www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel beschaftigt sich mit dem deutschen Film Der blaue Engel von 1930 Fur weitere Bedeutungen des Begriffs siehe Blauer Engel Begriffsklarung Der blaue Engel ist eine deutsche Tragikomodie und einer der fruhesten deutschen Tonfilme Er entstand in den Jahren 1929 30 unter der Regie von Josef von Sternberg fur die UFA Das Drehbuch schrieben Carl Zuckmayer und Karl Gustav Vollmoeller sowie Robert Liebmann unter Mitwirkung des Autors nach dem Roman Professor Unrat von Heinrich Mann Der Film zeigt Emil Jannings als Professor Immanuel Rath einen alteren Lehrer der sich in die von Marlene Dietrich gespielte Varietesangerin Lola Lola verliebt und daran zugrunde geht FilmTitel Der blaue EngelProduktionsland Weimarer RepublikOriginalsprache Deutsch EnglischErscheinungsjahr 1930Lange 107 124 MinutenAltersfreigabe FSK 12Produktions unternehmen Universum Film AGStabRegie Josef von SternbergDrehbuch Carl ZuckmayerKarl Gustav VollmoellerRobert LiebmannProduktion Erich PommerMusik Friedrich HollaenderKamera Gunther RittauHans Schneeberger nur englische Version Schnitt Sam Winston Walter KleeBesetzungEmil Jannings Professor Immanuel Rath Marlene Dietrich Lola Lola Kurt Gerron Kiepert Zauberkunstler Rosa Valetti Guste seine Frau Hans Albers Mazeppa Reinhold Bernt Clown Eduard von Winterstein Schuldirektor Hans Roth Pedell Rolf Muller Gymnasiast Angst Roland Varno Gymnasiast Lohmann Carl Ballhaus Gymnasiast Ertzum Robert Klein Lork Gymnasiast Goldstaub Karl Huszar Puffy Wirt Wilhelm Diegelmann Kapitan Gerhard Bienert Polizist Ilse Furstenberg Raths Wirtschafterin Friedrich Hollaender Klavierspieler Wolfgang Staudte ein Schuler Edith Kiel Prostituierte Weintraubs Syncopators Band Marlene Dietrich in Der blaue EngelDie Urauffuhrung des Films fand am 1 April 1930 im Berliner Gloria Palast statt Die gleichzeitig mit denselben Schauspielern entstandene englische Fassung The Blue Angel wurde am 4 Juli in London uraufgefuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Produktion 2 1 Vorarbeiten Kosten Erfolg 2 2 Dreharbeiten Produktionsnotizen 2 3 Soundtrack 2 4 Veroffentlichung 3 Unterschiede zum Roman 4 Rezeption 4 1 Kritik 4 1 1 Zeitgenossische Bewertungen 4 1 2 Spatere Bewertungen 4 2 Auszeichnung 4 3 Sonstiges 4 4 Weitere Verfilmung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenImmanuel Rath ist Gymnasialprofessor in einer deutschen Kleinstadt ein pedantischer und verschrobener Mann der unter seinen Schulern und stadtweit nur Unrat genannt wird Eines Tages entdeckt er wahrend des Unterrichts bei einem seiner Schuler eine Fotokarte einer Tingeltangel Sangerin die im Hafen Variete Der blaue Engel ein Gastspiel gibt Rath wittert sofort Unzucht und macht sich aus rein padagogischen Grunden wie er sich selbst einzureden versucht auf den Weg um das verrufene Lokal in Augenschein zu nehmen Lola Lola so der Kunstlername der Sangerin ist mit Umziehen beschaftigt als der Lehrer sie zur Rede stellt Rath kann zu seinem eigenen Erstaunen die Augen nicht von der lasziven aber gewohnlichen Schonheit abwenden Ein Dessous das der vollig verwirrte Professor zu Hause in seiner Manteltasche findet gibt ihm einen Grund Lola wieder aufzusuchen Er verfolgt eine ihrer Gesangsnummern verbringt die Nacht mit ihr und ist ihrem dubiosen Charme so sehr verfallen dass er den Dienst quittiert um sie zu heiraten Die Sangerin scheint ihrerseits nur an Raths Geld interessiert zu sein Nachdem sein kleines Vermogen aufgebraucht ist geht es mit der ohnehin merkwurdigen Verbindung bergab Rath verkommt zusehends bringt es aber nicht fertig sich von seiner Frau zu trennen Seine kurzen Proteste