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Der Judenstaat Versuch einer modernen Losung der Judenfrage ist ein Buch von Theodor Herzl mit dem er versuchte eine judische Antwort auf die damals so genannte Judenfrage aufzuzeigen Es erschien 1896 in Leipzig und Wien in der M Breitenstein s Verlags Buchhandlung nachdem Cronbach in Berlin und Duncker amp Humblot eine Publikation abgelehnt hatten Herzl schrieb es unter dem Eindruck der Dreyfus Affare er beendete das Manuskript am 17 Juni 1895 Die Buchausgabe erschien im Februar 1896 1 Der Judenstaat Titel der Erstausgabe vom 14 Februar 1896Erstausgabe Der Judenstaat 1896 in der Sammlung des Judischen Museums der Schweiz Inhaltsverzeichnis 1 Charakteristik 2 Inhalt 3 Ausgaben 4 Ubersetzungen 5 Zitat Herzls 1903 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseCharakteristik BearbeitenDer Judenstaat ist kein religioses Werk es hat vielmehr das moderne Judentum massgeblich politisch beeinflusst indem es das Fundament des politischen Zionismus legte Fur Herzl war ein Judenstaat einerseits wegen des weltweit vorhandenen Antisemitismus notwendig andererseits weil die Religion durch die Folgen der Aufklarung und der Emanzipation ihren identitatsstiftenden und verbindenden Charakter fur das Judentum verloren habe Herzl sah sein Werk nicht als Utopie sondern als pragmatisches Konzept zur Grundung und Bewahrung eines Judenstaates wodurch die Judenfrage beantwortet sei Inhalt BearbeitenNach einleitenden Satzen definiert Herzl zuerst das Problem der Judenfrage Die Nuancen der Judenfeindlichkeit seien zahllos In Russland werden Judendorfer gebrandschatzt in Rumanien erschlagt man ein paar Menschen in Deutschland prugelt man sie gelegentlich durch in Osterreich terrorisieren die Antisemiten das ganze offentliche Leben in Algerien treten Wanderhetzprediger auf in Paris knopft sich die sogenannte bessere Gesellschaft zu die Cercles schliessen sich gegen die Juden ab Herzl Der Judenstaat Allgemeiner Theil 2 Sodann verwirft er die bisherigen Schritte zur Losung des Problems insbesondere den Versuch Juden als Bauern in anderen Landern anzusiedeln Man musse mit der Zeit gehen der Bauernstand sei im Aussterben begriffen Versuche der Ruckkehr zu alten Gesellschaftsstrukturen seien vergeblich Den Grund fur den seiner Ansicht nach wachsenden Antisemitismus sieht er in der mangelnden sozialen Mobilitat die durch Benachteiligungen der Juden entsteht Die causa remota ist der im Mittelalter eingetretene Verlust unserer Assimilierbarkeit die causa proxima unsere Uberproduktion an mittleren Intelligenzen die keinen Abfluss nach unten haben und keinen Aufstieg nach oben Wir werden nach unten hin zu Umsturzlern proletarisiert bilden die Unteroffiziere aller revolutionaren Parteien und gleichzeitig wachst nach oben unsere furchtbare Geldmacht Der Judenstaat Allgemeiner Theil 2 Eine totale soziologische Assimilation lehnt Herzl jedoch ab da die judische Volkspersonlichkeit geschichtlich zu beruhmt und trotz aller Erniedrigungen zu hoch sei 2 Sie sei zu wertvoll fur den Untergang Davon abgesehen sei eine Assimilation nur dann moglich wenn man die Juden einmal fur zwei Generationen in Ruhe liesse Dies wurde aber nicht passieren worauf der Druck sie wieder an den alten Stamm presse der Hass ihrer Umgebung mache sie wieder zu Fremden In den nachsten Kapiteln diskutiert Herzl die Optionen Argentinien bzw Palastina und geht auf die Organisation der Staatsbildung ein Er will dazu eine Gesellschaft die Jewish Company grunden die die benotigten Lander kauft Er schatzte einen Betrag von 1 Milliarde Goldmark Er