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Johann XX von Dalberg Anm 2 14 August 1455 in Oppenheim 27 Juli 1503 in Heidelberg war als Johann III Bischof von Worms und von 1480 bis 1482 Kanzler der Universitat Heidelberg Er war ein profilierter Mazen des deutschen Fruhhumanismus selbst hochgelehrt und den Kunsten zugetan 1 Stifterscheibe mit Johann von Dal berg und kombiniertem Dalberger Wormser Wappen um 1480 Anm 1 Wurzel Jesse Darstellung aus dem Kreuzgang des Wormser Domes Links unten Stifterfigur des Bischofs Johann von DalbergDetail aus der Wurzel Jesse Darstellung Ausschnitt Bischof Johann von Dalberg wird von Petrus dem der Dom geweiht ist gestutzt Bischofsstab Johann von Dalbergs im Speyerer Domschatz Historisches Museum der Pfalz Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Familie 2 Leben und Wirken 2 1 Ausbildung 2 2 Amter 2 3 Johann als Bischof 2 4 Netzwerker des Humanismus 3 Tod und Gedenken 4 Wissenswert 4 1 Numismatik 4 2 Bischofsstab 5 Literatur 6 Weblinks 7 Anmerkungen 8 EinzelnachweiseHerkunft und Familie BearbeitenJohann entstammte der Ritterfamilie von Dalberg und war der zweite Sohn von insgesamt 11 Kindern des pfalzischen Hofmarschalls Wolfgang III Kammerer von Worms genannt von Dalberg 1426 1476 und dessen Frau Gertrud einer geborenen von Greiffenclau zu Vollrads 1502 Tochter von Friedrich von Greiffenclau zu Vollrads 1401 1462 Friedrich VI von Dalberg 1459 1506 Burgermeister von Oppenheim war ein Bruder des Bischofs ebenso der dortige Amtmann Wolfgang VI von Dalberg 1473 1522 Die Schwester Apollonia 2 amtierte als Abtissin des Klosters Marienberg zu Boppard 3 Zu den verwandtschaftlichen Beziehungen siehe im Ubrigen hier Leben und Wirken BearbeitenAusbildung Bearbeiten Johann von Dalberg studierte von 1466 bis 1472 in Erfurt wo er 1470 das Bakkalaureat erlangte Abschluss des damaligen Grundstudiums in den Artes Anschliessend studierte er bis 1476 in Pavia Rechtswissenschaften Er lernte dort Rudolf Agricola kennen der auch die Antrittsrede hielt als Johann 1474 1475 Rektor der Universitat wurde Weitere Verbindungen die in dieser Zeit entstanden sind die zu Jakob Questenberg und den Brudern Dietrich 1453 1520 und Johannes von Plieningen 1454 1506 4 Aus diesen Beziehungen bildete sich ein Kreis fruher Humanisten zu denen weitere hinzutraten etwa Jakob Wimpfeling 5 1474 erhielt Johann XX die niederen Weihen Im Sommer 1473 war aber sein alterer Bruder Wolfgang IV verstorben was den Vater dazu bewog die Karriereplanung fur seinen nun Altesten andern zu wollen Nach dem Ende seines Rektorats reiste Johann XX deshalb nach Hause Der Vater wollte dass der Sohn noch weiter studiere aber wieder weltlich werde 6 Der Vater verstarb jedoch bereits am 20 September 1476 In der Folge arrangierte Johann XX sich mit seinem nachstjungeren Bruder Friedrich VI Johann XX blieb geistlich und Friedrich VI ubernahm die Rolle des Familienoberhauptes 7 Johann XX begab sich nach Italien zuruck und studierte ab 1476 an der Universitat Padua 8 Ausser dem in Erfurt erworbenen Bakkalaureat sind aber Universitatsabschlusse von ihm nicht bekannt 9 Anm 3 Amter Bearbeiten Bereits wahrend seines Studiums erhielt er Dompfrunden 1472 in Worms 1474 in Trier 1478 79 in Speyer und 1479 in Mainz Er war der erste seiner Familie der zahlreiche Domherrenstellen in den rheinischen Domkapiteln erlangen konnte womit er eine die nachsten 300 Jahre anhaltende Familienpolitik begrundete Die vorangegangenen Generationen hatten nicht in ausreichender Zahl mannliche Nachkommen gehabt um Sohne fur die kirchliche Karriere freistellen zu konnen ohne den eigenen Bestand zu gefahrden 10 1480 wurde er Dompropst in Worms und damit auch die