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Die Liebfrauenkirche ist eine gotische Kirche am Liebfrauenberg in der nordlichen Altstadt von Frankfurt am Main Sie entstand in mehreren Bauphasen vom 14 bis zum 16 Jahrhundert und dient heute als Kloster und als katholische Rektoratskirche Durch ihre Lage nahe der Zeil kommt ihr eine wichtige Aufgabe in der Innenstadtseelsorge zu die Kirche und der offentlich zugangliche Klosterhof sind als Ort der Stille uber die katholische Gemeinde hinaus beliebt Liebfrauenkirche vom Liebfrauenberg von Sudwesten Mai 2014 Innenraumansicht nach der Sanierung September 2019Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Umgebung 2 Geschichte 3 Orgel 4 Geistliches Leben 5 Glocken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage und Umgebung Bearbeiten nbsp Gesamtansicht von Norden vom Nextower August 2011Die Liebfrauenkirche liegt am Nordrand des Liebfrauenberges im Mittelalter einer der bedeutendsten Platze in der Altstadt Entlang der Kirche verlief die Staufenmauer eine Stadtmauer aus dem 12 Jahrhundert Erst im Jahre 1855 wurde westlich der Kirche die Liebfrauengasse als Strassendurchbruch zur Zeil angelegt und somit eine direkte Verbindung vom Liebfrauenberg in die Neustadt geschaffen Deshalb offnet sich das Kirchenportal nach Suden obwohl die Kirche die ubliche Ost West Orientierung aufweist In der Westmauer der Kirche befindet sich keine Tur stattdessen kann man hier heute noch einen Rest der alten Staufenmauer erkennen Vom Liebfrauenberg nach Suden verlauft die Neue Krame eine der drei Nord Sud Achsen der Altstadt Wie die Liebfrauengasse ist sie seit den 1960er Jahren eine Fussgangerzone und verbindet den Liebfrauenberg mit dem Paulsplatz und dem Romerberg von wo aus das Fahrtor zum Mainufer fuhrt Geschichte Bearbeiten nbsp Liebfrauenkirche und berg auf dem Faberschen Belagerungsplan 1552 nbsp Masswerkfenster nbsp Prospect des Frauen Berges zu Franckfurth am Mayn von 1725 Rechts ist die Liebfrauenkirche zu erkennen nbsp Der Kreuzaltar aus der 2 Halfte des 17 JahrhundertsAnfang des 14 Jahrhunderts befanden sich die meisten Grundstucke am damaligen Rossebuhel dem spateren Liebfrauenberg der 1280 das erste Mal urkundlich genannt wird im Besitz der reichen Frankfurter Familie Wanebach 1318 stifteten der damalige Familienvorsteher der Patrizier Wigel von Wanebach dessen Epitaph von 1322 sich noch heute in der Kirche befindet zusammen mit seinem Schwiegersohn Wigel Frosch und ihren Ehefrauen dort eine kleine Kapelle Sie war urkundlichen Nachrichten folgend wohl spatestens 1321 fertiggestellt und anfangs mit sechs Vikarien ausgestattet Wigel von Wanebach starb schon bald darauf im Winter 1322 Wigel Frosch folgte ihm 1324 nach Die Witwen erweiterten die Stiftung gegen den Widerstand der ubrigen Verwandtschaft und erreichten 1325 dass die Kapelle vom Mainzer Erzbischof Matthias von Buchegg zur Stiftskirche Zu Unserer Lieben Frau mit sechs Prabenden erhoben wurde Nach dem noch aus der karolingischer Zeit stammenden Bartholomausstift und dem damals erst wenige Jahre alten 1317 begrundeten Kollegiatstift an der Leonhardskirche erhielt die Stadt somit ihr drittes Stiftskapitel Mit dem Tod der Witwen 1326 und 1335 die kurz zuvor nochmals