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Das Steinerne Haus in alterer Literatur auch Haus Bornfleck genannt ist ein historisches Gebaude in der Altstadt von Frankfurt am Main Es liegt mit der Vorderseite zum Markt Hausanschrift Markt 44 der den Dom mit dem Romerberg verbindet Vor allem durch seine mittelalterliche Architektur und seine sehr lange gut dokumentierte Geschichte hebt es sich von anderen Gebauden der Altstadt ab Das Steinerne Haus Juli 2011Im Zweiten Weltkrieg wurde das Steinerne Haus bei den Luftangriffen auf Frankfurt am Main im Marz 1944 durch Sprengbomben fast vollig zerstort Dennoch rekonstruierte man es Anfang der 1960er Jahre als eines von nur wenigen Frankfurter Baudenkmalern unter hohem Kostenaufwand relativ originalgetreu wodurch es aus der eher schlichten Nachkriegsbebauung seines Umfelds hervorragt Heute beherbergt das Haus den Frankfurter Kunstverein Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte Romerzeit bis 1460 1 2 Entstehungszeit und die Dynastie Melem 1460 bis 1708 1 3 Von der Ganerbschaft zum Stadtbesitz 1708 bis 1898 1 4 Vom Stadtbesitz bis zum Zweiten Weltkrieg 1898 bis 1944 1 5 Zweiter Weltkrieg Wiederaufbau und Gegenwart 1944 bis heute 2 Architektur 2 1 Allgemeines 2 2 Ausseres 2 2 1 Allgemeine Beschreibung 2 2 2 Die Madonna am Steinernen Haus 2 2 3 Bezuge zur mittelrheinischen Architektur 2 3 Inneres 1464 bis 1944 2 3 1 Erdgeschoss 2 3 2 Obergeschosse und Dach 2 4 Inneres seit 1962 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenVorgeschichte Romerzeit bis 1460 Bearbeiten nbsp Entwicklung der Vorgangerbauten 1280 1464 nbsp Hypothetische Bausituation um 1280Wie Altstadt Grabungen 1906 und in den 50er Jahren des 20 Jahrhunderts ergaben war das Gelande auf dem das Steinerne Haus steht schon zu romischer Zeit bebaut Unter den massiven Kellern des rund 1000 Jahre spater entstandenen Gebaudes fand man starke Mauerreste die die Archaologen einem ehemaligen Gutshof zuordneten Des Weiteren wurden aus der gleichen Zeit stammende Dachziegel und Schieferplatten gefunden 1 Nordlich des Gelandes floss zu dieser Zeit noch oberirdisch ein Nebenarm des Mains die Braubach ungefahr entlang des heutigen Verlaufs der gleichnamigen Strasse Das Gelande sudlich davon war somit strategisch und wirtschaftlich bedeutsam Zum einen schutzte er es als naturliche Grenze zum anderen ermoglichte die Nahe zum Fluss dem dort Siedelnden einen schnellen Zugriff auf die wichtige Ressource Wasser Die altesten schriftlichen Zeugnisse in Form von Urkunden die Besitzstandsverhaltnisse nachweisen reichen beim Steinernen Haus bzw seinen Vorgangerbauten bis ins spate 13 Jahrhundert zuruck Zwar ging ein Grossteil dieser Quellen im letzten Weltkrieg verloren doch konnten sie glucklicherweise von der alteren Forschung insbesondere von Johann Georg Battonn 2 und Rudolf Jung 3 noch ausgewertet werden um ein detailliertes Bild der Hausgeschichte zu zeichnen Demnach standen in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts auf der spateren Parzelle des Steinernen Hauses zwei schmale Fachwerkhauser das linke bzw westliche Haus zum Rauchfass das rechte bzw ostliche Haus Bornfleck genannt Beide stiessen mit ihrer Ruckseite an die als Stadtgraben dienende Braubach und waren mit der Vorderseite nach dem Markt ausgerichtet Etymologisch erlaubt die Hausbezeichnung Bornfleck den Ruckschluss dass sich dort zuvor ein Brunnen auf Altdeutsch Born befand 1280 ist erstmals ein Konrad Bornfleck urkundlich als Besitzer des Hauses nachgewiesen der spatestens 1306 starb Nicht nur seine Erwahnung als Schoffe in einer Urkunde des Jahres 1291 zeigt dass er wohl eine bedeutende Personlichkeit war Auch nennt ihn der damalige Erzbischof von Mainz Gerhard II seinen lieben Wirt in Frankfurt Seine Gattin Hedwig war eine Tochter des Gypel von Holzhausen einer der bedeutendsten Familien des Frankfurter Stadtpatriziats Dies lasst vermuten dass ihr Mann in hochsten Kreisen des damaligen Frankfurter Gesellschaftslebens verkehrte Als Frankfurt im Jahr 1356 durch die Goldene Bulle als Wahlstatte der deutschen Kaiser bestatigt wurde erhielt der Markt den Beinamen Kronungsweg oder via regia weil uber ihn der neugewahlte Kaiser zum Romer zog um sich vom Volk und dem Rat der Stadt huldigen zu lassen Dies steigerte die Bedeutung des Strassenzuges in den folgenden Jahrhunderten erheblich und machte die daran gelegenen Parzellen zu einem bevorzugten Wohnort wie Baugrund fur Adel und begutertes Stadtburgertum Vier Jahre spater findet sich die nachste urkundliche Erwahnung des besagten Gelandes wonach 1360 die Kinder des Kulmann Weiss von Limpurg im Besitz des Hauses Bornfleck und des Nachbarhauses zum Rauchfass waren Letzteres wurde erstmals 1320 urkundlich als Nachname seines damaligen Besitzers Konrad erwahnt der es wahrscheinlich in den 50er Jahren des 14 Jahrhunderts an die Kinder der vorgenannten Familie verkaufte 1362 nahmen sie eine Teilung vor indem sie zwischen den Gebauden eine Mauer errichteten die bis an den Stadtgraben reichte Haus Bornfleck kam in den Besitz der Alheid der Witwe des Gypel Knoblauch wahrend Haus Rauchfass in den Besitz der anderen Kinder des Kulmann Weiss von Limpurg uberging 1374 verkaufte sie das Haus Bornfleck fur 1 600 Gulden wenig spater auch Haus Rauchfass an Albeids Schwiegersohn Peter Apothecker Aus dessen Familie ging Haus Bornfleck 1410 in den Besitz der Ergersheim uber Entstehungszeit und die Dynastie Melem 1460 bis 1708 Bearbeiten nbsp Dachlandschaft der Altstadt mit Steinernem Haus 1866 nbsp Johann von Melem der Jungere ca 1490Mitte