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Schloss Thurnau ist eine Burg und Schlossanlage in Thurnau Landkreis Kulmbach in Oberfranken Es ist eine der grossten und bedeutendsten Schlossanlagen in Franken mit Bauabschnitten vom 13 bis zum 19 Jahrhundert Ansicht von Schloss Thurnau Seeseite Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Bewohner und Nutzer 3 Graflich Giech sche Familiensammlungen 4 Heutige Nutzung des Schlosses 5 Schlossgarten 6 Bilder 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBaugeschichte Bearbeiten nbsp Kemenate und gedeckter Gang zur Kirche nbsp Schloss Thurnau Gebetserker an der Kemenate 1904 nbsp Carl August Lebschee Grundriss des Schlosses Thurnau 1854 nbsp Allianzwappen Giech Giech am Schloss ThurnauDer alteste Teil des Schlosses ist die Kemenate das Hus uf dem Stein aus dem 13 Jahrhundert Sie wurde durch die Ritter Fortsch von Thurnau erbaut und steht auf einem Sandsteinfelsen der bis ins dritte Obergeschoss reicht Die spatere Verlangerung der Kemenate ist an der Fassade ablesbar Zwischen 1430 und 1477 wurden der Archivbau und ein Wohntrakt angefugt 1566 starben die Fortsch aus und die Burg ging an die Adelsgeschlechter Giech und Kunsberg uber welche die Anlage als Ganerbenburg teilten Beide Familien errichteten sich neue Gebaudetrakte mit der Kemenate in der Mitte 1581 liess Hans Georg von Giech durch Hans Schlachter einen Gebetserker an die Kemenate anbauen und von 1600 bis 1606 errichtete er den Hans Georgen Bau in Renaissanceformen Zahlreich waren die Veranderungen nach Erlangung der Grafenwurde im Jahr 1695 Karl Gottfried I von Giech liess im oberen Geschoss des Hans Georgen Baus einen reprasentativen stuckierten Saal einrichten und erbaute von 1701 bis 1706 die neue Kirche mit der prachtvollen Herrschaftsempore Zwischen 1729 und 1731 wurde im Oberen Hof der barocke Carl Maximilian Bau hinzugefugt In dessen Innerem befindet sich der so genannte Schonburgsche Saal mit Landschaftstapeten vom Ende des 18 Jahrhunderts den Christian Carl Ernst Heinrich von Giech fur seine aus Sachsen stammende Frau Caroline von Schonburg Wechselburg einrichten liess Die Anlage gliedert sich um den Oberen und den Unteren Schlosshof die uber einen Tordurchgang im Storchenbaulein verbunden sind Beide Hofe verfugen uber einen separaten Zugang vom Ort aus Die Kemenate mit Fassaden zu beiden Hofen uberragt das Gesamtensemble Auf der Sudseite stehen der Centturm und der Weisse Turm Zwei holzerne gedeckte Ubergange verbinden den nordostlichen Rundturm mit der Kirche und die Kemenate mit dem Hans Georgen Bau 1833 brannte das Torhaus ab und wurde bis 1837 in neugotischen Formen wiederaufgebaut Am Ende der 1830er Jahre richtete Graf Hermann Giech einen Archivsaal am Unteren Hof und den Ahnensaal im Hans Georgen Bau ein und um 1840 das Teehaus im Schlossgarten Eine Besonderheit sind die reizvollen Holzgalerien die den Torbau mit dem Nordostturm verbinden und diesen wiederum mit der Kirche die zuvor einfachen Holzgange wurden in den 1850er Jahren ebenfalls neugotisch verziert und mit grosseren Fenstern versehen Bewohner und Nutzer BearbeitenDie Erbauer und ersten Bewohner waren die Ritter Fortsch Nach deren Aussterben gingen Schloss und Herrschaft 1566 als Condominat an die Familien von Kunsberg und von Giech uber Nachdem