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Die Neustadter Kirche auch Neustadter Universitatskirche ist das barocke Kirchengebaude der evangelisch lutherischen Gemeinde in der 1686 gegrundeten Neustadt Erlangen sowie seit 1837 Universitatskirche der Friedrich Alexander Universitat Erlangen Nurnberg Neben der evangelisch reformierten Hugenottenkirche und der ebenfalls evangelisch lutherischen Altstadter Dreifaltigkeitskirche ist sie eine der drei grossen Kirchen der Erlanger Innenstadt deren Turme bis heute das Stadtbild pragen Aussenansicht der Neustadter Kirche von Osten 2008 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung einer lutherischen Gemeinde in Christian Erlangen 1 2 Lange Bauphase aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten 1 3 Jungere Geschichte 1 4 Besondere Ereignisse 2 Architektur 2 1 Drei Kirchen im Konzept der barocken Planstadt 2 2 Aussenbau und Fassade 2 3 Turm 2 4 Innenraum 3 Ausstattung 3 1 Kanzelaltar 3 2 Speisgitter 3 3 Abendmahlstisch 3 4 Taufstein 4 Deckengemalde 4 1 Deckengemalde im Kirchenschiff 4 2 Deckengemalde im Altarraum 5 Orgeln 5 1 Barocke Glis Orgel 5 2 Umbauten im 19 und 20 Jahrhundert 5 3 Heutiges Orgelwerk 5 4 Chororgel 6 Glocken 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEntstehung einer lutherischen Gemeinde in Christian Erlangen Bearbeiten Nachdem 1686 mit dem Bau der Christian Erlangen von 1701 bis 1812 offizielle Bezeichnung fur die heutige Neustadt fur die heute als Hugenotten bezeichneten franzosischen Glaubensfluchtlinge begonnen worden war zogen zunehmend auch Deutsch Reformierte und Lutheraner zu Letztere waren zunachst der Altstadter Pfarrei zugehorig bevor am 22 Januar 1703 der Erlass zur Gemeindegrundung von Markgraf Christian Ernst unterzeichnet wurde Noch im selben Jahr wurde der heute als Neustadter Friedhof bekannte Gottesacker in der Ausseren Brucker Strasse angelegt Anfangs benutzte die neu gegrundete Gemeinde noch die Sophienkirche der unmittelbar angrenzenden Ritterakademie der Vorgangerin der heutigen Universitat fur ihre Gottesdienste Dieses Gotteshaus wurde 1964 abgebrochen Heute sind nur noch Teile der Fassade erhalten die dem in den 1960er Jahren an gleicher Stelle erbauten Geschaftshaus vorgeblendet wurden 1 2 Lange Bauphase aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten Bearbeiten Die heutige Kirche wurde ab 1722 errichtet als einer von zahlreichen Kirchenbauten die in der Barockzeit in Erlangen entstanden Daher gab es erhebliche Finanzierungsprobleme was die Bauarbeiten stark verzogerte Zwar spendete der Bayreuther Markgraf 500 Gulden fur den Bau die franzosisch 150 Gulden und deutsch reformierte 73 Gulden Gemeinde Erlangens beteiligten sich finanziell und die Gemeindemitglieder spendeten zwischen 1721 und 1740 rund 10 000 Gulden Dennoch mussten die Gemeindemitglieder ab 1720 auf Kollektenreisen und Wirtshausern Geld fur den Kirchenbau sammeln um die Bausumme von insgesamt rund 35 000 Gulden aufbringen zu konnen Diese fiel auch deshalb so hoch aus weil man wie in alten Dokumenten uberliefert die evangelisch lutherische Hauptkirche fur Erlangen und Umgebung schaffen wollte was 1725 durch die Schaffung einer eigenen Superintendentur zuvor gehorte man zur Superintendentur Baiersdorf betont wurde 2 Der Plane fur den Kirchenbau sind wohl dem Bayreuther Hofbauinspektor Johann David Rantz zuzuschreiben der auch den Kanzelaltar der Altstadter Kirche entwarf Von ihm ist allerdings nur eine Entwurfszeichnung der Sudseite aus dem Jahr 1726 erhalten Die Bauaufsicht oblag bis 1730 dem bayreuthischen Landbaumeister Wenzel Perner dann seinem Nachfolger Johann Georg Weiss der unter anderem von 1731 bis 1736 das Altstadter Rathaus errichtete Als Maurermeister war Johann Georg Kannhauser wohl nicht nur fur die praktische Bauausfuhrung zustandig wie insbesondere am Kirchturm erkennbar ist Perner war nicht nur Baumeister des Wiederaufbaus der Altstadter Kirche sondern gemeinsam mit Peter Franz Navelot auch Erbauer des Turmes der Hugenottenkirche in den Jahren 1732 bis 1736 1 2 Die Grundsteinlegung erfolgte wohl aus Grunden der Sparsamkeit ohne grossere Feier am 19 Juni 1725 Der Dachstuhl und eine erste Kanzel Vorgangerin des heutigen Kanzelaltares wurden bereits 1733 fertiggestellt Am 8 Dezember 1737 wurde die Kirche obwohl nur provisorisch fertiggestellt durch Superintendent Achiatius Severinus Memminger geweiht 1744 wurde der bis heute erhaltene Kanzelaltar erbaut und die Sakristei mit darunter liegender Gruft eingerichtet Damit war die Bauphase der Kirche im Wesentlichen abgeschlossen Das beiden oberen Turmgeschosse wurden 1765 fertiggestellt den Turmhelm samt Laterne setzte man erst 1830 auf 2 Jungere Geschichte Bearbeiten Im Jahr 1904 wurde eine umfangreiche Innenrenovierung vorgenommen Dabei wurden die verglasten Seitenteile des Kanzelaltares durch Mauerwerk ersetzt und der dahinter liegende Raum mit einer Zwischendecke ausgestattet Dadurch entstand die heutige Sakristei die seither regelmassig fur kleinere Gottesdienste genutzt zum Beispiel fur die sonntaglichen Fruhgottesdienst Nachdem die Kirche und insbesondere die qualitatvollen Deckengemalde Christian Leinbergers im Zweiten Weltkrieg schwer beschadigt wurden konnte dies 1955 beseitigt werden Von 1979 bis 1982 zog sich eine aufwandige Gesamtrenovierung hin Dabei war die Kirche komplett gesperrt die Gemeinde musste fur ihre Gottesdienst in das lutherische Gemeindehaus am Bohlenplatz die fruhere deutsch reformierte Kirche ausweichen Zum 250 jahrigen Weihejubilaum 1987 erhielt die Kirche im Wesentlichen finanziert durch eine grosszugige Einzelspende einen neuen Abendmahlstisch der naher am Kirchengestuhl platziert