des 15 Jahrhunderts erwarb der reiche Gewandhandler Johann Dorfelder aus Mainz dessen Tochter an Klas von Rucklingen und Johann von Melem verheiratet waren Haus Bornfleck Am 4 Januar 1462 verkaufte Katharina Witwe des Klas von Rucklingen und Frau des Georg Breidenbach das Gebaude an ihren Schwager und ihre Schwester Johann und Gredgen von Melem Am 21 April 1464 erwarben die neuen Eigentumer auch Haus Rauchfass von Johann Apothecker Die Tatsache dass sich nun beide Gebaude wieder in einer Hand befanden nutzte das Ehepaar Melem im Oktober 1464 zu einem Abriss um beide Parzellen zu einem Neubau zusammenzufuhren Aus der Lersnerschen Chronik 4 sind die Geschehnisse vor mehr als einem halben Jahrtausend mit grosser Genauigkeit zu erfahren 1464 Auff den Sambstag nachst vor St Galli Tag d h Samstag 13 Oktober bauet Johann von Melem dass Hauss zum Bornflecken auff dem Haber Marckt den ersten Stein legte sein Sohn Johann von Melem der Jungere und legte auff den Stein drey Alturnes oder Turonos 5 denen Werckleuten zu vertrinken Dieses geschahe an dem Orte gegen der Schmieden zu Nachmittags um 1 Uhr Obgleich die Chronik von Lersner von der modernen Geschichtsforschung kritisch betrachtet wird bestatigt in diesem Fall ein Eintrag im Kirchenbuch der St Nicolaus Kapelle 3 die Information weitestgehend Item anno 1464 hat man das huss genannt zum Bornflecken abgebrochen und darnach mit steynen und muwern nuwe gebuwet und ist dasselbe huss gelegen under den kremen Anm Kramergasse mittelalterliche Bezeichnung fur den Markt zuschen der alden Guldenschaffe und Kursener louben Das neu entstandene Gebaude uberragte die umgebende Dacherlandschaft fast 500 Jahre bis die Altstadt 1944 dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel Neben dem Steinernen Haus selbst wurde in nordlicher Richtung dahinter noch eine im Wesentlichen aus zweigeschossigen Fachwerkhausern bestehende Hofanlage errichtet Sie diente sowohl den Hausangestellten der jeweiligen Besitzer als Wohnstatte als auch als Unterbringungsmoglichkeit fur Gaste der Frankfurter Messe oder von Kronungsfeierlichkeiten Die Anlage mit ihren zweifelsfrei bedeutsamen Gebauden aus der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts erhielt sich bis Anfang des 20 Jahrhunderts und wurde erst mit dem Durchbruch der Braubachstrasse niedergelegt 6 Der Bauherr Johann von Melem war kein geburtiger Frankfurter sondern stammte aus Koln Nachdem er 1454 bereits als Grosskaufmann die Tochter Johann Dorfelders geheiratet hatte erhielt er zwei Jahre spater als erstes Mitglied seiner Familie das Burgerrecht in Frankfurt Die von ihm begrundete Melemsche Handelsgesellschaft wurde bald eine der bedeutendsten Firmen des ausgehenden Mittelalters in Frankfurt und Johann einer der reichsten Burger der Stadt Die von der auswartigen Herkunft Melems ableitbaren niederrheinischen Einflusse haben sich auch in der Architektur seines Baus niedergeschlagen fur die hier auf den architektonischen Abschnitt des Artikels verwiesen sei Nach dem Tode Johanns am 20 Marz 1484 folgte ihm noch im selben Jahr sein gleichnamiger Sohn Johann von Melem der Jungere der den ersten Stein des Steinernen Hauses gelegt hatte in der Leitung des Handelsgesellschaft nach s Bild Neben dem Geschaft betatigte er sich im Gegensatz zu seinem Vater auch an der Verwaltung der Stadt Seine Karriere dort zeichnete bereits den Werdegang seiner Nachfahren vor die zunehmend vom Vermogen und gewaltigen Grundbesitz der Familie leben und sich der Politik widmen konnten anstatt noch vorrangig als Kaufleute tatig zu sein 1486 wurde er in die Patriziergesellschaft Zum Frauenstein aufgenommen 1511 bis zu seinem Tod 1529 gehorte er dem Rat der Stadt an und war 1516 sogar jungerer Burgermeister nbsp Steinernes Haus auf dem Merian Plan 1628Das Steinerne Haus blieb in den kommenden Generationen in Familienbesitz Ogier von Melem der Sohn von Johann von Melem des Jungeren wurde 1522 nach der Hochzeit mit Brun von Brunfels in die Patriziergesellschaft Alten Limpurg aufgenommen Damit hatte sich die Familie Melem nur knapp 60 Jahre nach ihrer Ankunft in Frankfurt in den obersten gesellschaftlichen Rangen der Stadt etabliert Ogier der 1575 starb und sein gleichnamiger Sohn der 1611 starb haben das Haus stark mit Hypotheken belastet 1607 verkaufte letztgenannter Ogier von Melem die ihm gehorende Halfte des Hauses fur 2 040 Gulden an die Vormunder der Juliane Margarete Steffan welche 1610 Johann Philipp Weiss von Limpurg heiratete Die andere Halfte war schon im Besitze des Fraulein Steffan welche die Enkelin einer Schwester von Ogier war 1642 ubergab Johann Philipp Weiss das Haus seinem Schwiegersohn Johann Hektor von Holzhausen gegen eine jahrliche Zahlung von 250 Gulden Nach dem Tode des Schwiegervaters 1644 ging das Haus in seinen Besitz uber Ihm folgte als Eigentumer sein Sohn Johann Maximilian Mit seinem Tode 1708 endete die Ara in der das Steinerne Haus alleine durch Familienbande in den Besitz der jeweils nachsten Generation ubergegangen war Knapp 50 Jahre zuvor war das Geschlecht der Melem mit Philipp Ludwig von Melem erloschen als er 1654 als Frankfurter Gesandter auf dem Reichstag in Regensburg starb Von der Ganerbschaft zum Stadtbesitz 1708 bis 1898 Bearbeiten nbsp Aquarell von Carl Theodor Reiffenstein 1845 nbsp Gebaude auf dem Ravenstein Plan Frankfurts von 18611708 grundeten die insgesamt sechs verbliebenen Erben eine Ganerbschaft Unter ihnen fanden sich einige hervorragende Geschlechter der Stadt Maria Sibylla Ruland eine geborene Glauburg Anna Sibylla von Holzhausen eine geborene