sie sich Schloss und Besitz zunachst einvernehmlich geteilt hatten wurden das Schloss und die zur Herrschaft gehorenden Dorfer 1576 nach ersten Streitigkeiten zwischen beiden Familien aufgeteilt Nur der Markt Thurnau verblieb in gemeinsamer Verwaltung In den folgenden 150 Jahren war das Verhaltnis zwischen beiden Bewohnerfamilien und ihrer Dienerschaft oft angespannt 1688 eskalierten die Streitigkeiten und es kam zu einer Schiesserei zwischen beiden Parteien nach der ein kunsbergischer Diener seiner Verwundung erlag Christian Carl I von Giech verliess daraufhin zum Schutz vor gerichtlicher Verfolgung Thurnau und lebte bis zu seinem Tod in Buchau Wiesentfels und Nurnberg 1731 schliesslich wurde der Konflikt gelost indem die 1695 zu Reichsgrafen erhobenen Giechs den Kunsbergs ihre Halfte des Schlosses abkauften und nun alleinige Besitzer und Bewohner des Schlosses waren Ohne die 165 jahrige gemeinsame Bewohnerschaft von 1566 bis 1731 und zugleich Konkurrenz beider Familien ware die enorme Grosse des Schlosses nicht erklarbar Beim Auszug wurde bestimmt dass die Giechs samtliche am und im Bau vorhandenen Kunsberg schen Wappen zu erhalten hatten 1919 zog der letzte Graf Friedrich Karl von Giech aus dem Schloss aus und ubersiedelte auf die Burg Wiesentfels Er starb 1938 ohne Kinder Danach kam das Schloss durch Erbfolge an seine Neffen die Freiherrn Karl Gottfried und Siegfried Hiller von Gaertringen aus Reppersdorf Niederschlesien Sie entstammten einem wurttembergischen Briefadelsgeschlecht dessen Wurzeln in Pottmes bei Augsburg liegen Seit 1634 ist es auf Schloss Gartringen bei Stuttgart ansassig und wurde 1703 zu Freiherren Hiller von Gaertringen erhoben Beide Erben fielen als Soldaten im Zweiten Weltkrieg Der noch minderjahrige Sohn des Ersteren Johann Christian Hiller von Gaertringen war Erbe des Schlosses 1945 diente es zahlreichen Fluchtlingsfamilien als Unterkunft viele davon aus der schlesischen Heimat der Erben Uber 80 Menschen lebten zu jener Zeit im Schloss Zu diesen nach Thurnau gefluchteten Bewohnern in der unmittelbaren Nachkriegszeit gehorten der Berliner Altphilologe Friedrich Hiller von Gaertringen der aus Potsdam geflohene Pianist Wilhelm Kempff der Violinist Gerhard Taschner und Angehorige der schlesischen Adelsfamilien Grafen von Haslingen genannt von Schickfus Gersdorff Nostitz Schwerin und Sprenger Bis zum Beginn der 1950er Jahre leerte sich das Schloss wieder von Fluchtlingen In der Folge fuhrte die Eigentumerfamilie zahlreiche Sanierungsmassnahmen durch 1969 verkaufte Johann Christian Hiller von Gaertringen die Burg Wiesentfels und das Schloss Buchau 1975 zog die Familie aus dem Schloss Thurnau aus und uberfuhrte es in die Graflich Giech sche Spitalstiftung Am 15 Juli 1991 grundeten Politiker Unternehmer und Institutionen das Wissenschaftszentrum Schloss Thurnau Vorsitzende waren der Kulmbacher Landrat und der Prasident der Universitat Bayreuth 1 In Teilen wurde das Schloss auch der Universitat Bayreuth zur Nutzung uberlassen Seit jener Zeit wird es einer umfassenden Restaurierung mit staatlicher Finanzierung unterzogen Graflich Giech sche Familiensammlungen Bearbeiten nbsp Sammlungen nbsp nbsp Im Jahr 1857 wurden in Kemenate und Hans Georgen Bau von Graf Carl von Giech die Graflich Giech schen Familiensammlungen als