erwahnt auch den Bau von Arbeiterwohnungen die Einfuhrung von Arbeitsdiensten fur unqualifizierte Arbeiter und Details wie die Einfuhrung des 7 Stunden Tages in Form eines viergeteilten 14 Stunden Schichtbetriebs bei dem zweimal 3 5 Stunden konzentrierter Arbeit mit derselben Zeit fur Erholung Familie und Fortbildung abwechseln 3 Die Schutztruppe solle 10 Prozent der mannlichen Einwanderer betragen Nach der Behandlung des schwierigen Weges der Geldbeschaffung beschreibt Herzl den Charakter des judischen Staates Herzl schwebte dabei ein recht heterogenes Gebilde vor in dem es jedem moglich sein sollte die Traditionen und Gepflogenheiten seiner Ortsgruppe mitzunehmen Damit sei auch das Problem der Integration in eine ungewohnte Umgebung leichter zu bewerkstelligen Die Verfassung des Staates sollte nach Herzl recht flexibel und modern sein Die parlamentarische Monarchie und die aristokratische Republik hielt er dabei generell fur die besten Staatsformen schloss erstere Form aber wegen mangelnder historischer Anknupfungsmoglichkeiten sofort als lacherlich aus Eine Art Aristokratie sei in der sozial mobilen Gesellschaft mit vielen Aufstiegschancen seiner Ansicht nach die beste Losung Referenda als Basis der Gesetzgebung lehnt er aber ab denn in der Politik gibt es keine einfachen Fragen die man bloss mit Ja und Nein beantworten kann Auch sind die Massen noch arger als die Parlamente jedem Irrglauben unterworfen jedem kraftigen Schreier zugeneigt Vor versammeltem Volke kann man weder aussere noch innere Politik machen 4 Ausserdem stellte sich das Problem der verschiedenen Sprachen Da die meisten Juden zu denen Herzl Kontakt hatte entweder deutschsprachig waren oder zumindest uber das Jiddische eine Verbindung zur deutschen Sprache hatten meinte er Deutsch konnte am schnellsten und leichtesten die gemeinsame Sprache der Juden werden Wir konnen doch nicht Hebraisch miteinander reden Wer von uns weiss genug Hebraisch um in dieser Sprache ein Bahnbillett zu verlangen Der Judenstaat Society of Jews und Judenstaat 4 Ein weiterer wichtiger Punkt war ihm die Frage der Religion Herzl wollte theokratische Velleitaten unserer Geistlichen gar nicht aufkommen lassen Wir werden sie in ihren Tempeln festzuhalten wissen wie wir unser Berufsheer in den Kasernen festhalten werden Herzl vertrat in diesem Punkt also eine laizistische Position mit strenger Trennung von Religion und Staat 4 Dass es im Zuge der Masseneinwanderung von Juden in ein arabisch bewohntes Land und der Grundung des Staates Israels moglicherweise Probleme mit der lokalen arabischen Bevolkerung geben konnte blendet Herzl in seinen Ausfuhrungen weitgehend aus Zum Zusammenleben mit anderen Volkern und Religionen fuhrt Herzl lediglich aus Und fugt es sich dass auch Andersglaubige Andersnationale unter uns wohnen so werden wir ihnen einen ehrenvollen Schutz und die Rechtsgleichheit gewahren 4 Auch Details wie die Fahne des zukunftigen Staates hielt Herzl fur wichtig als Symbol der Identifikation Ihm schwebte dabei eine weisse Fahne mit sieben goldenen Sternen vor die die sieben Arbeitsstunden reprasentieren sollten Denn im Zeichen der Arbeit gehen die Juden in das neue Land 4 Sie sollten im Siebenstundenland wie Herzl es nannte ein besseres und gerechteres Europa im Orient aufbauen 5 Ausgaben BearbeitenWenn ihr wollt ist es kein Marchen Altneuland Der Judenstaat Hrsg von Julius H Schoeps Athenaeum Bodenheim 1985 ISBN 3 7610 0384 6 Der Judenstaat Mit einem Nachwort von Henryk M Broder Olbaum Verlag 2000 ISBN 3 927217 13 1 vorher ISBN 3 9800983 2 X Der Judenstaat Text und Materialien Hrsg