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Otto Hartmann 22 Janner 1904 in Wien 14 Marz 1994 ebenda 1 war ein osterreichischer Schauspieler und Informant der Geheimen Staatspolizei Gestapo wahrend der Zeit des Nationalsozialismus Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Karriere vor der Zeit des Nationalsozialismus 2 Verrat am Widerstand 3 Nach Kriegsende 4 Begnadigung und weiteres Leben 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben und Karriere vor der Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenOtto Hartmann stammte aus einer evangelischen Wiener Familie und war gegen den Willen seiner Eltern Schauspieler geworden Er fand ein Engagement am Wiener Burgtheater und trat auch in Filmen auf Er trat dem Schutzkorps und den Ostmarkischen Sturmscharen OSS bei wo er den Rang eines Korporals bekleidete Bereits im austrofaschistischen Standestaat wurde er von der Wiener Leitung der OSS mit der Bespitzelung von Oppositionellen betraut Er sollte unter den Schauspielern und dem sonstigen Personal am Burgtheater illegale Sozialdemokraten und Nationalsozialisten aufspuren Nach der Umwandlung des OSS in die Frontmiliz fuhrte er dort seine Konfidententatigkeit fort Auch in das Sturmkorps trat er ein 1937 knupfte er jedoch selbst Kontakte zu einer illegalen nationalsozialistischen Betriebszelle am Burgtheater 2 die er mit vertraulichen Nachrichten seiner Auftraggeber versorgte Am 11 Marz 1938 stellte er sich zur allgemeinen Uberraschung in kompletter SA Uniform als Wache fur die Gauleitung der Wiener NSDAP Am Hof zur Verfugung An diesem Tag beantragte er auch seine Aufnahme in die NSDAP allerdings wurde er erst am 1 Janner 1941 aufgenommen Mitgliedsnummer 9 027 697 Verrat am Widerstand Bearbeiten nbsp Das ehemalige Hotel Metropol am Morzinplatz von 1938 bis 1945 Sitz der Wiener GestapoMoglicherweise war Enttauschung daruber nicht als Parteimitglied zu gelten und der damit verbundene Entgang an Karrierechancen Grund dafur dass Hartmann im Fruhjahr 1939 mit einer oppositionellen Gruppe von Schauspielern am Burgtheater Verbindung aufnahm Es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden dass er bereits damals entschlossen war diese Gruppe der Gestapo auszuliefern Durch Hinweis auf die langjahrige Mitgliedschaft in vaterlandischen Wehrformationen konnte er sich glaubhaft als treuer Anhanger des Standestaates ausgeben Einer dieser Kollegen der Burgschauspieler Fritz Lehmann brachte Hartmann in Kontakt mit der Osterreichischen Freiheitsbewegung des Augustiner Chorherrn Roman Karl Scholz Diese gewaltfreie konservativ katholische Widerstandsgruppe hatte die Befreiung vom Nationalsozialismus und die Loslosung Osterreichs vom Deutschen Reich zum Ziel Hartmann wurde aktives Mitglied der Gruppe und stieg bis Jahresende 1939 in ihr Fuhrungsgremium auf und nahm an ihren Leitungssitzungen teil Hartmanns Aufgaben lagen in der Anwerbung neuer Mitglieder und im Bereich der inneren Organisation Er war auch bei Besprechungen zu Fusionsverhandlungen mit den Widerstandsgruppen um Karl Lederer und Jacob Kastelic anwesend Auf Kameraden in seiner Gruppe wie auch auf Reprasentanten kooperierender Gruppen machte er stets den Eindruck eines elanvollen uberzeugten Widerstandskampfers Im Mai 1940 entschloss sich Hartmann zur Selbst Anzeige Er ersuchte seine Schauspielerkollegin Lilly Walter deren