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Das Schloss Eschenau ist ein Rokoko Schloss in Eschenau einem Ortsteil der Gemeinde Obersulm im Landkreis Heilbronn nordliches Baden Wurttemberg Es wurde im 16 Jahrhundert im Renaissance Stil anstelle einer 1504 zerstorten Burg errichtet und 1745 von Leopoldo Retti im Rokoko Stil umgebaut Das Schloss von Sudosten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Nutzung als Zwangsaltersheim 2 Beschreibung 3 Anmerkungen 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenDas Eschenauer Schloss befindet sich ungefahr in der Mitte des Ortes auf einer Anhohe auf der auch schon sein Vorgangerbau die 1504 im Landshuter Erbfolgekrieg von Herzog Ulrich zerstorte Burg des fruheren Ortsadels der Herren von Eschenau stand Reste dieser Burg sind vermutlich 1 ein Gewolbekeller unter der Orangerie im Schlossgarten und der quadratische Turm im Nordwesten des Schlosses mutmasslich der ehemalige Bergfried der Burg nbsp Das Schloss von Suden hinter dem ehemaligen Gemmingenschen Amtshaus spater Rathaus Schon im 15 Jahrhundert wurden die Herren von Gemmingen als Grundeigentumer in Eschenau nachgewiesen Spatestens 1518 2 ubten sie die Ortsherrschaft aus und in ihrem Auftrag wurde anstelle der zerstorten Burg ein Renaissance Schloss errichtet Das Baujahr und der Erbauer sind nicht genau bekannt Anm 1 Baumeister des Schlosses war vermutlich Balthasar Wolff aus Heilbronn der fur die Gemmingen mehrere andere Schlosser erbaute oder ein Baumeister aus seinem Umfeld Es entstand ein regelmassiger rechteckiger Renaissance Bau mit einem Satteldach auf der ganzen Lange unterkellert um den Wein aus den zum Rittergut gehorenden Weinbergen aufnehmen zu konnen Der zumindest in Resten noch vorhandene Turm der Vorgangerburg wurde in den Neubau integriert 1650 verkaufte die Familie von Gemmingen Schloss und Dorf Eschenau an die Familie Moser von Filseck Nach mehreren Wechseln in der Ortsherrschaft befand sich das Schloss ab 1736 im Besitz des neuen Eschenauer Ortsherren des herzoglich wurttembergischen Oberkriegskommissars Johann Melchior von Killinger 1689 1747 Die vorigen Besitzer die uberwiegend nur selten tatsachlich im Schloss wohnten scheinen das Gebaude nicht wesentlich verandert zu haben Killinger der das Schloss vermutlich als reprasentativen Sommersitz nutzen wollte und augenscheinlich recht vermogend war beauftragte den im suddeutschen Raum vielbeschaftigten italienischen Architekten Leopoldo Retti mit einem Umbau des Schlosses der 1745 46 unter Leitung des Neckarsulmer Baumeisters Georg Philipp Wenger erfolgte Retti behielt die Grundstrukturen des Gebaudes bei und erganzte im Wesentlichen auf der dem Ort und Garten zugewandten Westseite einen Mittelrisaliten auf der ruckwartigen Ostseite ein mittiges nach aussen vorspringendes Treppenhaus und im Inneren einen erhohten bis in den Dachstuhl vordringenden grosseren Saal Das Schlossinnere schmucken reiche Rokoko Stuckaturen Neben dem Umbau des Schlosses im Rokoko Stil mit fruhen Anklangen an den Klassizismus wurden im Park noch ein Orangeriegebaude und ein Teehaus errichtet nbsp Wappen der Freiherren von Hugel im Giebel des MittelrisalitenDer kinderlose Johann Melchior von Killinger starb schon kurz nach dem Schlossumbau am 5 Juli 1747 Schloss und Gut gingen an seinen Bruder Georg Friedrich uber Nach 70 Jahren im Familienbesitz verkaufte die Familie von Killinger 1806 das Rittergut Eschenau mitsamt dem Schloss an den wurttembergischen Staatsminister und Grafen Friedrich Emich Johann von Uexkull Gyllenband 1724 1810 Durch Heirat mit dessen Enkelin Marie Elisabeth 1811 1862 kam 1831 Freiherr Albert von Hugel 1803 1865 in den Besitz des Ritterguts und Schlosses und blieb es auch nachdem sich seine Frau 1843 von ihm scheiden liess und den Arzt und Dichter Theobald Kerner heiratete Das heute noch vorhandene Hugelsche Familienwappen im Dreiecksgiebel des westlichen Mittelrisaliten geht auf diese Zeit zuruck Hugels Erben verkauften wesentliche Teile des Ritterguts Der Rest mit dem Schloss ging in private