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Als Zwergstrauchheide wird ein Vegetationstyp bezeichnet in dem Zwergstraucher aus der Familie der Heidekrautgewachse vorherrschen Wenn zusatzlich auch noch Wacholderbestande in dem Gebiet wachsen spricht man manchmal von Wacholderheide Als Wacholderheiden werden allerdings auch wacholderreiche Kalkmagerrasen in Suddeutschland bezeichnet der Wacholder ist bodenvag und kommt als Weideunkraut auf sauren und basischen Boden gleichermassen vor Wacholderheide im NSG Heiden und Magerrasen in der SudheideKrahenbeerheide auf der Nordseeinsel SpiekeroogAuch die Tundren der polaren Klimate sind haufig Zwergstrauchheiden Inhaltsverzeichnis 1 Vegetationsgliederung 1 1 Calluna Heiden 1 2 Erica Heiden 1 3 Krahenbeer Heiden 1 4 Zwergstrauchheiden des Berglands 2 Entstehung und Standortverhaltnisse 3 Fauna 4 Bestand und Bedrohung Naturschutz 5 Siehe auch 6 Literatur 6 1 Einzelnachweise 7 WeblinksVegetationsgliederung BearbeitenGemeinsam mit den Borstgrasrasen bilden die Zwergstrauchheiden die Klasse Nardo Callunetea im pflanzensoziologischen System Heiden und Borstgrasrasen wachsen beide auf sauren bis stark sauren Boden und sind in der Regel durch extensive Beweidung entstanden deshalb sind sie in der Artenzusammensetzung ahnlich und treten haufig nebeneinander oder miteinander verzahnt auf Die echten Zwergstrauchheiden bilden die Ordnung Vaccinio Genistetalia nach anderen Autoren auch Genisto Callunetalia Heiden sind artenarme Gesellschaften die meisten in ihnen wachsenden Pflanzenarten kommen auch in anderen Vegetationsbestanden stark saurer Boden vor Deshalb ist ihre Gliederung nach dem pflanzensoziologischen System das auf Charakterarten aufbaut schwierig Weil sie aber vom Landschaftseindruck her leicht kenntlich und hoch charakteristisch sind wurde ihre Eigenstandigkeit nie bestritten Calluna Heiden Bearbeiten Auf trockenen Sandboden ist in der Regel die Besenheide Calluna vulgaris die bestandspragende und charakteristische Art Wie die Art selbst ist die Vegetationsform vor allem in Meeresnahe im atlantischen Klima verbreitet Calluna Heiden treten in West und Nordwesteuropa in einem weiten Gurtel von den meernahen Gebirgen Portugals uber Westfrankreich Irland England bis nach Danemark und Norwegen auf allerdings meist nicht weit vom Meereseinfluss entfernt Im Binnenland existieren Calluna Heiden kleinflachig vor allem auf waldfreien hoheren Berggipfeln die mehr Regen als ihr Umland abbekommen und dadurch atlantischer sind Viele Bestande weisen ausser dem aspektbeherrschenden Heidekraut kaum weitere Arten auf verbreitet sind einige saureertragende Grasarten z B Rotes Straussgras Agrostis capillaris oder Draht Schmiele Deschampsia flexuosa Oft sind sie reich an Moosen und Flechten z B der Gattung Cladonia Die weit verbreitete Besenheide selbst pragt diese Vegetationsform zwar fast vollstandig ist aber aufgrund ihrer weiten Verbreitung nicht als Charakterart geeignet Zu diesem Zweck werden einige Ginsterarten verwendet vor allem Deutscher Ginster Genista germanica und Englischer Ginster Genista anglica Diese sind aber uberall selten und treten uberhaupt nur im Westen auf Der wissenschaftliche Name fur die Assoziation Genisto Callunetum fuhrt also etwas in die Irre Nach zwei anderen Ginsterarten Sommerginster Cytisus nigricans und Kopf Zwergginster Chamaecytisus supinus werden die seltenen und kleinflachigen Heiden Suddeutschlands Cytiso Callunetum genannt Haufigste Ginsterart der Zwergstrauchheiden ist der Besenginster Cytisus scoparius Dieser kommt vor allem in Heiden der westlichen Mittelgebirge z B des Sauerlands zur Vorherrschaft fehlt aber den Heiden des Norddeutschen Flachlands Besenginsterheiden gelten allgemein als Brache und Degenerationsstadium von Calluna Heiden die erst aufkommen wenn sie nicht mehr beweidet werden Erica Heiden Bearbeiten Auf nassen oder feuchten Standorten kommen Heiden mit Glockenheide Erica tetralix vor oft in nassen Mulden innerhalb der Calluna Heiden aber auch naturlicherweise auf den trockeneren Randhangen Lagg von Hochmooren heute grossflachiger auf teilentwasserten Mooren man spricht deshalb auch von Moorheiden Oberdorfer stellt die Erica Heiden deshalb zu den Hochmoor Torfmoosgesellschaften der Klasse Oxycocco Sphagnetea