gegen seinen Verfall werden von Lola meist sofort erstickt So resigniert Rath schliesslich und lasst alles nur noch wortlos uber sich ergehen Allerdings verliert er daruber auch immer mehr den Verstand Als die Truppe wieder in seiner Heimatstadt gastiert wird Rath von der Sangerin und dem Zauberkunstler Kiepert zu einer entwurdigenden aber wegen seiner ortlichen Bekanntheit hohe Zuschauerzahlen versprechenden Clownsnummer gezwungen Wahrend die ebenfalls anwesenden Gymnasiallehrer uber die Vorfuhrung ihres ehemaligen Kollegen emport sind ist der uberwiegende Rest der Menge von Raths tragikomischem Auftritt begeistert Unterdessen beobachtet Rath wie Lola mit dem Artisten Mazeppa anbandelt Wutentbrannt und tobsuchtig versucht er daraufhin Lola die sich keiner Schuld bewusst ist zu erwurgen jedoch halten ihn die weiteren Artisten zuruck und Mazeppa steckt ihn sogar in eine Zwangsjacke Kiepert bedauert nach diesem Ereignis dass Rath seine gesellschaftliche Stellung fur Lola aufgegeben und derart heruntergekommen ist Nachdem Rath kurz darauf seiner Fesseln befreit ist entfernt er sich wahrend eines Auftritts von Lola heimlich aus dem Blauen Engel Es zieht ihn noch einmal zu seiner ehemaligen Schule in sein Klassenzimmer in dem er schliesslich festgekrallt am Katheder stirbt Produktion BearbeitenVorarbeiten Kosten Erfolg Bearbeiten Am Anfang des Films stand eine Idee des Ufa Produzenten Erich Pommer und des Schauspielers Emil Jannings Sie hatten sich vorgenommen einen grossen beeindruckenden Film zu schaffen der weltweit Aufsehen erregen sollte Nachdem Fritz Langs Monumentalfilm Metropolis von 1927 zum finanziellen Desaster geraten war befand sich die Ufa in Schwierigkeiten Man brauchte ein prestigetrachtiges Projekt Jannings war im Mai 1929 nachdem er fast drei Jahre in den USA verbracht hatte zuruckgekehrt und drangte darauf Josef von Sternberg mit dem er in den Vereinigten Staaten so erfolgreich zusammengearbeitet hatte als Regisseur einzusetzen da er seinen ersten Tonfilm unbedingt mit diesem drehen wollte Als dieser im August 1929 in Berlin eintraf war das ein Ereignis auch weil die Ufa erfolgreich die Werbetrommel geruhrt hatte Der Dramatiker Carl Zuckmayer war von der Ufa bereits als Drehbuchschreiber angekundigt worden obwohl noch nicht klar war welcher Stoff verfilmt werden sollte An dem vorgeschlagenen Filmstoff uber Rasputin war Sternberg jedoch nicht interessiert Irgendwann kristallisierte sich heraus dass es ein Stoff von Heinrich Mann sein sollte Man einigte sich dann auf dessen 1905 erschienenen Roman Professor Unrat einen Roman der eine einzige Attacke gegen das korrupte und heuchlerische deutsche Kleinburgertum war Als der Film in Planung war waren die Zeiten in Deutschland schlecht Wirtschaftskrise und hohe Arbeitslosigkeit sowie politischer Extremismus von rechts und links kundigten den Untergang der Weimarer Republik an Doch befand sich die Ufa bereits 1927 fest in deutschnationaler Hand Sie gehorte der Scherl Gruppe an an deren Spitze der Pressezar Alfred Hugenberg ein erzkonservativer deutschnationaler Industrieller und erklarter Feind der Republik stand dem der Stoff nicht sonderlich zusagte Da der Einfluss bestimmter Gruppen auf die Ufa noch nicht gegeben war konnten der judische Produzent Erich Pommer ein judischer Regisseur sowie ein judischer Komponist und judische Schauspieler wie beispielsweise Kurt Gerron verpflichtet werden und man konnte den Stoff eines bekennenden Republikaners Heinrich Manns durchsetzen Um ein kunstlerisches Werk zu schaffen das gleichzeitig aufgrund der prekaren Situation der Ufa erfolgreich sein sollte benotigte man die erste Garde fur diesen Film