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Der Auftritt Martin Luthers auf dem Reichstag zu Worms 1521 war ein herausragendes Ereignis im Zuge der Reformation Lutherdenkmal WormsAnton von Werner Luther auf dem Reichstag zu Worms 1877 Inhaltsverzeichnis 1 Vorfeld 1 1 Vorgeschichte 1 2 Martin Luther 1 3 Karl V 2 Der Reichstag 3 Anreise 3 1 Aufbruch aus Wittenberg 3 2 Naumburg 3 3 Weimar 3 4 Erfurt 3 5 Gotha 3 6 Eisenach 3 7 Frankfurt am Main 3 8 Oppenheim 4 Luther in Worms 4 1 Ankunft 4 2 17 April 1521 4 3 18 April 1521 4 4 Letzte Tage in Worms 5 Ruckreise 5 1 Oppenheim 5 2 Frankfurt am Main 5 3 Friedberg 5 4 Hersfeld 5 5 Eisenach 5 6 Wartburg 6 Wormser Edikt 7 Erinnerung 7 1 Relikte Gedenken 7 2 Kunst 7 3 Legenden 8 Literatur 9 Weblinks 10 Anmerkungen 11 EinzelnachweiseVorfeld BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Auf dem Konzil von Konstanz 100 Jahre zuvor war der bohmische Reformator Jan Hus als Haretiker verurteilt und unter Bruch des Versprechens freien Geleits auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden Viele theologische Aussagen von Martin Luther ahnelten denen von Jan Hus Martin Luther Bearbeiten Hauptartikel Martin Luther Mit den am 31 Oktober 1517 als Anlage an einen Brief an den Erzbischof von Mainz und Magdeburg Albrecht von Brandenburg verschickten 95 Thesen stellte Martin Luther zentrale Punkte der Machtausubung die direkte und davon abgeleitete Autoritat des Papstes und wirtschaftliche Grundlagen der Kirche Ablasshandel in Frage oder wie Erasmus von Rotterdam es formulierte Luther habe gesundigt weil er dem Papst an die Krone und den Monchen an den Bauch gegriffen habe 1 Das geschah vor dem Hintergrund grosser Unzufriedenheit eines erheblichen Teils der Bevolkerung und eines Teils der politischen Elite im Deutschen Reich mit den Zustanden in der Kirche Luther besass zudem eine hohe publizistische Begabung In den beiden folgenden Jahren konnten die Gegner Luthers politisch nicht frei agieren Der Papst wollte die Wahl Karl V verhindern wozu er Kurfurst Friedrich III brauchte der wiederum Martin Luther als das Aushangeschild seiner Landesuniversitat Wittenberg protegierte In den zwei Jahren die auf die 95 Thesen folgten wurde deshalb auch der gegen Martin Luther in Rom anhangige Prozess wegen Haresie nicht weiter betrieben Dagegen versuchte der papstliche Kammerjunker Karl von Miltitz ab September 1518 in papstlichem Auftrag aber ohne allzu grosse Ruckendeckung aus Rom mit den Massgebenden auf dem Verhandlungsweg den Glaubensstreit beizulegen Die Kurie hatte ihn wohl aufgrund seiner sachsischen Herkunft ausgesucht Er sollte vor allem auf den sachsischen Kurfursten Friedrich III den Schutzherrn von Luther einwirken Karl von Miltitz sprach in der Folge auch mehrmals mit Martin Luther personlich 2 Zu den Gesprachspartnern zahlte auch der Kurfurst Erzbischof von Trier Richard von Greiffenklau zu Vollrads Luther bestand auf einer Anhorung und der Erzbischof war im Prinzip bereit sich darauf einzulassen Kurfurst Friedrich III und der Erzbischof sprachen sich ab dass das beim nachsten Reichstag geschehen solle 3 auch weil eine Reise Martin Luthers nach Koblenz oder Trier aus Sicherheitsgrunden fur seine Person zu riskant erschien Diese Absprache aus dem Jahr 1519 enthielt erstmals die Idee eines personlichen Auftretens von Martin Luther im Kontext eines Reichstages Martin Luther veroffentlichte weiter Schriften in denen er sich kontrovers zu konventioneller mittelalterlicher Theologie und kirchlicher Praxis ausserte da er als grundlegenden Bezugsrahmen einzig die Bibel sola scriptura akzeptierte wahrend seine Gegner auch andere Quellen etwa Dekretale gleichberechtigt daneben gelten liessen Hohepunkt der Auseinandersetzung war die Leipziger Disputation bei der Martin Luther die absolute Autoritat des Papstes in Frage stellte Der Papst sei erst seit 400 Jahren mit dem Decretum Gratiani Fuhrer der Christenheit geworden Weiter fiel der Satz Auch Konzile konnen irren Damit stellte Martin Luther die individuelle Gewissensfreiheit im Horen auf die Bibel uber autoritative Entscheidungen des Papstes und der Bischofe und damit zentrale Macht und Legitimationsstrukturen des westlichen Europas in Frage Nachdem Karl V am 28 Juni 1519 zum deutschen Konig gewahlt worden war nahm die Kurie Luthers Haresieprozess im Fruhjahr 1520 wieder auf Unter dem 15 Juni 1520 wurde die Bannandrohungsbulle Exsurge Domine von Papst Leo X ausgefertigt Sie verdammte 41 teils aus dem Zusammenhang gerissene und teilweise unzutreffend wiedergegebene Satze Luthers ohne Begrundung oder Gegenargumente und setzte ihm eine Frist von 60 Tagen zur Unterwerfung Andernfalls drohte sie ihm den Kirchenbann an Ausserdem sollten die Schriften Martin Luthers eingesammelt und verbrannt werden 4 Dies liess die Lage weiter eskalieren Martin Luther verfasste als Antwort die Schrift Von der Freyheith eines Christenmenschen samt einem Sendbrief an Papst Leo X vom Oktober 1520 vordatiert auf September 1520 Im November 1520 begann der papstliche Nuntius Hieronymus Aleander damit in Koln und Mainz die Schriften Luthers zu verbrennen 5 Im Gegenzug dazu verbrannte Martin Luther dann am 10 Dezember 1520 die gottlosen Bucher des papstlichen Rechts und der scholastischen Theologie weil die Frechheit der Feinde des