Mann Gestapobeamter in einem Referat fur Wirtschaftsangelegenheiten war ihren Ehemann in ihre Garderobe im Theater zu bestellen Dort traf er Hartmann an der ihm ausfuhrlich uber die Gruppe Scholz Auskunft erteilte Schliesslich bot sich Hartmann aus freien Stucken als Konfident an Dies wurde vom Gestapomann erfreut angenommen und er erstattete seinem Vorgesetzten eine umfangreiche Meldung Die Sache wurde an die zustandigen Referate weitergeleitet Durch die umfassenden Angaben Hartmanns fiel es der Gestapo leicht die Ermittlungen gegen die Scholz Gruppe und die beiden anderen Gruppen rasch abzuschliessen Sie schleusten im Juni 1940 weitere Konfidenten in die Gruppen ein Hartmann organisierte Mitgliederlisten und stenografierte Besprechungen fur die Gestapo mit Als Agent Provocateur legte Hartmann auch eine Reihe von Aktionsplanen vor wie Saureattentate auf Briefkasten Sprengstoffanschlage auf Telefonzellen den Gasometer Leopoldau die Gestapozentrale am Morzinplatz oder den Linzer Rundfunksender Teilweise waren sogar Gestapostellen selbst an der Konzipierung dieser Plane beteiligt Innerhalb der Gruppe versuchte Scholz eine gemassigtere Linie einzuschlagen und das Augenmerk auf Propagandamassnahmen und eine Kaderorganisation zu legen Am 22 und 23 Juli 1940 schlug die Gestapo zu und verhaftete die fuhrenden Funktionare der drei Gruppen Eine weitere Verhaftungswelle setzte im September ein eine dritte im Winter 1940 41 Hedwig Leitner Mitglied der Widerstandsgruppe schilderte Hartmanns Verrat wie folgt So ist das bei einer Widerstandsbewegung dass man nur drei kennt fur den Fall dass wenn man gefangen genommen wird nicht gleich die ganze Gruppe hoppgenommen wird Aber da gab s einen diesen Schauspieler Otto Hartmann der hat sonderbarerweise eine Liste aller Mitglieder gehabt Der Verrater dieser Hartmann war ein Gestapospitzel und der hat alle Namen angegeben Dadurch sind wir alle fast zur gleichen Zeit alle im August 1940 alle auf einmal hopp hopp hopp verhaftet worden und auf die Gestapo gekommen am Morzinplatz Und dann ist es also mit Verhoren losgegangen 3 Insgesamt forschte die Gestapo etwa 450 Aktivisten aus von denen 143 in Haft verblieben und vor dem Volksgerichtshof angeklagt wurden Viele von ihnen erhielten langjahrige Haftstrafen zwolf wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet darunter Roman Karl Scholz Jacob Kastelic und Karl Lederer 3 Hartmann erhielt dafur eine Belohnung von 30 000 Reichsmark 2 In der Folgezeit war Hartmann als verdeckter Informant der Gestapo in Kreisen um ehemalige KPO Funktionare tatig Er erschlich sich das Vertrauen von Josef Kallisch dem Anfuhrer einer kommunistischen Widerstandsgruppe woraufhin deren Treffen haufig in Hartmanns Wohnung in der Reichsratsstrasse stattfanden Im Fruhjahr 1941 erfolgte schliesslich auch die Zerschlagung der Kallisch Bewegung durch die Geheime Staatspolizei etwa 30 Personen wurden festgenommen Kallisch wurde des Hochverrates fur schuldig befunden und hingerichtet andere Mitglieder erhielten hohe Haftstrafen 2 Nachdem sich Hartmann offentlich zu seiner Spitzeltatigkeit bekannt hatte wurde er von der Burgtheaterdirektion mit einem Auftritts und Hausverbot belegt Am 1 August 1941 ruckte er fur eine Grundausbildung in Hainburg an der Donau zum Militar ein Anschliessend versah er an verschiedenen Standorten im Wiener Stadtgebiet Wachdienst