www.wikidata.de-de.nina.az
Uber die Revolution Originaltitel On Revolution ist ein 1963 erstmals erschienenes Werk der politischen Theoretikerin Hannah Arendt 1906 1975 Die Freiheit fuhrt das VolkEugene Delacroix 1830Die Autorin analysiert interpretiert und vergleicht die Franzosische und die Amerikanische Revolution wobei auch andere Revolutionen angesprochen werden Ihr Hauptanliegen ist es die wesentlichen Charaktere des revolutionaren Geistes S 225 zu bestimmen Diesen revolutionaren Geist erkennt sie in der Moglichkeit etwas neu zu beginnen und im gemeinsamen Handeln von Menschen In der Sprache des 18 Jahrhunderts heissen die Prinzipien des revolutionaren Geistes offentliche Freiheit offentliches Gluck offentlicher Geist S 284 und 286 In dieser Arbeit kritisiert Arendt weiterhin die Gesellschaften die aus den Revolutionen entstanden sind weil die Ideale beziehungsweise das Ziel der Revolution vergessen wurden und die heutigen Nationen nicht den demokratischen Anspruchen der Revolutionare genugten Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 1 1 Entstehung 1 2 Erste Reaktionen 1 3 Revolutionsbegriff 2 Begriffsbestimmungen und Historisches 3 Reich der Freiheit oder Reich der Notwendigkeit 4 Die Leidenschaft sich auszuzeichnen 5 Ein Anfang 6 Paradoxon des Anfangs 7 Bedeutungsverlust des Politischen Raums 8 Ratesystem als Alternative 9 Rezeption 10 Ausgabe 11 Sekundarliteratur 12 Siehe auch 13 Weblinks 14 FussnotenAllgemeines BearbeitenEntstehung Bearbeiten Das Buch entstand wie auch ihr philosophisches Hauptwerk Vita activa oder Vom tatigen Leben engl Originalfassung 1958 aus der Vorlesungsreihe The United States and the Revolutionary Spirit die Arendt im Fruhjahr 1959 an der Princeton University halten wollte Veroffentlicht wurde es zuerst auf Englisch unter dem Titel On Revolution 1963 Zwei Jahre spater wurde es in deutscher Ubersetzung die Arendt selbst zum Teil in Munchen und Zurich angefertigt hatte herausgegeben Die Ausarbeitung des Buches uberschnitt sich mit dem Eichmannprozess und der Ausarbeitung des Buches Eichmann in Jerusalem Arendt plante auch ein Politikbuchlein Die Ausarbeitung floss zum Teil in das Revolutionsbuch ein Das Politikbuchlein ist nie fertig geworden aber Ursula Ludz hat Textfragmente im Buch Was ist Politik postum herausgegeben Marie Luise Knott weist darauf hin dass die englische Version On Revolution sich erheblich von der deutschen Version unterscheidet 1 Wolfgang Heuer schreibt dass die deutsche Ausgabe in Stil und Inhalt erheblich freier als bei einer blossen Ubersetzung von Arendt geschrieben wurde und der Text statt der ublichen etwa 5 Prozent um 25 Prozent langer 2 ist Erste Reaktionen Bearbeiten Sie widmet ihr Werk Gertrud und Karl Jaspers in Verehrung in Freundschaft in Liebe Jaspers bewertet Uber die Revolution in einem Brief als ein Buch das an Tiefe politischer Gesinnung und Meisterschaft der Ausfuhrungen neben vielleicht uber Deinem Buch uber die totale Herrschaft steht 3 Arendts zweiter Ehemann Heinrich Blucher dessen Einfluss 4 auf das Buch nicht hoch genug einzuschatzen ist da er sich selbst den Soldatenraten in der Novemberrevolution 1918 angeschlossen hatte bewertet das Buch in einem Brief wie folgt Ich lese Dein Revolutionsbuch noch mal Es ist sozusagen noch besser geworden und wirklich wie Alfred Kazin meint Dein bestes Buch Klar wohl abgewogen und politisch urteilskraftig Wenn es zur Wirkung kommt wird es eine langwahrende sein Deine vorigen beiden Behandlungsweisen der Geschichte im Totalitarismusbuch und Vita Activa sind hier kraftig vereint 5 Revolutionsbegriff Bearbeiten In der Einleitung weist Arendt darauf hin was das eigentliche Wesen von Politik im Abendland bestimmt hat die Sache der Freiheit gegen das Unheil der Zwangsherrschaft jeglicher Art S 9 Das Ziel einer Revolution kann nichts anderes sein als eben Freiheit S 10 Als Moglichkeit dieser Freiheit politischen Ausdruck zu verleihen sieht Arendt eher ein foderalistisches Ratesystem als die bekannten Formen reprasentativer parlamentarischer Demokratien Fur Arendt sind Revolutionen eine Erfindung der Neuzeit Kriege sind dagegen schon so alt wie die Menschheit Arendt stellt die These auf dass Kriege allmahlich von der politischen Bildflache verschwinden werden wahrend Revolutionen weiter das politische Geschehen beeinflussen werden 6 Gewalt ist nach Arendt zwar der gemeinsame Nenner von Krieg und Revolution aber Gewalt kann nie mehr als die Grenzen des politischen Bereichs schutzen S 20 Die Anfangsproblematik wie der scheinbar ewige Kreislauf der menschlichen Geschichte zu unterbrechen sei taucht in Arendts Werken immer wieder auf Eine Revolution stellt einen Anfang einen Neubeginn dar Um diesen Neubeginn kreisen Arendts Gedanken 7 Wie ist er moglich Wieso geschieht er Warum hatte niemand vorher etwas davon gewusst Wie ist er gewaltlos zu gestalten Begriffsbestimmungen und Historisches BearbeitenArendt betont im ersten Kapitel Der geschichtliche Hintergrund den grossen Einfluss der US amerikanischen Gesellschaft vor der Amerikanischen Revolution auf die europaischen Volker Hier gab es schon einen verbluffenden Wohlstand Robert Redslob Allein diese Tatsache brach den ewigen Kreislauf der menschlichen Geschichte auf Vorher galt es als naturlich dass es Arme und Reiche gab In Amerika gab es Arendt zufolge keine Armut wie es sie noch in Europa gab und dies sprach sich in Europa herum Hingegen ist die eigentliche Amerikanische Revolution fur die weiteren europaischen Revolutionen folgenlos geblieben Ein weiterer wichtiger Grund warum die Revolutionen in der Neuzeit ausbrachen sei die Sakularisierung Nach Arendt kann man von einer Revolution sprechen wenn es den Handelnden um die Freiheit geht und ein neuer Anfang gemacht wird Unter Freiheit versteht Arendt nicht Befreiung von Not Elend oder Furcht Diese Befreiung sei eher negativer Art in fast jeder Staatsform moglich und eine gute Voraussetzung fur eine Revolution Positiv verstanden bedeute Freiheit die Moglichkeit frei zu handeln Und diese Erfahrung machten die Manner der Revolution eine Formulierung die Arendt haufig benutzt Es sei der revolutionare Geist der hier das erste Mal in unserer Zeitrechnung auftauchte namlich das Verlangen zu befreien und der Freiheit selbst eine neue Statte zu grunden S 42 Vor der Neuzeit gab es den heutigen Begriff der Revolution nicht Es existierten aber Worter fur Aufstande und Rebellionen Laut Arendt wurde der Terminus Revolution zuerst von Kopernikus in der Astronomie benutzt jedoch noch nicht im heutigen Sinne sondern er bezeichnete eine gesetzmassig und kreisformig verlaufende revolvierende Bewegung der himmlischen Korper S 50 Das Wort wurde im politischen Sinn das erste Mal im Jahr 1660 verwendet als der Sohn Oliver Cromwells vertrieben wurde und Karl II die Zustande vor der eigentlichen Revolution Cromwells der Einfuhrung einer Republik wiederherstellte Dies stellte so Arendt eine Restauration dar genauso wie die Glorreiche Revolution Weiter fuhrt sie aus die Revolutionen des 17 und 18 Jahrhunderts seien ursprunglich als Restaurationen gemeint und geplant S 52 gewesen Die Herrschaft des Absolutismus sollte ruckgangig gemacht werden und die fruheren Zustande wieder hergestellt werden Die Manner die die Revolution begannen wollten eigentlich eine Restauration Erst im Handeln derselben Manner entstand ein Neuanfang eine Revolution die niemand vorhergesehen hatte nbsp Der Sturm auf die Bastille am 14 Juli 1789Dem Wort Revolution hafte seit dem 14 Juli 1789 dem Sturm auf die Bastille etwas Unwiderstehliches an Wenn erst einmal das alte Regime zusammengebrochen sei und die Macht auf der Strasse liegt S 59 sind Revolutionen nicht mehr aufzuhalten Interessant fur Arendt ist dass diese Vorstellung fur die weitere Geschichte der Menschheit Bedeutung erlangt wahrend die erfolgreichere Amerikanische Revolution folgenlos fur das historische Bewusstsein blieb Aus der Amerikanischen Revolution haben demzufolge die folgenden Generationen nichts gelernt aber die Franzosische Revolution habe als eine Schablone fur die folgenden Revolutionen gedient Es wiederholte sich immer wieder das was Pierre Vergniaud gesagt hat die Revolution frisst wie Saturn ihre eigenen Kinder S 60 Fur die Zuschauer der Franzosischen Revolution ausserhalb Frankreichs sah es so aus als ob die Revolutionare nicht die Richtung der Revolution bestimmen konnten und die Revolution mit dem ursprunglichen Ziel nichts mehr gemein hatte Ein Handeln der Revolutionare war anscheinend nicht mehr moglich In den kommenden USA waren die Revolutionare dagegen uberzeugt davon den revolutionaren Prozess selbst zu steuern In diesem Zusammenhang kritisiert Arendt Hegel Fur Arendt ist die schwerstwiegende Folge der Franzosischen Revolution die Geburt des modernen Geschichtsbegriffs in der Hegelschen Philosophie S 63 Es war nicht mehr Politik ein Handeln in Freiheit sondern historische Notwendigkeit bzw die Macht der Geschichte die die Menschen die Menschheit vorantrieb Aus der Franzosischen Revolution als Revolution und Gegenrevolution habe so Arendts Interpretation Hegel geschlossen dass die Geschichte dialektisch verlaufe Daraus habe sich fur Hegel dann die beruhmte Dialektik von Freiheit und Notwendigkeit ergeben in welcher diese beiden entgegengesetzten Begriffe schliesslich zusammenfallen und ein und dasselbe besagen was vielleicht das furchtbarste und menschlich gesprochen unertragliche Paradox des gesamten modernen Denkens geworden ist S 66 Die Revolutionen des 19 und 20 Jahrhunderts imitierten das Schauspiel der Franzosischen Revolution So zum Beispiel die Oktoberrevolution Russlands Die Berufsrevolutionare studierten Karl Marx nach Arendt der grosste Schuler den Hegel je gehabt hat S 9 und der grosste Theoretiker der Revolutionen uberhaupt S 76 und ubernahmen damit die verhangnisvolle