www.wikidata.de-de.nina.az
Das Haus zur Goldenen Waage war ein im Kern mittelalterliches Fachwerkhaus in der Altstadt von Frankfurt am Main das beim Luftangriff am 22 Marz 1944 zerstort wurde Wegen seines hohen architektonischen und historischen Wertes war es eine der bekanntesten Sehenswurdigkeiten der Stadt Es lag vor dem Hauptportal des Doms als Eckhaus an der schmalen Hollgasse und am Markt der vom Domplatz zum Romerberg fuhrenden Altstadtgasse Goldene Waage vorderes Gebaude in der Mitte auf koloriertem Photochromdruck um 1900Rekonstruktion der Goldenen Waage im Januar 2018Die detailreiche Renaissancefassade stammte von 1619 Die Uberreste des Hauses die einen Wiederaufbau nach dem Krieg durchaus erlaubt hatten wurden 1950 beseitigt Die Arkaden blieben allerdings als Teil einer Privatbibliothek in Gotzenhain erhalten Mehr als 20 Jahre lag das Grundstuck brach 1972 73 beim Bau der U Bahn Station Dom Romer entstand der Archaologische Garten in dem Ausgrabungen der romischen Niederlassung auf dem Domhugel und der karolingischen Konigspfalz Frankfurt zuganglich gemacht wurden 2007 wurde die Rekonstruktion von Teilen der ehemaligen Altstadt im Dom Romer Projekt beschlossen darunter auch die Wiedererrichtung der Goldenen Waage 2014 begann der Neubau Der archaologische Garten wurde dabei teilweise uberbaut bleibt aber uber das benachbarte Stadthaus am Markt zuganglich Im Dezember 2017 waren die restaurierte Fachwerkfassade die Renaissance Decke im Inneren und das Belvederchen fertiggestellt 1 2 Das auch im Inneren restaurierte Gebaude wurde im Dezember 2019 eroffnet Es ist im Rahmen von Fuhrungen 3 des Historischen Museums zuganglich Im Erdgeschoss befindet sich ein Cafe 4 Lage des Gebaudes in der Frankfurter AltstadtAufmass der Fassade zum Markt um 1910Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Die Goldene Waage unter Abraham van Hamel 1 3 Nach der Ara Hamel bis zum Erwerb durch die Stadt 1 4 Die Goldene Waage im 20 Jahrhundert 2 Wiederaufbau 3 Architektur 3 1 Ausseres 3 2 Inneres 3 2 1 Erdgeschoss und Keller 3 2 2 Erster Stock 3 2 3 Zweiter Stock 3 3 Das Belvederchen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Aufmass der Fassade zur Hollgasse um 1910 nbsp Grundriss EG und 1 OG nbsp Grundriss 2 OG und Dachstock nbsp QuerschnittVorgeschichte Bearbeiten Das Eckhaus am Markt und an der Hollgasse wurde bereits im fruhen Mittelalter vermutlich nach seinem damaligen Besitzer als Haus zum Kulmann bzw zum Colmann erwahnt Die fruheste mit einer Jahreszahl verbundene Erwahnung geht auf das Jahr 1323 zuruck 5 1405 wurde es mit dem Hinterhaus Alte Holle zu einem Anwesen vereinigt Etwa um diese Zeit kam im Volksmund auch der Begriff der Hollgasse fur die selbst fur mittelalterliche Verhaltnisse sehr enge dicht bebaute und extrem dunkle Querverbindung zwischen Markt und Bendergasse auf Es gab auch ein Junge Holle genanntes Haus das sich auf der Ostzeile der Hollgasse direkt gegenuber der Alten Holle befand Die meisten Hauser befanden sich auf dieser Strassenseite unter Einberechnung der Uberhange im Grunde genommen schon mit dem 1 Stock auf dem Grundstuck des Domes sehr zum Arger des Domstifts 1299 ist ein erster Fall schriftlich festgehalten bei dem der Goldschmied Colmann wegen seines Hauses auf der Ostzeile der Hollgasse in Streit mit der Geistlichkeit geriet 6 Die Goldene Waage unter Abraham van Hamel Bearbeiten 1588 gelangten das Eckhaus Goldene Waage fur 3 040 Gulden und die Alte Holle fur 2 000 Gulden in den Besitz von Andreas Gassmann Von Maria Margarethe Gassmann kaufte schliesslich 1605 der Zuckerbacker und Gewurzhandler Abraham van Hamel den Gebaudekomplex Hamel stammte aus Tournai in den spanischen Niederlanden 1599 war er als reformierter Glaubensfluchtling uber Sittard bei Aachen und Wesel nach Frankfurt zugewandert wo sich zuvor bereits sein Vater und Bruder als Burger ansassig gemacht hatten Trotz einiger Widerstande aus den Zunften war er am 19 November 1599 zum Burgereid zugelassen worden 6 1618 bis 1619 liess er das vierstockige Vorderhaus seines Grundstuckes abreissen und ersetzte es durch einen prunkvollen Neubau Sein Vorhaben war von heftigen Widerstanden des Rates und missgunstiger Nachbarn begleitet Die offentliche Zurschaustellung von Reichtum war in Frankfurt verpont auch der Bauherr des ahnlich prachtig geschmuckten Salzhauses hatte das zu spuren bekommen Hamel jedoch war ein streitbarer Mann der seine Ziele meist durchsetzte manchmal auch rucksichtslos entweder durch Einsatz seines Vermogens oder durch die Beschreitung des Klagewegs Seine Klagefreudigkeit machte ihn allerdings schnell zum Aussenseiter unter der Frankfurter Burgerschaft die bald meinte mit jedermann musste er zanken und rechtfertigen also dass fur seine Handel allein einen sonderbaren Schoffenrat zu bestellen notig ware 7 Auch der Streit um den Bau der Goldenen Waage wurde in Akten der stadtischen Archive sowie der Literatur 7 bis in die Gegenwart uberliefert Im Februar 1618 bat Hamel erstmals um die Erlaubnis sein baufalliges Haus vollig niederzulegen und durch einen vierstockigen Neubau also ein Erdgeschoss mit drei Obergeschossen ersetzen zu durfen Obwohl Hamel versprach die Vorschriften des Gesetzes streng zu beachten