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Paimann s Filmlisten war ein von Franz Paimann 1847 1921 initiiertes und die ersten funf Jahre auch von ihm herausgegebenes wochentlich erscheinendes Filmprogramm in dem bis 1965 in lexikalischer Form Kritiken samtlicher in Osterreich angelaufener Filme aufgelistet wurden Da die osterreichische Filmproduktion und der Verleihmarkt nur unzureichend uberliefert sind sind Paimann s Filmlisten fur die osterreichische Filmwissenschaft von enormer Bedeutung Kopf der Zeitschrift 1922 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Inhalt und Bewertungsschema 3 Siehe auch 4 Einzelnachweise 5 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Inserat der Zeitschrift 1922 Die erste Ausgabe von Paimann s Filmlisten erschien 1916 damals noch in Briefform Grunder war Franz Paimann ein pensionierter Kuranstaltsverwalter im bosnischen Jajce 1 der bis zum Sommer 1920 auch Redakteur der Filmlisten war Wochentlich gingen diese Filmlisten an interessierte Kinobesitzer in Osterreich vor allem in der Provinz erreichten sie einen hohen Stellenwert gelangte man ja dort nur schwer an unabhangige Informationen zu Filmen Die Filmlisten beinhalteten Inhaltsangaben und kurze Kritiken zu samtlichen Filmen die in der jeweiligen Woche von Filmverleihern in Osterreich neu angeboten wurden Als Franz Paimann im Sommer 1920 an Lungenentzundung erkrankte und am 26 Janner 1921 starb ubernahm sein Stellvertreter Joseph Eduard Bernard der vormals Theaterassistent in Wiener Neustadt gewesen war die Leitung der Filmlisten die von nun an als Abonnenten Zeitschrift erschienen Im Marz 1923 erwarb er die restlichen Anteile am Unternehmen von Paimanns Tochter Karoline Paimann und fuhrte die Listen im selben Stil weiter 2 Durch den Anspruch neu erscheinende Filme kritisch zu begutachten um Kinobesitzern neben Werbung und abhangigen Informationen aus den ubrigen Filmzeitschriften eine unabhangige Informationsmoglichkeit zu bieten machte sich Paimann bei der Film und Kinoindustrie die hinter den meisten ubrigen Filmzeitschriften stand ausserst unbeliebt Diese Konkurrenzmedien waren in den 1920er Jahren insbesondere Der Filmbote 1918 1926 in Besitz des Bundes osterreichischer Kino Industrieller oder Das Kino Journal 1920 1939 in Besitz des Bundes osterreichischer Lichtspiel Theater In Zeitschriften wie diesen wurden alle besprochenen Filme nur positiv bewertet zumeist unter massloser Einfugung von Superlativen Bernard nannte dies das so beliebte System der Ankundigungen in Superlativen denen in entgegengesetzter Richtung sich bewegende Qualitaten gegenuberstehen 3 Die Auswahl der besprochenen Filme hing wiederum sehr stark vom Inseratengeschaft ab ein Grossteil dieser Zeitschriften bestand aus teils ganz oder mehrseitigen Inseraten wahrend Paimann s Filmlisten lediglich durch seine Abonnenten finanziert wurde Nur selten konnten sich auch Filmzeitschriften wie Die Filmwelt 1921 1925 in Besitz des Reichsbundes der Kinofreunde Osterreichs bzw des Verlags Universale behaupten die zumindest ansatzweise auch kritische Tone bei der Bewertung von neuen Filmen finden konnte 4 Mit allen denkbaren Mitteln versuchte insbesondere der Bund osterreichischer Kino Industrieller haufig flankiert vom Bund osterreichischer Lichtspieltheater Paimann s Filmlisten aus dem Verkehr zu ziehen auch Tageszeitungen die zu Beginn der 1920er Jahre Film Kritiken einfuhrten wurden heftig kritisiert und attackiert jedoch waren Paimann s Filmlisten gemessen an Haufigkeit und Intensitat der Attacken das primare da wohl am ehesten vernichtbare Ziel Die Kritiken von Paimann bzw Bernard wurden als Geschaftsschadigung gesehen der Film als reine Ware begriffen Nachdem verbale Angriffe und Verunglimpfungen scheinbar erfolglos blieben rief der Bund osterreichischer Kino Industrieller 1923 uber sein offizielles