wurde als der bisherige Altar 3 Besondere Ereignisse Bearbeiten nbsp Festzug in die Neustadter Kirche bei der Einweihung der Universitat Erlangen am 4 November 1743 Kupferstich Am 4 November 1743 wurde die Erlanger Universitat mit einem Gottesdienst in der Neustadter Kirche der neuen Hauptkirche der Stadt offiziell eroffnet 2 Obwohl die Universitatsparochie 1814 aufgelost und der Neustadter Gemeinde angegliedert wurde fanden die Universitatsgottesdienste weiterhin in der Sophienkirche und spater als diese nicht mehr fur Gottesdienste genutzt wurde in der franzosisch reformierten Kirche der heutigen Hugenottenkirche statt Erst 1837 wurde die Neustadter Kirche zur Universitatskirche Seither findet wahrend der Vorlesungszeit jeden zweiten Sonntag ein Universitatsgottesdienst statt Universitatsprediger ist stets ein Professor des Fachbereichs Theologie Bedeutende Vertreter waren unter anderem Adolf Harless und Gottfried Thomasius die im 19 Jahrhundert die sogenannte Erlanger Theologie pragten sowie Paul Althaus und Walter Kunneth die das Amt im 20 Jahrhundert ausubten 1 4 Seit 2020 hat Ursula Roth die zugleich den Lehrstuhl fur Praktische Theologie leitet das Amt der Universitatspredigerin inne In der Gruft der Neustadter Kirche wurden zahlreiche zumeist adlige Personen bestattet als letzte die Markgrafin Sophie Caroline Marie von Braunschweig Wolfenbuttel die am 22 Dezember 1817 verstarb 1 Der frankisch preussische Rechtsphilosoph und konservative Politiker Friedrich Julius Stahl spater Professor an der Erlanger Universitat trat am 6 November 1819 durch die Taufe in der Neustadter Kirche vom Judentum zum Protestantismus uber 5 Im Jahr 1850 fand auf Initiative des Professors Karl Georg von Raumer und des Vikars Julius Schunck in der Neustadter Kirche der erste Kindergottesdienst Deutschlands statt 4 1854 wurde auf Veranlassung Theodosius Harnacks in der Neustadter Gemeinde das Institut fur Kirchenmusik gegrundet Zusammen mit der 1984 gegrundeten Neustadter Kantorei werden bis heute jedes Jahr zahlreiche Konzerte in der Neustadter Kirche veranstaltet Dadurch gilt diese als lebendiges Zentrum der Kirchenmusik in Erlangen und Umgebung 4 Architektur Bearbeiten nbsp Neustadter Kirche vom Dach der Erlangen Arcaden 2012 Drei Kirchen im Konzept der barocken Planstadt Bearbeiten Die Neustadter Kirche bildet mit der Altstadter Kirche und der Hugenottenkirche eine architektonische Einheit Dies wurde moglich weil die Altstadter Kirche beim Altstadtbrand im Jahr 1706 zerstort wurde und somit bei ihrem Neubau von 1709 bis 1721 in das Konzept der Neustadt die als barocke Planstadt angelegt wurde einbezogen werden konnte Die Einheit wird an der Lage deutlich Alle drei Kirchen befinden sich um jeweils einen Gebaudeblock versetzt entlang der zentralen Nord Sud Achse die von der heutigen Hauptstrasse gebildet wird Neustadter und Altstadter Kirche liegen dabei auf einer ostlichen Parallelen zur eigentlichen Hauptstrasse auf der auch das Schloss angeordnet ist in der Altstadt knickt die Hauptstrasse aus topographischen Grunden von ihrer eigentlichen Geraden ab und erreicht die Altstadter Kirche genau auf dieser Parallele Die beiden lutherischen Kirchen Altstadter und Neustadter Kirche sind dabei geostet der Chor befindet sich also jeweils auf der Ostseite Die Turme stehen auf der Westseite der jeweiligen Kirche Die Hugenottenkirche ist genau spiegelverkehrt angelegt Aussenbau und Fassade Bearbeiten Die aus unverputzten Sandsteinquadern erbaute Neustadter Kirche wurde also innerhalb einer weitgehend festgelegten stadtebaulichen Situation errichtet Das Aussere der Kirche klar und uberzeugend gegliedert kommt in den engen Strassenzugen der Innenstadt kaum zur Geltung lediglich von Osten gibt die zuruckgesetzte so den Neustadter Kirchenplatz bildende Hauserfront den Blick auf den zweijochigen Chor mit halbrundem Schluss frei Dieser ist mit dem etwas breiteren sieben Joche umfassenden Langhaus unter einem gemeinsamen Satteldach vereinigt Langhaus und Chor sind in der gleichen Art und Weise gegliedert namlich durch flache Pilaster mit dorischen Kapitellen Das breite Kranzgebalk wird durch Diglyphen aufgelockert 6 Die Fenster sind dem barocken Zeitgeschmack entsprechend rundbogig abgeschlossen wobei diese Rundbogenform zusatzlich durch den Verlauf einer einfachen Fensterverdachung betont wird Da je zwei Reihen rundbogig abschliessender Fenster ubereinander stehen wird bereits von aussen bereits angedeutet dass sich innen wie lutherischen Kirchen dieser Zeitstellung ublich seitliche Emporen befinden Beide Fensterreihen stehen auf einem schmalen aber deutlich aus der Wandebene hervortretenden Sohlbankgesims das hinter den Pilastern weiterzulaufen scheint Somit entsteht neben der starken Betonung der Vertikalen auch eine umlaufende Horizontale Im mittleren Langhausjoch befindet sich anstelle der unteren Fenster jeweils ein aufwandig gestaltetes Portal daruber ein kleines Ovalfenster Nord und Sudportal sind von korinthischen Saulen flankiert Im westlichen und ostlichen Langhausjoch wurde auf Fenster verzichtet da sich hier die Treppenturme zum Aufgang auf die beiden Emporen befinden Auch im Chorscheitel ist das untere Fenster nicht vorhanden stattdessen befindet sich hier der schlichte Eingang zur Sakristei in Form eines schlichten rundbogigen Portals 6 Turm Bearbeiten nbsp Turm der Neustadter Kirche 2010 Der Turm der Neustadter Kirche ist mit 60 Metern Hohe der hochste Kirchturm Erlangens Betrachtet man ihn so stellt man fest dass er viergeschossig aufgebaut und die klassische Abfolge der antiken Saulenordnungen zeigt Damit nimmt er ein Konzept auf das alle drei grossen Innenstadtkirchen verbindet Der