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Die Deutsch reformierte Kirche war ein am Grossen Kornmarkt gelegenes reformiertes Gotteshaus der Altstadt von Frankfurt am Main Die Kirche wurde von 1789 bis 1793 erbaut und nach ihrer Zerstorung im Zweiten Weltkrieg 1944 nicht wiederaufgebaut Deutsch reformierte Kirche am KornmarktHeutige bauliche Situation am ehemaligen Standort der deutsch reformierten Kirche Durch den ehemaligen Kirchenraum fuhrt heute die Berliner Strasse Lage des Gebaudes in der Frankfurter Altstadt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Baugeschichte 2 Architektur 3 Literatur 4 WeblinksGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Bereits 1555 liessen sich Glaubensfluchtlinge aus den Niederlanden in Frankfurt nieder und begrundeten so die deutsch reformierte Kirchengemeinde Wenig spater schlossen sich ihnen Gleichgesinnte aus Suddeutschland und der Schweiz an Zunachst durften sie ihre Gottesdienste in der 1944 zerstorten Weissfrauenkirche abhalten bis 1594 eine Mischung aus der damals in Frankfurt vorherrschenden lutherischen Orthodoxie und Geschaftsneid der alteingesessenen lutherischen Handelstreibenden mit viel Einfluss dies unterband Ab sofort musste die Gemeinde ihre Gottesdienste in einem einfachen Holzschuppen ausserhalb der befestigten Stadtmauern vor dem um 1806 abgerissenen Bockenheimer Tor abhalten Nachdem dieser abgebrannt war wurde der Kirchendienst nach Offenbach bzw ab 1633 in das damals noch zur Grafschaft Hanau gehorende Bockenheim verlegt Ungefahr in dieser Zeit begann auch das Ringen der Gemeinde mit der Politik ein eigenes Gotteshaus im Bereich des Frankfurter Stadtgebietes zu verwirklichen Mehr als 200 Jahre spater am 15 November 1787 gestattete der Rat der Stadt schliesslich ebenso wie auch der bereits 1554 begrundeten franzosisch reformierten Kirchengemeinde binnen hiesiger Stadt Ringmauer auf von ihnen anzuschaffenden Platze zwei Bethauser um darinnen ein exercitium religionis privatum zu haben auf ihre Kosten errichten zu durfen jedoch unter strengen Auflagen die Kirchen durften keinen eigenen Platz oder Turm besitzen und von aussen nicht als Kirche erkennbar sein sondern mussten sich harmonisch in die angrenzenden Hauserfronten einfugen Gleichzeitig mit der deutsch reformierten Kirche entstand so auch eine Franzosisch reformierte Kirche am Rossmarkt dem heutigen Goetheplatz Baugeschichte Bearbeiten Anfang 1788 kaufte das Presbyterium der Gemeinde von der Patrizierfamilie Stalburg deren nach ihnen benanntes Stammhaus auf dem Grossen Kornmarkt fur 45 000 Gulden als zukunftiges Baugrundstuck Das Gebaude war im Volksmund auch als Grosse Stalburg bekannt entstammte dem spaten 15 Jahrhundert und war als noch gotisch gepragtes Steinhaus eine architektonische Besonderheit im alten Frankfurt in etwa vergleichbar mit dem heute noch existierenden Steinernen Haus oder dem Leinwandhaus Das Geburtshaus der durch Goethe bekannt gewordenen Lili Schonemann grenzte sudlich beziehungsweise von vorne gesehen links an das Gebaude Der Wahl dieses Platzes stimmte die Stadt mit Beschluss vom 1 Juli 1788 zu Im Sommer 1789 wurde das Gebaude niedergelegt seine Fundamente ausgegraben beseitigt und nach Zustimmung der Stadt zu den wahrscheinlich von Nicolas Alexandre Salins de Montfort vorgelegten Bauplanen am 27 August der Grundstein fur die Kirche am 26 Marz 1790 gelegt Ausfuhrender Baumeister war Georg Friedrich Mack Am 3 Januar 1791 begann man mit Dachdeckerarbeiten und bereits im Dezember 1792 hatte die Kirche eingeweiht werden sollen hatte sich nicht die Lieferung der fur 6 500 Gulden gefertigten Orgel der Gebruder Stumm aus Rhauen Sulzbach wegen der Kriegsunruhen verzogert So fand die feierliche Einweihung des Gebaudes erst am 17 Marz 1793 unter Anwesenheit von hohen Gasten statt Neben den beiden Burgermeistern und den anderen Mitgliedern des Stadtrates war auch der preussische Konig