Hegelsche Dialektik Reich der Freiheit oder Reich der Notwendigkeit BearbeitenDas zweite Kapitel des Buches ist mit Die soziale Frage betitelt Die Manner der Revolution wollten eigentlich eine Restauration dann wurde die Freiheit das Ziel der Revolution Das Ziel der Freiheit wurde von Konig Ludwig XVI und den europaischen Machten bedroht so dass die Sansculotten den Revolutionaren zu Hilfe kamen Mit den Sansculotten erschienen die Armut und das Elend der Massen auf dem Schauplatz der Politik Damit wurde die Freiheit der Notwendigkeit geopfert denn Maximilien de Robespierre wollte den Sansculotten helfen Die Verwandlung der Menschenrechte in die Rechte der Sansculotten ist der Wendepunkt der Franzosischen und aller ihr folgenden Revolutionen S 75 Nach Arendt war nichts wirksamer und auch origineller als dass er Marx die dringende Not der Massenarmut politisch auslegte und er lernte dass Armut ein politischer Faktor allerersten Ranges sein kann S 77 Daraus leite Marx den Begriff der Ausbeutung ab die zu bekampfen sei Damit erhob Marx die Bekampfung der Massenarmut und damit die Produktion von Gutern zum obersten revolutionaren Ziel und nicht mehr die Freiheit die Befreiung der Menschen von Zwangsherrschaft Die Losung fur das Problem scheint auf in Lenins beruhmter Formulierung in der er das Ziel der Oktoberrevolution beschreibt Elektrifizierung und Sowjets Die Befreiung von Armut und Elend erkennt Arendt in der Elektrifizierung Lenin meint nach Arendt also dass Armut und Elend technisch gelost werden konnen In den Sowjets sieht Arendt die Losung fur die Freiheit das Ratesystem Trotzdem habe Lenin dies nicht umgesetzt sondern alle Macht nicht den Raten sondern der Partei gegeben Die Ideen der Franzosischen Revolution wurden nach Arendt von den Massen erdruckt In Amerika gab es zwar Armut aber keine Not und kein Elend wie in Europa Thomas Jefferson pragte den Begriff der lovely equality die in Amerika herrsche Arendt weist jedoch auf das furchtbare erniedrigende Elend der schwarzen Sklaven S 89 hin das aber in der Offentlichkeit nicht wahrgenommen worden sei Fur Arendt ist die Leidenschaft des Mitleidens die vielleicht gefahrlichste aller revolutionaren Leidenschaften S 91 die die europaischen Revolutionare uberfiel In der Amerikanischen Revolution spielte diese Leidenschaft keine Rolle Nach Arendt wurde das Mitleiden der Revolutionare am Elend des franzosischen Volkes von Robespierre zur Tugend schlechthin erklart Das Volk und nicht die Revolution stand nunmehr an erster Stelle Der Volkswille wurde die entscheidende Macht Hierbei kam Robespierre die Theorie von Jean Jacques Rousseau uber den Allgemeinen Willen volonte generale zugute Der Allgemeine Wille eines Volkes bildet sich nach Rousseau wenn stillschweigend die Existenz eines ausseren Feindes S 98 vorausgesetzt wird Dies eine das Volk bzw die Nation Rousseau ging aber noch weiter und vermutete dass der allen gemeinsame Feind im Innersten jeden Burgers existiere S 98 Damit entstehe im Innersten eines jeden Menschen selbst ein Zweikampf Der tugendhafteste Mensch ist nach Robespierre derjenige der gegen seine eigenen Interessen handelt Damit nehmen die Terrortheorien von Robespierre bis Lenin und Stalin alle als selbstverstandlich an dass das Gesamtinteresse automatisch und standig in Feindschaft liege mit dem Eigeninteresse jedes einzelnen Burgers S 100 Das leidenschaftliche Mitleiden verhindere vernunftiges Handeln weil die Menschen dann nicht mehr dachten sondern nur noch tugendhaft handeln Dieses absolut Gute im Zusammenleben der Menschen erweist sich als kaum weniger gefahrlich als das absolut Bose S 104 In diesem Zusammenhang weist Arendt auf die Erzahlungen Der Grossinquisitor in dem Roman Die Bruder Karamasov von Fjodor Dostojewski und Billy Budd von Herman Melville hin Melville schreibt im Vorwort zu Billy Budd Wie war es moglich dass gleich nach Abstellung uralten Unrechts in der Alten Welt die Franzosische Revolution grosseres Unrecht und schlimmere Unterdruckung beging als die Konige S 111 Sein Roman ist die Umkehrung der Geschichte aus dem Alten Testament in der Kain Abel erschlug Arendt betont dass das absolut Gute sprachlos ist und sich nicht mit Argumenten der Vernunft wehren kann Deshalb schlagt das absolut Gute in Gewalt um deswegen erschlagt Billy Budd seinen Peiniger Sie stellt dem leidenschaftlichen Mitleiden die Solidaritat gegenuber Solidaritat ist auf Vernunft gegrundet und kann das Handeln des Menschen lenken Vernunft erscheint Rousseau zwar herzlos aber wo immer man die Tugend aus dem Mitleid abgeleitet hat haben sich Grausamkeiten ergeben S 114 Wenn in einer Menschenmasse erst einmal Gefuhle und Emotionen durch leidenschaftliches Mitleiden erzeugt werden wird die Masse alles tun alles ist dann erlaubt Ein weiterer Aspekt ist dass wer in der Offentlichkeit tugendhaft erscheinen will seine Gefuhle und Gedanken in die Offentlichkeit tragt Dies ist nach Arendt verhangnisvoll da diese gerade nicht in die Offentlichkeit gehoren Sondern die Eigenschaften des Herzens bedurfen des Schutzes gegen das Licht der Offentlichkeit S 122 Sind sie erst einmal offentlich so werden sie sofort misstrauisch betrachtet sowohl von anderen als auch von einem selbst Dies fuhre dazu dass uberall Verrat und Heuchelei vermutet wird Alle sind irgendwie verdachtig Dies verstarkte noch den Terror gegen jeden in der Terrorherrschaft Robespierres Die Offentlichkeit besser die herrschende offentliche Meinung kann zu einer Form der Tyrannei fuhren Eine Meinung kann sich im einzelnen Menschen bilden aber es gibt keine allgemeine Meinung eines Volkes Dieser Ansicht waren die amerikanischen Revolutionare Notwendig ist aber ein Meinungsaustausch der Menschen innerhalb eines Volkes Das Problem ist also wie man diesen Meinungsaustausch vernunftig institutionalisiert Die Manner die die Schreckensherrschaft im 18 Jahrhundert losliessen waren noch guten Glaubens und die Masslosigkeit des Terrors war fur sie kein Prinzip S 127 Die Russische Revolution wie auch alle anderen nachfolgenden Revolutionen wiederholten das Schauspiel der Franzosischen Revolution aber der Terror wurde in Russland permanent und bewusst im Herrschaftsapparat eingesetzt Durch die Verbindung von Terror und Ideologie auf dem Hintergrund der Uberzeugung von der historischen Notwendigkeit kam es wieder und wieder zu Parteisauberungen Feinde gab es anscheinend uberall und wer unbeugsam war wurde zum subjektiv unschuldigen objektiven Feind S 127 Ohne diesen Begriff sind laut Arendt weder die Sauberungen noch die Schauprozesse des Stalinregimes zu verstehen In diesem Zusammenhang geht Arendt nachdem sie das Verhaltnis von Sein und Erscheinung angesprochen hat auf den Unterschied zwischen Heuchler und Lugner ein Nach Sokrates gab es zwischen Sein und Erscheinung keinen Unterschied Niccolo Machiavelli vermutete indes hinter jeder Erscheinung ein transzendentes Seiendes Sokrates lehrte Sei wie du anderen erscheinen mochtest Machiavelli postulierte hingegen Erscheine wie du sein mochtest Nach Machiavelli ist es also fur die anderen Menschen die Welt und ihre Politik unerheblich wie jemand in Wahrheit ist Robespierre aber war auf der modernen Jagd nach der Wahrheit die im Schrecken der Tugend endete Er ging allerdings nicht so weit die Maske des Verraters an Menschen auszuteilen um sicher zu sein dass in der blutigen Maskerade der dialektischen Bewegungen auch alle Rollen besetzt sind Er glaubte noch nicht daran die Wahrheit fabrizieren zu konnen indem man von Zeit zu Zeit die Geschichtsbucher umschreibt Sokrates und Machiavelli waren laut Arendt nicht von der Luge sondern von dem vor aller Welt verborgenen Verbrechen beunruhigt S 128f Ein sokratischer Lugner bzw Tater kann seine Taten vor der Offentlichkeit verbergen aber nicht vor sich selbst wenn er in einen Dialog mit sich eintritt wie Arendt es ausdruckt in den Dialog des Denkens Der Tater ist demnach sein eigener Zeuge dem er Rede und Antwort stehen muss S 130 Dieses Tribunal wurde spater Gewissen genannt Dabei wurde vergessen dass dieses Gewissen nicht funktioniert wenn Menschen sich weigern zu denken bzw sich weigern mit sich selbst zu sprechen und Umgang zu pflegen S 131 Da Machiavelli vom christlichen Glauben beeinflusst war ist seine Losung dass der Tater seine Taten vor der Offentlichkeit verbergen kann dass er aber letztlich vor Gott treten muss Seine Taten zahlen nur vor Gott Interessanterweise kommt Machiavelli nach Arendt so zu dem Ergebnis dass die Welt besser wird wenn das Laster nicht in Erscheinung tritt S 133 Aber der einzelne Mensch wird dadurch nicht besser Der Unterschied zwischen Lugner und Heuchler ist nun der dass der Heuchler nicht denkt sondern in sich so verlogen ist dass er sich seiner Lugen nicht bewusst ist Wenn der Heuchler in die Politik geht kann er jede Rolle spielen und so betrugen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben was ihn so gefahrlich macht Fur Robespierre waren die absoluten Monarchen und der Hofadel die Heuchler Sie wurden durch die Gesellschaft verdorben Das einfache Volk war unverdorben und gut Im letzten Abschnitt des 2 Kapitels geht Arendt wieder auf die soziale Frage ein Das Elend der Massen erdruckte die Franzosische Revolution Es scheint so als waren die Massen in einem Urzustand bzw einem Naturzustand gewesen als sie die Freiheit erlangt hatten Da aber die Nationalversammlung den Massen genauso heuchlerisch vorkam wie ihnen Ludwig XVI vorgekommen war vertrauten sie dieser Institution nicht mehr Hinzu kam dass die Tugend ohnmachtig wird und in unglaubliche Gewalt umschlagt wenn die soziale Lage unertraglich ist Arendt zieht daraus einerseits die Konsequenz dass jeder Versuch die soziale Frage mit politischen Mitteln zu losen im Terror endet und dass nichts eine Revolution mit grosserer Sicherheit zugrunde