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Das Schmalblattrige Wollgras Eriophorum angustifolium ist eine Pflanzenart aus der Familie der Sauergrasgewachse Cyperaceae Sie ist eine kennzeichnende Art von Hoch und Zwischenmooren Die langen Blutenhullfaden der Fruchte bilden den bezeichnenden weissen Wollschopf der Wollgraser Eriophorum Schmalblattriges WollgrasSchmalblattriges Wollgras Eriophorum angustifolium SystematikMonokotyledonenCommelinidenOrdnung Sussgrasartige Poales Familie Sauergrasgewachse Cyperaceae Gattung Wollgraser Eriophorum Art Schmalblattriges WollgrasWissenschaftlicher NameEriophorum angustifoliumHonck BlutenstandInhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Generative Merkmale 2 Verbreitung und Standort 2 1 Standorte und Verbreitung in Mitteleuropa 2 2 Allgemeine Verbreitung 3 Vergesellschaftung 4 Okologie 5 Taxonomie und Systematik 6 Gefahrdung und Schutz 7 Quellen und weiterfuhrende Informationen 7 1 Einzelnachweise 7 2 Weiterfuhrende Literatur 8 WeblinksBeschreibung BearbeitenVegetative Merkmale Bearbeiten Die mehrjahrige krautige Pflanze erreicht Wuchshohen zwischen 20 und 90 Zentimetern Dieser Geophyt und Helophyt wachst lockerrasig und bildet Rhizome und lange Auslaufer anders als beispielsweise das Scheiden Wollgras Eriophorum vaginatum Die aufrechten Stangel haben einen runden Querschnitt und sind beblattert oben sind sie graugrun glatt und rund oder stumpf dreikantig Die Blattscheide des obersten Stangelblattes ist etwas aufgeblasen Die seitlich rauen Blattspreiten sind linealisch rinnig und verschmalern sich in eine lange dreikantige Spitze Sie werden 2 bis 6 Millimeter breit und sind dunkelgrun im Spatsommer oft auch rot bis kupferrot uberlaufen Die Blatthautchen Ligula sind sehr kurz Generative Merkmale Bearbeiten Der Blutenstand hat zwei laubblattartige Hullblatter und besteht meist aus drei bis funf manchmal bis zu acht Ahrchen Diese erst sitzenden dann gestielten und schliesslich uberhangenden Ahrchen werden 10 bis 22 Millimeter lang und sind bis zu funfzigblutig Im Unterschied zum Breitblattrigen Wollgras sind die Ahrchenstiele glatt Jede der zwittrigen Bluten besitzt drei Staubfaden Antheren und Narben Die Spelzen sind eilanzettlich spitz 6 bis 7 Millimeter lang 2 bis 3 Millimeter breit braun und hautrandig 1 Die Hullfaden der Blutenhulle Perianth sind zahlreich Sie verlangern sich nach der Blutezeit bis zu funf Zentimeter fallen spater als Einheit mit den Fruchten ab und bilden den fur Wollgraser kennzeichnenden weissen Wollschopf Ihre langen Blutenhullfaden verbleiben nach der Reife an der Basis der Karyopse eine Sonderform der Nussfrucht und bilden einen Flugapparat zur besseren Verbreitung der Samen durch den Wind Die Antheren sind 3 bis 5 Millimeter lang 1 Die Karyopse ist scharf dreikantig und fast geflugelt 2 bis 3 Millimeter lang 1 bis 1 5 Millimeter breit und braun 1 Das Schmalblattrige Wollgras bluht von Marz bis Mai Selten gibt es eine zweite Blutezeit im September 2 Die Chromosomenzahl betragt 2n 58 3 nbsp Die Laubblatter sind in eine dreikantige Spitze ausgezogen nbsp Die Blattscheide des obersten Stangelblatts ist bauchig erweitert nbsp Blatthautchen nbsp Ahrchen mit wolligen Perigonborsten nbsp Blute mit Deckblatt nbsp Fruchtstand nbsp Junge NussVerbreitung und Standort BearbeitenDas Schmalblattrige Wollgras kommt in ganz Europa im arktischen und gemassigten Asien und Nordamerika ziemlich haufig in warmgemassigten bis arktischen Klimazonen vom Tiefland bis in Hohenlagen von etwa 2000 Metern NN planar kollin bis subalpin vor Es wachst auf nahrstoffarmen oligo bis mesotrophen basen und kalkarmen sauren bis massig sauren nassen zum Teil uberschwemmten Moorboden uberwiegend in Zwischenmooren und Regenmooren in Kiefern und Birkenbruchwaldern sowie in sekundaren birkenreichen Moorwaldern entwasserter Standorte aber auch auf sauren nahrstoffarmen Sandboden an Ufern oligotropher Seen 4 Standorte und Verbreitung in Mitteleuropa Bearbeiten Das Schmalblattrige Wollgras liebt massig basenreiche sehr nasse schlammige oder sandig torfige Boden Es besiedelt nasse Wiesen Graben Quellhorizonte Ufer von verlandenden Moorseen Dunen Zwischen