Evangeliums so weit gegangen sei Luthers fromme und evangelische Bucher zu verbrennen Philipp Melanchthon 6 Anm 1 Luther selbst warf einen Druck der Bulle Exsurge Domini ins Feuer Die Bannbulle gegen Luther Decet Romanum Pontificem wurde unter dem 28 Januar 1521 ausgefertigt 7 und der papstliche Nuntius Hieronymus Aleander hielt sie am 10 Februar 1521 in Worms in Handen Da ihr Inhalt aber nicht in das politische Vorfeld des kommenden Reichstags passte stellte er sie weder Martin Luther zu wodurch sie rechtskraftig geworden ware noch liess er sie veroffentlichen Letzteres geschah erst im Oktober 1521 also weit nach dem Ende des Reichstags 8 Karl V Bearbeiten Schon im Umfeld und Nachgang zur Konigskronung Karl V im Herbst 1520 in Aachen schlug dieser ein Verhor Luthers auf dem nachsten Reichstag vor was Kurfurst Friedrich III aber aus Sicherheitsbedenken bezuglich Martin Luther zunachst ablehnte Luther dagegen war bereit nach Worms zu reisen 9 Der Kirchenbann zog traditionell die Reichsacht nach sich Allerdings hatte der Kaiser in seiner Wahlkapitulation jedermann dem die Reichsacht drohte zuvor ein Verfahren mit rechtlichem Gehor zugesichert 10 Der Kaiser versuchte dies zu umgehen und prasentierte am 15 Februar 1521 einen Mandatsentwurf der eine sofortige Umsetzung der papstlichen Bannbulle in eine Reichsacht vorsah 11 12 13 Dem aber widersetzte sich ein Teil der Reichsstande unter Fuhrung Kursachsens und der Kurpfalz auch mit dem Hinweis auf die offentliche Meinung Auch wenn sie nicht alle seine theologische Reformation billigten so stiess doch Luthers Kirchenkritik auf weite Resonanz und die Stande beurteilten sie weitgehend als berechtigt 14 Die Nuntien aber widersetzten sich einer Disputation und inhaltlichen Diskussion da der Papst entschieden habe und dessen Entscheidung nachtraglich nicht mehr anfechtbar sei Es folgten intensive diplomatische Verhandlungen die am 2 Marz 1521 zu einem erneuten kaiserlichen Mandatsentwurf fuhrten der vermutlich am 6 Marz mit einem Beschluss endete Luther nach Worms vorzuladen Martin Luther wurde dazu freies Geleit zugesagt Wie viel die Zusage wert war war im Vorhinein und angesichts des Umgangs mit Jan Hus auf dem Konstanzer Konzil nicht klar Grosste Sicherheit gewahrte Martin Luther dass Kurfurst Friedrich III hinter ihm stand Im Ubrigen aber hielt der Kaiser an seinem ursprunglichen Mandatsentwurf gegen Luther fest In einem auf den 10 Marz 1521 datierten und am 26 oder 27 Marz veroffentlichten Sequestrationsmandat betonte er dass Papst Leo X Luthers Lehren bereits verdammt habe In dem Sequestrationsmandat wurde angeordnet Luthers Schriften einzuziehen und zu vernichten und bei Strafe verboten sie zu verbreiten Das war eine Vorverurteilung Noch im April 1521 diskutierte der kursachsische Kanzler Gregor Bruck in einem Gutachten die Ernsthaftigkeit des kaiserlichen Geleits nach der Veroffentlichung des Sequestrationsmandates ob Luther kommen oder auspleiben solle Der Reichstag Bearbeiten Hauptartikel Reichstag zu Worms 1521 Karl V hatte den Reichstag 1521 nach Worms geladen Bei den zu verhandelnden Punkten war die Vorladung Luthers zunachst eine eher beilaufige Angelegenheit Der Reichstag wurde am 27 Januar 1521 eroffnet Er endete mit dem Reichsabschied vom 26 Mai 1521 Vertreter des Papstes auf dem Reichstag waren der apostolische Protonotar Marino Ascanio Caracciolo Nuntius am Hof Karl V Caracciolo war schon bei Karls Vorganger Maximilian I papstlicher Gesandter gewesen und so mit den deutschen Verhaltnissen vertraut Raffaello de Medici ein entfernter Verwandter des Papstes Hieronymus Aleander seit Juni 1520 ausserordentlicher Nuntius bei Karl V um sich der Causa Lutheri des Falls Luther anzunehmen Er sollte die Bannandrohungsbulle Exsurge Domine gegen Martin Luther in Deutschland publizieren 15 In der Causa Lutheri war Aleander derjenige der den Vorrang in der Verhandlung hatte Am 5 Januar 1521 traf Kurfurst Friedrich III in Worms ein In einer bald danach erfolgten Audienz sagte ihm Karl V zu Luther wahrend des Reichstags zu verhoren 16 Die folgenden Wochen verbrachten die Beteiligten mit Verhandlungen in der Angelegenheit Die Nuntien forderten ein Einschreiten Karls V gegen Luther Dieser aber wollte die Verantwortung alleine nicht ubernehmen und die Reichsstande dabei einbinden Diese aber waren gespalten und tendierten eher zu Luthers Seite auf der die offentliche Meinung ganz uberwiegend stand 17 Anreise BearbeitenAufbruch aus Wittenberg Bearbeiten nbsp Ladungsschreiben an Martin Luther zum ReichstagAm 6 Marz 1521 sprach Karl V die Vorladung 18 an Luther aus und liess ihm einige Tage spater uber Kurfurst Friedrich das freie kaiserliche Geleit nach Worms zusichern 19 Luther sollte spatestens 3 Wochen nach Erhalt der Vorladung in Worms erscheinen 20 Parallel veroffentlichte Karl V nun ohne die Stande zwei entsprechende Versuche waren zuvor gescheitert ein Sequestrationsmandat am 26 oder 27 Marz 1521 Damit war Martin Luther schon im Voraus verurteilt Seine Schriften sollten eingezogen und vernichtet werden 21 Davon wusste Martin Luther zunachst nichts Vermutlich am 29 Marz 1521 ubergab der Reichsherold Kaspar Sturm die Vorladung in Wittenberg an Martin Luther Sie sprach allgemein davon dass Erkundigungen uber seine Schriften eingezogen werden sollten Von