www.wikidata.de-de.nina.az
Die Waldgrenze ist der Rand des Lebensraums in dem Baume aufgrund klimatischer Faktoren klimatische Waldgrenze oder lokaler beziehungsweise azonaler Standortbedingungen edaphische Waldgrenze geschlossene Walder bilden konnen das heisst wo sich die Baumkronen gerade noch beruhren Davon zu unterscheiden ist die Baumgrenze 1 jenseits derer auch keine einzelnen Baume oder Baumgruppen mehr wachsen konnen Bewuchs unterhalb der Sunntigerspitze 2 321 m im Vordergrund die Waldgrenze in der Bildmitte die anschliessende Krummholzzone mit der BaumgrenzeBaumgrenze aus Fjallbirken im nordschwedischen Nationalpark PadjelantaIm Vordergrund die untere hygrische Waldgrenze zwischen Prarie im Tal und bewaldeten Berghangen in den Rocky Mountains Inhaltsverzeichnis 1 Einfuhrung 2 Thermische Wald und Baumgrenzen 2 1 Polare Grenzen 2 2 Alpine Grenzen 2 2 1 Alpine Wald Baumgrenzen 2 3 Arten der Baumgrenze 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEinfuhrung BearbeitenIm allgemeinen Sprachgebrauch werden die beiden Bezeichnungen vor allem auf die klimatische beziehungsweise extrazonale alpine oder obere Wald und Baumgrenze bezogen die den Ubergangsbereich zwischen der bewaldeten montanen und der baumfreien alpinen Vegetationshohenstufe der Hochgebirge aufgrund einer zu kurzen Vegetationsperiode und zu niedriger Temperaturen kennzeichnen zumeist als subalpine Stufe bezeichnet Auf die globale Biogeographie bezogen sind die beiden polaren Wald und Baumgrenzen arktische oder nordliche sowie antarktische oder sudliche ebenfalls temperaturbedingte thermische Wald und Baumgrenzen deren Ubergangslebensraum als Waldtundra bezeichnet wird ausschliesslich auf der Nordhalbkugel vorkommend Daruber hinaus gibt es mit der hygrischen Waldgrenze einen weiteren klimatischen Waldgrenztyp der Gebirge und der Trockengebiete Diese Grenze kommt in kontinentalen oder ariden Klimaten vor Die Grenze der jahrlichen Niederschlagsmenge ist stark von der Baumart abhangig und reicht bei den Ubergangen von Waldsteppen oder Offenwaldern zur Steppe von 400 500 mm beim Laubwald Osteuropas uber 250 mm beim Pistazien Offenwald Afghanistans und 200 mm bei Wacholderwaldern im Sudwesten der USA und in Tibet oder der sibirischen Ulme bis zu 140 mm bei der Eldar Kiefer in Aserbeidschan oder nur 100 mm bei der Schirmakazie Vachellia tortilis in der Sahara 2 Eine weitere Form ist die Wind Expositionswaldgrenze die sich auf Standorte bezieht in denen starke Winde das Baumwachstum verhindern 3 An Kusten und auf alleinstehenden Bergen ist die Waldgrenze dadurch haufig viel niedriger als in anderen Gebirgen Eine spezielle Form der Expositionswaldgrenze ist die Sonneneinstrahlungsexposition die bei Wassermangel zu expositionsabhangigen seitlichen Waldgrenzen fuhren kann Im Extremfall kann es durch einstrahlungsbedingten Wassermangel auch zur Ausbildung einer insolationsbedingten Unteren Waldgrenze kommen 4 Neben den genannten klimatischen Waldgrenzen finden sich lokal sehr unterschiedliche Standorte die aufgrund ungeeigneter nicht direkt klimatisch bedingter Bodenverhaltnisse zu trocken zu feucht zu flachgrundig zu felsig edaphische Waldgrenzen genannt werden 5 Schlussendlich wird bisweilen von orographischen Waldgrenzen gesprochen wenn Barrieren wie Fels oder Gletscherwande Lawinenrinnen und ahnliches den Waldbewuchs verhindern 6 Thermische Wald und Baumgrenzen BearbeitenAn den thermischen Waldgrenzen wird das Baumwachstum aufgrund von Warmemangel stark gebremst Wegen der Kurze der Vegetationsperiode aufgrund des hier meist starker wehenden Windes und monatelangen Schneedrucks kommt es zu verkruppelten