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Das Gemeine Fettkraut auch Gewohnliches Fettkraut Blaues Fettkraut oder Kiwitzfettkraut Pinguicula vulgaris genannt ist eine fleischfressende Pflanze aus der Gattung der Fettkrauter Pinguicula in der Sektion Pinguicula Gemeines FettkrautGemeines Fettkraut Pinguicula vulgaris SystematikAsteridenEuasteriden IOrdnung Lippenblutlerartige Lamiales Familie Wasserschlauchgewachse Lentibulariaceae Gattung Fettkrauter Pinguicula Art Gemeines FettkrautWissenschaftlicher NamePinguicula vulgarisL Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung 3 Habitate 4 Okologie 5 Gefahrdung und Schutz 6 Systematik 7 Verwendung 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Blute Vorderansicht nbsp Blute Seitenansicht Das Gemeine Fettkraut ist eine mehrjahrige krautige Pflanze Der karnivoren Lebensweise entsprechend ist das Wurzelwerk sehr schwach ausgebildet es besteht aus zahlreichen weissen und kurzen feinen Haarwurzeln Sie sind nur 1 3 cm lang sterben bei der Bildung von Winterknospen ab und werden alljahrlich durch neue ersetzt 1 Funf bis elf fleischige gelbliche bis hellgrune langlich elliptische Blatter bilden eine flach am Boden liegende Rosette mit bis zu 16 cm Durchmesser An der Oberflache sind die Blatter klebrig vom Fangsekret bedeckt mit dem sie kleine Insekten z B Trauermucken Ameisen aber auch Pollen fangen und sobald Beute erzielt wird durch Enzyme verdauen nbsp Gemeines Fettkraut P vulgaris Blattrosette nbsp Gemeines Fettkraut mit vielen kleinen InsektenAb Mai bis August bluht das Gemeine Fettkraut an ein bis sechs bis zu 15 cm hohen aus der Mitte der Rosette wachsenden Blutenstielen rosa violett bis weiss mit weissem Schlundfleck in einzelner zygomorpher 10 bis 13 mm langer gespornter Blute Die sich ausbildenden eiformigen Fruchtkapseln tragen reichlich feine schwarze Samen Die Chromosomenzahl betragt 2n 64 2 Verbreitung BearbeitenDie Pflanze findet sich in fast allen Landern Europas in Gronland in Russland den USA und Kanada Es ist neben dem Alpen Fettkraut Pinguicula alpina das einzige Fettkraut das auch in Deutschland vorkommt Habitate BearbeitenDas Gewohnliche Fettkraut schatzt nasse saure Boden ist aber kalkvertraglich Es kommt in offenen Rieselfluren oder Quell und Niedermoor Gesellschaften vor In Mitteleuropa ist es in Tofieldietalia und in moosreichen Montio Cardaminetea Gesellschaften vergesellschaftet 2 In den Allgauer Alpen steigt es am Hochalpsee in Vorarlberg bis zu 1965 m Meereshohe auf 3 Okologie BearbeitenNach dem Fang von Beute scheiden zahlreiche kleine der Blattoberflache dicht aufsitzende Drusen Verdauungssekrete Protein spaltende aber auch Starke und Nukleinsauren spaltende Enzyme ab und absorbieren spater die loslichen Spaltprodukte Da hierfur in der Cuticula die das Blatt vor Austrocknung schutzen soll kleine Locher ausgespart bleiben sind die Pflanzen auf luftfeuchte Standorte angewiesen Pro Blatt sind etwa 40 000 Drusen vorhanden Beim Verdauungsvorgang rollen sich die Blatter allmahlich vom Rand her ein vor allem im Bereich der Beute Hierdurch kommen die Tiere mit noch mehr Drusen in Kontakt und die Verdauungsprodukte werden besser auf dem Blatt festgehalten Auch angewehter Pollen wird festgehalten und verdaut Speziell bei dieser Art kann uber 50 des aufgenommenen Proteins von Pollen stammen 1 Die Bluten sind kleine durch Uberkrummung des Blutenstiels auf dem Kopf stehende vorweibliche Rachenblumen Die langen Blutenstiele sollen das Einfangen moglicher Bestauber verhindern Die Bestaubung erfolgt meist durch Bienen aber auch Selbstbestaubung ist erfolgreich Fruher wurden die Bluten vor allem als Fliegenklemmfallen gedeutet weil durch ruckwarts gerichtete Sperrhaare des Blutenstandes die Besucher besonders Fliegen gezwungen werden sich hochzustemmen wobei sie gegen die Narbe und die Staubbeutel drucken Zu grosse Fliegen klemmen sich dabei fest und verhungern Statt Nektar befinden sich im Sporn Schleimhaare die aber wohl nur zur Tauschung der Besucher vorhanden sind Die Pflanze beginnt erst nach mehreren Jahren zu bluhen 1 Die Fruchte sind 2 klappig aufspringende nur bei Trockenheit geoffnete vielsamige Kapseln die auf einem trocknen Stiel stehen Sie wirken als Wind und Tierstreuer Die winzigen Samen sind Kornchenflieger und besitzen kein Nahrgewebe sie sind Lichtkeimer und aufgrund ihrer netzartigen Oberflachenstruktur sind sie schwimmfahig Die Fruchtreife erstreckt sich von Juni Juli bis September 1 Die Pflanze ist ein