ob judisch oder nicht Das war der Grund dass die Ufa Direktion trotz politischer Bedenken Zustimmung fur die gegebene Konstellation signalisierte Der Stoff bot neben einer dramatischen Story eine fur Emil Jannings massgeschneiderte Rolle im halbseidenen Milieu des Tingeltangels denn schon damals wusste man Sex bringt die Besucher ins Kino 1 2 Sternberg galt als kompliziert und war bei seinen Kollegen nicht sehr beliebt Seine dominante Personlichkeit gepaart mit seinem Drang nach Unabhangigkeit brachten ihm immer wieder Arger mit den Produzenten ein Der Roman wurde zu einem Filmstoff umgearbeitet der mit Heinrich Manns Vorlage nur noch wenig zu tun hatte Dass Emil Jannings die mannliche Hauptrolle spielen sollte stand fest wer die Lola Lola spielen sollte war strittig Trude Hesterberg mit der Mann befreundet war und die ihn um die Freigabe seines Romans zur Verfilmung gebeten hatte da sie sich fur die Rolle der Rosa Frohlich interessierte Lucie Mannheim und Brigitte Helm kamen in die engere Wahl entsprachen jedoch nicht Sternbergs Vorstellungen Der Regisseur meinte keine verfuge uber das Ewig Weibliche das er suche Als Sternberg einen Besetzungskatalog durchblatterte stiess er auf das Bild eines Fraulein Dietrich Als er seinem Assistenten das Bild zeigte meinte dieser der Popo sei nicht schlecht aber brauche man nicht auch ein Gesicht Sternberg sah sich sodann die Revue Zwei Krawatten an in der Hans Albers spielte der fur die Rolle des Mazeppa vorgesehen war und Sternbergs Zustimmung fand Sein Blick fiel auf eine junge Frau die zwar nicht besonders schlank war sich aber vollendet zu bewegen wusste und war von ihr fasziniert und sicher in Marlene seinen Star gefunden zu haben Als er Dietrich die Rolle anbot hatte sie Zweifel Sie meinte sie sei nicht wirklich fotogen und besitze auch kein Talent fur den Film zudem traue sie sich die Rolle nicht zu Sternberg liess jedoch nicht locker Sie erschien zwar zum mit dem Regisseur vereinbarten Termin liess aber durchblicken dass ihr bei der Rolle nicht ganz wohl sei Ein Fraulein von Losch in dieser Nuttenrolle ihre Familie wurde nicht erfreut daruber sein Sie warnte Sternberg erneut sie sei in Filmen schrecklich mit ihrer Entennase Sternbergs geniale Idee war es sie von diesem Entennasentrauma zu befreien indem er ihr einen dunklen Schminkstrich auf dem Nasenrucken verordnete Sternbergs Vorstellung vom weiblichen Urbild sah er in Dietrich bestatigt Er war von seiner Wahl restlos uberzeugt und brachte Dietrich dazu einen Vertrag zu unterschreiben Weder Pommer noch Jannings waren von Marlenes Mitwirkung begeistert Sternberg war fest entschlossen Marlene Dietrich einen Hollywood Vertrag zu verschaffen denn fur ihn stand es fest die Entdeckung seines Lebens gemacht zu haben 2 Trotz der wirtschaftlich angespannten Lage sparte man bei diesem Prestigeprojekt nicht Mit zwei Millionen Reichsmark wurde der Film zur teuersten Pommer Produktion der Ufa Emil Jannings Gage von 200 000 Reichsmark stellte seinerzeit eine Rekordgage dar wohingegen sich Marlene Dietrich mit 25 000 Reichsmark zufriedengeben musste da sie zu diesem Zeitpunkt noch kein Star war Regisseur Josef von Sternberg bekam 40 000 Reichsmark Heinrich Mann fur die Filmrechte an seinem Roman 25 000 Reichsmark plus weiterer 10 000 Reichsmark nach der US Premiere der englischen Fassung am 5 Dezember 1930 in New York 1 Die Hohe des Produktionsetats war nicht allein den Spitzenhonoraren geschuldet Tonfilme bedeuteten seinerzeit einen vermehrten technischen Aufwand und somit auch hohere Kosten Gedreht wurde der Film im sogenannten Ton Kreuz das erst im September auf dem Ufa Filmgelande in Neubabelsberg fertiggestellt