von Lersner Johann Philipp von Stalburg sowie Johann Hieronymus und Justinian von Holzhausen Die Gesellschaft setzte wie schon nachweislich sein letzter Besitzer aus der Familie Holzhausen als Einnahmequelle primar auf eine Vermietung des Gebaudes an burgerliche Familien und nutzte es nicht mehr selbst als Wohnstatte Unter den ungezahlten Mietern die uber die folgenden rund zwei Jahrhunderte im Steinernen Haus untergebracht waren ist einer des 18 Jahrhunderts besonders hervorzuheben um 1750 verlegte der franzosische Mal und Zeichenlehrer Roland eine Kunstschule in das Gebaude die sich von anderen Schulen dieser Art durch eine aussergewohnlich freie Art des Unterrichts abhob Goethes Schwester Cornelia durfte zu den bekanntesten nachweisbaren Schulerinnen der Einrichtung zu zahlen sein 3 Als die Vermietung zu Beginn des 19 Jahrhunderts durch den zunehmenden Bedeutungsverlust der Altstadt immer schwieriger wurde erlaubten die Ganerben den Mietern auch selbstandig freie Raume an weitere Untermieter zu vergeben Ursachlich fur den Bedeutungsverlust waren vor allem zwei Entwicklungen infolge der franzosischen Besetzung der Blockade des Wirtschaftsverkehrs mit England sowie der beginnenden Industrialisierung wurde das klassische Messegeschaft innerhalb weniger Jahrzehnte auf einen wirtschaftlich bedeutungslosen Jahrmarkt reduziert Zum anderen fanden mit dem Untergang des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation 1806 auch die Kaiserkronungen und damit verbundenen Feierlichkeiten ein plotzliches Ende Die wirtschaftlichen Auswirkungen fur Hausbesitzer im alten Zentrum der Stadt lassen sich durch Steuerbucher der Zeit belegen zur Zeit Johann Hektor von Holzhausens brachten die standigen Mieten 172 Gulden 30 Kreuzer die Vermietung an Messfremde aber 325 Gulden ein 3 Das bedeutet dass alleine die Messe knapp 2 3 der Einnahmen des Gebaudes begrundete Auch die Vermietung zu Zeiten der nur unregelmassig stattfindenden Kaiserkronungen ist offenbar nicht zu unterschatzen so behielten es sich die Ganerben im 18 Jahrhundert bei allen Mietvertragen explizit vor die vorderen Raume mit ihren vielen Fenstern die einen exzellenten Blick auf den Markt boten zu Zeiten von Kaiserkronungen an gut zahlende Schaulustige zu vergeben Trotz alledem diente das Gebaude 1848 und 1849 der konservativen Fraktion der in der nahen Paulskirche tagenden Frankfurter Nationalversammlung als Treffpunkt Unter Joseph von Radowitz versammelten sich regelmassig die Ultramontanen wie man sie damals auch nannte zur Besprechung von Kirchen und Schulfragen die Bekanntesten von ihnen waren wohl Ignaz von Dollinger August Reichensperger und Beda Weber Spatestens ab dem zweiten Drittel des 19 Jahrhunderts als der grunderzeitliche Bauboom vor den Toren der Stadt einsetzte kam auch das Steinerne Haus zusammen mit dem Rest der Altstadt zusehends in Verfall und erlitt grossere Schaden an seinem ausseren vgl Bild und inneren Bauschmuck 6 Dieser war bis zu diesem Zeitpunkt im Wesentlichen seit dem 15 Jahrhundert unverandert geblieben In Anbetracht zeitgleich vielerorts stattfindender Strassendurchbruche in der Altstadt und Abbruchen mittelalterlicher Bauten von teils grossem historischen Wert war das Frankfurter Stammhaus der Melems zu jener Zeit gefahrdet wie nie zuvor Vom Stadtbesitz bis zum Zweiten Weltkrieg 1898 bis 1944 Bearbeiten nbsp Steinernes Haus vor der Renovierung 1880 nbsp Durchbruch der Braubachstrasse 1904 nbsp Steinernes Haus nach der Renovierung ca 1910In den 1880er Jahren begann die Stadt Frankfurt bedeutende Burgerbauten der Altstadt aufzukaufen und aufwandig zu restaurieren um sie vor einem weiteren Verfall zu schutzen und als Baudenkmaler zu erhalten Beispiele dafur sind das Haus zur Goldenen Waage 1898 gekauft 1899 restauriert 1944 zerstort oder der Grosse und Kleine Engel 1906 gekauft und restauriert 1944 zerstort 1982 rekonstruiert So erwarb die Stadt 1898 auch das Steinerne Haus neben dem Haus Fursteneck und dem Leinwandhaus seinerzeit einer der letzten noch verbliebenen gotischen Steinbauten der Stadt Der Ganerbschaft die bis dato trotz leicht veranderter Familienanteile im Wesentlichen Bestand gehabt hatte bezahlte man dafur 250 000 Mark Die dahinterstehenden denkmalpflegerischen Absichten lassen sich in der Begrundung des Magistrats fur den Kauf erkennen Die Stadt muss hohen Wert darauf legen ein Gebaude das fur die Baugeschichte Frankfurts von so hervorragender Bedeutung ist in eigenen Besitz zu erwerben und dadurch zu verhindern dass ein solches Baudenkmal allmahlich vernachlassigt oder gar vernichtet werde Dass dies jedoch nicht fur alle Bauten der Frankfurter Altstadt galt zeigte der Durchbruch der Braubachstrasse von 1904 bis 1906 dem weit uber hundert darunter zahlreiche in ihrer Substanz mittelalterliche Fachwerkhauser zum Opfer fielen Darunter waren bereits im Jahr 1904 die gesamten Hinterhofbauten des Steinernen Hauses obgleich die geschlagene Wunde sogleich mit einem historistischen Bau zur Braubachstrasse hin wieder geschlossen wurde Dieser war von Anfang an als Restaurant der gehobenen Klasse konzipiert und knupfte in seinen neogotischen Formen durchaus an den Stil seines zum Markt gelegenen Pendants an Nur wenige Jahre spater uberliess die Stadt das Gebaude auf Anregungen aus Kunstlerkreisen hin der Frankfurter Kunstlergesellschaft der es bereits in den Jahrzehnten davor oftmals als Treffpunkt gedient hatte Um die finanziellen Mittel fur eine grundlegende Sanierung zu akquirieren veranstaltete die Kunstlergesellschaft am 6 7 und 8 April 1905 ein Altstadtisches