Hemikryptophyt die Uberwinterung erfolgt in einer Starke speichernden dem Boden aufliegenden zwiebelartigen Winterknospe dem sogenannten Hibernakel die im Fruhjahr wieder austreibt Eine vegetative Vermehrung erfolgt durch ca 3 mm grosse Brutzwiebeln die sich wahrend oder nach der Blutezeit in den Blattachseln bilden ausserdem konnen Winterknospen durch Schnee oder Tiere fortbewegt werden 1 Gefahrdung und Schutz BearbeitenDas Gewohnliche Fettkraut ist wegen seiner geographisch weiten Verbreitung nicht unmittelbar gefahrdet ist aber in Europa allgemein im Ruckgang begriffen In Deutschland gilt es als gefahrdet und ist durch die Bundesartenschutzverordnung geschutzt In der Schweiz ist es teils auf kantonaler Ebene geschutzt gilt allerdings weitestgehend als ungefahrdet Systematik BearbeitenSeit der Beschreibung des Gewohnlichen Fettkrauts sind immer wieder Unterarten Varietaten und Formen unterschieden worden gegenwartig ist aber keines dieser Taxa anerkannt Derzeit wird jedoch die Ausgliederung zweier Arten diskutiert zum einen die einer tschechischen Art Pinguicula bohemica die eine andere Chromosomenzahl aufweist namlich 2n 32 im Gegensatz zu 2n 64 beim Gemeinen Fettkraut Zum anderen wird der Artstatus von Pinguicula gypsophila wieder erortert einer im Sudharz endemischen Pflanze die ausschliesslich auf Gips wachst Nach P Uotila 2013 kann man folgende Unterarten unterscheiden 4 Pinguicula vulgaris L subsp vulgaris Pinguicula vulgaris subsp anzalonei Peruzzi amp F Conti Sie kommt in Italien vor 4 Pinguicula vulgaris subsp ernica Peruzzi amp F Conti Sie kommt in Italien vor 4 Pinguicula vulgaris subsp vestina F Conti amp Peruzzi Sie kommt in Italien vor 4 Verwendung BearbeitenDas Gewohnliche Fettkraut fand fruher Verwendung als Heilpflanze Samuel Hahnemann der Begrunder der Homoopathie berichtet vom Gebrauch gegen aufgesprungene Haut zur Schmerzstillung bei Tuberkulose und gegen Knochenbruche merkt aber auch eine abfuhrende Wirkung an 5 Die Volksmedizin unterschied die verschiedenen Arten der Fettkrauter nicht weiter setzte sie aber gegen Wunden Geschwulste Ischias Leberleiden und Magen Brust und Lungenerkrankungen ein Ihr Nutzen gegen die genannten Krankheiten wird auf die in der Pflanze enthaltene Zimtsaure zuruckgefuhrt Heute ist der Gebrauch unublich Wie bereits Carl von Linne in seiner Flora Lapponica berichtete wird in Nordskandinavien Fettkraut fur die Produktion bestimmter Sauermilchprodukte wie tettemelk norwegisch bzw langmjolk schwedisch eingesetzt Dabei werden die Gefasse in denen die Sauermilch zubereitet wird mit Fettkraut ausgerieben 6 Falschlicherweise wird diese Herstellung auch der Schwedenmilch zugeschrieben 7 Literatur BearbeitenS Jost Casper Monographie der Gattung Pinguicula L Bibliotheca Botanica H 127 128 ISSN 0067 7892 Schweizerbart Stuttgart 1966 Maria Teresa della Beffa Alpenblumen Ein umfassender Ratgeber zum Finden Bestimmen und Erkennen Kaiser Klagenfurt 1999 ISBN 3 7043 2181 8 Wilhelm Barthlott Stefan Porembski Rudiger Seine Inge Theisen Karnivoren Biologie und Kultur fleischfressender Pflanzen Eugen Ulmer GmbH amp Co Stuttgart 2004 ISBN 3 8001 4144 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Lander Die haufigsten mitteleuropaischen Arten im Portrait 7 korrigierte und erweiterte Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2011 ISBN 978 3 494 01424 1 a b Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Muller 8 stark uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 868 Erhard Dorr Wolfgang Lippert Flora des Allgaus und seiner Umgebung Band 2 IHW Eching 2004 ISBN 3 930167 61 1 S 489 a b c d P Uotila 2013 Lentibulariaceae Datenblatt Pinguicula vulgaris In Euro Med Plantbase the information resource for Euro Mediterranean plant diversity Samuel Hahnemann Kiwitzfettkraut In Samuel Hahnemann Apothekerlexikon Theil 1 Abtheilung 2 F bis K Crusius Leipzig 1793 S 468 469 Schwedenmilch und Fettkraut Kjell Furuset Tettegras og tettemelk In Naturen Band 129 Nr 05 13 Dezember 2005 ISSN 1504 3118 S 206 214 doi 10 18261 issn1504 3118 2005 05 02 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gemeines Fettkraut Pinguicula vulgaris Album mit Bildern Videos und Audiodateien Informationen bei FloraWeb Gemeines Fettkraut In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Pinguicula vulgarisL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 27 Marz 2016 Thomas Meyer Fettkraut Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gemeines Fettkraut amp oldid 217003497