einem Widerruf war darin nicht die Rede 22 Wohl am 2 April 1521 machten Martin Luther und seine Begleiter sich auf den Weg Dies waren neben dem Reichsherold Kaspar Sturm und seinen Mannern die dafur sorgen mussten dass die kaiserliche Zusage freien Geleits eingehalten wurde Luthers Ordensbruder Johann Petzensteiner Anm 2 sein Kollege Nikolaus von Amsdorf Petrus Suawe ein pommerscher Adliger und Student in Wittenberg und eventuell der aus Konstanz stammende Student Thomas Blarer In Erfurt kam noch der Jurist Justus Jonas dazu Die Stadt Wittenberg stellte einen mit einem Schutzdach versehenen Wagen des Goldschmieds Christian Doring zur Verfugung die Universitat 20 Gulden Zehrgeld 23 Naumburg Bearbeiten Die Reise fuhrte uber Duben Leipzig wo sich noch niemand grossartig fur die Reisenden interessierte Lutzen und Weissenfels nach Naumburg 24 wo Luther als Gast des Burgermeisters vom 4 auf den 5 April 1521 ubernachtete Hier soll ihm ein Geistlicher ein Bild von Girolamo Savonarola auf dem Scheiterhaufen uberreicht haben 25 Am nachsten Tag ging es uber Eckartsberga nach Weimar 26 Weimar Bearbeiten Die Reise wurde uber Pforta und Eckartsberga nach Weimar fortgesetzt 27 wo die Reisegruppe am Abend des 5 April 1521 eintraf Sie erhielten weiteres Zehrgeld durch den Bruder des Kurfursten Herzog Johann Hier erlangte Luther erstmals Kenntnis von dem kaiserlichen Sequestrationsmandat vom 26 oder 27 Marz 1521 das ihn vorab verurteilte Reichsherold Kaspar Sturm fragte ihn daraufhin ob er die Reise fortsetzen wolle was Martin Luther bejahte 28 Erfurt Bearbeiten Am Nachmittag des 6 April 1521 erreichte Martin Luther Erfurt Hier kam ihm der Rektor der dortigen Universitat Crotus Rubeanus mit 40 Berittenen entgegen 29 darunter Georg Sturtz Euricius Cordus Johann Draconites und Eobanus Hessus 30 31 Sie bereiteten ihm einen feierlichen Einzug in die Stadt 32 Am Morgen des 7 April predigte Luther in der vollig uberfullten Augustinerkirche Die Empore drohte unter dem Gewicht der Menschen zusammenzubrechen so dass einige Menschen schon Fenster einschlugen um sich zu retten Es passierte dann aber doch kein entsprechender Unfall 33 Gotha Bearbeiten Am 7 April 1521 erreichte die Reisegruppe Gotha wo Martin Luther ebenfalls predigte 34 Eisenach Bearbeiten Am 8 April 1521 ubernachtet die Reisegruppe in Eisenach wo Martin Luther wieder predigte Er fuhlte sich nicht wohl und wurde zur Ader gelassen 35 Zur weiteren Route bis Frankfurt am Main gibt es unterschiedliche Angaben Wahrend zum einen behauptet wird dass die Reisegruppe nun den Hohe Strasse genannten Abschnitt der Via Regia uber Vacha Fulda Schluchtern und Gelnhausen nach Frankfurt nutzte 36 gehen andere davon aus dass sie den Vogelsberg auf der nordlichen Route umging und so uber Friedberg nach Frankfurt gelangte 37 Frankfurt am Main Bearbeiten nbsp Gasthof zum Strauss Zeichnung um 1850In Frankfurt traf Luther am 14 April 1521 dem Sonntag Misericordias Domini gegen Mittag ein 38 Er stieg im Gasthof Zum Strauss in der Buchgasse Ecke Schuppengasse ab Das Haus wurde 1896 fur den Durchbruch der Bethmannstrasse abgebrochen Luthers Schriften hatten seit der Fruhjahrsmesse 1520 zunehmende Verbreitung in Frankfurt gefunden Dementsprechend versammelten sich zahlreiche Burger auf den Strassen um den prominenten Gast begeistert zu empfangen Allein der Dechant des Liebfrauenstiftes Johannes Cochlaus predigte wutend gegen den Orpheus in einer Monchskutte und seine Anhanger 39 Gegenuber dem Gasthof im Haus Goldstein befand sich die im Vorjahr gegrundete Stadtische Lateinschule Ihr Rektor Wilhelm Nesen und Frankfurter Patrizier darunter Philipp Furstenberger Arnold von Glauburg und Hamman von Holzhausen diskutierten mit Luther bis zum spaten Abend Danach schrieb Luther noch einen Brief an Spalatin in dem er die korperlichen Strapazen der Reise beklagte und danach fortfuhr Aber Christus lebt und wir wollen nach Worms kommen allen Pforten der Holle und Fursten der Luft zu Trutz Andere Briefe habe ich weiter nicht schreiben wollen bis ich erst selbst gegenwartig sehe was zu tun dass wir den Satan nicht etwa aufblahen den wir vielmehr zu schrecken und zu verachten willens sind 40 Am anderen Morgen besichtigte Luther die Lateinschule und reiste am spaten Vormittag weiter nach Oppenheim Cochlaus folgte ihm zwei Tage spater um Luther in Worms zu einer offentlichen Disputation herauszufordern Oppenheim Bearbeiten Bei Oppenheim setzte die Reisegruppe uber den Rhein 41 Die letzte Nacht vor der Ankunft in Worms vom 15 auf den 16 April verbrachte Luther in Oppenheim im damaligen Gasthaus Zur Kanne Anm 3 Luther bekam dort am Abend Besuch von Franz von Sickingen der ihm Schutz und Sicherheit auf seiner Ebernburg bei Bad Kreuznach anbot was Luther jedoch ablehnte 42 Nach einer anderen Darstellung wurde ihm dieses Angebot von Martin Bucer uberbracht 43 Luther in Worms BearbeitenAnkunft Bearbeiten nbsp Martinspforte Anm 4 Durchlass der Strasse nach Oppenheim im inneren Mauerring der Stadtbefestigung WormsAm nachsten Morgen reiste er weiter und traf am Dienstag dem 16 April 1521 vormittags gegen 10 Uhr durch die Mainzer Pforte und die Martinspforte in Worms ein Die Stimmung in der Wormser Bevolkerung war pro lutherisch die Ankunft Luthers ein offentliches Ereignis Reichsherold Kaspar Sturm ritt mit einem