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Die Geschichte des osterreichischen Stummfilms ist eine in vielerlei Hinsicht ungewohnliche Nach der Prasentation des ersten Cinematographeen in Wien durch die Bruder Lumiere im Jahre 1896 siehe auch Osterreichische Kinogeschichte dauerte es rund 10 Jahre bis sich erstmals Osterreicher an die kommerzielle Herstellung von Filmen wagten Erst 1910 begann eine kontinuierliche Filmproduktion einzusetzen und wahrend des Ersten Weltkrieges wird der Aufbau einer eigenstandigen Filmindustrie nachgeholt Wesentliche Antreiber dieser Entwicklung waren die beiden ersten und grossten osterreichischen Filmproduktionsgesellschaften die Wiener Kunstfilm Industrie und die Sascha Filmindustrie Nach Kriegsende nahm die osterreichische Filmproduktion weiter stark zu und zahlreiche Filmgesellschaften wurden gegrundet Der jahrliche Filmausstoss erhohte sich von kaum einem Dutzend zu Kriegsbeginn auf etwa 100 im Jahr 1918 und betrug zwischen 1919 und 1923 jahrlich 130 bis 140 Filme Wie Deutschland profitierte die osterreichische Filmindustrie von der darniederliegenden Filmproduktion im ubrigen Europa nach Kriegsende und von der hohen Inflation im eigenen Land Diese machte heimische Filmproduktionen fur auslandische Kaufer vergleichsweise billig wahrend die Qualitat mit dem internationalen Niveau mithalten konnte Dieser Boom flaut ab 1923 wieder ab als die hochwirtschaftlich arbeitende Filmindustrie Hollywoods in den 1920er Jahren den Weltmarkt unter grossen Druck setzt und die zuruckgehende Inflation osterreichische Filmproduktionen im Ausland zudem noch verteuert Diese Krise uberleben nur wenige grossere Filmproduzenten In der vergleichsweise kurzen aber umso intensiveren osterreichischen Stummfilmzeit wurden neben absatzorientierter Massenware wie Monumentalfilmen auch Beitrage zum expressionistischen Film geleistet sowie zahlreiche Filmtalente die es im Ausland spater zu Weltruhm brachten von osterreichischen Filmproduzenten entdeckt und gefordert Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte Beitrage zur Entwicklung der Filmtechnik 2 Fruhe Stummfilmara bis 1914 2 1 Erste heimische Filmproduktionen 2 2 Kampf um die Anerkennung des Films als Kunstform 2 3 Filmszene um 1910 2 4 Vorgehen bei Dreharbeiten 2 5 Experimente zur Attraktivierung des Films 2 6 Entwicklung des Filmschaffens bis 1914 3 Wahrend des Ersten Weltkriegs 1914 bis 1918 3 1 Entwicklung der Filmproduktion 3 2 Erste Filmstars 3 3 Propagandafilme 3 4 Kriegswochenschauen 4 Spate Stummfilmara 1918 bis 1930 4 1 Hohenflug der Filmproduktion 4 2 Filmwirtschaftskrise durch enorme US Konkurrenz 4 3 Expressionismus im osterreichischen Film 4 4 Neue Sachlichkeit und weiteres Filmschaffen der 20er Jahre 4 5 Aufklarung und Freizugigkeit als neue Filmthemen 4 6 Aufwendige Monumentalfilme 4 7 Filmproduktionsstatten ausserhalb Wiens 4 8 Die letzten Jahre des Stummfilms 4 9 Migration der Stummfilmzeit 5 Literatur 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseVorgeschichte Beitrage zur Entwicklung der Filmtechnik Bearbeiten nbsp Vorfuhrung einer Laterna magicaBereits Jahrzehnte vor der ersten Filmvorfuhrung beginnt die Geschichte der Filmkunst in Osterreich mit der Erfindung des Lebensrads Zauberscheiben durch den Tiroler Mathematiker und Astronomen Simon Stampfer Einige Jahre spater fuhrte Franz von Uchatius Versuche durch die Zauberscheiben mit der Laterna magica zu kombinieren damit die bewegten Bilder mehreren Personen gleichzeitig vorgefuhrt werden konnen Daraus entstand der Apparat zur Darstellung beweglicher Bilder der vom Schausteller und Zauberkunstler Ludwig Dobler am 14 Janner 1847 im Josefstadter Theater das erste Mal vorgefuhrt wurde Grundvoraussetzung hierfur waren das erste lichtstarke Portratobjektiv das von Josef Maximilian Petzval 1840 berechnete Petzvalobjektiv das vom Wiener Optiker und Mechaniker Peter Wilhelm Friedrich von Voigtlander geschliffen wurde Viktor von Reitzner meldete am 25 Janner 1891 einen photographischen continuierlich wirkenden Serien und Projectionsapparat zum Privileg Patent an im Marz erfolgt auch ein Patent in Deutschland Die Auswertung erfolgte jedoch erst 1896 unter dem Namen Kinetograf Theodor Reich wiederum entwarf bereits 1887 Skizzen fur einen Cinematographeen liess diese jedoch nicht patentieren 1895 noch bevor die Bruder Lumiere ihren Kinematographen prasentierten konstruierte Theodor Reich beim Versuch einen Chronophotographen herzustellen ebenfalls einen Kinematographen Die Auswertung des Gerats scheiterte aber nach mehreren Jahren an der zu hohen Brandanfalligkeit 1904 schliesslich erfand August Musger ein Gerat zur Herstellung und Projektion von Zeitlupenaufnahmen an dessen Konstruktion er jedoch mangels Geld und technischer Ausrustung scheiterte Als er sich auch die Verlangerung seines Patents nicht mehr leisten konnte brachte 1914 die deutsche Firma Ernemann ein auf seinen Planen basierendes Gerat heraus Bereits 1897 experimentierte Hermann Casler mit dem 70 mm Film Verfahren das erst gegen Mitte des 20 Jahrhunderts in die Kinopraxis eingefuhrt worden ist 1898 entwickelte Paul Rudolph mit dem Cinemascope Verfahren eine neue Methode zur Bildvergrosserung Der Cinemascope Film wurde jedoch erst in den 1950er Jahren zu einer grossen Konkurrenz gegenuber den bisherigen Filmproduktionen Fruhe Stummfilmara bis 1914 BearbeitenErste heimische Filmproduktionen Bearbeiten nbsp Erotische Aufnahmen fur Herrenabende produziert ab 1906 vom Wiener Fotografen Johann Schwarzer nbsp Zeitungsinserat fur Vorfuhrung von Erotikfilmen unter der ublichen Bezeichnung Pariser Abend und Herren Abend des Wanderkinos von Karl Juhasz in Modling 1906 Die ersten Filmgesellschaften Osterreichs kamen aus Frankreich Als erste eroffnete 1904 die Pathe Freres eine Niederlassung in Wien und begann sowohl mit der Herstellung von Dokumentarfilmaufnahmen fur Wochenschauen vor Ort als auch mit dem Vertrieb eigener in Frankreich hergestellter Kurzspielfilmproduktionen Zur Starkung des Vertriebs wurden auch mehrere Kinosale errichtet 1908 folgten ihr Gaumont und 1909 die Societe Eclair Sie bereiteten der ab 1910 einsetzenden regelmassigen Filmproduktion Osterreichs noch bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Wochenschaubereich grosse Konkurrenz Bei der ersten osterreichischen Filmgesellschaft handelte es sich um einen reinen Filmverleih welcher 1905 gegrundet wurde Zwar gab es etwa mit Joseph Delmont der 1903 in den Vereinigten Staaten seine Karriere als Regisseur und Drehbuchautor begann und mit wilden Raubtieren in seinen Filmen weltweit fur Kinosensationen sorgte bereits fruhe osterreichische Filmschaffende doch osterreichische Filmproduktionen entstanden erst spater Die ersten nicht privaten osterreichischen Filmaufnahmen sollen schon um 1906 offentlich gezeigt worden sein von Josef Halbritter der einige Jahre spater die Halbritter Film grundete Im Gegensatz dazu belegt sind die erotischen Kurzfilme des Wiener Fotografen Johann Schwarzer Diese sind die altesten bekannten heimischen Filmproduktionen und entstanden ab Mitte des Jahres 1906 Zur Vermarktung seiner Produktionen grundete er die Saturn Film unter deren Namen er Kataloge zur Filmauswahl erstellte die er auch ins Ausland versandte Die Filme erfreuten sich in der internationalen Mannerwelt rasch grosser Beliebtheit wie auch schon die franzosischen Erotikfilme die bereits seit mehreren Jahren hergestellt wurden Schwarzers Kurzfilme trugen bezeichnende Titel wie Eine moderne Ehe 1906 Am Sklavenmarkt Das Sandbad und Weibliche Ringkampfer Beendet wurde sein Geschaftstreiben 1911 als die Polizei die Filme beschlagnahmte Einige der Kurzfilme sind heute noch erhalten und befinden sich im Osterreichischen Filmarchiv Der mit 35 Minuten Spiellange erste abendfullende osterreichische Spielfilm Von Stufe zu Stufe soll unter der Regie von Heinz Hanus der mit Luise Kolm auch Drehbuch geschrieben haben soll dem Produzenten und Ehemann von Luise Anton Kolm sowie dem Gehilfen Jacob Julius Fleck im Dezember 1908 in Wien uraufgefuhrt worden sein Doch der Einzige der dies bei Nachforschungen die erst Jahrzehnte spater gefuhrt wurden zu bezeugen vermochte war der vermeintliche Drehbuchautor und Regisseur Heinz Hanus selbst Dieser sparte jedoch nicht mit der Angabe von Details zu Film und Schauspieler In Zeitungsberichten oder den beiden Filmzeitschriften der damaligen Zeit war entgegen der damals ublichen Praxis allerdings kein Hinweis auf eine Vorfuhrung dieses Films zu finden Auch andere Beweise wie etwa Drehbucher sind nicht vorhanden Es konnten zwar mehrere Filme mit dem Titel Von Stufe zu Stufe aufgespurt werden doch stammten diese von den deutschen franzosischen und amerikanischen Produzenten Pathe 1907 Duskes 1910 E Grunspan 1912 und Universal 1913 Belegt ist lediglich eine Theaterauffuhrung von Robert Stolz Das Glucksmadel im Wiener Raimundtheater 1910 welches dem vermeintlich ersten osterreichischen Spielfilm inhaltlich in weiten Teilen glich Zur Aufwertung der Filmaufnahmen der Wiener Operette Der Walzertraum entstanden zwischen 1908 und 1910 insgesamt 19 Tonbilder Schellack Schallplatte wurde synchron mit dem Film vorgefuhrt was der Operette zu europaweiter Beliebtheit verhalf 1909 erschien der erste exakt datierbare Dokumentarfilm aus osterreichischer Produktion Zwischen 8 und 11 September 1909 filmte die Photobrom G m b H in Gross Meseritsch Die Kaisermanover in Mahren auf welcher Kaiser Franz Joseph und sein deutscher Kollege Kaiser Wilhelm II agierten Dies blieb jedoch auch die einzige Produktion dieser Firma 1910 erfolgte die Grundung der Erste Osterreichische Kinofilms Industrie durch das Ehepaar Anton und Luise Kolm der Tochter von Louis Veltee sowie Jakob Fleck Deren erste Produktion erschien noch im Fruhjahr des Jahres Der Faschingszug in Ober St Veit Wenig spater am 14 Marz filmte das Jungunternehmen das Begrabnis von Burgermeister Karl Lueger Der Film wurde in 22 Wiener Kinos gezeigt Der osterreichische Komet kommentierte dies in seiner Ausgabe vom 24 Marz mit Also endlich einmal ein Wiener Film der seinen Weg durch die Welt nehmen wird