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Dieser Artikel behandelt die Zauberlaterne zu anderen Bedeutungen siehe Laterna magica Begriffsklarung Die Laterna magica lateinisch fur Zauberlaterne oder Skioptikon ist ein Projektionsgerat das vom 17 bis ins 20 Jahrhundert hinein in ganz Europa verbreitet war und sich im 19 Jahrhundert zum Massenmedium entwickelte Sie bildete die technisch apparative Zusammenfassung bekannter optischer Effekte in einem einzigen Instrument Die verschiedenen Formen der Bildprojektion der Laterna magica werden unter der Bezeichnung Projektionskunst zusammengefasst Laterna magica Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsweise 2 Ursprunge und Entwicklung 3 Auffuhrung und Einsatzgebiete 4 Laternbilder 5 Zeittafel 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseFunktionsweise Bearbeiten nbsp Laterna magica bzw Skioptikon aus Meyers Konversationslexikon Die Laterna magica ist eine Projektionsvorrichtung die nach dem umgekehrten optischen Prinzip der Camera obscura funktioniert Es handelt sich um einen Kasten mit einer Offnung in dem sich eine Lichtquelle befindet im 17 Jahrhundert zunachst eine schlichte Kerze Ollampe oder Pechfackel spater ein Kalklichtbrenner oder eine elektrische Bogenlampe Dieses Licht dringt durch die Offnung und durch ein Linsensystem an der Vorderseite des Kastens nach aussen Ein Hohlspiegel hinter der Lichtquelle erhoht die Helligkeit des austretenden Lichtstrahls In die Bildfuhrung die zwischen Kasten und Linsensystem angebracht ist werden die Laternbilder eingeschoben und mit dem ausfallenden Licht projiziert In der Bildfuhrung sind Mechanismen zum Bildwechsel und oftmals auch fur Bildbewegungen integriert Gegenstandliche Bilder aber auch Schrift Farbenspiele oder Ornamente werden auf diese Weise auf eine Projektionsflache meist eine Leinwand geworfen Die Laterna magica ist damit Vorlaufer der modernen Diaprojektion sowie der Filmprojektion Ursprunge und Entwicklung Bearbeiten nbsp Laterna Magica nbsp Ein weiteres Modell dauerhaft ausgestellt in The Children s Museum of IndianapolisWann die Laterna magica entstand ist nicht eindeutig bekannt Die Silhouettenprojektion von Johannes de Fontana 1420 1430 Bl 70r 1 gilt als die alteste Darstellung einer Projektion eines Bildtragers Diese Projektion bedient sich jedoch keines Linsensystems und durfte ein eher verschwommenes Bild gezeigt haben Oftmals wird die Erfindung dem niederlandischen Physiker Christiaan Huygens 1629 1695 zugesprochen Es ist aber unklar wie ernsthaft das Huygens beabsichtigt hatte Huygens soll sich geweigert haben seinem Vater eine Bagatelle wie die Laterna magica zu bauen 2 Eine wissenschaftliche Laterna magica Darstellung ist in dem Werk Ars magna lucis et umbrae Die grosse Kunst von Licht und Schatten des deutschen Jesuiten Athanasius Kircher aus dem Jahr 1671 zu finden Im Text neben der Laterna magica erwahnt Kircher einen Walgenstenius Kircher war zwar nicht wie weitlaufig angenommen der Erfinder der Laterna magica doch mit seinem Werk verbreitete er das Wissen uber die Grundlagen dieses Projektionsgerats Thomas Rasmusser Walgenstein ca 1627 1681 ein danischer Mathematiker hat auf vielen Reisen durch Europa die Laterna magica bekannt gemacht und gilt als deren Namensgeber In den Anfangsjahren der Laterna magica malten die Projektionskunstler die Laternbilder oder vergaben Auftrage Sie nutzten die Illusionswirkung von Lichtbildern im