Knecht voran es folgte der Wagen und zu Pferd Justus Jonas Trompeten meldeten vom Dom die Ankunft 2000 Menschen sollen den Einzug verfolgt haben 44 Martin Luther wurde ein Zimmer im Johanniterhof zugeteilt wo auch die Mitglieder der kursachsischen Delegation so die Rate Friedrich von Thun und Philipp von Feilitzsch und der Reichserbmarschall Ulrich von Pappenheim logierten Wegen des durch den Reichstag verursachten Raummangels musste Luther sich ein Zimmer mit den kursachsischen Beamten Hans Schott und Bernhard von Hirschfeld teilen 45 Schon am Tag der Ankunft wurde er von einer Reihe von Reichsstanden aufgesucht darunter Landgraf Philipp I von Hessen 46 17 April 1521 Bearbeiten nbsp Ort der Begegnung von Kaiser Karl V und Martin Luther Der Bischofshof in WormsAm Vormittag des 17 April 1521 erhielt Martin Luther von Erbmarschall Ulrich von Pappenheim die Vorladung auf 16 Uhr nachmittags in den Bischofshof wo der Kaiser logierte 47 Pappenheim und Reichsherold Sturm geleiteten ihn durch den Garten des Johanniterhofes und einige Gassen zu einem Hintereingang des Bischofshofes Der direkte Weg durch die Kammerergasse war durch Schaulustige gefullt Dieser Weg stellte ein Sicherheitsproblem dar 48 Der Kaiser befand sich bereits im Saal Martin Luther hatte vom Hofprotokoll wenig Ahnung und wurde deshalb erst einmal von Erbmarschall Ulrich von Pappenheim zurechtgewiesen weil er unaufgefordert Konrad Peutinger ansprach den er von einem fruheren Aufenthalt in Augsburg kannte Anwesend war auch der Wittenberger Jurist Hieronymus Schurff der in Worms fur Friedrich III arbeitete und hier als Anwalt fur Martin Luther auftrat Der Kaiser sprach nicht selbst mit Luther sondern durch einen Orator Johann von Eck Offizial des Erzbischofs von Trier 49 Der Kaiser konnte dem Geschehen soweit es in deutscher Sprache ablief nur mit Hilfe von Dolmetschern folgen Die Erwartung Martin Luthers war gewesen dass es eine Disputation geben werde eine damals im akademischen Bereich ubliche Form der Auseinandersetzung Seitens des Kaisers war aber lediglich vorgesehen dass Martin Luther ohne den Austausch irgendwelcher Argumente seine Thesen zurucknehmen sollte Davon erfuhr Martin Luther erst unmittelbar vor Ort Johann von Eck stellte Martin Luther die Fragen Ob er die 22 im Saal ausgelegten Bucher als seine Schriften anerkenne ob er sich dazu bekenne oder was er daraus gegebenenfalls widerrufen wolle Es handelte sich um zwischen 1519 und Anfang 1521 gedruckte Werke in deutscher und lateinischer Sprache 50 Hieronymus Schurff bestand zunachst darauf dass die Schriften fur das Protokoll einzeln aufgelistet wurden Es handelte sich um Deutschsprachige Schriften nbsp Titelblatt des Augsburger Drucks Von den gutten wercken von 1521 Holzschnitt von Hans WeiditzVon den guten Werken lag auch in der lateinischsprachigen Ausgabe vor Von der Freiheit eines Christenmenschen An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung Ein Sermon von dem Neuen Testament das ist von der Heiligen Messe Unterricht auf etliche Artikel die ihm von seinen Abgonnern aufgelegt und zugemessen werden Antwort auf die Zettel so unter des Offizials zu Stolpen ist ausgegangen Appellation oder Berufung an ein christliches freies Konzil von dem Papst Leo und seinem unrechten Frevel erneuert und repetiert lag auch in der lateinischsprachigen Ausgabe vor Auf des Bocks zu Leipzig Antwort Ein Unterricht der Beichtkinder uber die verbotenen Bucher Ein kleiner Sermon von dem Wucher Auf das uberchristlich ubergeistlich und uberkunstlich Buch Von dem Papsttum zu Rom wider den hochberuhmten Romanisten zu LeipzigLateinischsprachige SchriftenLucubrationes De captivitate Babilonica Assertio articulorum De bonis operibus lag auch in der deutschsprachigen Ausgabe vor Explanatio dominice orationis Appellatio ad concilium lag auch in der deutschsprachigen Ausgabe vor Quare libris pontificis sint combusti Sermo de preparatione ad moriendum Exposition in tredecim psalmos rimos Adversus execrabilem antichristi bullam Begrundung der Verbrennung der papstlichen Bannbulle Nuntius Hieronymus Aleander hatte die Schriften wohl kurzfristig bei Buchhandlern in Worms gekauft um sie dem Verhandlungsfuhrer Johannes von Eck zur Verfugung stellen zu konnen Insofern war die Zusammenstellung eher zufallig nach dem Angebot des Wormser Buchmarkts Die Bucher sollten quasi Luthers Werk reprasentieren Der Bucherstapel enthielt deshalb auch kaum ein Werk das in der Bannandrohungsbulle Exsurge domine vom Juni 1520 genannt war 51 Luther erkannte die Bucher als seine an Er sagte die Sache betreffe den Glauben das Seelenheil und Gottes Wort Es ware deshalb gefahrlich sich unbedacht zu aussern und er erbat Bedenkzeit um ohne das gottliche Wort zu verletzen oder sein Seelenheil in Gefahr zu bringen antworten zu konnen 52 In Martin Luthers eigener Darstellung liest sich das so 53 So ist nichts mehr hie gehandelt denn so viel Sind die Bucher dein Ja Willtu sie widerrufen oder nicht Nein So heb dich Nach einer Beratung von Kaiser und Fursten eroffnete ihm Johann von Eck nach einer eindringlichen Rede seine Irrtumer zu widerrufen daraufhin dass Karl V ihm eine eintagige Bedenkfrist gewahre Der Herold brachte Luther in sein Quartier zuruck wo ihn wieder zahlreich Adelige besuchten 54 18 April 1521 Bearbeiten nbsp