Ebenfalls bereits 1910 entstand die erste Werbeproduktion im weiteren Sinne Da Damenhute zu dieser Zeit sehr beliebt waren in Kinos jedoch fur schlechte Sicht in den hinteren Reihen sorgten produzierte Anton Kolm Der Hut im Kino um diesem Problem Abhilfe zu verschaffen Das Unternehmen wurde noch im selben Jahr in Oesterreichisch Ungarische Kinoindustrie Ges m b H umbenannt und 1911 als Wiener Kunstfilm Industrie Ges m b H neu gegrundet Auf die Marktbeherrschung des osterreichischen Filmmarkts durch franzosische und andere auslandische Filmgesellschaften reagierte die Wiener Kunstfilm unter Anton Kolm mit gesteigerter Produktion tagesaktueller Berichte fur die Wiener Kinos Neben Branden und anderen Unglucken befanden sich darunter auch zeitgeschichtlich wertvolle Aufnahmen von Ereignisse wie dem Stapellauf des k u k Kriegsmarine Schlachtschiffs SMS Zrinyi im Hafen von Triest oder der Flugwoche am Flugfeld Wiener Neustadt dem damals grossten Flughafen der Welt Bei der Kurz Spielfilmproduktion fuhrte Anton Kolm nach franzosischem Vorbild den komischen Kurzfilm ein Mit dem Berliner Schauspieler Oscar Sabo hatte er seinen Hauptdarsteller fur Die bose Schwiegermutter 1910 gefunden 1911 filmte Kolm Typen und Szenen aus dem Wiener Volksleben wo unter anderem der beruhmte Wiener Volkssanger Edmund Guschelbauer zu sehen war und 1912 Karl Blasel als Zahnarzt mit gleichnamigem Hauptdarsteller der bereits seit rund einem Jahrzehnt ein beliebter Wiener Komiker war Kampf um die Anerkennung des Films als Kunstform Bearbeiten Gewisse Kreise der Bevolkerung und die Behorden sahen Kino und Film in dessen Entstehungsjahren trotz der grossen Beliebtheit oder gerade deswegen als Unkultur an Dieser negative Aspekt haftete dem osterreichischen Film noch lange an was sich unter anderem darin zeigt dass Osterreich mit jahrzehntelanger Verspatung das letzte westeuropaische Land war das ein Filmforderungsgesetz verabschiedete Bis in die 1980er Jahre wurde die osterreichische Filmgeschichte kaum thematisiert oder als kultureller Bestandteil der osterreichischen Geschichte angesehen Die zaghaften Ansatze der heimischen Universitaten zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der osterreichischen Filmgeschichte wurden stets nur minimal finanziell unterstutzt Die bis heute von offiziellen Stellen nicht vollstandig erfolgte Anerkennung des Films als kunstlerisches Medium wurzelte bereits im Vagabunden und Schaustellergesetz von 1836 welches bis in die 1920er Jahre Kinobesitzer Vagabunden gleichstellte Dies bedeutete dass Kinobetreiber um eine Lizenz bitten mussten und diese nur nach Gutdunken des diensthabenden Beamten erhielten oder auch nicht Ein Gesetz verbot ab 1910 Kindern den Besuch von Kinos und komplizierte Zensurprufungen machten der Filmwirtschaft das Leben weiterhin schwer Proteste der Kino und Filmschaffenden ab 1907 die sich ab 1910 in Verbanden zusammenschlossen fuhrten erst 1912 am Internationalen Kinematographenkongress in Wien zu Erleichterungen Der Vizeprasident des Bundes der Kinoindustriellen Alexander Ortony verwies bei dieser Gelegenheit in einer Rede darauf dass viele Kulturvolker der Zensur ganz entbehren und niemand kann behaupten dass Frankreich Italien oder Ungarn sich deshalb am Rande des Verderbens befanden Ahnlich wie Osterreich ging es damals in Westeuropa nur Deutschland welches uber ein unubersichtliches und dezentrales Zensursystem verfugte Bis 1918 war den Schauspielern des Burgtheaters verboten in irgendeiner Form in Filmen mitzuwirken Ausnahmen gab es nur sehr selten Weitere Theater wie etwa das Volkstheater folgten diesem Beispiel um sich vor dem direkten Konkurrenten Kino zu schutzen Erst mit den Auftritten von Alexander Girardi und den Produktionen des Intendanten Max Reinhardt ab 1913 begann sich die Situation etwas zu entspannen In den Zeitungen Film und Literaturzeitschriften erschienen laufend Beitrage von Grossen aus Film Theater und Literatur die sich mit Furs und Wider einen andauernden Schlagabtausch lieferten wie etwa ob die Theater dadurch nun geschadigt werden und die Buchabsatze zuruckgehen oder ob Filme deren Positionen einnehmen ersetzen oder erganzen Zwar erschienen ab 1913 Gedanken zu einer Asthetik des Kinos von Georg Lukacs und 1914 in Deutschland Zur Soziologie des Kino von Emilie Altenloh bereits erste wissenschaftliche Abhandlungen zu Kino und Film doch anderte dies vorerst nichts am steigenden Widerstand von Schulbehorden Kirche Polizei und Theaterverbanden gegen das Kino Erst Mitte der 1920er entspannte sich dieser Kulturkampf mit dem Erscheinen der grossen filmtheoretischen Schriften von Sergej Eisenstein und Bela Balazs Filmszene um 1910 Bearbeiten 1911 erschienen die deutsch osterreichische Co Produktion Der Muller und sein Kind Teil eins in dem neben den deutschen Stummfilm Stars Henny Porten und Friedrich Zelnik mit Curt A Stark auch ein Osterreicher mitspielte sowie die rein osterreichische Fortsetzung mit anderer Besetzung Der Muller und sein Kind Teil II produziert von der Wiener Kunstfilm Industrie Damals griff man gerne auf literarische Vorlagen bekannter Schriftsteller zuruck um mit bekannten Titeln Publikum in die Kinos zu locken Die Handlung der Bucher konnte mangels Ton und wegen der geringen verfugbaren Aufnahmezeit jedoch nur stark abgeschwacht wiedergegeben werden Um die Kurzfilme anderweitig aufzuwerten wurden jedoch bereits damals Filme koloriert Dies geschah sowohl handisch als auch mit chemischen Verfahren Osterreichs einzige bedeutende Filmgesellschaft der damaligen Zeit die Wiener Kunstfilm Industrie griff in ihren Produktionen auf Werke von Ernst Raupach Franz Grillparzer E T A Hoffmann oder Ludwig Anzengruber zuruck Angeregt wurden solche Verfilmungen jedoch durch die Pariser Produktionsfirma Film d Art die bereits 1908 ihre Manuskripte bei den bekanntesten Autoren bestellte um sie von den Regisseuren und Schauspielern der grossten franzosischen Buhnen realisieren zu lassen Auf Literaturvorlagen basierten 1911 neben dem bereits erwahnten Sozialdrama Der Muller und sein Kind auch Der Dorftrottel Die Gluckspuppe Mutter Tragodie eines Fabriksmadels und Nur ein armer Knecht die allesamt von der Wiener Kunstfilm Industrie hergestellt wurden Der Schriftsteller Felix Salten der 1911 ein Buch uber den Wurstelprater herausbrachte beschied dem Film eine grosse Zukunft was in den primitiven Kurzproduktionen damals nur wenige erkennen konnten Kunstlerischen Anspruch wollte aber auch er dem Film erst dann zugestehen wenn es Regisseuren und Schauspielern gelange sich vom Niveau armseliger Provinzbuhnen abzuheben Basierend auf einem beliebten Roman des Franzosen George du Maurier erschien 1912 der Film Trilby welcher 1914 unter dem Namen Svengali in etwas langerer Form gleich nochmals verfilmt wurde 1915 und 1932 wurde das Buch auch in den USA und 1927 in Deutschland verfilmt 1913 drehte ein franzosischer Regisseur die erste Speckbacher Verfilmung in Tirol Abgesehen von vereinzelten Filmaufnahmen auslandischer und Wiener Filmproduktionsgesellschaften war im restlichen heutigen Osterreich kein organisiertes Filmschaffen auszumachen Die ersten Filmgesellschaften ausserhalb Wiens wurden erst ab 1919 gegrundet Die Moglichkeiten des Kinos nutzen anstatt es wie einige Vertreter der gesellschaftlichen Oberschichten abzulehnen wollte hingegen der Wiener Gymnasialprofessor Dr Alto Arche als er im Jahre 1907 um eine Subvention von 300 Kronen zur Produktion von Unterrichtsfilmen ansuchte Diese wurde ihm zwar gewahrt doch erschienen die auch heute noch erhaltenen Filme die beispielsweise Glasblaser einen Hafnermeister und Zeugfarber bei der Arbeit aber auch ein Kurturnen zeigten erst 1912 in den Kinos Die erste Filmvorfuhrung in einer Schule fand am 20 Mai 1912 in der Burgerschule am Friedrichsplatz im 15 Wiener Gemeindebezirk Rudolfsheim Funfhaus statt 1912 grundete der Librettist Felix Dormann gemeinsam mit dem Architekten Tropp der jedoch noch im selben Jahr austrat die Vindobona Film In weiterer Folge wurde sie in Helios Film 1913 in die Austria Film und danach in die Duca Film umbenannt deren Aufnahmeatelier sich in der Kandlgasse 35 im siebten Wiener Gemeindebezirk Neubau befand Da Dormanns Produktionen nicht den erhofften Erfolg brachten spekulierte er mit dem Bedurfnis der Besucher nach Nacktszenen Es erschienen Filme wie Ein Tag im Leben einer schonen Frau Die Gottin der Liebe und Seitensprung die dadurch auffielen dass die hauptdarstellenden Frauen haufig im Badezimmer beim Strumpfwechsel und sogar beim Toilettenbesuch gezeigt wurden Vor allem die Badeszenen waren Anlass fur die Polizei diese Filme zu zensieren auch Jahre nach den pikanten Filmen von Johann Schwarzer Felix Dormanns Filmgesellschaft beendete ihre Tatigkeit 1914 nicht zuletzt aufgrund des ausbleibenden Erfolges 1912 war das Jahr in welchem der Theaterregisseur und Intendant Max Reinhardt sein erstes Filmprojekt in Osterreich verwirklichte Mit seiner eigens gegrundeten Filmgesellschaft inszenierte er die Literaturverfilmung Das Mirakel 1913 schloss Reinhardt mit der Berliner Projektions AG Union PAGU einen Vertrag ab fur 600 000 Mark in den folgenden Jahren mehrere Filme herzustellen Heraus kamen jedoch lediglich zwei in Italien produzierte Stummfilme Die Insel der Seligen und Eine venetianische Nacht In Die Insel der Seligen kam es zu ausgedehnten Nackt und auch Sexszenen weshalb weite Teile des Films der Filmzensur zum Opfer fallen hatten sollen Tatsachlich aber wurde nicht so geschnitten wie von der Zensurbehorde vorgeschrieben Mit dem Aufbluhen der heimischen sowie internationalen Filmindustrie entstanden auch nach und nach weitere Filmzeitschriften Das Lichtbild Theater und die Dramagraph Woche folgten ab 1911 und ab 1912 erschien die Filmkunst welche vom Cinema Eclair in Auftrag gegeben wurde Ebenfalls 1912 erschien die Kastalia welche fur wissenschaftliche und Unterrichtsfilme von Schulleuten herausgegeben wurde In den weiteren Jahren folgten noch Die Filmwoche ab 1913 und Paimanns Filmlisten ab 1916 eine Zeitschrift in der bis 1965 in lexikalischer Form Kritiken samtlicher in Osterreich angelaufener Filme