was unter anderem eine Vermeidung von Uberhangen einschloss so dass eine Engung der Gassen und sonstiges Uebel und Missstand im geringsten nit zu befahren sei wurde der Bau der nach Ansicht von Hamel einen ziemlichen Wohlstand Zierdt und bestes Aussehen erhalten hatte nicht bewilligt Die Nachbarn allesamt alteingesessene Frankfurter Kaufmanns und Patrizierfamilien legten Widerspruch ein da der hohe Bau ihrer Meinung nach der engen Gasse Licht und Luft genommen sowie die Feuergefahr erhoht hatte Sie gonnten dem Zuwanderer den Bau nicht In der Niederschrift heisst es von Rechts und Billigkeitswegen durfe man einen Niederlander der ohnehin zu lauter Vorteil geboren sei nicht vor anderen inheimischen alten Burgerskinden bevorzugen Hamel hielt dagegen dass ihm wegen seines Handels an der Gewinnung mehrern Raums sehr hoch und viel gelegen sei da Grundstucke am Markt sehr teuer waren und er deswegen zwecks bestmoglicher Nutzung desselben in die Hohe bauen musse Der Markt war damals eine Haupteinkaufsstrasse an Bedeutung mit der heutigen Zeil vergleichbar Hamel verlor diesen Prozess und so wurde die Goldene Waage entgegen den ursprunglichen Planungen nur ein dreistockiges Haus Anfang Juli 1618 als das Erdgeschoss und das Fachwerkskelett daruber bereits fertiggestellt waren richtete sich eine weitere Anzeige eines Nachbarn gegen den Bau Eine Besichtigung durch die Schoffen ergab dass das Erdgeschoss um einen Schuh entsprechend etwa 28 5 cm gegenuber dem von Hamel vorgelegten Bauplan zu hoch geraten war Fast hatte der Bau deswegen wieder abgebrochen werden mussen doch setzte Hamel hier wie so oft sein Vermogen ein Auch bei einem weiteren Verstoss gegen den Bauplan die Bauarbeiten derart zu beschleunigen dass das Haus zur Herbstmesse 1618 fertig wurde zahlte er eine Geldbusse in Hohe von 100 Reichstalern und wurde dabei gelassen Dennoch wurde das Haus zur Herbstmesse 1618 nicht fertig da der Schlosser Jacob Reynold der die Gitter zwischen Rundbogen und Oberlichtern des Erdgeschosses anfertigte so spat lieferte dass das Haus fast uber ein Jahr nicht bezogen und letztlich erst 1619 fertiggestellt werden konnte Hamel kostete dies viel Geld da er in der Zwischenzeit verschiedene Hauser fur seine Familie und seine Waren anmieten musste Als die Gitter dann fertig waren entbrannte ein weiterer Rechtsstreit da diese nicht die von Hamel gewunschten von der Haustur des Ratsherren Johann Martin Hecker ubernommenen Muster hatten Stattdessen hatte Reynold so Hamels Ansicht das Gerembs mit vielen ubermassigen im Geding nicht vorgesehenen Ringen dermassen uberlegt dass allein an Licht ein merklicher Schaden daraus unfehlbarlich entstehen musse des Weiteren die Stangen mit solche Dicke beschwert dass es auch fur eine gefangliche Verwahrung mehr als genugsam sei Eine Beurteilung der Lage durch die Handwerksgeschworenen lehnte er von vorneherein ab da er diese als befangen betrachtete Ihr Urteil fiel dann auch fur den Schlosser aus und Hamel liess es erneut zum Streit vor dem Schoffengericht kommen Diesmal gewann er dadurch dass er eine von allen anderen am Bau beteiligten Handwerkern unterschriebene Erklarung vorlegte nach der sie gutlich und wohl ohne eynigen Zanck oder Missverstand befriediget und bezahlet worden seien Auch wenn Hamel von Beruf Zuckerbacker war ging er doch hauptsachlich dem Gewurz und Farbenhandel nach was durch eine Stadtratseingabe belegt ist die ihn 1619 zum Handelsmann erhob Durch seine weitreichenden Handelsbeziehungen in das ganze Mittelrheingebiet Teile Norddeutschlands aber auch in seine ursprungliche Heimat erwarb er bald ein Vermogen das weit uber den bei wohlhabenden Frankfurter Kaufleuten sonst ublichen Reichtum hinausging Bei seinem Tod am 19 Januar 1623 besass er bereits die gesamte Westzeile der Hollgasse und das am Krautmarkt daran anstossende Haus Wolkenburg Hausanschrift Krautmarkt 7 6 Nach der Ara Hamel bis zum Erwerb durch die Stadt Bearbeiten nbsp Gebaude auf dem Ravenstein Plan Frankfurts von 1862 nbsp Vor der Renovierung 1899Nun lag es an der Witwe und einem jungeren Bruders Hamels die Geschaftsbeziehungen weiterzupflegen was ihnen jedoch offensichtlich unter den Bedingungen des inzwischen ausgebrochenen Dreissigjahrigen Kriegs nur sehr eingeschrankt gelang 1631 bis 1635 stand die Stadt zeitweise unter schwedischer Besatzung Damals erreichten die Schrecken des Krieges auch Frankfurt Allein in den drei Pestjahren 1634 bis 1636 starben fast 14 000 Menschen in der von Fluchtlingen uberfullten Stadt die in Friedensjahren nur etwa 15 000 Einwohner gehabt hatte Eine nie erlebte Teuerung liess weite Teile der Bevolkerung verarmen und loste eine jahrelange Hungersnot aus Als die Witwe Hamel am 25 Juli 1635 verstarb betrugen alleine die Aussenstande 60 000 Gulden der Immobilienbesitz war vergleichsweise hoch verschuldet Als Konsequenz verkauften ihre Erben Goldene Waage und Alte Holle zum Preis von 8 500 Gulden am 5 Marz 1638 an den Frankfurter Handelsmann Wilhelm Sonnemann In den folgenden Jahrhunderten wechselten oft die Besitzer 1655 bis 1699 war es die Familie Barckhausen 1699 bis 1748 die Grosskaufleute Grimmeisen und 1748 bis 1862 die Familie von der Lahr Im Anschluss folgten noch die Familien Osterrieth