worden war Dabei handelte es sich um einen kreuzformig angelegten Bau der wegen seiner Schalldammung wie ein Bunker wirkte und vier modern ausgestattete Tonfilmateliers beherbergte Die Drehzeit von fast drei Monaten war fur damalige Verhaltnisse uberaus lang Nachdem der Film im Kino angelaufen war war jedoch schnell klar dass der Aufwand sich gelohnt hatte denn Der blaue Engel wurde zu dem Erfolg beim Publikum den man sich erhofft hatte 1 Dreharbeiten Produktionsnotizen Bearbeiten Die Dreharbeiten fanden im Zeitraum 4 November 1929 bis 22 Januar 1930 in den Ufa Ateliers in Neubabelsberg dem heutigen Studio Babelsberg in Potsdam statt 3 4 Die Zusammenarbeit von Sternberg und Marlene Dietrich gestaltete sich sehr eng wobei spurbar war dass Dietrich unbegrenztes Vertrauen und Hochachtung fur Sternbergs kunstlerische Fahigkeiten hegte und sich im Glauben an seine Kreativitat vollstandig seinem Willen unterwarf Jannings wiederum war uber die Entwicklung nicht sehr glucklich schliesslich handelte es sich um seinen ersten Tonfilm aber die erste Geige schien Marlene Dietrich zu spielen Er litt darunter dass der Dietrich ein ungewohntes Mass an Aufmerksamkeit geschenkt wurde Zu den Dreharbeiten gesellte sich auch Heinrich Mann der verstimmt war dass seine Freundin Trude Hesterberg die Rolle der Lola nicht bekommen hatte Als Jannings sich einige abgedrehte Filmszenen mit dem Autor anschaute und Mann lobheischend anschaute meinte dieser Herr Jannings den Erfolg dieses Films werden in erster Linie die nackten Oberschenkel der Frau Dietrich machen Jannings soll sehr wutend uber diese Aussage gewesen sein 2 Fur die Bauten waren Otto Hunte und Emil Hasler fur den Ton Fritz Thiery verantwortlich Die Rolle der Femme fatale ermoglichte Dietrich den Start zu einer weltweiten Karriere Sie erhielt die Rolle anstelle der ursprunglich vorgesehenen Maly Delschaft die nicht zu erreichen war Der Film wurde mit denselben Schauspielern in einer deutschen und einer englischen Version gedreht Er ist einer der wenigen Welterfolge des deutschen Tonfilms Marlene Dietrich war 1936 der einzige deutsche Weltstar im Filmgeschaft Die Nationalsozialisten hatten sie gern aus Hollywood zuruckgeholt aber auch noch so verfuhrerische Angebote lehnte die Dietrich kategorisch ab Sie verabscheute die Nazis 1 Durch die Beteiligung der Weintraubs Syncopators handelt es sich um den ersten Spielfilm aus Deutschland in dem eine Jazzband zu horen und zu sehen ist Diverse Szenen im Film wie z B die Englischstunde Pausen und Unterrichtssituationen und der Kulissenaufbau des Klassenzimmers fanden spater in sehr ahnlicher Form Verwendung im popularen Spielfilm Die Feuerzangenbowle von 1944 Soundtrack Bearbeiten In diesem Film singt Marlene Dietrich ihr beruhmtes Lied Ich bin von Kopf bis Fuss auf Liebe eingestellt von Friedrich Hollaendersowie die folgenden Lieder von Hollaender Ich bin die fesche Lola Nimm dich in Acht vor blonden Frau n Kinder heut abend da such ich mir was ausDes Weiteren erklingt mehrfach Ub immer Treu und Redlichkeit zur Melodie der Arie Ein Madchen oder Weibchen wunscht Papageno sich aus Mozarts Zauberflote als Aufnahme des Glockenspiels der Potsdamer Garnisonkirche sowie als Orchesterversion 5 De Agostini schrieb dass zum sensationellen Erfolg des Films auch die Lieder beigetragen hatten mit denen Lola das vorwiegend mannliche Publikum im Blauen Engel ausser Rand und Band gebracht habe Deren Komponist Friedrich Hollaender zahlte nach seiner Flucht vor dem Nazi Regime in die USA zu den beliebtesten und meistbeschaftigten Filmkomponisten Hollywoods 1 Veroffentlichung Bearbeiten In Ungarn wurde der Film am 19 April 1930 