aufgelistet wurden Vorgehen bei Dreharbeiten Bearbeiten J H Gross war nach Regisseur Walter Friedemann jedoch der Zweite der seine Filmarbeit beschrieb Im Osterreichischen Kometen Ausgabe Nr 151 vom 5 April 1913 schrieb er einst einen Bericht uber sein Filmschaffen unter dem Titel Die Wiener Kinokunst Zur Besetzung seiner Filme mit Schauspielern verlautete er darin Ich bin jedoch der grosste Feind von sogenannten Mimikern beim Kino die ballettartigen Bewegungen storen und wirken unnaturlich Aber ein ebenso grosser Feind bin ich auch von dem was man in Deutschland jetzt macht dass man z B einen Friseur von einem wirklichen Friseur einen Kellner von einem wirklichen Kellner spielen lasst Der Dilettant wird im Augenblick wenn er auf die Buhne kommt unnaturlich und linkisch Es sollten nur Schauspieler und zwar gut bezahlte Schauspieler verwendet werden Bei Besetzung der Rollen gehe ich nach dem Aussehen des Schauspielers vor dass moglichst wenig Perucken und Schminke verwendet werden mussen Uber die Schwierigkeiten bei den Dreharbeiten schrieb er Der Apparat darf hochstens 5 1 2 m vom Schauspieler entfernt sein so dass der vordere Spielraum hochstens 4 1 2 m betragt Es mussen also die Personen die sonst nebeneinander stehen hintereinander angeordnet werden Die Schwierigkeit besteht also darin dass niemand gedeckt wird die Bewegungsfreiheit erhalten bleibt und das Ganze naturlich aussieht Experimente zur Attraktivierung des Films Bearbeiten J H Gross war es auch der sich gemeinsam mit einem Herrn Brull ein Patent auf die Kombinierung von Film mit Theatervorstellungen ausstellen liess Die Realitat sollte mit dem Kinofilm zusammenwirken Z B Aus dem Film wird ein Ball von einer Person gegen den Zuschauer geworfen hier von einer wirklichen Person aufgefangen und dann wieder der Person im zugeworfen Order ein Barmadchen geht aus dem Film heraus ins Publikum bedient hier mit Erfrischungen und kehrt wieder in ihr schemenhaftes Filmleben zuruck so Gross ebenfalls in seinem Die Wiener Kinokunst Artikel Versuchsweise umgesetzt wurde dieses Konzept unter der Regie von Hans Otto Lowenstein 1913 in der Adria Ausstellung die ahnlich dem Themenpark Venedig in Wien mit Nachbauten in diesem Fall von Adria Ansichten Schiffsmodellen und einem kleinen Teich als Adria aufwartete Der Film Konig Menelaus im Kino wurde mit Schauspielern auf der Buhne vor der Leinwand die das Publikum miteinbezogen erganzt Um eine scheinbare Plastizitat der Filmbilder zu erreichen riefen im Jahre 1912 die Wiener Karl Juhasz und Franz Haushofer die Wiener Kinoplastikon Ges m b H in einem Theater am Naschmarkt das spatere Wienzeile Kino ins Leben Die Filmleinwand befand sich auf einer eigenen dekorierten Buhne Die Wiener Kunstfilm Industrie produzierte 1913 mehrere kolorierte Titel eigens fur dieses Theater Die Boxer Das Gewissen Helfer in der Not Der hungrige Ritter und Mirza die weisse Sklavin Da der Erfolg jedoch ausblieb bestand das Theater nicht lange und die Idee wurde wieder vergessen Wahrend im Ausland in Deutschland vor allem von Oskar Messter bereits seit Jahren Tonbilder hergestellt wurden so sollen in Wien bereits ab 1913 versucht worden sein Tonfilme im Kinetofon Verfahren herzustellen Naheres ist dazu leider nicht bekannt Entwicklung des Filmschaffens bis 1914 Bearbeiten Am 15 Marz 1912 fand in Wien die Premiere des ersten grossen Films aus osterreichischer Produktion statt Der Unbekannte basierend auf einem Kriminaldrama von Oscar Bendiener Regie fuhrte Luise Kolm die 10 000 Meter Negativmaterial abdrehte und 10 000 Kronen fur die Produktion aufbrauchte Als Schauspieler engagierte man unter anderem den Wiener Publikumsliebling Karl Blasel sowie Viktor Kutschera Karl Ehmann Anton Edthofer Hans Homma und Eugenie Bernay Claire Wallentin vom deutschen Volkstheater spielte die Grafin Claire Wolff Metternich Wallentin in einem Kostum des Osterreichischen Theater Kostum und Dekorations Ateliers Im November 1912 als bereits weitere osterreichische Filmproduktionsgesellschaften mit der auslandischen Konkurrenz um Marktanteile in den Kinos rangen erschien mit Das Gansehaufel der erste Dokumentarfilm der Wiener Kunstfilm Industrie die sich neben den Wochenschauberichten von aktuellen Ereignissen vor allem auf Spielfilme konzentrierte Im selben Jahr grundete der eben nach Wien ubersiedelte Alexander Joseph Sascha Graf Kolowrat Krakowsky die Sascha Filmfabrik im heutigen Wiener Gemeindebezirk Liesing Seine erste Produktion war Die Gewinnung des Erzes am steirischen Erzberg in Eisenerz Es folgte Osterreichs erster historischer Spielfilm Kaiser Joseph II Ebenfalls 1912 erschien die Vindobona Film Produktion Die Musikantenlene mit der von der Kritik viel gelobten Hauptdarstellerin Eugenie Bernay Als interessanteste Neuentdeckung dieses Jahres gilt der Komiker Heinrich Eisenbach der im Budapester Orpheum einem im Zentrum des judischen Zuwandererviertels in Wien Leopoldstadt gelegenen Kabarett seine ersten Auftritte absolvierte und auch den Spitznamen Wamperl erhielt Bekannte Kabarettsoloszenen fuhrte er in Filmen wie Hausball beim Blunzenwirt oder Klabriaspartie wo das Verhalten judischer Kartenspieler im Kaffeehaus gezeigt wird auf Auch andere Komiker erlangten zu dieser Zeit Filmbekanntheit Neben dem bereits erwahnten Karl Blasel waren das Pampulik Max Pallenberg Cocl Rudolf Walter und Seff Josef Holub die spatestens ab 1919 gemeinsam als Cocl amp Seff auftraten In Die Zirkusgrafin der Vindobona Film von 1912 spielte er den Zirkusclown neben Eugenie Bernay als Minka Felix Dormann selbst trat ebenfalls in diesem bereits 900 Meter langen Film als Graf Veckenhuller mit Im September 1913 wurden mit Vorfuhrungen unter dem Titel Sprechender Film in den Sofiensalen Edison Kinetophon und Gaumont Vorfuhrungen erstmals auch in Wien Tonfilme prasentiert Aus unterschiedlichen Grunden vor allem wegen der hohen Materialkosten und des zu geringen internationalen Verleihs zu jener Zeit fanden diese jedoch wenig Anklang 1913 wurde erstmals in einem osterreichischen Film eine Massenszene eingesetzt in Unrecht gut gedeiht nicht von der Wiener Kunstfilm 1 Obwohl Kaiser Franz Joseph technischen Neuerung grundsatzlich skeptisch bis ablehnend gegenuberstand hatte er vom Film eine positive Meinung wohl in Anerkennung des grossen Werbe und Propagandapotentials dieses vor allem unter der einfachen Bevolkerung besonders beliebten Mediums So liess er sich haufig bei seinen Aktivitaten filmen etwa bei den Kaisermanovern mit seinem deutschen Pendant Kaiser Wilhelm in Mahren 1909 bei der Gamsjagd im selben Jahr in Bad Ischl bei der Hochzeit von Thronfolger Karl 1911 in Schwarzau oder auch an der Adria Ausstellung 1913 in Wien Als der Kaiser 1916 starb entstand der letzte grosse Hofbericht aus der Monarchie Sascha Kolowrat Krakowsky filmte das Begrabnis fur die Wiener Kinos 1914 spielte Max Neufeld der rasch zum ersten Star der Wiener Kunstfilm wurde in Der Pfarrer vom Kirchfeld mit Wenig spater folgte Frau Gertraud Namenlos wo er an der Seite der Volksschauspielerin Hansi Niese die 1913 auch schon eine kleine Rolle in Johann Strauss an der schonen blauen Donau innegehabt hatte und mit dem Direktor des Theaters in der Josefstadt Josef Jarno verheiratet war spielt Ebenfalls 1914 erfolgte mit Speckbacher eine Monumentalproduktion des franzosischen Regisseurs Pierre Paul Gilmans die vom Befreiungskampf der Tiroler gegen Napoleon handelte Fur die Aufnahmen an denen auch Mitglieder der Exl Buhne wie zum Beispiel Eduard Kock beteiligt waren wurden originale Speckbacher Sabel und 2000 ebenfalls historische Waffen tragende Statisten verwendet Es war die erste Grossproduktion Osterreichs die produzierende Wiener Jupiter Film ging nach Fertigstellung des Films pleite 1914 25 Jahre nach der Fertigstellung von Bertha von Suttners Roman Die Waffen nieder wurde in Kopenhagen der Hauptstadt des damals bedeutenden Filmproduktionslandes Danemark dieser Roman der Nobelpreistragerin von 1905 von Holger Madsen verfilmt Die Erstauffuhrung erfolgte jedoch erst im September 1915 mitten im Kriegsgeschehen des Ersten Weltkriegs In den ersten Jahren osterreichischer Filmproduktion entstanden bis 1914 etwa 130 kurze und langere Spielfilme vielfach aus eigenen Ideen oder heimischen Buchvorlagen teils vor allem was Technik betraf auch vom Ausland insbesondere Frankreich beeinflusst Hinzu kamen uber 210 Dokumentarfilme Die Bandbreite des osterreichischen Filmschaffens erstreckte sich von kurzen Dokumentarfilmen und Wochenschauberichten kleinen Volksstucken Dramenverfilmungen und Familiendramen Kriminalgeschichten Operetten und historischen Grossfilmen bis hin zu Filmgrotesken Der osterreichische Filmhistoriker Walter Fritz stellte zum osterreichischen Filmschaffen der Vorkriegszeit fest Die Gedanken des Historikers Johnston zur schopferischen Potenz der Monarchie die sich anscheinend als frohliche Apokalypse verstand zeigen dass eine Endstimmung vorherrschte damals von den Kritikern so gesehen wurde und die Kraft hatte bis heute zu wirken 2 Wahrend des Ersten Weltkriegs 1914 bis 1918 BearbeitenIm Zuge der gegenseitigen Kriegserklarungen der europaischen Grossmachte die zum Ersten Weltkrieg fuhrten wurde auch Frankreich zum Feind Osterreich Ungarns was unter anderem die Auflosung samtlicher franzosischer Filmgesellschaften in der Monarchie zur Folge hatte Zugleich wurde die Einfuhr von auslandischen Filmen verboten In den folgenden Kriegsjahren trat zwar der erwartete Aufschwung der heimischen Filmproduktion ein doch ging dies wesentlich langsamer vonstatten als gedacht 1915 erreichte Sascha Kolowrat Krakowsky seine Uberstellung vom Automobilkorps in Galizien zum Kriegspressequartier nach Wien wo er die Leitung der Filmexpositur ubernahm die dem Kriegsarchiv unterstand Zur Mitarbeit konnte er zahlreiche Regisseure und andere Filmschaffende gewinnen unter anderem die noch jungen Talente Karl Hartl Fritz Freisler Gustav Ucicky und Hans Theyer 1916 liess Kolowrat Krakowsky ein Hangargerust aus Dusseldorf liefern um das bereits von einigen Regisseuren vermisste erste grosse Filmatelier in Sievering einrichten zu lassen Es war das erste frei