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Das Schlosschen Zwingenberg ist eine kleinere Schlossanlage in Zwingenberg im Kreis Bergstrasse in Hessen Der denkmalgeschutzte Bau ging aus einer Niederungsburg hervor und ist seit 1969 das Rathaus des Ortes Schlosschen ZwingenbergBlick von Nordosten auf Burg und InnenhofBlick von Nordosten auf Burg und InnenhofStaat DeutschlandOrt ZwingenbergEntstehungszeit verm Ende 15 Anfang 16 Jh Burgentyp NiederungsburgErhaltungszustand erhalten Rathaus der StadtStandische Stellung Burgmannen Adel OberamtmannBauweise Untergeschoss und Turm Bruchstein mit Sandsteingesimsen die Dachgiebelseiten und das Obergeschoss in FachwerkGeographische Lage 49 43 N 8 37 O 49 723772 8 612874 105 Koordinaten 49 43 25 6 N 8 36 46 3 OHohenlage 105 m u NNSchlosschen Zwingenberg Hessen Der Turm von Nordosten mit Eingang und Wappen Inhaltsverzeichnis 1 Geografische Lage 2 Geschichte 3 Baubeschreibung 4 Heutige Nutzung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeografische Lage BearbeitenDie Burg wurde am nordwestlichen Ende der nordlichen Stadtmauer von Zwingenberg auf etwa 105 m u NN am Eckpunkt der hier entlang der Bundesstrasse 3 nach Suden abknickenden Stadtmauer von Zwingenberg errichtet Sie schutzte im Norden den schmalen Rand zwischen den Hohen der Bergstrasse und der damals sumpfigen Niederung des alten Neckarlaufs sowie die Zollwege von Nord nach Sud am Ort vorbei und den Ort selbst Geschichte BearbeitenWahrscheinlich befand sich an der Ortlichkeit neben dem Befestigungsturm der Stadtmauer bereits vor 1500 ein Vorgangerbau ein Burgmannenhaus uber hufeisenformigem Grundriss im Eigentum der Herren von Frankenstein Danach kam das Allod vermutlich als Amtssitz an Eberhard von Bischofsrode der verschiedentlich auch als Bauherr angenommen wird Er war von 1500 bis 1516 Amtmann von Auerberg fur 1534 ist er als Oberamtmann der Obergrafschaft Katzenelnbogen urkundlich nachgewiesen 1535 wurde Ebert von Bischofferode von Philipp dem Grossmutigen in seinen Instruktionen fur die Wormser reichsstandische Versammlung 1 neben Siegmund von Boineburg als seyn Rat bezeichnet Es wird angenommen dass er das Schlosschen um 1520 neu erbauen liess Erst 1603 ist der Burgsitz erstmals urkundlich nachgewiesen als die Erben des Eberhard von Bischofsrode den Besitz an Arnold Schwarz verkaufen Sein Nachfahr Ludwig Moritz Schwarz verkaufte 1664 das Schlosschen fur 3600 fl an Friedrich Cretzschmar Von 1688 bis 1700 ist die Burg als Besitz von Bernhard Schaffalitzky von Muckadell auch Muckodell nachgewiesen der die zugehorige Parzelle durch Gelandeankaufe von Landgraf Ernst Ludwig vergrosserte 1701 bis 1707 war das Schlosschen im Besitz von Carl Ludwig von Felsen 1712 wurde das Anwesen vom Erben an Johann Christoph Mohr Edler von Mohrenfeldt verkauft Vermutlich handelt es sich dabei um J C Mohr 1640 1730 Graflich limpurgischer Geheimer Rat und Kanzleidirektor 1668 zugleich Bevollmachtigter des Schenken von Limpurg Vollrath zu Limpurg sowie Syndikus des Reichsgrafenkollegs in Franken 1694 2 Dessen Familie verausserte das Anwesen im Jahr 1779 an den hessen darmstadtischen Geheimen Ratsprasidenten und Kanzler Friedrich Karl Freiherr von Moser Der inzwischen stark verfallene Komplex wurde von Moser in den folgenden drei Jahren renoviert und der sudlich gelegene Wohntrakt um eine Achse nach Westen verlangert Dafur legte er in diesem Bereich ohne Genehmigung die Stadtmauer nieder Der Rechtsstreit daruber und seine von Ludwig IX von Hessen Darmstadt 1782 verfugte und 1790 wieder annullierte Landesverweisung wegen Untreue und Eigenmachtigkeit waren wohl die schwerwiegendsten Grunde zum Verkauf an Johann Franz von Lincker auch Lynker der es 1784 nach nur zwei Jahren weiterverkaufte Der Rechtsstreit wegen des Teilabrisses der Stadtmauer konnte erst 1786 beigelegt werden 1784 kam das Schlosschen dann in den Besitz des Erbacher Grafen Gustav Ernst zu Erbach Schonberg 3 Er wurde am 27 April 1739 auf Schloss Schonberg geboren war Hauptmann im Regiment