Amter waren in Personalunion verbunden Kanzler der Universitat Heidelberg 11 In dieser Zeit wohnte Dalberg in Heidelberg in dem in der Heugasse gelegenen Munzhof Kurfurst Philipp von der Pfalz regierte 1476 1508 ernannte ihn 1481 zum Kanzler der Kurpfalz ein Amt das er bis 1497 innehatte 12 Der Kurfurst setzte sich weiter fur die Wahl Johann XX zum Bischof von Worms ein die am 2 August 1482 erfolgte Er war bei seiner Wahl erst knapp 27 Jahre alt und hatte das dafur nach dem Kirchenrecht erforderliche Alter von 30 Jahren noch nicht erreicht Er erhielt aber einen papstlichen Dispens Johann XX war damit der erste seiner Familie der zum geistlichen Reichsfursten aufstieg 13 Er wohnte nun in Heidelberg im Hof des Bischofs von Worms in der Heidelberger Neustadt Nach Aufgabe des kurpfalzischen Kanzleramtes 1497 hielt er sich vor allem im Schloss des Wormser Bischofs in Ladenburg auf In Worms war er dagegen selten da er mit der Stadt in standigem Streit lag 14 Nach 1497 war er auch im Dienst Konig Maximilian I tatig 15 Johann als Bischof Bearbeiten Ab 1488 liess Johann XX den im 19 Jahrhundert abgerissenen Kreuzgang am Wormser Dom neu erbauen Im nordlichen Seitenschiff des Domes befindet sich das von ihm fur die Marienkapelle des Kreuzgangs gestiftete und heute dorthin translozierte Relief der Wurzel Jesse mit seinem Abbild und der Weiheinschrift 1488 Der vortrefflichsten Maria Gottesmutter und ihren ehrwurdigen Ahnen errichtete es Johannes Kammerer von Dalberg Bischof unter dessen Leitung diese Halle und dieser Kreuzgang begonnen wurden 16 1496 beauftragte Dalberg den Pfarrer Jakob Stoll von Alsheim eine Diozesanvisitation abzuhalten die im Wormser Synodale niedergeschrieben ist Er unterstutzte nachdrucklich die Reformen der Abtissin Margaretha von Venningen 1505 im Kloster Rosenthal Netzwerker des Humanismus Bearbeiten Neben den offiziellen Amtern agierte Johann XX als fuhrende Figur in dem ihn umgebenden Kreis von Humanisten 17 Er sprach Italienisch Lateinisch aber mit deutschem Akzent Griechisch und Hebraisch damals noch recht ungewohnlich in Deutschland 18 Er forderte die seit den 1450er Jahren am kurfurstlichen Hof erkennbaren humanistischen Bestrebungen und machte Heidelberg zu einem wichtigen Zentrum des deutschen Fruhhumanismus 19 Er trug eine umfangreiche Bibliothek zusammen die auch Werke in Griechisch und Hebraisch enthielt und stellte sie auch Freunden zur Verfugung Ausserdem enthielt die Bibliothek mittelhochdeutsche Texte und Ubersetzungen aus den klassischen Sprachen ins Deutsche 20 In dem Kreis Heidelberger Humanisten um Johann XX wurden zahlreiche Texte aus dem Griechischen und Lateinischen ins Deutsche ubersetzt 21 Sehr interessiert war Johann XX an Nachrichten aus Italien uber dortige Bibliotheken und deren Inhalt Er liess sich sogar ein Verzeichnis der Werke der Vatikanischen Bibliothek kommen 22 1484 lud Dalberg den Universalgelehrten Rudolf Agricola nach Heidelberg ein der an der Universitat Reden und Vortrage hielt Nach der Wahl und der Kronung von Papst Innozenz VIII schickte Kurfurst Philipp von der Pfalz Johann XX von Dalberg 1485 nach Rom In seinem Gefolge befand sich auch Rudolf Agricola Wahrend des offentlichen Konsistoriums am 6 Juli 1485 hielt Johann XX von Dalberg als Bischof von Worms die oratio gratulatoria Gluckwunschrede die Agricola verfasst hatte Dalberg stand auch mit anderen namhaften Gelehrten seiner Zeit in regem Gedankenaustausch Conrad Celtis Johannes Reuchlin und Adolph Occo zahlten zu seinem Freundeskreis Auf Dalbergs Ermunterung hin und unter seiner Schirmherrschaft grundete Celtis 1491 die Sodalitas litteraria Rhenana mit ihrem Hauptsitz in Heidelberg Tod und Gedenken BearbeitenJohann