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Die Johanniterkommende Worms war die am Ende der Fruhen Neuzeit abgegangene Niederlassung des Johanniterordens in Worms Info Stele in der Kammererstrasse gegenuber der Stelle an der der Johanniterhof stand Inhaltsverzeichnis 1 Geografische Lage 2 Hierarchisch kirchliche Einordnung 3 Gebaude 3 1 Kirche 3 2 Kommendengebaude 4 Geschichte 4 1 Entwicklung 4 2 Ende 4 3 Nachnutzung 5 Bestandteile 6 Literatur 7 Anmerkungen 8 EinzelnachweiseGeografische Lage BearbeitenDie Johanniterkommende Worms lag auf Eckgrundstucken von Kammererstrasse und Hardtgasse in Worms Anm 1 Das Gelande hatte einen L formigen Zuschnitt mit Strassenfronten sowohl zu Kammererstrasse als auch zur Hardtgasse Die Grundstucke die an der Strassenecke selbst lagen waren davon ausgespart und gehorten nicht dazu 1 Sowohl die Kapelle als auch das Wohngebaude der Kommende richteten sich mit ihren ostlichen Schmalseiten zur Kammererstrasse hin aus und waren in deren Fluchtlinie eingebunden Zwischen Kapelle und Wohngebaude befand sich der Haupteingang von der Kammererstrasse her Ein weiterer Zugang lag um die Ecke in der Hardtgasse von wo aus der ruckwartig quer zu den Gebauden gelegene Garten und die Wirtschaftsgebaude zuganglich waren In der Kammererstrasse grenzte spatestens ab 1500 nach Norden das Wirtshaus Zum Schwanen an 2 Hierarchisch kirchliche Einordnung BearbeitenDie Johanniterkommende Worms gehorte zum Grosspriorat Deutschland und der Ballei Oberdeutschland Sie lag in der Diozese Worms und gehorte zum Archdiakonat des Dompropstes des Wormser Doms 3 Gebaude BearbeitenKirche Bearbeiten Die Kapelle der Kommende Weisskreuzkapelle nach dem weissen Kreuz auf rotem Grund dem Wappen der Johanniter Malteser benannt war seit 1540 Johannes dem Taufer geweiht 4 Uber das Bauwerk vor der grossen Stadtzerstorung 1689 ist nahezu nichts bekannt Das barocke Gebaude aus der Zeit nach dem Wiederaufbau im 18 Jahrhundert hatte zur Strasse hin keinen Eingang Das war wegen seiner Funktion der Kirche als Ordenskirche ohne breite Offentlichkeit auch nicht erforderlich Die zur Strasse und Ostseite gelegene Wand wies ein grosseres Fenster auf der Eingang lag im Suden zum Hof der Kommende hin Das Gebaude mass etwa 18 7 5 m Die Kirche trug einen Dachreiter mit Glocke der 1834 abgetragen wurde Schon 1821 wurde festgestellt dass das Gebaude als Magazin nicht mehr nutzbar war 5 Einige wenige Ausstattungsstucke sind museal im Historischen Museum der Pfalz in Speyer erhalten 6 Kommendengebaude Bearbeiten Auch uber das Kommendengebaude vor der grossen Stadtzerstorung 1689 ist nahezu nichts bekannt Das im 18 Jahrhundert wieder errichtete Gebaude war zweistockig hatte einen seitlichen Anbau und ein Hinterhaus Ausserdem gab es einen Stall fur sechs Pferde 7 Geschichte BearbeitenEntwicklung Bearbeiten Die Johanniterkommende Worms war eine Priester Kommende Zum Grundungsakt oder zeitpunkt ist nichts uberliefert Die alteste erhaltene Erwahnung datiert aus dem Jahr 1307 Anschliessend verdichten sich die erhaltenen Hinweise auf die Einrichtung Als 1312 der Templerorden aufgelost wurde fielen eine Reihe seiner Besitzungen im weiteren Umfeld von Worms an die dort ansassige Johanniterkommende Der Templerorden hatte in Worms selbst aber keine Niederlassung gehabt Von 1325 bis 1367 war die Wormser Kommende unselbstandig und der Mainzer Johanniterkommende Zum Heiligen Grab unterstellt 8 Im 14 und 15 Jahrhundert konnte die Kommende nach einer Phase der Verschuldung bescheidene wirtschaftliche Erfolge erzielen 9 Wahrend des Reichstags zu Worms 1521 beherbergte die Johanniterkommende Worms einen beruhmten Gast Martin Luther der hier zusammen mit einigen sachsischen Beamten vom 16 bis zum 26 April 1521 ubernachtete und den hier auch eine Reihe hochgestellter Personlichkeiten besuchten 10 