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Das Andreasstift mit der Andreaskirche ist ein mittelalterlicher Gebaudekomplex in Worms Er wird seit 1930 als Museum der Stadt Worms genutzt Andreaskirche Ostchor und ChorturmeInhaltsverzeichnis 1 Geografische Lage 2 Kirchliche Einordnung 3 Geschichte 3 1 Anfange 3 2 Hochmittelalter 3 3 Spatmittelalter 3 4 Neuzeit 3 5 Profane Folgenutzung 3 6 Vervollstandigung des Kreuzgangs 4 Propste 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 Anmerkungen 9 EinzelnachweiseGeografische Lage BearbeitenDas Andreasstift lag zunachst ausserhalb der damaligen Stadtmauer von Worms auf einem Hugel in einem Gebaudekomplex der nach der Umsiedlung des Stifts als Bergkloster vom Dominikanerorden genutzt wurde In diesem Bereich steht heute das Verwaltungsgebaude der EWR AG am Lutherring 1 Die Neugrundung von 1020 liegt im Suden des historischen Stadtkerns unmittelbar an der inneren Stadtmauer am Weckerlingplatz dem ehemaligen Friedhof des Stifts 2 in der Nahe des Wormser Doms St Peter und der Magnuskirche Diese Pfarrkirche gehorte vor der Reformation zum Stift St Andreas Kirchliche Einordnung BearbeitenDas Patrozinium des Stifts bezieht sich auf den Apostel Andreas 3 Es war eines von funf Kollegiatstiften die in Worms bestanden Die anderen waren der Wormser Dom St Peter St Cyriakus in Neuhausen St Paul und St Martin Das Stiftskirche war Sitz einer der Propsteien des Bistums Worms Davon gab es spater vier Die anderen Propste hatten ihre Sitze in den erwahnten Stiften der Bischof in dem des Domes Anlasslich der altesten erhaltenen Erwahnung von St Andreas ist allerdings noch von sieben Propsten die Rede 4 Geschichte BearbeitenAnfange Bearbeiten Diese alteste erhaltene Erwahnung des Kollegiatstiftes St Andreas stammt von 1016 5 Bischof Burchard verlegte um 1020 das St Andreas Stift in den von ihm restaurierten Mauerring an die Stelle an der sich die Gebaude noch heute befinden Die Stadtmauer bildete die sudliche Begrenzung des Gebaudekomplexes 6 Dazu muss eine Kirche an dieser Stelle bereits existiert haben Durch den folgenden Neubau ist davon aber heute fast nichts sichtbar erhalten Eine kleine Apsis in der Gruft konnte von diesem ursprunglichen Bau stammen ebenso Teile der Fundamente der heutigen Kirche 7 Die Andreaskirche auf dem Andreasberg am alten Standort blieb zunachst bestehen 8 Aus dem gesamten 11 Jahrhundert sind weiteren schriftliche Zeugnisse zum Andreasstift nicht erhalten Eine Ordnung uber die Versorgung der Stiftsherren vorgeblich aus dem Jahr 1068 ist eine spatere Falschung 9 Hochmittelalter Bearbeiten nbsp Andreaskirche Nordansicht nbsp Kreuzgang1141 regelte Bischof Burchard II die Einkunfte und Besitzverhaltnisse des Stifts ganz im Sinne der auf 1068 datierten Falschung Zum Andreasstift gehorten die Pfarrkirche St Magnus Silvesterkapelle im 14 und 15 Jahrhundert mit einer Valentinsverehrung 10 Marienkapelle Katharinenkapelle und Quiriniuskapelle Ende des 12 Jahrhunderts ging die Stiftsverwaltung zunehmend vom Propst auf den Dekan uber 11 weil die Propste in der Regel weitere Amter auch reichsweit innehatten und sich nicht regelmassig in Worms aufhielten Weitere Folge war dass in der zweiten Halfte des 12 und den ersten Jahrzehnten des 13 Jahrhunderts die Besitzverhaltnisse zwischen dem Stiftskapitel und dem Propst zunehmend getrennt wurden 12 Ursprunglich gab es 20 Kanonikerstellen wovon