Royal Deuxponts wurde 1768 mit dem Orden Pour le Merite ausgezeichnet war preussischer Generalmajor verheiratet mit Henriette Christiana Grafin zu Stolberg Stolberg 3 August 1753 21 Januar 1816 und starb in Zwingenberg wohl im Schlosschen am 17 Februar 1812 4 Das Schlosschen in Zwingenberg war sein Lebensmittelpunkt sein Sohn Gustav von Erbach Schonberg wurde hier geboren Nach dem Tod des Grafen 1812 wurde das vielgliedrige Anwesen aufgeteilt und an mehrere burgerliche Personen verkauft In der Folgezeit sind mehrfache Besitzerwechsel verzeichnet 5 Im Jahre 1968 kaufte die Stadt Zwingenberg das Schlosschen mit den dazugehorigen Aussenanlagen Nach nur geringfugigen Umbauten wurde hier das neue Rathaus untergebracht Am Hauptportal ist eine Gedenkplakette fur die judischen Mitburger Zwingenbergs angebracht die dem Terror der Naziherrschaft zum Opfer fielen nbsp Die Burg und das heutige Rathaus von der Untergasse von Nordosten nbsp Eingangsbereich und Blick auf den Turm aus Richtung Osten nbsp Ansicht von Westen Turm mit flacher Haube und VerwaltungsgebaudeBaubeschreibung Bearbeiten nbsp Informationstafel am Torbogen von der Untergasse in den InnenhofDas heutige Gebaudeensemble bestehend aus Burg und Schlossbau ist wohl auf einer alteren Anlage erbaut die ein Burgmannenhaus mit Stadtmauerturm umfasste und im Norden und Westen an die Stadtmauer angelehnt war Der Komplex besteht aus dem ehemaligen Wohn und Verwaltungsbau dem uber ein kurzes Zwischenglied angebundenen Mauerturm und Remisengebauden Zur Untergasse wird der Hof durch eine hohe Mauer mit Tor und Pfortenbogen abgeteilt die nach dem Torbogen nur noch hufthoch nordostwarts fuhrt Das Wohngebaude ist zweigeschossig und zum grossten Teil von einem aufgeschobenen Satteldach uberspannt das im Westen in ein breit gelagertes Kruppelwalmdach mit Fachwerk hier Feuerbocke und gebogene Streben ubergeht Auch im Osten befinden sich Fachwerkgiebel Die weitgehend regelmassig gesetzten Fenster sind zumeist paarweise gekoppelt und zeigen im horizontalen Sturz eine seltene Vorhangornamentik Am Westgiebel befindet sich ein flacher Fenstererker auf drei Konsolen Der in der Hofecke gelegene uber eine Freitreppe erreichbare Eingang ins Wohnhaus hat ein rechteckiges Gewande das im Sturz das Wappen des Herrn von Moser mit dem Ziegenbock zeigt Der viereckige Turm mit der ausserst flachen Haube ist viergeschossig und durch hochrechteckige Fenster belichtet Der hofseitige Eingang rechtwinklig zum Wohnhauseingang gelegen zeigt ein prachtiges Sandsteinportal mit Viertelsaulen ionischen Kapitellen und gesprengtem Rundbogen Im Bogenfeld befindet sich ein differenziert ausgefuhrtes Wappen des Herrn von Fels Eine barocke zweiflugelige Tur bildet den Eingang Das Obergeschoss des Verbindungsbaus ist wie der Ostgiebel des Wohnhauses in dekorativem Fachwerk ausgefuhrt Nordlich des Turmes geht das Gebaude in die renovierte eingeschossige Remise mit rundbogigen Toren uber Das Innere des Wohngebaudes in dem Herr von Moser einen Gartensaal im antikisierenden Geschmack des ausgehenden 18 Jahrhunderts eingerichtet hatte ist heute weitgehend der geanderten Nutzung angepasst Der Aufgang im Turm erfolgt uber eine gedrehte und profilierte Treppenspindel aus Odenwalder Rotsandstein 6 Das ehemals herrschaftliche Anwesen das mittelalterliche vor allem spatgotische Stilelemente mit solchen des Barock verbindet ist fur die heutige Stadt von besonderer orts und kunstgeschichtlicher Bedeutung daruber hinaus aber auch von stadtebaulichem Wert dessen sich die Stadt mit der Renovierung nach Ubernahme und Nutzung als Rathaus wohl bewusst ist In den Denkmalbuchern des 20 Jahrhunderts wird das Schlosschen wie folgt beschrieben Rechteckiger Wohnbau an der Nordseite durch schmales Zwischenstuck angeschlossener quadratischer Treppenturm ehem Stadtturm Bruchsteinmauerwerk Werkstucke Rotsandstein Hauptgebaude zweigeschossig Nach Westen um eine Achse verlangert um 1780 mit einseitigem Ziegel Satteldach im Westen Kruppelwalmdach Nach dem Hof rechteckiges Portal