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Die evangelisch lutherische St Laurentius Kirche in Thurnau ist die Pfarrkirche des oberfrankischen Marktes Sie steht gegenuber dem Schloss Thurnau am Kirchplatz in der Mitte des Ortes Die Kirche in Thurnau Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Altar 3 2 Epitaphe 3 3 Emporen und Herrschaftsloge 3 4 Orgel 3 5 Fresken 3 6 Kanzel 4 Pfarrer 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNachdem die Christianisierung des Gebiets bereits im 11 Jahrhundert abgeschlossen war wurde in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts erstmals ein Kirchengebaude in Thurnau erwahnt Vorher befand sich wohl eine Kapelle an der Stelle der heutigen Kirche Um das Jahr 1300 wurde erstmals ein Pfarrer erwahnt daraus geht hervor dass der Ort damals eine Pfarrkirche besass Diese Aufwertung machte einen Neubau der Kirche im Stile der Gotik notwendig von der noch der spatgotische Turm zeugt Am 2 Februar 1546 wurde die lutherische Lehre im Ort eingefuhrt Treibende Kraft war dabei der Patronatsherr Wolf Fortsch von Thurnau der auch den ersten Pfarrer berief Mit dem Pfarrer und Magister Georg Christoph Brendel ubernahm im Jahre 1696 ein Pietist das Seelsorgeramt Er nahm den aus Erlangen geflohenen Maler Johannes Adam Raab auf und gewahrte ihm in Thurnau Zuflucht Auf Brendel geht auch der Neubau der Kirche zuruck Im Jahr 1701 fand die Grundsteinlegung fur ein neues Langhaus statt Bereits ein Jahr spater konnte Einweihung gefeiert werden obwohl sich die endgultige Fertigstellung noch bis ins Jahr 1706 hinzog 1767 1769 erhielt die Laurentiuskirche eine Orgel die auf die Orgelbauerfamilie Wiegleb zuruckging 1 In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kirche mehrmals renoviert Im Jahr 1911 erneuerte man das Gebaude wobei auch die Farbfenster ausgetauscht wurden In den Jahren 1965 und 1966 wurde das Gotteshaus erneut restauriert 1994 folgte eine umfassende Dachstuhlsanierung der sich 1997 eine weitere Renovierung des Gebaudes anschloss Das Bayerische Landesamt fur Denkmalpflege ordnet die Kirche als Baudenkmal unter der Nummer D 4 77 157 13 ein 2 Architektur BearbeitenDie Kirche prasentiert sich als Saalbau Sie entspricht einer spatgotischen Chorturmkirche die nach dem Bayreuther Markgrafenstil erneuert wurde Der Chorturm ist geostet und quadratisch Er weist vier Geschosse auf die durch Gesimse aussen gegliedert sind Jeweils ein spitzbogiges Fenster auf jeder Seite besitzt der Turm im ersten Geschoss Ein verschieferter Spitzhelm schliesst den Bau nach oben ab Er wurde 1874 angebracht und weist als Spitze einen Turmknauf und ein schlichtes goldenes Kreuz auf Das Langhaus ist ebenso fast quadratisch und wird von drei auf drei Achsen gegliedert Jede Seite weist ein zentrales Portal auf das sich durch gesprengte Giebel und toskanische Saulen auszeichnet Links und rechts davon befindet sich jeweils ein grosses Fenster Uber den Portalen erkennt man ovale Ochsenaugen An der Westseite trifft der holzerne Durchgang vom Schloss auf das Kirchengebaude Im Inneren nimmt der Chorraum zwei Turmgeschosse ein Kreuzgewolbe durchziehen den Chor die in Richtung Langhaus in Spiegelgewolbe ubergehen 3 Ausstattung BearbeitenDie Innenausstattung der Kirche mit grossen Emporen und einem eindrucksvollen Herrschaftsstand ist stark von der Dorfherrschaft der Familien von Fortsch und von Giech gepragt Altar Bearbeiten Der Altar der die Ostwand des Chores beherrscht entstand im Jahr 1703 Er wird Elias Rantz zugeschrieben Ein steinerner Unterbau leitet zum holzernen Aufbau uber Der sechssaulige Altar weist eine perspektivische Zuspitzung auf die einem Buhnenbild ahnelt Damit entspricht er ganz dem barocken Ideal das sich dem Inszenierungsgedanken