Turm ist uber quadratischem Grundriss erbaut die einzelne Geschosse sind durch weit auskragendes Gesims deutlich voneinander abgegrenzt Im untersten Geschoss wird die Gliederung durch Pilaster mit dorischen Kapitelle wie sie an Chor und Langhaus zu beobachten ist fortgefuhrt Dementsprechend besitzt das Geschoss auch die gleiche Hohe wie die Seitenwande des Langhauses Das zweite Geschoss das etwa bis zur Firsthohe reicht wird von Pilastern mit ionischen Kapitellen gegliedert Hier befinden sich nach drei Seiten hin die Ostseite wird vom Dachstuhl verdeckt rundbogige Schalloffnungen 6 Das dritte Turmgeschoss das von korinthischen Kapitellen gepragt ist tragt aufgrund seiner spaten Entstehungszeit die aufwandigsten Verzierung Hier befinden sich diesmal zu allen Seiten hin weitere rundbogige Schalloffnungen Diese sind mit einem balustradenartigen Gelander versehen und werden von zwei Pilastern mit korinthischen Kapitellen flankiert Letztere enden in stark profiliertem Gebalk das sich in der Mitte zu einer segmentbogigen Bekronung der Klangarkade aufschwingt Ahnliche Bekronungen finden sich an den Turmuhren Diese sind im dritten Turmgeschoss unmittelbar unterhalb der Aussichtsplattform angeordnet die diese Geschoss abschliesst Darauf erhebt sich ein beinahe zierlich wirkender oktogonaler Aufsatz der nach oben hin mittels eines kuppelartigen Helmes mit Laterne abschliesst 6 Innenraum Bearbeiten Neben Nord und Sudportal welche die Hauptzugange zum Kircheninneren bilden befindet sich auch im Turmerdgeschoss ein Portal das vornehmlich fur feierliche Einzuge verwendet wird Alle drei Portale verfugen noch uber die kunstvollen Schlosser und Beschlage aus der Entstehungszeit der Kirche Durch die Lage der Zugange ergeben sich im Innenraum ein Langs und ein Quergang die sich genau im Mittelpunkt des Langhauses kreuzen Diese Stelle ist in dem aus Solnhofener Platten bestehenden Bodenbelag durch einen Stern hervorgehoben Das Gestuhl ist somit in vier Blocke unterteilt Fruher waren alle Bankreihen durch Turen geschlossen wie heute noch in der vorderste Reihe zu sehen Ausserdem zieht sich entlang der Seitenwande und der Ruckwand eine Bankreihe die fruher durch Glasscheibe vom Kirchenraum abgetrennt war Dies waren die privilegierten Platze fur hohergestellte Kirchenbesucher Da der Kanzelaltar der Abendmahlstisch und der Taufstein also die Prinzipalstucke der Kirchenausstattung genau auf einer Linie mit dem Westportal angeordnet sind ergibt sich dennoch eine starke Betonung der Langsachse Dieser Eindruck wird durch die Anordnung der Deckengemalde und die seitlichen Doppelemporen noch verstarkt 6 7 Beide Emporen werden von aus den Seitenwanden auskragenden Konsolen aus Eichenholz die in Voluten enden getragen und seit 1743 durch Rundsaulen mit ionisierenden Kapitellen die sich nach oben hin verjungen unterstutzt Dass letztere nicht von Anfang geplant waren sondern erst aus Angst vor zu hoher Belastung durch vielen Kirchenbesucher bei der Einweihungsfeier der Universitat hinzugefugt wurden sieht man daran dass nicht unter jedem Unterzug eine Saule steht Erst zur Hundertjahrfeier der Neustadter Kirche 1837 erhielten die Emporen ihren charakteristischen Anstrich der einen Kontrast zu dem mit gestossenem Malachit versetzten Grunton der Wande bildet 7 Die Aufgange zu den Emporen befinden sich in vier von aussen und innen zuganglichen Treppenturmen zwei auf der Westseite der Kirche und zwei auf der Ostseite im Winkel zwischen Langhaus und Chor Auf der Westseite befinden sich zwei jeweils gegenlaufig angelegte Treppenanlagen auf der Ostseite zwei einfache Wendeltreppe wobei hier die Rundung des Treppenhauses vom Innenraum aus zu sehen ist und den Ubergang zwischen Langhaus und Chor vermittelt Wahrend die untere Empore drei der vier Langhausseiten umschliesst und im ruckwartigen Bereich viel Platz fur die Hauptorgel und einen Chor bietet wurde der hintere Teil der oberen Empore im Jahr 1918 entfernt Diese zieht sich also nur noch entlang der Nord und Sudseite des Langhauses Auf den beiden Emporen befindet sich festes Gestuhl sondern lediglich lose aufgestellte Banke 7 Der Bereich der Apsis also der Chorscheitel ist durch den Kanzelaltar und zwei aufgemauerte Seitenteile vor 1904 Verglasung sowie eine Zwischendecke knapp unterhalb der oberen Fensterreihe vom ubrigen Kirchenraum getrennt Hier befindet sich die Sakristei der Neustadter Kirche die somit nicht in einen das architektonische Konzept storenden Anbau ausgelagert werden muss Gleichzeitig wird dieser Raum fur Gottesdienste in kleinerem Rahmen genutzt zum Beispiel fur die sonntaglichen Fruhgottesdienste Unterhalb der Sakristei befindet sich seit 1744 eine Krypta in der zahlreiche Adlige insbesondere einige Markgrafen von Bayreuth bestattet sind 7 Ausstattung BearbeitenKanzelaltar Bearbeiten Die Kanzel der Neustadter Kirche wurde 1733 von Johann David Rantz der auch die Plane fur den Bau entwarf fertiggestellt Das auffalligste Gestaltungsmerkmal ist eine grosse Engelsfigur die den von kleineren Engeln gesaumten Korpus tragt 1744 errichtete man um diese Kanzel herum den heutigen Kanzelaltar der typisch fur lutherische Kirchen im sogenannten Markgrafenstil ist In ihm kommt die Gleichwertigkeit von Wort und Sakrament im evangelischen Gottesdienst zum Ausdruck Fur den Kanzelaltar wurden Teile des im Dezember 1743 abgebrochenen Altares der Konkordienkirche verwendet Direkt uber dem Altartisch mit einem Kruzifix von 1735 erhebt sich die Kanzel die von zweimal drei sich nach oben hin verjungenden Rundsaulen flankiert wird Dabei ist die mittlere Saule deutlich in den Raum vorgeruckt Die Saulen stehen allesamt auf hohen Sockeln und besitzen ionisierende