Luther auf dem Reichstag in Worms kolorierter Holzschnitt 1556 nbsp Luther Denkmal in Annaberg Buchholz mit der popularen Version von Martin Luthers AussageSo kam es am 18 April 1521 zu einem zweiten Termin vor dem Kaiser Wieder geleitete der Reichsherold Luther zum Bischofshof Da sich vorangehende Verhandlungen in anderen Angelegenheiten verzogert hatten musste er zwei Stunden in grossem Gedrange warten Obwohl diesmal ein grosserer Saal gewahlt worden war fanden nicht alle die Einlass begehrten Zutritt Wegen der schon spateren Stunde war der Saal mit Fackeln beleuchtet 55 Es war heiss und Luther schwitzte sehr 56 Johann von Eck wiederholte die Fragen vom Vortag Luther antwortete mit einer langeren Ausfuhrung 57 Er forderte durch Beweise aus der Heiligen Schrift widerlegt zu werden Es folgte eine langere Antwort durch Johann von Eck mit der abschliessenden Frage ob Luther nun widerrufe oder nicht 58 Darauf folgte Luthers beruhmte Sentenz die im Original in Lateinisch gesprochen wurde wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgrunde uberzeugt werde denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich da es feststeht dass sie ofter geirrt und sich selbst widersprochen haben so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift die ich angefuhrt habe uberwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes Daher kann und will ich nichts widerrufen weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist Gott helfe mir Amen 59 Diese Berufung auf die Bibel und das individuelle Gewissen sind der zentrale Moment des Auftritts von Martin Luther vor dem Reichstag und ein Schlusselereignis der Reformation Der Kaiser beschuldigte Luther eines Irrtums Denn es ist sicher dass ein einzelner Monch in seiner Meinung irrt wenn diese gegen die der ganzen Christenheit wie sie seit mehr als tausend Jahren gelehrt wird steht Deshalb bin ich fest entschlossen an diese Sache meine Reiche und Herrschaften mein Leib mein Blut und meine Seele zu setzen Der Kaiser setzte so Tradition und rein quantitative Argumente gegen Martin Luthers inhaltlich qualitatives Argumentieren ein und scheiterte damit letztendlich Letzte Tage in Worms Bearbeiten Ab dem Morgen des 19 April 1521 verhandelte Karl V mit den Reichsstanden uber das weitere Vorgehen Er sah in Martin Luther nun den Haretiker gegen den vorzugehen sei und erwartete das auch von den Reichsstanden Hier aber lag das Problem einer konsequenten Politik gegen Martin Luther Die Reichsstande waren sich eben nicht einig ob oder inwieweit gegen ihn vorzugehen war 60 Am 22 April 1521 gewahrte der Kaiser den Reichsstanden eine dreitagige Frist Martin Luther doch noch zu einem Widerruf zu bewegen Sie bildeten eine Kommission die das Gesprach und den Ausgleich mit Martin Luther versuchen sollte Sie bestand aus 61 Richard von Greiffenclau Erzbischof von Trier und Kurfurst Joachim von Brandenburg beide fur die Kurfursten Herzog Georg von Sachsen und Kanzler Hieronymus Vehus 62 als Vertreter des Markgrafen von Baden als Vertreter der Reichsfursten Christoph von Stadion Bischof von Augsburg und Hieronymus Schulz Bischof von Brandenburg als Vertreter der Bischofe Deutschmeister Dietrich von Cleen und Graf Georg von Wertheim als Vertreter der Grafen Dr Hans Bock aus Strassburg und Dr Konrad Peutinger aus Augsburg als Vertreter der StadteDas Gesprach begann am 24 April 1521 morgens um sechs Uhr im Quartier des Erzbischofs von Mainz Die Gesprachsfuhrung lag bei Vehus Luther war nicht bereit hinter seine Feststellung zuruck zu treten dass er in seinen Aussagen durch das Evangelium gebunden sei 63 Ein weiteres Gesprach fand am 25 April 1521 statt und zog sich mit Unterbrechungen uber den ganzen Tag wobei nur einige der Vertreter der Kommission anwesend waren Luther war weiter nicht bereit hinter seine Aussage zuruckzutreten 64 Noch am selben Abend suchten ihn der osterreichische Kanzler Maximilian von Zevenbergen und Johann von Eck auf entliessen Martin Luther vom Reichstag und sagten ihm fur die nachsten drei Wochen sicheres Geleit unter der Bedingung zu dass er unterwegs nicht predige oder schreibe Sie verabschiedeten sich mit Handschlag 65 Zahlreiche Adelige verabschiedeten sich von Luther darunter auch Landgraf Philipp I von Hessen der ihm einen Geleitbrief durch sein Territorium aushandigte 66 Ruckreise BearbeitenOppenheim Bearbeiten Am 26 April 1521 verliessen Martin Luther und seine Begleiter gegen zehn Uhr vormittags Worms 67 Das waren Nikolaus von Amsdorf Hieronymus Schurff Justus Jonas Johann Petzensteiner und Petrus Suawe 20 Reiter gaben Geleit die wohl Franz von Sickingen stellte Sie erreichten Oppenheim wo der Reichsherold zu ihnen stiess und sie ubernachteten Frankfurt am Main Bearbeiten In Frankfurt am Main traf Luther am Samstag den 27 April 1521 ein 68 Die Nachrichten von seinem Auftritt vor dem Reichstag hatten sich in der Stadt bereits herumgesprochen Er nahm sein Quartier wiederum im Gasthof Zum Strauss Daselbst ihm viel von etlichen seiner Gonner Ehre geschehn verzeichnete der Kanoniker Wolfgang Konigstein in seinem Tagebuch 69 Am folgenden Tag dem Sonntag Cantate kehrte auch Luthers Widersacher Cochlaus aus Worms zuruck Am 24 April hatte er Luther einen offentlichen theologischen Zweikampf angetragen und eine demutigende Zuruckweisung