verpflichtet fuhlte Die Saulen weisen in ihren rechteckigen Sockeln Putten auf Der runde Saulenschaft ist mit Gold verziert An den vordersten Saulen erhebt sich goldenes Blattwerk am Saulenrand Das zentrale Altarblatt zeigt das seltene Motiv des lehrenden Christus und tragt die goldene Inschrift Joh 6 v 51 Ich bin das lebendige Brod vom Himel komen wer von diesem Brod essen wird der wird leben in Ewigkeit Ein Kruzifix davor verdeckt ein kleines Bild in der Predella Ein eigentlicher Altarauszug fehlt zwei sitzende Frauengestalten leiten zu einem grossen Wappen der Linie Kunsberg zu Thurnau uber 4 Epitaphe Bearbeiten Die Kirche wurde auch als Grablege fur die Dorfherren genutzt einige steinerne Epitaphe und Grabplatten sind in der Kirche erhalten geblieben Zwei dieser Epitaphe befinden sich im Chor Links vom Altar steht das Grabmal des Wolf Fortsch zu Thurnau der im Jahr 1551 starb Die Platte wurde erst gegen Ende des 16 Jahrhunderts geschaffen und zeigt den Verstorbenen in voller Rustung Der Helm liegt zu seinen Fussen Der Verstorbene steht auf einem Lowen ein Kruzifix befindet sich auf Augenhohe Ein Relief mit der Auferstehung Christi ist daruber angebracht Auf der rechten Seite des Altars erkennt man das steinerne Epitaph mit der lebensgrossen Darstellung von Hans Georg von Giech 1613 und seiner Ehefrau Barbara die als Fortsch zu Thurnau geboren wurde und 1588 starb Zwischen den Eheleuten befindet sich ein Kruzifix Hans Georg von Giech steht auf einem Lowen Eingerahmt wird das Epitaph von zwei Pilastern die zu einem Gesims uberleiten Beide Elemente tragen Wappen auf dem Gesims ist die Inschrift ICH BIN DIE AVFERSTE HVNG VND DAS LEBEN WE R AN MICH GLAVBET DER WIRD LEBEN OB ER GLE ICH STVRBE IOHAN XI angebracht 5 Die Wappen beider Eheleute sind als Verwandtenreihe zu verstehen Unter anderem erkennt man die Wappen der Adelsgeschlechter Schaumberg Giech Gottsfeld Bibra Fortsch Stein vom Altenstein Vestenberg Notthafft Grumbach Waldenfels Kunsberg Wolfstein Truchsess Fuchs und Rotenhan 6 Den Grad der Verwandtschaft bestimmt der Platz an dem sich das jeweilige Wappen befindet Alle Wappen auf dem Gesims gehoren zur engeren die auf den Pilastern zur entfernteren Verwandtschaft Uber dem ist ein Relief der Auferstehung angebracht Zwei weitere den Familienmitgliedern der Kunsberg gewidmete Grabplatten an der Nordseite des Kirchenschiffs sind alter als die Epitaphe im Chor Beide sind ahnlich gestaltet und weisen in ihrer Mitte das Wappen der Familie auf das von vier weiteren Wappen umgeben ist Beide sind von Inschriften umgeben das grossere Epitaph tragt eine weitere Inschrift unterhalb des Kunsberg schen Wappens 7 Emporen und Herrschaftsloge Bearbeiten nbsp Die Herrschaftsloge im Westen der KircheDie zweistockigen Emporen im Norden und Suden des Kirchenschiffs sind im Nordosten bis zum Chorbogen fortgefuhrt Im Chor befindet sich auf einer hufeisenformigen kleineren Empore die Orgel Die von schlichten Rundsaulen gestutzten Emporen sind mit einfachem Stuck versehen und uber kleine Wendeltreppen erreichbar Die auf der Sudseite im Jahr 1760 eingebauten Emporen boten den Beamten und Pagen der Dorfherren erhohte Platze Die sogenannte Herrschaftsloge im Westen der Kirche befindet sich zentral zwischen den Emporen und konnte durch einen im Jahr 1706 von Elias Rantz geschaffenen und mit reichem Schnitzdekor versehenen italienischen Kamin beheizt werden Von dem in schwarz gehaltenen Herrschaftsstand heben sich die goldenen Verzierungen besonders hervor Die beiden Etagen boten den Freiherren von Kunsberg und den Grafen von Giech Platz Der Stand ist durch ein goldenes Feston zu offnen Daruber in Hohe der ersten Empore lobt eine lateinische Inschrift den Erbauer Euchar Ferdinand Karl Freiherr von Kunsberg