und Scheld bis 1898 dann die Stadt selbst den Gebaudekomplex fur 98 000 Mark erwarb 6 Die Goldene Waage im 20 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Luftbild der Altstadt ca 1942 rechts vom Domturm das Eckhaus zur Goldenen Waage nbsp Trummermodell im Historischen Museum in der linken Bildmitte die Reste der Goldenen WaageAb 1899 erfolgte eine grundlegende Renovierung durch den Baumeister Franz von Hoven Er liess den aus dem fruhen 19 Jahrhundert stammenden Verputz bzw die Verschieferung der Fassade entfernen und das Fachwerk freilegen In den Innenraumen nachtraglich eingezogene Zwischenwande und Verschlage wurden zuruckgebaut Nur wenige Jahre spater wurde die Ostzeile der sehr engen Hollgasse zugunsten einer Vergrosserung des Domplatzes abgerissen 1913 stellte die Stadt die durch diese Massnahmen optisch nun weitaus markantere Goldene Waage dem Historischen Museum zur Verfugung Dieses richtete das Haus 1928 als Beispiel eines Frankfurter Burgerhauses des fruhen 18 Jahrhunderts ein 6 Fur diese Entscheidung sprach zum einen dass die letzten grosseren Ausbauten aus jener Zeit stammten Des Weiteren existierte ein exaktes Inventar des Hauses zum Zeitpunkt des Todes von Hamel Solche Inventare wurden in Frankfurt beim Tode eines jeden Burgers mit nennenswerten Vermogen durch stadtische Beamte oder den Gerichtsschreiber aufgenommen Das Inventar aus dem Jahre 1623 ist nicht erhalten wohl aber das aus dem Jahre 1635 denn als die Witwe Hamel starb kam es erneut zur Aufnahme 7 Da bei der Aufnahme des Inventars klassischerweise das Erbe schon verteilt war gibt somit wohl auch das Inventar von 1635 recht genau den Zustand der Inneneinrichtung wieder der beim Tode Hamels herrschte Auf dieser Basis konnte das Museum die Raume originalgetreu wieder bestucken Im Zweiten Weltkrieg richteten die ersten Luftangriffe auf Frankfurt am Main bis 1942 nur geringe Schaden an doch liess der Bund tatiger Altstadtfreunde vorsichtshalber ab Sommer 1942 den gesamten Baubestand der Altstadt fotografisch und zeichnerisch erfassen Mit Beginn der Combined Bomber Offensive 1943 wurde auch Frankfurt zum Ziel von Flachenangriffen Die Goldene Waage blieb zunachst noch unversehrt obwohl die Angriffe am 4 Oktober 1943 am 29 Januar 1944 und am 18 Marz 1944 in unmittelbarer Nahe grosse Schaden verursachten Der Luftangriff vom Mittwoch den 22 Marz 1944 liess die gesamte Altstadt zwischen Dom und Romer im Feuersturm untergehen und zerstorte auch die Goldene Waage Brandbomben entzundeten das prachtvolle Fachwerk und liessen das Haus bis auf die Mauern des Sandstein Sockels niederbrennen 8 Besonders tragisch war der Verlust vieler fest mit dem Gebaude verbundener historisch wie materiell unersetzlicher Kunstschatze darunter die aufwendig gearbeiteten Decken der verschiedenen Raume sowie der Kachelofen im ersten Stock Der Grossteil der vom Historischen Museum dort untergebrachten Ausstellungsstucke war zuvor jedoch ausgelagert worden und uberstand den Krieg unversehrt Mit dem geretteten Inventar den erhaltenen Grundmauern und den Resten des Erdgeschosses ware ein Wiederaufbau ahnlich wie beim Salzhaus und vielleicht in vereinfachter Form durchaus moglich gewesen Die Stadt entschied jedoch die Trummer der zerstorten Hauser zwischen Dom und Romer bis 1950 vollig abzutragen Die Arkaden der Goldenen Waage wurden an einen Privatmann aus Gotzenhain verkauft der mit ihnen eine Privatbibliothek fur seine Villa erbaute 9 Beim 1952 begonnenen und bis 1960 im Wesentlichen abgeschlossenen Wiederaufbau der Altstadt entstanden moderne Wohn und Zweckbauten mit einem vollig neuen Zuschnitt der Grundstucke und Verkehrswege Das Gebiet zwischen Dom und Romer mitsamt dem Grundstuck der Goldenen Waage wurde jedoch ausgespart und blieb bis Anfang der 1970er Jahre eine Brache Ausgrabungen in den 1950er Jahren forderten zahlreiche Zeugnisse der romischen merowingischen karolingischen und spatmittelalterlichen Baugeschichte des Areals zutage 1972 73 wurde die Flache teils mit einer Tiefgarage und einem Zugang zur U Bahn Station Romer uberbaut die das Gelandeniveau um mehr als einen Meter anhoben teils dem Archaologischen Garten zugeschlagen Im September 2000 erwarb das Bistum Limburg das gegenuber der Goldenen Waage gelegene ehemalige Hauptzollamt und liess es in der Folge zum Haus am Dom umbauen Durch die Erweiterung nach Suden ruckte dessen massiver Baukorper bis auf 4 50 Meter an die ehemalige Goldene Waage heran wahrend der Markt vor der Zerstorung etwa acht Meter breit gewesen war Wiederaufbau Bearbeiten nbsp Seit Mai 2018 hat die Goldene Waage wieder ihren PlatzAnfang des 21 Jahrhunderts begann die Stadt mit Planungen zur zukunftigen Gestaltung der Flache zwischen Dom und Romer 2005 mehr als 60 Jahre nach Zerstorung der Altstadt zeichnete sich in der Burgerschaft und der Stadtverordnetenversammlung eine Praferenz fur die moglichst genaue Wiederherstellung des historischen Grundrisses mit Gassen Platzen und Hofen sowie die Rekonstruktion einzelner stadtebaulich bedeutsamer Hauser ab 9 Oberburgermeisterin Petra Roth schlug in einem Zeitungsinterview vor vier historisch bedeutende Gebaude darunter die Goldene Waage zu rekonstruieren Um die technischen Moglichkeiten einer