funf zusatzliche Amter wahrnahmen Dekan Scholaster Kantor Cellerar und Pfortner Im Jahr 1200 wurden zwei der 20 Kanonikerstellen aufgelost und deren bisherige Einkunfte dafur verwendet die funf Funktionsstellen besser auszustatten und in Landwirtschaft und Gebaude zu investieren 13 Daneben gehorten 20 Vikare und der Pleban Gemeindepfarrer von St Magnus zum Stift ohne aber Mitglieder des Kapitels zu sein 14 Ausser in der Stadt Worms war das Andreasstift vor allem in dessen Umland begutert darunter befanden sich auch 14 Patronatskirchen 15 Der Schwerpunkt lag in linksrheinischem Besitz zwischen Oppenheim und Bad Durkheim sowie Streubesitz der sich zwischen Bad Salzig und Mussbach linksrheinisch sowie Bensheim und Budenbach rechtsrheinisch erstreckte 16 Spatmittelalter Bearbeiten Ein Neubau der Andreaskirche wurde ab 1130 40 17 als dreischiffige romanische Basilika mit einem geraden Chorabschluss zwischen zwei im Grundriss quadratischen Ostturmen und ohne Querschiff von Osten nach Westen errichtet Ubereinstimmungen zwischen dem Westchor des Doms St Peter und dem Nordportal der Andreaskirche lassen darauf schliessen dass dieser Abschnitt zur selben Zeit um 1200 errichtet wurde Nach einem Brand im Jahr 1200 erfolgte ein Umbau Dabei wurden auch die gotischen Fenster eingebaut Heute ist nur noch das Masswerk des westlichsten Fensters im Obergaden der Sudwand als Original erhalten Nach mehrfachen Zerstorungen in den folgenden Jahrhunderten diente es als Vorbild fur die Erganzung der ubrigen Fenstern Auch die originalen Gewolbe gingen bei der Stadtzerstorung 1689 verloren und wurden erst im 20 Jahrhundert wieder erganzt Das gotische Ostfenster wurde um 1300 in das romanische Mauerwerk eingebrochen 18 Zwei Flugel des romanischen Kreuzgangs sind erhalten die anderen beiden zu einem unbekannten Zeitpunkt verloren gegangen 19 Nach Grundung der Universitat Heidelberg 1386 wurden 1398 durch Papst Bonifatius IX zwei Kanonikate des Stifts St Andreas fur Professoren der neuen Universitat bereitgestellt Bis 1543 sind 42 Professoren bekannt die auf diesem Weg besoldet wurden 20 1499 auf dem Hohepunkt des Streits zwischen der Stadt Worms und dem dort ansassigen Klerus emigrierte das Stift fur 10 Jahre nach Ladenburg In dieser Zeit gaben sich die Stiftsherren eine neue Ordnung die von Bischof Johann von Dalberg bestatigt wurde Es war die erste schriftlich zusammengefasste Ordnung fur das Stift Zuvor beruhte diese auf Herkommen und Einzelentscheidungen 21 Zwischen 1301 und 1461 wurden 10 Ablassbriefe zugunsten des Andreasstifts oder ihm zugeordneter Kapellen ausgestellt 22 Neuzeit Bearbeiten nbsp Andreaskirche vor der Zerstorung 1689 Detail aus Peter Hamman Statt Wormbss wie selbige 1631 vor dem Schwedischen Ruin der Vorstatt verblieben nbsp Zerstorte Stiftsgebaude nach 1689 Detail aus Peter Hamman Ansicht der Stadt Worms nach der Zerstorung 1689 von Suden Die Reformation bedeutete einen tiefen Einschnitt in das Leben des Stifts Funf Stiftsherren wurden schon in den 1520er Jahren evangelisch zwei sogar schon im Jahr des Auftritts von Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms 1521 Darunter war auch Ulrich Preu genannt Schlaginhaufen der Gemeindepfarrer der zum Stift gehorenden Magnuskirche Diese ging in der Folge dem Stift an die Lutheraner verloren das sich zwar unter anderem mit einem Prozess vor dem Reichskammergericht zu wehren suchte letztendlich