stehende Filmatelier Osterreichs Am 4 April des Jahres ging aus der bisher losen Zusammenarbeit zwischen Kolowrat Krakowsky und Oskar Messter die Oesterreichisch ungarische Sascha Messter Film Gesellschaft m b H spater Sascha Messter Film hervor 1916 starb Kaiser Franz Joseph und der politisch unerfahrene Karl wurde sein Nachfolger Er hielt sich im Gegensatz zu seinem Grossonkel haufig an der Front auf wovon einige Filmaufnahmen zeugen Auf diesen ist er haufig in Gesprachen mit Soldaten und beim Verleihen von Orden zu sehen Ohne Rucksicht auf Stand und Rang schuttelte das kaiserliche Paar jedermann formlos die Hand Seine Rolle als Volkskaiser konnte Karl mit Hilfe von Kino und Film leichter annehmen 1917 ernannte Kaiser Karl Eduard Hoesch zu seinem personlichen Operateur Kameramann Im Propagandafilm Unser Kaiser sieht man Karl sogar fur das Waffengluck seiner Truppen betend 1916 erschien auch die erste Ausgabe von Paimann s Filmlisten genauer gesagt waren es damals noch Briefe die osterreichische Kinos uber die Neuerscheinungen von Filmen berichtete und dazu Zusammenfassung des Inhalts und Kritiken abgab Erst ab 1921 wurden Paimann s Filmlisten zu einer periodischen Druckschrift die bis 1965 erschien Das spatere NSDAP Mitglied Heinz Hanus einer der Pioniere des osterreichischen Films grundet in diesem Jahr den Verband der Filmregisseure und Kameraleute Entwicklung der Filmproduktion Bearbeiten Neben den unzahligen Wochenschauen und den dutzenden Propagandafilmen die in den funf Kriegsjahren produziert wurden machten sich noch andere Veranderungen in der Filmproduktion bemerkbar So wurden kaum Detektivfilme produziert und Grotesklustspiele wie sie bis vor kurzem noch sehr beliebt waren verschwanden fast vollstandig aus den Kinos Stattdessen hatten Gesellschaftsdramen diffizilere literarische Lustspiele und Kostumfilme Hochkonjunktur Nach Kriegsbeginn kam es zu einem Einbruch bei den Zahlen der gezeigten Filme was auf das Importverbot von Filmen verfeindeter Nationen wie Frankreich Grossbritannien oder den Vereinigten Staaten zuruckzufuhren war Doch bis 1918 als die Kinos mangels Kohle nicht mehr beheizt werden konnten und Rohfilmmangel die Filmproduktion in Bedrangnis brachte stieg die Anzahl der heimischen Produktionen jahrlich an welche von der fehlenden auslandischen Konkurrenz stark profitierten Von den Literaturvorlagen waren besonders die Werke Ludwig Anzengrubers die sich haufig in bauerlichem Milieu abspielten sehr beliebt Von diesen wurden unter anderem Der Meineidbauer 1915 Im Banne der Pflicht 1917 Der Schandfleck 1917 oder auch Der Doppelselbstmord 1918 hochst erfolgreich verfilmt Wie Filmkritiken von damals die Handlungen Spielart Drehbuchvorlagen und Regiepraktiken beschrieben hat sich die osterreichische Filmproduktion damals stark weiterentwickelt Die Drehbucher waren durchdachter und die Handlung trotz grosserer Komplexitat einfacher zu verstehen Gegen Ende des Ersten Weltkrieges entstanden in Osterreich Filme die dem deutschen expressionistischen Film der 1920er Jahre bereits manches vorweggenommen wurde So etwa in Die Schlange der Leidenschaft aus dem Jahr 1918 die dem deutschen Film Der blaue Engel 1930 aber auch Carl Theodor Dreyers Vampyr 1932 von Stil und Thematik her stark ahnelt Weitere vorexpressionistische Filme waren Der Mandarin 1918 Der Brief einer Toten 1918 Das schwindende Herz und Das andere Ich 1918 Wesentliche Vertreter des vorexpressionistischen Films in Osterreich waren die Drehbuchautoren bzw Regisseure Carl Mayer Hans Janowitz und Fritz Freisler Bekannte Schauspieler waren damals der exzentrische Harry Walden sowie Carl Goetz die zum Beispiel in Der Mandarin einer Produktion der Sascha Film von Paul Frank und Fritz Freisler Hauptrollen spielten Waren in den Jahren zuvor die Wiener Kunstfilm und die Sascha Film bzw Sascha Messter Film die grossten heimischen Produktionsfirmen so wurde im isolierten Osterreich Ungarn neuen Unternehmen Platz geboten Mit Filmag A Zet Film Astoria Film und Leyka Film konnten sich neue Produzenten am Markt behaupten 1913 grundete der spatere Leiter der Decla Film Gesellschaft in Berlin Erich Pommer die W A F die Wiener Autorenfilms Produktionsgesellschaft Auf W A F ist auch die Propaganda Dokumentation Unsere Kriegsflotte die am 22 Mai 1914 erstaufgefuhrt wurde zuruckzufuhren Zuvor hatte er 1911 die Agenden der Societe Eclair ubernommen Wurden zwischen 1906 und 1914 insgesamt rund 120 Filme produziert davon 44 im Jahr 1914 so waren es in den Kriegsjahren zwischen 180 und 190 Alleine 1918 wurden 100 osterreichische Spielfilme hergestellt ein Wert der in den Zwischenkriegsjahren sogar noch ubertroffen werden konnte Hinzu kam noch eine Vielzahl an Kriegswochenschauen die ebenfalls in den Kinos gezeigt wurden Nach einem Lustspiel von Rudolf Osterreicher und Bela Jenbach erschien mit Gustav Waldau in der Hauptrolle im Dezember 1915 Der Herr ohne Wohnung Als Regisseure wirkten unter anderen auch die Bruder Conrad und Robert Wiene die spater beide in Deutschland grosse Erfolge feierten 1914 machte Robert Muller Besitzer der gleichnamigen Filmproduktionsgesellschaft erste Versuche mit Trickfilmen Er engagierte den Zeichner Theo Zasche der aus aktuellem Anlass mehrere teils auch antisemitische Propaganda Karikaturen furs Kino herstellte z B Als der Russe vor Przemysl stand Das neue Dreigestirn Der Zar und seine lieben Juden In den folgenden Jahren tauchten mit Ladislaus Tuszynski und Peter Eng zwei vielseitigere Vertreter erster osterreichischer Zeichentrickversuche auf Von Anfang an wurde auch mit der Vermischung von Trickfilmelementen mit realen Aufnahmen experimentiert so zum Beispiel wenn die Hand des Zeichners Louis Seel die eben gezeichnete nackte Frau in einer Badewanne abdeckt Osterreichs einzige Filmgesellschaft die neben gewohnlichen Spielfilmen regelmassig und im grossen Stil auch Trickfilme herstellte war die Astoria Film Tuszynski stellte einiger seiner Filme jedoch auch in Eigenproduktion her Fast alle osterreichischen Trickfilme der Stummfilmzeit stammten aus der Feder von Tuszynski Eng und Seel 3 Von allen wahrend des Ersten Weltkriegs produzierten Filmen existieren nur von vier Filmen Aufnahmen Erste Filmstars Bearbeiten Was Filmstars zu dieser Zeit ausmachte war dass sie von den Gagen aus dem Filmgeschaft leben konnten ohne nebenbei etwa an Theatern zu arbeiten Die Gagen fur die Filme mussten daher dementsprechend hoher sein wenn Schauspieler nicht vom Theater kamen und auch sonst keinen anderen Tatigkeiten nachgingen was bei der Fulle der Filmproduktionen ohnehin nur schwer moglich gewesen ware So gesehen entstanden in den Jahren des Ersten Weltkriegs im Zuge der steigenden Anzahl der heimischen Produktionen zwei Filmstars Liane Haid bei der Wiener Kunstfilm und Magda Sonja bei der Sascha Film Mannliche Filmstars gab es in diesem Sinne keine doch existierte eine Fulle von viel beschaftigten mannlichen Darstellern die jedoch nicht vom Film alleine leben konnten und nebenbei meist der Theaterschauspielerei oder dem Kabarett nachgingen Einige der bekanntesten davon waren Hubert Marischka Georg Reimers Franz Hobling Otto Tressler und Willy Thaller Weitere Stars gab es nur am Theater wobei diese gelegentlich fur Filmauftritte gewonnen werden konnten wie etwa Hermann Benke Karl Baumgartner Hermann Romberg Josef Reithofer Anton Edthofer Friedrich Feher und Hans Rhoden 1915 war das Jahr in dem Osterreichs erster Filmstar seine erste Rolle erhielt Liane Haid spielte im Propagandafilm Mit Herz und Hand furs Vaterland eine Doppelrolle Im Gegensatz zu anderen viel beschaftigten Schauspieler bei der Wiener Kunstfilm erhielt sie von Anfang an monatlich 200 Kronen statt der ublichen 150 Die Produktionsgesellschaft baute sie nach und nach zum Star auf und bis 1918 stieg die monatliche Gage auf 400 Kronen an was sie dennoch nicht hinderte ihren Arbeitgeber zu klagen Sie nannte ihn Ausbeuter und gab an sich bei den Dreharbeiten bereits einen Lungenspitzkatarrh und eine Rippenfellentzundung zugezogen zu haben Auch wegen der Kostume beschwerte sie sich wobei ein eigener Kostumbildner wie ihn die Wiener Kunstfilm hatte damals bei vielen anderen Produktionsgesellschaften nicht einmal ublich war Ab und zu konnten auch Kostume aus Theatern ausgeliehen werden 1917 spielte Liane Haid in Der Verschwender mit einer Verfilmung von einem Stuck Ferdinand Raimunds Mit 3400 Metern Spiellange war dies die bis dahin langste osterreichische Produktion Damit wurde die Wiener Kunstfilm ihre Vorreiterrolle noch vor der Sascha Film wie in vielen anderen Bereichen erneut gerecht Liane Haids Auftritte in diesem Langspielfilm wurden von der Kritik wegen ihrer Naturlichkeit und der Echtheit der Charakterisierung einer bejahrten Familienmutter gelobt Nach dem Ersten Weltkrieg liess Haids Vater Georg ihr in Schonbrunn ein eigenes Filmatelier bauen welches noch heute existiert Liane Haid drehte spater noch fur andere Filmgesellschaften zahlreiche weitere Filme Ihre Nachfolger als Filmstar bei der Wiener Kunstfilm war zuerst Dora Kaiser die von A Zet Film kam und wenig spater Thea Rosenquist Bei der Sascha Film war die meist eingesetzte Schauspielerin zu dieser Zeit Magda Sonja Uber die Wirkung der Maskengestaltung im Film machte sich die danische Schauspielerin Eva Roth Gedanken die vor dem Ersten Weltkrieg in mehreren osterreichischen Produktionen mitwirkte Propagandafilme Bearbeiten Als Leiter der Filmexpositur zustandig fur Propagandafilme liess Sascha Kolowrat Krakowsky benotigte Mitarbeiter und Schauspieler aus der Filmbranche fur das Kriegspressequartier abkommandieren So entging der grosste Teil der damaligen osterreichischen Filmschaffenden Tod und Gefangenschaft im Krieg Eine bekannte Ausnahme war jedoch Max Neufeld der erst nach dem Kriegsdienst wieder als Held und Liebhaber in Erscheinung treten konnte Einige der Propagandadokumentationen und filme waren Die Befreiung der Bukowina Krieg in 3000 Meter Hohe Kampftag bei den Tiroler Kaiserjagern sowie die Zweiteiler Die wirtschaftliche Erschliessung Montenegros und Der Zusammenbruch der italienischen Front Von der Zensur wurden diese Filme