dunklen Raum oftmals um sie als Wirklichkeit erscheinen zu lassen Dafur wurde die Laterna magica so aufgestellt dass sie fur die Zuschauer nicht sichtbar war Im Theater der Goethezeit diente Buhnennebel als Projektionsflache sodass wenn der Effekt zur Szene passte der Eindruck von frei schwebenden Figuren entstand Mit diesen Geisterdarstellungen sogenannten Phantasmagorien etablierte sich die Laterna magica auch ausserhalb des Theaters als professionelles Unterhaltungsmedium Ihre Blutezeit hatten die Phantasmagorien im spaten 18 und fruhen 19 Jahrhundert Aufgrund der Wirkung dieser Projektionen war die Laterna magica auch unter dem Namen Schreckenslaterne bekannt Das Sujet der Geistererscheinungen trat im 19 Jahrhundert in den Hintergrund als zunehmend Geschichten Marchen und attraktive Bildeffekte die Vorfuhrungen dominierten Auch religiose und wissenschaftliche Themen wurden dem Publikum geboten Im Zuge der industriellen Revolution entwickelte sich die Laterna magica im 19 Jahrhundert zum Massenmedium Laternen und Bilderserien wurden preisgunstig in Massenproduktion gefertigt neue Distributionsformen und ein ausgedehntes Verleihsystem fuhrten zur weiten Verbreitung der industriellen Produkte Unternehmen boten in umfangreichen Katalogen Projektionsgerate und Bildmaterial an Aufgrund der Massenproduktion war die Laterna magica nun auch fur den privaten Gebrauch erschwinglich und wurde zum Unterhaltungsmedium fur die Familie Sogar fur Kinder gab es passende Gerate die in einer Schachtel und mit mehreren bunten Glasbildern zu erwerben waren Ab den 1830er Jahren spielten die aus mehreren Projektionseinheiten zusammengefugten Nebelbildapparate meist zwei oder dreistrahlige Gerate zum Teil auch nebeneinander positioniert eine herausragende Rolle Sie ermoglichten Uberblendungen verschiedener Bilder und Einblendungen zur Erzeugung von Nebelbildern Fotografische Verfahren in Form der Glasdiapositive 3 traten aufgrund der technischen Reproduktion der Bilder ab ca 1870 neben die gemalten Bilder Der zunehmende qualitative Verfall der massenreproduzierten Projektionsbilder sowie auch der Auffuhrungen loste in den 1890er Jahren eine offentliche Debatte uber die Zukunft der Projektionskunst aus Mit der Entwicklung und Verbreitung des Kinematographen Ende des 19 Jahrhunderts verlor die Projektionskunst der Laterna magica an Bedeutung Glasdias blieben aber bis in die 1950er Jahre in Verwendung zum Beispiel bei Leo Wehrli Ab dann wurden sie von den Dias auf Umkehrfilm abgelost In der Kinowerbung wurden Glasdias sogar bis Anfang der 1990er Jahre eingesetzt 4 Die audiovisuellen Medien des 20 Jahrhunderts Film Diaprojektion entwickelten Erfahrungen aus der Projektionskunst der Laterna magica weiter zum Beispiel hinsichtlich Bildgestaltung und Dramaturgie Der fruhe Film gilt mittlerweile als Spatform der historischen Projektionskunst Das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt am Main zeigt eine Sammlung von Laterna Magicas in seiner Dauerausstellung Auffuhrung und Einsatzgebiete Bearbeiten nbsp Vorfuhrung mit einer Laterna magicaAnbieter der Vorfuhrungen waren vor allem umherziehende Schausteller die ihre Laterna magica Programme auf Jahrmarkten Messen oder in Varietetheatern prasentierten Auch in Kirchen und Wirtshausern wurden Laterna magica Auffuhrungen veranstaltet Die Vorfuhrungen dauerten bis zu zwei Stunden und wurden von Musik sowie von einem Rezitator oder Lecturer begleitet