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Kleinseggenriede auch Kleinseggenmoore Kleinseggen Sumpfe Kalkflachmoore oder altertumlich Wiesenmoore genannt sind oft moosreiche Pflanzengesellschaften in Zwischenmooren Sie zeichnen sich durch das Vorherrschen niedriger Seggen Binsen und Wollgraser aus Die primaren Standorte liegen im Umkreis von Seen an Quellen und im Lagg von Regenmooren Sie sind von Natur aus weitgehend geholzfrei Alpiner Kopfwollgras Sumpf Eriophoretum scheuchzeri in einem Basen Zwischenmoor oberhalb der Waldgrenze in der SteiermarkDurch die menschliche Nutzung Mahd Beweidung werden heute auch sekundare Standorte besiedelt Die Pflanzengesellschaften sind durch den Mangel an raschlebigen Konkurrenten und die naturliche Baumfeindlichkeit fast aller Standorte zu Refugien von Glazialrelikten geworden Ihre Standorte sind stark gefahrdet da sie meist kleinflachig inmitten von landwirtschaftlich genutztem Gelande liegen und von dort durch Meliorationsmassnahmen Entwasserungen Dungung beeinflusst werden konnen Inhaltsverzeichnis 1 Standorte und Verbreitung 2 Vergesellschaftung 2 1 Pioniergesellschaften von Moorschlenken 2 2 Braunseggen Sumpfgesellschaften 2 3 Wiesenseggen Gesellschaften 3 Okologische Bedeutung 4 Gefahrdung und Schutz 5 Weblinks 6 ReferenzenStandorte und Verbreitung BearbeitenKleinseggenriede kommen mit Ausnahme der nahrstoffreichen Niedermoore in fast allen grundwassergenahrten Mooren vor Der Boden wird von Grund Quell oder Sickerwasser standig durchtrankt und trocknet nur oberflachlich ab Haufige Bodentypen sind Gleye wie Anmoorgley Moorgley Nassgley seltener auch Pseudogleye und Moorboden aus Torf Die Standorte sind massig nahrstoffreich bis nahrstoffarm subneutral bis kalkhaltig aber auch sehr saure Boden werden besiedelt Diese Riede sind im gesamten eurosibirischen Raum verbreitet Europa und die Nordhalfte Asiens wobei die Schwerpunkte in jungpleistozanen Gebieten der Palaarktis in den Hochlagen der Mittelgebirge und im Alpenvorland liegen Kleinseggenriede wurden vielfach durch extensive kleinbauerliche Nutzungsformen Hutweide Streuwiesen Torfstiche gefordert Vergesellschaftung Bearbeiten nbsp Schweinsohr oder Drachenwurz Calla palustris Pflanzensoziologisch werden die Kleinseggenriede nach Oberdorfer als Klasse Kleinseggengesellschaften der Nieder und Zwischenmoore sowie der Hochmoorschlenken Scheuchzerio Caricetea nigrae gefasst Kleinseggenriede umfassen drei Ordnungen auf okologisch unterschiedlichen Standorten Pioniergesellschaften von Moorschlenken Scheuchzerietalia palustris in sauren basenreichen bis basenarmen nahrstoffarmen Mooren Sauer Zwischenmoore pH Werte bis 4 8 Sie beherbergen vorwiegend Torfmoose wie das Spiess Torfmoos Sphagnum cuspidatum Torfmoose aus dem Sphagnum recurvum Komplex und das Sumpf Torfmoos Sphagnum palustre Braunseggen Sumpfgesellschaften Caricetalia nigrae in subneutralen meist kalkarmen nahrstoffarmen bis massig nahrstoffreichen Mooren Basen Zwischenmoore pH Werte von 4 8 bis 6 4 Die Kleinseggenriede sind vor allem durch das Vorkommen von Braunmoosen Amblystegiaceae gekennzeichnet Wiesenseggen Gesellschaften Caricetalia davallianae in kalkhaltigen bis kalkreichen meist basenreichen nahrstoffreichen bis nahrstoffarmen Mooren Kalk Zwischenmoore pH Werte von 6 4 bis 8 5 Sie umfassen die oft orchideenreichen Pflanzengesellschaften Tofieldia calyculata der Kalkgebiete in der eurosibirischen Region Neben etlichen Seggen und Binsenarten kommen in allen Pflanzengesellschaften der Zwischenmoore sogenannte Mineralbodenwasserzeiger vor welche den Einfluss von nahrstoffreicherem Grundwasser anzeigen Beispiele sind der Fieberklee Menyanthes trifoliata das Sumpf Blutauge Potentilla palustris das Schweinsohr Calla palustris das Schmalblattrige Wollgras Eriophorum angustifolium das