dennoch gepruft Zum Beispiel mussten Nahaufnahmen von verarztet werdenden oder gefallenen italienischen Soldaten mit verzerrten Gesichtern aus den Filmen geschnitten werden Ein bekannter Propagandafilm der Sascha Messter der Skeptiker und Kriegsgegner eines Besseren belehren sollte handelte von einem Norgler der im Traum die Anstrengungen der Soldaten im Krieg miterlebt was ihn sehr erschuttert Als in der Realitat zwei Buben zu wenig Geld haben um Kriegsanleihen zeichnen zu konnen gibt er ihnen das Geld und zeichnet auch gleich selbst Weitere erwahnenswerte Propagandafilme waren die Wiener Kunstfilm Produktionen Der Traum eines osterreichischen Reservisten 1915 Mit Herz und Hand furs Vaterland 1915 Mit Gott fur Kaiser und Reich 1916 Freier Dienst 1918 Nie in die Kinos kam die unvollendete Dokumentation unter dem Titel Kriegsgefangenenlager Feldbach Die Filmproduktionsgesellschaft Robert Muller liess von Alfred Deutsch German Das Patenkind 1915 produzieren A Zet Film trug mit Das Kind meines Nachsten zur Propagandafilmproduktion bei und die Filmag liess 1918 mit Regisseur Karl Tema Konrad Hartls Lebensschicksal aufnehmen Die Qualitat solcher Filme trat naturgemass in den Hintergrund ging es doch lediglich darum Kriegsbegeisterung in der Bevolkerung zu erwecken und zu erhalten Die Filmkritiken kannten nur noch gute Filme und schwarmten von den Inhalten 1918 wagte sich die Sascha Messter Film an die Verfilmung eines Werkes Beethovens heran Fritz Kortner spielte in Der Martyrer seines Herzens Beethoven so gut dass er in der Folge zu einem der wichtigsten expressionistischen Schauspieler im deutschsprachigen Raum avancierte Aufnahmen fanden beispielsweise im neu errichteten grossen Filmatelier der Sascha Film in Wien Sievering statt wo eigens Schutzengraben ausgehoben wurden Die Filmmusik stammte haufiger als vor den Kriegsjahren von bekannten Komponisten wie Franz Lehar und Carl Michael Ziehrer die sich wie viele andere kulturelle Personlichkeiten dieser Zeit vom Krieg begeistern liessen Seltene aber umso prominentere Kritik an den Propagandafilmen kam von Karl Kraus der das Kriegspressequartier die Sascha Film Hubert Marischka Dichterkollegen und Wochenschauoperateure offentlich kritisierte Kriegswochenschauen Bearbeiten Im September produzierte die Wiener Kunstfilm die erste Kriegswochenschau des Landes das Kriegs Journal Nach Erscheinen der ersten acht Ausgaben trat auch die Sascha Film gemeinsam mit Philipp und Pressburger und der Oesterreichisch Ungarischen Kinoindustrie Gesellschaft mit der Veroffentlichung derer erster Kriegswochenschau auf den Markt Diese trug die Bezeichnung Osterreichischer Kino Wochenbericht vom nordlichen und sudlichen Kriegsschauplatz Trotz des ausschweifenden Titels hatte diese Wochenschau mehr Erfolg 1915 wurde sie in Kinematographische Kriegsberichterstattung danach Sascha Kriegswochenbericht bezeichnet Parallel dazu erschien auch die Sascha Messter Woche Spate Stummfilmara 1918 bis 1930 BearbeitenStummfilmproduktionkurze und langere Spielfilme 4 5 6 Jahr Anzahl1908 1 1909 01910 61911 101912 241913 391914 611915 301916 241917 541918 881919 1301920 1421921 120 135 1922 130 1923 351924 321925 351926 191927 211928 281929 23 1 Tonfilm 1930 24 3 Tonfilme 1931 16 8 Tonfilme Existenz des Films umstritten davon je 70 bis 75 LangspielfilmeDie nach dem Ersten Weltkrieg einsetzende Inflation beflugelte den osterreichischen Filmexport sodass Osterreich fur einige Jahre nach Deutschland eine der bedeutendsten Filmnationen Europas war Diese Hochblute des osterreichischen Stummfilms flaute bereits ab 1923 wieder deutlich ab als die Inflation in den Griff bekommen wurde und die Wahrung stabilisiert werden konnte Filmimporte die vor allem aus den Vereinigten Staaten hereinstromten waren nun wieder billiger zu haben und zahlreiche der eben erst gegrundeten osterreichischen Filmproduktionsgesellschaften gingen pleite Die Filmproduktion ging auf ein fur die Grosse des Landes angemessenes Niveau von 20 bis 30 Filmen jahrlich zuruck was bis zum Ende der Stummfilmzeit auch so blieb Wahrend die Kinos bereits 1927 mit der Umstellung auf Tonfilme begannen und diese 1931 abschlossen benotigten die Filmproduktionsgesellschaften langer konnten erst 1929 den ersten Tonfilm herstellen ab 1932 wurden keine Stummfilme mehr hergestellt Die Filmproduktionen der 1920er Jahre waren sehr vielfaltig Neben Standardproduktionen wie Komodien Melodramen und Krimis trugen osterreichische Filmschaffende bedeutend und auch fruh zum expressionistischen Film der zumeist nur Deutschland zugemessen wird bei Mitte der 20er Jahre gab es auch eine Hochkonjunktur der Monumentalfilme die zumeist von den ungarischstammigen und in Wien fur die Sascha und Vita Film tatigen Michael Curtiz und Alexander Korda getragen wurde und unter Miteinbeziehungen von Tausenden Statisten die grossten und aufwandigsten Filme hervorbrachten die je in Osterreich hergestellt wurden Auch neusachliche Filme sowie Aufklarungs und spater auch Sittenfilme die mit freizugigen Darstellerinnen lockten entstanden zur osterreichischen Stummfilmzeit Zahlreiche Filmtalente in den unterschiedlichsten Positionen vom Kameramann uber den Schauspieler bis zum Regisseur begannen im Wien der Stummfilmara eine Karriere die bald in Berlin und haufig auch in Hollywood fortgesetzt wurde siehe Abschnitt Migration der Stummfilmzeit Hohenflug der Filmproduktion Bearbeiten nbsp Theo Zasche Kinobilder 1920Nach dem Zerfall Osterreich Ungarns war Osterreich der einzige der Nachfolgestaaten der auf dem Weltfilmmarkt Bedeutung erlangen konnte Nach einem kurzen Abflauen der Filmproduktion nach Kriegsende setzte 1919 ein regelrechter Boom der osterreichischen Filmproduktion ein Durch die inflationsbedingte starke Abwertung der Krone ergaben sich fur die osterreichischen Filmproduzenten bessere Chancen am nun so wichtigen Exportmarkt Denn im nun auf sechs Millionen Einwohner geschrumpften Osterreich konnten Filme durchschnittlich nur rund 10 Prozent der Herstellungskosten einspielen Der Exportmarkt allen voran bestehend aus den Nachfolgestaaten der Monarchie bzw Osteuropa generell sowie dem Orient Italien Frankreich Spanien Skandinavien Sudamerika England und naturlich Deutschland war nun von besonderer Wichtigkeit Im Gegensatz zu den Produzenten brachen die Filmverleiher nahezu zusammen Die Lizenzen fur das rund 1400 Kinos umfassende Osterreich Ungarn waren nun ungultig Die Inflation machte Filmimporte zudem zu einem kaum leistbaren Unterfangen Noch 1919 wurden 30 Produktionsgesellschaften gegrundet 1922 waren es bereits 50 Fuhrende Produzenten waren in diesen Jahren die Sascha Film Astoria Film Listo Film Micco Film Mondial Film Schonbrunn Film Vita Film und die Dreamland Film die allesamt auch uber eigene Atelieranlagen in Sievering Sascha auf der Hohen Warte Astoria Listo Mondial in Schonbrunn Micco und am Rosenhugel Vita verfugten Die osterreichische Filmproduktion erreichte zwischen 1918 und 1922 nie gekannte Hohen als jahrlich bis zu 75 Langfilme und weitere 50 bis 60 Einakter hergestellt und weltweit vertrieben wurden Nicht miteingerechnet sind hier die zahlreichen Lehr Kultur Dokumentar und Propagandafilme Obwohl die Ausstattung der Wiener Filmstudios der deutschen Konkurrenz zuruckstand konnten mit einfacheren Mitteln ebenso grosse Effekte und Filme hergestellt werden In dieser Zeit erlebten zahlreiche Schauspieler durch die enorme Filmproduktion einen fur viele jedoch nur vorubergehenden Karriereaufschwung Der britische Filmtheoretiker L Estrange Fawcett meinte in seinem 1928 erschienenen Buch Die Welt des Films sogar dass die Stadt Wien wie keine andere Europas geeignet ist sich zu einem europaischen Hollywood zu entwickeln Die wundervollen Baudenkmaler zumal der Barockzeit die unvergleichliche Schonheit der Wiener Landschaft das nahe Hochgebirge und die hervorragend gunstigen klimatischen Verhaltnisse pradestinieren Wien geradezu zur Filmstadt 7 Tatsachlich zahlte Osterreich in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg als die europaische Filmproduktion mit Ausnahme Deutschlands weitgehend darnieder lag zu den fuhrenden Filmproduzenten Europas Die vor dem Weltkrieg dominierenden europaischen Filmlander Grossbritannien Frankreich und Italien konnten ebenso wie Danemark und andere europaische Lander kaum das Ausmass der osterreichischen Filmproduktion und exporttatigkeit erreichen Von einem Hollywood Europas das noch am ehesten fur Berlin zutreffend gewesen ware war Wien jedoch weit entfernt zumal die Wahrungsreform die Inflation bald eindammte die Wechselkurse stabilisierte und somit den Wettbewerbsvorteil Osterreichs zunichtemachte Was fur osterreichische Produzenten eine Exporterschwernis darstellte war fur auslandische Filmproduzenten eine Importerleichterung Vor allem aus den Vereinigten Staaten erreichte Osterreich eine regelrechte Filmflut Bereits 1923 gingen viele der noch jungen Filmgesellschaften wieder zu Grunde und viele weitere die von den Banken und Anlegern nur als Spekulationsobjekte betrachtet wurden gingen beim Wiener Borsenkrach im Fruhjahr 1924 pleite Filmwirtschaftskrise durch enorme US Konkurrenz Bearbeiten Nach den produktivsten Jahren 1921 und 1922 begann ab 1923 die Filmproduktion wieder rasant abzunehmen 1924 wurden nurmehr 32 Filme produziert waren es 1922 noch rund 130 gewesen Die aufwendigen Monumentalfilme waren lediglich der finanzielle und qualitative Hohepunkt dieser Zeit denn langst machten US amerikanische Filmproduktionen den osterreichischen immer starkere Konkurrenz in den Kinos Die US amerikanische Filmindustrie spielte die Produktionskosten in den Vereinigten Staaten herein und konnte danach ihre Filme weltweit zu Niedrigstpreisen auf den Markt werfen Da die Qualitat der amerikanischen Filme nicht zuletzt durch stetige Immigration von europaischen Filmschaffenden und deren Wissen konstant zugenommen hatte wahrend die europaische Filmindustrie im Ersten Weltkrieg qualitativ beinahe stillstand hatte man den US Produktionen nur noch wenig entgegenzusetzen 1925 erreichte die US amerikanische Dominanz die bereits Frankreich England und Italien