www.wikidata.de-de.nina.az
Der Markgrafenstil ist ein Kirchenbaustil des 18 Jahrhunderts insbesondere in den protestantischen Gebieten der Markgraftumer Brandenburg Ansbach und Brandenburg Bayreuth Anm 1 Die betreffenden Kirchen werden als Markgrafenkirchen bezeichnet 1 Einer der fuhrenden Baumeister war der Ansbacher Landbauinspektor Johann David Steingruber 1702 1787 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Merkmale 2 1 Aussenansicht 2 2 Innenraum 3 Markgrafenstilkirchen 3 1 Oberfranken 3 2 Mittelfranken 3 3 Unterfranken 3 4 Schwaben 3 5 Hohenlohe 4 Anmerkungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSeit karolingischer Zeit gab es befestigte Kirchengebaude sogenannte Wehrkirchen Oft wurden die um die Kirchen liegenden Friedhofe in die Befestigung einbezogen Es entwickelten sich die Wehrfriedhofe Dem Burgenbau nachempfunden umgab man sie manchmal mit starken und hohen Mauern So entstanden die Kirchenburgen Zahlreiche dieser Kirchengebaude wurden nach der Reformation um bzw neugebaut Der Protestantismus fand seinen Ausdruck in der veranderten Gestaltung dem sogenannten Markgrafenstil Eine Urkunde zur Grundsteinlegung begrundet dies so Eine mit Finsternus vorher erfullte Kirche stehet nun in vollen Licht Vor ungefehr Zwey Hundert Jahren wurde dieselbe von der Finsternus des Pabstuhms befreyet und mit dem Licht der Himmlischen Wahrheit bestrahlet anheute muste auch das dunckele des Gebaudes sich verlieren als durch gegenwarttigen Stein der Grund zu dieser Licht erbauten Kirche geleget worden 2 Nach evangelischem Verstandnis wurde in der raumlichen Zuordnung optisch sichtbar herausgestellt dass evangelisch lutherischer Glaube und Theologie nur das eine Sakrament des Wortes das als horbares Wort in der Predigt und als sichtbares Wort in den Sakramenten Taufe und Abendmahl sich der Gemeinde mitteilt 3 kennen Als Grundtyp einer selbststandigen evangelischen Kirchenbaukunst gilt die bereits 1560 geweihte Stuttgarter Schlosskirche Am Ende des 17 Jahrhunderts beeinflussten die in die protestantischen Gebiete der Markgraftumer Brandenburg Ansbach und Brandenburg Bayreuth geflohenen Calvinisten mit ihrem reformierten Bekenntnis den Baustil So entstanden im 18 Jahrhundert die sogenannten Markgrafenkirchen in den genannten Herrschaftsbereichen Auch Schlossbauten wie die Residenz Ansbach oder Schloss Rentweinsdorf waren von dem Stil beeinflusst Merkmale BearbeitenAussenansicht Bearbeiten Ein schlichter ausserer Baustil nimmt bereits Elemente des Klassizismus vorweg und pragt viele Kirchenbauten Nur Lisenen und auch grosse hohe Fenster oder mehrere Fenster ubereinander unterbrechen die einfache Fassade In der Regel ist der Grundriss des Langhauses rechteckig bei Neubauten fehlt der Chor und bei Umbauten wurde er durch eine Wand abgetrennt Der Turmstumpf stammt meist aus der Vorgangerkirche und erhielt einen Aufsatz dessen achteckiges Turmobergeschoss den Glockenstuhl beherbergt Das Dach des Turms hat verschiedene Erscheinungsformen Sehr haufig anzutreffen sind die Spindelhaube die Zwiebelhaube und die Welsche Haube Innenraum Bearbeiten nbsp Kanzelaltar der evangelisch lutherischen Grafschaftskirche CastellDas Innere ist ursprunglich in schlichten Farben gehalten weiss hellblau grau Schmuck fehlt nur an Kanzel und Altar sind Vergoldungen zu finden Weitere Ausschmuckungen erhielten heutige Kirchengebaude spater oder in jungster Zeit Da Predigt und Sakrament gleichwertig und bestimmend fur den evangelischen Gottesdienst sind sind Kanzel Altar und Taufstein raumlich zusammengefasst in der Regel auf der Ostseite des Kirchenraums nbsp Kanzelwand in der evangelischen Kirche St Bartholomaus von RodelseeDurch das Einfugen der Kanzel mit