Friedrich Wilhelm II gekommen Ganz fertig war die Kirche aber immer noch nicht da erst 1794 die letzten Innenausbauarbeiten abgeschlossen wurden Die Kosten fur den Neubau beliefen sich insgesamt auf 145 000 Gulden Nach dem Verlust der stadtischen Freiheit 1806 wurde die lutherische Staatskirche in Frankfurt abgeschafft Die anderen Konfessionen erhielten unter dem katholischen Furstprimas Carl Theodor von Dalberg Religionsfreiheit Am 26 Dezember 1806 beseitigte er auch die Auflage dass die reformierten Kirchen keinen Glockenturm besitzen durfte Dennoch wurden diese nie gebaut weil das Gebaude architektonisch nicht dafur ausgelegt war Zwischen dem 6 November 1848 und 9 Januar 1849 wich die ansonsten in der Frankfurter Paulskirche tagende Nationalversammlung wahrend Umbauarbeiten in ebendieser fur insgesamt 40 Sitzungen in die Deutsch reformierte Kirche aus Bereits 1838 und 1839 war die Kirche fur knapp 10 000 Gulden repariert und 1856 mit einer Dampfheizung ausgestattet worden 1881 erfolgte dann eine grossere Renovierung und Umgestaltung durch die Architekten Heinrich Burnitz und Adolph Passavant Die Wand hinter der Kanzel erhielt eine andere architektonische Gliederung die Turen rechts und links vom Abendmahlstisch wurden verlegt und verbreitert die Decke erneuert die Fenster mit Pilastern versehen ein neuer Abendmahlstisch aus Marmor errichtet und ein neuer Luster angebracht Des Weiteren wurde an der hinteren Fassade an Stelle der abgerissenen Vorhalle ein hohes Portal errichtet Die feierliche Wiedereroffnung am 18 Dezember 1881 beschloss die Renovierung Im Zweiten Weltkrieg brannte das Gebaude bei den Luftangriffen des 22 Marz 1944 von Brandbomben entzundet aus Auch wenn infolgedessen Teile der Aussenmauern eingesturzt waren hatte die Ruine einen Wiederaufbau erlaubt Dennoch wurde sie nach Kriegsende abgebrochen Da die Deutsch reformierte Kirche nicht zu den Dotationskirchen gehorte bestand keine Verpflichtung seitens der Stadt zum Wiederaufbau Da auch nach dem Wiederaufbau des Viertels kaum noch Menschen in der Altstadt wohnten errichtete die deutsche evangelisch reformierte Gemeinde ihr neues Gemeindezentrum im dichtbesiedelten Frankfurter Westend und verkaufte den ehemaligen Standort am Kornmarkt Auf dem Gelande entstand das Gebaude des Bundesrechnungshofs in Frankfurt am Main Nach dessen Wegzug nach Bonn im Jahr 2000 stand der Gebaudekomplex lange Zeit leer Von 2015 bis 2018 wurde im Rahmen des Projektes Kornmarkt Arkaden die denkmalgeschutzte Fassade am Kornmarkt umfassend saniert Obwohl die Kirche zu den fruhesten und bedeutendsten klassizistischen Gebauden Frankfurts gehorte ist es sehr unwahrscheinlich dass die Deutsch reformierte Kirche noch einmal neu entsteht Architektur Bearbeiten nbsp FassadengliederungArchitektonisch war die Kirche durchgangig vom Klassizismus gepragt im Erdgeschoss der streng geometrisch gegliederten zweigeschossigen Fassade erlaubten drei massive Portale den Zugang ins Gebaudeinnere Zwei einfache Portale befanden sich am linken und rechten Gebaudeende Das mittlere Portal war von dorischen Saulen gerahmt und sein hervortretendes Gesims mit Vasenaufsatzen geschmuckt Uber dem Portal befand sich eine Der christlichen Gottesverehrung lautende Inschrift Dieses Portal kopierte Johann Georg Christian Hess fur seinen Entwurf des Portals im Turm der Paulskirche Gequaderte Lisenen zwischen den links und rechts je drei Fenstern des Erdgeschosses verstarkten die Geometrie des Baus Uber dem Erdgeschoss befand sich eine Reihe von insgesamt sieben grossen Fenstern die von einem kraftigen Abschlussgesims sowie daruber befindlichen stiltypisch in Stuck ausgefuhrten Stoffgehangen gekront wurden Eine Ausnahme bildete dabei das mittlere Fenster wo sich statt eines Abschlussgesims ein Pediment befand Auch hier wurde die geometrische Erscheinung verstarkt durch zwischen den Fenstern befindliche kannelierte Pilaster die in