Rekonstruktion zu bewerten liess die Stadt 2006 eine Dokumentation Altstadt erstellen 10 Die Studie stellte fest dass keines der Gebaude historisch getreu rekonstruiert werden konnte nicht einmal die besonders gut dokumentierte Goldene Waage Eine schopferische Rekonstruktion bei der insbesondere die Strassenfassade und die grundsatzliche Grundrissdisposition nachgebaut und eventuell erganzt werden konnten erschien moglich Der historische Stadtgrundriss konnte nur teilweise rekonstruiert werden insbesondere konnte die Goldene Waage wegen des Hauses am Dom nicht mehr am ursprunglichen Standort neu erstehen Um die Ausgrabungen des Archaologischen Gartens zuganglich zu erhalten sollte eine Uberbauung erfolgen in die grossere Abfangungen einzubringen waren Weitere Prufungen waren erforderlich beispielsweise ob das historische Niveau der Strassen und Erdgeschosse beibehalten werden konnte Bei jeder Rekonstruktion waren die aktuellen Bauvorschriften zu beachten besonders im Hinblick auf Brandschutz Energieeffizienz und die Moglichkeit von gesicherten Rettungswegen Treppenhauser waren feuerbestandig abzuschotten und aus nicht brennbaren Materialien auszufuhren Am 6 September 2007 beschloss die Stadtverordnetenversammlung 11 mit den Stimmen von CDU Bundnis 90 Die Grunen FDP und Freien Wahlern gegen die Stimmen von SPD und Die Linke die Neubebauung des Dom Romer Areals Teil des Beschlusses war die Rekonstruktion von mindestens sieben Gebauden darunter die Goldene Waage 12 Den Auftrag zur Rekonstruktion der Goldenen Waage erhielt das Buro Jourdan amp Muller Im Suden schliesst die neue Goldene Waage nun an das Stadthaus 13 an im Westen an das Haus Weisser Bock Markt 7 14 beides zeitgenossische Entwurfe Die Hochbauarbeiten begannen 2014 Mit der Rekonstruktion des Fachwerks fur das rund 100 Kubikmeter altes Eichenholz aus historischen Bauten wiederverwendet werden wurde eine Spezialfirma in Lemgo beauftragt 15 Beim Bau wurden mehr als ein Dutzend aus dem Trummerschutt geborgene und erhaltene Spolien wiederverwendet 16 Im Dezember 2017 wurde der ausserlich fertiggestellte Neubau darunter die restaurierte Fachwerkfassade die Renaissance Decke im Inneren und das Belvederchen bei einem Pressetermin vorgestellt 17 Im September 2018 wurde die Neue Frankfurter Altstadt mit einem zweitagigen Burgerfest eingeweiht Der Innenausbau der Goldenen Waage war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen Das Cafe im Erdgeschoss eroffnete im September 2019 In den beiden Obergeschossen soll eine Aussenstelle des Historischen Museums eingerichtet werden Architektur BearbeitenAusseres Bearbeiten nbsp Ehewappen uber der Tur am Markt nbsp Kragstein nbsp Kragstein an der Hausecke nbsp Schnitzereien des Eckpfostens nbsp Hof im Erdgeschoss nbsp Laden und Bobbelage im ErdgeschossAusserlich war die Goldene Waage auf den ersten Blick ein typisches Renaissance Gebaude der Frankfurter Altstadt ein hoher Sockel aus rotem Sandstein zeigte nach aussen filigrane reich verzierte Arkaden vier auf der zur Hollgasse gewandten Seite zwei zum Markt hin Die Arkaden fussten auf weit vorkragenden Kampfern die Schlusssteine waren als Lowenkopfe ausgearbeitet Zwischen den beiden Arkaden der Hausseite zum Markt schob sich die von einem doppelten Sturz geschmuckte Haustur ein Wahrend der obere mit den verlangerten Saulenschaften der Arkaden verspannt war verlief der untere annahernd gerade und zeigte in seinem Schlussstein das Ehewappen Abrahams van Hamel und seiner Frau Anna van Lith siehe Bild Das Ehewappen bestand aus zwei dicht aneinander geruckten Reiterschilden Dabei zeigte das heraldisch rechte Schild einen senkrechten Pfeil mit Widerhaken und drei Querstrichen durch den Schaft Der Pfeil endete zwischen zwei Ovalen die mit ihren Biegungen und einem Verbindungsstrich ein A braham bildeten in den Ovalen selbst konnte man die Buchstaben V on und H amel lesen Der heraldisch linke Schild trug in den unteren zwei Dritteln drei Hermelinschwanze und im oberen Bereich die Buchstaben A nna V an L ith Die Helmzier war ein wachender Widder Hammel zweifellos eine Anspielung auf den Namen des Erbauers Fur Verhaltnisse des fruhen 17 Jahrhunderts wurde mit dem Bau eine statische Meisterleistung vollbracht die durchbrochenen Arkaden des Erdgeschosses waren vom Material wie auch von der Ausfuhrung her nicht als tragende Elemente geeignet Dies war aber vollig beabsichtigt da der so reichliche Platz im Erdgeschoss zum Auslegen der Waren dienen konnte Dadurch war die Goldene Waage im Prinzip ein Haus auf Saulen von denen man ausserlich nur die verstarkte Nordost Ecke wahrnahm Die ubrigen sieben der Statik dienenden Saulen des Erdgeschosses verliefen zwischen den Arkaden waren in diese aber derart perfekt eingearbeitet sodass man ihnen eher dekorative Bedeutung zumass Die unterhalb der Kampfer der Saulenschafte befindlichen Kragsteine waren vom Steinmetz liebevoll gestaltet worden im massivsten an der Nordwestecke konnte man einen hockenden Mann zwischen Blumengehangen erkennen s Bild die ubrigen sieben stellten immer abwechselnd ein Mannes und ein Frauenhaupt siehe Bild dar Nur der an der aussersten in der Draufsicht westlichsten Hausseite am Markt befindliche Stein war fur sich