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Die Magnuskirche ursprunglich St Magnus ist eine Evangelische Kirche in Worms und die kleinste der Kirchen in der Innenstadt Sie gilt als die alteste evangelische Kirche in Sudwestdeutschland Die Magnuskirche zu WormsBlick von OstenGrundrissBlick aus dem Schiff in den Chor Inhaltsverzeichnis 1 Geografische Lage 2 Geschichte 2 1 Ursprunge 2 2 Vorreformatorische Zeit 2 3 Reformatorische Zeit 2 4 Nachreformatorische Zeit 3 Baubeschreibung 4 Ausstattung 5 Glocken 6 Literatur 7 Weblinks 8 Anmerkungen 9 EinzelnachweiseGeografische Lage BearbeitenDie Magnuskirche liegt zwischen dem Andreasstift und dem Wormser Dom innerhalb des alten Stadtmauerrings Das nordlich angrenzende Gebaude die heutige Jugendherberge war ursprunglich das Wormser Jesuitenkolleg Geschichte BearbeitenUrsprunge Bearbeiten Bei Grabungen in der Magnuskirche in den Jahren 1929 bis 1931 wurde am Ubergang des Langschiffes zum Chorraum eine vorromanische Chorapsis aus romischen Kalksteinen in Zweitverwendung freigelegt Die sorgfaltige Ausfuhrung des Mauerwerks unter dem Bodenniveau wurde als Hinweis auf eine Confessio interpretiert Darunter und daneben befanden sich Fundamentreste eines romischen Gebaudes unklarer Funktion d h die erste Magnuskirche ist inmitten vorhandener romischer Restbebauung angelegt worden 1 Beim Wiederaufbau 1953 54 wurde zudem in karolingischer Manier verarbeitetes Baumaterial in der Nordwand des Mittelschiffes entdeckt Das Patrozinium des Wandermonches Magnus von Fussen fur die Kirche passt zum missionarischen Zeitgeist der karolingischen Epoche und stutzt die These einer Grundung im 8 9 Jahrhundert 2 Neben den karolingischen Spuren im Mittelschiff wird die uberwiegende Bausubstanz der Kirche in der neueren Forschung vorsichtig ab dem 11 Jahrhundert eingeordnet 3 Vorreformatorische Zeit Bearbeiten Die erste erhaltene Erwahnung der Kirche stammt von 1141 4 Sie gehorte zum benachbarten Stift St Andreas und diente als Pfarrkirche fur das umgebende Stadtquartier Zwischen dem 10 und dem 15 Jahrhundert wurde die Kirche mehrfach erweitert Erhalten sind Teile zweier romanischer Saalkirchen vom 11 bis 13 Jahrhundert Die gotischen Seitenschiffe stammen aus dem 14 und 15 Jahrhundert ebenso eine Erweiterung nach Westen 5 Die Erweiterungen wurden teilweise unter Einbeziehung vorhandener Bauteile durchgefuhrt z B einer mittelalterlichen schragen Friedhofsmauer im Westen wodurch die eigenartige Asymmetrie der Kirche zustande kam 6 Sozialhistorisch lasst sich diese sichtbare Sparsamkeit vielleicht dadurch erklaren dass St Magnus als untergeordnete Pfarrkirche des wohlhabenden Andreasstiftes eher eine Kirche fur die kleinen Leute in Worms war So hat die Vermeidung allzu kostspieliger Investitionen im Mittelalter alte Bausubstanz erhalten Reformatorische Zeit Bearbeiten Die Magnuskirche in Worms gilt als die alteste evangelische Kirche in Sudwestdeutschland 7 Anm 1 Hier wurde ab den fruhen 1520er Jahren Gottesdienste im Sinne Martin Luthers abgehalten d h predigtorientierte Gottesdienste in deutscher Sprache anstatt der lateinischen Messe 8 Funf der Stiftsherren des Stifts St Andreas wurden schon in den 1520er Jahren evangelisch zwei sogar schon im Jahr des Auftritts von Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms 1521 Darunter war der Pradikant Friedrich Baur 9 der Kantor Nicolaus Maurus und auch Ulrich Preu genannt Schlaginhaufen der bei Martin Luther studiert hatte Preu war der Gemeindepfarrer an St Magnus Luther durfte auf dem Reichstag von 1521 keine Kirche in Worms besuchen auch nicht St Magnus wird die Kirche aber sicher wahrgenommen und in Kontakt mit seinen dortigen Freunden gestanden haben Nachreformatorische Zeit Bearbeiten Die Magnuskirche gehorte in der Folgezeit rechtlich weiterhin zum Andreasstift das sich mit dem Verlust der Kirche an die Lutheraner nicht abfinden konnte Es entspannten sich erbitterte und langwierige Auseinandersetzungen um den Besitz der symboltrachtigen Kirche unter anderem mit einem Prozess vor dem Reichskammergericht Dort setzte sich die junge evangelische Gemeinde und der inzwischen ebenfalls lutherische Rat der Stadt Worms durch und die Kirche blieb lutherisch 1547 musste die Magnuskirche in einem Kompromiss wieder an das Andreasstift ubertragen werden Die Lutheraner weigerten sich weiterhin