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Burg Stein auch Zullestein Kellerei Stein Schlossberg Schlossbuckel genannt war eine Niederungsburg mit angeschlossener Siedlung in der Nahe des Dorfs Nordheim Kreis Bergstrasse in Hessen Seit romischer Zeit ist hier ein Burgus nachweisbar die mittelalterliche Burg wurde Ende des 17 Jahrhunderts vollig zerstort und geriet in Vergessenheit Erst 1957 wurden die erhaltenen Fundamente bei Olbohrarbeiten wiederentdeckt Burg SteinAlternativname n castro Lapide 1232 apud Lapidem 1284 zu dem Steine 1326 Sloss zum Steyne 1363 Hus zum Steyn 1380 Veste Stein 1387 Zullenstein Kellerei Stein Schlossberg SchlossbuckelStaat DeutschlandOrt Biblis NordheimEntstehungszeit 800 bis 900Burgentyp Niederungsburg FlussburgErhaltungszustand FundamenteStandische Stellung Klerikale GrafenGeographische Lage 49 42 N 8 24 O 49 7037 8 3923 93 Koordinaten 49 42 13 3 N 8 23 32 3 OHohenlage 93 m u NNBurg Stein Hessen p1 Inhaltsverzeichnis 1 Anlage einer Festung in romischer Zeit 2 Die Siedlung Zullestein 3 Die neue Burg Stein 4 Die Burg wird kurpfalzisch 5 Burg Stein im Dreissigjahrigen Krieg 6 Das Ende der Burg 7 Wiederentdeckung und wissenschaftliche Aufarbeitung 8 Denkmalschutz 9 Literatur 10 Einzelnachweise 11 WeblinksAnlage einer Festung in romischer Zeit Bearbeiten nbsp Rekonstruktionszeichnung und Grundriss des romischen Schiffslande Burgus In der 2 Halfte des 3 Jahrhunderts verlegten die Romer den Lauf der Weschnitz indem sie bei Lorsch die Dunenhugel durchbrachen und westlich zum Rhein einen Kanal schufen Danach konnten die bis zu 30 Tonnen schweren Steinblocke durch Stauung der Weschnitz vom Felsberg im Odenwald Granit oder von Auerbach Marmor zu den romischen Kastellen bis nach Trier transportiert werden Dort wurde zwischen 328 und 337 die Basilika gebaut Die Steinbruch und Durchgangsrechte sicherten sich die Romer durch einen Vertrag mit dem Alamannenkonig Macrian Im 4 Jahrhundert entstand an der neuen Weschnitzmundung eine spatromische mehrgeschossige Festung Burgus bzw Wachturm auf einer Grundflache von 21 3 15 Metern und eine Schiffsanlegestelle von 42 Meter Lange Die Zeit der Errichtung vermutet man unter Kaiser Valentinian I 364 375 100 Jahre nach dem Ruckzug der Romer vom Limes auf das linksrheinische Ufer baute man zur Sicherung den Schiffslandeburgus auf dem germanischen Gegenufer das von Alamannen bewohnt war Den Ort nannte man Zullestein was von einem keltischen Flussgott abgeleitet sein soll Ein gut erhaltener Landeburgus ist auch in Ladenburg rom Lopodunum ca 30 Kilometer weiter am Neckar aus der gleichen Entstehungszeit gefunden worden Eine ahnliche Kleinfestung gab es am Schwarzbach bei Trebur Astheim 1 Die Siedlung Zullestein BearbeitenAm 26 Mai 836 schenkte Konig Ludwig II der Deutsche dem Grafen Werner Werinher seine Guter in Biblis Wattenheim und in dem Dorf Zullestein 2 846 schenkte Graf Werner die drei genannten Orte weiter an das Kloster Lorsch 3 Danach erfolgte der Ausbau als Hafen Handelsplatz und Siedlung wie spater Keramikfunde belegen konnten 995 erhielt die Burg mit dem neuen Namen Stein von Otto III das Marktrecht auf Empfehlung und Bitte von Samuel von Worms Damit wurden dem Kloster Lorsch die Nutzungsrechte ubertragen Der Ort war