reich fur Kirche und Stift sorgten endet die Grundungsphase der Liebfrauenkirche 1344 wurde der kleine Bau nach Westen zu einer dreischiffigen gotischen Hallenkirche erweitert was aus einer entsprechenden Weihenachricht hervorgeht Diese erwahnt auch zwei Altare 1393 nennt eine Urkunde bereits drei Altare wozu sicher noch ein alterer der Mutter Gottes geweihter Hochaltar zu zahlen ist Ab 1415 wurde die Sudfassade der Kirche umgestaltet Aus dieser Zeit stammt der bedeutendste architektonische Schmuck der Kirche ein Tympanon mit der Anbetung der Konige aus der Werkstatt Madern Gertheners 1453 gestattete der Rat der Stadt dem Stift einen westlich der Kirche gelegenen Turm der Frankfurter Stadtbefestigung zum Glockenturm umzubauen 1506 bis 1509 verlangerte Jorg Ostereicher das Langhaus und vergrosserte den Chor 1520 bis 1530 war Johannes Cochlaus Dechant des Liebfrauenstiftes Es blieb auch nach der Einfuhrung der Reformation in Frankfurt im Jahre 1533 katholisch und unter der Jurisdiktion der Erzbischofe von Mainz 1763 1771 erfolgte die umfassende Barockisierung der Kirche die bis heute das aussere Erscheinungsbild pragt Aufgrund von Baufalligkeit wurde die alte Turmhaube abgebrochen und durch die jetzt zu sehende Form ersetzt Zuvor hatte es einen langen und letztlich fur das Stift fruchtlosen Streit um eine gleichzeitige Erhohung des Turms zwischen dem zustandigen Kurmainz und der Stadt gegeben Bereits in den Jahren davor erhielt die Kirche auch eine nahezu vollstandig neue Innenausstattung im Stil des Rokoko die das bedeutendste Ensemble dieser Art in der Stadt darstellte Die alten Altare wurden beseitigt oder versetzt und durch einschliesslich des Hochaltars funf neue aus Mainzer Werkstatten ersetzt Zeitgleich wurde eine neue Orgel aus der Werkstatt des Frankfurter Orgelmachers Ernst Weegmann beschafft 1771 war die Neuausstattung mit dem Eintreffen der neuen Kanzel ebenfalls aus Mainz vollendet Bei der Sakularisation 1803 fiel das Eigentum an der Kirche der Stadt Frankfurt zu sie gehort seitdem zu den Dotationskirchen fur deren Unterhalt die Stadtgemeinde zu sorgen hat 1824 erbaute Friedrich Rumpf eine neue dem Gerthenerschen Dreikonigsportal vorgelagerte Eingangshalle 1923 wurde die Seelsorge an der Liebfrauenkirche von den Kapuzinern ubernommen die nordlich der Kirche einen Konvent anlegten Die Kapuziner hatten bereits von 1723 bis 1803 eine Kirche auf dem Gelande des ehemaligen Antoniterhofes in der Tongesgasse besessen Am 22 Marz 1944 traf ein schwerer Luftangriff die historische Frankfurter Altstadt Auch die Liebfrauenkirche brannte vollkommen aus das benachbarte Kloster wurde schwer beschadigt Ein Grossteil der wertvollen Ausstattung darunter alle neun Altare die Kanzel das spatgotische Chorgestuhl sowie die Walcker Orgel von 1864 wurde vernichtet Nur ein kleiner Teil darunter Fragmente des Hochaltares sowie eine Marienstatue die in einer dem Klosterhof zugewandten Nische der ausseren Kirchenmauer stand konnten gerettet werden Nach Kriegsende erhielt der Chor der Kirche ein Notdach um ihn wieder provisorisch fur Gottesdienste nutzen zu konnen Der Rest der Kirche blieb mehr als zehn Jahre als Ruine stehen bis zu ihrem Wiederaufbau 1955 56 Von 2017 bis 2019 liess die Stadt Frankfurt