Fest in den Festraumen des Romers Dem Fest lag der Gedanke zugrunde Leben und Treiben in den Tagen einer mittelalterlichen Kaiserkronung in Frankfurt fur drei Tage wieder aufleben zu lassen Die Aktion kann im Ruckblick wohl als Erfolg bezeichnet werden belief sich der Reingewinn doch auf 60 000 Mark 7 In der folgenden Zeit wurde das Steinerne Haus nach Planen des Architekten Franz von Hoven seiner baugeschichtlichen Bedeutung entsprechend aufwandig renoviert unter anderem wurden stilwidrige Einbauten entfernt wertvolle Gebaudeteile freigelegt sowie eine moderne Beleuchtung und moderne Garderoben und Toilettenraume eingebaut Bereits am 19 Januar 1907 fand nach Abschluss der Bauarbeiten die Einweihungsfeier der Kunstlergesellschaft statt Mit Ausstellungen und Veroffentlichungen machte sich das Haus schnell uber die Stadtgrenzen hinaus wieder einen Namen Wie der Vergleich fotografischer Aussenaufnahmen des Gebaudes zeigt wurden in den folgenden Jahren auch die ursprungliche gotische Aussengestalt und der Gebaudeschmuck teils rekonstruktiv wiederhergestellt insbesondere der 1842 vermauerte Zinnenkranz sowie der 1872 abgebrochene Baldachin der Madonnenstatue an der Sudwestecke des Hauses zeigten sich alsbald in ihrer ursprunglichen Erscheinung vgl Bild Zweiter Weltkrieg Wiederaufbau und Gegenwart 1944 bis heute Bearbeiten Im Zweiten Weltkrieg brannte das Gebaude bei einem Luftangriff am 22 Marz 1944 der auch die restliche Altstadt in Trummer legte innerlich vollig aus Aufgrund der massiven Bauweise blieben die Aussenmauern aber zunachst noch gut erhalten Zwei Tage spater erlitt es am 24 Marz 1944 dann einen Volltreffer durch eine Sprengbombe der aufgrund der nun fehlenden inneren Statik die komplette Fassade niederriss 8 Aus kunsthistorischer Sicht ausserst schmerzvoll ist der Verlust der gesamten Inneneinrichtung aus gotischer Zeit Wie durch ein Wunder blieben das gotische Gewolbe mit den steinernen Wappen des Ehepaars Melem in der Tordurchfahrt des Erdgeschosses sowie der historistische Gebaudepart an der Braubachstrasse fast unbeschadet erhalten 1 Obwohl die Ruinen der restlichen Altstadt schon zu Beginn der 50er Jahre beseitigt und alsbald durch Zweckbauten im Stil der Zeit ersetzt worden waren blieb das Steinerne Haus von diesem Schicksal verschont 1959 bis 1962 wurde es mit einem fur diese Zeit ungewohnlich hohen Aufwand von 2 4 Millionen DM heute entsprechend etwa 4 Millionen Euro wieder aufgebaut Im Gegensatz zu vielen anderen Wiederaufbauprojekten orientierte man sich dabei sehr stark am Original zu seiner Zeit war das Steinerne Haus zusammen mit dem Goethe Haus der einzige Burgerbau der Altstadt uberhaupt den man rekonstruierte Allerdings beschrankte sich die Rekonstruktion auf das aussere Erscheinungsbild die Innenraume wurden in Zweckformen der Zeit errichtet und anschliessend wieder dem Kunstverein zur Verfugung gestellt Weiterhin erhielt das Gebaude einen modernen Anbau an der Ostseite um seine Nutzflache zu vergrossern und fur Barrierefreiheit zu sorgen Am 8 November 1962 wurde das rekonstruierte Steinerne Haus mit einer Edvard Munch Ausstellung feierlich eingeweiht und dient seitdem mit Ausstellungsraumen wieder seinem alten Zweck als eines der Zentren der Kunst in Frankfurt Auch der nordliche Gebaudeteil an der Braubachstrasse diente schon bald wieder als Restaurant und prasentiert sich nach der Reparatur kleinerer Kriegsschaden bis heute ausserlich wie innerlich unverandert Im Rahmen des Dom Romer Projektes entstanden 2013 bis 2018 sudlich und ostlich des Steinernen Hauses die historisch bedeutenden Gassen Markt und Hinter dem Lammchen mit ihrer kleinteiligen teilweise nach historischen Vorbildern rekonstruierten Bebauung neu Der Frankfurter Kunstverein erganzte im Rahmen des Projektes den modernen Anbau um einen zweiten Eingang der sich nach Osten zur Gasse Hinter dem Lammchen hin offnet Im September 2018 wurde an der Fassade des Anbaus die Aussenskulptur Die Grosse Illusion des Kunstlerduos Wolfgang Winter und Berthold Horbelt installiert Der neue Eingang bildet zusammen mit der Skulptur eine Blickachse vom Huhnermarkt durch die Gasse Hinter dem Lammchen mit einem markanten Kontrast zwischen der modernen und der rekonstruierten Architektur Architektur BearbeitenAllgemeines Bearbeiten nbsp Plan des Erdgeschosses um 1900 nbsp Plan des ersten Obergeschosses um 1900 nbsp Schnitt in Ost West Richtung um 1900 nbsp Schnitt in Nord Sud Richtung um 1900 nbsp Wappen der Familie Melem nbsp Detail der oberen sudwestlichen HauseckeDas Steinerne Haus ist der letzte noch existierende burgerliche Profanbau seines Typs in Frankfurt von dem es im Mittelalter im Bereich der heutigen Altstadt um die zwanzig gab 9 Nur wenige von diesen gotischen Steinbauten dafur jedoch umso bedeutendere wie der Grosse Braunfels oder das Fursteneck erhielten sich bis ins 20 Jahrhundert fielen jedoch samtlich den Bomben des Zweiten Weltkriegs zum Opfer Ebenso erging es dem Leinwandhaus das erst in den 80er Jahren wieder aufgebaut wurde und dem Steinernen Haus architektonisch sehr nahekommt Es ist jedoch seit seiner Erbauung 1399 dem offentlichen Profanbau zuzurechnen Das Steinerne Haus ist im denkmalpflegerischen Sinne nur noch wenig mittelalterlich obwohl sich abgesehen von der Fassade die Aussenmauern grosstenteils erhielten mussten sie beim Wiederaufbau grosstenteils abgetragen werden Zum einen hatte die ungeheure Hitze des Feuersturms den Putz geschwacht wie es Fried Lubbecke schon 1944 in 10 befurchtet und berichtet hatte Zum anderen war die Ruine lange Zeit