Schalldeckel in eine Ruckwand hinter dem meist freistehenden Altar wird eine noch engere optische Einheit geschaffen der Kanzelaltar Fur grosse Altarbilder ist kein Raum mehr Es ist jedoch genugend Platz vorhanden dass beim Abendmahl die Teilnehmer auf der einen Seite das Brot empfangen und hinter der Ruckwand vorbeigehen konnen um auf der rechten Seite den Wein zu erhalten Sind Kanzel und Altar in eine eingepasste oder freistehende Wand aus Stein oder Holz eingefugt spricht man von einer Kanzelwand Sehr haufig findet daruber auf der Empore noch die Orgel ihren Platz Durch die Betonung der Gleichstellung von Wort und Sakrament ruckt der Ort der Taufe der Taufstein vom Kircheneingang oder aus einer Seitenkapelle vor den Altar Dem Besucher wird vor Augen gefuhrt dass er nur uber die Taufe den Zugang zum Altarsakrament erhalt Charakteristisch fur diese Predigtkirchen sind die umlaufenden oft mehrstockigen Emporen Man schuf damit zahlreiche Sitzplatze neben der Bestuhlung im Kirchenschiff Ein Herrensitz fur den Ortsadeligen auf der ersten Empore hatte in der Regel einen separaten Zugang und war zum ubrigen Kirchenraum hin abgeschlossen nbsp Kanzelaltar und Emporen der evangelisch lutherischen Pfarrkirche in WeidenbergMarkgrafenstilkirchen BearbeitenOberfranken Bearbeiten In Oberfranken existieren 59 Markgrafenkirchen darunter 1 Maria Magdalena Kirche in Arzberg Ordenskirche in Bayreuth Schlosskirche Bayreuth einzige heute katholische Kirche im Markgrafenstil 4 Spitalkirche Bayreuth Stiftskirche St Georgen in Bayreuth Pfarrkirche St Johannis in Bayreuth Dreifaltigkeitskirche in Bad Berneck St Walburga in Benk St Bartholomaus in Bindlach St Margarethen in Brand bei Marktredwitz St Agidius Eckersdorf St Bartholomaus in Emtmannsberg St Michael in Heiligenstadt Marienkirche in Himmelkron Martinskirche in Kautendorf Michaeliskirche in Kirchenlamitz Pfarrkirche in Konradsreuth Evangelisch lutherische Pfarrkirche in Krogelstein Evangelisch lutherische Spitalkirche in Kulmbach Schlosskirche in Lahm St Nikolaus in Marktleuthen St Bartholomaus Mistelbach Heilig Geist Kirche in Marktredwitz Pfarrkirche Unserer Lieben Frau in Nemmersdorf Dreifaltigkeitskirche in Neudrossenfeld St Laurentius in Neunkirchen am Main Friedhofskirche in Oberkotzau St Susannae in Plech St Johannis in Roslau St Bartholomaus in Schauenstein Markgrafenkirche Seibelsdorf St Laurentius in Thurnau St Johannes in Trebgast Trinitatiskirche in Unterlauter Dreifaltigkeitskirche in Warmensteinach Evangelisch lutherische Pfarrkirche St Michael in Weidenberg Evangelisch lutherische Stadtkirche St Jakobus in Weissenstadt 5 Mittelfranken Bearbeiten Pfarrkirche St Martin in Alfershausen Bartholomauskirche in Barthelmesaurach St Sebastian Cornelius und Cyprian in Binzwangen St Wendel in Buch am Wald St Johannes in Burglein Evangelische Markgrafenkirche in Cadolzburg Kirche in Degersheim Pfarrkirche St Georg in Dornhausen in Theilenhofen St Kilian in Emskirchen St Lambertus in Eyb Pfarrkirche St Thomas und Agidius in Eysolden St Laurentius in Flachslanden St Kilian in Geslau St Maria in Grosshaslach St Maria und Wendel in Illesheim St Georg in Kammerstein St Nikolaus in Nurnberg Kornburg St Margaretha in Lehrberg St Veit in Marktbergel St Ottilia in Pfaffenhofen St Johannes in Reichersdorf St Margaretha in Rugland Franzosenkirche in Schwabach Johanneskirche in Schwand St Erhard in Sugenheim Christuskirche in Tiefenbach Markgrafenkirche Treuchtlingen Dreifaltigkeitskirche in Unterschwaningen St Martin und Agidius zu Wald St Maria Evangelisch lutherische Kirche in Wallesau Hofkirche in Weidenbach St Johannes in Wernsbach b Ansbach St Margareta in Windsbach Pfarrkirche St Johannes in Wirsberg St Johannes