mit Wappen des Herrn von Moser Ziegenbock 7 Zweistockiges Giebelhaus im Winkel um den Hof herum schliesst sich die rechteckige vierstockige Treppenturmanlage an Der Turm tragt eine sehr flache Schieferhaube Vom Hof her zwei aufgetreppte Eingange der kleinere einfache mit glatten rechtkantigem Gewande fuhrt ins Haupthaus im Scheitel sitzt ein gekrontes Wappen mit Ziegenbock 8 Heutige Nutzung BearbeitenDas Schlosschen beherbergt als Rathaus heute die gesamte Verwaltung der Stadt Zwingenberg an der Bergstrasse Die verschiedenen Amter sind auf die einzelnen Etagen verteilt Die nach Westen hin angrenzende ehemalige Gartenanlage wurde zu einem Park umgestaltet und fuhrt den Namen der franzosischen Partnerstadt Pierrefonds nbsp Gedenktafel fur die judischen Opfer der Nazizeit am Haupteingang nbsp Eingang zum Wohnhaus mit Wappen uber dem Sturz nbsp Das Wappen von Friedrich Karl Freiherr von Moser der Ziegenbock nbsp Haupteingang am Turm mit Portal und Wappen der Herren von FelsLiteratur BearbeitenWalter H Dammann Die Kunstdenkmaler des Kreises Bensheim Reihe Die Kunstdenkmaler im Grossherzogtum Hessen 1914 S 291f Wolfgang Einsingbach Die Kunstdenkmaler des Landes Hessen Kreis Bergstrasse 2 Bande 1969 S 502 504 Rudolf Knappe Mittelalterliche Burgen in Hessen 800 Burgen Burgruinen und Burgstatten 2 Auflage Wartberg Verlag Gudensberg Gleichen 1995 ISBN 3 86134 228 6 S 576f Walther Moller Geschichte der Stadt Zwingenberg an der Bergstrasse nach authentischen Quellen Zwingenberg 1910 S 134 139 Peter W Sattler Marion Sattler Burgen und Schlosser im Odenwald Ein Fuhrer zu historischen Sehenswurdigkeiten Druckhaus Diesbach Weinheim 2004 ISBN 3 936468 24 9 S 81 Rolf Muller Hrsg Schlosser Burgen alte Mauern Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei Wiesbaden 1990 ISBN 3 89214 017 0 S 389 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rathaus Zwingenberg Bergstrasse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schlosschen Zwingenberg Landkreis Bergstrasse Historisches Ortslexikon fur Hessen Stand 26 Mai 2010 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 7 Oktober 2013 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Schlosschen Rathaus Untergasse 16 In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in HessenEinzelnachweise Bearbeiten Die reichsstandische Versammlung in Worms vom April 1535 wird strenggenommen nicht als Reichstag angesehen Vgl Helmut Neuhaus Schriften zur Verfassungsgeschichte Bd 33 Reichsstandische Reprasentationsformen im 16 Jahrhundert Reichstag Reichskreistag Reichsdeputationstag Berlin 1982 ISBN 3 428 05076 2 S 108 Ein Bildnis von ihm ist in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbuttel vorhanden HAB A 14231 online in der Wolfenbutteler Digitalen Bibliothek Erbach Schonberg Gustav Emil Graf zu Hessische Biografie Stand 4 Marz 2013 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 8 Oktober 2013 Genealogische Daten bei GeneAll net Walther Moller Geschichte der Stadt Zwingenberg an der Bergstrasse nach authentischen Quellen Zwingenberg 1910 S 134 139 Die Baubeschreibung orientiert sich weitgehend an Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Schlosschen Rathaus Untergasse 16 In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Wolfgang Einsingbach Die Kunstdenkmaler des Landes Hessen Kreis Bergstrasse Walter H Dammann Die Kunstdenkmaler des Kreises Bensheim Reihe Die Kunstdenkmaler im Grossherzogtum HessenBurgen und Schlosser in Hessen im Landkreis Bergstrasse Burgstall Altes Kopfchen Schloss Auerbach Schloss Birkenau Staatspark Furstenlager Hammerschlosschen Heppenheimer Stadtschloss Hinterburg Burg Hirschhorn Burg Hundheim Jagdschloss Jagersburg Neues Jagdschloss Jagersburg Kurmainzer Amtshof Burg Lindenfels Mittelburg Burgstall Morlenbach Schloss Neuschloss Friedrichsburg Palais von Hausen Schloss Rennhof Burgstadel Rimbach Schwalbennest Schloss Schonberg Starkenburg Burg Stein Vorderburg Burg Wald Michelbach abgegangen 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