richtet als die Herrschaft des Schreckens so ist doch andererseits zuzugeben dass es sehr schwer ist diesen verhangnisvollen Irrweg zu vermeiden wenn die Revolution in einem Lande ausbricht das unter dem Fluch der Armut steht S 143 Die soziale Frage muss demnach vorher mit Hilfe der Technik oder Naturwissenschaften gelost werden bevor eine Republik mit politischen Freiheiten errichtet werden kann Wahrend der Amerikanischen Revolution spielte die soziale Frage keine Rolle unter anderem weil die Sklaven unsichtbar waren sich im Reich der Finsternis befanden Die Leidenschaft sich auszuzeichnen BearbeitenAm Anfang des dritten Kapitels Der Verfolg des Glucks sagt Arendt dass keine Revolution von den Massen der Armen selbst spontan in die Wege geleitet wurde Revolutionen sind unmoglich in Staaten in denen die Autoritat des Staates noch relativ gut funktioniert Sie sind uberhaupt nur moglich wo die Macht auf der Strasse liegt Revolutionen sind Folgen des Autoritatsverlusts des Staates sie sind niemals dessen Ursache S 148 Voraussetzungen fur eine erfolgreiche Revolution sind neben dem Beginn des Zusammenbruchs des bestehenden Staatssystems einige gt zehn Menschen die darauf vorbereitet sind die Macht die auf der Strasse liegt zu ergreifen Revolutionen brechen fur die vorbereiteten Revolutionare zwar immer uberraschend aus weil der Zeitpunkt unbekannt ist Bekannt ist jedoch der bevorstehende Untergang des Staatssystems So ahnte Charles Louis de Montesquieu 40 Jahre vor der Revolution den kommenden Untergang des Abendlandes S 149 Auch David Hume und Edmund Burke sahen den Untergang der Monarchie fur England voraus nur der Zufall ebd verhinderte diesen Was sie bemerkten war der Zusammenbruch der uralten romischen Dreieinigkeit von Religion Autoritat und Tradition S 150 nbsp Unterzeichnung des Mayflower VertragesDie Vorbereitung der Revolutionare in Amerika und Frankreich bestand im Studium der Antike und vor allem der romischen Republik John Adams der zweite Prasident der USA hat Verfassungen gesammelt wie andere Leute Briefmarken S 155 Aber die Revolutionare glaubten nicht tatsachlich an eine Revolution sondern sie waren leidenschaftlich an offentlicher Freiheit interessiert S 151 Der entscheidende Unterschied zwischen der Franzosischen und der Amerikanischen Revolution ist dass die Franzosen keine Erfahrung auf dem Gebiet der Freiheit hatten wahrend die Amerikaner sich praktisch selbst verwalteten So behauptet John Adams dass die Revolution vollzogen war bevor der Unabhangigkeitskrieg begonnen hatte ebd Grund sind die townhalls in denen sich das Volk selbst in den Stadten und Gemeinden verwaltete und sich somit auch selbst Regeln gab Das bekannteste Regelwerk ist der Mayflower Vertrag In den townhalls lernten die Amerikaner ihre Freiheit zu gebrauchen Es war fur sie keine Last Pflicht oder Burde dort ein offentliches Amt zu ubernehmen sondern einen Freude Adams bemerkt dass die Leidenschaft sich auszuzeichnen wesentlicher und bemerkenswerter ist als alle anderen menschlichen Antriebe und Fertigkeiten S 152 Adams Hinweis auf Englisch a desire to be seen heard talked of approved and respected by the people about him and within his knowledge ebd In Frankreich herrschte der Konig absolut Der Ballhausschwur war sein erster Versuch in der Offentlichkeit zu erscheinen Aber dort waren nur die Vertreter der dritten Stande versammelt die nicht das Volk reprasentierten Die Verankerung der hommes de lettres der gebildeten Klasse in Frankreich war im franzosischen Volk im Unterschied zu Amerika nicht gegeben Auch fehlten in Frankreich solche Institutionen wie die townhalls Es gab also in Frankreich nicht die Moglichkeit eine Verfassung mit dem gesamten Volk oder dessen Reprasentanten zu diskutieren In Amerika ist die Grundung eines neuen politischen Gemeinwesens auf der Grundlage einer Verfassung gelungen aber es ist nicht gelungen den Geist und die Prinzipien des Grundungsaktes in dauernden Institutionen festzuhalten S 162 Vor allem das Streben nach offentlichem Gluck pursuit of happiness Jefferson verschwand Gemeint ist damit die Erfahrung des revolutionaren Geistes in Freiheit zu handeln und sich in der Offentlichkeit auszuzeichnen die Leidenschaft sich auszuzeichnen Adams Die Privatinteressen setzten sich an diese Stelle Das Gluck wurde nicht mehr im offentlichen Gluck S 163 gesucht sondern in den Privatinteressen in dem Recht auf rucksichtslose Verfolgung des Eigennutzes S 174 Arendt spricht den Amerikanern nicht ihre Leistung ab Armut und Elend verringert zu haben aber es ware durchaus moglich dass die Republik an dem Reichtum und der Konsumbesessenheit ihrer Gesellschaft zugrunde geht S 178 Indem sie Privatmensch und Burger einander gegenuberstellt und vor dem Uberwiegen der Verfolgung von Privatinteressen warnt kritisiert sie die Denunziation und Entlarvung des Offentlichen als Sphare von Eitelkeit Ehrgeiz und Machtwillen die Wut des gemeinen Mannes gegen die grossen Herren im Namen der Demokratie Sie konstatiert die Flucht in die neue Innerlichkeit des Bewusstseins als der einzig angemessenen Domane menschlicher Freiheit S 181 So entstand ein Kampf im Schoss der Gesellschaft selbst in der Individuen um ihre Individualitat kampften Und diesen Kampf verloren sie die Gesellschaft wurde immer konformistischer und wurde mit der Individualisierung des Individuums genauso fertig wie der bourgeois mit dem citoyen fertigwurde S 182 Ein Anfang BearbeitenIm vierten Kapitel Die Grundung Constitutio Liberatis geht Arendt auf die Staatsgrundung der Vereinigten Staaten ein Besonders wichtig ist fur Arendt der Grundungsakt selbst Eine Verfassung die von Verfassungsexperten ausgearbeitet und dann dem Volk vorgesetzt wird konstituiert keinen stabilen Staat Solche Verfassungen ein Beispiel ist die Weimarer Verfassung werden von der Bevolkerung misstrauisch betrachtet Sie haben keine Autoritat und sind nicht im Volk verwurzelt nbsp John AdamsDas amerikanische Volk befreite sich im Unabhangigkeitskrieg von England und parallel dazu grundete es eine Republik Ohne diese Neugrundung hatte es sich lediglich um eine Rebellion und nicht um eine Revolution gehandelt Eine Rebellion ohne eine Neugrundung wurde im Chaos enden John Adams weist darauf hin dass ohne eine Verfassung weder Moral noch Reichtum noch die Disziplin der Armee noch sie alle zusammen auch nur das Geringste ausrichten konnen S 185 Die amerikanischen Revolutionare lehnten sich an Montesquieus Lehre von der Gewaltenteilung an die bis zu Aristoteles bzw Polybios zuruckverfolgt werden konne Es ging den Grundervatern darum Macht zu etablieren da sich der lose Staatenbund der Konfoderation als ungeeignet erwiesen hatte John Adams der am tiefsten von Montesquieu beeinflusst S 149 war stellt sich die Frage wie man Macht gegen Macht ausbalancieren konne ebd Wie kann die Macht der damals 13 Einzelstaaten nicht zur Ohnmacht des gesamten Systems bzw andersherum zur Ohnmacht eines Einzelstaates werden Wie konnen sich Legislative Exekutive und Judikative nicht nur gegenseitig kontrollieren sondern insgesamt auch noch mehr Macht erzeugen Die Losung ist dass die Teilung der Macht ein Gemeinwesen machtiger macht als ihre Zentralisierung S 198 Arendt macht weiter darauf aufmerksam dass auf James Madisons Argumente hin das System der checks and balances eingefuhrt wurde Dieses neue System war im Unterschied zu den Bill of Rights von keiner Tradition vorgezeichnet sondern ausschliesslich aus dem Geist der Revolution entstanden S 201 Hier vollendet sich das Ziel der Revolution die Grundung der Freiheit Nach Arendt suchten die Manner der Franzosischen Revolution nach einem Ursprung fur die Quelle aller Macht Im Absolutismus war der Konig gottlichen Ursprungs In seiner Person waren Gesetzgeber und Macht vereinigt Die franzosischen Revolutionare stellten das franzosische Volk an die Stelle des Konigs es war die Quelle aller legitimer Macht und der Wille des Volkes bildete den Ursprung der Gesetze S 204 Den amerikanischen Revolutionaren stellte sich dasselbe Problem aber niemand kam auf die Idee Gesetz und Macht aus der gleichen Quelle abzuleiten Der Ort der Macht wurde ins Volk verlegt aber die Quelle aller Gesetze sollte die Verfassung werden ebd Durch den Grundungsakt wurde die amerikanische Verfassung fur das Volk ein objektiver Bestandteil der Welt der dem subjektiven Belieben ihrer Bewohner entzogen war S 204 Die franzosischen Verfassungen wurden von dem Volkswillen haufig geandert und gaben somit keine Stabilitat Ein Gebilde das man auf dem Nationalwillen errichtet ist auf Sand gebaut S 212 Dass dann aus solch einem Nationalstaat leicht einen Diktatur entstehen kann ist besonders in Krisenzeiten immer wieder bestatigt worden Im letzten Abschnitt des 4 Kapitels betont Arendt die gunstigen Umstande der Amerikanischen Revolution Die Auswanderer hatten schon vor der Revolution uber 150 Jahre Zeit sich in der Selbstverwaltung zu uben So betont Alexis de Tocqueville dass die Amerikanische Revolution mit ihrer Lehre von der Volkssouveranitat in den townships aus brach und von dorther den Staat in Besitz nahm S 215 Das Volk war also nichts Absolutes sondern eine gegenwartige Realitat ebd Das grosse Beispiel das sich danach auch herumsprach war der Mayflower Pakt Hier gaben sich die Pilgrimvater noch an Bord des Schiffes einen Vertrag der auf gegenseitigen Versprechen 8 und Vertrauen beruhte Diese Erfahrungen waren nach Arendt wesentlicher als alle Theorien von Montesquieu Rousseau und anderen denn Vernunft kann in die Irre leiten John Dickinson S 219 So knupft auch John Locke in seinen Vertragstheorien Gesellschaftsvertrag daran an ohne direkt darauf hinzuweisen wie Arendt behauptet nbsp Die Unterzeichnung der amerikanischen Unabhangigkeitserklarung Gemalde von John Trumbull um 1816 In diesem Zusammenhang unterscheidet