angedeuteten ebenfalls von Stuck geschmuckten Kapitellen endeten Daruber verlief das Dachgesims das schliesslich durch eine Attika mit Balusterabschluss geschmuckt war wobei die Mitte dieses Abschlusses nicht als Baluster sondern als tragende Mauer mit ovaler Inschriftplatte Dank dem Herrn ausgefuhrt war Durchgangig wurde roter Sandstein als Baumaterial verwendet das Dach war mit Schiefer gedeckt Die zum Citronengasschen gewandte West bzw Ruckseite des Gebaudes prasentierte sich dagegen schlicht sie war verputzt und mit grauer Olfarbe angestrichen Obwohl die Kirche von aussen zweigeschossig angelegt war um sich in die umliegende Bebauung einzupassen war der Innenraum des Baus als Saalkirche ausgelegt Hier fanden sich neben drei nur durch einen mittigen Durchgang unterbrochenen Gestuhlreihen die auf den Bereich der Kanzel an der Westwand gerichtet sind auch Sitzgelegenheiten in Form von Emporen an Nord Sud und Westwand Die Emporen waren uber in den Ecken der Kirche gelegene Treppen zuganglich Die holzerne verputzte Decke verlief vollig gerade und ging uber eine grosse runde Voute in die Wande uber Entsprechend der strengen Tradition der reformierten Theologie verzichtete der Innenraum auf jeglichen figurativen Schmuck und beschrankte sich auf die fur den Klassizismus typischen geometrischen Formen Die dabei verwendeten Gesimse Pilaster Baluster und Pedimente wurden teils in Stuck ausgefuhrt teils illusionistisch auf die grossen Saalwande gemalt vor allem im oberen Bereich Auch farblich hielt man sich zuruck nur die Balustraden der Emporen und das Gestuhl waren graugelb gestrichen Selbst Objekte wie die in einer Empore an der Sudwand befindliche Orgel waren von der klassizistischen Einfachheit nicht ausgenommen und nur durch Dreiviertelsaulen Pilaster Epistyl Friese und Zahnschnitt Kranzgesimse belebt Unter der Empore konnte man auf einer Marmortafel mit vergoldeten Buchstaben eine weitere Inschrift lesen Im Jahr MDCCLXXXIX war der durch das verehrliche Decret eines hochedlen Raths vom fuenfzehnten November MDCCLXXXVII huldreich zugestandene Bau dieses Bethauses angefangen und unter Gottes Segen durch die willigen Beitraege der Glieder und Freunde der Gemeinde so gefoerdert dass bereits den siebzehnten Maerz MDCCXCIII der erste Gottesdienst darin gehalten werden konnte Gemeinde die du dich jetzt hier zur Anbetung Gottes und des Erloesers versammeln kannst denke zurueck an den ehemaligen beschwerlichen Kirchgang nach Bockenheim Freue dich deines gegenwaertigen Gluecks Erzaehle ruehmend was der Hoechste an dir gethan hat und segene dankbar die Vaeter unsrer Stadt Errichtet MDCCXCIV Literatur BearbeitenHartwig Beseler Niels Gutschow Kriegsschicksale Deutscher Architektur Verluste Schaden Wiederaufbau Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1988 ISBN 3 529 02685 9 Georg Hartmann Fried Lubbecke Hrsg Alt Frankfurt Ein Vermachtnis Verlag Sauer und Auvermann Glashutten 1971 Carl Wolff Rudolf Jung Die Baudenkmaler in Frankfurt am Main Erster Band Kirchenbauten Selbstverlag Volcker 1896 S 296 303 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Deutsch reformierte Kirche Frankfurt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Deutsch Reformierte Kirche altfrankfurt com Webseite der Deutschen evangelisch reformierten Gemeinde Frankfurt am Main50 110888888889 8 6793888888889 Koordinaten 50 6 39 2 N 8 40 45 8 O Historische Kirchen in Alt Frankfurt Kaiserdom St Bartholomaus Alte Nikolaikirche Leonhardskirche Karmeliterkloster Paulskirche Dominikanerkloster Liebfrauenkirche Katharinenkirche Peterskirche Dreikonigskirche DeutschordenskircheEhemalige Kirchen Allerheiligenkapelle Antoniterkirche Barfusserkirche Deutsch reformierte Kirche Franzosisch reformierte Kirche Heiliggeist Kirche Johanniterkirche Weissfrauenkirche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsch reformierte Kirche Frankfurt am Main amp oldid 233134500