besonders als er den Kopf eines Widders oder Hammels darstellte ob hierin eine Anspielung auf den Namen Hamel gesehen werden konnte wurde ebenso wie der Name des Steinmetzes nie geklart Wohlbekannt dagegen ist der Name des beim Bau tatigen Maurermeisters Wolf Burckhardt 6 sowie des fur das schmiedeeiserne Gitter zwischen Rundbogen und Oberlichtern verantwortlichen Schlossers Jacob Reynold 7 Uber seinen Kontorraumen befand sich im Sockel noch ein niedriges Zwischengeschoss die Bobbelage Das Zwischengeschoss diente als Lagerraum fur das darunter befindliche Verkaufskontor Es wurde durch die Oberlichter der Arkadenfenster erhellt Uber dem Erdgeschoss erhoben sich zwei auskragende Fachwerkgeschosse mit der Giebelseite zum Markt daruber noch zwei Giebelgeschosse Dabei kragte das zweite Geschoss gegenuber dem ersten nur auf der Hausseite zum Markt hin nochmals aus Die sehr feine ein Muster aus Andreaskreuzen bildende Gestaltung des Fachwerks war auf der zum Dom hin gewandten Ostseite ungefahr mit dem kurz zuvor am Romerberg entstandenen Schwarzen Stern vergleichbar Im Gegensatz zur Goldenen Waage wurde dieser nach seiner Kriegszerstorung Anfang der Achtzigerjahre wiederaufgebaut Auf allen Seiten verfugten die Fachwerkobergeschosse zudem uber fast durchgehende Reihen schmal gehaltener Fenster Im ersten Stock waren es auf der Ostseite dieser elf im Norden sechs im zweiten Stock im Osten zwolf und im Norden vier Die Verglasung stammte aus der Zeit um 1750 6 Der auch fur den Fachwerkteil statisch wichtige Eckpfeiler war durchgangig mit prachtigen Schnitzereien siehe Bild verziert von unten nach oben konnte man Erzvater Abraham mit einem Hammel zur Seite sowie eine goldene Waage erblicken Am Fusse des Balkens streckte sich zudem ein in Metall getriebener Arm der eine goldene Waagschale hielt aus dem Gebaude Hiervon durfte wohl der Name des Hauses abgeleitet sein Der Arm befand sich bis 1899 oberhalb der Eingangstur und entstammte noch einer Zeit als Hauser mangels Hausnummern derart klare bildliche Identifikationsmerkmale benotigten Der nach der Renovierung angebrachte Arm mit Waagschale war eine detailgetreue Replik das knapp 400 Jahre Wind und Wetter ausgesetzte Original fand einen Platz im Stadtgeschichtlichen Museum im Inneren des Hauses Der zum Markt gewandte nordwestliche Eckpfeiler der Obergeschosse war ebenso aufwandig geschnitzt wie sein zum Domplatz gewandtes Pendant dies ging jedoch im Schatten der Uberhange des Nachbarhauses Weisser Bock Hausanschrift Markt 7 grosstenteils unter Schliesslich befand sich auf dem fur Hauser dieses Typs klassisch steil zulaufenden mit Schiefer gedeckten Satteldach ein Zwerchhaus Die Giebelseite zum Markt war in den typischen etwa auch beim Salzhaus verwandten Renaissanceformen geschwungen Die Namen der fur den Bau verantwortlich zeichnenden Zimmermeister sind uberliefert Friedrich Stammeler und Barthel Hilprecht die auch wenn dies nie vollig geklart werden konnte moglicherweise auch die Bauplane vorbereiteten Der Dachdecker hiess Niclaus Gebhard 6 Inneres Bearbeiten Erdgeschoss und Keller Bearbeiten Zwei Eingange fuhrten ins Innere des Gebaudes der eine war eine in der von der Hollgasse aus gesehen ganz linken bzw sudlichsten Arkade eingearbeitete Tur die zweite Tur befand sich am Markt mittig in der Nordseite des Gebaudes Wer durch erstere Tur das Gebaude betrat gelangte in einen kleinen rechtwinkligen Hof der im hinteren Teil zum Himmel offen war Direkt hinter der Eingangstur befand sich eine Falltur zum Keller Des Weiteren erblickte man an der geradeaus in Blickrichtung liegenden Westwand eine Pumpe die jedoch schon zu den Zeiten als das Haus in Stadtbesitz uberging nicht mehr funktionierte Zur Wasserversorgung befand sich zudem ein Brunnen im Keller des Hauses Aus dem Hof fuhrten zwei weitere Turen an der Nordwand eine schwere Holztur an der Westwand eine noch machtigere genietete schmiedeeiserne Tur mit Turklopfer die wohl noch aus den Zeiten Hamels stammte und direkt in die Vorhalle des Hinterhauses Alte Holle fuhrte s Bild Ein vergittertes Fenster oberhalb der in die Vorhalle fuhrenden Tur liess nur wenig naturliches Licht in die Vorhalle fallen An der Sudwand konnte man noch Umrisse einer zugemauerten Tur in das Nachbarhaus Stadt Miltenberg Hausanschrift Hollgasse 11 erkennen das einst wie die gesamte Westzeile der Hollgasse in Hamels Besitz gewesen ist Ein weiterer rundbogiger Durchgang fuhrte von hier in den Lagerraum der Alten Holle Die Decke des Raumes war mit Malereien verziert die noch aus der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts stammten Insgesamt war dieser Gebaudeteil alter als die Goldene Waage ein zugemauerter Turbogen fuhrte im Schlussstein noch die Jahreszahl 1577 wahrend die Goldene Waage erst 1619 fertiggestellt wurde Uber eine eiserne Tur war der Raum auch mit den Hinterhofen des Markt verbunden Hamel lagerte in ihm noch seine Waren spatere Besitzer benutzten ihn unter anderem als Pferdestall wie nachtraglich eingebaute Krippen belegten Das Museum schliesslich stellte hier verschiedene altertumliche Fahrzeuge aus Der Raum war ein sogenannter Kellerhals als von ihm einst eine Treppe in den Keller der Alten Holle fuhrte Als dieser mit der Goldenen Waage