Arendt zwei Vertrage Einerseits den Vertrag zwischen Menschen der auf dem Vertragsakt und dem ihm zugrunde liegenden Versprechen beruht Andererseits gibt es den Gesellschaftsvertrag zwischen einer bereits existierenden Gesellschaft und einem ausser ihr stehenden Herrscher S 221 Im ersten Fall verliert das einzelne Individuum zwar Macht gewinnt sie jedoch durch den Akt des Versprechens wieder zuruck Ausserdem wird die Isolierung der Individuen voneinander dadurch verringert Im zweiten Fall entsteht durch die Zustimmung der Burger ein Rechtsstaat der aber gerade die Isolierung der Individuen schutzt und insgesamt uber weniger Macht verfugt 9 Fur Arendt ist diese praktische Erfahrung der amerikanischen Siedler die elementare Grammatik allen politischen Handelns nach deren Regeln menschliche Macht sich entwickelt oder zugrunde geht S 224 In der Franzosischen Revolution hatte die Nationalversammlung im Gegensatz zur Amerikanischen Revolution kein wirkliches Mandat der Bevolkerung Die franzosischen Revolutionare gingen vom guten Menschen S 225 aus wahrend die amerikanischen Revolutionare pessimistischer waren Sie machten die Erfahrung dass das wechselseitige Band von Versprechungen Vertragen und Bundnissen stark genug ist um das naturhaft Bose in den einzelnen Individuen unter Kontrolle zu halten Der Mensch ist schlecht das war eigentlich ihre Meinung und nur wenn er sich mit seinesgleichen zusammenschliesst kann aus ihm noch was Ordentliches werden S 226 Paradoxon des Anfangs BearbeitenDas funfte Kapitel hat den Titel Novus Ordo Saeclorum in Arendts Ubersetzung absoluter Neuanfang oder Neugrundung Zunachst definiert sie Autoritat Macht und Gewalt Autoritat beruht auf dem Gehorsam eines Menschen gegenuber einem Befehlenden der seine Autoritat durch uberlegenes Wissen oder Ahnliches erlangt Macht beruht darauf dass die Glieder eines Machtverbandes sich auf etwas geeinigt haben und nun einmutig handeln S 232 Macht beruht also auf einem Vertrag der in gegenseitigem Versprechen und Vertrauen grundet Gewalt bewirkt dass jemand einem anderen gehorcht weil dieser Gewaltmittel z B eine Pistole hat Diese Unterschiede werden laut Arendt oft verwischt So unterschieden die franzosischen Revolutionare nicht zwischen Macht und Gewalt Der absolute Konig und seine Burokratie hatten Gewalt uber die Bevolkerung in Frankreich Macht hatte niemand da es nur feudale Korperschaften gab diese Gewalt sollte nun durch die Revolution auf das Volk ubertragen werden S 233 In der Sprache der Revolutionare sollte alle Macht beim Volk liegen Durch die Gewalt der Revolution wurden alle Institutionen des Ancien Regime hinweggefegt Doch aus schierer Gewalt entsteht so Arendt keine Macht S 235 Die amerikanischen Revolutionare unterschieden dagegen zwischen dem Ursprung der Macht der unten im Volk lag und der Quelle des Gesetzes die gleichsam von oben in einer wie auch immer transzendenten Region angesetzt war S 237 In beiden Revolutionen erscheint das Bedurfnis nach einem Absoluten das die von Menschen erschaffenen Gesetze legitimiert Mit der Frage wie man einen Anfang machen kann dessen Autoritat nicht angezweifelt werden kann S 237f waren die Manner beider Revolutionen beschaftigt Die franzosischen Revolutionare vergottlichten zunachst das Volk indem sie die Gesetze als Ausdruck des Allgemeinwillens ansahen Sie machten die Revolution selbst zur Quelle allen Rechts die unentwegt neue Verordnungen erliess welche alsbald hinweg gefegt wurden Hingegen suchten die amerikanischen nach einem unsterblichen Gesetzgeber ebd Die Revolutionare kamen obwohl sie sich als aufgeklarte Menschen bezeichneten immer wieder zu Losungen die auf Religion beruhten Deisten Die einzige Ausnahme unter den politischen Theoretikern war nach Arendt Montesquieu Dieses Problem kann man so Arendt aus neuerer 1963 Perspektive besser verstehen weil es ein historisches und kein sachliches darstellt Gerade die romische Republik kannte den Absolutheitsanspruch nicht Die Gesetze waren fur die Romer nicht gottlichen Ursprungs sondern regelten die Verhaltnisse zwischen den romischen Burgern und die Beziehungen mit den neuen Bundesgenossen 10 Nachdem das Romische Reich zusammengebrochen war ubernahm die Kirche auch den politischen Raum Somit wurden die weltlichen Gesetze also lediglich als der nur weltliche Ausdruck gottlich offenbarter Gebote S 244 wahrgenommen Diese Gebote hatten Befehlscharakter und verlangten blinden Gehorsam Jefferson beruft sich trotz aller Aufgeklartheit auf den Gott der Natur S 245 das Naturrecht kann nur verpflichtend sein wenn es selbst noch mal gottlich sanktioniert ist ebd Arendt folgert dass durch solche Verabsolutierung wieder eine Art despotische Gewalt in den politischen Raum eingefuhrt wurde S 248 Jefferson sei sich der Paradoxie bewusst gewesen wenn der feststellte die amerikanischen Revolutionare hatten sich aus politischer Einsicht auf etwas Absolutes geeinigt was absurd sei S 248 Weiterhin betont Arendt den Grundungsakt der Amerikanischen Revolution Die ersten Siedler machten einen revolutionaren Neuanfang Zwar ubernahmen sie den Gebots und Verbotscharakter der Gesetze aus der europaischen Tradition doch fuhrten sie auch die Begriffe wie Gluck und Freiheit des Handelns in die Politik ein Dem Ansturm der Moderne hielten die religiosen Sanktionen im politischen Bereich nicht stand die staatlichen Gebilde der Revolutionen zerbrockelten in Europa nicht jedoch in Amerika Die Wahrheiten der Amerikanischen Revolution beruhen nunmehr allein auf dem Grundungsakt S 252f Sie hebt den Einfluss der Romischen Republik auf die Amerikanische Revolution hervor und beschreibt eindeutige Parallelen Fur die Romer war die Grundung der ewigen Stadt Rom 753 v Chr der Neuanfang Autoritat Tradition und Religion entsprangen alle der gleichen Quelle der Grundung der Stadt das war und blieb von Anfang bis Ende Ruckhalt romischer Geschichte S 259 11 Theoretisch zwar versuchten die amerikanischen Revolutionare die Problematik des Anfangs mit dem oben geschilderten Bezug auf ein Absolutes zu losen In der Praxis aber war das romische Vorbild ausschlaggebend John Quincy Adams beschreibt wie die amerikanische Verfassung unter dem Druck bitterster Notwendigkeit einer hochst widerwilligen Nation hat abgezwungen S 255 werden konnen Nachdem dies aber geschehen war wurde diese Verfassung fast religios verehrt Die Verehrung die man in Amerika der Verfassung zollt hat nichts mit dem was wir gewohnlich unter Religion verstehen zu tun Hinter ihr steht kein christlicher Glaube an den geoffenbarten Gott und kein judischer Gehorsam den man dem Schopfer und Richter der Welt schuldet S 255 Die Stabilitat der amerikanischen Republik verdankt sie der Autoritat die der Grundungsakt und das Einen neuen Anfang Setzen in sich tragen S 256 Die Autoritat im amerikanischen Staatsapparat verlegten die Revolutionare von dem romischen Senat auf den Obersten Gerichtshof S 257 Dies ist fur Arendt die bedeutendste Veranderung Der Oberste Gerichtshof verfugt zwar nur uber Urteilskraft aber im amerikanischen System der Checks and Balances ist er die entscheidende Institution Die Romer bevorzugten nach Arendt Aeneas der seinen Vater Anchises aus dem brennenden Troja trug als Ahnherren und nicht Romulus der seinen Bruder Remus erschlug Vergils Geschichte des Aeneas ist demnach eine Umkehrung der homerischen Kriegs und Siegesordnung und damit eine radikale Umwertung griechisch homerischer Tugenden S 269 Am Ende eines Krieges kannten die Griechen nichts anderes als den Sieg fur den einen und den Tod oder die Schande der Knechtschaft fur die anderen ebd Anders die Romer die die Besiegten zu Bundesgenossen durch Gesetze machten Die Anfangsproblematik stellt sich den Romern nicht da die Grundung Roms nicht als absoluter Neuanfang gesehen wurde sondern als die Wiedergeburt Trojas Die Autorin wendet sich ausdrucklich gegen die klassischen Ursprungslegenden nach denen die Gewalt und das Verbrechen am Anfang menschlicher Geschichte stehen Die Grundung Roms und auch die Amerikanische Revolution sind fur sie Beispiele eines Neuanfangs ohne Gewalt Denn diese Revolution d i die Amerikanische ist bewusst und in gemeinsamer Beratung entfacht und auf der Grundlage wechselseitiger Verpflichtungen und Versprechen zu einem guten Ende gefuhrt worden S 275 Die Basis wurde von der vereinten Macht der Vielen gelegt ebd Arendts politische Philosophie beruht auf dem Gedanken der Geburtlichkeit Natalitat Fur sie ist jeder Mensch eine neue Hoffnung weil er einen Neuanfang darstellt Die Losung fur die logisch unlosbare Aufgabe einen neuen Anfang zu machen sieht sie im Menschen selbst der gleichsam existentiell vorbestimmt ist insofern er ja selbst einen Anfang darstellt S 272 Fur Arendt stellt die Amerikanische Revolution ein Beispiel dafur dar dass der Mensch in der Tat dies vermag einen Anfang machen novus ordo saeclorum S 276 Bedeutungsverlust des Politischen Raums BearbeitenIm sechsten Kapitel mit dem Titel Tradition und Geist der Revolution stellt Arendt die Thesen auf dass einerseits in Europa kaum Interesse an der amerikanischen Revolution vorhanden sei die zumeist nicht in die Geschichte der grossen Revolutionen eingeordnet werde und dass andererseits in den USA der Geist der Revolution verschwunden sei Anschliessend wendet sie sich den Folgen zu die Unkenntnis und Versagen der Amerikanischen Revolution mit sich bringen und versucht die geschichtlichen Ursachen dafur zu bestimmen S 282 Im Gegensatz zur Franzosischen Revolution herrsche in Bezug auf die Amerikanische Revolution ein fatale r Gedachtnisschwund In Amerika selbst gab es kein gesichertes Andenken an die Revolution Die Ablehnung begrifflichen Denkens in Amerika habe dazu gefuhrt dass die gesamte Deutung amerikanischer Geschichte seit Tocqueville unter den Einfluss von Begriffen und Theorien