Kennzeichnende und namensgebende Art der Glockenheide Nassheide des Ericetum tetralicis ist die Glockenheide selbst Calluna vulgaris das Heidekraut ist aber in dieser Gesellschaft ebenfalls verbreitet und haufig Begleitet werden diese Arten von einer Reihe seltener nasseliebender Pflanzenarten wie Sparrige Binse Juncus squarrosus Beinbrech Narthecium ossifragum oder Rasenbinse Trichophorum cespitosum Krahenbeer Heiden Bearbeiten Im Kustenbereich und auf den Nordseeinseln vorwiegend an windreichen Stellen auf festgelegten Sanddunen findet man die Krahenbeerheide die ihren Namen von der hier stark verbreiteten Krahenbeere Empetrum nigrum hat Sie gehort ebenfalls zu den Zwergstrauchheiden 1 Krahenbeerheiden haben ihren Verbreitungsschwerpunkt in Nordeuropa und kommen in Mitteleuropa nur ausstrahlend vor Ihre Artenzusammensetzung ahnelt stark der der anderen Heidegesellschaften zusatzlich kommen viele Arten der Dunen vor Ein charakteristischer Begleiter an der Nordseekuste ist die Kriech Weide Salix repens Heideahnliche Vegetation mit Krahenbeere kommt auch im Hochgebirge oberhalb der alpinen Waldgrenze und hier ebenfalls vor allem auf windexponierten Kuppen vor Diese Krahenbeerheiden des Hochgebirges bildet allerdings eine andere Krahenbeerenart Empetrum hermaphroditicum Die anderen vorkommenden Pflanzenarten unterscheiden sich vollig von den Krahenbeerenheiden im Kustenland Charakteristischer Begleiter ist etwa der Zwergwacholder Juniperus communis var saxatilis Zwergstrauchheiden des Berglands Bearbeiten Im Bergland werden die Zwergstrauchheiden neben der auch hier haufigen Besenheide meist von Vaccinium Arten wie Heidelbeere Vaccinium myrtillus und Preiselbeere V vitis idaea dominiert Verbreitete Begleiter wie Borstgras Nardus stricta und Blutwurz Potentilla erecta zeigen den Ubergang zu den Borstgrasrasen mit denen sie fast immer eng verzahnt sind Auch vegetationskundlich werden diese Bergheiden meist an die Borstgrasrasen angeschlossen Heute sind Bergheiden noch seltener geworden als die Heiden des Flachlands die letzten Bestande liegen meist im Bereich von Skipisten Entstehung und Standortverhaltnisse BearbeitenDie Zwergstrauchheiden entstanden fruher auf grossen Flachen durch die kontinuierliche Beweidung z B durch Schafe auf nahrstoffarmen bodensauren Standorten Vorangegangen waren ihnen Walder entweder arme Buchenwalder bzw Buchen Eichenwalder oder besonders haufig die extrem nahrstoffarmen Birken Eichenwalder Die Beweidung war sicherlich fur die Entstehung der Heiden aus Waldern der entscheidende Faktor Daneben wurden aber auch grosse Flachen zur Holznutzung gerodet Fur die Luneburger Heide wird u a der immense Brennholzbedarf der Saline Luneburg verantwortlich gemacht Bei der norddeutschen Heidewirtschaft hatte sich ein jahrhundertelang eingespieltes Wirtschaftssystem ausgebildet Fur kontinuierliche Ackernutzung sind ihre Boden eigentlich zu arm wenn der Humusvorrat des Walds erst verbraucht ist Deshalb wurden die Heiden in regelmassigen Abstanden abgeplaggt d h die Vegetation mitsamt Humusschicht abgetragen und auf die viel kleineren Acker den Esch als Dunger aufgetragen Ausserdem wurde zur Erhaltung der Weide die Heide regelmassig abgebrannt Durch diese nicht nachhaltige Nutzung Raubbau sind die klassischen Heiden extrem an Nahrstoffen verarmt Die Folge war haufig eine Podsolierung der Boden Echte Podsole sind meist unter Heide entstanden Findet man sie unter Waldern deutet dies auf ein vorangegangenes Heidestadium hin Auf aufgeforsteten oder durch spontane Wiederbewaldung baumbestandenen ehemaligen Heiden konnen sich die Bodenverhaltnisse wieder verbessern Vor allem unter bodennassen Heiden auf Sand bildet sich der Podsol unter Heide teilweise so extrem aus dass sich in einigen Dezimeter Tiefe eine steinharte von Eisen rotbraun gefarbte Ortstein Schicht ausbilden kann Diese ist im Mittelalter vielerorts als Eisenerz abgebaut worden Sumpferz Bei der Kultivierung der Heiden war es vielfach notig sie aufwandig aufzubrechen Fauna BearbeitenZwergstrauchheiden haben eine meist nicht besonders artenreiche aber hoch charakteristische Fauna mit zahlreichen spezialisierten Arten die durch den Ruckgang der Heiden heute teilweise vom Aussterben bedroht sind Besonders charakteristisch sind die