erfahren Konigstein schrieb uber den Misserfolg seines Dechanten Was er Cochlaus fruchtbares gehandelt hat lasse ich beruhen Wie man sagt ist ihm viel Schimpf geschehen ist unser Dechan wiedergekommen und nicht viel besonders zu Worms geschafft was man von ihm gesagt lass ich hier beruhen 69 Am Morgen fand Luther noch Zeit fur einen weiteren Besuch der Lateinschule und einen Brief an Lucas Cranach 70 in dem er seine Klausur auf der Wartburg andeutete Ich lasse mich eintun und verbergen weiss selbst noch nicht wo Es muss eine kleine Zeit geschwiegen und gelitten sein Ein wenig sehet ihr mich nicht und aber ein wenig so sehet ihr mich spricht Christus 40 Am 28 April reiste er gegen 10 Uhr nach Friedberg ab 71 Friedberg Bearbeiten In Friedberg ubernachtete die Reisegruppe im Gasthaus Zum Grunberg wo sie sich bis zum 29 April aufhielt 72 Martin Luther entliess den Reichsherold Kaspar Sturm gab ihm gegenuber an dass er sich sicher fuhle Aber vermutlich sollte die Zahl der Zeugen bei der geplanten Entfuhrung geringgehalten werden Dem Reichsherold gab er ein Schreiben fur Karl V in lateinischer Sprache mit 73 worin er in ausgesuchten wohlgewogenen Worten sein Handeln auf dem Reichstag in Worms erlauterte Den Kurfursten Fursten und Stande des Reichs sandte er den inhaltlich gleichen Brief aber auf Deutsch 74 Ein weiteres Schreiben war fur seinen Freund Georg Spalatin bestimmt 75 Das Schreiben an den Kaiser und das an die Kurfursten Fursten und Stande des Reichs wurden sofort an die Offentlichkeit lanciert Die leistungsfahige Druckerei von Thomas Anshelm in Hagenau veroffentlichte beide In der Folge kam es zu 13 Auflagen der deutschsprachigen Fassung und einer weiteren in Niederdeutsch 76 Hersfeld Bearbeiten Am 30 April 1521 erreichte die Gruppe Grunberg am 1 Mai 1521 Hersfeld Vom Abt des Klosters Kraft Myle wurde er freundlich empfangen Am Morgen des 2 Mai 1521 notigte ihn sein Gastgeber entgegen der Auflage des sicheren Geleites zu predigen Das geschah um 5 Uhr vor der Weiterreise Martin Luther begrundete das damit dass das Wort Gottes nicht durch menschliche Bedingungen gebunden werden durfe 77 Eisenach Bearbeiten Eisenach wurde am 3 Mai 1521 erreicht Auch hier predigte Luther Er schrieb einen ausfuhrlichen Brief an den Grafen Albrecht VII von Mansfeld in dem er die Ereignisse in Worms darstellte 78 Er entliess Schurf Jonas und Suaven weil er seine Verwandtschaft in Mohra besuchen wollte nur noch Petzensteiner und Amsdorff begleiteten ihn dorthin am 4 Mai 1521 79 Wartburg Bearbeiten nbsp Gedenkort Die Grossen Schuhe Luthers am ehemaligen Standort des Bischofshofs nbsp Info Stele in der Kammererstrasse gegenuber der Stelle an der der Johanniterhof stand in dem Luther in Worms wohnteAuf dem Ruckweg von Mohra nach Eisenach wurde die Reisegruppe bei einem inszenierten Uberfall von Bewaffneten im geheimen Auftrag von Kurfurst Friedrich III nahe Schloss Altenstein am heutigen Lutherdenkmal uberfallen Der Fuhrmann wurde mit vorgehaltener Armbrust bedroht Petzensteiner sprang aus dem Wagen und fluchtete zu Fuss Amsdorff war eingeweiht Martin Luther konnte noch die hebraische Bibel und das Neue Testament an sich nehmen als er unter Fluchen vom Wagen gezogen wurde Er musste neben den Reitern herlaufen bis sie ausser Sichtweite waren Dann bestieg er ein Pferd Ein weiter Umweg wurde geritten um etwaige Verfolger abzulenken Gegen 23 Uhr kam die Gruppe auf der Wartburg an 80 wo Martin Luther vom 4 Mai 1521 bis zum 1 Marz 1522 durch den dortigen Amtmann Hans Sittich von Berlepsch versteckt wurde Wormser Edikt BearbeitenMit dem Wormser Edikt vom 26 Mai 1521 wurde die Reichsacht uber Martin Luther verhangt Das durchzusetzen gelang dem Kaiser nur mit Geschaftsordnungs Tricks Das Edikt wurde erst nach Verabschiedung des Reichstags nachdem ein Teil der Unterstutzer Luthers schon abgereist war ohne formellen Beschluss durchgewinkt aber auf den 8 Mai 1521 weit vor das Ende des Reichstags ruckdatiert Erinnerung BearbeitenRelikte Gedenken Bearbeiten In Worms sind keinerlei authentische Zeugnisse des Ereignisses mehr vorhanden Durch die Zerstorungen der Stadt im Pfalzischen Erbfolgekrieg und im Zweiten Weltkrieg sind alle Gebaude die einen Bezug zu den damaligen Ereignissen hatten zerstort Am Ort der Begegnung von Karl V und Luther im Garten des Heylshofs einer Industriellen Villa aus dem 19 Jahrhundert und heute ein offentlicher Park steht eine kunstlerische Installation Die Grossen Schuhe Luthers die an das Ereignis erinnert Das Lutherdenkmal in Worms nach dem internationalen Reformationsdenkmal in Genf das weltweit zweitgrosste Reformationsdenkmal steht dagegen an einer Stelle an der sich zu Luthers Zeiten der westliche Graben der inneren Stadtbefestigung von Worms befand An einigen Stellen in der Stadt die im Zusammenhang mit dem Aufenthalt Luthers in Worms stehen sind Info Stelen aufgestellt die mit kurzen Texten die Bedeutung der jeweiligen Stelle erlautern Die Stadt Worms versucht trotz der Corona Pandemie das Jubilaum zu feiern 81 Kunst Bearbeiten Uber Luther in Worms hat Ludwig Meinardus 1827 1896 in Zusammenarbeit mit Wilhelm Rossmann ein Oratorium geschrieben das 1876 in Weimar uraufgefuhrt und im Lutherjahr 1883 in Erfurt und 1921 in Worms aufgefuhrt wurde 82 Fur das heroische Verstandnis von Luther war das 1870 1877 