Sitz und Verwaltung der Kellerei Steuereinnehmerei 4 Die neue Burg Stein Bearbeiten1068 gelangte Stein an die Wormser Bischofe die eine neue Burg errichteten Die Einwohner waren danach dem St Andreasstift zehntpflichtig Das Kloster Lorsch hatte in Worms einen Hof gehabt bei dem es Grenzstreitigkeiten gab Im Mai 1160 kam ein Ausgleich zustande nach dem der Wormser Burger Werner eine jahrliche Pacht an das Kloster zu zahlen hatte Die Urkunde enthalt mehr als 46 Zeugen darunter der Wormser Bischof Konrad I und der Lorscher Abt Heinrich reg 1151 1167 5 Ab 1232 entstand ein runder Bergfried wie ihn Matthaus Merian der Altere vor der Zerstorung im Dreissigjahrigen Krieg gezeichnet hat Die Burg wird kurpfalzisch Bearbeiten1255 hatte Ritter Jacob Burg Stein in Besitz gehabt welcher mit Simon von Gundheim gegen die Burger von Worms einen grossen Krieg fuhrte 6 1363 wurde von dem Wormser Bischof Dietrich Bayer von Boppard die Kellerei vom Stein zur Halfte an den Grafen Walram von Sponheim versetzt 1380 gehorte die Kellerei zur Halfte der Kurpfalz 1385 setzte sich Ruprecht I von der Pfalz mit einem Kondominatsanteil gemeinsame Herrschaft in der Kellerei Stein fest Am 8 Januar 1387 begann die Steiner Pfandschaft wonach die Kellerei mit ihren drei Amtsorten Lampertheim Hofheim und Nordheim zur Halfte an die Kurpfalz verpfandet werden Am 17 Januar 1463 verkaufte der Statthalter und Hauskomtur des Deutschen Ordens in Ibersheim seine Wiesen auf der rechtsrheinischen Seite an zehn Burger von Nordheim In seiner Regierungszeit von 1450 bis 1476 setzte sich Friedrich I der Siegreiche das Ziel das am Rhein ubliche Raubrittertum des niederen Adels zu bekampfen Dies war deshalb hier notwendig weil auch spater noch zwischen der Burg Stein und dem linksrheinischen Schloss Ibersheim von einem daneben stehenden Turm Flaggensignale uber die Baumwipfel zur Verstandigung ausgetauscht wurden damit man anschliessend die Handelsleute auf dem Rhein uberfallen konnte Bekannt dafur war der niederlandische Edelmann Heinrich von Mauderich der erste kurpfalzische Pachter von Ibersheim nach dem Dreissigjahrigen Krieg von ca 1651 bis 1661 bis danach Schweizer Siedler einen Pachtvertrag von der kurpfalzischen Hofverwaltung erhielten 1504 eroberte Landgraf Wilhelm II von Hessen die Burg Stein infolge der pfalz bayrischen Fehde als Kaiser Maximilian I die Reichsacht uber den Sohn des Pfalzgrafen Philipp des Aufrichtigen Ruprecht verhangte und Wilhelm II mit der Vollstreckung der Acht beauftragte Daraufhin blieb sie bis 1517 bei Hessen Seit 1507 ist Thonges Wolff von Todenwarth hessischer Keller auf der Burg Stein und von 1510 bis 1518 dortiger Amtmann In der Zeit von 1550 bis 1650 legte das Amt Starkenburg zusatzlich einen Landgraben als Landwehr zwischen der Burg Stein und Bensheim an nbsp Die Kellerei Stein im Dreissigjahrigen Krieg Darstellung bei Matthaus Merian Topographia Palatinatus Rheni nbsp 180 Panorama der BurganlageBurg Stein im Dreissigjahrigen Krieg BearbeitenAm 21 August 1621 eroberten die Spanier die Burg Stein unter ihrem neuen Kommandeur Gonzalo Fernandez de Cordoba dem Nachfolger von Spinola Sie kamen mit 2000 Berittenen 4000 Mann Fussvolk und vier Geschutzen Vor dieser Ubermacht musste die Besatzung Friedrichs V des