und Flachmoore In den Alpen findet man es zerstreut bis uber 2000 m Hohe In den Allgauer Alpen steigt es in Vorarlberg am Hochalpsee nahe dem Widderstein bis zu 1980 Metern Meereshohe auf 5 Im Otztal und im Kanton Wallis bei Zermatt erreicht es 2750 Meter 1 Typisch sind Bestande in Schwingrasen In diese nachgiebigen Decken aus Torfmoosen treibt es seine langen Auslaufer Dadurch verankert es sich und verfestigt zugleich den Schwingrasen sein dortiges Vorkommen garantiert jedoch nicht die Begehbarkeit des Schwingrasens Es tritt an seinen Standorten oft in kleineren zuweilen auch in oft ansehnlichen Bestanden auf Allgemeine Verbreitung Bearbeiten Das Schmalblattrige Wollgras kommt in Europa Asien bis Korea und Japan in Nordamerika und in Gronland vor In Europa erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet nordwarts bis Nord Norwegen sudwarts bis Nordspanien Suditalien und bis zu den Gebirgen der Balkan Halbinsel In Deutschland kommt es vor allem in den kalkarmen Mittelgebirgen und in der Norddeutschen Tiefebene vor Vergesellschaftung Bearbeiten nbsp Wiedervernassungsgebiet Polder in Nordwestdeutschland Polderrand mit Schmalblattrigem WollgrasDas Schmalblattrige Wollgras ist eine Charakterart der Klasse Scheuchzerio Caricetea fuscae Kleinseggenriede der Sauer und Basen Zwischenmoore In Kalk Zwischenmooren wird sie durch das Breitblattrige Wollgras Eriophorum latifolium ersetzt In Zwischenmooren wachst es haufig zusammen mit Torfmoosen wie dem Spiess Torfmoos Sphagnum cuspidatum Blasenbinse Scheuchzeria palustris Weissem Schnabelried Rhynchospora alba und Fieberklee Menyanthes trifoliata 6 nbsp Bestand vom Schmalblattrigen Wollgras Eriophorum angustifolium In Bult Schlenken Komplexen der Klasse Oxycocco Sphagnetea der Regenmoore wachst das Schmalblattrige Wollgras an den Randern von Schlenken Blanken und Moorkolken Stellenweise kann es diese auch ganz ausfullen In jungen Hochmoor Renaturierungen tritt es oft bestandesbildend auf Dort besiedelt es vorwiegend die nassen Rander der Polder Retentionsbecken zur Ruckhaltung von Niederschlagen Landwarts wird es haufig vom Scheiden Wollgras das trockenere Standorte bevorzugt abgelost Okologie BearbeitenDie okologischen Zeigerwerte nach Landolt et al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 4 w nass aber stark wechselnd Lichtzahl L 4 hell Reaktionszahl R 2 sauer Temperaturzahl T 2 unter subalpin und ober montan Nahrstoffzahl N 2 nahrstoffarm Kontinentalitatszahl K 3 subozeanisch bis subkontinental 7 nbsp Das Schmalblattrige Wollgras breitet sich uber Auslaufer rasch auf vegetationslose Flachen aus Das Schmalblattrige Wollgras ist ein Rhizom Geophyt mit unterirdischen Auslaufern Es wurzelt bis 50 Zentimeter tief 1 Die lineal rinnigen Blatter sind wohl als Anpassung an die Mineralsalzarmut des Standorts zu verstehen sie stellen also eine Peinomorphose dar wie sie fur Moorpflanze typisch ist Das Schmalblattrige Wollgras ist eine Lichtpflanze das heisst es wachst bei vollem Licht und ertragt nur ausnahmsweise eine Beschattung Sein okologischer Schwerpunkt liegt auf durchnassten haufig uberschwemmten luftarmen sauren bis massig sauren stickstoffarmen Boden Es uberwintert mit grunen Blattern die aber im Fruhjahr erneuert werden Okologische Zeigerwerte nach Ellenberg L 8 T x K x F 9 R 4 N 2 S 0 8 Das Schmalblattrige Wollgras ist windblutig Anemophilie vom Langstaubfadigen Typ und vorweiblich Die Verfrachtung der Samen erfolgt durch den Wind Anemochorie Das Schmalblattrige Wollgras bluht von Marz bis Mai Selten gibt es eine zweite Blutezeit im September 2 Die Fruchte sind kleine von den stark verlangerten Perigonborsten gekronte Nusschen sie stehen zu vielen als weisswolliger Kopf zusammen Die Verfrachtung der Fruchte erfolgt durch den Wind Anemochorie als Schirmchenflieger Die Sinkgeschwindigkeit betragt ca 22 cm s damit werden Flugweiten von mindestens 10 km moglich Bei feuchtem Wetter erfolgt zusatzlich eine Ausbreitung als Wasserhafter Grosse Exemplare konnen bis zu 130 000 Fruchte produzieren Fruchtreife ist im Juni Vegetative Vermehrung erfolgt durch unterirdische Auslaufer Das Sauergras ist ein Wurzelkriechpionier und kann geeignete