geraten ist deren Erfahrungsquellen aus anderen geschichtlichen Zusammenhangen stammen S 283 Das Scheitern der Franzosischen Revolution wurde ausfuhrlich analysiert aber die Amerikanische Revolution geriet in Vergessenheit und das weitere Bestehen der amerikanischen Republik rief wenig Anteilnahme hervor So ist die Tradition der Franzosischen Revolution die einzige revolutionare Tradition die es uberhaupt gibt S 284 Eine Folge dieses Vergessens sei dass die eigene revolutionare Tradition in der US Aussenpolitik keine Rolle spiele Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Aussenpolitik der Vereinigten Staaten von keinem Motiv wirkungsvoller beeinflussen lassen als von dieser Revolutionsangst deren einziges Ergebnis die vielfachen und verzweifelten Versuche sind uberall den status quo zu stabilisieren was im Grunde kaum je etwas anderes heissen konnte als die Macht und das Prestige Amerikas zugunsten uberalterter und korrupter Regierungen Gegenstand des Hasses und der Verachtung ihrer eigenen Burger in die Waagschale zu werfen S 279 Eine weitere Folge sei die mangelnde Urteilskraft der Vereinigten Staaten im Umgang mit den revolutionaren Regierungen Russlands Chinas und Kubas Die Freiheit beruhe nicht auf einem bestimmten Wirtschaftssystem Die wirklichen politischen Freiheiten sind Gedanken und Redefreiheit Versammlungs und Organisationsfreiheit Die ideologischen Konflikte zwischen Ost und West ergaben sich nicht aus der Verschiedenheit zweier Wirtschaftssysteme sondern nur aus dem Gegensatz zwischen Freiheit und Zwangsherrschaft zwischen den Institutionen der Freiheit welche dem Triumph einer Revolution zu verdanken seien und verschiedenen Herrschaftsformen welche aus der Niederlage von Revolutionen entstanden seien S 281 Die geschichtlichen Ursachen fur den Verlust des revolutionaren Geistes sieht Arendt in dem Bemuhen der Revolutionare nicht nur etwas Neues zu grunden sondern auch diesem Neuen Stabilitat und Dauerhaftigkeit zu sichern Diese beiden Ziele widersprechen sich Arendt zufolge Eigentlich musste der Grundungsakt von jeder Generation wiederholt werden was jedoch die Stabilitat gefahrden wurde Die amerikanischen Revolutionare waren durch das Studium der Demokratie in der griechischen Antike zu dem Ergebnis gekommen dass die Demokratie absolut instabil sei Kritikpunkte waren im Einzelnen der Wankelmut der Burger der Mangel an Sinn fur die offentlichen Angelegenheiten und die Neigung von Stimmungen und Emotionen hin und hergerissen zu werden S 289 Um diese Gefahren zu kontrollieren schufen sie den Senat um mit ihm die Vertretung der offentlichen Meinung zu institutionalisieren und die Institution des Reprasentantenhauses um die unterschiedlichen Interessen zu reprasentieren Doch den Revolutionaren gelang es durch die Schaffung dieser beiden neuen Institutionen und die Institutionalisierung des Obersten Gerichtshofes nicht den Geist der Revolution zu erhalten Was von der Revolution ubrig blieb war die Sicherung der Grundrechte die Sorge um das private Wohlergehen der grossten Zahl das Wissen um die Macht der offentlichen Meinung und die Fahigkeit pressure groups zu bilden Dies sind nach Arendt gesellschaftliche Werte aber keine politischen Prinzipien wie offentliche Freiheit offentliches Gluck und offentlicher Geist S 284 Ratesystem als Alternative BearbeitenDer Einzige unter den amerikanischen Revolutionaren der den entscheidenden Fehler der neuen Republik S 302 zumindest ahnte war Jefferson Er sah das Problem dass nur die erste Generation in Freiheit handeln und einen Neuanfang machen konnte Er suchte nach Losungen wie jede Generation sich in einem Staat neu konstituieren kann Jeffersons Kritik besagte dass die amerikanische Republik zwar dem Volk die Freiheit gab aber sie enthielt keinen Raum in dem diese Freiheit nun auch wirklich ausgeubt werden konnte S 302 Das reprasentative System schaffte es nach Jefferson nicht das alte Prinzip von Herrschern und Beherrschten aufzuheben Der offentliche Raum gehort hier nur den gewahlten Abgeordneten Das Volk verlor jede Moglichkeit der politischen Anteilnahme an offentlichen Angelegenheiten Entweder verfallt das Volk hierauf in Lethargie oder leistet Widerstand gegen die Staatsmacht Ein Losungsvorschlag Jeffersons war dass jede Generation das Recht hat selbst die Staatsform zu wahlen S 301 Dies wurde bedeuten dass ca alle 19 Jahre ein Neuanfang gemacht werden musste Arendt betont dass dies zu phantastisch ebd sei weil dann erstens nichtrepublikanische Regierungen entstehen konnten und zweitens der Neuanfang zur Routine werde Der Verlauf der Franzosischen Revolution war so argumentiert sie genau umgekehrt Wahrend der Revolution entwickelten sich die ersten schuchternen Ansatze einer neuen politischen Organisations und einer bis dahin unbekannten Staatsform S 353 Die erste Pariser Kommune mit ihren 48 Sektionen stellt fur Arendt den ersten Ansatz einer Raterepublik dar Innerhalb der Sektionen ging es inhaltlich um Aufklarung und Informationen uber neue Gesetze und uber alles was mit Freiheit Gleichheit usw zu tun hat Im Prinzip war Meinungsaustausch und eine darauf beruhende Meinungsbildung ihre wesentliche Aufgabe Nach Arendt wurde ihre parteipolitische Neutralitat den Sektionen zum Verhangnis Den Jakobinern wurde die Macht der Sektionen zu gross Die Sektionen bestanden damals noch aus zwei Elementen der Strasse die sich zusammenrottet und dem neuen offentlichen Volksgeist der sich organisiert S 313 Der Konflikt bestand zwischen den Kommunen und der revolutionaren Regierung Die Sansculotten ubten einen gewaltigen Druck aus der aus der Not und dem Elend ihrer Existenz entsprang Die Revolution ging so Arendt an dem Elend das sie selbst auf die Strasse gebracht hatte zugrunde Die Freiheitsleidenschaft der Revolutionare versank in einem Strom des Mitleids Die Schreckensherrschaft Robespierres vernichtete die Sektionen unter anderem weil diese sich foderal organisieren wollten Robespierre jedoch einen zentralen Nationalstaat grunden wollte der auf dem Allgemeinwillen beruhen sollte Diese ersten Organe republikanischer Volksorganisation wurden also nicht von der Gegenrevolution sondern von der revolutionaren Regierung vernichtet Folge war die Bildung eines Netzes von Parteizellen deren Aufgabe nicht Diskussion sondern gegenseitige Bespitzelung war All diese Dinge sind uns durch die Russische Revolution in deren Verlauf die bolschewistische Partei mit genau den gleichen Methoden das revolutionare Sowjetsystem aushohlte und pervertierte nur zu vertraut S 316 Nach Arendt entstand neben dem Rategedanken zur gleichen Zeit das Parteiensystem es ist der ebenso gloriose wie unheilvolle Moment der Geburt des Nationalstaates und des Untergangs der freien Republik S 317 Mit dem Untergang der freien Republik verlor die Bevolkerung seine Macht an die parlamentarischen Vertreter Im Wesen des Mehrparteiensystems sieht Arendt die Anlage zur Ein Partei Diktatur ebd historisch zum ersten Mal in Robespierres Schreckensherrschaft verkorpert Im dritten Abschnitt des letzten Kapitels stellt Arendt die politische Alternative zur Amerikanischen Revolution vor Sie beruft sich hier fast ausschliesslich auf Jefferson der nach seiner aktiven politischen Zeit uber die Revolution und seine Prasidentschaft nachdachte Die Quelle fur Arendt stellen Jeffersons Briefe 12 dar Jeffersons Hauptinteresse galt der Stabilitat der Republik die er durch die Nichtteilnahme der Burger an den offentlichen Angelegenheiten gefahrdet sah Wer nur alle zwei oder vier Jahre zur Wahlurne geht interessiere sich hauptsachlich fur seine Privatinteressen Damit werde unter anderem die Korruption in die offentliche Politik getragen Arendt warnt davor dass Korruption und Machtmissbrauch durch private Interessen sehr viel wahrscheinlicher sind als durch den Machtmissbrauch der offentlichen Gewalten S 323 Dies ist nur durch Offentlichkeit zu verhindern in dem die Korrupten die Angst vor der Schande ebd furchten nbsp Rembrandt Peale Thomas Jefferson 1805 Jeffersons Losung war das ward system divide the counties into wards S 319 in Arendts eigener Ubersetzung Bezirkssystem oder elementare Republiken An anderer Stelle spricht Jefferson von Bezirken die 100 Burger umfassen Er benutzt auch den Begriff councils S 325 Rate in seinem Brief vom 2 Februar 1816 an Cabel 13 Jefferson umreisst dort wie diese councils in den amerikanischen Staatsapparat integriert werden konnen Die Elementarrepubliken der Rate die Kreisrepubliken die Landerrepubliken und die Republik der Union sollten sich in einer Stufenfolge von Machtbefugnissen gliedern deren jede im Gesetz verankert die ihr zufallenden Vollmachten besitzt und die alle zusammen in ein System von wirklich ausgewogenen Hemmungen und Kontrollen fur die Regierung integriert sind S 325f Zwar beschreibt Jefferson die speziellen Funktionen der Elementarrepubliken nicht naher fahrt Arendt fort er erkenne aber dass man durch die von ihm vorgeschlagene Rate Unterteilung besser als durch das mechanische Wahlsystem die Stimme des Volkes ausfindig machen konne Die Autorin fugt hinzu dass Jeffersons Vorschlag die Elementarrepubliken bzw Rate gegenuber der Zentralregierung zu starken weit uber eine einfache Reform der bestehenden Staatsform hinausgereicht habe Endziel einer Revolution wie auch der Uberlegungen Jeffersons ist Arendt zufolge die politische Freiheit der Burger da keiner glucklich genannt werden kann der nicht an offentlichen Angelegenheiten teilnimmt dass niemand frei ist der nicht aus Erfahrung weiss was offentliche Freiheit ist und dass niemand frei oder glucklich ist der keine Macht hat namlich keinen Anteil an offentlicher Macht S 326f In den USA bildeten vor der Revolution die townships die Elementarrepubliken die in der Verfassung indes nirgends vorkommen In Europa entwickelten sich in fast