die allgemeine Nahrstoffverfugbarkeit entweder wegen zu trockenen oder zu nassen Bodens gering ist Die Grossenordnung der naturlichen Biomasse Produktion liegt auf Magerrasen Niveau und damit unter 35 dt TM ha Die Pflanzengesellschaft stellt das artenreichste Okosystem Mitteleuropas dar Auf 25 m Referenzflache kommen bis zu 70 Gefasspflanzenarten vor Diese Vielfalt wird in keinem anderen Biotop Typ erreicht Biotopgrunland pflanzensoziologisch Bearbeiten Ubersicht der wichtigsten Pflanzengesellschaften des oligotrophen Biotop Grunlandes 1 bis 2 Nutzungen Mitteleuropas Klasse Trocken und Halbtrockenrasen Festuco Brometea Br Bl amp Tuxen 1943 Ordnung Kalkreiche Trocken und Halbtrockenrasen Brometalia erecti BR BL 1936 Verband Kalkmagerwiesen und weiden Bromion erecti KOCH 1926 Klasse Heiden und Borstgras Triften Nardo Callunetea PRSG 1949 Ordnung Borstgras Rasen Nardetalia OBERD 1949 1 Verband Hochmontane Borstgras Matten Nardion BR BL amp JENNY 1926 2 Verband Tieflagen Borstgras Heiden Violion caninae SCHWICK 1944 3 Verband Pfeifengraswiesen Molinion caeruleae KOCH 1926 4 Verband Brenndolden Pfeifengraswiesen Cnidion dubii BAL TUL 1965 Klasse Flach und Zwischenmoore Scheuchzerio Caricetea fuscae Tx 1937 1 Ordnung Bodensaure Flachmoore NORDHAG 1937 1 Verband Silikat Kleinseggenwiesen Caricion fuscae KOCH 1926 em KLIKA 1934 Caricion nigrae BR BL 1949 2 Verband Schlenken Gesellschaften Rhynchosporion albae KOCH 1926 3 Verband Mesotrophe Zwischenmoore Caricion lasiocarpae VANDEN BERG apud LEBRUN et al 1949 2 Ordnung Kalk Flachmoore und sumpfe Toflieldietalia PREISING apud OBERD 1949 Verband Kalk Kleinseggenwiesen Caricion davallianae KLIKA 1934 Eriophorion latifolii nach Br Bl amp Tx 1943 Biotopgrunland administrativ Bearbeiten Die deutschen Bundeslander schutzen ihr jeweiliges Biotopgrunland als Naturschutzgebiete oder Naturdenkmale Erhalt und Pflege werden in der Regel durch den Vertragsnaturschutz Pflegevertrage zwischen Behorde und Landwirt gewahrleistet Auf europaischer Ebene sind wertvolle Grunlandbiotope durch Natura 2000 und dort durch die sog Fauna Flora Habitat Richtlinie FFH Richtlinie geschutzt Die einzelnen Mitgliedslander sind gehalten die folgenden Biotop Typen beim Grunland zu erhalten FFH Lebensraum Nr 5130 Wacholderheiden 6210 Trespen Schwingel Kalktrockenrasen 6230 artenreiche Borstgrasrasen 6410 Pfeifengraswiesen 7230 kalkreiche Niedermoore Pflege von FFH Biotopgrunland Bearbeiten FFH Biotoptypen 6150 6410 und 7230 Streuwiesen Pfeifengras und Kleinseggenwiesen vom pflanzensoziologischen Verband des Molinion caeruleae KOCH 1926 bzw Caricion davallianae KLIKA 1934 oder Caricion fuscae KOCH 1926 Standortspezifische Biomasse Produktion 30 60 dt TM ha Mahdzeitpunkt 1 schnittig zwischen Anfang Oktober und Ende November Das Mahgut ist zwingend von der Flache zu entfernen FFH Biotoptypen 5130 6210 und 6230 Kalk und Silikatmagerrasen vom pflanzensoziologischen Verband des Mesobromion erecti BRAUN BLANQUET et MOORE 1938 bzw Nardion BAUN BLANQUET et JENNY 1926 und Violion caninae SCHWICK 1944 Standortspezifische Biomasse Produktion unter 35 dt TM ha Mahdzeitpunkt 1 schnittig Mitte Juli bis Mitte August Sonstige Pflegehinweise Bearbeiten Wegen der geringen Vegetationsdynamik genugt ein Pflegeintervall von 2 Jahren Damit wird auch die Faunenvielfalt z B bei Schmetterlingen Heuschrecken Zikaden gefordert Hinsicht der Wahl des Pflegeverfahrens sollte Mahen mit Abraumen dem Mulchen Zerkleinerungseffekt vorgezogen werden Handelt es sich um Wacholderheiden oder Silikat Magerweiden ist die uberkommene Beweidung mit durchschnittlich 12 Schafen bzw 2 Jungrindern ha Standweide mit einer Besatzdichte von 1 2 GV ha angezeigt Im Gegensatz zu den mesotrophen FFH Wiesentypen 6510 und 6520 Flachland und Bergmahwiesen ist zum langfristigen Erhalt des oligotrophen Biotopgrunlandes keine Dungung erforderlich Beispiel einer extensiven Grunlandbewirtschaftung im Landkreis Cuxhaven Bearbeiten nbsp Beispiel Stoteler Moor Die Grunlandflache ist mahbar nbsp der Regen bestimmt die BewirtschaftungsmoglichkeitenGrundsatzlich wunscht das Naturschutzamt Landkreis Cuxhaven die Grunlandflachen im Naturschutzgebiet wenn sie befahrbar sind extensiv