Hande zunachst 1867 an eine Kaufergemeinschaft aus Louis und Albert Betz aus Heilbronn und August Kramer aus Cannstatt Ab 1877 war Albert Betz 1834 1913 Alleineigentumer 1904 verkaufte er das Schloss an Erwin Bubeck 1865 1927 nach dessen Tod kam es 1928 an den Dichter Alexander von Bernus 1880 1965 dessen Nachkommen heute Eigentumer des Schlosses sind Nutzung als Zwangsaltersheim Bearbeiten Im Dezember 1941 beschlagnahmte die SS das Schloss das zu diesem Zeitpunkt leerstand da von Bernus in seinen anderen Besitzungen wohnte und richtete dort wie in anderen Gemeinden ein sogenanntes Judisches Altersheim Zwangsaltersheim ein In diese Altersheime wurden altere Juden aus allen Teilen des Landes zwangsweise eingewiesen bevor sie in Konzentrationslager wie das KZ Theresienstadt deportiert wurden Etwa 100 Juden aus Stuttgart meist 70 bis 80 Jahre alt wurden nach Eschenau gebracht wo sie im fur eine solche Personenanzahl nicht gedachten Schloss zusammengepfercht wurden Die meisten Einweisungen in das Zwangsaltersheim erfolgten vom 20 Dezember 1941 bis zum 7 Januar 1942 bis zum 6 August 1942 wurden vereinzelt weitere Juden auch aus Heilbronn eingewiesen Insgesamt waren von Dezember 1941 bis August 1942 116 Menschen im Schloss untergebracht Von Januar bis August 1942 starben zwolf von ihnen sie wurden auf dem Judischen Friedhof in Affaltrach dem Nachbarort beerdigt Alle anderen wurden im August 1942 mit dem Zug zu einem Sammellager auf dem Stuttgarter Killesberg gebracht von wo am 22 August 1942 mit einem grossen Sammeltransport 1042 Juden aus Baden und Wurttemberg nach Theresienstadt deportiert wurden 3 Beschreibung Bearbeiten nbsp Zeichnung des Baumeisters Georg Philipp Wenger anlasslich des Umbaus 1746 nicht in allen Details so ausgefuhrt Das Renaissance Schloss der Herren von Gemmingen war ein regelmassiger rechteckiger Bau eher ein grosses Haus als ein Schloss mit einer Mitteltragwand einem Satteldach und zwei Giebeln Der noch in dieser Form erhaltene Sudgiebel zur Strasse hin hat eine Randeinfassung mit s formig geschwungenen Werksteinen und als Abschluss eine schmuckende Muschel Unter der ganzen Lange befand sich ein grosser rechteckiger Keller mit Tonnengewolbe um den Wein aus den zum Rittergut gehorenden Weinbergen aufnehmen zu konnen Der zumindest in Resten noch vorhandene quadratische Turm der Vorgangerburg jetzt an der Nordwestecke des Schlosses wurde in den Neubau integriert Zwei vorspringende bis zur Dachtraufe reichende Erker flankierten die Ecken der dem Ort zugewandten Westseite der nordliche mit dem Kellerhals als Zugang zum Keller Die Innenwande waren vermutlich aus Fachwerk Retti verlieh bei seinem Umbau im Rokoko Stil mit fruhen Anklangen an den Klassizismus 1745 46 dem Erdgeschoss durch in Stuck ausgefuhrte genutete Quaderschichten das Aussehen eines rustizierten Sockels Auch die beiden Obergeschosse trennte er durch waagerechte Gesimse optisch ab Auf der Westseite erganzte er einen Mittelrisaliten mit Portal Pilastern Dreiecksgiebel einem auf vorkragende Konsolen gestutzten Balkon im ersten Obergeschoss und einer vorgelagerten Freitreppe Die ruckwartige Ostseite erhielt mittig ein neues nach aussen vorspringendes Treppenhaus Die Ecken des Hauptbaukorpers und der vorspringenden Anbauten betonte er mit genuteten Lisenen nbsp Das ruckwartige Treppenhaus Im Hintergrund der TurmIm Inneren erganzte er eine zusatzliche Diensttreppe die im Gegensatz zur Haupttreppe bis zum Dachstuhl fuhrt einen langs verlaufenden nach hinten versetzten Mittelflur in jedem Stockwerk sowie im zweiten Obergeschoss einen erhohten bis in den Dachstuhl vordringenden grosseren Saal den mit rotlichem Bottinger Marmor ausgekleideten Marmorsaal Die Raumlichkeiten schmuckt eine Fulle reicher Rokoko Stuckaturen die ihrer Qualitat nach von auswartigen Kunstlern und Kunsthandwerkern vielleicht aus Ansbach oder Stuttgart ausgefuhrt worden sein mussen Der begrenzte Platz vor der Westfassade liess nur wenig Raum fur einen Garten Retti platzierte vor die Gebaudefront eine mit Vasen besetzte Balustrade