vegetationslose Flachen rasch besiedeln Taxonomie und Systematik BearbeitenDas Schmalblattrige Wollgras wurde 1782 von Gerhard August Honckeny 1724 1805 in Vollstandiges Systematisches Verzeichniss Aller Gewachse Teutschlandes Band 1 S 153 als Eriophorum angustifolium erstbeschrieben Carl von Linne hatte die Art naturlich auch gekannt hat sie aber 1753 zusammen mit dem Breitblattrige Wollgras Eriophorum latifolium und eventuell weiteren Arten als eine Art Eriophorum polystachion L in Species Plantarum Tomus 1 S 52 zusammengefasst gehabt Man kann die folgenden Unterarten unterscheiden 9 Eriophorum angustifolium subsp angustifolium Sie kommt in den subarktischen und gemassigten Zonen der Nordhalbkugel vor 9 Eriophorum angustifolium subsp komarovii V N Vassil Vorosch Sie kommt von Sibirien bis zum fernostlichen Russland vor 9 Eriophorum angustifolium subsp triste T C E Fr Hulten Sie kommt in der Subarktis vor 9 Sie wird aber auch als eigenstandige Art Eriophorum triste Th Fr Hadac amp A Love angesehen 10 Gefahrdung und Schutz BearbeitenDas Schmalblattrige Wollgras ist weltweit nicht gefahrdet und geniesst keinen gesetzlichen Schutz Auch in Deutschland gilt die Pflanze bundesweit als nicht gefahrdet ist jedoch in einzelnen Bundeslandern in der Roten Listen gefahrdeter Farn und Blutenpflanzen als gefahrdet Gefahrdungskategorie 3 eingestuft 11 Quellen und weiterfuhrende Informationen BearbeitenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Wolfram Schultze Motel Familie Cyperaceae In Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa 3 Auflage Band II Teil 1 S 47 49 Verlag Paul Parey Berlin und Hamburg 1980 ISBN 3 489 54020 4 a b Jurke Grau B P Kremer B M Moseler G Rambold D Triebel Graser Mosaik Verlag Munchen 1996 ISBN 3 576 10702 9 Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Muller 8 stark uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 158 Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora Ulmer Stuttgart 1994 ISBN 3 8252 1828 7 Erhard Dorr Wolfgang Lippert Flora des Allgaus und seiner Umgebung Band 1 IHW Eching 2001 ISBN 3 930167 50 6 S 220 E Oberdorfer Suddeutsche Pflanzengesellschaften Teil I Fels und Mauergesellschaften alpine Fluren Wasser Verlandungs und Moorgesellschaften 4 Auflage Gustav Fischer Jena Stuttgart 1998 ISBN 3 437 35280 6 Eriophorum angustifoliumHonck In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 10 September 2023 Heinz Ellenberg Heinrich Egon Weber Ruprecht Dull Volkmar Wirth W Werner D Paulissen Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa Scripta Geobotanica 18 Verlag Erich Goltze 1992 ISBN 3 88452 518 2 a b c d Eriophorum angustifolium In Plants of the World Online Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens Kew abgerufen am 29 Oktober 2016 Datenblatt Eriophorum triste bei POWO Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens Kew Kew Science FloraWeb Gefahrdung und Schutz abgerufen am 22 April 2011Weiterfuhrende Literatur Bearbeiten Dietmar Aichele Heinz Werner Schwegler Unsere Graser Kosmos Naturfuhrer Franckh Kosmos Stuttgart 1998 ISBN 3 440 07613 X Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Lander Die haufigsten mitteleuropaischen Arten im Portrait 7 korrigierte und erweiterte Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2011 ISBN 978 3 494 01424 1 Dietmar Aichele Heinz Werner Schwegler Die Blutenpflanzen Mitteleuropas Franckh Kosmos Verlag 2 uberarbeitete Auflage 1994 2000 Band 5 ISBN 3 440 08048 X Oskar Sebald Siegmund Seybold Georg Philippi Arno Worz Hrsg Die Farn und Blutenpflanzen Baden Wurttembergs Band 8 Spezieller Teil Spermatophyta Unterklassen Commelinidae Teil 2 Arecidae Liliidae Teil 2 Juncaceae bis Orchidaceae Eugen Ulmer Stuttgart 1998 ISBN 3 8001 3359 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schmalblattriges Wollgras Eriophorum angustifolium Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schmalblattriges Wollgras FloraWeb de Schmalblattriges Wollgras In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Verbreitungskarte Nordamerika Verbreitungskarte weltweit Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schmalblattriges Wollgras amp oldid 237217654