www.wikidata.de-de.nina.az
Ein Filmkontingent ist jene Menge an Filmen die in ein bestimmtes Land in einem bestimmten Zeitraum importiert werden durfen Die Hohe eines Filmkontingents wurde meist durch eine Importquote festgelegt die das Mengenverhaltnis von inlandischen zu auslandischen Filmen bestimmte Filmkontingente wurden in den 1920er Jahren von vielen europaischen Staaten eingefuhrt um die nationale Filmproduktion vor zu hohen Filmimporten aus den Vereinigten Staaten zu schutzen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Kontingentierung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach dem Ersten Weltkrieg war die Filmproduktion in den meisten europaischen Landern zuruckgegangen und befand sich in einer finanziellen Krise Nur wenige Geldgeber waren bereit in die europaische Filmindustrie zu investieren Am drastischsten sind die Folgen am Beispiel Frankreichs und Grossbritanniens zu erkennen Diese beiden Lander zahlten vor dem Ersten Weltkrieg zu den fuhrenden Filmproduzenten der Welt danach hatten sie fur lange Zeit fast jede Bedeutung verloren Die Filmindustrie Deutschlands und Osterreichs traf der Erste Weltkrieg hingegen kaum im Gegenteil die hohe Inflation und die dadurch resultierende schwache Wahrung schufen uberaus gunstige Wechselkurse sodass deutsche und osterreichische Filme im Ausland billig zu haben waren weshalb die Filmproduktion in den beiden Landern zumindest vorerst so lange die Inflation hoch war stark anstieg Im Gegensatz zu Europa hatten die Vereinigten Staaten stark vom Ersten Weltkrieg profitiert vor allem durch grosse Rustungsexporte und Kapitalflucht Amerikanische Geldgeber waren bereit in die Filmindustrie von Hollywood zu investieren da diese hochwirtschaftlich gefuhrt wurde und hohe Renditen versprach So kam es zu einem grossen und nachhaltigen Wachstum der Filmproduktion in Hollywood da der steigenden Filmproduktion von Hollywood eine steigende Anzahl von Kinos und Kinobesuchen in den USA gegenuberstand Die Qualitat der Hollywood Filme war sehr hoch da stets mit modernster Technik und hochster Professionalitat gearbeitet wurde und die Filme waren stets auf den Geschmack eines breiten Publikums abgestimmt Dies war die Grundlage fur den Erfolg Hollywoods Um nun auch den europaischen Markt den zweitgrossten Kinomarkt nach den USA zu ubernehmen was noch mehr Gewinne versprach wahlten die amerikanischen Filmproduzenten und verleiher die Strategie ihre Filme in Europa billiger anzubieten als in den USA Hintergrund fur diese Geschaftstaktik war dass die Hollywood Filme ihre Kosten bereits in den amerikanischen Kinos hereinspielten und daher in Europa keine Kostendeckungsbeitrage mehr erwirtschaften mussten Man bot daher die Filme den europaischen Kinobesitzern billiger an als jeder europaische Film der seine Produktionskosten ja erst noch erwirtschaften musste es sein konnte um auf diese Weise grossere Marktanteile zu gewinnen Denn der Kinobesitzer fand in den Hollywood Produktionen nicht nur die billigeren Filme sondern haufig auch jene Filme die mehr Erfolg beim Publikum versprachen da sie mit Regie und Schauspielstars aufwarten konnten die auch in Europa hochste Anerkennung genossen Die professionelle Inszenierung und die Massengeschmackstauglichkeit der Hollywood Filme war naturlich auch in Europa kein Nachteil Dass kunstlerische Anspruche wie sie europaische Filmproduzenten oft hegten dabei auf der Strecke blieben spielte auf dem Streben nach hoheren Gewinnen keine Rolle So stieg nach dem Ersten Weltkrieg der Filmimport aus den Vereinigten Staaten stetig an und nahm ab etwa 1923 allmahlich fur europaische Filmproduzenten bedrohliche Ausmasse an da sie europaische Filmproduktionen immer mehr aus den Kinos verdrangten Zahlreiche europaische Filmproduzenten gingen pleite Da die Inflation in Deutschland und Osterreich mit Wahrungsreformen ab 1922 1923 in den Griff bekommen wurde und der Wechselkurs zugunsten der Filmimporteure drehte traf es nun auch die stark exportorientierte Filmproduktion dieser Lander Auch sie waren nun von der Filmflut aus Hollywood bedroht Europaweit begann nun ein Aufbegehren der Filmschaffenden und der Filmindustriellen fur staatliche Schutzmassnahmen vor der existenzbedrohenden Filmflut aus den Vereinigten Staaten Fast uberall sah man die Losung in der Einfuhrung von an die heimische Filmproduktion gekoppelten Importquoten und der damit verbundenen Kontingentierung amerikanischer Filme Kontingentierung BearbeitenVon Importkontingenten betroffen waren haufig nicht nur amerikanische Filme sondern auslandische Filme generell Es wurden Quoten festgelegt die bestimmten wie viele auslandische Filme pro inlandischem Film importiert werden durfen Eine Importquote von 1 10 sah also vor dass fur einen inlandischen Film zehn auslandische Filme importiert werden durfen Die Quoten wurden von den europaischen Regierungen mit Vertretern der amerikanischen Filmindustrie beschlossen und orientierten sich an der Grosse des jeweiligen Landes und seiner Filmindustrie So konnte fur Deutschland eine Quote von 1 1 durchgesetzt werden wahrend in Frankreich dessen Filmwirtschaft nach dem Krieg stark schwachelte nach Vorschlag einer Quote von 1 4 nur eine Quote von 1 7 vereinbart werden konnte Bemerkenswert ist auch dass Grossbritannien 1927 nur eine Quote von 1 20 durchsetzen konnte dieselbe Quote die auch Osterreich zugestanden wurde Das zeigt wie stark die britische Filmindustrie nach dem Ersten Weltkrieg geschwacht war Wie bei Frankreich war auch hier das fehlende Kapital das Problem Druckmittel der amerikanischen Verleiher waren unter anderem die Androhung bei zu ungunstigen Quoten gar keine Filme im jeweiligen Land zu zeigen Dieses Druckmittel konnte etwa bei Ungarn erfolgreich angewandt werden weshalb Ungarn schliesslich gar keine Quoten beschloss 1 Importquoten nach Landern Jahr der Einfuhrung Verhaltnis von nationalen zu auslandischen Filmen Deutschland 1 1 ab ca 1921 2 Osterreich 1 20 19 Mai 1926 3 spater zwischen 1 10 und 1 18 4 Grossbritannien 1 20 ab Sommer 1927 Steigerung auf 1 4 bis 1940 5 Frankreich 1 7 1928 6 Italien 1 10 7 Literatur BearbeitenL Estrange Fawcett Die Welt des Films Ubersetzt von C Zell erganzt von S Walter Fischer Amalthea Zurich Leipzig Wien 1928 Einzelnachweise Bearbeiten L Estrange Fawcett Die Welt des Films Amalthea Verlag Zurich Leipzig Wien 1928 S 44 ubersetzt von C Zell erganzt von S Walter Fischer Fawcett S 121 Fawcett S 144 Walter Fritz Im Kino erlebe ich die Welt 100 Jahre Kino und Film in Osterreich Brandstatter Wien 1996 Fawcett S 137 Fawcett S 149 Fawcett S 150 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Filmkontingent amp oldid 237759552