aber keinen Erfolg hatte 23 Ein weiteres spektakulares Ereignis war der Ubertritt des Stiftsscholasters Hartmann Renner 1612 zum Protestantismus dem es zudem gelang dabei seine Pfrunde der Universitat Heidelberg zu ubertragen und dem Stift zu entfremden 24 Solche Vorkommnisse reduzierten auf Dauer die Zahl der Kanonikate des Stifts 1761 gab es neben den funf Amtstragern nur noch sechs weitere Kanoniker 1771 nur noch funf 25 bei der Auflosung 1802 nur noch vier 26 Im Zuge des Dreissigjahrigen Krieges besetzten die Schweden 1631 die Stadt Die katholische Geistlichkeit und damit auch die Stiftsherren von St Andreas ergriffen die Flucht Nach dem Krieg war es sehr schwer zu einem geordneten Stiftsleben zuruckzukehren auch weil zumindest ein Teil der Stiftsherren eher weltliche Lebensformen pflegte Bischof Johann Philipp von Schonborn seit 1663 versuchte das mit Visitationen abzustellen 27 1689 wurde die Stadt und mit ihr auch das Andreasstift im Pfalzischen Erbfolgekrieg durch Truppen Konig Ludwig XIV systematisch zerstort Die Stiftsherren flohen ins Rechtsrheinische Im Andreasstift betraf die Zerstorung alle Gebaude die Kirchenausstattung einschliesslich Orgel und Glocken und die Bibliothek Der Schaden belief sich auf 60 000 fl zuzuglich 26 000 fl an ausgefallenen Einkunften Der Wiederaufbau zog sich bis 1761 hin 28 Profane Folgenutzung Bearbeiten nbsp Stadtmauer mit Christoffelturm der Kurie des Propstes heute Museum der Stadt Worms1792 wurde Worms von Frankreich besetzt 1797 98 annektiert Nach Feststellung der franzosischen Verwaltung hatte das Andreasstift damals Schulden in Hohe von 65 000 fl angehauft 29 Die franzosische Verwaltung beschlagnahmte den Kirchenbesitz und nutzte ihn zunachst als Kaserne Ab 1810 befand sich die Anlage im Besitz der Stadt die einen Teil 1824 versteigerte Die Kirche fand dabei keinen Abnehmer Hier wurden in der Folgezeit stadtische Fahrzeuge abgestellt Leichenwagen und Feuerspritze 30 Dabei wurde massiv in die Substanz der Nordwand der Kirche eingegriffen Tore eingebrochen und die Fenster vermauert Diese Veranderungen wurden bei der Umnutzung zum Museum wieder beseitigt 31 Ende der 1920er Jahre wurde die Anlage wieder aufgewertet Durch eine Spende von Maximilian von Heyl 1844 1925 und seiner Frau Doris konnten die Gebaude saniert und dort mit der vom Altertumsverein Worms e V ubernommenen Sammlung die zuvor im Paulusstift untergebracht war das stadtische Museum eingerichtet werden 32 Bei den Umbauarbeiten zu einem Museum wurden die Gebaude in erheblichem Umfang frei und historisierend erganzt 33 Am 1 Juli 1930 dem Ende der seit November 1918 andauernden franzosischen Besatzung des linken Rheinufers wurde in Anwesenheit des hessischen Staatsprasidenten Bernhard Adelung das neue stadtischen Museum eroffnet In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs wurde auch das Andreasstift durch alliierte Luftangriffe schwer beschadigt Es wurde 1945 bis 1947 wahrend der Zeit der franzosischen Besatzung wieder aufgebaut Von 2007 bis 2013 wurden Stiftsgebaude und Kirche erneut restauriert Das Museum ist seit 2019 wegen baulicher Probleme geschlossen 34 Vervollstandigung des Kreuzgangs Bearbeiten Ein Projekt zum Wiederaufbau der beiden zerstorten Flugel des Kreuzgangs wurde vom Altertumsverein Worms e V initiiert Von 2018 bis 2020 wurden die beiden Flugel frei rekonstruiert es gibt keine historischen Vorlagen und