getroffen hatte auch Osterreich In diesem Jahr wurden von der Zensurbehorde 1200 US Produktionen und rund weitere 800 aus anderen Landern zum Import zugelassen wahrend in Osterreich nur noch 35 Spielfilme in den mittlerweile technisch bestens eingerichteten Ateliers produziert wurden Der Filmbedarf der 750 osterreichischen Kinos wurde auf lediglich 300 bis 350 Filme geschatzt Zahlreiche Produktionsgesellschaften schlossen zu dieser Zeit und etwa 3000 Filmschaffende direkt wie indirekt vom Film abhangig wurden arbeitslos Zur gleichen Zeit stieg jedoch die Zahl der Verleihfirmen auf etwa 70 an wobei kleinere osterreichische Verleiher ebenso zu Grunde gingen wie die Filmproduktionsgesellschaften Aus diesem Anlass rief der Filmbund Anfang Mai zu einer Demonstration auf der sich rund 3 000 Kunstler Musiker Artisten Arbeiter und Angestellte sowie Gewerbetreibende der Filmbranche anschlossen Darunter auch Grossen wie Sascha Kolowrat Krakowsky Jacob und Luise Fleck Walter Reisch Magda Sonja Michael Kertesz Hans Theyer und viele andere Die Demonstration zog ausgehend von der Neubaugasse uber die Mariahilfer Strasse zum Parlament Dies machte die Bundesregierung auf die Existenzbedrohung der osterreichischen Filmwirtschaft aufmerksam und bereits am 19 Mai trat ein auf zwei Jahre gultiges Filmkontingentierungsgesetz in Kraft Von nun an mussten in osterreichischen Filmproduktionen zumindest 75 der Beschaftigten Osterreicher sein und die Einfuhr auslandischer Filme wurde kontingentiert und nach deutschem Vorbild an die Zahl der heimischen Produktionen gekoppelt Zu Beginn 1 heimischer Spielfilm auf 20 auslandische dann zwischen 1 10 und 1 18 Zwar war die Zeit der Massenproduktionen dennoch vorbei aber der Fortbestand der heimischen Filmindustrie wenn auch in abgespeckter Form war somit gesichert Auch einige auslandische Produktionen konnten nach Osterreich gelockt werden da hier die Produktionskosten rund 30 niedriger als in den Nachbarstaaten 8 Dennoch ubersiedelten die meisten osterreichischen Filmschaffenden endgultig nach Berlin dem Hollywood Europas Lediglich die Sascha Film mit dem Familienvermogen Sascha Kolowrat Krakowskys im Hintergrund vermochte noch Grossproduktionen herzustellen Expressionismus im osterreichischen Film Bearbeiten Die in der Filmgeschichtsschreibung zumeist Deutschland zugeschriebene Expressionismus im Film fand seine Wurzeln auch in osterreichischen Produktionen Als erster Film uberhaupt der expressionistische Stilmittel eingesetzt hat wird heute Jakob und Luise Flecks Die Schlange der Leidenschaft aus dem Jahre 1918 angenommen 9 Obwohl der Film wie viele andere Stummfilme nicht mehr erhalten ist was die Forschung ungemein erschwert spricht die dramaturgische Konstruktion des Fieber Alptraumes durch den die Hauptperson gelautert wird fur diese Annahme Filme die vor Das Cabinet des Dr Caligari 1920 dem erfolgreichsten expressionistischsten Film hergestellt wurden werden haufig als vorexpressionistisch bezeichnet 1920 erschien Paul Czinners wichtigster Film wie er 1970 im Fernsehen ruckblickend meinte wahrend seiner Schaffenszeit in Wien Der vorexpressionistische Film Inferno In Berlin damals Karriere Sprungbrett fur zahlreiche osterreichische Filmschaffende hielt er Kontakte zu den osterreichischen Autoren Carl Mayer und Hans Janowitz die gerade an der Vorlage zu Das Cabinet des Dr Caligari arbeiteten sowie zu Fritz Lang der gerade Der Herr der Liebe inszenierte und am Anfang seiner erfolgreichen Karriere stand Gemeinsam haben sie allesamt den expressionistischen Einfluss in ihren Werken Czinner berichtete auch dass er Bewegung im Film haben wollte und zu diesem Zweck auf einem Dreirad eine Kamera aufbauen lassen habe Dies soll die erste Fahraufnahme gewesen sein die daraufhin weltweit zur Anwendung und Weiterentwicklung kam 1924 erscheint die Pan Film Produktion Orlac s Hande mit den expressionistisch spielenden Darstellern Conrad Veidt als Orlac und Fritz Kortner als Nera Regie fuhrte Robert Wiene Ein zweiter bekannter und gut erforschter Vertreter des expressionistischen Films in Osterreich war Hans Karl Breslauers Verfilmung von Hugo Bettauers Roman Die Stadt ohne Juden die ebenfalls 1924 in die Kinos kam 10 Auffallender Unterschied zum Roman ist dass die Stadt nicht Wien sondern Utopia heisst Eine seiner ersten Rollen erhielt in diesem Film Hans Moser Als Hauptdarstellerin diente auch in diesem Film die Frau des Regisseurs Anna Milety Die bekannten judischen Schauspieler Gisela Werbezirk und Armin Berg waren in diesem Film nur in kleineren Rollen zu sehen Als einer der letzten expressionistischen Filme in Osterreich wurde 1926 Das Haus des Dr Gaudeamus hergestellt Zeitgenossische Berichterstattung und Beschreibung der Dekors weisen auf expressionistische Gestaltung des nicht mehr erhaltenen Films hin Neue Sachlichkeit und weiteres Filmschaffen der 20er Jahre Bearbeiten Basierend auf den Sozialreportagen des Journalisten Emil Klagers aus der Wiener Kanalisation und anderen Zufluchtsorten von Obdach und Arbeitslosen wurde der Spielfilm Durch die Quartiere des Elends und Verbrechens produziert der am 25 Juni 1920 in den Wiener Kinos erschien Bei diesem Film durfte es sich um die erste verfilmte Sozialreportage Osterreichs handeln In den folgenden Jahren erschienen auch Spielfilme die sich mit der tristen Lage des inflationsgeplagten Osterreichs nach dem Ersten Weltkrieg auseinandersetzte Frauen aus der Wiener Vorstadt 1925 Haifische der Nachkriegszeit 1926 Saccho und Vanzetti 1927 Andere Frauen 1928 Eine Dirne ist ermordet worden 1930 um einige zu nennen Bereits 1921 erschien ein Film der die jungste osterreichische Geschichte thematisierte Kaiser Karl mit Josef Statter als Hauptdarsteller und Grit Haid der Schwester von Liane Haid als seine Frau Zita Mit Kronprinz Rudolfs Tod setzte sich 1925 der Film Leibfiaker Bratfisch auseinander der Erinnerungen seines Fiakers wiedergab Der Regisseur Hans Otto Lowenstein verwendete hierzu auch viele Szenen aus seinem 1919 verbotenen Mayerling Film Auch Kaiser Karl wurde von ihm inszeniert Im selben Jahr erschien auch Oberst Redl der einen Spionagefall des Jahres 1913 thematisierte Die Themen beider Filme wurden auch in der jungsten osterreichischen Filmgeschichte wieder aufgegriffen 1921 25 Jahre nach Erscheinen des utopischen Werkes Der Judenstaat von Theodor Herzl erschien ein Tribut an diesen Autor und Psychologen Theodor Herzl der Bannertrager des judischen Volkes Hauptdarsteller waren Rudolf und Josef Schildkraut im historischen Teil des Films und Ernst Bath als Theodor Herzl Die beruhmteste Verfilmung eines Hugo Bettauer Werkes war jedoch die 1925 erschienene Produktion Die freudlose Gasse unter Regisseur G W Pabst Der auch heute noch als Vertreter des fruhen Filmschaffens international aufgefuhrte Film erschien erstmals in den Kinos nachdem Hugo Bettauer durch ein NSDAP Mitglied ermordet worden war Der Film wurde in Berliner Studios aufgenommen mit Schauspielern wie Greta Garbo Asta Nielsen und Werner Krauss Er spielte im stark von der Inflation gepragten Wien der Gegenwart und gilt international als Startschuss fur die Stilrichtung Neue Sachlichkeit im Film Seine Deutschland Premiere hatte er ebenfalls in Berlin wo G W Pabst neben Fritz Lang Paul Czinner und anderen Osterreichern ihre Hauptschaffenszeit verbrachten im Kino Mozartsaal In Frankreich erreichte Pabst mit diesem Film fast noch mehr Ruhm als im deutschsprachigen Raum Er erschien unter dem Namen La rue sans joie und wurde am 21 Janner 1926 im Pariser Studio des Ursulines uraufgefuhrt Aufklarung und Freizugigkeit als neue Filmthemen Bearbeiten Im Zuge aufkommender freizugigerer Mode im Alltag und der Neuen Sachlichkeit als Realitat bezogener Stilrichtung in vielen Bereichen der Kunst wagten sich nun auch die etablierten Filmgesellschaften erstmals Vorstosse zu freizugigeren Filmen zu machen So erschien Anita Berber als durftig bekleidete Tanzerin in Irrlichter der Tiefe 1923 und in Cafe Elektric wurden nicht nur Marlene Dietrichs Beine ausfuhrlich zur Schau gestellt sondern auch ausgedehnte Kussszenen mit Willi Forst gezeigt Die 1920er Jahre wurden zum goldenen Zeitalter des Aufklarungs und Sittenfilms Filme bedienten sich der korperlichen Freizugigkeit sowie Traum und Wahnszenen Diesbezuglich erschienen 1924 Was ist Liebe mit Dora Kaiser und Carmen Cartellieri und Moderne Laster uber Trunksucht Im Jahr 1928 erschien mit Andere Frauen eine weitere Hugo Bettauer Verfilmung Herrschten zwischen 1918 und 1924 die aufklarerischen Filme vor so waren die Filme ab 1927 mehr von Voyeurismus gepragt Der erste Aufklarungsfilm erschien 1918 und thematisierte Erbkrankheiten Die Geissel der Menschheit Wie bereits in so vielen Stilrichtungen des Films war auch dieses Mal die Wiener Kunstfilm Industrie Pionier International anerkannte Aufklarungsfilme entstanden jedoch auch von der Staatlichen Bundesfilmhauptstelle wie etwa Narkotika ein Film uber Rauschgifte der etwa in Genf drei Wochen in den grossen Kinos lief Von den privaten Filmgesellschaften ragte besonders die Pan Film mit Aufklarungsfilmen hervor Ihre Produktionen wie Alkohol Sexualitat und Kriminalitat Hygiene der Ehe und Wie sag ichs meinem Kinde taten sich auf popularwissenschaftlichem Gebiet hervor Mit Paragraph 144 wurde auch der Schwangerschaftsabbruch in einer Filmproduktion thematisiert Als Regisseur diente in vielen dieser Aufklarungsfilme Dr Leopold Niernberger unter Mithilfe von gelehrten Professoren Ab 1924 kamen dann kaum noch Filme aus dem Gebiet der Aufklarung heraus 1927 wurde das Gebiet auf andere Weise wiederbelebt Es erschien Vom Freudenhaus in die Ehe und 1930 Eros in Ketten 1930 starb die Schauspielerin und Tanzerin Anita Berber die bis dahin in Wiener Varietes feuchtfrohlich mit halb nackten oder nackten Auftritten fur Aufsehen sorgte Dokumentiert wurde dies 1923 in Tanze des Grauens und Lasters Der Film ist jedoch nicht mehr erhalten Aufwendige Monumentalfilme Bearbeiten Zu Beginn der 1920er Jahre kamen auch in Osterreich Monumentalfilme in Mode Grund war naturlich geschaftliches Interesse da solche exotischen Grossproduktionen in denen neben