die Kirche umfassend sanieren Dabei wurde der zwischenzeitlich verdeckte Mosaik Kreuzweg von Ludwig Becker wieder freigelegt und restauriert 1 Der alte Haupteingang am Sudportal vor dem Dreikonigs Tympanon wurde wieder geoffnet Am 16 Juni 2019 weihte Bischof Georg Batzing den neuen Altar der Liebfrauenkirche Orgel Bearbeiten nbsp Die Orgelempore der LiebfrauenkircheDie Orgel wurde 2008 durch den Orgelbauer Karl Gockel erbaut Das Instrument hat 57 Register 3370 Pfeifen auf drei Manualen und Pedal Dominiert wird der Prospekt durch das Hauptwerk Schwellwerk und Recit befinden sich innerhalb des Gehauses Das Schwellwerk ist im deutsch romantischen Stil disponiert das schwellbare Recit im franzosisch romantischen Stil Besonderheiten sind das Auxiliarwerk und das Satellitenwerk mit der Funktion eines Fernwerkes das per Funk angesteuert wird und der Begleitung des Kantoren bzw Chorgesangs dient Beide Werke lassen sich an alle Manuale und das Pedal der Orgel frei ankoppeln 2 An der Kirche wirkte Winfried Heurich zwischen 1962 und 2000 als Kirchenmusiker und Organist sein Nachfolger ist Peter Reulein I Hauptwerk C c40 1 Praestant 16 0 2 Prinzipal 0 8 0 3 Viola da Gamba 0 8 0 4 Flute harmonique 0 8 0 5 Bordun 0 8 0 6 Octav 0 4 0 7 Cor de nuit 0 4 0 8 Cor de nuit 0 2 0 9 Cornett V 0 8 10 Mixtur Majeur IV 0 2 11 Mixtur Mineur III 0 1 1 3 12 Trompette 0 8 Satellit Fernwerk C c4Copula 000000000000 8 Flote 4 Flote 2 II Schwellwerk C c413 Gambe 16 14 Geigenprinzipal 0 8 15 Gambe 0 8 16 Gedeckt 0 8 17 Unda maris 0 8 18 Octave 0 4 19 Viola da Gamba 0 4 20 Flauto dolce 0 4 21 Doublette 0 2 22 Sesquialter II 0 2 2 3 23 Harmonica aetherea IV 0 2 24 Mixtur IV 0 2 25 Clarinette 0 8 26 Krummhorn 0 8 Tremulant Auxiliar C c4Tuba 000000000000000000 8 III Recit C c427 Bourdon 16 28 Flute traversiere 0 8 29 Bourdon 0 8 30 Viole de Gambe 0 8 31 Voix celeste 0 8 32 Flute octaviante 0 4 33 Nazard 0 2 2 3 34 Octavin 0 2 35 Tierce 0 1 3 5 36 Piccolo harmonique 0 1 37 Basson 16 38 Trompette harmonique 0 8 39 Basson Hautbois 0 8 40 Voix humaine 0 8 41 Trompette harmonique 0 4 Tremulant Pedal C g142 Grand Bourdon 32 43 Principal 16 44 Soubasse 16 45 Flute 16 46 Octavbass 0 8 47 Flute 0 8 48 Octave 0 4 49 Flute 0 4 50 Cor de nuit 0 2 51 Bombarde 16 52 Trompete 0 8 53 Clairon 0 4 Koppeln Normalkoppeln II I III I III II I P II P III P Superoktavkoppeln I I II I III I III III Suboktavkoppeln II I III I II II III IIIGeistliches Leben Bearbeiten nbsp Blick in den Innenhof der LiebfrauenkircheBis zum 31 Dezember 2013 war die Liebfrauenkirche sowohl Klosterkirche des Kapuzinerklosters Liebfrauen als auch Gemeindekirche Seit Anfang 2014 ist sie Kloster und Rektoratskirche ohne eigene Gemeinde 3 Sie hat sich mittlerweile zu einem spirituellen Zentrum im Rhein Main Gebiet entwickelt Die Kirche ist taglich von 5 30 bis 21 00 Uhr und somit langer geoffnet als jede andere Frankfurter Kirche Im benachbarten Franziskustreff bieten Kapuzinerbruder und freiwillige Helfer seit 1991 Obdachlosen und Bedurftigen Speisen zu niedrigen Preisen an 4 An der Westseite der Kirche liegt das Informationszentrum Punctum des Gesamtverbandes der Katholischen Kirchengemeinden in Frankfurt am Main 5 In der Adventszeit wird die zentrale Lage inmitten