veroffentlicht in Wien am 22 April 1930 in Paris am 22 Juli 1930 in Danemark am 18 August 1930 in Slowenien am 10 September 1930 in Kroatien am 26 September 1930 in Prag sowie in Schweden im November 1930 in den Vereinigten Staaten und Spanien Barcelona im Dezember 1930 Im Jahr 1931 erfolgte eine Veroffentlichung im Vereinigten Konigreich in Italien Portugal Argentinien Japan und Mexiko und 1952 lief der Film in Finnland Im April 2008 gab es eine Wiederveroffentlichung in Polen und 2011 in Griechenland Am 19 Januar 2009 wurde der Film auf dem Berlin amp Beyond Film Festival in San Francisco den USA vorgestellt am 11 November 2014 auf dem Leeds International Film Festival und im Februar 2016 beim Greek Film Archive Der Film erfuhr zudem eine Veroffentlichung in Brasilien Bulgarien in der Tschechischen Republik in der Tschechoslowakei in Norwegen Serbien in der Sowjetunion und in Jugoslawien Der deutsche Arbeitstitel lautete Professor Unrat der englische Titel lautet The Blue Angel Der Film wurde unter anderem am 14 September 2018 von der Universum Film GmbH auf DVD herausgegeben 6 Enthalten ist er zudem mit drei weiteren Filmen in der Filmsammlung Deutsche Filmklassiker Weimarer Kino 1920 1931 Anbieter Universum Film GmbH erschienen 4 Dezember 2015 7 Bei De Agostini ist Der blaue Engel Bestandteil der Filmreihe Die grossen deutschen Film Klassiker Die DVD erschien als Nummer 3 der Reihe zusammen mit einem 16 seitigen Heft das Informationen und Bilder zum und uber den Film und dessen Stars enthalt 8 Unterschiede zum Roman BearbeitenHeinrich Mann lieferte mit Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen von 1905 die Romanvorlage zum Film Mit diesem Roman hat er eine Satire uber das deutsche Burgertum der Jahrhundertwende und ihre Schwachen und Fehler geschrieben 9 Nachdem Mann einer Verfilmung zugestimmt hatte bejahte er auch die Anderungen die von Sternberg an der Romanvorlage vornahm Zudem wurden Bedenken gegenuber der Vorlage Manns im Vorstand der Ufa schon fruh angesprochen sodass alle Beteiligten von Anfang an auf politische Korrektheit der Drehbuchvorlage geachtet haben 10 Die Romanvorlage und der letztlich produzierte Film weichen sehr voneinander ab Lediglich der erste Teil bis zur Hochzeit mit Lola die im Roman Rosa Frohlich heisst ist gleich Die Aussagen des Romans werden aber im weiteren Verlauf des Films ins Gegenteil verkehrt Im Film verstosst der Professor gegen die Regeln der Gesellschaft und zerbricht schliesslich an ihren Gegebenheiten Im Roman ist seine Entwicklung nach der Entlassung aus dem Schuldienst dagegen anders Hier macht er sich Gedanken uber die gesellschaftliche Funktion von Sitte und Moral Der Professor selbst verandert sich aus seinem eigenen Willen heraus Wahrend er sich sein Leben lang den Tugenden unterworfen hat und seine eigenen Aggressionen daruber in Form von strenger und autoritarer Herrschaft gegenuber seinen Schulern ausgelebt hat wird er im Roman Anarchist Nach der Entlassung aus dem Schuldienst bleibt er in der Stadt und greift die burgerliche Ordnung an Er gibt in seiner Villa Partys mit Glucksspielen und macht andere unsittliche Angebote Die Stutzen der Gesellschaft folgen seiner Einladung und fangen an Korruption zu betreiben nehmen am Glucksspiel teil und verhalten sich nicht ihrem jeweiligen Stand entsprechend Der Professor geniesst das Chaos welches er hervorgerufen hat Im Film ist von der ursprunglich anarchistischen Tendenz des Textes nichts mehr enthalten Er wirkt dagegen systemstabilisierend Die unstandesgemasse Heirat mit Lola passt nicht in die burgerliche Ordnung des dem Bildungsburgertum angehorigen Professors Letztlich fuhrt sie zum Tod