Hunds Straussgras Agrostis canina das Sumpf Veilchen Viola palustris oder der Gemeine Wassernabel Hydrocotyle vulgaris Torfmoose spielen besonders in den sauren Zwischenmooren eine Rolle wogegen die nahrstoffreicheren Auspragungen durch das Vorkommen sogenannter Braunmoose gekennzeichnet sind Pioniergesellschaften von Moorschlenken Bearbeiten nbsp Schnabelbinsen Gesellschaft in einer Schwingmoor Verlandung in der Nordwestdeutschen Tiefebene Niedersachsen Die Pflanzengesellschaften der Kleinseggenriede der Sauer Zwischenmoore Ordnung Scheuchzerietalia palustris sind torfmoosreich und beherbergen vorwiegend Torfmoose wie das Spiess Torfmoos Sphagnum cuspidatum aus dem S recurvum Komplex und das Sumpf Torfmoos S palustre In dystrophen zeitweilig trockenfallenden Rinnen Schlenken Moorkolken im Bereich von Hoch und Zwischenmooren auf nahrstoffarmen nackten Torfen und Torfschlamm sowie in Feuchtheiden entwickeln sich Schnabelriedgesellschaften Rhynchosporetum albae aus Weissem Schnabelried Rhynchospora alba Die Bestande sind oft schutter und sehr kleinflachig ausgebildet Neben der Knollenbinse Juncus bulbosus kommen hier meistens nur noch Mittlerer Sonnentau Drosera intermedia und Moorbarlapp Lycopodiella inundata vor Bei diesen Pflanzengesellschaften handelt es sich oft um nur kurzlebige Stadien die zum Gewasser hin in flutende Rasen aus dem Sichelmoos Drepanocladus fluitans Torfmoos Wasserschlauch Utricularia Gesellschaften oder Strandlings Littorella Tauchfluren ubergehen konnen Schnabelriedgesellschaften existieren in den ozeanisch beeinflussten Regionen Mitteleuropas sowie in den Mooren des Alpenvorlandes beispielsweise in der Schwemm in Tirol nbsp Die Schwemm ein Sauer Zwischenmoor in TirolIn nahrstoffarmen oligotrophen sauren Verlandungsmooren in nicht austrocknenden Hochmoor Schlenken und in sauren Quelltumpeln ist das Torfmoos Schlammseggenried Caricetum limosae eine typische Pflanzengesellschaft welche an oligotrophen Gewassern nicht betretbare Schwingrasen bildet Diese wachsen zunachst als Saume ins offene Wasser Schliesslich uberspannen sie das gesamte Gewasser Vor allem die Blasenbinse Scheuchzeria palustris das Weisse Schnabelried Rhynchospora alba die Schlamm Segge Carex limosa und die seltene Fadenwurzelige Segge Carex chodorrhiza bilden die Gesellschaft Meistens treten die genannten Arten nicht gemeinsam auf sondern bilden jeweils sogenannte Dominanzbestande aus Ferner ist das Torfmoos Seggen Wollgrasried Sphagno Eriophoretum angustifoliae mit dem Schmalblattrigen Wollgras Eriophorum angustifolium eine verbreitete Pflanzengesellschaft die spate Schwingmoorverlandungen kennzeichnet Das selten gewordene Fadenseggen Ubergangsmoor Caricetum lasiocarpae wird aus der Faden Segge Carex lasiocarpa gebildet Die Pflanzengesellschaft kommt oft in engem Kontakt mit Hochmooren vor und bildet an Moorgewassern und Heideweihern Schwingrasen aus Die Gesellschaft kann auch sekundar an Torfstichgewassern entwickelt sein Als begleitende Arten finden sich das Moor Reitgras Calamagrostis stricta und Sphagnum obtusum Die Gesellschaft kommt in ganz Mitteleuropa von der planaren bis zur montanen Stufe besonders am Alpennordrand und in der norddeutschen Tiefebene vor Es konnen sich auch Gesellschaften mit Dominanz der Draht Segge Carex diandra oder der Fadenwurzeligen Segge Carex chordorrhiza statt der Faden Segge ausbilden Fadenseggen Drahtseggen und Strickwurzelseggen Gesellschaften sind sehr selten und stark gefahrdet Letztere ist sogar vom Aussterben bedroht Braunseggen Sumpfgesellschaften Bearbeiten nbsp Basen Zwischenmoor mit Schmalblattrigem Wollgras Eriophorum angustifolium und Braun Segge Carex nigra in einer Vermoorung eines nahrstoffarmen Sanddunengebiets Heidemoor Niedersachsen Die Kleinseggenriede der massig nahrstoffreichen Basen Zwischenmoore