die Kirche zu ubergeben so dass Kaiser Ferdinand I 1559 die Magnuskirche erneut dem Andreasstift zusprach Kurfurst Friedrich III von der Pfalz entschied dagegen 1566 genau umgekehrt So ging es noch einige Male hin und her bis das Andreasstift 1755 aufgab 10 Auch die Jesuiten deren Kolleg direkt an die Kirche grenzte bemuhten sich in den Besitz der traditionsreichen Kirche zu gelangen ohne Erfolg 11 Die Magnuskirche blieb in der Folge dauerhaft evangelisch Nach der Stadtzerstorung im Pfalzischen Erbfolgekrieg 1689 wurde die Magnuskirche 1756 in barocken Formen erneuert Am 21 Februar 1945 wurden Dach Turm und Inneneinrichtung der Kirche durch einen alliierten Luftangriff erneut zerstort Bei der Wiederherstellung nach dem Zweiten Weltkrieg 1953 wurde auf romanische Formen zuruckgegriffen Baubeschreibung BearbeitenHeute stellt sich die Magnuskirche als romanisch anmutende dreischiffige flachgedeckte Pfeilerbasilika ohne Querschiff dar mit einem rechteckigen Chorraum und zwei kleineren Nebenchoren Der wiederaufgebaute heute hohere viereckige Kirchturm hat funf quadratische Geschosse und wird von einem steilen Turmhelm bekront Ausstattung BearbeitenIn der Kirche befinden sich 16 tw figurliche Grabdenkmaler Wormser Burgerinnen und Burger vom Mittelalter bis in die Barockzeit Die Kirchenfenster im Ost und Westchor sind Entwurfe von Harry MacLean 1952 53 In die Innenwand des Sudschiffs ist die emaillierte und gravierte Lavaplatte Sageta von Antoni Tapies 1986 eingelassen Der Taufstein der Magnuskirche ist das Oberteil eines gotischen Lowentaufsteins Das Unterteil mit den Lowen ist nicht erhalten 12 Die Orgel auf der Westempore wurde von der Firma Gebr Oberlinger Orgelbau in Windesheim 1970 71 angefertigt und verfugt uber 2 Manuale und 25 Register Glocken BearbeitenIm Turm befindet sich ein von aussen sichtbarer Glockenstuhl in dem seit 1953 drei Glocken der Glocken und Kunstgiesserei Rincker hangen Luther Glocke gis 724 kg Friedens Glocke h 430 kg Benemann Glocke cis 300 kgLiteratur BearbeitenWalter Hotz Fritz Reuter Otto Kammer Die Magnuskirche in Worms Evangelische Magnusgemeinde Worms Worms 1978 bearbeitete Zweitauflage 1998 von Klaus Bilstein und Gerald Schwalbach Otto Kammer Die Anfange der Reformation und des Evangelischen Gottesdienstes in Worms Altertumsverein Worms Worms 1983 Jurgen Keddigkeit und Aquilante de Filippo Worms St Andreas In Jurgen Keddigkeit Matthias Untermann Sabine Klapp Charlotte Lagemann Hans Ammerich Hg Pfalzisches Klosterlexikon Handbuch der pfalzischen Kloster Stifte und Kommenden Band 5 T Z Institut fur pfalzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern 2019 ISBN 978 3 927754 86 7 S 662 712 Frank Konersmann Kirchenregiment reformatorische Bewegung und Konfessionsbildung in der Bischofs und Reichsstadt Worms 1480 1619 In Gerold Bonnen Hg Geschichte der Stadt Worms Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1679 7 S 262 290 Karsten Pressler Die Magnuskirche in Worms Rheinische Kunststatten Heft 469 Neusser Druckerei und Verlag Neuss 2002 ISBN 3 88094 889 5Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Magnuskirche Worms Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Magnusgemeinde Worms mit Baubeschreibung und Abbildungen Anmerkungen Bearbeiten Die genaue Form der an Luthers Ideen angelehnten Gottesdienste seiner Anhanger in diesen fruhen Jahren der Reformation ist unklar bzw variiert stark Moglich sind auch lateinisch deutsche Mischformen Einzelnachweise Bearbeiten Bauer Walter Funde bei den Ausgrabungen der Magnuskirche in den Jahren 1929 1931 in Der Wormsgau 1 1926 1933 S 400ff So etwa Pressler S 6 Keddigkeit de Filippo Worms St Andreas S 701 unter Berufung auf einen Untersuchungsbericht der maschinenschriftlich bei der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz vorliege S 709 Keddigkeit de Filippo Worms St Andreas S 701 Keddigkeit de Filippo Worms St Andreas S 701 Pressler S 7ff So etwa Pressler S 2 Kammer S 21f Konsermann S 280 Keddigkeit de Filippo Worms St Andreas S 667 Keddigkeit de Filippo Worms St Andreas S 701 Otto Bocher Die Entwicklung des Lowentaufsteins in der hessischen und rheinfrankischen Gotik in Der Wormsgau Bd 5 Worms 1961 2 S 31ff49 628719 8 358493 Koordinaten 49 37 43 4 N 8 21 30 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magnuskirche Worms amp oldid 226004412