fertiggestellte Historiengemalde von Anton von Werner einflussreich 83 Legenden Bearbeiten nbsp Druck von Johann Gronenberg Martin Luther Ad Cesaree Maiest der auf seiner letzten Seite erstmals die oft kolportierten Worte Hier stehe ich enthalt nbsp LuthersockeIn der Literatur ist oft zu finden dass Martin Luther am Schluss seiner Erklarung vor dem Kaiser gesagt haben soll Hier stehe ich Gott helfe mir Ich kann nicht anders Dies ist jedoch weder von Zeitgenossen verburgt noch ergibt es sich aus den Verhandlungsprotokollen 84 Im Bericht des Augenzeugen Konrad Peutinger der in Worms bei dieser Verhandlung anwesend war steht Got kum mir zu hilf Die Legende beruht vermutlich auf einer bei Johann Gronenberg in Wittenberg gedruckten Version von Luthers Schlussrede in lateinischer Sprache an deren Ende die deutschsprachigen Worte angefugt wurden Ich kan nicht anderst hie stehe ich Gott helff mir Amen 85 Diese Worte finden sich zeitgenossisch nur in diesem Druck von Gronenberg dessen Manuskript allerdings von Luther stammte so dass die Worte als authentisches Luther Zitat gelten durfen Gesprochen hat er sie bei seinem Auftritt in Worms indes aller Wahrscheinlichkeit nach nicht 86 Dafur wurden sie umso vehementer von der posthumen Luther Verehrung aufgegriffen 87 Die Fischerpforte ist ein spitzbogiger Durchlass fur Fussganger in der ostlichen Mauer der inneren Stadtbefestigung von Worms Er erhielt seine heutige Gestalt erst 1907 88 Der Durchgang wird auch als Lutherpforte bezeichnet 89 hat aber mit Martin Luther oder seinem Aufenthalt beim Wormser Reichstag 1521 nichts zu tun Literatur BearbeitenMartin Brecht Martin Luther Sein Weg zur Reformation Calwer Stuttgart 1981 ISBN 3 7668 0678 5 D Martin Luthers Werke Kritische Gesamtausgabe Weimarer Ausgabe Briefwechsel Band 2 Graz 1969 ND der Ausgabe von Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 1931 Fritz Reuter Hrsg Der Reichstag zu Worms von 1521 Reichspolitik und Luthersache Worms 1971 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Reichstagsabschied von 1521 Quellen und Volltexte Luther auf dem Reichstag zu Worms 1521 Luthers Verteidigungsrede vom 18 April 1521 beim Projekt Gutenberg DE Dr Martin Luther in der Philatelie Luther Der Reichstag zu Worms in FlugschriftenAnmerkungen Bearbeiten Die Verbrennung der scholastischen Lehrbucher gelang nicht weil die Theologen sie nicht herausgaben Brecht S 404 Martin Luther gehorte zwar dem Augustinerorden nicht mehr an aber die Regel dass ein Monch nicht ohne die Begleitung eines anderen Monches reisen durfte wurde eingehalten Heute Mainzer Strasse 11 13 ein Schild uber der Hofeinfahrt erinnert an den Anlass Nicht nach Martin Luther benannt sondern nach dem benachbarten Stift St Martin in Worms Einzelnachweise Bearbeiten Brecht S 398 Brecht S 255ff Brecht S 325 Brecht S 372ff Brecht S 400 Brecht S 403 Brecht S 406 Brecht S 407 Brecht S 401f 22 Wahlkapitulation Karl V Wir sollen und wellen auch furkomen und kains wegs gestatten daz nu hinfuro jemants hoch oder nider Stands Churfurst Furst oder ander on Ursach auch unverhort in die Acht und Aberacht gethan bracht oder erclert werde sonder in solhem ordenlicher Process und des Heiligen Romischen Reichs vor aufgerichte Satzung in dem gehalten und volzogen werden Bd 2 1896 Reichstagsakten unter Kaiser Karl V 1519 1523 DRTA Jr 2 507 509 513 Nr 68 1 Christiane Laudage Das Geschaft mit der Sunde Ablass und Ablasswesen im Mittelalter Herder Freiburg Basel Wien 2016 S 264 f Christopher Spehr Luther und das Konzil zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit Bd 153 Beitrage zur historischen Theologie Mohr Siebeck Tubingen 2010 ISBN 978 3 16 150474 7 S 287 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Brecht S 422 Bd 2 1896 Reichstagsakten unter Kaiser Karl V 1519 1523 DRTA Jr 2 514 514 517 Nr 69 2 Gerhard Muller Causa Reformationis Beitrage zur Reformationsgeschichte und zur Theologie Martin Luthers Gutersloher Verlagshaus Gerd Mohn Gutersloh 1989 ISBN 3 579 00124 8 S 111 f Brecht S 415 Brecht S 415ff Vgl dazu D Martin Luthers Werke Briefwechsel 2 Bd S 278ff Vgl dazu D Martin Luthers Werke Briefwechsel 2 Bd S 285ff Brecht S 423f Brecht S 425 Brecht S 427 Brecht S 427 Thomas Kaufmann Luther und der Papst In Hier stehe ich Gewissen und Protest 1521 2021 Begleitband zur Landesausstellung 3 Juli bis 30 Dezember 2021 Museum der Stadt Worms im Andreasstift Worms Verlag Worms 2021 S 40 47 45 Brecht S 427 Vgl dazu D Martin Luthers Werke Briefwechsel 2 Bd S 296 Luther beginnt hier einen Brief an Philipp Melanchthon den er dann in Gotha abschickt Thomas Kaufmann Luther und der Papst In Hier stehe ich Gewissen und Protest 1521 2021 Begleitband zur Landesausstellung 3 Juli bis 30 Dezember 2021 Museum der Stadt Worms im Andreasstift Worms Verlag Worms 2021 S 40 47 45 Brecht S 427 Brecht S 427 Hartmut Ellrich Luther eine Spurensuche in Thuringen Sutton Verlag Erfurt 2009 ISBN 978 3 86680 523 1 S 50 Dietmar v d Pfordten Hrsg Grosse Denker Erfurts und der Erfurter Universitat Wallstein Verlag Gottingen 2002 ISBN 3 89244 510 9 S 134 135 Brecht S 427 Brecht S 428 Brecht S 428 vgl D Martin Luthers Werke Briefwechsel 2 Bd S 296f Brief von Luther an Melanchthon vom gleichen Tag Brecht S 428 Thomas Kaufmann Luther und der Papst In Hier stehe ich Gewissen und