Kapitelle Sie tragen ein kraftiges weit auskragendes verkropftes Gebalk in das auch der auf der Schalldeckel der Kanzel einbezogen ist An dessen Unterseite befindet sich eine Darstellung der Heilig Geist Taube im Halbrelief und das Bibelzitat Nicht ihr seid es die da reden sondern meines Vaters Geist ist es der durch euch redet Mt 10 20 EU 8 Daruber gleichsam in einer zweiten Ebene die wiederum von zweimal drei Saulen begleitet wird befindet sich ein grosses Gemalde des Christus als Guter Hirte der dem verlorenen Schaf nachgeht Dieses Bild war von 1755 bis 1903 im Kirchensiegel der Neustadter Gemeinde dargestellt Daruber ist ein weiteres Gemalde mit zahlreichen Engeln und dem hebraisch geschriebenen Gottesnamen zu sehen Beide schuf Martin Simon Glaser im Jahr 1744 Auf dem nach hin abschliessenden Gebalk des Kanzelaltares sitzen zahlreichen weitere Engelsfiguren der Blick stets zur Mitte hin eben auf Kanzel und Altar gerichtet ist Mittig am Gebalk ist eine Kartusche mit Wappen des Markgrafen Friedrich III das ein grosses F enthalt angebracht Der Markgraf war seinerzeit als Landesherr Garant fur die evangelisch lutherische Religionsausubung deshalb wurde seinem Signet ein wichtiger Platz am Altar eingeraumt Auch die vergoldete Krone die fruher zuoberst am Altar angebracht war und heute nur mehr den Schalldeckel der Kanzel ziert stand symbolhaft fur den Landesherrn 8 An der Ruckwand der Kirche befinden sich heute zwei Gemalde die Kopien der Durer Apostel darstellen Sie wurden im Jahr 1905 von Malerpfarrer Georg Bickel aus Monchsroth geschaffen und waren ursprunglich fur die neu aufgemauerten Seitenteile des Kanzelaltares vorgesehen 8 Speisgitter Bearbeiten Vor dem Altartisch befindet sich ein kleines um zwei Stufen erhohtes Podest das von einem kunstvoll gestalteten schmiedeeisernen Speisgitter eingerahmt wird Es stammt wie Teile des Altares ursprunglich aus der Konkordienkirche und wurde 1753 in die Neustadter Kirche verbracht Im Gitter erkennt man neben dem schwarzen Preussischen Adler auch die ineinander verschlungenen Buchstaben E und S die auf die Stifterin des Speisgitters die Markgrafin Elisabeth Sophie verweisen Ursprunglich war das Gitter allseitig geschlossen und der Pfarrer gelangte durch eine Tur in der Vorderseite des Gitters zum Altar Dies war jedoch bei der Abendmahlsspendung hinderlich sodass die Vorderseite spater entfernt wurde und nur die seitlichen Gelander erhalten blieben 8 Abendmahlstisch Bearbeiten Anlasslich des 250 Jahrestages ihrer Einweihung erhielt die Neustadter Kirche im Jahr 1987 einen neuen modern gestalteten Abendmahlstisch der von dem Nurnberger Bildhauer Heinz Heiber geschaffen wurde Dieser wurde ausgehend von den Erfahrungen die man wahrend der Kirchenrenovierung 1979 bis 1982 bei Gottesdiensten im Gemeindehaus am Bohlenplatz sammelte moglichst nah an der Gemeinde auf weit in das Langhaus vorgezogenen Altarinsel platziert Im Gegensatz dazu steht der historische Kanzelaltar maximal weit von den Kirchenbesuchern entfernt Nachdem die Finanzierung durch eine grosszugige Spende ermoglicht wurde schuf Heiber eine grosse runden Altartisch aus Eichenholz dessen Platte die zentrale lebensgrosse Figur des auferstehenden Christus durchbricht Symbolhaft ist auch die gesenkte Kopfhaltung der Figur die noch an das Karfreitagsgeschehen erinnert und Christus als einfachen Menschen erscheinen lasst 9 Taufstein Bearbeiten Exakt auf einer Linie mit Kanzelaltar und Abendmahlstisch steht der barocke Taufstein von 1707 der ursprunglich aus der Sophienkirche stammt Er wurde in der Mittelachse des Langhauses etwa auf Hohe der vordersten Bankreihe platziert Laut Inschrift wurde er von dem Mehlhandler Johann Lescher gestiftet Der kunstvoll mit Engelskopfen und Akanthusblattern verzierte und teilweise vergoldete Fuss tragt ein geripptes Becken mit einer ebenfalls vergoldeten Taufschale Letztere ist wahrscheinlich erst spater erganzt worden Insgesamt besitzt der Taufstein eine Kelchform 10 Deckengemalde BearbeitenDie Neustadter Kirche weist eine fur ein evangelisches Gotteshaus sehr reiche Ausmalung auf Der Zyklus an Deckengemalden umfasst die gesamte Langsachse der Kirche vom Chorscheitel bis oberhalb der Orgelempore Die Gemalde an der Spiegeldecke wurden von dem geburtigen Erlanger Maler Christian Leinberger geschaffen sein jungerer Bruder Karl Georg durfte ebenfalls mitgewirkt haben Die Bruder Leinberger arbeiteten dabei grosstenteils ohne Stuck dieser wird zwar als Gestaltungselement eingesetzt ist aber lediglich in illusionistischer Manier aufgemalt Dieser Behelf ist wohl auf Geldmangel zuruckzufuhren alleine die Malerei kostete rund 2000 Gulden also ein Funftel dessen was die Neustadter Gemeinde selbst in 20 Jahren fur den Kirchenbau aufbrachte Aus heutiger Sicht darf dieser Umstand aber wohl als Glucksfall bezeichnet werden da in anderen Kirchen oft zunachst die fur Deckengemalde vorgesehenen Flachen mit Stuck gerahmt wurden und dann fur immer leer blieben z B in der Altstadter Kirche oder erst viel spater ausgemalt wurden z B in der Basilika Gossweinstein 11 Die einzige Ausnahme bilden die Stuckornamente in den Bogenfeldern uber der oberen Fensterreihe Hier erkennt man mehrfach sich wiederholend eine Vase mit Rankwerk und aufgesetztem Baldachin oder eine Muschelform die aus Voluten wachst und daruber Wolken mit abgrenzendem Strahlenkranz 11 Deckengemalde im Kirchenschiff Bearbeiten Wer die Kirche durch das Nord oder Sudportal betritt und dann im Mittelgang stehen bleibt erblickt zuerst das Gemalde von der Geburt Christi Das Geschehen spielt sich uberwiegend im unteren Drittel des Bildfeldes ab Um das auf einer einfachen Kiste liegende Jesuskind scharen sich