noch nie da gewesenen Massenszenen und detailgetreuen Kulissen und Kostumen auch Nacktszenen vor kamen das Publikum in Scharen anlockten Interesse bestand auch zumal man 1922 das Grab des agyptischen Pharaos Tutanchamun entdeckte was weltweit fur Aufsehen sorgte und eine regelrechte Modewelle ausloste Bereits 1920 liess Sascha Kolowrat Krakowsky im Wiener Prater westlich der Rotunde die Filmstadt Alt London erbauen Dort drehte Alexander Korda Prinz und Bettelknabe basierend auf einem Roman Mark Twains 1922 erhielt Alexander Kordas Produktion Eine versunkene Welt in Mailand sogar einen Filmpreis 1922 erschien der Monumentalfilm Sodom und Gomorrha produziert von der Sascha Film Sascha Kolowrat Krakowskys Dieser befand sich 1918 in den Vereinigten Staaten um die dortige Filmwirtschaft zu begutachten Dort kam ihm auch die Idee in Osterreich Monumentalfilme mit einer Vielzahl von Komparsen zu produzieren da diese in den USA zu dieser Zeit sehr beliebt waren und er auch die USA als Absatzmarkt im Visier hatte In dem 1920 bis 1922 produzierten Film fuhrte Michael Kertesz der sich spater in den USA Michael Curtiz nannte Regie und seine Frau die Ungarin Lucy Doraine spielte die Hauptrolle Einzigartig in der osterreichischen Filmgeschichte ist der Film ob seiner Ausmasse bei den Dreharbeiten Die amerikanischen Monumentalfilme die italienischen Antikfilme und die deutschen Kostumfilme sollten allesamt uberboten werden Hunderte Handwerker und technische wie kunstlerische Mitarbeiter fanden wahrend der drei Jahre andauernden Dreharbeiten ebenso Beschaftigung im vom Inflation und Arbeitslosigkeit gepragten Osterreich wie auch tausende Statisten Tausende Kostume Perucken Barte Sandalen Flitterschmuck Standarten Pferdegespanne und dergleichen wurden eigens fur die Produktion zumeist vor Ort angefertigt Architektonisches Meisterwerk war der von drei Architekten entworfene Tempel von Sodom welcher in dieser Epoche weltweit zu den grossten Filmbauwerken zahlte Wenig verwundert dass Sodom und Gomorrha einer der teuersten je in Osterreich hergestellten Filme wurde Dennoch kostete er etwa funfmal so viel wie geplant war Am Ende des Filmes sollte der Tempel in sich zusammensturzen weshalb Pyrotechniker zur Sprengung angestellt wurden Dennoch traten Pannen auf bei denen es sogar Tote und Verletzte gab was auch gerichtliche Folgen hatte Der Regisseur wurde freigesprochen der Wannenmacher Kunstfeuerwerker zu zehn Tagen Arrest und 500 000 Kronen Geldstrafe verurteilt Der Boom der osterreichischen Filmproduktion hatte auch die Grundung einiger Spezialunternehmen zur Folge So eroffnete am 19 September 1919 das Ausstattungsinstitut Schmiedl das von nun an fast alles was in einem Film gebraucht werden konnte verlieh Geschirr dekorative Kunstobjekte Kostume und vieles andere Schon langer existierte die Wiener Werkstatte fur dekorative Kunst Ges m b H Wien die bereits eine Vielzahl von Kostumen aus Filmproduktionen der letzten Jahre auf Lager hatte 1923 eroffnet die Vita Film am Rosenhugel in Mauer die grossten und modernsten osterreichischen Filmstudios Mit dem Bau begonnen wurde bereits 1919 bespielbar war das Grundstuck und bereits fertiggestellte Teile der Anlage auch schon vorher Dort drehte die Vita Film die Nachfolgefirma der Wiener Kunstfilm Industrie fur 12 Millionen Kronen im Jahr 1922 den Monumentalfilm Samson und Delila Regisseur war Alexander Korda Wie auch bei Sodom und Gomorrha spielte auch in Samson und Delila die Frau des Regisseurs die Hauptrolle Der kraftige Samson wurde von Alfredo Gal gespielt In Die Sklavenkonigin teilte man 1924 mitten in Wien das Rote Meer Gekonnte Modellierung der Kulissen und tricktechnische Nachbearbeitung sorgten fur eine tauschend echte Wirkung der Szene die nicht nur vom Publikum begeistert aufgenommen wurde sondern auch von der nationalen wie internationalen Kritik Als freizugig gekleidete Hauptdarstellerin bekam man Maria Corda zu sehen Regie fuhrte abermals Michael Kertesz Mit 1 5 Milliarden Kronen Produktionskosten war es einer der teuersten je in Osterreich hergestellten Filme 1925 entstand mit Salammbo der Kampf um Karthago der vorletzte Monumentalfilm der Sascha Film Mit Harun al Raschid der dem Fritz Lang Film Dr Mabuse der Spieler nachempfunden war entstand jedoch noch ein weiteres Grossprojekt Regie fuhrte abermals Michael Kertesz 1925 wurde mit Der Rosenkavalier basierend auf der gleichnamigen Oper von der Pan Film eine Grossproduktion der anderen Art hergestellt Der von Robert Wiene inszenierte Film spielte im barocken Wien und wartete mit unzahligen Kostumen Perucken und etwa 10 000 Statisten auf Fur die Filmmusik die separat auf einer Schallplatte aufgenommen wurde stammte wie auch schon im Opernstuck von Richard Strauss Auch die Urauffuhrung fand wie das Opernstuck in der Dresdner Semperoper statt am 10 Janner 1926 Der letzte Monumentalfilm wurde noch 1925 von der Sascha Film fertiggestellt Die Rache des Pharaos Veranderter Publikumsgeschmack machte weitere Monumentalfilmproduktionen unattraktiv Filmproduktionsstatten ausserhalb Wiens Bearbeiten Nach Ende der Monarchie nahm die Bedeutung Wiens als die Filmproduktionsstadt Osterreichs noch weiter zu Die Bundeslander dienten je nach Filmthema lediglich als Landschaftskulissen wobei Niederosterreich aufgrund der geografischen Nahe uberproportional haufig zu Aussenaufnahmen herangezogen wurde Versuche in anderen Stadten dem Wiener Film Konkurrenz zu machen waren kaum erfolgreich In Graz wurden 1919 die Alpin Film 1920 die Opern Film unter Adolf Peter und Ludwig Loibner und 1921 die Mitropa Musikfilm gegrundet In Innsbruck war ab 1921 die Tiroler Heimatfilm produktiv und in Salzburg nahm 1921 die Salzburger Kunstfilm ihre Tatigkeit auf Alle diese Unternehmen hatten gemeinsam dass ihnen nur eine kurze Lebensdauer beschert war Nicht zuletzt da ihre Grundungen kurz vor der grossen Krise der europaischen Filmproduktion Mitte der 1920er Jahre erfolgten 1919 entstanden die Kurzfilme 600 bis 800 Meter Der Sprung in die Ehe mit Ernst Arnold als Hauptdarsteller und Die Zwangsjacke mit Sangern der Grazer Oper als Darsteller Beide stammten von der Alpin Film Ebenfalls in Graz produzierte man die Filme Czaty Die schone Mullerin und Schwarze Augen Alle drei Filme inszenierte Ludwig Loibner und wurden von der Mitropa Musikfilm produziert Besonderheit dieser Stummfilme war dass es keine Zwischentitel gab da stattdessen Sanger und Orchester den Film begleiteten wozu Adolf Peter Balladenmusik von Carl Loewe und Liedmusik von Franz Schubert bearbeitete Problematisch war naturlich die Abstimmung von Orchester und Sanger auf den Film weshalb es abgesehen von der Premiere der Filme am 19 September 1921 zu keinen weiteren Auffuhrungen Belege gibt Ebenfalls in der Steiermark stellte der Dokumentarfilmpionier Bruno Lotsch Vater von Umweltschutzer und Museumsdirektor Bernd Lotsch seine ersten Aufnahmen fur das ab 1920 erschienene Steiermarkische Filmjournal her einer Wochenschau im Grazer Kinovorprogramm 1920 war auch das Jahr in dem die Wiener Astoria Film in Tirol zwei Filme nach Werken von Karl Schonherr mit Schauspielern der Innsbrucker Exl Buhne verfilmte Erde und Glaube und Heimat wo der spater ausserst erfolgreiche Eduard Hoesch noch die Handkurbel der Kamera bediente 1921 nahm die Tiroler Heimatfilm mit Um Haus und Hof ihre erste Produktion in Angriff Dies war eine Verfilmung eines Dramas von Franz Kranewitter mit Schauspielern der Exl Buhne und unter Regie von Eduard Kock der spater vor allem als Schauspieler in Erscheinung trat 1921 stellte die Salzburger Stiegl Brauerei in Maxglan landwirtschaftliche Gebaude der eben gegrundeten Salzburger Kunstfilm zur Verfugung Dort errichtete die junge Filmproduktionsgesellschaft ein Labor und ein Filmatelier Es wurde sogleich der Dokumentarfilm Die Festspiele 1921 hergestellt in dem man Alexander Moissi als Jedermann Werner Krauss als Tod und Hedwig Bleibtreu als Glaube sehen konnte Der erste Spielfilm Die Tragodie des Carlo Pinetti mit Hauptdarsteller Alphons Fryland pramierte am 29 Janner 1924 in Wien Ein zweiter sollte nie erfolgen da die Unternehmung mit Sitz im Hotel Osterreichischer Hof schon 1925 mitten in der schwersten Krise des osterreichischen Stummfilms Konkurs eroffnete Die letzten Jahre des Stummfilms Bearbeiten Stummfilmproduktionkurze u lange Kino Spielfilme 4 5 Jahre Anzahl1908 1913 801914 1918 2571919 1922 522 5371923 1931 233Total 1088 11031926 erschienen neben 19 Spielfilmen auch erstmals die Filmzeitschrift Mein Film die fortan bis zur Einstellung 1956 eine der einflussreichsten Wiener Filmzeitschriften war 1925 produzierte die Sascha Film Das Spielzeug von Paris mit der franzosischen Schauspielern Lily Damita in der Hauptrolle Der Film bestach durch die Fulle prachtvoller Abendkleider die vom Modehaus Ludwig Zwiback und Bruder stammten Dies wurde auch in den Filmzeitschriften nicht zu erwahnen vergessen Die heimischen Filme mit ihren bekannten Darstellern waren damals haufig eine werbewirksame Modeschau der lokalen Bekleidungshauser 1927 stellte Sascha Film Die Pratermizzi her Ein vorbestimmter Erfolg angesichts der Tatsache dass die Sascha Film der einzig verbliebene Grossproduzent Osterreichs war Regisseur war Gustav Ucicky und Hauptdarstellerin die Sauferin grossen Stils die US Amerikanerin Nita Naldi Stets mussten mehrere Flaschen franzosischen Champagners Kognak und erstklassige Schnapse in ihrer Garderobe bereitstehen sonst wollte sie nichts spielen Wahrend ihres Ankleidens und Schminkens trank sie schon mindestens eine Flasche leer nach jeder Szene folgte eine weitere untermischt mit Glasern Schnaps Zum Uberdruss hatte sich die schon sehr ramponierte Frau in den damals noch sehr jungen Partner Igo Sym verliebt und attackierte ihn wo es nur moglich war Schon wahrend der Fahrt ins Atelier ging es los und in ihrer Garderobe kam es zu wusten Verfuhrungsszenen 11 1927 folgte der Film Cafe Elektric fur welchen der inzwischen schwer krebskranke Sascha Kolowrat Krakowsky Willi Forst und Marlene Dietrich als Hauptdarsteller entdeckte Regie fuhrte abermals der ehemalige Kameramann Gustav Ucicky der sich bei