Protest 1521 2021 Begleitband zur Landesausstellung 3 Juli bis 30 Dezember 2021 Museum der Stadt Worms im Andreasstift Worms Verlag Worms 2021 S 40 47 45 Brecht S 428 Sibylle Badstubner Groger Peter Findeisen Martin Luther Stadte Statten Stationen Eine kunstgeschichtliche Dokumentation Koehler amp Amelang Leipzig 1983 S 199 u S 203 208 Brecht S 428 Sibylle Badstubner Groger Peter Findeisen Martin Luther Stadte Statten Stationen Eine kunstgeschichtliche Dokumentation Koehler amp Amelang Leipzig 1983 S 199 u S 203 208 Hermann Dechent Luthers Aufenthalt zu Frankfurt am Main vor und nach dem Reichstage zu Worms im Jahre 1521 in Frankfurter Kirchenkalender 1893 S 16ff a b Wilhelm Bornemann Luther in Frankfurt 1521 in Frankfurter Kirchenkalender 1921 S 14ff Thomas Kaufmann Luther und der Papst In Hier stehe ich Gewissen und Protest 1521 2021 Begleitband zur Landesausstellung 3 Juli bis 30 Dezember 2021 Museum der Stadt Worms im Andreasstift Worms Verlag Worms 2021 S 40 47 46 Brecht S 429 Thomas Kaufmann Luther und der Papst In Hier stehe ich Gewissen und Protest 1521 2021 Begleitband zur Landesausstellung 3 Juli bis 30 Dezember 2021 Museum der Stadt Worms im Andreasstift Worms Verlag Worms 2021 S 40 47 46 Brecht S 429f Brecht S 430 Brecht S 429 Brecht S 431 Alberto Melloni Hrsg Martin Luther Christ Zwischen Reformen und Moderne 1517 2017 Walter de Gruyter Berlin 2017 ISBN 978 3 11 049874 5 S 337 Brecht S 431 Brecht S 430 NN Die Schriften die Luther zum Widerruf vorgelegt wurden In Luther Der Reichstag zu Worms in Flugschriften Weblinks NN Die Schriften die Luther zum Widerruf vorgelegt wurden In Luther Der Reichstag zu Worms in Flugschriften Weblinks Brecht S 433 Paul Kalkoff Der Wormser Reichstag von 1521 Biographische und quellenkritische Studien zur Reformationsgeschichte R Oldenbourg Munchen Berlin 1922 ia600301 us archive org D Martin Luthers Werke Briefwechsel 2 Bd S 296 Brief vom 28 April 1521 von Luther an Lucas Cranach Brecht S 434 Brecht S 435 Brecht S 437 Brecht S 436f Brecht S 438 Dt Reichstagsakten Jungere Reihe Band II n 80 S 581 582 Brecht S 440f Brecht S 442 Klaus Unterburger Die Bedeutung des Wormser Edikts fur die Katholiken im Reich Aschendorf 1 Juli 2021 S 175 ebscohost com abgerufen am 8 September 2023 Brecht S 443 Brecht S 445f Brecht S 447 Brecht S 448 Vgl dazu D Martin Luthers Werke Briefwechsel 2 Bd S 306 Vgl dazu D Martin Luthers Werke Briefwechsel 2 Bd S 306 a b Rudolf Jung Frankfurter Chroniken und annalistische Aufzeichnungen der Reformationszeit Nebst einer Darstellung der Frankfurter Belagerung von 1552 Frankfurt am Main 1889 S 39 Textarchiv Internet Archive D Martin Luthers Werke Briefwechsel 2 Bd S 296 Brief vom 28 April 1521 von Luther an Lucas Cranach Vgl dazu D Martin Luthers Werke Briefwechsel 2 Bd S 306 Vgl Brief von Luther an Georg Spalatin D Martin Luthers Werke Briefwechsel 2 Bd S 318f Abgedruckt in D Martin Luthers Werke Briefwechsel 2 Bd S 306ff der Brief kam 1911 zur Versteigerung bei der John Pierpont Morgan den Zuschlag bei 102 000 Mark erhielt Dieser schenkte den Brief Kaiser Wilhelm II der ihn wiederum der Lutherhalle in Wittenberg gab ebd D Martin Luthers Werke Briefwechsel 2 Bd S 310ff 314 317 D Martin Luthers Werke Briefwechsel 2 Bd S 318f Thomas Kaufmann Luther auf dem Wormser Reichstag Person und Publizistische Wirkung In Hier stehe ich Gewissen und Protest 1521 2021 Begleitband zur Landesausstellung 3 Juli bis 30 Dezember 2021 Museum der Stadt Worms im Andreasstift Worms Verlag Worms 2021 S 274 289 278 Brecht S 450 D Martin Luthers Werke Briefwechsel 2 Bd S 319 328 Brecht S 450 Brecht S 450 Christoph Strack Worms 500 Jahre nach Luther ist Okumene Alltag In dw com 16 April 2021 abgerufen am 19 April 2021 Dieter Nolden Ludwig Meinardus 1827 1896 2 Auflage Nolden Bielefeld 2017 ISBN 978 3 935972 14 7 S 165 Staatsgalerie Stuttgart Beschreibung des Bildes Abgerufen am 9 Oktober 2018 englisch Ernst Wolfgang Bockenforde Geschichte der Rechts und Staatsphilosophie Antike und Mittelalter Tubingen 2002 S 375 Fussn 7 Thomas Kaufmann Luther auf dem Wormser Reichstag Person und Publizistische Wirkung In Hier stehe ich Gewissen und Protest 1521 2021 Begleitband zur Landesausstellung 3 Juli bis 30 Dezember 2021 Museum der Stadt Worms im Andreasstift Worms Verlag Worms 2021 S 274 289 280f Thomas Kaufmann Luther auf dem Wormser Reichstag Person und Publizistische Wirkung In Hier stehe ich Gewissen und Protest 1521 2021 Begleitband zur Landesausstellung 3 Juli bis 30 Dezember 2021 Museum der Stadt Worms im Andreasstift Worms Verlag Worms 2021 S 274 289 280 Thomas Kaufmann Luther auf dem Wormser Reichstag Person und Publizistische Wirkung In Hier stehe ich Gewissen und Protest 1521 2021 Begleitband zur Landesausstellung 3 Juli bis 30 Dezember 2021 Museum der Stadt Worms im Andreasstift Worms Verlag Worms 2021 S 274 289 282ff Monika Porsche Stadtmauer und Stadtentstehung Untersuchungen zur fruhen Stadtbefestigung im mittelalterlichen deutschen Reich Wesselkamp Hertingen 2000 ISBN 3 930327 07 4 S 75 Irene Spille Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmaler in Rheinland Pfalz Band 10 Stadt Worms Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 1992 ISBN 978 3 88462 084 7 S 42 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms 1521 amp oldid 239335338