allen Revolutionen spontan Ratesysteme die umgehend von den Parteien ob links rechts oder revolutionar vernichtet wurden Arendt betont an mehreren Stellen den uberparteilichen und vor allem friedlichen Charakter der Rate die nach Jeffersons Auffassung die einzig mogliche gewaltlose Alternative zu seinen fruheren Vorstellungen einer dem Generationswechsel entsprechenden Revolutionsfolge bildete S 321 Sie bezeichnet Marx und Lenin als die beiden grossten Revolutionare S 328 die nach eigener Aussage jedoch weder die Revolution der zweiten Pariser Kommune noch die Russische Revolution Novemberrevolution vorausgesehen hatten Das Ratesystem als Alternative zu burokratischen und zu Gewalt neigenden revolutionaren Ein parteiensystemen sei jeweils spontan ohne direkte Vorbilder aufgetreten Nach Arendt gehort eine weit verbreitete Verachtung fur den Staatsapparat zu den machtigsten verursachenden Kraften einer Revolution S 334 Die Berufsrevolutionare waren zwar wichtig fur die modernen Revolutionen bereiteten aber keine bewaffneten oder unbewaffneten Aufstande vor Der Ausbruch einer Revolution befreit die lokalen Berufsrevolutionare aus ihren jeweiligen Aufenthaltsorten aus den Gefangnissen und den Bibliotheken und den Kaffeehausern Nicht einmal Lenins Partei von Berufsrevolutionaren hatte je eine Revolution machen konnen auch sie konnten sich nur bereithalten um im Moment des Zusammenbruchs schleunigst zur Stelle zu sein S 333f Die Berufsrevolutionare wissen demnach nur wann die Macht auf der Strasse liegt Ihr grosster Vorteil ist dass ihre Namen bekannt und nicht kompromittiert sind S 334 Wahrend einer Revolution bilden sich jedes Mal spontan Rate mit Ausnahme der Februarrevolution 1848 und der Marzrevolution 1848 die eine neue Staatsform reprasentierten Die Berufsrevolutionare sind laut Arendt besonders ungeeignet das wirklich Neue einer Revolution zu sehen und zu verstehen S 335 Die Rate widersprachen dem was sie gelernt hatten und waren damit konterrevolutionar Sie wurden als reaktionar bezeichnet oder wie von Max Adler als ein romantischer der standischen Vergangenheit nachjagender Traum S 339 In den Raten konnte jeder Burger in Freiheit handeln Dies bildete fur die revolutionaren Parteien bzw das Parteiensystem eine todliche Gefahr Arendt zitiert Rosa Luxemburg um deutlich zu machen was die Folgen einer Ein Partei Diktatur sind Mit dem Erdrucken des politischen Lebens im ganzen Lande muss auch das Leben in den Sowjets immer mehr erlahmen Ohne allgemeine Wahlen ungehemmte Presse und Versammlungsfreiheit freien Meinungskampf erstirbt das Leben in jeder offentlichen Institution wird das Scheinleben in der Burokratie allein das tatige Element Das offentliche Leben schlaft allmahlich ein einige Dutzend Parteifuhrer von unerschopflicher Energie und grenzenlosem Idealismus dirigieren und regieren unter ihnen leitet in Wirklichkeit ein Dutzend hervorragender Kopfe und eine Elite der Arbeiterschaft wird von Zeit zu Zeit aufgeboten um den Reden der Fuhrer Beifall zu klatschen vorgelegten Resolutionen einstimmig zuzustimmen im Grunde also eine Cliquenwirtschaft nicht die Diktatur des Proletariats sondern die Diktatur einer Handvoll Politiker S 340 Die Rate bildeten sich zum Beispiel wahrend der russischen Februarrevolution 1917 und der Ungarischen Revolution 1956 spontan selbst Irgendwelche politischen Theorien waren dabei nebensachlich Hier erkennt Arendt den Geist der Revolution der sich immer mit foderalen Prinzipien verband Das Erstaunliche ist dass die Rate Arbeiterrate Soldatenrate Bauernrate Nachbarschaftsrate revolutionare Rate Schriftsteller und Kunstlerrate Studentenrate Jugendlichenrate Beamtenrate usw in den beiden Revolutionen sich in kurzester Zeit selbst organisierten und miteinander in Kontakt traten um schliesslich sehr schnell durch die Weiterbildung von Regional und Provinzialraten ein System zu errichten aus dem die Abgeordneten zu einer Nationalversammlung die das ganze Land reprasentierte gewahlt werden konnten S 344 Trotzdem schafften es die Parteien dieses System zu unterwandern und zu vernichten Auch an der Parteiendemokratie ubt Arendt Kritik Das englische und amerikanische Zweiparteiensystem leiste zwar durch die fast institutionalisierte Opposition eine wirksame Kontrolle der Regierenden dies genuge jedoch nicht Den Parteien im europaischen Mehrparteiensystem wirft sie vor sie bildeten eine oligarchische Burokratie der es an innerer Demokratie und Freiheit mangele Wegen ihres Anspruchs auf Unfehlbarkeit zeigten sie eine Neigung zum Totalitaren Sie konstatiert dass Ein Partei Diktaturen und Vielparteiensysteme erheblich mehr miteinander gemein haben als Zweiparteiensysteme S 345 Aber das nach Arendt bewahrte Zweiparteiensystem habe es versaumt einen offentlichen Raum zu schaffen in dem die Burger aktiv werden konnen Meinungsbildung der Burger kann sich indes nur im offentlichen Raum entwickeln Die Presse die so genannte vierte Gewalt biete zwar die Moglichkeit der Meinungsbildung aber auch die Moglichkeit der Manipulation von Journalisten durch Abhangigkeitsverhaltnisse Die Parteien vertreten die Grunduberzeugung dass der Zweck aller Politik die Wohlfahrt des Volkes sei dass also in der richtigen Ordnung der Dinge Politik zugunsten von Verwaltung ausgeschaltet werden musse S 352 Der Wohlfahrtsstaat stellt eine Verwaltungsmaschine dar die besser von Verwaltungsexperten geleitet werden konnte als von gewahlten politischen Abgeordneten Die Abgeordneten seien nur noch Beamte ohne wirklich freie Handlungsmoglichkeiten Dies alles bezeichnet Arendt als antipolitisch Ihre grosse Sorge ist der Verlust des Politischen uberhaupt Gleichzeitig misstrauen die Parteien dem Volk und setzen es mit der Masse gleich Nach Arendt behaupten die Parteien dass das Volk sich selbst nicht regieren konne und die politischen Geschafte eine Burde darstellen die nur wenige auf sich nehmen wurden Andersherum ist es auch so dass das Volk grosses Misstrauen gegen Parteien und das parlamentarische System hat Fur populistische Bewegungen kann es deshalb umso leichter sein das Volk in Masse zu verwandeln je unfahiger das Parteiensystem und je korrupter die Parlamente sind Die Rate stellen betont Arendt fur die Parteien eine grosse Gefahr dar Keine Partei hat je daran gezweifelt dass sie eine wirkliche Verwandlung des Staates in ein Ratesystem nicht wurde uberleben konnen S 351 Nur in Ausnahmesituationen Krieg oder Revolution konnte man die Rate gebrauchen Danach galt es sie zu vernichten Da die Rate parteipolitisch neutral waren wurden sie automatisch zu Feinden der Parteien Die Parteien bezweifelten ausserdem die Fahigkeit der Rate den Staat zu verwalten Aber das sei nie der Anspruch der Rate gewesen Rate sind unterstreicht Arendt politische Organisationen und keine Verwaltungsmaschinen Zum Beispiel werden die Vertreter der Arbeiterrate nach politischen Kriterien ausgewahlt und nicht danach ob sie einen Betrieb gut fuhren konnen Weist man Arbeiterraten Verwaltungsaufgaben zu sind sie uberfordert Arendt fordert hier wie generell eine klare Trennung zwischen dem offentlichen politischen Raum in dem man in Freiheit handeln kann und dem Raum der durch notwendige Prozesse von Experten zu regeln ist Beide Raume benotigen Menschen mit unterschiedlichen Fahigkeiten Fur den politischen Raum benutzt Arendt wiederholt die Metapher von der Oase in der Wuste oder von Inseln im Meer der Notwendigkeiten um deutlich zu machen dass hier die Freiheit absolut ist Dieser Bereich der Freiheit umfasst nur einen kleinen Bereich im heutigen menschlichen Leben der geschutzt werden musse weil er von aussen bedroht sei Jurgen Habermas verwendet ahnliche Begriffe wenn er von Lebenswelt versus System spricht Arendt fuhrt den Begriff der Elite ein der zwar peinlich sei weil er in der Vergangenheit eine Staatsform beinhalte in der Wenige uber Viele herrschten obwohl politische Angelegenheiten schlechterdings alle Einwohner eines Territoriums angehen S 355 Jedoch seien politische Leidenschaften der Mut das Streben nach offentlichem Gluck der Geschmack an offentlicher Freiheit das Streben nach Auszeichnung unabhangig vom Amt Wurden und gesellschaftlicher Stellung ja sogar unabhangig von Erfolg und Ruhm in allen Gesellschaften nicht gerade weit verbreitet Vom Standpunkt der Revolution aus und im Interesse des Erhaltens des revolutionaren Geistes ist es nicht die Neuformierung von Eliten die von Ubel ist S 357 Dem Parteiensystem wirft sie vor dass zwar die Geburtselite Adlige abgeschafft worden sei jedoch eine so genannte Volkselite jetzt die Regierungsgeschafte fuhre die es nicht geschafft habe einen offentlichen freien Raum fur das Volk zu schaffen in dem sich eine Elite bilden konnte Die Parteien wahlen ihre Elite indes nach Kriterien aus die selbst zutiefst unpolitisch sind Es liegt im Wesen des Parteiensystems dass es echte politische Begabung nur in Ausnahmefallen hochkommen lasst ebenda Auch die Manner die in den Raten versammelt waren bildeten eine Elite Es handelte sich jedoch um die einzig echte aus dem Volk stammende Elite ebenda Auf jeder Ebene des Ratesystems bis zum Obersten Rat wurden freie gleiche Abgeordnetenwahlen stattfinden so dass jede Vertretung das Vertrauen von ihresgleichen besasse Diese Staatsform wurde zwar die uralte Gestalt der Pyramide annehmen jedoch keine autoritare Regierung bilden in der die Autoritat von oben nach unten verlauft sondern die Autoritat wurde mit Gleichheit vereint auf jeder Stufe der Pyramide gleichsam neu entstehen S 358 Arendt betont dass die hier skizzierte Elitenauswahl fur den politischen Raum gilt und nicht fur andere Bereiche wie zum Beispiel den kulturellen oder wissenschaftlichen Bereich Den genauen Aufbau des angestrebten Ratesystems beschreibt Arendt nicht Es sei vielmehr kluger Jefferson zu folgen der mit den