mit zwei Kieswegen auf die durch ein Portal in der sudlichen Umfassungsmauer der Anlage der Hauptzugang fuhrt Westlich der Balustrade schliessen sich ein kleiner Hof und der Garten an der zum Ort im Westen hin an einer hohen Stutzmauer endet Auf der Nordseite des Gartens wurden noch ein Orangeriegebaude und ein Teehaus errichtet die ihren Formen nach vermutlich ebenfalls auf Retti zuruckgehen Spatere Besitzer anderten nur wenig am Gebaude Albert von Hugel liess das Wappen der Killinger im Giebel des Mittelrisaliten durch sein eigenes Familienwappen ersetzen und den baufalligen oberen Teil des Turmes abtragen der ursprunglich einige Meter uber das restliche Schloss ragte Eine Schlossuhr mit Schlagglocken die vermutlich unter den Killingern eingebaut wurde funktioniert nicht mehr da das teils holzerne Uhrwerk im 20 Jahrhundert ohne Ersatz verkauft wurde Anmerkungen Bearbeiten Einerseits werden Philipp der Reiche von Gemmingen 1518 1571 und die Bauzeit 1536 1550 vermutet so Noller im Heimatbuch Eschenau s Literatur S 137 andererseits Pleickhard von Gemmingen 1536 1594 so Ferdinand Ludwig Immanuel Dillenius Beschreibung des Oberamts Weinsberg Stuttgart 1861 S 230 bzw Pleikard von Gemmingen vor 1573 so Julius Fekete Kunst und Kulturdenkmale in Stadt und Landkreis Heilbronn 2 Aufl Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1662 2 S 271 oder im Jahr 1573 so Obersulm Sechs Dorfer eine Gemeinde Obersulm 1997 S 198 Walther Gerd Fleck s Literatur nennt als Erbauer Pleickardt von Gemmingen vermutlich in den 1570er Jahren Einzelnachweise Bearbeiten Nach Noller Heimatbuch Eschenau s Literatur S 136 Obersulm Sechs Dorfer eine Gemeinde s Literatur S 105 106 Judisches Altersheim im Schloss nach Obersulm Sechs Dorfer eine Gemeinde s Literatur S 343 345 Martin Ulmer Martin Ritter Hrsg Das judische Zwangsaltenheim Eschenau und seine Bewohner Barbara Staudacher Verlag Horb Rexingen 2013 ISBN 978 3 928213 20 2 Literatur BearbeitenDas Schloss Eschenau In Walther Gerd Fleck Burgen und Schlosser in Nordwurttemberg Weidlich Frankfurt am Main 1979 ISBN 3 8035 1014 7 S 162 172 Friedrich Abendschein Helmut Noller Heimatbuch Eschenau Noller Eschenau 1984 S 56 61 107 145 Obersulm Sechs Dorfer eine Gemeinde Gemeinde Obersulm Obersulm 1997 Martin Ulmer Martin Ritter Hrsg Das judische Zwangsaltenheim Eschenau und seine Bewohner Barbara Staudacher Verlag Horb Rexingen 2013 ISBN 978 3 928213 20 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Eschenau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 49 1375 9 4034583333333 Koordinaten 49 8 15 N 9 24 12 4 O Liste der Burgen und Schlosser in Stadt und Landkreis Heilbronn Schlosser Schloss Affaltrach Schloss Assumstadt Schloss Babstadt Wasserschloss Bad Rappenau Unteres Schloss Beilstein Meierei Bonfeld Oberschloss Bonfeld Palais Brackenheim Schloss Brackenheim Schloss Burg Schloss Domeneck Schloss Eschenau Schloss Furfeld Unterschloss Gemmingen Greckenschloss Schloss Grombach Deutschhof Heilbronn Schloss Heinsheim Schloss Heuchlingen Schloss Horneck Schloss Ittlingen Rotes Schloss Jagsthausen Weisses Schloss Jagsthausen Deutschordensschloss Kirchhausen Neippergsches Schloss Klingenberg Neuer Bau Lauffen Schloss Lautenbach Wasserschloss Lautereck Schloss Lehen Schloss Lehrensteinsfeld Schloss Liebenstein Schloss Magenheim Schloss Massenbach Deutschordensschloss Neckarsulm Schloss Neudenau Schloss Neuenstadt Schloss Oedheim Schloss Presteneck Schloss Rohrbach am Giesshubel Schloss Schomberg Schloss Schwaigern Schloss Siegelsbach Schloss Stocksberg Oberes Schloss Talheim Unteres Schloss Talheim Schloss Weiler Wormser Hof in Wimpfen Schloss ZaberfeldHerrensitze Chanowskysches Schlosschen Cotta sche Villa Neues Schlosschen Michelbach Herrenhaus Oberbiegelhof Schloss Obergimpern St Andresches Schlosschen Oberes Schloss Stein am Kocher Trappenseeschlosschen Schloss Treschklingen Gemmingensches Schloss Widdern Gemminger Hof in WimpfenVerschwundene Schlosser Wasserschloss Adelshofen Blass sches 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