Die Pratermizzi behaupten konnte und so Sascha Kolowrat Krakowskys Vertrauen erlangte Willi Forst spielte glaubwurdig einen Unterweltganoven entfaltete aber erst in den Tonfilmen seinen sympathischen Charakter Und Marlene Dietrich die bereits in dieser ersten Rolle in vielen Szenen mit ihren korperlichen Reizen aufwarten konnte erlangte ihre einzigartige Ausstrahlung erst in den von Josef von Sternberg inszenierten Filmen In Deutschland gelang 1927 dem fur die Ufa arbeitenden osterreichischen Regisseur Fritz Lang mit dem sozialkritischen Science Fiction Klassiker Metropolis ein Film von Weltgeltung Es war zudem der teuerste Film den die Ufa jemals finanziert hatte was die Filmgesellschaft vorubergehend auch in finanzielle Bedrangnis brachte Ebenfalls 1927 kam nach einem Rechtswissenschaftsstudium der 20 jahrige Wiener Alfred Zinnemann uber einer Kameraausbildung in Paris zum Film Er ging zuerst als Kameraassistent nach Berlin und emigrierte 1929 in die Vereinigten Staaten wo er ab den spaten 1930er Jahren als Regisseur und Produzent Karriere macht Fur seinen Kurzfilm That mothers might live erhielt er sogar einen Oscar 1927 erschienen 21 osterreichische Spielfilme 1928 stieg die Zahl auf 28 an Es existierten 70 Verleihunternehmen 1929 erschienen dann 23 Stummfilme und der erste Tonfilm und 1930 13 Stumm und 4 Tonfilme Darunter der mit deutsch nationalen Spruchen in den Zwischentiteln aufwartende Stummfilmoperette Erzherzog Johann von Regisseur Max Neufeld Mit Das Schicksal derer von Habsburg war zu dieser Zeit ein weiterer Film uber die Habsburger zu sehen In dieser deutschen Produktion spielte Leni Riefenstahl die Geliebte von Kronprinz Rudolf Mary Vetsera 1929 setzte sich in neorealistischer Manier Fritz Weiss in seinem Film Vagabund fur die soziale Stellung von Landstreichern ein Darin wirkten auch die noch jungen Schauspieler Walter Edhofer Paula Pfluger und Otto Hartmann Verwendet wurden auch Aufnahmen aus dem realen Leben Fritz Weiss orientierte sich in diesem Werk stark am sowjetischen Revolutionsfilm den er genau studiert hatte Migration der Stummfilmzeit Bearbeiten In der Zwischenkriegszeit vermischte sich die osterreichische und deutsche Filmindustrie immer mehr Viele osterreichische Filmschaffende pendelten zwischen Wien und Berlin oder blieben uberhaupt dort wie etwa Fritz Lang Fritz Kortner und viele andere Doch auch deutsche Filmschaffende trugen bereits in den 20er Jahren immer wieder bedeutend zu osterreichischen Filmen bei so etwa der Regisseur Robert Wiene Auch nach Hollywood herrschte stets eine Auswanderungsbewegung die haufig uber die Zwischenstation Berlin lief Einige Osterreicher konnten ihre US Karriere bereits vor dem Ersten Weltkrieg beginnen Als erster muss hierbei Joseph Delmont genannt werden der schon im ersten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts an der Ostkuste filmte Wesentlich bekannter und filmgeschichtlich bedeutender ist jedoch die Karriere die Erich von Stroheim 1909 in Hollywood als Schauspieler begann und als einer der bedeutendsten Regisseure beendete 1911 begann auch Josef von Sternberg seine Hollywood Karriere Erstmals Regie fuhrte er jedoch erst 1924 1930 versah er Marlene Dietrich in Berlin mit der Hauptrolle in Der blaue Engel die ihre weltberuhmte Karriere begrundete Der Komponist Max Steiner wanderte noch wahrend des Ersten Weltkrieges in die Vereinigten Staaten aus wo er 1916 seine erste Filmmusik komponierte und 1929 von Hollywood entdeckt wurde Abgesehen von den eben genannten emigrierten in der Stummfilmzeit nur wenige andere erfolgreich nach Hollywood Berlin blieb fur die meisten bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten interessanter Der Wiener Schauspieler Georg Wilhelm Pabst begann an der Neuen Wiener Buhne spielte aber ab 1910 in New York und wurde im Ersten Weltkrieg von den Franzosen interniert Bekannt wurde er jedoch als Regisseur in Berlin und Wien nachdem sein Hollywood Engagement nicht gegluckt war Der Wiener Fritz Lang begann seine Karriere direkt in Berlin wo er in den 1920er Jahren einer der bedeutendsten Regisseure war Richard Oswald arbeitete ab 1913 in Berlin als Filmdramaturg wechselte aber nur wenig spater ins Regiefach Fur Aufsehen sorgte er als Begrunder des Aufklarungsfilms mit der Behandlung von Tabuthemen wie etwa dem Schwangerschaftsabbruch Joe May inszenierte Operetten in Hamburg und drehte ab 1912 unter anderem die Filmserien rund um Detektiv Stuart Webbs 1933 emigrierte auch er nach Hollywood Seine Frau Hermine Pfleger bekannt unter dem Kunstlernamen Mia May ging mit ihm Neben den bekannten Schauspielern und Regisseuren zahlten aber auch viele Kameraleute Drehbuchautoren Techniker und Produzenten zu den Emigranten In den 1910er und 1920er Jahren verlegten mit Franz Planer Paul Czinner Carl Mayer Jakob und Luise Fleck Edgar G Ulmer Fred Zinnemann Peter Lorre Billy Wilder und auch Max Reinhardt weitere Osterreicher ihren Hauptwohnsitz nach Deutschland in die europaische Filmmetropole Berlin Hans Theyer und Eduard Hoesch machten sich als Kameraleute von Wochenschauen und Spielfilmen weltweit vor allem in Danemark verdient Die Mehrheit ihres Schaffens erbrachten sie jedoch in Osterreich wo sich Hoesch nach dem Zweiten Weltkrieg als Produzent und Regisseur von Heimatfilmen einbrachte Anfang der 1920er Jahre flohen auch zahlreiche ungarische Filmschaffende vor dem Bela Kun Regime nach Osterreich was sich in der Filmproduktion widerspiegelt So waren die bedeutendsten Regisseure osterreichischer Monumentalfilme Alexander Korda und Michael Kertesz Ungarn Einige weitere grosse Namen des damaligen ungarischen Films die damals nach Wien ubersiedelten waren Vilma Banky Michael Varkonyi Bela Balazs und Oskar Beregi Obwohl die Monarchie nicht mehr existierte war das osterreichische Filmschaffen noch immer von vielen Filmschaffenden der ehemaligen Kronlander gepragt Was die Auswanderung heimischer Filmschaffender und die diesbezugliche Rolle der Politik betraf schrieb der aus Ungarn stammende Filmproduzent Josef Somlo im Jahr 1929 12 Von Fritz Lang bis Stroheim ist eine lange Reiher osterreichischer Filmregisseure aufzuzahlen die als Beruhmtheiten der internationalen Filmwelt im Ausland tatig sind wer weiss wie viele Talente noch in Osterreich untatig verdorren mussen weil eine kurzsichtige Steuergesetzgebung eine Industrie die wie nichts anderes geeignet erscheint die Kultur der Heimat widerzuspiegeln jede Entwicklungsmoglichkeit nimmt Literatur BearbeitenDeutschsprachige Literatur Michael Achenbach Paolo Caneppele Ernst Kieninger Projektionen der Sehnsucht Saturn die erotischen Anfange der osterreichischen Kinematografie Filmarchiv Austria Wien 2000 ISBN 3 901932 04 6 Helmut G Asper Etwas Besseres als den Tod Filmexil in Hollywood Portrats Filme Dokumente Schuren Marburg 2002 ISBN 3 89472 362 9 Walter Fritz Kino in Osterreich 1896 1930 Der Stummfilm Osterreichischer Bundesverlag Wien 1981 Franz Marischka Immer nur lacheln Geschichten und Anekdoten von Theater und Film Amalthea Wien 2002 ISBN 3 85002 442 3 Barbara Pluch Der osterreichische Monumentalstummfilm ein Beitrag zur Filmgeschichte der zwanziger Jahre Diplomarbeit Wien 1989 Gertraud Steiner Traumfabrik Rosenhugel Filmstadt Wien Wien Film Tobis Sascha Vita Film Compress Wien 1997 ISBN 3 900607 36 2 Fremdsprachige Literatur Doris Angst Nowik Jane Sloan Cornelius Schnauber One way ticket to Hollywood film artists of Austrian and German origin in Los Angeles emigration 1884 1945 an exhibition The Library Los Angeles Calif 1986 englisch Robert von Dassanowsky Austrian cinema a history McFarland Jefferson North Carolina London 2005 ISBN 0 7864 2078 2 englisch Eleonore Lappin Jews and film Juden und Film Vienna Prague Hollywood Institut fur Geschichte der Juden in Osterreich Wien 2004 ISBN 3 85476 127 9 englisch Willy Riemer After postmodernism Austrian literature and film in transition Ariadne Press Riverside CA 2000 ISBN 1 57241 091 4 englisch Siegbert Salomon Prawer Between two worlds The Jewish presence in German and Austrian film 1910 1933 Berghahn Books New York 2005 ISBN 1 84545 074 4 englisch Ernst Schurmann Hrsg German film directors in Hollywood film emigration from Germany and Austria an exhibit of the Goethe Institutes of North America 1978 DNB 985605243 englisch Siehe auch BearbeitenKino und Film in Osterreich UbersichtsartikelEinzelnachweise Bearbeiten Francesco Bono Paolo Caneppele Gunter Krenn Hrsg Elektrische Schatten Filmarchiv Austria Wien 1999 Walter Fritz Im Kino erlebe ich die Welt Wien 1996 S 54 Lisi Frischengruber Thomas Renoldner Animationsfilm in Osterreich ASIFA Austria Wien a b Kino Spielfilmproduktion 1908 1918 nach Anthon Thaller Hrsg Osterreichische Filmografie Band 1 Spielfilme 1906 1918 Verlag Filmarchiv Austria Wien 2010 S 513 517 Filmtitel Jahresregister a b Kino Spielfilmproduktion 1919 1929 nach FRITZ 1995 Armin Loacker Anschluss im 3 4 Takt Filmproduktion und Filmpolitik in Osterreich 1930 1938 Wissenschaftlicher Verlag Trier Trier 1999 S 12f L Estrange Fawcett Die Welt des Films Ubersetzt von C Zell erganzt von S Walter Fischer Amalthea Zurich Leipzig Wien 1928 S 145 146 Fawcett S 144 Zur Diskussion um die Vorlaufer des expressionistischen Films siehe Jurgen Beidokrat Die kunstlerische Subjektivitat im expressionistischen Film In Institut fur Filmwissenschaft Hrsg Beitrage zur deutschen Filmgeschichte Berlin 1965 S 71 87 Thomas Ballhausen Gunter Krenn in Medienimpulse Heft Nr 57 September 2006 S 35 39 online PDF Datei 433 kB Walter Fritz Margit Zahradnik Erinnerungen an Graf Sascha Kolowrat Wien 1992 S 32 f Osterreichische Filmzeitung Nr 9 23 Februar 1929 S 33 Kino Film und Fernsehen in Osterreich Geschichte Stummfilmara bis 1930 Fruher Tonfilm 1930 1945 Nachkriegsara 1945 1970 Neuer Osterreichischer Film seit 1970 Geschichte des Kinos Geschichte der Wochenschau Geschichte des Fernsehens Geschichte des Wiener Films Listen Stummfilme Tonfilme Fernsehproduktionen Produktionsgesellschaften Schauspieler Regisseure Sonstige Filmschaffende Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte des osterreichischen Stummfilms amp oldid 238550644