bewirtschaften zu lassen Bei den kreiseigenen Flachen schliesst das Naturschutzamt mit den Landwirten eine Pflegevereinbarung ab Bei den landeseigenen Flachen wird dieses vom Domanen Amt vorgenommen Dieser Vertrag ist kundbar er lauft vom 1 November bis zum 31 Oktober eines jeden Jahres und verlangert sich automatisch um ein Jahr wenn von keiner Seite gekundigt wird Der Vertrag kann mit einer Frist von drei Monaten vor Ablauf des Pachtjahres von beiden Seiten gekundigt werden Die Pflege ist kostenlos die Bewirtschaftung unentgeltlich Sollte die Vereinbarung uber Pflegemassnahmen nicht eingehalten werden kann der Landkreis die Vereinbarung mit sofortiger Wirkung auflosen Entschadigung Bearbeiten Der Landwirt kann diese Flachen mit in den Flachennachweis bringen und bekommt dafur Flachenpramie Diese Flachenpramie ist an der Bewirtschaftung dieser geschutzten Grunlandflachen gebunden Bewirtschaftungsform Bearbeiten Die Grunlandflachen mussen mindestens einmal pro Jahr gemaht und das Mahgut abgetragen werden Mulchen und Verrottung auf der Flache ist wegen der Eutrophierung Eigendungung nicht erlaubt Gemaht werden darf erst nach dem 1 Juli Eine kurzfristige Terminverschiebung ist machbar unter Abklarung mit dem zustandigen Naturschutzamt Beweidung Bearbeiten Eine Beweidung von Schafen oder Jungrindern ist moglich bedarf aber der Genehmigung des zustandigen Naturschutzamtes Das Beweiden mit Pferden ist nicht gestattet Wanderschafer ziehen mit ihren Herden uber Acker und Rasenflachen In der Absprache mit Kommunen und Landwirten lassen sie diese Flachen beweiden Neben der naturpflegerischen Arbeit die von den Schafen geleistet wird verbreiten die Tiere auch ihren hochwertigen Dunger Flachen die nicht beweidet werden sollen werden von den Landwirten durch Strohbundel gekennzeichnet Grunlandwirtschaft ist eine hochspezialisierte landwirtschaftliche Betriebsform bei der durch Nutzung von Grasland Viehhaltung betrieben wird Ziel ist entweder die Produktion von Milch oder die Mast von Tieren fur die Fleischproduktion Anders als bei nomadischer Viehzucht wird saisonaler Futtermangel durch Zukauf oder Anbau von Futtermitteln Futterbau uberwunden Grunlandwirtschaft wird meist in Regionen betrieben in denen die klimatischen und topographischen Gegebenheiten den Anbau von landwirtschaftlichen Kulturen wie Getreide oder anderem nicht zulassen Siehe auch Fernweidewirtschaft Dungung der Flachen Bearbeiten Das Dungen mit Mineraldunger Gulle oder Stallmist ist grundsatzlich verboten Der Bewuchs ist so zu nutzen wie man ihn vorfindet Pflanzenschutzmittel durfen nicht eingesetzt werden Eine Grasveredlung durch Nachsaat ist nicht erlaubt Der Boden darf nicht umgebrochen werden Entwasserungsmassnahmen wie Drainage sind ebenfalls untersagt Den Boden schleppen walzen und sonstige Bodenbearbeitung ist in der Zeit vom 15 Marz bis zum Mahtermin 1 Juli zu unterlassen bei beweideten Flachen schon ab dem 20 Juni Das Lagern von Rundballen und Anlegen eines Silos auf diesen Flachen ist nicht gestattet Das Aufstellen von Futterungseinrichtungen bedarf einer Genehmigung Die ordnungsgemasse Bewirtschaftung wird uberwacht Literatur BearbeitenG Briemle Ansprache und Forderung von Extensiv Grunland Neue Wege zum Prinzip der Honorierung okologischer Leistungen der Landwirtschaft in Baden Wurttemberg In Naturschutz und Landschaftsplanung 32 Jg Nr 6 2003 S 171 175 A Krismann R Oppermann Evaluierung artenreichen Grunlandes in Baden Wurttemberg In Rainer Oppermann Hans Ulrich Gujer Hrsg Artenreiches Grunland bewerten und fordern Ulmer Verlag Stuttgart 2003 ISBN 3 8001 4261 9 Ministerium Landlicher Raum Baden Wurttemberg Artenreiches Grunland Anleitung zur Einstufung von Flachen fur die Forderung im MEKA II Faltblatt MLR Nr 59 99 1999 L Nitsche S Nitsche Extensive Grunlandnutzung Verlag Neumann Radebeul 1994 ISBN 3 7402 0149 5 G Spatz Freiflachenpflege Ulmer Verlag Stuttgart 1994 ISBN 3 8001 3329 6 Weblinks BearbeitenBildungs und Wissenszentrum Aulendorf Fazite Grunlandokologie LechheidenSeiten des landwirtschaftlichen Infodienstes Baden Wurttemberg Extensivgrunland Kalkmagerrasen Streuwiesen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Extensivgrunland amp oldid 237055228