rechts die Mutter Maria dahinter Josef von links treten Hirten heran um dem Kind zu huldigen Der erste lupft den Hut und opfert dem Kind ein Lamm ein zweiter drangt eine Frau ins Bild die einen Kafig mit zwei Tauben vgl Darstellung des Herrn im Tempel hochhalt Hinter dem Jesuskind stehen ausserdem zwei Kinder von denen eines dem Jesus einen Apfel hinhalt Der Verschlag in dem Christus geboren wird ist stark verfallen und weist durch die sich kreuzenden Bretter bereits auf den Tod Christi hin Unten rechts liegt ein nackter Mann auf einem teuren roten Tuch Dieser lenkt den Blick in das Geschehen hinein und zu dem nach oben hin immer heller und warmer werdenden Himmel der von jubilierenden Engeln bevolkert wird Rechts ist ein Posaunenengel zu sehen links ein anderer mit dem Spruchband GLORIA IN EXCELSIS DEO lat Ehre sei Gott in der Hohe 12 Diesem Gemalde gegenubergestellt ist ein Bild der Kreuzaufrichtung Man sieht es wenn man sich im Mittelgang stehend zum Westportal hinwendet Wie bereits der Titel andeutet scheint der Bildinhalt voller Bewegung zu sein Im Zentrum ist genau der Moment der Kreuzaufrichtung dargestellt Ein Mann zieht dabei von rechts ein Soldat hilft von links nach Zwei deutlich als romische Soldaten erkennbare Manner am linken Bildrand uberwachen das Geschehen Am unteren Bildrand ist Maria die Mutter Jesu zusammengebrochen zwei Frauen kummern sich um sie Der daneben sitzende Lieblingsjunger Johannes blickt zu dem Geschehen in der Bildmitte Ganz unten sind zwei Manner beim Wurfeln um Jesu Rock zu sehen die ansonsten aber desinteressiert an dem Geschehen scheinen Die theologische Absicht dieses Bild ist es also unterschiedliche Verhaltensweisen zu zeigen wie Menschen auf das Kreuzigungsereignis reagieren von Desinteresse uber distanziertes Zuschauen bis hin zum aktiven Mitleid und hier sogar aktiver Mitwirkung 12 Genau in der Kirchenmitte also uber dem Quergang und somit zwischen den beiden bereits beschriebenen Gemalden ist Christi Himmelfahrt dargestellt Wieder nimmt Christus umgeben von einigen Engeln die Bildmitte ein Den Hintergrund bildet ein rotlich gelber Himmel mit Gewolk Die Erde ist nur am unteren Bildrand zu sehen Die zahlreichen Personen die wiederum unterschiedliche Verhaltensweise im Hinblick auf das dargebotene Geschehen zeigen sind im Verhaltnis zu der Zentralfigur Christus gross dargestellt Daher erscheint Christus in gewisser Weise nach oben hin entruckt Vielleicht soll dieses Bild auch eine Art Vierungskuppel darstellen wie sie in der barocken Kirchenarchitektur verbreitet war 12 Wie das zuletzt erwahnte Bild ist auch das Gemalde am Ubergang vom Kirchenschiff zum Altarraum querformatig angelegt Zentrales Thema ist hier wenn auch nicht auf den ersten Blick erkennbar das Auge Gottes Dieses ist mittig an einem wiederum rotlich gelben Himmel in einem gleichseitigen Dreieck zu sehen Es ist mit einer Krone uber Pflanzenwedeln versehen und wird von drei grossen Engeln die mit flatternden Gewandern auf Gewolk sitzen umringt 12 In den Stichkappen oberhalb der funf Fensterachsen des Langhauses befinden sich weitere jedoch kleinere Gemalde Im Uhrzeigersinn beginnend auf der Sudwestseite sind dies die Zehn Gebote der Evangelist Matthaus ein vor Wolken schwebendes Kreuz der Evangelist Markus die Bibel Sudseite die Taufe in Form einer Heilig Geist Taube uber der eine Schussel und eine Kanne dargestellt sind der Evangelist Lukas zwei gekreuzte Schlussel die freilich auf Jesu Wort an Petrus verweisen Mt 16 19 EU der Evangelist Johannes ein Kelch und daruber eine Hostie auf der eine dreifigurige Kreuzigungsgruppe zu erahnen ist Nordseite 12 Am Ubergang zwischen Langhaus und Chor also dort wo sich die Rundungen der Treppenhauser befinden sind findet man weitere in Grisaille ausgefuhrte Gemalde Diese symbolisieren die christlichen Tugenden Geduld und Hoffnung links sowie Glaube und Liebe rechts 12 Deckengemalde im Altarraum Bearbeiten Die Deckengemalde im Altarraum sind fur den Betrachter durch den Kanzelaltar und den Sakristeieinbau nur schwer und zum Teil nicht als Ganzes zu erkennen Das Hauptgemalde im Altarraum zeigt das Pfingstereignis Zu sehen die Apostel die den Heiligen Geist empfangen der sie zu einem Predigen dass alle Menschen unmittelbar verstehen Auf diese Weise ist der Bezug zum Kanzelaltar gegeben der direkt unter dem Gemalde steht In den Stichkappen des Altarraums wiederum beginnend im Sudwesten befinden sich im Uhrzeigersinn folgende Darstellungen Moses Konig David mit der Harfe der Prophet Daniel mit dem Buch und dem Lowenkopf sowie Aaron der in der rechten Hand ein Messer halt und seine Linke bei der Weihe zum Priester vgl Gen 29 10 EU auf den Kopf eines Stieres legt 13 Orgeln BearbeitenDie Geschichte der Orgeln in der Neustadter Kirche reicht bis in die Erbauungszeit zuruck Barocke Glis Orgel Bearbeiten Die erste Orgel der Neustadter Kirche wurde 1741 von dem Nurnberger Orgelbauer Johann Glis errichtet Das Orgelwerk umfasste insgesamt 31 Register auf zwei Manualen und Pedal Das Schleifladeninstrament hatte mechanische Spiel und Registertrakturen der Spieltisch war im Untergehause integriert Von diesem Instrument sind bis heute drei Register erhalten siehe unten sowie der barocke Prospekt der 1741 von dem Bildhauer Antonius Merz gestaltet wurde 14 15 Disposition der Glis Orgel von 1741 16 I Hauptwerk C c30 1 Bordoun 16 0 2 Principal 0 8 0 3 Viola da gamba 0 8 0 4 Quintaton 0 8 0 5 Flute traversiere 0 8 0 6 Human Gedackt0 0 8 0 7 Octava 0 4 0 8 Gemshorn 0 4 0 9 Flauto stoccato 0 4 10 Quinta 0 3 11 Superoctava 0 2 12 Mixtura IV 0 2 II Brustwerk C c313 Grobgedackt 8 14 Rohrflote 8 15 Salicional 8 16 Principal 4 17 Fugara 4 18 Viola 4 19 