In der Folge avancierte die Johanniterkommende und die beiden Raume die Luther genutzt haben soll zu einem lutherischen Wallfahrtsort 11 Die Johanniterkommende Worms blieb zwar altglaubig aber von der Reformation nicht unberuhrt Zum einen konvertierten die Einwohner von Worms abgesehen vom unmittelbaren Umfeld des mit dem Bischof verbundenen Klerus uberwiegend zur lutherischen Konfession Zum anderen gab es auch materielle Verluste Die Besitzungen in Ober Mossau gingen als die Grafen von Erbach 1542 evangelisch wurden verloren 12 Ebenso wie die Stadt Worms selbst litt die Johanniterkommende im 17 Jahrhundert unter wechselnden militarischen Besetzungen und der Pest zunachst wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs dann im Pfalzischen Erbfolgekrieg Als die franzosischen Truppen Worms 1689 niederbrannten wurden auch der mittelalterliche Baubestand und das Archiv der Johanniterkommende vernichtet was das heute nur luckenhafte Wissen zu deren Geschichte erklart Wie in der ubrigen Stadt dauerte es mehr als 10 Jahre bevor mit dem Wiederaufbau in grosserem Stil begonnen wurde Es dauerte bis in die 1720er Jahre bevor das nun in barocken Formen abgeschlossen war 13 Ab dem Herbst 1756 kam es zu einem Dauerstreit zwischen dem lutherischen Magistrat der Stadt und den romisch katholischen Johannitern daruber ob letztere in der Weisskreuzkapelle eine offentliche romisch katholische Messe abhalten durften Punkt des Anstosses war hier zunachst das Glockengelaut zum Gottesdienst das in den offentlichen Raum hinein wirkte 14 Unter Berufung auf die Normaljahr Regelung hielt der Magistrat das fur einen Rechtsbruch Als vor Ort der uberkommene Zustand nicht wieder herstellbar war wandte sich der Magistrat an das Corpus Evangelicorum das der Angelegenheit zunachst aber keine grosse Bedeutung beimass 15 1766 entfachte der Konflikt sich daran dass das weisse Kreuz das bis dahin auf die Funktion des Gebaudes hingewiesen hatte durch eine lateinische Inschrift ersetzt wurde Die liess der Magistrat in einer nachtlichen Aktion weiss ubertunchen Das wiederum fuhrte zu einem Prozess zwischen beiden Parteien vor dem Reichskammergericht 16 1767 wandte sich das Corpus Evangelicorum wegen des offentlichen Gottesdienstes dann doch an Kaiser Joseph II der aber wiederum auf die Zustandigkeit des Reichshofrats verwies Ein dort zu fuhrendes Verfahren aber erschien der Stadt Worms zu aufwandig Die Sache blieb erneut offen 17 Der Streit zog sich bis mindestens 1788 hin endete vielleicht auch erst mit dem Untergang der alten Strukturen 1792 18 Das 18 Jahrhundert war zugleich von wirtschaftlicher Soliditat gepragt Die vorhandenen Guter wurden zusammengehalten und die Visitationsberichte enthalten nichts uber Schulden 19 Der jahrliche Uberschuss betrug in dieser Zeit etwa 1500 fl 20 Andererseits residierte der Komtur der Johanniterkommende Worms in dieser Zeit nicht mehr unbedingt in der Stadt Haufig war er mit mehr als dieser einen Kommende betraut und hielt sich in anderen Besitzungen auf 21 Ende Bearbeiten Ab 1792 war Worms und das linksrheinische Deutschland zunachst vorubergehend dann dauerhaft durch das revolutionare Frankreich besetzt und wurde 1797 mit dem Frieden von Campo Formio annektiert 1798 befand sich die Johanniterkommende Worms zwar formal noch unter der Verwaltung des Komturs Franz Xaver Streicher 1821 Der hatte aber keinen Zugriff mehr auf die linksrheinischen Besitzungen seines Ordens Mit dem Dekret vom 9 Juni 1802 wurden alle Konvente aufgelost 22 Nachnutzung Bearbeiten Ab 1807 diente die ehemalige Johanniterkommende als Gendarmerie Kaserne die ehemalige Kirche als Salzmagazin Der Versuch die Anlage 1817 zu versteigern scheiterte Ab 1818 nutzten grossherzoglich hessische Dragoner die Gebaude als Kaserne 1841 bis 1847 verausserte der Staat die Grundstucke an private