uneingedeckt Wind und Wetter ausgesetzt so dass Feuchtigkeit in das Mauerwerk einziehen konnte So besteht das Steinerne Haus heute abgesehen vom erhaltenen Gewolbe des Erdgeschosses und geringen Teilen der Aussenmauern weitestgehend aus Baumaterialien der 1950er Jahre Auch das Innere hat sich in den etwas uber 15 Jahren zwischen der Zerstorung 1944 und dem Abschluss des Wiederaufbaus 1962 so stark verandert wie in den uber 500 Jahren zuvor nicht Ausseres Bearbeiten Allgemeine Beschreibung Bearbeiten Die massiven Aussenmauern des Gebaudes bedecken eine fast quadratische Parzelle die fur mittelalterliche Verhaltnisse mit ungefahr 15 Metern in der Breite und 20 Metern in der Tiefe enorme Masse aufwies vgl Bilder u Ravenstein Plan Sie zeigt mit einem stumpfen Winkel zur Sudostecke hin bis heute noch den ursprunglichen Grundriss des Hauses Bornfleck das 1464 zugunsten des Steinernen Hauses abgerissen wurde Die hierdurch hervorgerufene Asymmetrie des Grundrisses hat der mittelalterliche Baumeister geschickt durch ein Gesims ausgeglichen das sich zunachst merkwurdig erscheinend nur an der sudostlichen Hausecke zwischen Erd und erstem Geschoss befindet So folgt nur das Mauerwerk des Erdgeschosses bis zum Gesims dem asymmetrischen Grundriss die daruber befindlichen Geschosse sind gerade ausgerichtet Die zum Markt gewandte Fassade ist im Bereich des Erdgeschosses durch ein grosses spitzbogiges Tor mit je zwei Rundbogen links und rechts vertikal funfachsig gegliedert Die horizontale Gliederung ist gleichfalls ausserlich ersichtlich Mit dem Erdgeschoss beherbergt das Haus drei Stockwerke wobei das erste und zweite durch ein kraftiges Gesims voneinander getrennt sind An das Erdgeschoss schliesst ausserdem ein niedriges Zwischengeschoss an die so genannte Bobbelage Diese Bauweise ist fur die Frankfurter Hauser des Mittelalters charakteristisch das Zwischengeschoss diente als Lagerraum wahrend im Erdgeschoss wahrend der Messezeiten die Waren fur den Verkauf aufgestapelt wurden Im Bereich der Bobbelage befindet sich uber dem spitzbogigen Tor eine Steinmetzarbeit mit dem Wappen der Familie Melem links und rechts ein kleines Rechteckfensterpaar uber jedem Rundbogen Die sich daruber anschliessenden Stockwerke sind mit zahlreichen fur die Erbauungszeit enorm grossen Kreuzstockfenstern durchbrochen die allerdings unregelmassig uber die Front verteilt sind So zeigt der erste Stock eine Gruppe von vier gleich verteilten Fenstern neben einer Gruppe von drei gleich verteilten Fenstern die sich sowohl im Baumaterial wie auch in ihrer Profilierung unterscheiden Die erstgenannte Gruppe ist anders als die anderen Fenster am Haus aus rotem Mainsandstein und nochmals von separaten Profilleisten eingerahmt die zweite Gruppe ist dagegen wie alle weiteren Fenster am Haus aus Basalt und ohne zusatzliche Profilleisten Von einem kraftigen horizontalen Gesims uber die gesamte Fassade getrennt weist der zweite Stock ahnliche Verhaltnisse auf hier gibt es ganz links ein sehr schmales Fenster eine sich daran anschliessende Gruppe von drei gleich grossen Fenstern einen grossen Freiraum nun wieder ein einzelnes Fenster von der gleichen Grosse wie das der vorangegangenen Gruppe und anschliessend rechts wieder ein sehr schmales sozusagen halbes Kreuzstockfenster Um das sich dem zweiten Geschoss anschliessende steile Walmdach verlauft ein begehbarer Wehrgang mit einem Zinnenkranz der allerdings nur an der Strassenfront in zweistockigen wiederum von Zinnen gekronten uberhangenden Eckturmchen endet Unter dem Wehrgang verlauft als klassisches gotisches Gestaltungselement ein Dreipassfries Das Walmdach selbst beherbergt noch einmal vier Dachgeschosse in die durch kleine Gauben etwas Licht einfallt Die asymmetrische Verteilung der Fenster hat in der Literatur 6 11 immer wieder zu Spekulationen gefuhrt inwieweit sich hierin eventuell die bauliche Situation von 1464 widerspiegelt als das Steinerne Haus auf den Parzellen zweier zuvor eigenstandiger Hauser erbaut wurde Weitere Beweise dafur dass das Steinerne Haus wie wir es heute kennen eventuell in zwei autonomen Bauabschnitten entstand meint man darin zu sehen dass in historischen Urkunden der Zeit immer nur von Haus Bornfleck nicht aber von Haus Rauchfass die Rede ist Tatsachlich genugt aber schon ein Vergleich von Planen die die alte Raumeinteilung zeigen vgl Bilder um mit grosster Sicherheit nachzuweisen dass die Fensterabstande einzig aus der ursprunglichen inneren raumlichen Gliederung resultieren Die Madonna am Steinernen Haus Bearbeiten nbsp Madonna am Steinernen HausAn der sudwestlichen Hausecke befindet sich in Hohe des ersten Geschosses seit der Entstehungszeit des Gebaudes eine Madonnenfigur Eine alte Sage beschreibt ihre Entstehung 12 Johann von Melem wollte wie es im Mittelalter ublich war eine Madonna an der dem Romerberg zugewandten Seite seines neuen Hauses anbringen lassen Er beauftragte einen jungen Frankfurter Steinmetz namens Andreas mit dieser Arbeit Andreas war nach seiner Lehre auf Wanderschaft in Italien gewesen Nun kam er mit einer Empfehlung der italienischen Handelspartner Melems in seine Heimatstadt zuruck Er erhielt eine Werkstatt im Haus zugewiesen wo er Tag und Nacht an seinem Werk arbeitete Eines Abends trat er vor die Tur seiner Werkstatt und erblickte hinter einem Fenster Ursula die jungere Tochter Johanns von Melem die in seiner Jugend seine Spielgefahrtin gewesen war Auch Ursula erkannte ihn sogleich Die beiden verliebten sich ineinander mussten jedoch bald die Aussichtslosigkeit einer Verbindung zwischen dem Handwerker und