Elementarrepubliken lediglich einen Anfang machen wollte Gegenwartig 1963 sei es wichtig so fahrt sie dann doch fort die Massengesellschaft zu zerschlagen Offentliche Freiheit offentliches Gluck und die Verantwortlichkeit fur offentliche Angelegenheiten wurden dann den Wenigen zufallen die in allen Gesellschafts und Berufsschichten daran Geschmack fanden Nur wer an der Welt wirklich interessiert ist sollte eine Stimme haben im Gang der Welt Ein solches geregeltes Fernbleiben von offentlichen Geschaften wurde in Wahrheit einer der wesentlichen negativen Freiheiten Substanz und Realitat verleihen namlich der Freiheit von Politik S 360 Rezeption BearbeitenNach Marie Luise Knott hat Arendt keine ordentliche historische Abhandlung der Revolutionen verfasst sondern ein Buch der Warnung einen Versuch den verlorenen Schatz der Revolution allen voran der Amerikanischen Revolution zu bergen 14 Weiter schreibt Knott ist Uber die Revolution der Text par excellence uber die Sehnsucht zu handeln und die Grenzen der Freiheit und es ist eine Abhandlung uber die Revolutionen ohne ein fertiges Resultat ihrer Forschung zu prasentieren 15 Nach Knott gelingt Arendt durch ihren Denk und Schreibstil etwas Neuartiges Der Leser wird zum moglichen Akteur er vollzieht eine Eigenermachtigung 16 Sie Arendt verwandelt das Resultathafte etwas Ausgehandeltes und Auszuhandelndes zuruck und gibt die politischen und die menschlichen Dilemmata der damaligen Zeit den heutigen Lesern neu zu bedenken auf Jefferson wird zum Zeitgenossen Daruber hinaus werden revolutionare Wunsche und Werte im Leser angesprochen die Sehnsucht angesichts eines politischen Dilemmas nicht in Lethargie zu versinken sondern neue Wege zu suchen um die Macht der Revolution in Reserve zu halten Der Leser ruckverwandelt sich in Gedanken vom Konsumenten zum Produzenten Er konsumiert nicht den Text er denkt sich selbst im Text seine Einbildungskraft ist angesprochen Geschichte wird aus ihrer Zwangslaufigkeit befreit Indem die Vielstimmigkeit im Text erzeugt wurde werden andere Personen denkbar die sich mit anderen Gedanken in den living room begeben Es gibt sie die Leser im Plural 16 Seyla Benhabib kritisiert unter anderem Arendts Versuch auf dem Wege einer ontologischen Abgrenzung zwischen Freiheit und Notwendigkeit das Politische vom Okonomischen zu trennen ist zwecklos und unplausibel Das Reich der Notwendigkeit ist ganz und gar von Machtverhaltnissen durchdrungen Macht uber die Verteilung von Arbeit von Ressourcen uber Autoritat usw 17 Mit dem Problem wo das Politische aufhort und das Gesellschaftliche anfangt befasst sich Arendt nicht Ihre Freundin Mary McCarthy beanstandet dass sie Wirtschaftsfragen und Fragen der menschlichen Wohlfahrt bei ihrer Betrachtung des Politischen ausklammert Es konne nicht um Reden an sich gehen sondern um Reden uber etwas und zwar uber mehr als die Frage nach Krieg und Frieden Arendt raumt dies ein und erwidert offentliche Angelegenheiten hatten sich im Laufe der Geschichte gewandelt Dies musse noch historisch untersucht werden In diesem 1972 gefuhrten Gesprach mit Freunden und Kollegen in Toronto blieb der Dissens daruber bestehen ob eine Trennung des Sozialen und Politischen moglich sei Arendt wahlt als Beispiel den Wohnungsbau Das soziale Problem seien die angemessenen Wohnmoglichkeiten wahrend Fragen der Integration in den Bereich der politischen Entscheidungen gehorten 18 Oliver Marchart verteidigt Arendts Ansatz denn fande Globalisierung in einem Raum der Alternativlosigkeit statt dann konnte es nur um Fragen der entweder effizienteren oder gerechterenVerwaltunggehen letztlich um ein besseres Globalisierungsmanagement Man bliebe dabei vollig im Denkhorizont des Okonomischen also des Reichs der Notwendigkeit Wenn es aber um dieWeltgeht dann geht es zugleich um Forderungen nach Demokratisierung und nach Ausweitung und Vervielfachung offentlicher Raume Erst das ware die eigentlich politische Alternative zum scheinbar unuberschreitbaren Horizont des Okonomischen 19 Benhabib bemangelt zudem Arendt habe nicht gesehen dass die Amerikanische Revolution auch ihren Anteil an Gewalt und Terror hatte als ein Jahrhundert spater der von 1861 bis 1865 andauernde Sezessionskrieg ausbrach 20 Die Gewalt entlud sich im Gegensatz zur Franzosischen Revolution 100 Jahre spater Weiterhin betont Benhabib die Wirkung die Arendt auf Habermas gehabt habe besonders durch die Wiederentdeckung des Begriffs vom offentlichen Raum 21 Habermas bezeichnet in einer Rezension Merkur 20 1966 das Buch Uber die Revolution als spannend und lehrreich Aber er unterstreicht auch dass es lehre wie ein Philosophieren das einst das Ganze umfasste heute selbst in seinen intellektuell beweglichen Formen zu imposanter Einseitigkeit erstarrt 22 Zehn Jahre spater greift Habermas auf Arendts Machtbegriff den sie in der Vita Activa und im Revolutionsbuch entwickelt zuruck Nach Habermas muss Arendts Begriff der kommunikativen Macht jedoch aus der Verklammerung mit seiner aristotelisch inspirierten Handlungstheorie 23 gelost werden Trotzdem kommt Habermas zu folgenden Ergebnis Legitime Machtentstehtnur unter denen die in zwangsloser Kommunikation gemeinsame Uberzeugungen bilden 24 Am Ende des Essays wirft Habermas Arendt vor dass sie am Ende der ehrwurdigen Figur des Vertrages mehr als ihrem eigenen Begriff einer kommunikativen Praxis 25 vertraue Uberdies hebt er hervor dass Arendt den Kommunikationsbegriff der Macht im Totalitarismusbuch und im Revolutionsbuch von entgegengesetzten Seiten beleuchte die Vernichtung politischer Freiheit unter totalitarer Herrschaft und die revolutionare Begrundung der politischen Freiheit 26 In Faktizitat und Geltung greift Habermas 1988 wieder auf Arendts Begriff der Macht zuruck die am reinsten hervortritt wenn Revolutionare die Macht ergreifen 27 In solchen Augenblicken ist es immer wieder dasselbe Phanomen der Verschwisterung der kommunikativen Macht mit der Erzeugung legitimen Rechts das H Arendt in den verschiedenen historischen Augenblicken aufspurt und fur das ihr die verfassunggebende Kraft der Amerikanischen Revolution als Vorbild dient 28 Aber Habermas differenziert Arendts Machtbegriff er schlagt vor das Recht als das Medium zu betrachten uber das sich kommunikative Macht in administrative umsetzt 29 Habermas beschaftigt sich in Faktizitat und Geltung auch mit der Franzosischen Revolution 30 und dem Revolutionsbewusstsein Ahnlich wie Arendt kommt er zu dem Ergebnis dass die Prinzipien der Verfassung in unserem Gemut keine Wurzel schlagen werden bevor sich nicht die Vernunft ihrer orientierenden ihrer zukunftsweisenden Gehalte vergewissert hat 31 Anders als Arendt betont er dass die von der Franzosischen Revolution ausgelostekulturelleDynamiknichtzum Stillstand gekommen 32 ist Laut Grit Strassenberger hat Arendt mit ihrem Revolutionsbuch eine am Homerischen Modell orientierte Erzahlung von Gewinn und Verlust politischer Erfahrung geschrieben Der Gewinn bei der amerikanischen Revolution ist nach Strassenberger die Moglichkeit des Anfangen konnens die Erfahrung der Grundung einer modernen Republik Der Verlust ist die nicht erfolgreiche Umsetzung der Revolution dass man fur alles Institutionen gefunden hat nur nicht fur den sie tragenden revolutionaren Geist 33 Damit meint Strassenberger die Rate Wie Homer in derIliasden jahrhundertelang zuruckliegenden Vernichtungskrieg so erzahlt dass die Vernichtung in der Dichtung wieder ruckgangig gemacht wird so erzahlt Arendt die Geschichte der Revolutionen als Geschichte der von Geschichte zum Untergang verurteilten Rate 34 Nach Helmut Dubiel wurde das Buch Uber die Revolution Anfang der 1990er Jahre so haufig gelesen wie kaum ein anderes Buch der modernen politischen Theorie 35 Grund waren die Ereignisse nach der Wende von 1989 wahrend des Zusammenbruchs des Ostblocks Fur Dubiel ist Uber die Revolution eine meisterhaft prasentierte Ideengeschichte 36 Dubiel stellt die These auf dass Uber die Revolution sich wie eine pointierte Gegenthese zu dessen Carl Schmitts Theorie des Politischen 37 liest obwohl Arendt sich an keiner Stelle auf Schmitt bezieht Dubiel erkennt einige Ubereinstimmungen z B beim offentlichen Raum was das Politische ist und der Distanz zur burokratisch institutionalisierten routinisierten und professionalisierten Politik 37 Aber in ihrer normativen Bewertung indes unterscheiden sich beide so radikal dass sich gerade auf der Basis ahnlicher Ausgangsannahmen strikt kontrare Positionen ergeben 38 Arendts grosses Thema ist die Begrundung offentlicher Freiheit einerseits und die Flucht vor der Freiheit Erich Fromm 39 Carl Schmitt hingegen hypostasiert den Eigenwert einer vormodernen transzendent definierten Legitimitat so uber aller Massen dass ihm jedes politische Mittel recht ist um die noch gebliebenen Reste einer vormodernen Gehorsamsbereitschaft zu bewahren und eben auch das Mittel totalitater Herrschaft 40 Annette Vowinckel behauptet dass Arendt in Uber die Revolution ihren Blick nicht auf den von ihr diagnostizieren Traditionsbruch richtet sondern den Spuren der politischen Freiheit 41 folgt Das Buch enthalte weder eine umfassende Geschichte noch eine Theorie der Revolution 42 Arendt wollte Vowinckel zufolge kein normales Geschichtsbuch schreiben sondern intendierte den Geist der Revolution da in Worte zu fassen wo er wie sie meinte unverhofft aus den Tiefen der Geschichte an die Oberflache stieg und fur kurze Zeit die Welt mit Glanz erfullte 42 Ihre Methode der Perlentaucherei 43 ihre konzeptionelle Eigenwilligkeit 44 habe ihr eine scharfe Kritik der jeweiligen Experten z B Hobsbawms eingetragen Vowinckel stellt die These auf Arendt habe ein Geschichtsbild in dem sich nichts organisch oder logisch aus der Vergangenheit ableiten lasst sondern in dem man der Vergangenheit Stichproben entnimmt um sie auf ihren