des Abweichlers Die ursprungliche Ordnung der Gesellschaft kommt somit nicht ins Wanken Der Film zeigt ein Einzelschicksal statt der Gesellschaftssatire welche Mann geschrieben hat 11 Mann selbst ausserte sich spater widerspruchlich zu der Verfilmung So sprach er 1930 davon dass es wohl nicht moglich sei alle Seiten eines Romans in einen Film zu integrieren wahrend er 1931 bemerkte dass der Tod des Professors falsch und der ursprungliche Komodienschluss das richtige Ende gewesen sei 12 Rezeption BearbeitenKritik Bearbeiten Zeitgenossische Bewertungen Bearbeiten Die zeitgenossische Kritik richtete sich nicht nur gegen die Veranderung der Romanvorlage sondern auch gegen Mann selbst als demjenigen der dieser Art der Verfilmung zugestimmt hat So spricht die damalige Kritik der Weltbuhne von einem christlich germanischen Triumph uber den Dichter Heinrich Mann und dass aus einer funkelnden Satire die sentimentale Katastrophe einer gutburgerlichen Existenz werde 13 Auch der Kritiker Hans Wollenberg schrieb am 2 April 1930 in der Lichtbild Buhne dass der Urauffuhrung eine Polemik in der Tagespresse vorausgegangen sei ob Der blaue Engel frei nach Heinrich Manns Professor Unrat mit oder gegen Heinrich Mann verfilmt worden sei Wollenberg kam zu dem Ergebnis die Verfilmung sei weder mit noch gegen sondern ohne den Professor Unrat erfolgt Nur motivische Ausserlichkeiten seien geblieben Man habe die psychologischen Grundlagen auf denen Heinrich Manns Roman sich aufbaue und dessen Wesentlichstes sie seien radikal verlassen Der von Heinrich Mann seinem Roman gegebene Untertitel Das Ende eines Tyrannen mit dem er die Geschichte thematisch plakatiert habe sei im Blauen Engel nicht mehr da Der Unrat des Films sei nicht der Damon des Romans Allerdings sei sein Abstieg sein Fall im Film ungleich tiefer werde mit groberen Mitteln gezeigt und in grellere dicker aufgetragene Farben getaucht Und so erschutternd dieser Fall sei so ergreifend er in dem grossartigen Spiel Emil Jannings und in dem Kontrast zur Dietrich und Gerron herausgearbeitet werde so zeige doch der dramatische Nexus des Films im Gegensatz zu dem Roman einen deutlichen Knacks und trotz blendender ausserer Mittel nicht die innere Tragik jenes Unrat Schicksals das Heinrich Mann gedichtet habe 14 Der Journalist und Filmtheoretiker Siegfried Kracauer konnte der Verfilmung des Romans nichts abgewinnen Er sprach von einer Ausstaffierung die eine Staffage sei von leerem Schaugeprange das typisch fur die heutige Offentlichkeit sei Es habe seinen verborgenen Grund dass sich nichts dahinter verberge Der in der Presse bejubelte Film Der blaue Engel sei ein Musterbeispiel der gemeinten Substanzlosigkeit 15 Als der Film in den Vereinigten Staaten anlief erlebte er unglaubliche Siegeszuge Die amerikanischen Zeitungen waren voll mit Fotos von Marlene Dietrich und enthusiastischen Kritiken 2 Spatere Bewertungen Bearbeiten Der Film gilt noch heute als Meilenstein der Filmgeschichte Marlene Dietrich wurde zum internationalen Star und Der blaue Engel zu dem Film mit dem man sie immer identifizieren wird Emil Jannings spielt den Niedergang des Professors mit grosser Geste Noch ganz der Theatralik des Stummfilmdramas verhaftet gerat ihm die Hauptfigur des Films beinahe zur Karikatur 1 Der Kritiker Roger Ebert schrieb Der blaue Engel werde immer einen Platz in der Filmgeschichte haben als der Film der Marlene Dietrich international bekannt gemacht habe auch wenn er bei seiner Entstehung 1929 als Fahrzeug fur den deutschen Schauspieler Emil Jannings gesehen worden sei der gerade den ersten Oscar als bester mannlicher Schauspieler bekommen habe Was immer auch die Sprache des Films