der Patriziertochter einsehen Bald darauf hielt ein Kolner Kaufmannssohn bei Johann von Melem um Ursulas Hand an und der stimmte zu Melem legte den Termin der Hochzeit fest und bat Andreas die Madonnenfigur bis dahin fertigzustellen Kurz vor der Hochzeit kamen Ursula und ihre Eltern eines Morgens an der Werkstatt vorbei Die Tur war nur angelehnt die Werkstatt aufgeraumt und verlassen In der Mitte stand die Madonna mit dem Kind sie trug Ursulas Zuge Andreas hatte die Stadt in der Nacht zuvor verlassen um nie mehr zuruckzukehren so dass ein anderer den Baldachin fertigstellen musste Der Sage nach bat Ursula ihren Vater die geplante Hochzeit abzusagen um ledig zu bleiben Tatsachlich uberliefert das erhaltene Familienbuch der Melems jedoch dass Ursula den Frankfurter Patrizier Walter Schwarzenberg heiratete und nach dessen Tod Bernhard Rohrbach Ursulas altere Schwester Katharina war mit dem Patrizier Jakob Heller verheiratet Die heute zu sehende Madonna ist eine Kopie des Originals das ebenfalls durch die Kriegseinwirkungen schwer beschadigt wurde und nur noch fragmentarisch im Historischen Museum erhalten ist Auch ist der heute zu sehende Baldachin nur ein massiger Ersatz fur das Original das mit meisterlich gearbeiteten Fialen selbige wieder mit Kreuzblumen geschmuckt ein bedeutsames Werk mittelalterlicher Steinmetzkunst darstellte Er wurde allerdings bereits 1872 auf Beschwerden einiger Marktfrauen hin abgebrochen 6 da er sich nach uber 400 Jahren in seine Bestandteile aufloste und diese auf die Strasse zu sturzen drohten Einige Fragmente konnten dennoch gerettet und fur seine Wiederherstellung Anfang des 20 Jahrhunderts verwendet werden Dieser wiederhergestellte Baldachin teilte dann allerdings das Schicksal der ihm unterstellten Madonna und wurde beim Wiederaufbau durch die heute zu sehende weit schlichtere Variante ersetzt Eine Rekonstruktion des originalen Zustands erscheint in Anbetracht der guten Dokumentationslage zumindest moglich Bezuge zur mittelrheinischen Architektur Bearbeiten nbsp Haus Saaleck in Koln Aufmass um 1900Einige der vorgenannten Eigenschaften des Steinernen Hauses wie das Zwischengeschoss das sonst in Frankfurt nur am Fachwerkbau auftrat aber insbesondere die Trennung der Geschosse durch ein Gesims die teilweise uberreiche Profilierung der Fenstergewande sowie der Typus der verwendeten halben Kreuzstockfenster sind in Frankfurt an anderen freilich nicht mehr erhaltenen steinernen Gebauden des Mittelalters nicht nachweisbar Fur das Jahr 1461 kann in Koln dem gotischen Haus Saaleck Anschrift Unter Taschenmacher 15 17 vgl Bild Johann von Melem als Besitzer nachgewiesen werden 11 Das Gebaude hat abgesehen von der Tatsache dass es aus Werksteinen erbaut ist alle oben genannten besonderen Eigenschaften die sich am drei Jahre spater erbauten Steinernen Haus wiederholen Es steht also ausser Frage dass der Erbauer des Steinernen Hauses diese mittelrheinischen speziell Kolner Einflusse mit nach Frankfurt brachte Sie sind allerdings wie praktisch immer im alten Frankfurt Import geblieben und haben in der lokalen Architektur keine Nachahmer gefunden Nicht klar als mittelrheinischer Einfluss belegbar aber doch auffallig ist die Tatsache dass auch der Kolner Bau uber eine Hausmadonna verfugt deren prominente Nische an der Hausecke mit aufwandigem vollplastischen Schmuck geziert ist Haus Saaleck erlitt das gleiche Schicksal wie das Steinerne Haus und wurde am 31 Mai 1942 durch Brandbombeneinwirkung weitestgehend zerstort Allerdings erfolgte bis 1957 der Wiederaufbau unter weitest moglicher Verwendung der originalen Bausubstanz so dass sich das Gebaude von kleineren Veranderungen im Bereich des Erdgeschosses abgesehen wieder in seiner ursprunglichen Gestalt prasentiert und als Beispiel fur diesen interessanten architektonischen Zusammenhang aus der Zeit der Spatgotik dienen kann Inneres 1464 bis 1944 Bearbeiten Erdgeschoss Bearbeiten nbsp Durchfahrt im Erdgeschoss um 1900 nbsp Gewolbe der Durchfahrt um 1900 nbsp Fensternische um 1880 nbsp Gotischer Wandschrank im ersten Obergeschoss um 1900 nbsp Gotischer Kamin im ersten Obergeschoss um 1900Hinter dem spitzbogigen Tor in der Mitte der Fassade erstreckte sich eine Passage die geradewegs auf der Nordseite durch ein ebensolches spitzbogiges Tor wieder hinausfuhrte Bis zum Bau der Braubachstrasse Anfang des 20 Jahrhunderts befand sich hier bereits seit dem Bau des Steinernen Hauses ein zugehoriger Hof mit Gebauden fur Hausangestellte und Messegaste Somit kann davon ausgegangen werden dass die Passage dazu diente Pferdefuhrwerken ein direktes Einfahren in jenen Hof zu ermoglichen um dort die Guter direkt auf die Hofanlage zu verteilen Diese Vermutung wird durch die Tatsache untermauert dass sich auf der dem Hof zugewandten Nordseite des Daches des Steinernen Hauses ein Zwerchhaus mit Seilwinde befand mit dem die Guter eines Fuhrwerks auch auf den Dachboden verladen werden konnten Es ist auf Vorkriegsbildern die die Dachlandschaft der Altstadt zeigen vgl Bild im geschichtlichen Teil aufgrund der enormen Hohe des Steinernen Hauses oftmals gut zu erkennen Das hintere Drittel der Passage war als aufwandiges Kreuzrippengewolbe ausgefuhrt In der Mitte zwischen den beiden Jochen des Gewolbes dessen Rippen glatt in die Wand einschnitten hielten vollplastische Engel die Wappenschilder des Erbauerehepaares Melems und seiner Gattin die eine geborene Dorfelder war Daruber hinaus war das Gewolbe reich mit spatgotischen Krabben versehen wobei der virtuose Steinmetz selbige nochmals mit winzigen Menschen und