Baumformen die nur niedrig wachsen und dichte Gebusche bilden Die Baumgrenze die nur kleinmassstablich besehen eine scharfe Linie ist zeigt bei genauerer Betrachtung wie viele andere Grenzen in der Natur auch zumeist gleitende Ubergange Baume wachsen in Richtung zum unwirtlichen Klima immer weniger bis sie schliesslich ganz ausbleiben Seit einigen Jahren ist bekannt dass die naturliche Baumgrenze von der mittleren Lufttemperatur wahrend der Wachstumszeit abhangig ist und nicht von Extremwerten Wenn diese Temperatur unter einen Wert von durchschnittlich rund 6 C sinkt konnen Baume nicht mehr wachsen 7 Vermutlich verschlechtern sich bei niedrigen Bodentemperaturen auch die Aufnahme und der Transport von Wasser und Nahrstoffen womit der Kruppelwuchs im Ubergangsbereich zwischen Wald und Baumgrenze erklart werden konnte 8 Diese Erkenntnisse gelten fur beide thermischen Baumgrenzen global und Gebirge Die Tatsache dass die Baumgrenze in den sudhemispharischen Gebirgen 200 300 Hohenmeter tiefer bei Temperaturen von maximal 8 9 bis 9 5 C liegt wird mit fehlenden kaltevertraglichen Nadelbaumen erklart beziehungsweise mit einer durch die Evolution noch nicht besetzten okologischen Nische 8 In der Nordhemisphare sind es vor allem kaltevertragliche Koniferen etwa Larchen Kiefern Fichten Tannen und Wacholder die die Wald Baumgrenzen bilden Waldtundren Kanadas und Sibiriens Gebirge Eurasiens ausser Fennoskandien Laubbaume wie Birken und Erlen oder auch Ebereschen bilden nur in ozeanischen Zonen etwa West Alaska Gronland Island Lappland oder Kamtschatka die alpinen und polaren Waldgrenzen 9 In der sudlichen Hemisphare in der es aufgrund der Landmassenverteilung keine Waldtundra gibt sind es Sudbuchen oder Eukalyptusbaume In den Subtropen ist eine herausragende Gattung in den Anden die Polylepis zu den Rosengewachsen In den Tropen gibt es eine grosse Vielfalt von Waldgrenztaxa Etwa Schima Familie Teestrauchgewachse in Sudostasien und baumformige Heidekrautgewachse in Afrika 7 Polare Grenzen Bearbeiten nbsp Die Vegetationszone der Waldtundra fullt den Raum zwischen arktischer Wald und BaumgrenzeDer fliessende Ubergang von der Wald zur Baumgrenze hat in der nordlichen Hemisphare eine bis zu mehrere hundert Kilometer breite Waldtundrenzone entstehen lassen Die zugehorige subpolare Klimazone liegt auf der Sudhalbkugel ausschliesslich uber Ozeanen Eine von der National Geographic Society unterstutzte Expedition verortete den sudlichsten Baum der Welt auf der Isla Hornos nahe deren Kap Hoorn 10 Alpine Grenzen Bearbeiten nbsp Wald und Baumgrenze aus Engelmann Fichten in Colorado nbsp Auf der Sudhalbkugel ist die Waldgrenze oft eine sehr klare Linie Mount Holdsworth Neuseeland Die hochste Hohe uber dem Meeresspiegel bis zu der Wald beziehungsweise Baume wachsen konnen Der subalpine Zwischenraum ist als Krummholzzone bzw gurtel oder Kampfzone bzw Kampfwald bekannt in dem hohenwarts zunachst noch Waldinseln dann nur noch einzelne Baume zudem immer kleinere strauchartigere und verkruppeltere Formen anzutreffen sind bevor oberhalb der Baumgrenze nur noch Zwergstrauchheiden und oder Grasmatten folgen Auf der Nordhalbkugel herrschen im Waldgrenzbereich angepasste Geholzarten vor deren Wuchsformen genetisch bedingt sind wahrend in den Tropen zum Teil und auf der Sudhalbkugel die gleichen Arten tieferer Hohenstufen im Waldgrenzbereich klimabedingt Zwerg und Kruppelwuchs zeigen etwa in den Anden Patagoniens oder den neuseelandischen Alpen Da dort demnach ausschliesslich an subalpine Bedingungen angepasste Geholzarten fehlen schlagen Korner und Paulsen 2004 vor dort besser von einer Baumartengrenze