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Der Bottinger Marmor auch Bottinger Bandmarmor oder Bandermarmor genannt ist ein besonderer und oft rotlich gebanderter Thermalsinterkalkstein in einem kleinen Steinbruch der fur die Offentlichkeit gesperrt ist Dieser Steinbruch befindet sich im Ortsteil Bottingen der Stadt Munsingen im Landkreis Reutlingen in Baden Wurttemberg Bottinger MarmorThermalspalte des Bottinger Vulkans Gruppe Schwabischer Vulkan Dieser farbige Sinterkalk ist eine besondere Raritat in geologischer mineralogischer und palaontologischer Hinsicht Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Entstehung 3 Verwendung 3 1 Bandermarmor 3 2 Wilder Marmor bzw Wallsinter 3 3 Abbausituation 3 4 Fotos 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDer Bottinger Marmor ist eine erdgeschichtliche und petrographische Besonderheit in Baden Wurttemberg und des UNESCO Global Geoparks Schwabische Alb Seine Farben wechseln rindenartig von nahezu Weiss bis Gelblich Rotlich bis Dunkelrot und Dunkelbraun 1 Der deutlich gebanderte Marmor ist vor 14 Millionen Jahren durch Kalksedimentation in einer senkrechten Quellspalte in der Region zwischen Schopfloch Randecker Maar und Bottingen entstanden Das Gestein besteht uberwiegend aus Calcit Geringe Anteile von Tonerde und Hamatit sind nachgewiesen Letzteres ist farbgebend am Gesteinsaufbau beteiligt 2 Entstehung BearbeitenDer Thermalsinterkalk entstand vor etwa 14 Millionen Jahren im Jungtertiar Untermiozan am Austrittspunkt kalkhaltiger Quellen bzw Geysiren des Bottinger Tuffschlots 3 Das Gebiet um diesen Tuffschlot befindet sich in der Landschaft der Schwabischen Vulkane von denen 1974 uber 350 wissenschaftlich nachgewiesen waren 4 Die Entstehung des Bottinger Marmors wird folgendermassen erklart Durch heftige explosive Eruptionen wurden basaltische Tuffe am Vulkanschlot bei Bottingen ausgeschleudert die teilweise wieder in den Schlot zuruckfielen und ihn verfullten Durch Erdbeben offneten sich in dem Schlot Spalten durch die heisse CO2 haltige Wasser aufstiegen Die Wasser losten Calciumcarbonat aus den vorhandenen machtigen Kalksteinschichten Aus den basaltischen Tuffen wurden Eisenbestandteile gelost vor allem Hamatit 0 2 bis 1 9 Vol die die Farbung des Bottinger Marmors verursachten Der in den Wasser geloste Kalk wurde ausgefallt und Schicht um Schicht setzte sich Bottinger Marmor an den nahezu senkrechten Spalten ab Die Machtigkeit dieser abgelagerten Schichten betragt bis zu vier Meter und je nach Eisengehalten farbten sich diese unterschiedlich Ein weiterer Gesteinstyp entstand Neben den mit Bandermarmor verfullten Spalten im Vulkanschlot befindet sich der sogenannte Wallmarmor bzw Wilde Marmor in roten und weissen ein bis zehn Zentimetern breiten Bandern In diesem Wallsinter befinden sich Tier und Pflanzenfossilien die auf eine bewaldete Landschaft hinweisen Des Weiteren enthalt der Wilde Marmor Gesteinsstucke aus kavernosem Travertin Weissjura und Tuff Es wird angenommen dass sich im Gebiet des Schwabischen Vulkans zum Teil ahnliche Gesteinsbildungen vollzogen haben Allerdings seien diese Gesteine heute noch vereinzelt und marginal vorhanden und grosstenteils von Erosion vernichtet worden Nachdem die aufsteigenden Wasser versiegten setzte am Vulkanschlot bei Bottingen Erosion ein und die sich uber das Landschaftsniveau erhebenden Vulkanrander des Bottinger Vulkans wurden eingeebnet 5 Verwendung BearbeitenBandermarmor Bearbeiten Seine marmorartige Banderung und Polierbarkeit machten den Bottinger Marmor im spaten 18 und im 19 Jahrhundert zu einem begehrten Dekorstein Seine bedeutendste kulturhistorische Verwendung erfuhr er im 18 Jahrhundert beim Ausbau des Neuen Schlosses in Stuttgart Verwendet wurde Bottinger Marmor vor allem fur Wandbekleidungen Saulen Baluster profilierte Gesimse Vasen und Kleinkunst wie Dosen Schatullen Teller oder neuerdings kleine Skulpturen und polierte Mustersteine die die Banderung hervorheben 6 Bis Mitte des 18 Jahrhunderts wurde der Stein nur ortlich als Baumaterial verwendet fur Kellerwande als Pflastersteine fur Turschwellen und fur Schweinestalle Die Altarverkleidung in der Kirche in Mehrstetten und das Kriegerdenkmal auf dem Rathausplatz in