sei er fuhle sich eher wie ein Stummfilm an Jannings habe sich auf Rollen spezialisiert in denen er gedemutigt werde Sein Auftritt in The Blue Angel sei sonderbar Zwar schlage The Blue Angel den Weg zu einem vorherbestimmten Abschluss ein faszinierend sei aber der Blick hinter die Buhne im heruntergekommenen deutschen Nachkriegs Variete und Dietrichs Performance die uber allem zu schweben scheine Die endgultige Erniedrigung des Professors sei qualvoll und langwierig und ein Beispiel dafur wie deutsche Filme ihre Gesellschaft widerspiegelten indem sie Intellektuelle demutigen und das Physische glorifizierten Man konne den Sadomasochismus der Naziposition in der merkwurdigen Beziehung von Professor Rath und Lola Lola erkennen 16 Erschutternde Charakterstudie von Emil Jannings und Ausgangspunkt fur Marlene Dietrichs Weltkarriere als Vamp in Sternbergs kongenialer wenn auch literarisch nicht exakter Verfilmung von Heinrich Manns Novelle Professor Unrat Lexikon des internationalen Films 17 Von Sternbergs Verfilmung der Tragodie des weltfremden Gymnasiallehrers Rath den die Leidenschaft fur die billige Tanzerin Lola zugrunde richtet ist ohne Zweifel kongenial wenn auch nicht ganz exakt nach der Novelle von Mann Prisma 18 Die Verfilmung besticht immer noch in den schauspielerischen Leistungen und der ehrlichen und wirkungsvollen Bildsprache Ab 16 auf jeden Fall zu empfehlen Evangelischer Film Beobachter Kritik Nr 77 1951 Auszeichnung Bearbeiten Der Film erhielt 1930 die Auszeichnung Pradikat kunstlerisch Sonstiges Bearbeiten Carl Zuckmayers Nachlass liegt im Deutschen Literaturarchiv Marbach Das Drehbuch von Der blaue Engel ist dort im Literaturmuseum der Moderne in der Dauerausstellung zu sehen 19 Auch in der Literatur hat der Film seine Spuren hinterlassen So behandelt der niederlandische Roman In de schaduw van Marlene Dietrich Berlijnse thriller Im Schatten von Marlene Dietrich Soesterberg Aspekt 2014 von Marianne Vogel die Vorgeschichte und die Rezeption des Films sowie die Rolle Marlene Dietrichs Weitere Verfilmung Bearbeiten 1959 entstand mit Der Blaue Engel ein gleichnamiges Remake unter der Regie von Edward Dmytryk bei der 20th Century Fox in Hollywood In den Hauptrollen waren die schwedische Schauspielerin May Britt als Lola Lola sowie Curd Jurgens als Professor Rath zu sehen Literatur BearbeitenDer blaue Engel Die Drehbuchentwurfe Hrsg von Gunther Nickel und Luise Dirscherl Rohrig Universitatsverlag St Ingbert 2000 ISBN 9783861102434 Eberhard Berger Der blaue Engel In Gunther Dahlke Gunther Karl Hrsg Deutsche Spielfilme von den Anfangen bis 1933 Ein Filmfuhrer 2 Auflage Henschel Verlag Berlin 1993 ISBN 3 89487 009 5 S 218 ff Luise Dirscherl Gunther Nickel Hrsg Der blaue Engel Die Drehbuchentwurfe Rohrig St Ingbert 2000 ISBN 3 86110 243 9 Joe Hembus Christa Bandmann Klassiker des deutschen Tonfilms 1930 1960 Goldmann Munchen 1980 ISBN 3 442 10207 3 Eva Jaeggi Gefrorenes Leben Der blaue Engel In Stephan Doering Heidi Moller Hrsg Frankenstein und Belle de Jour 30 Filmcharaktere und ihre psychischen Storungen Springer Medizin Verlag Heidelberg 2008 ISBN 978 3 540 76879 1 S 296 303 Friedrich Koch Schule im Kino Autoritat und Erziehung Vom Blauen Engel bis zur Feuerzangenbowle Beltz Weinheim Basel 1987 ISBN 3 407 34009 5 Dieter Krusche Jurgen Labenski Reclams Filmfuhrer 7 neu bearb Auflage Reclam Stuttgart 1987 ISBN 3 15 010205 7 S 95f Heinrich Mann Professor Unrat oder das Ende eines Tyrannen Roman Reihe S Fischer Jahrhundertwerke S Fischer Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 10 047820 7 Frederik D Tunnat Marlene Dietrich Vollmoellers Blauer Engel eine Biographie tredition Hamburg 