Vogelarten Heidelerche und Birkhuhn Flade 2 nennt als Leitarten ausserdem Steinschmatzer Neuntoter Schwarzkehlchen Brachpieper Ziegenmelker Raubwurger samtlich heute Rote Liste Arten Heiden dienen auch vielen wirbellosen Tierarten als Lebensraum wie z B Heideschrecke Gampsocleis glabra den Laufkafern Bradycellus ruficollis und Trichocellus cognatus den Wanzen Nabis ericetorum und Eremecoris desertus dem Heideblattkafer Lochmaea suturalis Chrysomelidae der Heidekraut Sandbiene Andrena fuscipes der Heidekraut Seidenbiene Colletes succinctus und sehr vielen anderen Viele Arten sind auf die Besenheide als Lebensraum oder Nahrungspflanze hoch spezialisiert Bestand und Bedrohung Naturschutz BearbeitenWegen der Aufgabe der Landnutzung durch Aufforstung intensive Dungung und Nutzung als Weide oder Ackerland sind viele Heideflachen inzwischen verschwunden Die jahrhunderte bis jahrtausendelange traditionelle Nutzung typische Heideboden sind seit der Bronzezeit belegt ist fur die Landwirtschaft unter heutigen Bedingungen nicht mehr rentabel Auch die verbliebenen Flachen sind nach Aufgabe der ehemaligen Nutzung teilweise durch Verbuschung z B mit Ginster und das Aufkommen von Waldbaumen Birken Kiefern in der Luneburger Heide auch die neophytische Spatbluhende Traubenkirsche Prunus serotina stark gefahrdet Ein weiterer Bedrohungsfaktor ist die unbeabsichtigte Dungung durch die Luftverschmutzung mit Stickstoffverbindungen aus Luftschadstoffen angereicherter Regen sie fuhrt zum Vergrasen der Heide Aber auch bereits das Ausbleiben der traditionellen Nutzung durch Plaggenhieb und Beweidung verandert die Heide die Besenheidebusche vergreisen werden struppig und sterben schliesslich ab Zwergstrauch Ginster und Wacholderheiden gehoren deshalb zu den nach 30 Bundesnaturschutzgesetz in ganz Deutschland gesetzlich geschutzten Biotoptypen Nach der FFH Richtlinie der Europaischen Union gehoren Trockene Sandheiden der Dunen mit Calluna und Genista Code 2310 und Trockene Sandheiden der Dunen mit Calluna und Empetrum nigrum Code 2320 Feuchte Heiden des nordatlantischen Raumes mit Erica tetralix Code 4010 Trockene europaische Heiden Code 4030 und Alpine and boreale Heiden Code 4060 zu den naturlichen Lebensraumtypen von gemeinschaftlichen Interesse fur deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden mussen des Anhangs 1 also zu den sog Natura 2000 Gebieten Zur Erhaltung der Heiden ist das reine Ausweisen von Schutzgebieten als alleinige Massnahme noch nicht ausreichend Als nutzungsabhangige Halbkultur Formationen benotigen sie die traditionelle Nutzung oder wo diese nicht mehr moglich oder unrentabel geworden ist eine angepasste Pflege Durch Verbiss von Schafen meist der genugsamen traditionellen Rasse Heidschnucke wird in einigen Bereichen fur den Fortbestand der gefahrdeten Biotoptypen gesorgt Auch durch Entkusselung wird der Verbuschung der Flachen vorgebeugt 3 Siehe auch BearbeitenHeide Landschaft Pflanzengesellschaften in der Luneburger HeideLiteratur BearbeitenHeinz Ellenberg Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen In okologischer dynamischer und historischer Sicht UTB fur Wissenschaft Grosse Reihe 8104 5 stark veranderte und verbesserte Auflage Ulmer Stuttgart 1996 ISBN 3 8252 8104 3 Franz Fukarek Helmut Hubel Peter Konig Gerd K Muller Roland Schuster Michael Succow Vegetation Urania Leipzig 1995 ISBN 3 332 00550 2 S 269 271 Erich Oberdorfer Hrsg Suddeutsche Pflanzengesellschaften 2 stark bearbeitete Auflage Fischer Stuttgart u a Band 1 Fels und Mauergesellschaften alpine Fluren Wasser Verlandungs und Moorgesellschaften 1977 ISBN 3 437 30260 4 Band 2 Sand und Trockenrasen Heide und Borstgras Gesellschaften alpine Magerrasen Saum Gesellschaften Schlag und Hochstaudenfluren 1978 ISBN 3 437 30282 5 Einzelnachweise Bearbeiten NLWKN Zwergstrauch und Wacholderheiden Martin Flade Die Brutvogelgemeinschaften Mittel und Norddeutschlands Grundlagen fur den Gebrauch vogelkundlicher Daten in der Landschaftsplanung IHW Verlag Eching 1994 ISBN 3 930167 00 X Zugleich Berlin Techn Univ Diss 1993 Naturschutzgebiet Ehemalige Siegschleife bei Dreisel Weblinks BearbeitenGastein im Bild Zwergstrauchheiden boreal nemoraler Gebirge Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zwergstrauchheide amp oldid 237286143