der die Bilder kommentierte und dabei das Publikum mit einbezog Die industrielle Massenproduktion begunstigte die Standardisierung der Auffuhrungen So lieferten die Hersteller Bilderserien mit einem vorgefertigten Text bzw Kommentar der bei den Auffuhrungen oft ubernommen wurde Neben dem breiten Feld der Unterhaltung wurde die Laterna magica vor allem ab dem 19 Jahrhundert auch in grossem Umfang zum Zwecke der Volksbildung und Volkserziehung eingesetzt um Aufklarung und Belehrung des Publikums in verschiedensten Bereichen zu leisten Der Anschauungsunterricht uberhaupt und insbesondere wissenschaftliche und popularwissenschaftliche Vereine haben sich schon lange dieses vorzuglichen Mittels der Belehrung bemachtigt und mit dem besten Erfolge 5 So beschaftigten sich Darstellungen mit Geographie Literatur Theater sozialen biblischen und politischen Themen Anfang des 20 Jahrhunderts zahlte beispielsweise der Deutsche und Osterreichische Alpenverein DOAV rund 11 000 Laternbilder in seinem Bestand Dahinter standen sozialpadagogische religiose oder politische Intentionen von staatlichen oder kirchlichen Einrichtungen sozialen Organisationen wie dem Temperenzverein Parteien und anderen politischen Gruppierungen Gerade im sozialerzieherischen Bereich wurden im Sinne grosstmoglicher Wirksamkeit neben informativen auch erzahlende Bilderserien eingesetzt Die Volksbildungsbewegungen trugen erheblich zur Entwicklung der Projektionskunst als Massenmedium bei Laternbilder Bearbeiten nbsp Bild fur Laterna magicaDie Bilder die zur Projektion in die Laterna geschoben werden waren entweder gemalt mitunter auch gedruckt oder spater Fotografien die meist koloriert waren Tragermedium fur transparente Farbflachen und opake Konturen ist Glas Normierte Bildformate wurden erst im 19 Jahrhundert im Zuge der industriellen Produktion festgelegt Die Formate der Glasprojektionsbilder und die Grossen der Gerate wichen zum Teil betrachtlich voneinander ab So waren Spielzeuglaternen und Bilder fur den Privatgebrauch viel kleiner als Projektionsgerate fur professionelle Vorfuhrungen Zur Blutezeit der Laterna magica im 19 Jahrhundert waren verschiedene Arten von Projektionsbildern verbreitet die dem Zuschauer auf unterschiedliche Weise raum zeitliche Vorgange vermitteln konnten durch Bilderreihen Veranderungen im Bild selbst mithilfe beweglicher Masken oder Uberblendungen nbsp Laterna magica Bild mit beweglichen MuhlenflugelnBewegte Projektionsbilder erzeugt mit Bewegungsmechanismen am Glasbild und oder geratetechnischen Mechanismen Diese gemalten Bilder gehorten von Anfang an zum Repertoire der Laterna magica Vorfuhrer Eine spezielle Gattung dieser Bilder sind animierte Projektionsbilder die sich das Phi Phanomen zunutze machen Zwei Phasenbilder eines Bewegungsablaufs die wechselseitig mit Masken verdeckt werden erzeugen in schneller Folge den Eindruck einer vollstandigen Bewegung Nebelbilder werden mit Hilfe mehrstrahliger sogenannter Nebelbildapparate im Projektionsbild durch Uber und Einblendungen verschiedener Bildquellen erzeugt wodurch zum Beispiel ein Vulkanausbruch Tag Nachtbilder oder sich bewegende Wellen dargestellt werden konnen Fotografische Bilder Glasdiapositive 3 die sich nach Erfindung der Fotografie schnell in der Projektionskunst etablierten Aufgrund ihrer vermeintlichen Authentizitat und der technisch einfachen Vervielfaltigung boten sie Vorteile gegenuber gemalten Bildern Die verbreitetsten