Tierfiguren geschmuckt hatte vgl Bilder Der weitestgehende Schutz vor der Witterung hat dieses Gebaudeteil das wie schon erwahnt als einziges die Zerstorung des Gebaudes 1944 uberstand bis heute vor grosseren Alterungsspuren bewahrt Am nordlichen Ende des Gewolbes befanden sich durch spitzbogige Turen Zugange zu ebenfalls von jedoch einfachen Gewolben uberspannten Raumen die vermutlich als Hauskapellen dienten Von hier aus fuhrten wieder Ausgange Richtung Norden zum Hof und in Richtung Suden zu lang gezogenen von der Ausstattung her schlichten Raumen in denen ursprunglich Handel getrieben bzw Messverkehr abgewickelt wurde Die Tatsache dass praktisch ihre gesamte Sudwand durch die rundbogigen Zugange zum Markt der Hauptverkehrsader des mittelalterlichen Frankfurts hin eroffnet war untermauert dies Die Oberlichter des Zwischengeschosses das klassischerweise der Lagerung von Waren diente hellte sie wohl zumindest in den klassischen Geschaftszeiten hierfur auch ausreichend auf Interessanterweise waren die Innenwande dieses den vorderen etwa zwei Drittel der gesamten Hausparzelle einnehmenden Bereiches welche die Raume links bzw rechts von der eingangs beschriebenen Durchfahrt trennten nicht massiv ausgefuhrt Stattdessen zeigte sich eine Holzfachwerkkonstruktion als verputzte Ausfachungen erstreckten sich die Wande zwischen drei kraftigen Stielen auf jeder Seite auf denen uber geschweifte Kopfbander verbunden die Unterzuge der Balkendecke ruhten Die parallel zur Wand verlaufenden Kopfbander hatte man in die Wand eingearbeitet und darunter jeweils mit einem Riegel versteift Auf der rechten bzw ostlichen Hausseite war zwischen diesen Raum und die zuvor beschriebene Kapelle das Treppenhaus eingeschoben das an einem Gelander aus schon gedrechselten Staben entlang in die oberen Stockwerke fuhrte Kleinere Fenster in der Ostwand erhellten das Treppenhaus auf naturliche Weise Obergeschosse und Dach Bearbeiten Den oberen Stockwerken gemein war dass sich die grossen zum Markt hin gelegenen Fenster in der Sudwand in tiefen Nischen befanden Steinsitze in ebendiesen Nischen ermoglichten es den jeweiligen Hausbewohnern sowohl das Markttreiben als auch die Kaiserkronungen aus einer privilegierten Position heraus zu verfolgen Im ersten Obergeschoss befanden sich unterhalb der Decke der zwei westlich gelegenen Zimmer Kragsteine mit Tierfiguren die eine einen im Nest sitzenden Adler vgl Bild die andere eine aus Blatterwerk hervorschauende Meerkatze zeigend Es spricht aufgrund dieser Gestaltung vieles dafur dass wenigstens diese zwei Raume ursprunglich als ein einzelner Raum auftraten und erst durch nachtragliche Veranderungen geteilt wurden vgl Grundriss In 6 wird gar davon ausgegangen dass es sich hier um den Raum handelte in dem die Melems Gaste empfingen da auch die Westwand durch einen ausserst reprasentativ gestalteten Wandschrank geziert wurde vgl Bild Aufgrund seines Alters und zudem offensichtlich musealen Qualitat ist es umso bedauerlicher dass auch dieses Ausstattungsstuck infolge der Kriegseinwirkungen vernichtet wurde Kunsthistorisch betrachtet ein wirklich schmerzvoller Verlust ist dagegen der Kamin der das nordostliche Zimmer des ersten Stocks zierte vgl Bild Die an ihm zu bewundernde Ornamentik stammte zweifelsfrei aus der Hochphase der deutschen Plastik Die Tatsache dass an ihm ein antikes Motiv in gotischer Fassung aufgegriffen wurde deutet auf einen unbekannt gebliebenen Steinmetz hin der nicht nur sein Handwerk meisterlich beherrschte sondern wohl auch einen hohen Bildungsgrad aufwies Daruber hinaus war die Decke dieses Zimmers noch mit einer einfach geometrischen Stuckdecke geschmuckt die allerdings eher als Zutat der spaten Renaissance zu verstehen war Westlich dieses Raumes befand sich ursprunglich die Kuche die restlichen Raume des Stockwerks waren schmucklos bzw zu Zeiten ihrer Dokumentation nicht mehr einem bestimmten Zwecke zuordenbar Auch im zweiten Stock gab es ausser einer Reihe von viereinhalb hangenden Wandbogen unter der Decke des westlichen vorderen Eckzimmers deren genaue Bedeutung unklar bleibt nichts merkwurdiges mehr Das reprasentative Treppenhaus endete hier eine separate nur zweckmassig gestaltete Treppe fuhrte in das erste Dachgeschoss Die einzelnen Dachgeschosse wurden wiederum durch einfache Holztreppen miteinander verbunden die ins letzte Dachgeschoss fuhrende Treppe verlief dabei entgegen den anderen parallel zum First Die kleinen Gauben im Dach auf allen Stockwerken ermoglichten in Anbetracht der Hohe einen fur mittelalterliche Verhaltnisse vermutlich atemberaubenden Weitblick Inneres seit 1962 Bearbeiten So sehr sich der Wiederaufbau des Steinernen Hauses fur die Zeit durchaus untypisch um eine originalgetreue Wiederherstellung des Ausseren bemuhte so wenig war dies beim Innenleben der Fall Andererseits kann bezuglich der Kriegsschaden an der Innendekoration im Grunde von einem Totalschaden gesprochen werden Eine etwaige Rekonstruktion auch nur von Teilen hatte aufwandige kunsthandwerkliche Arbeiten nach sich gezogen die die Kosten fur den vollig aus Steuermitteln finanzierten Wiederaufbau noch einmal gesteigert hatten Somit ist einzig die Einteilung der Geschosse die ohnehin durch die Fassade vorgegeben wird am Vorkriegszustand orientiert inwieweit tatsachlich die exakte Geschosshohe wiederhergestellt wurde bleibt allerdings unklar Im ersten und zweiten Stock befinden sich nuchterne lichtdurchflutete Ausstellungsraume im typischen Stil der 1960er Jahre Auch das im Erdgeschossbereich zum Markt hin befindliche Cafe erinnert durch seine