Ordnung Caricetalia nigrae sind vor allem gekennzeichnet durch Braunmoose Amblystegiaceae Als Braunmoose bezeichnet man eine Reihe von Arten die meist dunkel bis rot oder goldbraun gefarbt sind eine Farbung die im Spatherbst am deutlichsten ausgepragt ist Zu dieser Gruppe gehoren das Spitzblattrige Spiessmoos Calliergonella cuspidata einige Schonmoose Gattung Calliergon viele Sichelmoose Drepanocladus vernicosus das Skorpionsmoos Scorpidium scorpioides und als sehr seltene Eiszeitrelikte im Alpenvorland und in den Alpen das Bruchmoos Meesia triquetra sowie Paludella squarrosa Als Vertreter der Seggen sind in diesen Zwischenmooren die Braun Segge Carex nigra die Faden Segge Carex lasiocarpa Draht Segge C diandra und seltener auch die Strickwurzel Segge C chordorrhiza beheimatet Diese Gesellschaften sind uberwiegend stark gefahrdet Charakteristische Pflanzengesellschaften der Basen Zwischenmoore sind Alpine Braun Seggen Sumpfe Caricetum fuscae subalpinum die als Charakterart die namengebende Braun Segge Carex fusca syn Carex nigra beherbergen Alpine Braun Seggen Sumpfe beherbergen als standig und stark durchnasste Standorte zahlreiche konkurrenzschwache Arten die zudem haufig noch selten sind Begleitende Arten sind beispielsweise die Gebirgs Binse Juncus alpinoarticulatus Borstgras Nardus stricta und Rasenbinse Trichophorum cespitosum Die Pflanzengesellschaft kommt im gesamten Alpenraum und im Schwarzwald auf extensiv beweideten Standorten vor Der Alpine Kopfwollgras Sumpf Eriophoretum scheuchzerii hat seine Hauptverbreitung in Skandinavien sowie im Alpenraum oberhalb der Baumgrenze Die Gesellschaft ist sehr artenarm und wird meist nur aus Scheuchzers Wollgras Eriophorum scheuchzeri selbst gebildet Der Sumpflausekraut Fadenbinsen Sumpf Pediculario palustris Juncetum filiformis ist durch das Sumpf Lausekraut Pedicularis palustris und durch die Faden Binse Juncus filiformis gekennzeichnet Die Pflanzengesellschaft ist in der submontanen bis subalpinen Stufe des Alpenvorlandes und der Mittelgebirge verbreitet Wiesenseggen Gesellschaften Bearbeiten nbsp Wiesenseggengesellschaft in einem Kalk Zwischenmoor in Schleswig Holstein mit Breitblattrigem Wollgras Eriophorum latifolium nbsp Mehlprimel Kopfried in OberschwabenDie Kleinseggenriede der Kalk Zwischenmoore umfassen die oft orchideenreichen Pflanzengesellschaften der Kleinseggenmoore Ordnung Caricetalia davallianae Es handelt sich dabei um Pflanzengesellschaften die meistens kleinflachig ausgepragt und ausserst selten sind Sie sind vielfach vom Aussterben bedroht Ihre naturlichen Standorte sind Sumpfquellen der subalpinen Stufe Bei ahnlichen Standortverhaltnissen in tieferen Lagen konnten sie sich erst nach Rodungen von Bruchwaldern bilden Kalktuffbildung ist verbreitet Das Davall Seggen Quellmoor Caricetum davallianae wird aus der namengebenden Davalls Segge Carex davalliana gebildet Die Gesellschaft enthalt unter anderem folgende Arten Breitblattriges Wollgras Eriophorum latifolium Mehlprimel Primula farinosa Gewohnliche Simsenlilie Tofieldia calyculata Sumpf Herzblatt Parnassia palustris und Fettkraut Pinguicula vulgaris Kleinseggenriede mit Schwarzem Kopfried Schoenus nigricans und Sumpf Knabenkraut Orchis palustris bilden die sehr seltene Orchideen Kopfried Gesellschaft Orchio Schoenetum nigricantis Kennzeichnend fur diese Gesellschaft sind weiterhin folgende Braunmoose das Stern Goldschlafmoos Campylium stellatum und das Rollblatt Sichelmoos Drepanocladus revolvens Das Mehlprimel Kopfried Primulo Schoenetum ferruginei wachst in kalkreichen mesotrophen Durchstromungsmooren und wird aus dem namengebenden Rostroten Kopfried Schoenus ferrugineus und der Mehlprimel Primula farinosa aufgebaut Ferner finden sich in dieser Gesellschaft das Breitblattrige Wollgras Eriophorum latifolia und das Gemeine