offentliches Privatmuseum eingerichtet eines der altesten Schlossmuseen in Bayern Zum Museum gehorten das Rote Zimmer mit dem Gebetserker die Gewehrkammer und die Waffensammlung in der Kirchstube der Raum am Ubergang zur Kirche der Ahnensaal mit etwa 200 Portrats aus der Familie Giech sowie verwandter oder verschwagerter Familien und die Bibliothek mit 30 000 Banden die im Weissen Turm und zwei angrenzenden Raumen untergebracht war Die Naturaliensammlung zu der vor allem eine umfangreiche Mineraliensammlung gehorte war im Wehrturm am Zwinger aufgestellt 1862 wurde auf Veranlassung des Grafen Carl ein ausfuhrlicher Fuhrer durch das Museum verfasst und zum Druck vorbereitet dessen Erscheinen jedoch aufgrund des uberraschenden Todes des Grafen im folgenden Jahr unterblieb Das Manuskript ist in zwei Exemplaren uberliefert Bis zum Jahr 1938 trugen sich uber 6000 Besucher in die Besucherbucher des Museums ein das aufgrund des Todes des letzten Grafen Friedrich Karl und spater aufgrund der Belegung des Schlosses mit Fluchtlingen um 1945 geschlossen blieb Die Erben der Sammlungen die Familie Hiller von Gaertringen bemuhen sich seit 2009 aktiv um eine Ruckfuhrung der seit den 1970er Jahren eingelagerten Sammlungen in das Schloss Thurnau Als Ausstellungsort ist die Kemenate vorgesehen 2 Vom Ursprungsbestand der Sammlungen fehlen einige vom letzten Grafen Giech in den 1920er Jahren verkaufte Prunkstucke und die Waffensammlung die in den 1970er Jahren versteigert wurde Trotz dieser Verluste handelt es sich bei den Giech schen Sammlungen um einen kultur und lokalgeschichtlich ausserst bedeutsamen und vielfaltigen Bestand mit mehreren tausend Objekten 3 Im Fruhjahr 2016 fand im Topfermuseum Thurnau eine Ausstellung unter dem Titel Aufgewacht Die Sammlungen der Grafen Giech aus Schloss Thurnau statt die etwa 2000 Besucher hatte 4 Heutige Nutzung des Schlosses BearbeitenDer Hans Georgen Bau wird gegenwartig vom Forschungsinstitut fur Musiktheater der Universitat Bayreuth und vom Institut fur Frankische Landesgeschichte der Universitaten Bayreuth und Bamberg genutzt Im Carl Maximilian Bau ist ein Hotel untergebracht Im ehemaligen Kutschenhaus und im Marstall finden Veranstaltungen statt Der Rest des Schlosses darunter auch die Kemenate steht leer Der Gebetserker wurde 2015 17 aufwandig saniert 2016 war Schloss Thurnau mit seinem Zwinger einer der Drehorte fur den Film Katharina Luther Schlossgarten BearbeitenDer Schlossgarten befand sich sudlich des Schlosses oberhalb des Herrnmuhlenbachs Im Fruhjahr 1706 veranlasste Graf Karl Gottfried I von Giech dort im sogenannten Steingarten die Pflanzung einer Lindenallee fur das damals populare Baille Maille Spiel 1758 wurde eine Orangerie im ostlich oberhalb gelegenen Koppengarten hinzugefugt Unweit dieses Bauwerks mit grosser Glasfassade befand sich die sogenannte Botanische Ecke mit Baumraritaten wie Elefantenrohrbaum Lebensbaum und Geweihbaum Die Orangerie wurde 1948 abgerissen Im Juli 1968 fiel auch die damals uber 250 Jahre alte Lindenallee mit damals noch 62 alten Lindenbaumen fast vollstandig einem orkanartigen Sturm zum Opfer Heutzutage ist der ehemalige Schlossgarten verwildert Auch das Teehaus der Grafen Giech aus der Mitte des 19 Jahrhunderts verfallt Steinbanke und Rokokoskulpturen aus dem Thurnauer