zu sprechen 8 Ebenfalls ist in den Aussertropen der Sudhalbkugel eine scharf gezogene Waldgrenze typisch sodass es keinen oder nur einen sehr kleinen Zwischenraum zur Baumgrenze gibt Auf der Nordhalbkugel war ursprunglich immer ein fliessender Ubergang vorhanden Die heute vorzufindenden linienhaften Waldgrenzen sind in der Regel anthropogen entstanden Rodung und Viehverbiss 11 Ein interessantes Phanomen ist die Selbstverschattung von Baumen im Grenz Okoton Baumsamen keimen und bilden Jungpflanzen wenn die Temperaturen uber dem genannten Schwellwert liegen Wenn die Baume jedoch grosser werden kann der eigene Schatten die mittlere Bodentemperatur im Wurzelbereich soweit absenken dass der Baum nicht mehr weiterwachsen kann oder gar abstirbt Die Distanz zwischen Wald und Baumgrenze sowie die Hohenlage ist unterschiedlich und wird heute auch vielfach vom Menschen beeinflusst 8 Die alpine Waldgrenze ist uberdies die Trennlinie zwischen den darunter liegenden Vegetationshohenstufen die hauptsachlich von der Pflanzendecke gepragt werden und den daruber liegenden geomorphologischen Hohenstufen die vorrangig physikalischen Prozessen unterliegen 12 Alpine Wald Baumgrenzen Bearbeiten Die alpine Wald und Baumgrenze an einem Ort ist neben den genannten klimatischen Faktoren auch von den lokalen Variablen wie der Hangneigung dem Regenschatten und Ahnlichem abhangig Unter Berucksichtigung dieser Faktoren erfolgt hier eine Auflistung der durchschnittlichen Hohen von verschiedenen Punkten auf der Welt Ort UngefahreBreitengrade Ungefahre Hohe derBaumgrenze in Meter BemerkungenSanta Cruz Insel Galapagos 0 5 S 600 isolierte Insel ohne klimaangepasste BaumeKilimandscharo Tansania 3 S 3000Puncak Trikora Neuguinea 4 S 3950Kinabalu Borneo 6 5 N 3400Costa Rica 9 5 N 3400Simien Gebirge Athiopien 13 N 3000Bolivianische Anden 17 5 S 4100 Polylepis Walder stellenweise bis uber 5000 mUSA Hawaii 20 N 2800 geringe Niederschlage oberhalb der Passat WindeMexiko 20 N 4000 Zentrales HochplateauHimalaya 28 N 4400USA Yosemite 38 N 3200 Westseite der Sierra NevadaUSA Yosemite 38 N 3600 Ostseite der Sierra NevadaJapanische Alpen 39 N 2900 Nordlicher TeilUSA Wyoming 43 N 3000Neuseelandische Alpen 43 S 1100 Zentrale SudinselSchweizer Alpen 46 N 2000 die hochste Waldgrenze Europas liegt in der Schweiz im MattertalAltai Mongolei 46 N 2400 Sudlicher Bereich SteppenzoneDeutsche Alpen 47 5 N 1800Altai Russland 51 N 1500 Nordlicher Bereich TaigazoneFeuerland Argentinien 54 S 700 13 Kamtschatka Russland 56 N 800Chugach Mountains Alaska 61 N 900Ural Russland 65 N 400 Nordliche WaldtundrenzoneSchwedisch Lappland 68 N 750Die hochsten Gipfel des Schwarzwaldes des Bohmerwaldes sowie der Brocken ragen uber die Waldgrenze hinaus wobei nur der Brocken oberhalb der naturlichen Waldgrenze liegt Die Waldfreiheit der Gipfel von Feldberg und Grossem Arber ist kulturbedingt Zwar sind letztgenannte Berge deutlich hoher als der Brocken sie liegen aber auch sudlicher und nicht so exponiert wie der Brocken Ob eine Waldgrenze naturlich ist lasst sich am Vorhandensein einer Krummholzzone ersehen die beim Brocken vorhanden ist beim Feldberg und Grossen Arber aber fehlt Der 1214 Meter hohe Fichtelberg scheint diesbezuglich beinahe an die naturliche Waldgrenze heranzureichen denn die Baume auf dem Gipfel zeigen bereits eine gewisse Neigung zum Kruppelwuchs Die theoretische Waldgrenze lage dort bei 1300 Meter also so hoch wie im nahen Riesengebirge mit der deutlich daruber hinaus ragenden Schneekoppe Im Erzgebirge gibt es an anderer Stelle bei Satzung Latschen auf knapp 900 Meter Hohe In den Alpen liegt die Grenze zwischen 1800 und 2200 Metern