Oberhalb der Fenster befindet sich das Wappen der Kunsberg Bothmer als Allianzwappen Ein Gesims lasst das daruberliegende Geschoss leicht nach vorne kragen dadurch sollte der Standesunterschied zwischen Freiherren und Grafen hervorgehoben werden Die Inschrift auf dem oberen Stand ist Karl Gottfried II Reichsgraf von Giech Khevenhuller gewidmet Sein Wappen wird von Putten gehalten 7 Orgel Bearbeiten Uber dem Altar befindet sich die Orgel Erstmals wurde eine Orgel in den Jahren 1767 1769 eingebaut deren Orgelwerk von Johann Friedrich Wiegleb stammte Den dreiteiligen Prospekt der noch existiert soll Johann Gabriel Rantz der Sohn von Elias Rantz gebaut haben Im Jahr 1978 erneuerte die Firma Baumgartner aus Neudrossenfeld das Orgelwerk Fresken Bearbeiten nbsp Deckenfresko mit dem PfingstwunderAn der Decke der Laurentiuskirche befinden sich Stuckmedaillons Putten sowie Blumen und Rankenwerk von Bernardino Quadri und farbige Fresken Im Chor sind die Fresken der vier Evangelistensymbole teilweise von der Orgel verdeckt Eine Umschrift lautet Gloria in excelsio deo Ehre sei Gott in der Hohe Diese Bilder schuf Gabriel Schreyer im Jahr 1703 Im Langhaus ist neben dem Chorbogen das Martyrium des Kirchenpatrons Laurentius mit der Inschrift Im Anfang war das Wort zu erkennen Auf der Sudseite des Langhauses wird diese Bibelstelle mit Und das Wort war bei Gott fortgefuhrt Dort ist Christus zwischen den sieben Leuchtern dargestellt Am Fresko der Maria von der Sonne umkleidet wird der Spruch mit Und Gott war das Wort vervollstandigt 8 Das zentrale Bild im Langhaus ist das Pfingstbild im Deckenspiegel In Ovalfeldern die sich um das Hauptbild anordnen sieht man die Geburt Christi die Olbergszene die Auferstehung und die Himmelfahrt Christi Auch diese Fresken wurden von Gabriel Schreyer geschaffen Zwei Jahre nach der Fertigstellung dieser Werke erganzte sie Johann Adam Raab mit einigen sogenannten Zwickelbildern in den vier Ecken des Langhauses Sie sind paarweise angeordnet mit Spruchbandern die der pietistischen Weltsicht des Malers entspringen Im Sudosten erkennt man auf dem einen Bild einen Garten auf dem anderen eine Vase mit dem Spruch Leben muss doch besser seyn Alss ein todter schoner Schein Im Sudwesten umwindet ein Schiffer in aufgewuhlter See einen Berg mit einem Seil Im anderen Bild stosst sich ein Seemann mit einer Stange von der Steilkuste ab Der zugehorige Vers lautet Er ziehet wer Ihn will bewegen Wer stosst der ist sich selbst entgegen Ein Regenbogen und drei Hirsche mit dem Spruch Die Bedeutung macht begluckt Die Stellung macht es dass sichs schickt sind in der Nordwestecke dargestellt Der Mangel lehret Sorgen Das edelst ist verborgen lautet der Vers an den Bildern in der Nordostecke Dargestellt sind Turme mit Sonnenuhren ohne Zeiger und eine kleine Taschenuhr mit einem Deckel 9 Kanzel Bearbeiten Der Zugang zur Kanzel auf der linken Seite des Chorbogens geschieht durch die Empore der Nordwand Die Stuckkanzel wurde 1706 von dem Italiener Bernardino Quadri gebaut der auch den Stuck der Decke fertigte Am Zugang zur Kanzel und am Kanzelkorb sind Blendarkaden mit den Konigen Salomon und David und den alttestamentlichen Propheten Elias Jeremias Daniel und Ezechiel Zwei weitere Stuckfiguren tragen den Schalldeckel Es handelt sich um Moses mit den Gesetzestafeln und eine Figur mit Kreuzstab und Lamm die als Johannes der Taufer oder als Allegorie der Kirche gedeutet wird 10 Im Schalldeckel symbolisiert eine Taube den Heiligen Geist Der Deckelrand ist mit Putten verziert auf dem Schalldeckel thront ein Engel der ein Buch mit der Inschrift Off Joh 14 7 Furchtet Gott und gebet Ihm die Ehre in der Hand halt Pfarrer Bearbeiten nbsp Der Innenraum im OstenDie Geistlichen die in der Gemeinde wirkten