es ist unbekannt wie sie aussahen hauptsachlich finanziert durch private Spenden Bei den vorbereitenden Arbeiten wurden rund 50 mittelalterliche Graber und Reste der ursprunglichen Saulen gefunden 35 Propste BearbeitenWortwin Protonotar Kaiser Friedrichs I Peter Anton von Clapis Humanist und spaterer Kanzler der Universitat Heidelberg Propst ab 1470 36 Clemens August von Steffne Anm 1 war der letzte Propst von St Andreas Vom Bischof wurde er gerugt und mit einer Geldstrafe belegt weil er seinen kirchlichen Verpflichtungen nicht nachkam 37 Anm 2 Siehe auch BearbeitenMuseum der Stadt WormsLiteratur BearbeitenJurgen Keddigkeit und Aquilante de Filippo Worms St Andreas In Jurgen Keddigkeit Matthias Untermann Sabine Klapp Charlotte Lagemann Hans Ammerich Hg Pfalzisches Klosterlexikon Handbuch der pfalzischen Kloster Stifte und Kommenden Band 5 T Z Institut fur pfalzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern 2019 ISBN 978 3 927754 86 7 S 662 712 Peter Schmidt und Stefanie Fuchs Worms St Andreas spater St Maria Magdalena In Jurgen Keddigkeit Matthias Untermann Sabine Klapp Charlotte Lagemann Hans Ammerich Hg Pfalzisches Klosterlexikon Handbuch der pfalzischen Kloster Stifte und Kommenden Band 5 T Z Institut fur pfalzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern 2019 ISBN 978 3 927754 86 7 S 505 531 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Andreasstift Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Museum der Stadt Worms Kloster und Stifte in Rheinland Pfalz Kollegiatstift St AndreasAnmerkungen Bearbeiten Ihm gehorte das Schloss Kleinniedesheim das sein Vater erbaut hatte Er verkaufte es fur 22 000 fl Keddigkeit und de Filippo S 668 Eine Auflistung der Propste befindet sich in Keddigkeit und de Filippo S 672 Einzelnachweise Bearbeiten Schmidt und Fuchs S 505f Keddigkeit und de Filippo S 686 Keddigkeit und de Filippo S 663 Schmidt und Fuchs S 507 Schmidt und Fuchs S 505 507 Keddigkeit und de Filippo S 663 Keddigkeit und de Filippo S 689 Keddigkeit und de Filippo S 663 Keddigkeit und de Filippo S 663 Keddigkeit und de Filippo S 684 702 Keddigkeit und de Filippo S 665 Keddigkeit und de Filippo S 663 Keddigkeit und de Filippo S 663 Keddigkeit und de Filippo S 677 Keddigkeit und de Filippo S 682 Keddigkeit und de Filippo S 679 681 Keddigkeit und de Filippo S 691 Keddigkeit und de Filippo S 694 Friedrich Maria Illert Worms am Rhein Fuhrer durch die Geschichte und Sehenswurdigkeiten Erich Norberg Worms 1964 S 85 Keddigkeit und de Filippo S 676 Keddigkeit und de Filippo S 663 669 Keddigkeit und de Filippo S 684 Keddigkeit und de Filippo S 667 Keddigkeit und de Filippo S 667 Keddigkeit und de Filippo S 668 Keddigkeit und de Filippo S 669 Keddigkeit und de Filippo S 667f Keddigkeit und de Filippo S 668 Keddigkeit und de Filippo S 668 Keddigkeit und de Filippo S 669 Keddigkeit und de Filippo S 695 Keddigkeit und de Filippo S 669 Keddigkeit und de Filippo S 696 698 Homepage des Museums der Stadt Worms im Andreasstift Susanne Muller Worms Bei Arbeiten am Kreuzgang des Museums Andreasstift kommen 50 Graber zutage In Wormser Zeitung 1 Oktober 2018 abgerufen am 1 Oktober 2018 Webseite zum Andreasstift Worms mit Erwahnung von Peter Anton von Clapis Keddigkeit und de Filippo S 668 49 62817 8 357468 Koordinaten 49 37 41 4 N 8 21 26 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Andreasstift Worms amp oldid 217637149