zusammengelegt wurde und man einen Teil der Kellerraume an die am Markt westlich davon gelegene Grune Linde abtrat wurde diese Treppe obsolet Die uber die Jahrhunderte oft vermauerten Turen verschobenen Keller und ungeklarten Besitzerverhaltnisse hatten zu reichlich Sagenbildung gefuhrt im Volksmund hiess es oft es spuke in der Goldenen Waage 6 Die Vorhalle diente der Alten Holle ursprunglich als Treppenhaus was den sehr alten Charakter des Baus offenbarte die Vorhalle war einst zum Hof offen und vor den oberen Raumen lagen laubenartige Vorplatze mit holzernen Brustungen Diese Bauweise war bei Fachwerkhausern in der Frankfurter Altstadt selbst im fruhen 20 Jahrhundert noch oft zu finden Hamel liess im Rahmen des Baus der Goldenen Waage jedoch Decken in die Vorhalle einziehen und schaffte so oberhalb der Vorhalle weitere Zimmer Da diese wie im Querschnitt des Hauses ersichtlich eine weit geringere Raumhohe als die ursprunglichen Raume der Alten Holle hatten und auch diese nicht in derselben Hohe wie die Raume der Goldenen Waage lagen zog man zwischen beiden Gebauden einen Turm mit Wendeltreppe ein Im Erdgeschoss war das Treppenhaus uber die Holztur in der Nordwand des sich zur Hollgasse offnenden Hofs zuganglich Uber das Treppenhaus gelangte man zunachst in den auf gleicher Hohe gelegenen Laden der Goldenen Waage Das Stadtgeschichtliche Museum nutzte ihn neben touristischen Verkaufszwecken gelegentlich zu Sonderausstellungen Er war auch uber eine sich zum Markt offnende Tur an der Nordwand des Hauses zuganglich Auch Hamel hatte der Raum als Laden fur sein Geschaft gedient An der Sudseite gelangte man uber eine prachtig gearbeitete Treppe zum Bobbelage genannten niedrigen Zwischengeschoss siehe Bild Dessen Brustung war im gleichen Stil wie das Treppengelander gestaltet und wurde von einer massiven sich uber die gesamte Raumhohe erstreckende Saule aus rotem Sandstein mit ionischem Kapitell unterbrochen Die sich nur wenig daruber erstreckende Decke war als schon gestaltete bemalte Kassettendecke ausgefuhrt Sie zeigte in zwei von Stuckleisten eingerahmten Feldern jeweils ein Medaillon das ostliche mit einer weiblichen Figur einer Waage und einem Schwert das westliche eine weitere weibliche Figur ein Schlangenpaar in den Handen haltend An der Westwand schloss diese wieder an das Treppenhaus an Von hier gelangte man mit nur wenigen Schritten in den Ersten Stock Auf dem Weg dorthin kam man im Westen am Eingang zum ersten Zwischengeschoss uber der Vorhalle der Alten Holle vorbei Dieses diente laut Inventar von 1635 einst als Kuche und nun mit dem dahinterliegenden Raum dem Museum als Bibliothek Erster Stock Bearbeiten nbsp Grosser Saal im 1 Stock nbsp Stuckdecke des Grossen SaalsHier trat man zunachst in einen in West Ost Richtung verlaufenden Flur Durch eine vom Betrachter aus links bzw nordlich gelegene Tur gelangte man in den die gesamte nordliche Halfte dieses Stockwerks ausfullenden Grossen Saal siehe Bild Diese war von dem durch sechs in der zum Markt gelegenen Nordwand befindlichen Fenster hereinflutenden Licht immer hell erleuchtet Neben zahllosen Kostbarkeiten burgerlicher Haushalte die das Stadtgeschichtliche Museum hier zur Darstellung gehobener burgerlicher Verhaltnisse der Zeit um 1700 aus verschiedenen Sammlungen zusammengetragen hatte besass der Raum aber vor allem zwei ausserordentliche Kostbarkeiten die noch aus der Zeit Hamels und auch von ihm selbst stammten Zum einen war die gesamte Decke von mehrfarbigem Stuck uberzogen die gesamte stuckierte Flache bemass 7 20 auf 5 40 Meter In der Mitte dieses Rechtecks befanden sich zwei dominierende Achtecke die mit dem Besuch der Engel bei Abraham und der Opferung Isaaks Themen aus dem Alten Testament zeigten In den vier Ecken des vorgenannten Rechtecks konnte man jeweils in Ellipsen Darstellungen zur Geschichte Tobiae erblicken Der zwischen diesen geometrischen Figuren freie Raum war reich mit Roll und Bandelwerk Fruchten Putten Vogeln und Musikinstrumenten geschmuckt Die Decke war in ihrer gesamten Anlage eine handwerkliche Meisterleistung da der Stuckateur hier trotz der Geraumigkeit des Raumes unter vergleichsweise beengten Verhaltnissen arbeiten musste und somit auch keine Moglichkeit zur Kontrolle seines Werkes aus grosserem Betrachtungsabstand hatte 5 6 18 Die andere Kostbarkeit war ein grunglasierter Kachelofen in der Sudwestecke des Raumes der nach einer die Kachel eingearbeiteten Zahl noch aus dem Jahre 1621 stammte Auch er zeigte in seinen Kacheln biblische Szenen wie die Auffindung des Moseskindes Susanna im Bade und zweimal wohl nach derselben Hohlform gebrannt Samson mit den Torflugeln der Stadt Gaza 5 Wieder im Flur gelangte man in der Sudseite durch zwei Turen in den Hinteren Saal der zu Hamels Zeiten wohl seinen Tochtern als Schlafgemach diente aber um 1700 durch Einziehen einer Trennwand in zwei Raume geteilt worden war Die Wendeltreppe des Treppenhauses fuhrte zum zweiten Stock wieder vorbei an einem westlich zuganglichen Zwischengeschoss uber der einstigen Vorhalle der Alten Holle das einst als Zuckerkammer verwendet wurde und zuletzt als Labor fur die Fotoentwicklung des Museums eingerichtet war Zweiter Stock Bearbeiten nbsp Stuckdecke im