handlungsweisenden Gehalt zu prufen 45 Sie arbeitet Arendts Zuruckweisung der hegelschen Geschichtsphilosophie heraus Es gibt nach Arendt so Vowinckel wederdieGeschichte nochdieWahrheit sondern eine Sammlung von unzahligen Einzelgeschichten und ebenso viele Wahrheiten 46 Diese erschliesse sich dem Auge des Historikers nicht von selbst sondern mussen aus dem festgefugten Rahmen der Vergangenheit herausgesprengt werden 47 Vowinckel sieht in der Technik der Perlentaucherei des Heraussprengens eine Ubereinstimmung mit Walter Benjamin der Zitate gesammelt habe Benjamin und Arendt waren bis zu seinem Selbstmord auf der Flucht in Frankreich eng befreundet Auch bei Karl Popper konstatiert Vowinckel einen ahnlichen Ansatz Das was von Poppers Scheinwerfer beleuchtet wird entspricht den Perlen die Arendt bei ihren Tauchgangen in die Vergangenheit ans Licht bringt 48 Ausserdem spreche Arendt in Uber die Revolution viele Aspekte an die bereits Tocqueville Burke oder Montesquieu beschrieben hatten eigentlich originell sind allein die Konzeption des Buches und die am Schluss ausgefuhrte Option fur die Ratedemokratie als beste aller Staatsformen 49 Trotzdem schreibt Vowinckel dass Uber die Revolution vielleicht doch der letzte und gemessen an der derzeitigen Popularitat halbwegs gegluckte Versuch der Geschichte mit Hilfe der Vernunft zu ihrem Recht zu verhelfen 50 gewesen sei Ausgabe BearbeitenHannah Arendt Uber die Revolution On Revolution New York 1963 dt Ausgabe 1965 Piper 4 Auflage Munchen 1994 ISBN 3 492 21746 X 2018 herausgegebene Kurzversion von Hannah Arendt Die Freiheit frei zu sein aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn 2018 ISBN 978 3 423 14651 7 51 Hannah Arendt Uber die Revolution dt Ausgabe 1965 Piper 1 Auflage Erweiterte Neuausgabe 2020 Munchen 1965 ISBN 978 3 492 31692 7Sekundarliteratur BearbeitenSeyla Benhabib Hannah Arendt Die melancholische Denkerin der Moderne Hrsg Otto Kallscheuer Hamburg 1998 ISBN 3 88022 704 7 Originaltitel The Reluctant Modernism of Hannah Arendt 1996 Jurgen Habermas Die Geschichte von den zwei Revolutionen 1966 In Jurgen Habermas Philosophisch politische Profile Frankfurt 1987 ISBN 3 518 28259 X S 223 228 Jurgen Habermas Hannah Arendts Begriff der Macht 1976 In Jurgen Habermas Philosophisch politische Profile Frankfurt 1987 S 228 248 Jurgen Habermas Faktizitat und Geltung Beitrage zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaates Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 518 28961 6 Wolfgang Heuer Hannah Arendt Rowohlt Reinbek 1987 ISBN 3 499 50379 4 S 52f S 54 56 S 101 108 Oliver Marchart Neu beginnen Hannah Arendt die Revolution und die Globalisierung Verlag Turia Kant 2005 ISBN 3 85132 421 8 Oliver Marchart Wolfgang Heuer On Revolution Uber die Revolution In Wolfgang Heuer Bernd Heiter Stefanie Rosenmuller Hrsg Arendt Handbuch Leben Werk Wirkung J B Metzler Stuttgart Weimar 2011 ISBN 978 3 476 02255 4 Marchart S 84 89 Heuer S 89 91 Annette Vowinckel Arendt Reclam Leipzig 2006 ISBN 3 379 20303 3 S 67 75 Thomas Wild Hannah Arendt Suhrkamp Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 518 18217 X S 82 97 Elisabeth Young Bruehl Hannah Arendt Leben Werk und Zeit Fischer Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 16010 3 S 397 413 S 544 554 Amerikan Originalausgabe 1982 Siehe auch BearbeitenZeittafel zur Franzosischen Revolution James HarringtonWeblinks BearbeitenDie Welt und die Revolution von Oliver Marchart Aus Politik und Zeitgeschichte APuZ 39 2006 Achim Wagenknecht uber Arendts Revolutionsbuch Stefan Auer Der verlorene Schatz der Revolution Hannah Arendt und die Revolutionen 1956 1968 und 1989 In eurozine com 25 Oktober 2006 pdf 75 KB American Revolution auf iTunes U Dozentin Joanne Freman Yale UniversityFussnoten Bearbeiten Marie Luise Knott Verlernen Denkwege bei Hannah Arendt Mit Zeichnungen von Nanne Meyer Matthes amp Seitz Berlin Berlin 2011 siehe vor allem das Kapitel Ubersetzen Der einzigartige Umweg S 37 89 Wolfgang Heuer Bernd Heiter Stefanie Rosenmuller Hrsg Arendt Handbuch Leben Werk Wirkung Stuttgart 2011 S 89 Hannah Arendt Karl Jaspers Briefwechsel 1926 1969 Hgg Lotte Kohler Hans Saner New York 1992 Munchen 2001 Brief vom 15 Mai 1963 S 540 Mit Blucher hatte Arendt gleichsam die lebendige Erinnerung an revolutionares Handeln im Wohnzimmer sitzen Oliver Marchart Neu beginnen Hannah Arendt die Revolution und die Globalisierung Verlag Turia Kant 2005 S 94f Hannah Arendt Heinrich Blucher Briefe 1936 1968 Hg Lotte Kohler New York 1992 Munchen 2001 Brief vom 4 Marz 1963 S 559 Vgl auch Revolution und Freiheit In Zwischen Vergangenheit und Zukunft Ubungen im politischen Denken I 1949 Piper Munchen 2 Auflage 2000 S 227 235 Doch niemand sonst hat je den Anfangals Anfangso ins Zentrum der eigenen Uberlegungen geruckt wie Hannah Arendt Oliver Marchart Neu beginnen Hannah Arendt die Revolution und die Globalisierung Verlag Turia Kant 2005 S 17 Und das Heilmittel gegen Unabsehbarkeit und damit gegen die chaotische Ungewissheit alles Zukunftigen liegt in dem Vermogen Versprechen zu geben und zu halten Hannah Arendt Vita activa oder Vom tatigen Leben Munchen 2002 S 301 Hierzu vergleiche den Leviathan von Thomas Hobbes Bereits in der Antike hatte Polybios in seinen Historien als auffallig konstatiert dass die Romer im 2 vorchristlichen Jahrhundert eine so strenge Observanz dem Recht gegenuber zeigten wie andere Volker den Gottern Auffallig war dies auch in der Terminologie der Franzosischen Revolution Jeffersons Briefe Memento des Originals vom 30 August 2006 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot odur let rug nl Brief vom 2 Februar 1816 an Cabel Memento vom 18 Oktober 2006 im Internet Archive Marie Luise Knott Verlernen Denkwege bei Hannah Arendt Mit Zeichnungen von Nanne Meyer Matthes amp Seitz Berlin Berlin 2011 S 57f Marie Luise Knott Verlernen Denkwege bei Hannah Arendt Mit Zeichnungen von Nanne Meyer Matthes amp Seitz Berlin Berlin 2011 S 110 a b Marie Luise Knott Verlernen Denkwege bei Hannah Arendt Mit Zeichnungen von Nanne Meyer Matthes amp Seitz Berlin Berlin 2011 S 111 Seyla Benhabib Hannah Arendt Die melancholische Denkerin der Moderne Hrsg Otto Kallscheuer Hamburg 1998 ISBN 3 88022 704 7 Originaltitel The Reluctant Modernism of Hannah Arendt 1996 S 251f Hannah Arendt Ich will verstehen Selbstauskunfte zu Leben und Werk Einleitung Ursula Ludz Piper Munchen 1996 S 87ff Oliver Marchart Neu beginnen Hannah Arendt die Revolution und die Globalisierung Verlag Turia Kant 2005 S 94f Seyla Benhabib Hannah Arendt Die melancholische Denkerin der Moderne Hrsg Otto Kallscheuer Hamburg 1998 ISBN 3 88022 704 7 Originaltitel The Reluctant Modernism of Hannah Arendt 1996 S 255 Seyla Benhabib Hannah Arendt Die melancholische Denkerin der Moderne Hrsg Otto Kallscheuer Hamburg 1998 ISBN 3 88022 704 7 Originaltitel The Reluctant Modernism of Hannah Arendt 1996 S 310 Jurgen Habermas Die Geschichte von den zwei Revolutionen 1966 In Jurgen Habermas Philosophisch politische Profile Frankfurt 1987 S 223 Jurgen Habermas Hannah Arendts Begriff der Macht In Jurgen Habermas Philosophisch politische Profile Frankfurt 1987 S 240 Jurgen Habermas Hannah Arendts Begriff der Macht In Jurgen Habermas Philosophisch politische Profile Frankfurt 1987 S 243 Jurgen Habermas Hannah Arendts Begriff der Macht In Jurgen Habermas Philosophisch politische Profile Frankfurt 1987 S 248 Jurgen Habermas Hannah Arendts Begriff der Macht In Jurgen Habermas Philosophisch politische Profile Frankfurt 1987 S 234 Jurgen Habermas Faktizitat und Geltung Beitrage zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaates Frankfurt am Main 1994 S 248 Jurgen Habermas Faktizitat und Geltung Beitrage zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaates Frankfurt am Main 1994 S 249 Jurgen Habermas Faktizitat und Geltung Beitrage zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaates Frankfurt am Main 1994 S 187 Jurgen Habermas Faktizitat und Geltung Beitrage zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaates Frankfurt am Main 1994 S 600ff Jurgen Habermas Faktizitat und Geltung Beitrage zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaates Frankfurt am Main 1994 S 609 Jurgen Habermas Faktizitat und Geltung Beitrage zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaates Frankfurt am Main 1994 S 608 Grit Strassenberger Kompensationsleistungen von politischer Theorie In Wolfgang Heuer Irmela von der Luhe Hrsg Dichterisch denken Hannah Arendt und die Kunste Gottingen 2007 ISBN 978 3 8353 0131 3 S 237 Grit Strassenberger Kompensationsleistungen von politischer Theorie In Wolfgang Heuer Irmela von der Luhe Hrsg Dichterisch denken Hannah Arendt und die Kunste Gottingen 2007 ISBN 978 3 8353 0131 3 S 238 Helmut Dubiel Ungewissheit und Politik Frankfurt 1994 S 29 Helmut Dubiel Ungewissheit und Politik Frankfurt 1994 S 30 a b Helmut Dubiel Ungewissheit und Politik Frankfurt 1994 S 41 Helmut Dubiel Ungewissheit und Politik Frankfurt 1994 S 41f Helmut Dubiel Ungewissheit und Politik Frankfurt 1994 S 42 Helmut Dubiel Ungewissheit und Politik Frankfurt 1994 S 42 Annette Vowinckel Geschichtsbegriff und Historisches Denken bei Hannah Arendt Koln 2001 ISBN 3 412 03401 0 S 291 a b Annette Vowinckel 2001 S 292 Annette Vowinckel 2001 S 223 S 293 Annette Vowinckel 2001 S 293 Annette Vowinckel 2001 S 304 Annette Vowinckel 2001 S 326f Annette Vowinckel 2001 S 327 Annette Vowinckel Geschichtsbegriff und Historisches Denken bei Hannah Arendt S 329 Annette Vowinckel Geschichtsbegriff und Historisches Denken bei Hannah Arendt S 293 Annette Vowinckel 2001 S 312 Rezensionen Lust auf Freiheit und Hunger nach Brot NZZ 19 Januar 2018 und Ihre Freiheit kennt weder Not noch Furcht DLF 18 Januar 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Uber die Revolution amp oldid 236030310