Kleingedackt 0 4 20 Nassat terz21 Octava 2 22 Quinta 1 1 2 23 Mixtura III 1 24 Vox humana 8 Pedal C c125 Subbass 16 26 Violonbass 16 27 Principalbass 0 8 28 Quintbass 0 6 29 Bassetto 0 4 30 Mixturbass IV 0 2 31 Posaunenbass 0 16 Nebenregister Tremulant Stern Koppeln und Spielhilfen 3 Sperrventile nbsp Prospekt der HauptorgelEr besteht aus einem grau marmorierten Untergehause das gleichsam als Sockel fur das neunteilig gegliederte Hauptwerk und das aufsitzende siebenteilige Oberwerk dient Die verschieden hohen Pfeifenturme der Werke befinden sich in drei Tiefenebenen im Wechsel treten sie gerundet und mit ubereck gestelltem stark verkropftem Abschlussgesims hervor Innerhalb jedes Pfeifenturmes steigen die Pfeifen zur Mitte an und bringen somit zusatzlich zu dem breiten horizontalen Gebalk eine Vertikaltendenz zum Ausdruck Geschnitzte vergoldete Schleierbrette fullen gleich wie Vorhange den freien Raum uber den kleineren Pfeifen und setzen einen farblichen Kontrast zum Silberton der Pfeifen und dem rot marmorierten Gehause Weitere geschnitzte vergoldete Ornamente mitunter auch als Ohren bezeichnet schliessen den Prospekt zur Seiten hin ab 17 Von grosser Bedeutung sind auch die Statuen die sich an dem Barockprospekt befinden Links oben steht Konig David mit Krone goldenem Brustpanzer und Harfe Durch den leicht geoffneten Mund deutet der Kunstler an dass er zu seinem Harfenspiel singt Rechts oben befindet sich die uber die Konfessionsgrenze hinweg als Patronin der Kirchenmusik bekannte Cacilia die in ihrer Rechten ihr Attribut eine kleine Handorgel tragt Sie besitzt eine andachtig lauschende Korper und Kopfhaltung Auf den ausseren Pfeifenturmen des Hauptwerks stehen zwei etwas kleinere Engelsfiguren Die linke ladt mit einer weit ausladenden Geste anscheinend zum Mitsingen ein die rechte halt eine Flote In der Mitte des Hauptwerks sind vier flugellose nackte Putten angeordnet deren Korper jeweils von einem goldenen Tuch umweht wird Die links oben sitzende Putto dirigiert das Konzert der drei anderen die von links nach rechts Flote Violine und Laute spielen 17 Umbauten im 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten Das Orgelwerk von Johan Glis aus dem Jahr 1741 wurde 1819 gereinigt und repariert 16 Ab der Mitte des 19 Jahrhunderts wurde es mehrfach umgebaut um veranderten Stilvorstellungen und Spielpraktiken gerecht zu werden Die Resultate waren nie von lang anhaltendem Erfolg gekront Als erstes wurde die Orgel in den Jahren 1855 1857 von Eberhard Friedrich Walcker aus Ludwigsburg als Opus 149 umgebaut und auf 37 Register erweitert Das Kegelladeninstrument hatte mechanische Spiel und Registertrakturen 14 15 Disposition der Walcker Orgel von 1857 18 I Hauptwerk0 1 Bordun 16 0 2 Prinzipal 0 8 0 3 Flote Major 0 8 0 4 Gedeckt 0 8 0 5 Quintaton 0 8 0 6 Viola di Gamba 0 8 0 7 Quintflote 0 5 1 3 0 8 Oktave 0 4 0 9 Gemshorn 0 4 10 Flauto 0 4 11 Quinte 0 2 2 3 12 Oktave 0 2 13 Mixtur III14 Trompete 0 8 II Oberwerk15 Prinzipal 0 8 16 Rohrflote 0 8 17 Gedeckt 0 8 18 Salizional 0 0 8 19 Dolce 0 8 20 Fugara 0 4 21 Gedeckt 0 4 22 Nasat 0 2 2 3 23 Fugara 0 2 24 Octav 0 2 25 Cornett IV 0 8 26 Fagott Klarinette 0 8 Pedal26 Prinzipal 16 27 Subbass 16 28 Violonbass 16 29 Quintbass 10 2 3 30 Principaloctav 0 0 8 31 Flotenbass 0 8 32 Cello 0 8 33 Quintbass 0 5 1 3 34 Bassetto 0 4 35 Posaune 16 Im Jahr 1896 nahm die Firma G F Steinmeyer amp Co aus Oettingen einen weiteren Umbau vor bei dem der Spieltisch verandert und das ursprunglich mechanische Orgelwerk mit elektropneumatischen Taschenladen ausgestattet wurde 1910 1911 erfolgte wiederum durch Steinmeyer die Erweiterung um vier Register Im Zuge dieser Massnahmen wurden Schritt fur Schritt die Manualumfange von C c3 auf C a3 und die Pedalumfange von C c1 auf C f1 erweitert Ausserdem wurden Zubauten und Verschiebungen der Pfeifenreihen vorgenommen Register neu intoniert oder durch neue Register ausgetauscht Bei diesen Umbauten wurde auch der Prospekt in der Tiefe ausgebaut und zu beiden Seiten um weit auskragende Reihen grosser Pedalpfeife erweitert 1919 erganzte Steinmeyer das Instrument um ein drittes Manualwerk als Opus 1277 das als Schwellwerk hinter der Orgel in einer Kammer im Kirchturm untergebracht wurde Dafur war bereits 1918 der ruckwartige Teil der oberen Empore entfernt worden Das Instrument umfasste insgesamt 56 klingende Register auf drei Manualen und Pedal 14 15 Disposition der Steinmeyer Orgel von 1919 16 I Hauptwerk C a30 1 Principal 16 0 2 Principal 0 8 0 3 Gamba 0 8 0 4 Flote 0 8 0 5 Gedackt 0 8 0 6 Gemshorn 0 8 0 7 Flauto dolce 0 8 0 8 Octav 0 4 0 9 Rohrflote 0 4 10 Quint 0 2 2 3 11 Octav 0 2 12 Mixtura IV 0 2 13 Kornett V 0 8 14 Trompete 0 8 II Oberwerk C a315 Quintade 16 16 Geigenprincipal 8 17 Violine 8 18 Dulciana 8 19 Tibia 8 20 Rohrflote 8 21 Liebl Gedackt 8 22 Fugara 4 23 Gemshorn 4 24 Zartflote 4 25 Nasat 2 2 3 26 Flautino 2 27 Terzflote 1 1 3 28 Klarinette 0 8 III Schwellwerk C a329 Bordun 16 30 Hornprincipal 8 31 Echogamba 8 32 Salicional 8 33 Vox coelestis 8 34 Jubalflote 8 35 Nachthorn 8 36 Quintade 8 37 Kleingedackt 8 38 Viola 4 39 Geigenprincipal 4 40 Traversflote 4 41 Quintflote 2 2 3 42 Piccolo 0 2 43 Grossmixtur V 2 2 3 44 Trompete 0 8 45 Oboe 0 8 Pedal C f146 Principalbass 16 47 Violon 16 48 Subbass 16 Zartbass 0 16 Anm 1 49 Quintbass 10 2 3 50 Bassflote 0 8 51 Violonbass 0 0 8 52 Salicetbass 0 8 53 Choralbass 0 4 54 Posaune 16 55 Kornettbass 0 8 56 Trompetenbass 0 8 Anmerkungen Windabschwachung aus Subbass 16 In den Jahren 1935 1936 versetzte Steinmeyer das Schwellwerk hinter den Kanzelaltar Dafur wurde ein neues barockisierendes Ruckpositiv in die Emporenbrustung eingefugt Ausserdem wurden im Oberwerk