uber Meereshohe Kulturbedingt z B durch Almwirtschaft erscheint die Waldgrenze in den Alpen oftmals niedriger als sie naturlich ist Arten der Baumgrenze Bearbeiten nbsp Krummholzzone Ausgedehnte Bergkiefern Bestande im polnischen Tatra NationalparkEine unsortierte Auswahl typischer Baumarten der Baumgrenze Antarktische Scheinbuche Nothofagus antarctica Arktische Moor Birke Betula pubescens subsp tortuosa Bergkiefer Pinus mugo oder Latsche Latschen Kiefer Leg Fohre Europaische Larche Larix decidua Fuchsschwanz Kiefer Pinus balfouriana Grannen Kiefer Pinus aristata Rumelische Kiefer Pinus peuce bzw Mazedonische Kiefer Vogelbeere Sorbus aucuparia 14 Weissstammige Kiefer Pinus albicaulis Zirbelkiefer Pinus cembra Siehe auch BearbeitenGeographischer Formenwandel SchneegrenzeLiteratur BearbeitenFriedrich Karl Holtmeier Gabriele Broll Treeline Research From the Roots of the Past to Present Time A Review In Forests 2020 11 1 38 doi 10 3390 f11010038 open access Frank Hagedorn Andreas Rigling Peter Bebi Wo Baume nicht mehr wachsen konnen Die Waldgrenze In Schweizer Alpen Club Hrsg Die Alpen 9 2006 ISSN 0002 6336 S 52 55 Conradin Burga Frank Klotzli und Georg Grabherr Hrsg Gebirge der Erde Landschaft Klima Pflanzenwelt Ulmer Stuttgart 2004 ISBN 3 8001 4165 5 S F Arno R P Hammerly Timberline Mountain and Arctic Forest Frontiers The Mountaineers Seattle 1984 ISBN 0 89886 085 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wald und Baumgrenzen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Baumgrenze Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Christian Korner Warum gibt es eine Waldgrenze Baume am Kaltelimit In Biologie in unserer Zeit Band 44 Nr 4 6 August 2014 S 250 257 Abstract Stichwort Waldgrenze im Online Lexikon der Geographie auf spektrum de Spektrum Heidelberg 2001 abgerufen am 28 August 2023 Karsten Grunewald und Jorg Scheithauer Klima und Landschaftsgeschichte Sudosteuropas Rekonstruktion anhand von Geoarchiven im Piringebirge Bulgarien Rhombos Berlin 2008 S 109 Uwe Treter Gebirgs Waldsteppe in der Mongolei Exposition als Standortfaktor Geographische Rundschau Band 48 Heft 11 1996 S 655 661 S Lipp H Steiner J Oettel G Frank Standortschutzwald in Osterreich Eine Studie zur Begriffsbestimmung und den Zuordnungskriterien am Beispiel der Naturwaldreservate BFW Berichte 150 2016 Bundesforschungszentrum fur Wald Wien 2016 ISBN 978 3 902762 53 5 Online pdf Version abgerufen am 11 August 2020 S 22 26 63 64 Stichwort Waldgrenze im Lexikon der Biologie auf spektrum de Heidelberg 1999 abgerufen am 11 August 2020 a b Christian Korner Climatic Controls of the Global High Elevation Treelines in Michael I Goldstein und Dominick A DellaSala Hrsg Encyclopedia of the World s Biomes Elsevier Amsterdam 2020 ISBN 978 0 12 816096 1 S 275 281 a b c d Jorg S Pfadenhauer und Frank A Klotzli Vegetation der Erde Springer Spektrum Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 41949 2 S 73 78 337 343 Jurgen Schultz Die Okozonen der Erde 4 vollig neu bearbeitete Auflage Ulmer UTB Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8252 1514 9 S 163 164 National Geographic Deutschland Juni 2021 S 82 Burga Klotzli u Grabherr 2004 S 37 Werner Batzing Kleines Alpen Lexikon Umwelt Wirtschaft Kultur C H Beck Munchen 1997 ISBN 3 406 42005 2 S 104 108 British Ecological Society Journal of Ecology Vol 88 No 5 Oct 2000 online S 840 855 abgerufen am 20 Oktober 2021 https link springer com chapter 10 1007 978 3 642 76422 6 11 Normdaten Sachbegriff GND 4188976 9 lobid OGND AKS LCCN sh85135393 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wald und Baumgrenze amp oldid 236891933