Fettkraut Pinguicula vulgaris Die Gesellschaft der Stumpfblutigen Binse Juncetum subnodulosi beherbergt neben der Stumpfblutigen Binse Juncus subnodulus die Gelb Segge Carex flava das Spitzblattrige Spiessmoos Calliergonella cuspidata und die Sumpf Stendelwurz Epipactis palustris Okologische Bedeutung Bearbeiten nbsp Bekassine Gallinago gallinago ein auf Feuchtgebiete und Moore angewiesener WiesenbruterAufgrund der niedrigwuchsigen und offenen Struktur bei gleichzeitig extrem nassem Wasserhaushalt sind Kleinseggenmoore Standorte konkurrenzschwacher Rosettenpflanzen wie Mehlprimel Primula farinosa und Fettkraut Pinguicula spp Sie sind aufgrund ihrer extremen Standortverhaltnisse Refugien vieler seltener Sumpfpflanzen und einer Vielzahl oft hochspezialisierter Wirbelloser Kleinseggenriede sind ferner als Biotope von Glazialrelikten wie des Bruchmooses Meesia triquetra besonders wertvoll Ausserdem sind sie wichtige Brutgebiete fur Wiesenvogel wie Rallen und Schnepfenarten und Nahrungsgebiet fur beispielsweise den Weissstorch Ciconia ciconia nbsp Mehlprimel Primula farinosa eine seltene Pflanze in Kalk ZwischenmoorenGefahrdung und Schutz BearbeitenDie naturlichen primaren Standorte der Kleinseggenriede also Quellsumpfe Quellmoore und Durchstromungsmoore sind uberwiegend zerstort Die sekundaren Standorte liegen haufig inmitten landwirtschaftlicher Nutzflachen und sind somit durch Melioration und durch Eutrophierung stark gefahrdet Durch Entwasserung der Standorte wird eine Mineralisation der Niedermoortorfe hervorgerufen wodurch der freiwerdende Stickstoff eine stickstoffliebende nitrophile Staudenvegetation fordert Viele Arten der Kleinseggenriede sind in den zahlreichen Roten Listen gefahrdeter Tier und Pflanzenarten in Deutschland Osterreich und der Schweiz aufgefuhrt Etliche Arten geniessen uberdies gesetzlichen Schutz uber das Washingtoner Artenschutz Ubereinkommen die IUCN die Berner Konvention Umsetzung in EU Vogelschutzrichtlinie sowie FFH Richtlinie sowie die Bundesartenschutzverordnung Die FFH Richtlinie verpflichtet auf europaischer Ebene die Mitgliedsstaaten zur Errichtung eines zusammenhangenden europaischen okologischen Netzes von Schutzgebieten mit der Bezeichnung Natura 2000 zur Erhaltung der naturlichen Lebensraume sowie der wildlebenden Pflanzen und Tiere So bilden Moore und Feuchtgebiete und damit auch die verschiedenen Auspragungen der Kleinseggenriede einen der Schwerpunkte von FFH Lebensraumtypen Kleinseggenriede konnen durch geeignete Massnahmen geschutzt werden Dazu gehort die Anlage von Pufferzonen gegenuber Nahrstoffeintragen die Vermeidung von Trittbelastungen Wiedervernassungsmassnahmen und bei Verbuschungstendenzen gelegentliche Mahd oder Entkusselung Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alkaline fens Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienReferenzen BearbeitenP Mertz Pflanzengesellschaften Mitteleuropas und der Alpen Erkennen bestimmen bewerten Ecomed Verlagsgesellschaft Landsberg Lech 2000 ISBN 3 609 19380 8 Claus Peter Hutter Hrsg Alois Kapfer Peter Poschlod Sumpfe und Moore Biotope erkennen bestimmen schutzen Weitbrecht Verlag Stuttgart Wien Bern 1997 ISBN 3 522 72060 1 Claus Peter Hutter Hrsg Gottfried Briemle Conrad Fink Wiesen Weiden und anderes Grunland Biotope erkennen bestimmen schutzen Weitbrecht Verlag Stuttgart Wien Bern 1993 ISBN 3 522 72010 5 M Succow L Jeschke Moore in der Landschaft Entstehung Haushalt Lebewelt Verbreitung Nutzung und Erhaltung der Moore 1 Auflage Thun Frankfurt a M 1986 ISBN 3 87144 954 7 Walter F Muller Floristisch pflanzensoziologische und vegetationsokologische Untersuchungen der Kalksumpfe Caricion davallianae in Nordrhein Westfalen und Rheinland Pfalz Bonn 1988 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleinseggenried amp oldid 224173216