Organ den Filmboten zum Boykott von Paimann s Filmlisten auf Dieser Aufruf erschien unter der Uberschrift Parasiten und enthielt unter anderem folgende Feststellung Einen solchen Parasiten hat auch die Filmbranche Es ist die Filmkritik Nach Ansicht der Kino Industriellen sei objektive Filmkritik nicht moglich und Filmkritik daher generell abzulehnen da sie letztlich den Filmproduzenten und verleihern im Falle schlechter Kritiken Millionen kosten kann wahrend dem Filmkritiker keine Risiken drohen Daher sei die Pest der gewerbsmassigen Filmkritik auszurotten 5 Im Zuge dieser Auseinandersetzungen bezog Bernard wiederholt Stellung fur die freie Filmkritik und den Film als Kunstprodukt und stellte dem Anspruch der Filmproduzenten den Film als Ware zu verstehen die hochst unangenehme n Konsequenzen dieser Logik gegenuber namlich dass ein Kunde das Recht habe eine Ware zuruckzugeben wenn sie nicht den versprochenen Erwartungen gerecht wurde 3 Diese Auseinandersetzungen setzten sich aufgrund von Diffamierungen und Beleidigungen seitens des Filmboten bzw dessen Nachfolger Osterreichische Film Zeitung teils vor Gericht noch viele Jahre weiter fort Das Erscheinen von Paimann s Filmlisten wurde im Marz 1943 aufgrund von Rohstoffmangel vorubergehend eingestellt die Filmlisten durften zumindest zeitweise in Briefform weiterhin an die Abonnenten gegangen sein Offiziell erschien die Zeitschrift wieder am 7 Februar 1946 6 Die Wienbibliothek im Rathaus hat vor einiger Zeit mit der Erstellung eines Generalregisters begonnen das nun bis einschliesslich Jahrgang 1931 vorliegt Inhalt und Bewertungsschema BearbeitenJede Filmbeschreibung enthalt Angaben zu Hersteller Verleihfirma Genre Lange voraussichtliche Erstauffuhrung Zensurergebnis sowie kurze Inhaltsangaben und Bewertungen Die Filme wurden bis Herbst 1918 mit romischen Ziffern benotet danach setzte sich ein differenzierteres System durch das die zentralen Aspekte eines Films anhand von mit Adjektiven versehenen Schlagworten wie Stoff Photos Spiel und Szenerie beurteilte und schliesslich ein Gesamturteil vorsah das folgende Abstufungen erlaubte Schlager ersten Ranges Schlager ausgezeichnet sehr gut recht gut gutAb Nr 269 am 26 Mai 1921 wurde das Schema wie folgt umgestellt Schlager ersten Ranges Schlager Exclusiv Bild ausgezeichnet sehr gut mittelmassigAnmerkungen Der Begriff Schlager ist im Sinne von Kassenschlager zu verstehen die Kategorie Exclusiv Bild sollte fur Filme von erstklassiger Qualitat die jedoch nicht unbedingt Kassenschlager zu sein versprechen verwendet werden 7 Siehe auch BearbeitenOsterreichische FilmgeschichteEinzelnachweise Bearbeiten vgl Ludwig Gesek Hrsg Kleines Lexikon des osterreichischen Films In Filmkunst 1959 Nr 22 30 S 15 f zitiert nach Paolo Caneppele Hrsg Materialien zur osterreichischen Filmgeschichte 8 Entscheidungen der Wiener Filmzensur 1922 1925 Verlag Filmarchiv Austria Wien 2002 S XVI Caneppele S XVII a b Kunstwerk oder Ware Zum Streit um die freie Filmkritik In Paimann s Filmlisten Nr 367 20 April 1923 o S zitiert nach Caneppele S XXVII Zu den Erscheinungszeitraumen vgl Walter Fritz Im Kino erlebe ich die Welt 100 Jahre Kino und Film in Osterreich Verlag Christian Brandstatter Wien 1996 Anhang Zeitschriften Almanache und Programmhefte S 294 zu den Eigentumern vgl die Kopfe der jeweiligen Zeitschriften irgendeine Ausgabe Der Filmbote 7 April 1923 Nr 14 S 5 f zitiert nach Caneppele S XXIII vgl Caneppele S XXXIII Paimann s Filmlisten Nr 269 26 Mai 1 Juni 1923 o S zitiert nach Caneppele S XVIIWeblinks BearbeitenKomplett digitalisierte Sammlung von Paimann s Filmlisten im Osterreichischen Filmarchiv abrufbar uber European Film Gateway Zwei Filmkritiken aus Paimann s Filmlisten Der letzte Mann D 1924 und City Lights USA 1931 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paimann s Filmlisten amp oldid 234782723