ZautendorfUnterfranken Bearbeiten St Johannes in Castell Lutherkirche in Lichtenstein St Johannis in Mainbernheim Bartholomauskirche in Memmelsdorf St Nicolai in Neuses am Berg St Burkard in Obernbreit Evangelische Kirche in Prichsenstadt St Matthaus in Rehweiler einzige fast 250 Jahre alte herrnhutische Saalkirche in Bayern Evangelische St Bartholomaus Kirche in Rodelsee St Peter und Paul in Rudenhausen Evangelische Kirche in VolkershausenSchwaben Bearbeiten St Oswald in Ederheim St Martin in Lehmingen St Martin in Memmingen Steinheim Friedenskirche in Munningen St Peter und Paul in Steinhart St Veit in WechingenHohenlohe Bearbeiten nbsp Kanzelwand der evangelischen Kirche Ettenhausen von 1785Evangelische Kirche in Ettenhausen Ortsteil von Schrozberg Evangelische Kirche St Katharina in Amlishagen 6 Der Kirchturm wurde wohl aus baustatischen Grunden nicht auf der steil abfallenden talwartigen Ostseite und somit nicht uber der Markgrafler Wand sondern uber den westlich gelegenen Haupteingang verlegt Marienkirche Neuenstein KirchensallAnmerkungen Bearbeiten Die Fursten von Ansbach bzw Kulmbach Bayreuth erwarben den Titel Markgraf nicht als Regenten einer Mark sondern erbten ihn als Mitglieder des Geschlechts der hohenzollernschen Markgrafen von Brandenburg Literatur BearbeitenKarl Kolb Wehrkirchen und Kirchenburgen in Franken Echter Verlag Wurzburg 1977 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bayern I Franken Munchen Berlin 1979 Klaus Raschzok Lutherischer Kirchenbau und Kirchenraum im Zeitalter des Absolutismus Dargestellt am Beispiel des Markgraftums Brandenburg Ansbach 1672 1791 Frankfurt M Bern New York Paris 1988 ISBN 978 3 8204 8805 0 S 625 Claus Jurgen Roepke Die Protestanten in Bayern Suddeutscher Verlag Munchen 1972 ISBN 3 7991 5705 0 Karl Sitzmann Markgrafenkirchen insbesondere die Pfarrkirche zu Bindlach Ellwanger 1927 S 32 Alfred Schelter Der protestantische Kirchenbau des 18 Jahrhunderts in Franken Band 41 Verlag Freunde der Plassenburg Kulmbach 1981 Wilhelm Sperl Der protestantische Kirchenbau des XVIII Jahrhunderts im Furstentum Brandenburg Onolzbach Die Egge Nurnberg 1951 Heinrich Thiel Studien zur Entwicklungsgeschichte der Markgrafenkirchen Die Plassenburg Schriften fur Heimatforschung und Kulturpflege in Ostfranken E C Baumann Kulmbach 1955 S 70 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Markgrafenstil Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webprasenz der evangelischen Projekte zu den Markgrafenkirchen im ehemaligen Furstentum Bayreuth in Oberfranken und im ehemaligen Furstentum Ansbach Teile Mittelfrankens und angrenzende Gebiete Bayreuthische Markgrafenkirchen in Oberfranken Ansbachische MarkgrafenkirchenBeispiele fur eine typische mittelfrankische Markgrafenkirche St Wendel in Buch am Wald St Magdalena Kirche Gastenfelden Gemeinde Buch am Wald Bartholomauskirche Barthelmesaurach Georgskirche Kammerstein St Nikolaus Kirche KornburgEinzelnachweise Bearbeiten a b Das kirchliche Erbe der Markgrafen in Nordbayerischer Kurier vom 5 Dezember 2022 S 1 und 7 Auszug aus der Urkunde zur Grundsteinlegung der Johanniskirche in Mainbernheim 1732 Aushang einer Kopie in der Kirche Original im evangelischen Pfarramt Mainbernheim RPZ Heilsbronn Kirchen Ausdrucksformen des Glaubens Hefte zur regionalen Kirchengeschichte IV 1996 S 10 Austoben im Himmel in Nordbayerischer Kurier vom 9 November 2018 S 11 Online epv St Jakobus in Weissenstadt 16 Marz 2018 abgerufen am 23 Mai 2018 Innenansicht der Kirche St Katharina Memento des Originals vom 5 August 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www amlishagen de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Markgrafenstil amp oldid 237448149