Formate waren 8 5 8 5 cm und 8 5 10 cm Life Model Slides das heisst mit Schauspielern den Life Models in einem Studio arrangierte und fotografierte Szenen die eine Geschichte erzahlen Die Bilderserien wurden meist in grossen Auflagen gefertigt Life Model Slides wurden beispielsweise von Temperenzvereinen in England genutzt um den Armen die moglichen Folgen von Alkoholmissbrauch vorzufuhren Zeittafel Bearbeitenab 1600 Daumenkino Abblatterbuch mit Einzelbildern ab 1671 Laterna magica Zauberlaterne fruhes Gerat zur Bildprojektion ab 1825 Thaumatrop Wunderscheibe mit zwei Faden ab 1830 Phenakistiskop Phantaskop Wunderrad oder Lebensrad ab 1832 Stroboskop Zauberscheiben Blitzgerat ab 1834 Zoetrop Wundertrommel mit Schlitzen ab 1861 Mutoskop Stereoanimationsblatterer per Stroboskop ab 1877 Praxinoskop Elektrischer Schnellseher mittels Spiegelanordnung ab 1879 Zoopraxiskop Projektionsgerat fur chronofotografisch erzeugte Reihenbilder ab 1880 Kaiserpanorama populares Massenmedium mit stereoskopischen Bilderserien ab 1886 Elektrotachyscop Projektionsgerat fur Reihenbilder ab 1891 Kinetoskop erster FilmbetrachterSiehe auch BearbeitenMegaskop Form der Laterna magica Vorlaufer des Episkops Literatur BearbeitenDeac Rossell Laterna Magica Magic Lantern Stuttgart 2008 ISBN 978 3 940769 00 8 Dennis Cromptom u a Servants of Light The Book of the Lantern London 1997 Laterna Magica Vergnugen Belehrung Unterhaltung Der Projektionskunstler Paul Hoffmann Frankfurt a M 1981 Thomas Ganz Die Welt im Kasten Von der Camera obscura zur Audiovision Zurich 1994 ISBN 3 85823 507 5 Ulrike Hick Geschichte der optischen Medien Munchen 1999 ISBN 978 3 7705 3360 2 KINtop 8 Film und Projektionskunst Frankfurt 1999 ISBN 3 87877 788 4 David Robinson The Lantern Image Iconography of the Magic Lantern 1420 1880 London 1993 Gunnar Schmidt Weiche Displays Projektionen auf Rauch Wolken und Nebel Berlin 2011 ISBN 978 3 8031 5180 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Laterna magica Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Laterna magica Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikiversity Die Laterna magica im Theater der Goethezeit Kursmaterialien Sven Pieper 25 Handgemalte Laterna magica Bilder aus der Zeit um 1800 Schlossmuseum Jever Mai 1999 Englisch Sammlung von Bernd Scholze The Magic Lantern Visual media from baroque to modern times 250 years art of projection before film Private Website umfangreiche Sammlung von Bildern und Infos Sammlung Magic Lantern eu Memento vom 25 Marz 2012 im Internet Archive 2011 Dia Show mit 8000 Darstellungen braucht Adobe Flash LUCERNA The Magic Lantern Web Resource Toverlantaarn eu Magic Lantern Society Einzelnachweise Bearbeiten Johannes de Fontana Website der Bayerischen Staatsbibliothek digitalisierte Buchseite abgerufen am 8 April 2010 Friedrich Kittler Optische Medien Berliner Vorlesung 1999 Merve Verlag Berlin 2002 S 85 a b Andreas Junck Historische Glasdiapositive zwischen Laterna magica und Multivisions Diashow In Ethnologica Helvetica Band 20 1997 S 83 87 doi 10 5169 seals 960096 Renault 19 16V 137 CH In eMuseum Museum fur Gestaltung Zurich abgerufen am 23 September 2022 Glasdia fur die Kinowerbung von 1991 Friedrich Paul Handbuch der kriminalistischen Photographie fur Beamte der Gerichte der Staatsanwaltschaften und der Sicherheitsbehorden Berlin 1900 S 79 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Laterna magica amp oldid 234402292