von Ernst Piper Philo Verlagsges 2004 ISBN 3 86572 365 9 bzw ISBN 3 8257 0365 7 Der Judenstaat Versuch einer modernen Losung der Judenfrage Manesse Verlag Zurich 2006 ISBN 3 7175 4055 6 vorher ISBN 3 7175 8133 3 Der Judenstaat Versuch einer modernen Losung der Judenfrage Originalfassung Books on Demand Norderstedt 2015 ISBN 3 7386 3981 0 Ubersetzungen BearbeitenJiddisch Lobel Taubes 1863 1933 gab seit 1891 die hebraisch jiddische Halbmonatsschrift Ha Am in Kolomea Galizien heraus redigiert von David Isaak Jesaja Silberbusch geb 1854 gest 1936 darin brachte er Ende 1896 eine jiddische Transkription von Herzls Judenstaat eine jiddische Ubersetzung erschien erstmals 1899 1900 in Russland ubersetzt von Samuel Bramberg Hebraisch von Michael Berkovitz erste Ubersetzung dann durch Ascher Barasch zweite Ubersetzung Englisch von Sylvie d Avigdor Nutt London 1896 Russisch von Samuel Lwowich Klatschko 1851 1914 Zitat Herzls 1903 Bearbeiten Es ist wunderbar wie wenig unsere so vielverurtheilte Bewegung den Gegnern u Gleichgiltigen bekannt ist Wer sie kennt Jud oder Christ liebt sie Er ware denn ein fur alles Hohere unempfanglicher Mensch Mein Judenstaat ist langst uberholt Ich schrieb ihn in Paris u wusste damals nicht viel vom Judischen Ich war ein dem Judenthum Entfremdeter ein Boulevardier Ein Rabbiner bin ich auch jetzt nicht u in den Tempel gehe ich nur in Basel am Samstag der Congresswoche Dort grusse ich auch mehr den Gott meiner Vater als meinen eigenen Denn mit meinem Gott kann ich auch ohne Rabbiner u vorgeschriebene Gebete verkehren Mein Judenstaat brachte mich erst zu den Zionisten die vor mir da waren u die ich nicht gekannt hatte Ich war damals ein Isolirter u meine Worte waren erfahrungslos u unverantwortlich Besser konnten Sie sich aus meinem utopischen Roman Altneuland uber die ganze Sache unterrichten Den schrieb ich von 1899 bis 1902 schon als Fuhrer der Bewegung Dadurch war ich zu manchen menagements gezwungen Kunstlerisch ist das Buch nicht viel werth obwohl es mich viel Anstrengung gekostet hat Sehen Sie ich plage mich seit bald acht Jahren wie ein Hund ich habe dafur einen grossen Haufen Geld geopfert arbeite ausserdem naturlich umsonst habe mich verhohnen u mit Koth bewerfen lassen u ich bin heute noch so warm fur die Sache wie am ersten Tag u ununterbrochen 6 Siehe auch BearbeitenRom und JerusalemWeblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Der Judenstaat Quellen und Volltexte Avi Primor Uberblick uber die judische und israelische Geschichte Horbuch bei LibriVox Theodor Herzl Der Judenstaat 8 Auflage Judischer Verlag Berlin 1920 lib ru PDF Einzelnachweise Bearbeiten ANNO Oesterreichische Buchhandler Correspondenz 1896 02 08 Seite 11 Abgerufen am 22 November 2022 a b c Der Judenstaat Allgemeiner Theil Der Judenstaat Die Jewish Company a b c d e Der Judenstaat Society of Jews und Judenstaat Michael Brenner Frieden gibt es erst wenn jedem recht geschieht Der Zionismus ist ohne Europas Kolonialismus nicht vorstellbar Aber zugleich ist er die Befreiungsbewegung einer von Europaern unterdruckten Minderheit In Frankfurter Allgemeine Zeitung 8 August 2022 S 9 Brief Herzls an Ernst Mezei 1851 1932 ungarischer Publizist und Politiker fuhrendes Mitglied der ungarischen Unabhangigkeitspartei in Budapest vom 10 Marz 1903 zitiert nach Briefe und Tagebucher 7 Bde Hrsg von Alex Bein Hermann Greive Moshe Schaerf und Julius H Schoeps Propylaen Frankfurt M Berlin 1983 1996 Bd 7 S 76 Normdaten Werk GND 4461314 3 lobid OGND AKS VIAF 191527462 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Judenstaat amp oldid 230978258