Schlossgarten befinden sich im Garten des Schlosses Weiher bei Hollfeld Bilder Bearbeiten nbsp Torhaus und Kemenate nbsp Unteres Schloss nbsp Schlosshof nbsp Brunnen im Hof nbsp Portrat des Wolf Fortsch von ThurnauLiteratur BearbeitenMarion von Butler Kriegzeit in schlesischer Heimat und Flucht im Januar 1945 Privatdruck Heldritt 2006 Hans Georg Hiller von Gaertringen Karl Hiller von Gaertringen Hg Aufgewacht Die Sammlungen der Grafen Giech aus Schloss Thurnau Berlin Munchen 2016 August Gebessler Stadt und Landkreis Kulmbach Bayerische Kunstdenkmale Band 3 Deutscher Kunstverlag Munchen 1958 DNB 451450973 S 89 94 Bruno Hager Hrsg Thurnau 1239 1989 Markt Thurnau Thurnau 1989 ISBN 3 922808 30 1 Uso Kunssberg Geschichte der Familie Kunssberg Thurnau s n Munchen 1838 online Friedrich Wilhelm Anton Layritz Beitrag zur Geschichte der Fortschen von Thurnau s n Bayreuth 1796 online Thomas Munch u a Der Markt Thurnau mit seinen Ortsteilen Geiger Horb am Neckar 1993 ISBN 3 89264 785 2 Uta von Pezold Die Herrschaft Thurnau im 18 Jahrhundert Freunde der Plassenburg Kulmbach 1968 Die Plassenburg 27 ZDB ID 504385 2 Zugleich Phil Diss Erlangen 1968 Uta von Pezold Thurnau Ein kleiner Fuhrer durch seine Geschichte Thurnau 1987 Uta von Pezold Die Landschaftstapeten im Schloss Thurnau Haussinger Thurnau 1989 Uta von Pezold Schloss Thurnau Schlossanlage in der Frankischen Schweiz und die Herren von Giech In Arx 28 1 2006 ISSN 0394 0624 S 29 33 August Schlegel 1000 Jahre Markt und Schloss Thurnau Ein Spiegelbild der naturlichen Landschaft und seiner Kulturgeschichte Marktgemeinderat Thurnau 1965 Georg Schwarz Das Schloss zu Thurnau Beschreibung historische Entwicklung Bauherren Regierung von Oberfranken Bayreuth 1990 Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken Heimatbeilage 170 ZDB ID 583304 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Thurnau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Blog zur Geschichte des Schlosses und der Graflich Giech schen Familiensammlungen Geschichte des Schlosses Thurnau Lebschee und das Album Thurnau Teehaus des Schlosses Thurnau Schloss Thurnau bei Foracheim Geschichte von Schloss Thurnau Ein kurzer Uberblick von Nicolas Jagla Institut fur Frankische Landesgeschichte der Universitaten Bayreuth und BambergEinzelnachweise Bearbeiten Stephan H Fuchs Bayreuth Chronik 1991 Gondrom Bindlach 1991 ISBN 3 8112 0782 2 S 115 Nordbayerischer Kurier Youtube Landkreis KulmbachBurgen und Schlosser im Landkreis Kulmbach Schlosser Schloss Buchau Schloss Cottenau Schloss Danndorf Schloss Forstleiten Grunes Schloss Mittlerhaus Schloss Grunwehr Altes Schloss Heinersreuth Wildensteiner Schlosschen Neues Schloss Heinersreuth Jagdschloss Himmelkron Schloss Hummendorf Schloss Joslein Palais Kulmbach Schloss Katschenreuth Schloss Kirchleus Schloss Neudrossenfeld Mainschlosschen Schloss Peesten Schloss Rugendorf Morgenlandischer Bau Sanspareil Schloss Schmeilsdorf Schloss Stadtsteinach Schloss Steinenhausen Schloss Thurnau Schloss Trebgast Unteres Schloss Guttenberg Unterhaus Rabenstein sches Schloss WirsbergBurgen und Ruinen Burg Eulenburg abgegangen Burg Neuguttenberg Burg Altguttenberg abgegangen Burgruine Nordeck 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wikipedia org w index php title Schloss Thurnau amp oldid 229830352