Kaufer die die bestehenden Gebaude abbrachen und durch eine moderne Bebauung ersetzten Im Zweiten Weltkrieg befand sich in der Hardtgasse 4 die Vereinigte Kasiono und Musikgesellschaft 23 deren Vereinslokal die Luftangriffe auf Worms einigermassen unbeschadet uberstand In diesen Raumen wurde am 22 Juni 1946 die erste Geschaftsstelle der CDU in Worms eroffnet 24 Bestandteile BearbeitenDer Besitz der Kommende gliederte sich folgendermassen 25 Ort Bezeichnung Zugang Abgang AnmerkungWorms Kommende Anfang 14 Jh 1802 aufgelostBiblis Grangie 14 Jh Evtl aus Templer Besitz ungeklartHangen Weisheim Wissel Membrum 1312 1382 Aus Templer Besitz 1382 an die Kommende Sobernheim Anm 2 Muhlheim heute Osthofen Membrum 1312 Aus Templer Besitz 1379 mit der Kommende Worms vereinigt und zur Grangie zuruckgestuft spater in Erbpacht vergeben Ober Mossau Membrum Mitte 14 Jh 1542 Grundung der Schenken von Erbach vor 1495 zur Grangie zuruckgestuft 1542 an die Grafen von Erbach verloren See bei Kirchheim an der Weinstrasse Membrum 1312 Aus Templer Besitz vor 1495 zur Grangie zuruckgestuft spater in Erbpacht vergeben Neben diesen Standorten hatte die Kommende weiteren Besitz So kamen Einkunfte aus 26 Alsheim Eisenberg Heuchelheim Kerzenheim Mertesheim Neuleiningen Osthofen Ottersheim Rehbach Rossbach Sausenheim Westhofen WieblingenDie Kommende besass weiter das Kirchenpatronat in Ober Mossau bis 1557 als aufgrund der Reformation die dortige Pfarrstelle aufgehoben wurde Ausserdem besass die Kommende die Johanneskapelle in Osthofen deren Geistlichen sie einsetzte Die Kapelle erwarb 1713 die ortliche Pfarrgemeinde Es ist die heutige St Remigius Kirche 27 Literatur BearbeitenCarolin Katzer Konflikt Konsens Koexistenz Konfessionskulturen in Worms im 18 Jahrhundert Gesellschaft fur mittelrheinische Kirchengeschichte Christoph Nebgen Quellen und Abhandlungen zur mittelalterlichen Kirchengeschichte 146 Aschendorff Munster 2022 ISBN 978 3 402 26631 1 Peter Schmidt und Anreas Diener Worms St Johannes Baptist Johanniterkommende Stadt Worms In Jurgen Keddigkeit Matthias Untermann Sabine Klapp Charlotte Lagemann Hans Ammerich Hg Pfalzisches Klosterlexikon Handbuch der pfalzischen Kloster Stifte und Kommenden Band 5 T Z Institut fur pfalzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern 2019 ISBN 978 3 927754 86 7 S 921 933 Anmerkungen Bearbeiten Nach heutigen Hausnummern Kammererstrasse 41 47 und Hardtgasse 4 Schmidt Diener S 921 Vgl dazu Gottfried Kneib und Britta Hedtke Sobernheim Dt Johannes der Taufer Johanniterhaus spater Johanniterkommende In Jurgen Keddigkeit Matthias Untermann Sabine Klapp Charlotte Lagemann Hans Ammerich Hrsg Pfalzisches Klosterlexikon Handbuch der pfalzischen Kloster Stifte und Kommenden Band 4 S Speyer Institut fur pfalzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern 2017 ISBN 978 3 927754 79 9 S 111 128 Einzelnachweise Bearbeiten Schmidt Diener S 928 Schmidt Diener S 928f Schmidt Diener S 921 Katzer S 217 Schmidt Diener S 930 Schmidt Diener S 931 Schmidt Diener S 930 Schmidt Diener S 922 Schmidt Diener S 923 Martin Brecht Martin Luther Sein Weg zur Reformation Calwer Stuttgart 1981 ISBN 3 7668 0678 5 S 429 Schmidt Diener S 923 Schmidt Diener S 923 Schmidt Diener S 924f Katzer S 220 Katzer S 240 Katzer S 242f Katzer S 244f Schmidt Diener S 924 928 Schmidt Diener S 924 Schmidt Diener S 925 Schmidt Diener S 925 Schmidt Diener S 925 Adressbuch der Stadt Worms 1939 S 154 Stephanie Zibell Worms von 1945 bis zur Gegenwart In Gerold Bonnen Hrsg Geschichte der Stadt Worms Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1679 7 S 607 649 619 Schmidt Diener S 922f 925 Schmidt Diener S 926 Schmidt Diener S 926 49 63218 8 36242 Koordinaten 49 37 55 8 N 8 21 44 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johanniterkommende Worms amp oldid 238696386