Winterkonigs unter dem Obersten Hans Michael Elias von Obentraut deutscher Michel genannt abziehen Obentraut war 1612 Rittmeister uber 200 Reiter und befehligte 1619 als Oberst 500 kurpfalzische Reiter 7 Als 1631 die Schweden unter Gustav II Adolf herannahten steckten die spanischen Truppen der kaiserlich katholischen Liga die Burg Stein in Brand Vorher konnte Matthaus Merian noch seine Zeichnung mit der Veste der Pontonbrucke uber den Rhein und den beiden Bruckenkopfen anfertigen 1645 wurde der Kupferstich als Kellerei zum Stein in der Topographia Palatinatus Rheni veroffentlicht Das Ende der Burg Bearbeiten1657 beschlossen Kurfurst Carl Ludwig von der Pfalz und der Erzbischof Johann Philipp von Mainz die Burg abzubrechen Um diese Zeit war an dieser Stelle zwischen der Burg Stein und Ibersheim eine illegale Zollstelle mit Heinrich von Mauderich vorhanden 8 Spatestens 1688 und 1689 bei der Pfalzverwustung verschwand auch der mehr als 400 Jahre alte markante Rundturm Durch Steinraub sind Teile der oberirdischen Gebaude nach Nordheim und nach Ibersheim rote Sandstein Quader mit Steinmetzzeichen M bzw W an den Schafscheuern gekommen Am 26 August 1705 endete die Steiner Pfandschaft vom 8 Januar 1387 durch einen Vertrag zwischen Furstbischof Franz Ludwig von Pfalz Neuburg und Kurfurst Johann Wilhelm nach dem das Hochstift Worms die Kellerei Stein mit Lampertheim von der Kurpfalz erhielt Die in Lampertheim ansassige Amtskellerei des Hochstiftes welche die Orte Lampertheim Hofheim und Nordheim verwaltete nannte sich nach der Burg bis Ende des 18 Jahrhunderts offiziell Kellerei Stein 9 Von der bischoflich wormsischen Regierung ersteigerten 1785 verschiedene Nordheimer Burger Grundstucke die zur Burg Stein gehorten Das Steiner Gut war damals in 30 Lose bzw Nummern aufgeteilt und abgesteint worden Weil der hessische Grossherzog das Land um die ehemalige Burg unbedingt haben wollte verkauften die Nordheimer Burger 10 Morgen und 195 Klafter fur wenig Geld Wiederentdeckung und wissenschaftliche Aufarbeitung BearbeitenAm 25 September 1957 begann die Firma Gewerkschaft Elwerath Hannover spater BEB dann Wintershall und heute Exxon Mobil mit der sechsten Bohrung nach Erdol in Wattenheim und stiess dabei auf die Fundamente der bis dahin verschollenen Burg Stein Die Fundstelle liegt ca 500 m vom heutigen Rheinufer entfernt sudlich der Weschnitzmundung Am 12 Marz 1958 endete die Erdolbohrung in den Pechelbronner Schichten unteres Oligozan bei einer Tiefe von 2 415 m 10 11 Am 8 Juli 1970 begannen die Ausgrabungen nach den Resten der Burg durch die Landesarchaologen Aussenstelle Darmstadt unter der Leitung von Werner Jorns am Schlossbuckel Diese Arbeiten zogen sich bis 1972 hin und wurden durch die Betreiber des nahegelegenen Kernkraftwerks Biblis RWE und Hochtief finanziell unterstutzt Die wissenschaftliche Veroffentlichung erfolgte 1974 durch Friedrich Knopp Archivdirektor Hessisches Staatsarchiv Darmstadt Nach 1980 erfolgte die Ubergabe zur Pflege der Ausgrabungsstatte an die Gemeinde Biblis 1989 veroffentlichte Werner Jorns in verschiedenen Schriften Beitrage zum Zullestein 2001 folgte eine Dissertation von Sven Hinrich Siemers zur Geschichte der Burg 2001 entdeckte man im Wormser Stadtarchiv das alteste