nordostlichen Raum des 2 Stocks nbsp Flugeltur im 2 StockDer zweite Stock war in seinem Aufbau im Grunde mit dem darunterliegenden Stockwerk identisch allerdings waren die Raume nordlich und sudlich des Flures schon seit den Zeiten Hamels durch Zwischenwande getrennt sodass hier vier Turen in vier Raume fuhrten Offensichtlich in der Zeit als das Haus im Besitz der Familie Barckhausen war also Ende des 17 Jahrhunderts war hier zusatzliche Ausstattung hinzugekommen Dabei war im nordostlichen Zimmer eine wenn auch vergleichsweise einfach gehaltene Stuckdecke aufgebracht worden Sie hatte eine Feldereinteilung und zeigte in der Mitte einen Jungen futternden Pelikan ein Hinweis auf eine Nutzung des Raums als Kinderzimmer Zugleich war der Pelikan auch die Helmzier des Wappens der Familie Barckhausen Zusatzlich hatte man eine grosse Flugeltur siehe Bild zum nordwestlichen Raum eingebaut die von detailliert gearbeiteten korinthischen Pfeilern flankiert wurde Die ubrigen Raume des Stockwerks waren in ihrer Ausstattung weit schlichter gehalten als die vorigen Geschosse und zeigten kaum aus den fruheren Zeiten des Hauses stammenden raumlichen Schmuck Sie dienten im Laufe der Jahrhunderte den verschiedenen Besitzern als Schlafgemach oder Arbeitsraum Das Museum hatte sie unter Verwendung grosser Mengen von Originalausstattung unter Annahme ihrer ehemaligen Nutzung als Schreibstube Musikzimmer Kuche und Gemach eines mannlichen Bewohners eingerichtet Zuruck im Treppenhaus konnte man auf dem Weg zum Dach auf der westlichen Seite das dritte Zwischengeschoss uber der Vorhalle der Alten Holle erblicken Jedoch war hier im Gegensatz zu den vorausgegangenen Zwischengeschossen die Westwand durchbrochen und fuhrte uber eine Treppe in das etwas tiefer gelegene zweite Geschoss uber dem Lagerraum der Alten Holle In diesem Bereich des Hauses im Inventar von 1635 als Werkstatt bezeichnet hatte Hamel einst Kessel Pfannen und Ofen fur sein ursprungliches Gewerbe aufgebaut Uber eine Treppenanlage gelangte man von hier in den Dachboden der Alten Holle Dieser wurde im Inventar auch als Kammern hoher droben benannt Neben Hinweisen aus dem Inventar dass hier eine sparliche Schlafstatte fur Lehrlinge Hamels aufgebaut war wurden dort vor allem die Zutaten fur die darunter liegende Werkstatt gelagert Die Raume dienten nun ebenso wie die beiden Dachobergeschosse der Goldenen Waage grosstenteils der Museumsverwaltung Im ausgebauten Dachboden der Alten Holle befand sich die Wohnung des Hausverwalters Der Treppe weiter folgend wandelten sich die steinernen Stufen nun zu holzernen und in den Wanden offenbarte sich der Fachwerkcharakter des Treppenturms Auf der Sudseite konnte man noch eine holzerne Luke mit Aufzugskonstruktion erkennen die die Beforderung von im Hof angelieferten Warenvorraten zum Dachboden ermoglichte Das Belvederchen Bearbeiten nbsp Aquarell des Belvederchens 1862 nbsp Belvederchen um 1900Gekront wurde das Gebaude wortwortlich vom spitz auslaufenden geschieferten Ende des Treppenturms der westlich auslaufend zu einem offenen Dachgarten dem sogenannten Belvederchen siehe Bilder fuhrte Solche Dachgarten waren in der Altstadt recht beliebt da sie neben der schonen Aussicht vor allem frische Luft boten die in den verschmutzten Gassen der Altstadt eine Seltenheit war Unter dem katholischen Furstprimas Carl Theodor von Dalberg der unter anderem auch die Uberhange bei Neubauten untersagte kamen sie jedoch allmahlich in Verfall So konnte man ahnliche Dachausbauten im fruhen 20 Jahrhundert nur noch auf dem Haus zum Schildknecht am Huhnermarkt 18 dem Haus zum Holderbaum und Hirschberg in der Saalgasse 30 sowie dem auch als Gewurzhaus bekannten Haus zum weissen Hahn am Krautmarkt 5 finden Das Belvederchen der Goldenen Waage war zweifellos der grosste und prachtigste unter ihnen Das Belvederchen lag auf der im rechten Winkel zur Goldenen Waage errichteten hinter den Nachbarhausern am Markt verlaufenden Alten Holle und bestand aus einem bleigedeckten Dachgarten mit den Abmessungen 6 40 auf 4 80 Meter An der Sudseite stand ein Zierbrunnen mit einer uberdachten muschelformigen Marmorschale zwischen zwei gewundenen korinthischen Saulen wobei die Uberdachung selbst innen noch mit bunten Steinen verziert war Der Brunnen wurde aus einer Zisterne auf dem Dach gespeist Einige Stufen oberhalb des Dachgartens lag eine holzerne Laube mit einer Grundflache von 8 20 auf 2 70 Meter Anstelle der Fenster besass die Laube Holzgitter die als Windschutz dienten und wie Fenster geoffnet werden konnten 6 Selbst im Hochsommer blieb es so in der Laube angenehm kuhl Der Ausblick vom Belvederchen zum Domturm uber die Dacher der mittelalterlichen Altstadt und auf den Domturm wurde haufig gemalt oder fotografiert u a von Carl Theodor Reiffenstein Da eine Beschreibung dieser Aussicht heute nicht mehr erfolgen kann sei hier eine Beschreibung aus dem in den 1930er Jahren erschienenen Fuhrer durch die Goldene Waage 6 wortlich zitiert Im Osten in erdruckender Nahe streben die rotgluhenden Sandsteinquadern des Domturms himmelhoch empor Nach Suden schweift das Auge uber den Main zum Hause des Deutschen Ordens am jenseitigen Ende der Alten Brucke uber Sachsenhausen zu dem mit Garten und Landhausern