des Frankfurter Weihnachtsmarktes genutzt um jeden Tag um 19 30 Uhr zu einem Adventskonzert mit wechselnden Musikern oder Choren einzuladen Dabei wird jeweils des Tagesheiligen gedacht Im Innenhof ladt der Hof der Stille zum Besinnen inmitten des Grossstadttrubels ein Werktags werden drei Eucharistiefeiern und die Vesper Abendlob mit sakramentalem Segen angeboten Das okumenische Mittagsgebet findet seit 2018 in der benachbarten Evangelischen Katharinenkirche statt Sonntags gibt es vier Eucharistiefeiern Glocken BearbeitenDie Liebfrauenkirche erhielt beim Wiederaufbau 1954 funf Kirchenglocken der Giesserei Gebr Rincker mit einem Gesamtgewicht von 3619 kg Die Angelusglocke die 1745 von Benedict und Johann Schneidewind in Frankfurt gegossen wurde hangt im Dachreiter auf dem Chor der Kirche Sie ist als einzige Glocke der Kirche nicht Bestandteil des Frankfurter Stadtgelautes Nr Name Gussjahr Giesser Gussort Durchmesser mm Gewicht kg Nominal 16tel Inschrift lateinisch 1 Josef 1954 Gebr Rincker Sinn 1325 1495 5 e1 4 St Josef Mache dass wir ein unschuldiges Leben fuhren 2 Maria 1954 Gebr Rincker Sinn 1115 883 g1 2 St Maria Die Jungfrau Maria moge uns segnen mit dem gottlichen Kind 3 Franziskus 1954 Gebr Rincker Sinn 1000 632 5 a1 2 St Franziskus Mein Gott und mein Alles 4 Bonifatius 1954 Gebr Rincker Sinn 832 355 c2 1 St Bonifatius Ihr werdet meine Zeugen sein bis an das Ende der Erde 5 Elisabeth 1954 Gebr Rincker Sinn 745 253 d2 3 St Elisabeth Selig sind die Barmherzigen denn sie werden Barmherzigkeit erlangen 6 Angelus 1745 Benedict amp Johann Schneidewind Frankfurt 610 129 e2 7 Hore das tonende Erz du heilige Schar des Volkes komm bei seinem Klang von Gottes Lob mogen die Stimmen erklingen Literatur BearbeitenWolf Christian Setzepfandt Architekturfuhrer Frankfurt am Main Architectural Guide 3 Auflage Dietrich Reimer Verlag Berlin 2002 ISBN 3 496 01236 6 S 5 deutsch englisch Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kath Liebfrauenkirche In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in HessenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Liebfrauenkirche Frankfurt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetprasenz der Kirche und des Kapuzinerklosters Liebfrauen in Frankfurt a M Kirchort Liebfrauen auf der Webseite der Dompfarrei St Bartholomaus Die Liebfrauenkirche altfrankfurt com Die Orgel Fa Karl Gockel Munstersches Orgelmagazin Festschrift zur Einweihung der Gockel Orgel am 9 August 2008 Liebfrauenkirche Der Liebfrauenberg in Frankfurt von Westen aus gesehen 1827 Historische Ortsansichten Plane und Grundrisse In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kath Liebfrauenkirche In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in HessenEinzelnachweise Bearbeiten Vom Russ befreit Liebfrauen offeriert unbekannte Schatze abgerufen am 15 Juni 2019 Ausfuhrliche Informationen zur neuen Orgel auf der Website der Gemeinde Christophorus Goedereis Die Liebfrauenkirche hat seit 1 Januar 2014 einen neuen kirchenrechtlichen Status In liebfrauen net Abgerufen am 14 Januar 2014 Franziskustreff Punctum Memento des Originals vom 16 Juni 2019 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot 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