Bottingen bestehen aus Bottinger Marmor Beim Ausbau des Stuttgarter Residenzschlosses Neues Schloss 1760 bis 1762 kam der Bottinger Marmor zu herrschaftlichen Ehren Fur den Marmorsaal und die reprasentativen Treppenaufgange in diesem Schloss wurde er fur Wandverkleidungen verwendet Nachdem das Schloss im Zweiten Weltkrieg zerstort worden war konnte dafur beim Wiederaufbau 1958 und 1964 Ersatzgestein im Steinbruch abgebaut und verwendet werden Danach wurde der Steinbruch geschlossen Auch im Residenzschloss Ludwigsburg wurde der gebanderte Stein vereinzelt fur Wandverkleidung und Tischplatten verwendet 1 Das Gestein wird auch heute in Kleinstmengen kunstgewerblich verarbeitet und poliert Wilder Marmor bzw Wallsinter Bearbeiten Der rot und weiss gebanderte Wilde Marmor wurde regional fur Mauersteine verwendet Bei Verwendung fur die Terrazzoherstellung wurde er zu 8 bis 10 mm Kornern zerkleinert Wobei insbesondere rot gefarbte Wilde Marmore bevorzugt gehandelt war 6 Abbausituation Bearbeiten Der Bottinger Marmor soll 1750 beim Bau eines Wohnhauses zufallig entdeckt worden sein Er wurde im 18 Jahrhundert im Marmorsaal und Treppenhaus des Neuen Schlosses in Stuttgart verbaut Der Abbau war wegen der nahezu senkrechten Lagerung und der geringen Machtigkeit der Schichten problematisch Abgebaut wurde in zwei Steinbruchen die sich im Nordosten von Bottingen erstreckten Die Grosse des Vorkommen ist nicht genau bekannt und musste durch Schragbohrungen erkundet werden Der Gesteinsabbau von Wildem Marmor wurde Anfang der 1960er Jahre wegen geringer Nachfrage und Bandermarmor 1964 nach Fertigstellung der Wiederherstellung des Stuttgarter Neuen Schlosses eingestellt 6 Der Steinbruch ist seit Einstellung des Abbaus wegen Steinschlaggefahren nicht betretbar Fotos Bearbeiten nbsp Wandverkleidung in den unterschiedlichen Farben des Bottinger Marmors im Treppenhaus des Neuen Schlosses in Stuttgart nbsp Der Marmorsaal im Neuen Schloss in Stuttgart ist ebenfalls aufwandig mit verschiedenfarbigem Bottinger Marmor verkleidet nbsp Gefallenendenkmal auf dem Rathausplatz in Bottingen nbsp Gelbliches Muster des Bottinger Marmors mit deutlich erkennbarer BanderungLiteratur BearbeitenJohannes Baier Geohistorische Bemerkungen zum Vulkanfeld der Schwabischen Alb In Geohistor Blatter 31 1 2 39 64 2020 Johannes Baier Das Urach Kirchheimer Vulkangebiet der Schwabischen Alb In Aufschluss 71 4 224 233 2020 Wilfried Rosendahl Matthias Lopez Correa Christoph Grunert Thilo Muller Hrsg Der Bottinger Marmor Bunter Fels aus heissen Quellen Grabenstetter Hohlenkundliches Heft Nr 6 Staatsanzeiger Verlag Stuttgart 2003 ISBN 3 929981 48 3 Johannes Baier Die Geologie des Ulmer Raums Documenta Naturae 173 Verlag Documenta Naturae Munchen 2009 ISBN 978 3 86544 173 7 S 1 44 Otto Maussnest Die Eruptionspunkte des Schwabischen Vulkans Teil II In Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 125 Nr 51 1974 S 23 54 Maussnest 1974 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bottinger Marmor Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bottinger Marmor im Sudwestfernsehen 20 August 2005 Bottinger Marmor Steine wie Bauchspeck SWR regional Marmorbruch Bottingen im Februar 1939 Themenpark Umwelt Einzelnachweise Bearbeiten a b Ulrich Sach Bottinger Marmor Sammlung Fritz Genkinger Hrsg Freundeskreis Fritz Grenkinger e V Verlag Regionalkultur e V Ubstadt Weiher Heidelberg Neustadt a d W Basel 2014 ISBN 978 3 89735 817 1 Manfred Frank Die naturlichen Bausteine und Gesteinsbaustoffe Wurttembergs Stuttgart E Schweizerbart 1944 Johannes Baier Das Urach Kirchheimer Vulkangebiet der Schwabischen Alb In Aufschluss 71 4 S 224 233 2020 Mausnest Eruptionspunkte Sie Literatur Wolfgang Werner Bottinger Marmor In Naturwerksteine aus Baden Wurttemberg Vorkommen Beschaffung und Nutzung S 157 165 Hrsg v Landesamt fur Geologie Rohstoffe und Bergbau Russelsheim 2013 ISBN 978 3 00 041100 7 a b c Wolfgang Werner Gauinger Sonderbucher und Riedlinger Travertin In Naturwerksteine aus Baden Wurttemberg Vorkommen Beschaffung und Nutzung S 165 Hrsg v Landesamt fur Geologie Rohstoffe und Bergbau Russelsheim 2013 ISBN 978 3 00 041100 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bottinger Marmor amp oldid 237413127