von Dalberg starb im Juli 1503 in Folge eines Treppensturzes 23 Er wurde im Wormser Dom beigesetzt die Grabinschrift ist von Johann Friedrich Schannat uberliefert 24 Die Begrabnisfeierlichkeiten wurden von dem weiter andauernden Streit zwischen der Stadt und Bischof uberschattet Johann XX wurde nie ein Epitaph errichtet und dessen Fehlen ist nicht der Zerstorung der Stadt Worms 1689 im Pfalzischen Erbfolgekrieg durch Truppen Konig Ludwig XIV geschuldet 25 Konig Ludwig I von Bayern zahlte Johann von Dalberg zu den grossen Personlichkeiten der deutschen Geschichte und ehrte ihn in der Ruhmeshalle Walhalla bei Regensburg mit einer Marmorbuste die Arnold Hermann Lossow schuf Wissenswert BearbeitenNumismatik Bearbeiten Johann XX sammelte antike Munzen und kummerte sich um Erhalt und Restaurierung erhaltener romischer Inschriften in Worms Johann XX selbst verfasste ein Werk uber Munzrecht De inventione ratione et qualitatemonetae 26 das aber wohl verloren ging Bischofsstab Bearbeiten Johann von Dalbergs Bischofsstab gelangte um 1820 als Geschenk des bayerischen Konigs Maximilian I Joseph an das damals gerade wiedererrichtete Bistum Speyer und befindet sich bis heute im Speyerer Domschatz der im Historischen Museum der Pfalz aufbewahrt wird Bei der Amtseinfuhrung des derzeitigen Bischofs Karl Heinz Wiesemann wurde dieser Stab 2008 genutzt normalerweise benutzt der einen anderen Literatur Bearbeitennach Autoren Herausgebern alphabetisch geordnet Friedrich Wilhelm Bautz Johann XX von Dalberg In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 1195 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Gerold Bonnen Hrsg Der Wormser Bischof Johann von Dalberg 1482 1503 und seine Zeit Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 117 Mainz 2005 ISBN 978 3 929135 51 0 Johannes Bollinger 100 Familien der Kammerer von Worms und der Herren von Dalberg Bollinger Worms Herrnsheim 1989 Ohne ISBN Leopold von Eltester Adalbert Heinrich Horawitz Dalberg von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 4 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 701 703 Hans Hubach Johann von Dalberg und das naturalistische Astwerk in der zeitgenossischen Skulptur in Worms Heidelberg und Ladenburg In Gerold Bonnen und Burkard Keilmann Hg Der Wormser Bischof Johann von Dalberg 1482 1503 und seine Zeit Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 117 Bd Mainz 2005 S 207 232 Online Version Herbert Jaumann Handbuch Gelehrtenkultur der Fruhen Neuzeit enzyklopadischer Eintrag Dalberg Johann auf S 214 Band 1 Bibliographisches Repertorium Walter de Gruyter Berlin 2004 ISBN 3 11 016069 2 Ludwig Lenhart Dalberg Johann v In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 488 Digitalisat Dieter Mertens Bischof Johann von Dalberg 1455 1503 und der deutsche Humanismus In Kurt Andermann Hrsg Ritteradel im Alten Reich Die Kammerer von Worms genannt von Dalberg Hessische Historische Kommission Darmstadt 2009 Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission Neue Folge Band 31 ISBN 978 3 88443 054 5 S 35 50 Online Ausgabe des Aufsatzes Karl Morneweg Johann von Dalberg ein deutscher Humanist und Bischof geb 1455 Bischof von Worms 1482 1503 Heidelberg Winter 1887 Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Peter Walter Johannes von Dalberg und der Humanismus In 1495 Kaiser Reich Reformen Der Reichstag zu Worms Ausstellung des Landeshauptarchivs Koblenz in Verbindung mit der Stadt Worms zum 500jahrigen Jubilaum des Wormser Reichstags von 1495 Veroffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland Pfalz Katalogreihe Koblenz 1995 S 139 171 Peter Walter Inter nostrae tempestatis pontifices facile doctissimus