Ausstattung mit grossen Glasflachen und schmucklosen Betonpfeilern in keinem Detail mehr an die einst reiche gotische Ausstattung Hinter einer Wand aus matten Glasbausteinen die das Cafe ungefahr auf zwei Dritteln der Gebaudeparzelle nach Norden hin begrenzt befindet sich allerdings bis heute das Kreuzrippengewolbe das als einziger Gebaudeteil den Krieg uberstand So zeigt es noch immer die Wappen des Ehepaars Melem das den Grundstein fur das Haus vor uber einem halben Jahrtausend legte Einzelnachweise Bearbeiten a b Kaiser und Konige im Romer Das Frankfurter Rathaus und seine Umgebung Verlag Josef Knecht Frankfurt 1980 S 64 70 Johann Georg Battonn Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main Band III Verein fur Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt am Main Frankfurt am Main 1864 S 164 165 a b c d Rudolf Jung Das Steinerne Haus In Verein fur Geschichte und Altertumskunde Verein fur das Historische Museum und die Numismatische Gesellschaft in Frankfurt am Main Hrsg Alt Frankfurt Vierteljahrschrift fur seine Geschichte und Kunst Jahrgang 3 Heft 1 Frankfurt am Main 1911 Der weit beruhmten Freyen Reichs Wahl und Handels Stadt Franckfurt am Main Chronica oder Ordentliche Beschreibung der Stadt Franckfurt Herkunfft und Auffnehmen Selbstverlag Frankfurt am Main 1706 Mit Turoni ist eine nach der franzosischen Stadt Tours benannte Wahrung gemeint Ludwig der Heilige fuhrte 1266 den Turoner Silbergroschen ein frz gros tournois lat grossus turonus der in ganz Europa Verbreitung fand und nach dem im Spatmittelalter zuweilen auch die Groschen anderer Handelsstadte benannt wurden a b c d e Die Baudenkmaler von Frankfurt am Main Band 3 Privatbauten Selbstverlag Volcker Frankfurt am Main 1914 S 41 60 Das Steinerne Haus in neuem Gewand 30 Jahre Frankfurter Kunstverein In Frankfurter Verkehrsverein Hrsg Frankfurter Wochenschau Bodet amp Link Frankfurt am Main 1937 S 470 471 Kriegsschicksale Deutscher Architektur Verluste Schaden Wiederaufbau Band 2 Sud Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1988 S 820 821 Die Altstadt in Frankfurt am Main innerhalb der Hohenstaufenmauer Verlag Moritz Diesterweg Frankfurt am Main 1937 S 49 Frankfurt im Feuersturm Verlag Frankfurter Bucher Frankfurt am Main 1965 S 168 171 a b Das Burgerhaus in Frankfurt a M bis zum Ende des Dreissigjahrigen Krieges Wasmuth Tubingen 1959 S 11 47 Hans Otto Schembs Die Madonna am Steinernen Haus in Spaziergang durch die Frankfurter Geschichte Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 7829 0530 XLiteratur BearbeitenAchilles Augustus von Lersner Der weit beruhmten Freyen Reichs Wahl und Handels Stadt Franckfurt am Main Chronica oder Ordentliche Beschreibung der Stadt Franckfurt Herkunfft und Auffnehmen Selbstverlag Frankfurt am Main 1706 Digitalisat Architekten amp Ingenieur Verein Hrsg Frankfurt am Main und seine Bauten Selbstverlag Frankfurt am Main 1886 S 35 archive org Johann Georg Battonn Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main Band III Verein fur Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt am Main Frankfurt am Main 1864 S 164 165 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3DQ2YAAAAAcAAJ IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Hartwig Beseler Niels Gutschow Kriegsschicksale Deutscher Architektur Verluste Schaden Wiederaufbau Band 2 Sud Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1988 S 820 821 Gerhard Bott Am alten Markt von Frankfurt Das Steinerne Haus In Amt fur Fremdenverkehr und Kongresswesen Hrsg Frankfurt lebendige Stadt Vierteljahresheft fur Kultur Wirtschaft und Verkehr Jahrgang 5 Heft 1 Frankfurt am Main 1960 S 34 35 Georg Hartmann Fried Lubbecke Alt Frankfurt Ein Vermachtnis Verlag Sauer und Auvermann Glashutten 1971 Rudolf Jung Das Steinerne Haus In Verein fur Geschichte und Altertumskunde Verein fur das Historische Museum und die Numismatische Gesellschaft in Frankfurt am Main Hrsg Alt Frankfurt Vierteljahrschrift fur seine Geschichte und Kunst Jahrgang 3 Heft 1 Frankfurt am Main 1911 Adolf Meuer Das Steinerne Haus in neuem Gewand 30 Jahre Frankfurter Kunstverein In Frankfurter Verkehrsverein Hrsg Frankfurter Wochenschau Bodet amp Link Frankfurt am Main 1937 S 470 471 Hans Pehl Kaiser und Konige im Romer Das Frankfurter Rathaus und seine Umgebung Verlag Josef Knecht Frankfurt 1980 S 64 70 ISBN 3 7820 0455 8 Walter Sage Das Burgerhaus in Frankfurt a M bis zum Ende des Dreissigjahrigen Krieges Wasmuth Tubingen 1959 Das Deutsche Burgerhaus 2 S 11 47 Otto Schembs Die Madonna am Steinernen Haus In Spaziergang durch die Frankfurter Geschichte Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 7829 0530 X Wolf Christian Setzepfandt Architekturfuhrer Frankfurt am Main Architectural Guide 3 Auflage Dietrich Reimer Verlag Berlin 2002 ISBN 3 496 01236 6 S 10 deutsch englisch Rudolf Jung Julius Hulsen Die Baudenkmaler in Frankfurt am Main Dritter Band Privatbauten Heinrich Keller Frankfurt am Main 1914 S 41 60 Digitalisat PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Steinernes Haus Frankfurt Album mit Bildern Videos und Audiodateien Das Steinerne Haus altfrankfurt com Der Wiederaufbau des Steinernen Hauses Memento vom 30 Dezember 2012 im Internet Archive Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Steinernes Haus In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen50 110833333333 8 6827777777778 Koordinaten 50 6 39 N 8 40 58 O nbsp Dieser Artikel wurde am 9 Marz 2007 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steinernes Haus Frankfurt am Main amp oldid 233347744