bedeckten Muhlberg Dahinter ahnt man die unendlichen Walder des alten Reichsforstes Dreieich Im Westen winkt in beinah greifbarer Nahe der Romer das mittelalterliche Rathaus der Stadt mit dem Kaisersaal Es grussen die Turme von St Nikolai und St Leonhard heruber wuchtig und schwer ragt aus dem Schieferdachergewirr die Paulskirche im Jahre 1848 Tagungsort der deutschen Nationalversammlung Nach Norden endlich dehnt sich Gross Frankfurt weit gelagert und langsam ansteigend Gedampft zittert das Atmen der rastlos arbeitenden Stadt herauf und lasst die anmutige Ruhe und beschauliche Abgeschlossenheit des Dachgartens erst recht empfinden Jeder Besucher fuhlt das anders und es ist schon ratsam hinaufzusteigen und selbst zu sehen Literatur BearbeitenJohann Georg Battonn Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main Band III Verein fur Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt am Main Frankfurt am Main 1864 S 197f und S 257 259 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3DQ2YAAAAAcAAJ IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Architekten amp Ingenieur Verein Hrsg Frankfurt am Main und seine Bauten Selbstverlag Frankfurt am Main 1886 S 34 62 64 archive org Rudolf Jung Julius Hulsen Die Baudenkmaler in Frankfurt am Main Dritter Band Privatbauten Heinrich Keller Frankfurt am Main 1914 S 109 122 Digitalisat PDF Otto Rupersberg Der Erbauer der Goldenen Wage Abraham von Hammel und seine Hinterlassenschaft In Schriften des Historischen Museums IV Direktion des Historischen Museums der Stadt Frankfurt am Main Frankfurt am Main 1928 S 62 84 Heinrich Bingemer Franz Lerner Fuhrer durch die Goldene Wage Presse und Werbestelle der Stadt Frankfurt am Main Frankfurt am Main 1935 Schriftenreihe Frankfurter Sehenswurdigkeiten 3 Heinrich Voelcker Die Altstadt in Frankfurt am Main innerhalb der Hohenstaufenmauer Moritz Diesterweg Frankfurt am Main 1937 S 52 72 Hans Lohne Frankfurt um 1850 Nach Aquarellen und Beschreibungen von Carl Theodor Reiffenstein und dem Malerischen Plan von Friedrich Wilhelm Delkeskamp Frankfurt am Main Verlag Waldemar Kramer 1967 Georg Hartmann Fried Lubbecke Hrsg Alt Frankfurt Ein Vermachtnis Der goldene Brunnen Frankfurt M 1950 Sauer und Auvermann Glashutten 1971 Manfred Gerner Fachwerk in Frankfurt am Main Verlag Waldemar Kramer Frankfurt 1979 S 32 34 ISBN 3 7829 0217 3 Hartwig Beseler Niels Gutschow Kriegsschicksale Deutscher Architektur Verluste Schaden Wiederaufbau Bd 2 Sud Karl Wachholtz Neumunster 1988 S 827 Panorama Wiesbaden 2000 ISBN 3 926642 22 X Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Haus zur Goldenen Waage Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Goldene Wage altfrankfurt com Markt 5 Goldene Waage auf der Webseite des Dom Romer Projektes Photo der erhaltenen Original Arkaden in GotzenhainEinzelnachweise Bearbeiten Goldene Waage wird vorgestellt Altstadteroffnung im Plan Focus 13 Dezember 2017 Eine Renaissance Decke von heute in FAZ vom 24 Februar 2017 Seite 35 Fuhrungen des Historischen Museums Pressemeldung vom 16 November 2018 bei par frankfurt de der fruheren Website der Stadt Frankfurt am Main a b c Die Baudenkmaler von Frankfurt am Main Bd 3 Privatbauten 1914 S 109 122 a b c d e f g h i j k l Fuhrer durch die Goldene Wage 1935 a b c d Der Erbauer der Goldenen Wage Abraham von Hammel und seine Hinterlassenschaft In Direktion des Historischen Museums der Stadt Frankfurt am Main Hrsg Schriften des Historischen Museums 1928 S 62 84 Kriegsschicksale Deutscher Architektur Verluste Schaden Wiederaufbau Band 2 Sud Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1988 S 827 a b Wolfgang Klotzer Dann stunde Stoltze wieder auf dem Huhnermarkt In Frankfurter Allgemeine Zeitung 14 Oktober 2005 abgerufen am 13 Januar 2016 Dietrich Wilhelm Dreysse Volkmar Hepp Bjorn Wissenbach Peter Bierling Planung Bereich Dom Romer Dokumentation Altstadt Stadtplanungsamt der Stadt Frankfurt am Main Frankfurt am Main 2006 online PDF 14 8 MB Wortprotokoll uber die 15 Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag dem 6 September 2007 16 02 Uhr bis 22 30 Uhr In PARLIS Parlamentsinformationssystem der Stadtverordnetenversammlung Frankfurt am Main Abgerufen am 11 Januar 2018 Matthias Alexander Sieben Altstadthauser sollen rekonstruiert werden Nicht mehr online verfugbar In Frankfurter Allgemeine Zeitung 7 Mai 2007 archiviert vom Original am 13 Januar 2016 abgerufen am 13 Januar 2016 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www faz net Stadthaus Frankfurt Abgerufen am 26 Mai 2018 Haus Weisser Bock Dom Romer GmbH abgerufen am 27 Mai 2018 Baustellentagebuch der Fa Kramp amp Kramp Memento des Originals vom 13 Januar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kramp lemgo de Rainer Schulze Abraham und Anna sind zuruck In Frankfurter Allgemeine Zeitung 27 Februar 2016 abgerufen am 11 Januar 2018 Goldene Waage wird ein besonderes Highlight der neuen Frankfurter Altstadt Frankfurt am Main und seine Bauten 1886 S 34 S 62 64 50 110736111111 8 6844416666667 Koordinaten 50 6 38 7 N 8 41 4 O nbsp Dieser Artikel wurde am 22 April 2006 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haus zur Goldenen Waage Frankfurt am Main amp oldid 236983169