Der Wormser Bischof Johannes von Dalberg und der Humanismus In Gerold Bonnen und B Keilmann Hg Der Wormser Bischof Johannes von Dalberg 1482 1503 und seine Zeit Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 117 Mainz 2005 S 89 152 Georg Wilhelm Zapf Ueber das Leben und die Verdienste Johann von Dalbergs ehemaligen Bischofs von Worms und Wiederherstellers der Wissenschaften zu Ende des funfzehenten Jahrhunderts 1 Auflage Augsburg 1789 2 erweiterte Auflage Spath Augsburg 1796 Nachtrag zu Johann von Dalberg Bischofen von Worms Orell Fussli und Kompagnie Zurich 1798 2 Auflage der 2 erweiterten Auflage von 1796 1799 3 Auflage der 2 erweiterten Auflage von 1796 1804 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann von Dalberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Werke von und uber Johann XX von Dalberg in der Deutschen Digitalen Bibliothek Werke von Johann XX von Dalberg im Gesamtkatalog der Wiegendrucke Johann von Dalberg als BuchersammlerAnmerkungen Bearbeiten Die Scheibe stammt aus der Dalberger Grabkapelle der Kirche St Peter in Worms Herrnsheim heute Badisches Landesmuseum Karlsruhe Ordnungszahlen nach Bollinger S 10 13 Fur die in der Literatur aufgetauchte Angabe er habe einen Doktor beider Rechte erlangt gibt es keinen Beleg Einzelnachweise Bearbeiten Enzyklopadischer Artikel uber Johann von Dalberg Marburger Repertorium zur Ubersetzungsliteratur im deutschen Fruhhumanismus Uni Marburg Webseite zu Apollonia von Dalberg Johann Christian von Stramberg Denkwurdiger und nutzlicher Rheinischer Antiquarius Teil 2 Band 16 S 177 Koblenz 1869 Digitalscan Mertens Bischof Johann S 44 Mertens Bischof Johann S 47 Mertens Bischof Johann S 40 Mertens Bischof Johann S 41 Mertens Bischof Johann S 42 Mertens Bischof Johann S 38 Mertens Bischof Johann S 39 Mertens Bischof Johann S 39 Mertens Bischof Johann S 39 Mertens Bischof Johann S 43 Bollinger S 32 Mertens Bischof Johann S 39 Webseite zum Wurzel Jesse Relief im Wormser Dom Mertens Bischof Johann S 39 Mertens Bischof Johann S 44 Henry J Cohn The early Renaissance Court in Heidelberg In European Studies Review 1 1971 S 295 322 Hubach 2005 Mertens Bischof Johann S 46 Mertens Bischof Johann S 46 Mertens Bischof Johann S 44 Heinz Scheible Melanchthon C H Beck Munchen 1997 ISBN 3 406 42223 3 S 14 Webseite zur Grabinschrift Mertens Bischof Johann S 50 Mertens Bischof Johann S 45 VorgangerAmtNachfolgerReinhard I von SickingenBischof von Worms 1482 1503Reinhard II von RippurBischofe von Worms 1257 1604 Vorganger Richard von Daun Raugraf Eberhard I Raugraf Friedrich I Simon von Schoneck Eberhard II von Strahlenberg Raugraf Emicho I Eberwin I von Cronberg Emmerich von Schoneck Heinrich III von Daun Konrad IV von Schoneck Gerlach von Erbach Doppelwahl Kandidat des Domkapitels Salmann Cleman Doppelwahl Kandidat des Papstes Dietrich Bayer von Boppard Johann I Schadland Eckard von Dersch Matthaus von Krakau Johann II von Fleckenstein Eberhard III von Stettenberg Friedrich II von Domeneck Ludwig von Ast Reinhard I von Sickingen Johann III von Dalberg Reinhard II von Ruppurr Heinrich IV Pfalzgraf bei Rhein Dietrich II von Bettendorf Georg von Schonenberg Philipp I von Rodenstein Philipp II Kratz von Scharfenstein Nachfolger Wilhelm von Efferen Normdaten Person GND 118985957 lobid OGND AKS LCCN n90666901 VIAF 56762395 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Johann XX von DalbergALTERNATIVNAMEN Johann III KURZBESCHREIBUNG Bischof von Worms und Kanzler der Universitat HeidelbergGEBURTSDATUM 14 August 1455GEBURTSORT OppenheimSTERBEDATUM 27 Juli 1503STERBEORT Heidelberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann XX von Dalberg amp oldid 234647023