2011 ISBN 978 3 8424 2372 5 Ein Comic Graphic novel von Claudia Ahlering Zeichnungen und Julian Voloj Texte Marlene Dietrich Augenblicke eines Lebens Knesebeck Verlag 2021 Weitere Infos auf der Verlagsseite 128 Seiten ISBN 978 3 95728 334 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Der blaue Engel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der blaue Engel Der Film ist abrufbar im Internet Archive Der blaue Engel in der Internet Movie Database englisch Der blaue Engel bei filmportal de Der blaue Engel Abb Titelblatt Das Neue Film Programm Der blaue Engel bei marlenedietrich filme de Der blaue Engel Fotos und Literaturhinweise Der blaue Engel auf filmposter archiv deEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Die grossen deutschen Filmklassiker Ausgabe Nr 3 Der blaue Engel von DeAgostini Verlag De Agostini Deutschland GmbH Hamburg 2005 Redaktion Holger Neuhaus Joachim Seidel S 3 4 7 10 12 14 a b c d Leslie Frewin Marlene Dietrich Ihre Filme ihr Leben Heyne Filmbibliothek Nr 32 79 Wilhelm Heyne Verlag Munchen 1984 ISBN 3 453 86074 8 S 43 48 60 Der blaue Engel In filmportal de Deutsches Filminstitut abgerufen am 15 Marz 2017 Daten zur Geschichte der Studios in Babelsberg Filmmuseum Potsdam abgerufen am 15 Marz 2017 Ich bin von Kopf bis Fuss auf Liebe eingestellt Bundeszentrale fur politische Bildung 3 August 2016 abgerufen am 2 April 2021 Ub immer Treu und Redlichkeit intoniert das Orchester zu Beginn Das Motiv kehrt wieder als Glockenspiel der Potsdamer Garnisonkirche wenn die volle Stunde schlagt die Professor Rath zur Pflicht ruft Und zum Schluss zum tragischen Ausklang der Geschichte wenn er als gebrochener Mann in seine Schule zuruckkehrt um am umklammerten Katheder sein Leben auszuhauchen erklingt es erneut Ub immer Treu und Redlichkeit bis an dein kuhles Grab Der blaue Engel Abb DVD Hulle Deluxe Edition der Murnau Stiftung Der blaue Engel Abb DVD Hulle der Murnau Stiftung Der blaue Engel Abb DVD Hulle und Heft 3 Die grossen deutschen Film Klassiker von DeAgostini Siegfried Kracauer Von Caligari bis Hitler Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Films Rowohlt Verlag Hamburg 1958 S 138 Friedrich Koch Schule im Kino Vom Blauen Engel bis zur Feuerzangenbowle Beltz Weinheim 1987 S 42 Friedrich Koch Schule im Kino Vom Blauen Engel bis zur Feuerzangenbowle Beltz Weinheim 1987 S 45f Friedrich Koch Schule im Kino Vom Blauen Engel bis zur Feuerzangenbowle Beltz Weinheim 1987 S 44 Der blaue Engel In Weltbuhne vom 29 April 1930 S 665f Hans Wollenberg Der blaue Engel In Lichtbild Buhne Nr 79 vom 2 April 1930 Abgerufen am 23 April 2019 Siegfried Kracauer Der blaue Engel In Die neue Rundschau Nr 6 Juni 1930 Abgerufen am 23 April 2019 Roger Ebert The Blue Angel siehe Seite rogerebert com englisch Abgerufen am 23 April 2019 Der blaue Engel In Lexikon des internationalen Films Filmdienst abgerufen am 2 Marz 2017 Der blaue Engel In prisma Abgerufen am 30 Marz 2021 Die Seele des Archivs Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive Bericht uber die Ausstellung in der Sudwest PresseFilme von Josef von Sternberg Die Heilsjager A Woman of the Sea Unterwelt Sein letzter Befehl Polizei Die Docks von New York Eine Nacht im Prater Sie nannten ihn Thunderbolt Der blaue Engel Marokko Entehrt Eine amerikanische Tragodie Shanghai Express Blonde Venus Die scharlachrote Kaiserin Der Teufel ist eine Frau Schuld und Suhne The King Steps Out Sergeant Madden Abrechnung in Shanghai Macao Die Sage von Anatahan Dusenjager Normdaten Werk GND 4225230 1 lobid OGND AKS LCCN n83019922 VIAF 316751921 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der blaue Engel amp oldid 239114127