Salbuch auch Pompernal genannt der ehemaligen Kellerei Stein 2005 trat die Gemeinde Biblis dem Geopark Bergstrasse Odenwald bei der fur die Wartung der 30 Jahre alten Anlage verantwortlich ist Der Verein fur Heimatgeschichte Nordheim VfH fordert Pflegemassnahmen an der Grabungsstatte weil sonst Verfall droht Denkmalschutz BearbeitenDie Burg Stein und die Bodendenkmaler in ihrer Umgebung sind Kulturdenkmaler nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz Alle Nachforschungen seien es Grabungen Schurfungen Wuhlereien auch gezielte Fundaufsammlungen und Veranderungen am Bestand sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde sind den Denkmalbehorden zu melden Literatur BearbeitenKonrad Dahl Historisch topographisch statistische Beschreibung der Stadt und des Amtes Gernsheim Darmstadt 1807 S 146 151 Dietwulf Baatz Zullestein HP Spatrom Burgus In Dietwulf Baatz und Fritz Rudolf Herrmann Hrsg Die Romer in Hessen Lizenzausgabe der 3 Auflage von 1989 Nikol Hamburg 2002 S 504 506 ISBN 3 933203 58 9 Fritz Rudolf Herrmann Der Zullenstein an der Weschnitzmundung Fuhrungsblatt zu dem spatromischen Burgus dem karolingischen Konigshof und der Veste Stein bei Biblis Nordheim Kreis Bergstrasse Abt Archaolog Denkmalpflege im Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Wiesbaden 1989 ISBN 3 89822 082 6 Archaologische Denkmaler in Hessen 82 Werner Jorns Die Burg Stein Verein von Altertumsfreunden im Regierungsbezirk Darmstadt e V 1971 Rudolf Knappe Mittelalterliche Burgen in Hessen 800 Burgen Burgruinen und Burgstatten 3 Auflage Wartberg Verlag Gudensberg Gleichen 2000 ISBN 3 86134 228 6 S 574 Jorg Lindenthal Kulturelle Entdeckungen Archaologische Denkmaler in Hessen Jenior Kassel 2004 S 30 32 ISBN 3 934377 73 4 Sven Hinrich Siemers Von der karolingischen Handelssiedlung Zullestein zur Festung Stein bei Biblis Nordheim Kreis Bergstrasse Dissertation Mainz 2001 Einzelnachweise Bearbeiten Alexander Heising Sensationsfund im Kartoffelacker spatromische Kleinfestung und fruhmittelalterliche Graber bei Trebur Astheim In hessenARCHAOLOGIE 2003 S 119 123 und www uni frankfurt de Lorscher Codex Urkunde 26 Reg 3285 Lorscher Codex Urkunde 27 Reg 3327 Lorscher Codex Urkunde 84 Reg 3592 Lorscher Codex Urkunde 163 Reg 3646 Johann Gottfried Gregorii Melissantes Neu eroffneter Schauplatz Frankfurth und Leipzig 1715 S 5 7 Obertraut auf der Webseite der Stadt Stromberg Memento vom 6 September 2016 im Internet Archive abgerufen am 3 August 2015 https www zdf de dokumentation terra x der rhein teil 1 102 html 1 2 Vorlage Toter Link www zdf de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis dort am Filmende Anton Friedrich Busching Neue Erdbeschreibung 5 Auflage 3 Teil Band 1 S 1145 Hamburg 1771 Digitalscan Prufprotokoll des Fordermeisters Karl Heinz Kreuschner Biebesheim http www worms de de kultur stadtgeschichte wussten sie es liste 2012 12 Burg Stein phpWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Stein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Burg Stein in der Geschichte Nordheims Geschichte von Burg Stein und Spatromischer Burgus Burg Zullenstein Landkreis Bergstrasse Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches 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