sind seit der Reformation fast vollstandig bekannt Im 17 Jahrhundert blieb die Pfarrstelle fur einige Jahre unbesetzt Seit dem Jahr 1810 sind die Pfarrer auch die Dekane des Dekanats Thurnau Name Amtszeit AnmerkungenUlrich Zundel 1546 1576 Berufung durch Wolf Fortsch von ThurnauJohannes Weidner 1576 1579Erhard Crudius 1579 Erste Kirchenordnung fur ThurnauJohann Kerfeld Wolfgang Kruger Johannes Hofmann 1625 1635 Entfuhrung wahrend des Dreissigjahrigen KriegesJohannes Trautschelius 1638 1648Georg Wolfgang Frobenius 1649 1656Kaspar Stumpf 1656 1660Johannes Rephunius 1660 1668unbesetzt 1668 1696Georg Christoph Brendel 1696 1722 Neubau der KircheWolfgang Adam Schmauss 1722 1738Gottfried Meisner 1739 1750Johannes David Kolbe 1751 1779 Herausgeber des Kolb schen KatechismusJohannes Keyssler 1781 neuer KatechismusPhilipp August Keyssler 1815 erster DekanFriedrich Low 1830Friedrich Heinrich Ranke 1830 1840Moritz Bischoff 1861 1880Gottlieb Tretzel 1881 1897Heinrich Adolf Karl Reich 1897 1905Johann Leonhardt Winter 1905 1935Alexander Haas 1935 1945August Ammon 1945 1958 Angehoriger der LandessynodeGeorg Weidt 1959 1976Lothar Sauer 1976 1988Rudolf Kuhn 1988 11 Hans Hager 1998 2014Literatur BearbeitenGottfried Baumgartner Geschichte der Pfarrei und Kirchengemeinde Thurnau Thurnau und Waldhier 1914 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bayern I Franken Berlin und Munchen 1999 Evang Luth Kirchengemeinde Thurnau Hrsg St Laurentius Kirche Thurnau Thurnau August Gebessler Stadt und Landkreis Kulmbach Bayerische Kunstdenkmale Band 3 Deutscher Kunstverlag Munchen 1958 DNB 451450973 S 87 88 Markt Thurnau Hrsg Thurnau 1239 1989 Bayreuth 1989 Uta von Pezold Ein Gang durch die Kirche St Laurentius Thurnau Thurnau Marion Resch Hrsg Evang Luth Pfarrkirche St Laurentius in Thurnau Kurzbericht zum Abschluss der Sanierung 1997 Bayreuth 1997 Lothar Sauer Die Evang Luth Hauptkirche St Laurentius zu Thurnau Thurnau 1978 Alfred Schelter Der protestantische Kirchenbau des 18 Jahrhunderts in Franken Kulmbach 1981 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Laurentius Thurnau Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Evang Luth Kirchengemeinde Thurnau Hrsg St Laurentius Kirche Thurnau S 30 Geodaten 1 2 Vorlage Toter Link geodaten bayern de Denkmalnummer D 4 77 157 13 Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im November 2018 Suche in Webarchiven abgerufen am 27 Oktober 2013 Dehio Georg Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler S 1022 Dr Bernhard Peter Kirche St Laurentius 1 abgerufen am 4 November 2013 Evang Luth Kirchengemeinde Thurnau St Laurentius Kirche Thurnau S 29 Dr Bernhard Peter Kirche St Laurentius 4 abgerufen am 5 November 2013 a b Pezold Ute von Ein Gang durch die Kirche St Laurentius Thurnau S 2 Vgl Sauer Lothar Die Evang Luth Hauptkirche St Laurentius zu Thurnau Evang Luth Kirchengemeinde Thurnau Hrsg St Laurentius Kirche Thurnau S 20 27 Evang Luth Kirchengemeinde Thurnau St Laurentius Kirche Thurnau S 5 weibliche Gestalt die die Kirche symbolisieren soll Vgl Dehio geht in den Kunstdenkmalern von Johannes dem Taufer aus Markt Thurnau Hrsg Thurnau S 148 ff Kirchengebaude im Evangelisch Lutherischen Dekanat Thurnau Alladorf St Nikolaus Azendorf St Kilian Berndorf St Georg Buchau St Michael Hutschdorf St Johannes der Taufer Kasendorf St Johannes Krogelstein Evangelische Kirche Langenstadt Unsere Liebe Frau Limmersdorf St Johannes Peesten St Maria Thurnau St Laurentius Trumsdorf St Michael Weismain Christuskirche Wonsees St Laurentius 50 024827 11 396539 Koordinaten 50 1 29 4 N 11 23 47 5 O Normdaten Geografikum GND 4285286 9 lobid OGND AKS VIAF 242217580 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Laurentius Thurnau amp oldid 232262650