romantische Grundstimmen durch Aliquotregister ersetzt Somit umfasste das Instrument insgesamt 70 Register auf vier Manualen und Pedal Bereits in den 1960er Jahren mehrten sich Stimmen dass auch dieses Instrument stilistisch und qualitativ unausgewogen sei Ein erneuter Umbau durch Steinmeyer 1969 erbrachte nicht den gewunschten Effekt 14 15 Disposition der Steinmeyer Orgel von 1969 16 I Ruckpositiv C g31 Gedackt 0 8 2 Blockflote 0 4 3 Ital Prinzipal 0 2 4 Sesquialtera II 0 2 2 3 5 Jauchzend Pfeife0 0 1 6 Quintzymbel II 0 0 1 6 7 Geigenregal 16 Tremulant II Hauptwerk C g30 8 Prinzipal 16 0 9 Prinzipal 0 8 10 Gambe 0 8 11 Flote 0 8 12 Gedeckt 0 8 13 Gemshornquinte0 0 5 1 3 14 Oktave 0 4 15 Rohrflote 0 4 16 Quinte 0 2 2 3 17 Oktave 0 2 18 Blockflote 0 2 19 Sifflote 0 1 20 Mixtura IV 0 2 21 Septim Cornett 0 8 22 Trompete 0 8 23 Krummhorn 0 8 Tremulant III Oberwerk C g324 Quintaton 16 25 Tibia 0 8 26 Dulciana 0 8 27 Rohrflote 0 8 28 Prinzipal 0 4 29 Gemshorn 0 4 30 Nasard 0 2 2 3 31 Kleinoktave 0 2 32 Superquinte0 0 1 1 3 33 Scharff V 0 1 34 Terzzymbel III 0 0 1 5 35 Trompetenregal 16 36 Klarinette 0 8 37 Cornopean 0 4 Tremulant IV Chororgel C g338 Bordun 16 39 Hornprinzipal 8 40 Salicional 8 41 Vox coelestis 8 42 Quintaton 8 43 Jubalflote 8 44 Prinzipal 4 45 Traversflote 4 46 Quinte 2 2 3 47 Piccolo 2 48 Terz 1 3 5 49 Grossmixtur V 1 1 3 50 Oktavzymbel III 0 1 2 51 Fagott 16 52 Trompete harm 0 8 53 Vox humana 0 8 54 Clarine 0 4 Tremulant Pedal C f155 Prinzipalbass 16 56 Violon 16 57 Subbass 16 58 Quintbass 10 2 3 59 Oktavflote 0 8 60 Bassflote 0 8 61 Choralbass 0 4 62 Waldflote 0 2 63 Mixtur IV 0 2 2 3 64 Cornettbass VI0 0 4 65 Posaune 16 66 Trompete 0 8 Pedal C f167 Zartbass 16 68 Cello 0 8 69 Flotbass 0 4 70 Liebl Posaune 16 Koppeln I II III II IV II IV III I P II P III P IV P Super III Super IV Super III II Super IV II Super III P Spielhilfen 4 freie Kombinationen 1 freie Pedalkombination Crescendo Pleno Tutti Generalkoppel Zungenabsteller Crescendo ab Ausloser Aufgrund der Anfalligkeit der alten Elektrik und der system und qualitatsbedingten Wartungsintensitat der Taschenladen kam nur ein Neubau infrage Deshalb wurde 1992 ein Orgelbauverein gegrundet der Spenden fur die Anschaffung einer neuen Orgel sammelte Das barocke Gehause sollte unbedingt erhalten bleiben und restauriert werden Nach dem Eingang zweier Grossspenden wurde im Jahr 2000 der Projektauftrag ausgeschrieben Den Zuschlag erhielt im April 2002 die Firma Goll aus Luzern 14 15 Heutiges Orgelwerk Bearbeiten Das heutige Instrument wurde in den Jahren 2004 2005 unter Wiederwendung historischer Substanz geschaffen und am 2 Oktober 2005 eingeweiht 18 Es enthalt drei Register der Glis Orgel von 1741 sowie sechs weitere Register von G F Steinmeyer amp Co davon eines von 1910 und funf von 1919 14 15 13 weitere Register von Steinmeyer wurden in der neuen okumenischen Orgel der katholischen Pfarrkirche St Bonifaz aus dem Jahr 2008 wiederverwendet 19 Die Goll Orgel umfasst insgesamt 45 Register und drei Transmissionen auf drei Manualen und Pedal Die Spieltrakturen sind mechanisch die mechanischen Registertrakturen sind dem heutigen Standard entsprechend mit Elektromagneten ausgestattet Doppelregistratur Die Disposition wurde in Anlehnung an das frankisch barocke Klangbild von Glis Orgeln angelegt Auf eine vollstandige Rekonstruktion des barocken Klangbildes wurde jedoch verzichtet um heutigen Erfordernissen besser zu entsprechen So sind etwa zwei Drittel der Stimmen von Hauptwerk Oberwerk und Pedal denen der Glis Orgel nachempfunden was sich auch in den Registernamen widerspiegelt Das dritte Manualwerk das als zwolf Register umfassendes Schwellwerk ausgefuhrt ist wurde neu disponiert orientiert sich an romantischen Klangbildern und erlaubt somit eine Interpretation von Werken des 19 Jahrhunderts 14 15 Der Orgelneubau brachte ausserdem einige konstruktive Anpassungen mit sich So wurde beispielsweise das Gehause wieder auf seine ursprungliche Tiefe zuruckgefuhrt und die seitlichen Anbauten entfernt Die dadurch notwendigen Erganzungen in der Fassung besorgte der Kirchenmaler Bela Farago in der aus den 1960er Jahren stammenden Struktur In dem historischen Gehause wurden analog zur Glis Orgel von 1741 das Hauptwerk das Oberwerk und die kleineren Pedalpfeifen aufgestellt Die grosseren Pedalpfeifen vormals in den seitlichen Anbauten und das neue Schwellwerk ohne Farbfassung wurden hinter dem historischen Gehause untergebracht und sind daher vom Kirchenraum aus nicht sichtbar Auf ein Ruckpositiv wurde verzichtet Der Spieltisch wurde wie bei der Glis Orgel von 1741 in das Untergehause integriert Ausserdem wurde die Orgel um rund einen halben Meter nach vorne geruckt um ihr klanglich und optisch mehr Gewicht zu verleihen 14 15 Die Disposition lautet wie folgt 14 15 I Hauptwerk C g30 1 Bordoun 16 0 2 Principal 0 8 G 0 3 Human Gedackt0 0 8 S 0 4 Viola da Gamba 0 8 0 5 Doppelflote 0 8 S 0 6 Octava 0 4 0 7 Spitzflote 0 4 0 8 Quinta 0 2 2 3 0 0 9 Super Octava 0 2 10 Terz 0 1 3 5 11 Cornett V 0 8 12 Mixtura IV 0 1 1 3 13 Fagott 16 14 Trompete 0 8 II Oberwerk C g315 Rohrflote 8 16 Quintaton 8 17 Salicional 8 18 Principal 4 G 19 Klein Gedackt 0 4 20 Viola 4 21 Nasat 2 2 3 0 22 Flageolet 2 23 Terz 1 3 5 24 Mixtura IV 2 25 Krummhorn 8 26 Vox humana 8 Tremulant III Schwellwerk C g327 Violon 16 28 Cor de nuit 0 8 29 Tibia 0 8 0 S 30 Gambe 0 8 31 Voix celeste 0 8 32 Prestant 0 4 33 Flute octaviante 0 4 34 Octavin 0 2 35 Plein jeu II V 0 2 36 Trompette harmonique0 0 8 37 Hautbois 0 8 38 Clairon 0 4 Tremulant Pedal C f139 Untersatz 32 0 S 40 Violon Bass 16 S 41 Sub Bass 16 S 42 Principal Bass0 0 8 G Violoncello 0 8 Anm 1 Gedackt 0 8 Anm 2 43 