Als er im Dezember 1941 einer Marschkompanie zugeteilt wurde bestand er auf einer arztlichen Untersuchung die ihm nur Tauglichkeit GVH Garnisonsverwendung Heimat bescheinigte Daher wurde er in die Albrechtskaserne zuruckversetzt Von Marz 1942 bis April 1944 war Hartmann in der Disziplinarabteilung der Wehrmachtskommandantur Wien beschaftigt Seine Aufgabe dort bestand darin Deserteure und frontscheue Soldaten auszuforschen und der Heeresstreife zu melden 2 Dabei nahm er auch ausserhalb der Dienstzeit Nachforschungen vor die ihm gar nicht aufgetragen worden waren Eine Zeit lang war er auch selbst in der Heeresstreife tatig Ende 1944 kam Hartmann ins Spital und hielt sich anschliessend fur langere Zeit auf verschiedenen Kuren in Tirol und Niederosterreich auf Bei einer weiteren militararztlichen Untersuchung im Oktober 1944 wurde Untauglichkeit festgestellt Vom Janner 1945 bis Anfang April 1945 war er bei der Kriminalpolizeileitstelle Wien Referat Eigentumsdelikte angestellt Nach Kriegsende BearbeitenAls Wien durch die Rote Armee erobert wurde setzte sich Hartmann am 4 April 1945 per Marschbefehl mit etwa 200 Kriminalbeamten von Wien nach Innsbruck ab und war dann kurze Zeit fur die Polizei in Schwaz tatig Uber Kontakte beim osterreichischen Widerstand gelang es ihm in die osterreichische Kriminalpolizei aufgenommen zu werden er wurde aber schliesslich am 28 September 1945 von der franzosischen Besatzungsmacht festgenommen und im Janner 1946 nach Wien uberstellt 2 Nach einer kurzen Flucht und erneuter Verhaftung im Mai 1947 wurde im August 1947 gegen ihn Anklage wegen 7 Kriegsverbrechergesetz KVG Denunziation mit Todesfolge erhoben Am 3 November 1947 begann die Hauptverhandlung vor dem Volksgericht Nach zwolf Verhandlungstagen wurde er am 22 November 1947 zu lebenslangem schwerem Kerker verurteilt Begnadigung und weiteres Leben Bearbeiten nbsp Grabstatte von Otto HartmannEr versuchte in der Folgezeit wiederholt eine Wiederaufnahme des Verfahrens oder eine Begnadigung zu erwirken was aber abgelehnt wurde Im Zuge einer Amnestie wurde er jedoch schliesslich am 11 Juli 1957 durch Bundesprasident Adolf Scharf fur eine Probezeit von funf Jahren begnadigt Hartmann war daraufhin als Verkaufer und kaufmannischer Angestellter bei verschiedenen Wiener Firmen tatig 2 Er wurde am Hernalser Friedhof Gruppe 40A Nummer 61 bestattet Literatur BearbeitenHans Schafranek Widerstand und Verrat Gestapospitzel im antifaschistischen Untergrund 1938 1945 Czernin Wien 2017 ISBN 978 3 7076 0622 5 S 211 218 407 412 Einzelnachweise Bearbeiten Otto Hartmann In IMDb Abgerufen am 5 November 2018 a b c d e f Diana Carmen Albu Die Arbeitsweise der Denunzianten des Nachrichtenreferate der Wiener Gestapoleitstelle am Beispiel dreier Biographien In Judische Kulturzeitschrift DAVID Archiviert vom Original am 6 November 2018 abgerufen am 13 Juli 2023 a b Hedwig Leitner geb Bodenstein Uns werden sie schon nichts tun DOW abgerufen am 5 November 2018 Normdaten Person GND 1013800354 lobid OGND AKS VIAF 172848618 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hartmann OttoKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Nationalsozialist und DenunziantGEBURTSDATUM 22 Januar 1904GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 14 Marz 1994STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Hartmann Schauspieler amp oldid 235455396