Bassetto 0 4 44 Posaunen Bass 16 Fagott 16 Anm 3 45 Trompeten Bass 0 8 Koppeln II I III I III II I P II P III P Spielhilfen elektronische Setzeranlage zwei Schwelltritte fur III Manual und ChororgelKennzeichnungen G Original erhaltenes Register von Glis 1741 S Original erhaltenes Register von Steinmeyer 1910 11 bzw 1919 in Anlehnung an die originale Glis Disposition rekonstruiertes RegisterAnmerkungen Transmission aus Nr 4 Viola da Gamba 8 Transmission aus Nr 3 Human Gedackt 8 Transmission aus Nr 13 Fagott 16 Chororgel Bearbeiten Bei der Chororgel handelt sich um das Steinmeyer sche Schwellwerk von 1919 Dieses wurde 1936 hinter den Hochaltar versetzt Beim Neubau der Hauptorgel 2004 2005 blieb die Chororgel unverandert Sie ist uber das zweite Manual der Hauptorgel mittels beruhrungsloser opto elektronischer Kontakte anspielbar Ausserdem besitzt sie einen eigenstandigen kleinen Spieltisch auf der Empore hinter dem Hochaltar Im Fruhjahr 2013 wurde das Instrument im Zuge einer Generaluberholung so weit wie moglich in den Originalzustand zuruckgefuhrt Im Februar 2014 wurde das Pedalwerk um das Register Subbass 16 erganzt was der Orgel ein angemessenes Bassfundament verleiht Somit umfasst die Chororgel nunmehr 20 Registern und zwei Transmissionen Die Disposition lautet wie folgt 14 15 Manualwerk C g31 Bourdon 16 2 Hornprincipal 0 8 3 Salicional 0 8 4 Dolce 0 8 5 Vox coelestis 0 8 6 Gedackt 0 8 7 Quintaton 0 8 8 Jubalflote 0 8 9 Geigenprincipal0 0 4 Fortsetzung 10 Traversflote 0 4 11 Quinte 0 2 2 3 12 Piccolo 0 2 13 Terz 0 1 3 5 14 Grossmixtur V 015 Fagott 16 16 Trompete 0 8 17 Vox humana 0 8 Tremulant Pedal C f118 Subbass 16 Zartbass 16 0 Anm 1 19 Violoncello0 0 8 Dolcebass 0 8 Anm 2 20 Octav 0 4 Koppeln Sub I Super I I P Spielhilfen SchwelltrittAnmerkungen Transmission aus Nr 1 Bourdon 16 Transmission aus Nr 4 Dolce 8 Glocken BearbeitenDie Neustadter Kirche verfugt uber ein vierstimmiges Gelaut mit der Tonfolge e1 g1 a1 c2 20 Die Glocken 1 und 4 sind historisch und wurden von einem Forchheimer Giesser hergestellt Die Glocken 2 und 3 wurden 1950 von der Karl Czudnochowsky aus Erding gegossen Literatur BearbeitenAugust Gebessler Stadt und Landkreis Erlangen Bayerische Kunstdenkmale Band 14 Deutscher Kunstverlag Munchen 1962 DNB 451450949 S 17 19 Andreas Jakob Volkmar Greiselmayer Neustadter Kirche Universitatskirche In Christoph Friederich Bertold Frhr von Haller Andreas Jakob Hrsg Erlanger Stadtlexikon W Tummels Verlag Nurnberg 2002 ISBN 3 921590 89 2 S 521 f online Peter Poscharsky Neustadter Universitats Kirche in Erlangen Kunst und Kirchenfuhrer Herausgegeben von der Evang Luth Kirchengemeinde Erlangen Neustadt um 1987 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Neustadter Pfarrkirche Erlangen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Neustadter Kirchengemeinde Beschreibung und Bilder der Goll Orgel von 2005 auf der Website der ErbauerfirmaEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Andreas Jakob Volkmar Greiselmayer Neustadter Kirche Universitatskirche In Christoph Friederich Bertold Frhr von Haller Andreas Jakob Hrsg Erlanger Stadtlexikon W Tummels Verlag Nurnberg 2002 ISBN 3 921590 89 2 S 521 f online a b c d e Poscharsky S 5 9 33 und 35 Poscharsky S 11f 16f 35 a b c Christoph Friederich Hartmut Bobzin Neustadt ev Gemeinde In Christoph Friederich Bertold Frhr von Haller Andreas Jakob Hrsg Erlanger Stadtlexikon W Tummels Verlag Nurnberg 2002 ISBN 3 921590 89 2 online Gerhard Masur Friedrich Julius Stahl Geschichte seines Lebens Aufstieg und Entfaltung 1802 1840 Berlin 1930 S 20ff a b c d e Poscharsky S 3 5 a b c d Poscharsky S 11 15 a b c d Poscharsky S 9 13 Poscharsky S 17 20 Poscharsky S 5 a b Poscharsky S 20 23 a b c d e f Poscharsky S 23 30 Poscharsky S 30 a b c d e f g h i j Evang Luth Pfarramt Erlangen Neustadt Die Orgeln der Neustadter Universitats Kirche Erlangen PDF 2 0 MB Broschure 2015 Online auf www erlangen neustadt evangelisch de abgerufen am 17 Dezember 2021 Onlineversion abgerufen am 17 Dezember 2021 a b c d e f g h i j Die Orgel der Neustadter Universitats Kirche in Erlangen Online auf www orgel information de abgerufen am 17 Dezember 2021 a b c d Orgeldatenbank Bayern online a b Poscharsky S 15 17 a b Erlangen Deutschland Bayern Neustadter Kirche Universitatskirche Online auf www orgbase nl abgerufen am 17 Dezember 2021 Okumenische Orgel Online auf www stbonifaz de abgerufen am 17 Dezember 2021 Erlangen ER Stadtmitte Evang luth Neustadter Kirche Glocken Online auf www youtube com abgerufen am 17 Dezember 2021 Kirchengebaude im Evangelisch Lutherischen Dekanat Erlangen Aurachtal Klosterkirche Munchaurach Baiersdorf Stadtpfarrkirche St Nikolaus St Johannis Beerbach St Egidien Bruck St Peter und Paul Bubenreuth St Lukas Eckenhaid Friedenskirche Eltersdorf St Egidien Erlangen Altstadter Kirche Burgbergkapelle Erloserkirche Martin Luther Kirche Neustadter Pfarrkirche Neustadter Friedhofskirche St Johannes St Markus St Matthaus St Thomas Eschenau St Bartholomaus Forth St Anna Frauenaurach St Matthaus Grossgrundlach St Laurentius St Felicitas Hemhofen Heilandskirche Herzogenaurach Evangelische Stadtkirche Kairlindach St Kilian Kalchreuth St Andreas Kriegenbrunn St Johannes der Taufer Mohrendorf St Oswald und Martin St Laurentius Neuhaus St Matthaus Neunhof St Johannis Oberreichenbach St Egidien Rezelsdorf St Katharina Tennenlohe St Maria Magdalena Uttenreuth St Matthaus Weisendorf Evangelische Kirche 49 595659914444 11 005484461667 Koordinaten 49 35 44 4 N 11 0 19 7 O Normdaten Geografikum GND 4336177 8 lobid OGND AKS VIAF 237426351 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neustadter Kirche Erlangen amp oldid 238149670