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Wilhelm Meisters Lehrjahre ist ein klassischer Bildungsroman von Johann Wolfgang von Goethe Der wegweisende Entwicklungsroman erschien 1795 96 Er besteht aus acht Buchern von denen sich die ersten funf inhaltlich an das zu Goethes Lebzeiten unveroffentlichte Fragment Wilhelm Meisters theatralische Sendung anlehnen Ein Vergleich beider Texte zeigt etliche wortliche Ubereinstimmungen Die Fortsetzung Wilhelm Meisters Wanderjahre wurde 1821 bzw 1829 veroffentlicht Titelblatt des Erstdruckes und Buchrucken zeitgenossischer EinbandeJ H Lips 1791 Goethe Inhaltsverzeichnis 1 Bildungsroman 2 Figuren 2 1 Hauptfiguren 2 2 Nebenfiguren 3 Handlung 3 1 Buhne 3 2 Gott 3 3 Turm 4 Zitate 4 1 Aus dem Werk 4 2 Goethe uber sein Werk 5 Rezeption 5 1 Bewertungen und Analysen 5 2 Literarische Rezeption 6 Adaptionen 6 1 Verfilmungen 6 2 Vertonungen 6 3 Horbucher 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBildungsroman Bearbeiten mich selbst ganz wie ich da bin auszubilden das war dunkel von Jugend auf mein Wunsch und meine Absicht gesteht Wilhelm in einem Brief seinem Schwager Werner Ziel Wilhelms ist es durch mannigfaltige Bemuhungen und schopferische Kraft auf dem geistigen und auch auf dem sozialen Sektor Ordnung aus Unordnung zu erreichen In die Fussstapfen der Aufklarer Diderot und Voltaire tretend verkundet Goethe das Recht des freien Burgers auf allseitige Bildung Mit der Ironie des auktorialen Erzahlers fugt er ein buntes Lebensmosaik zusammen dessen literarische Steinchen unter anderem auch aus lyrischen Einsprengseln und einer umfassenden Lebensbeichte Bekenntnisse einer schonen Seele 6 Buch bestehen Figuren BearbeitenHauptfiguren Bearbeiten Felix ist der Sohn Marianes und Wilhelms Nach dem zeitigen Tod der Mutter bringt die listige alte Barbara Felix bei Aurelie unter Der Harfner glaubt im Wahn Felix sei sein kunftiger Morder Eine schlechte Tischsitte rettet Felix das Leben Der Harfner Harfenspieler Augustin ist der Vater Mignons und der Bruder des Marchese Cipriani sowie der heiligen Sperata Baron Lothario Lothar ist Mitglied der Turmgesellschaft Seine Geschwister sind Natalie die Grafin und Friedrich Er heiratet Therese Die junge Schauspielerin Mariane ist die Mutter von Felix Wilhelm verlasst die schwangere Mariane weil er nicht weiss dass sie dem Nebenbuhler Norberg den Laufpass gegeben hat Mignon ist die Tochter der heiligen Sperata und des Harfners Augustin Wilhelm kauft Mignon von rohen Gauklern los und nimmt sie wie eine Tochter auf Mignon bedankt sich durch ihre Anhanglichkeit Das herzkranke Madchen stirbt vor Herzeleid als sich Therese und Wilhelm in Liebe kussen Baronesse Natalie Wilhelms schone Amazone ist die Schwester Lotharios der Grafin und Friedrichs Natalie pflegt Mignon und wird schliesslich Wilhelms Braut Wilhelm siehe Handlung 8 4 Therese vergleicht Wilhelm mit Natalie und schreibt an sie uber ihn er hat von dir das edle Suchen und Streben nach dem Bessern wodurch wir das Gute das wir zu finden glauben selbst hervorbringen Therese setzt hinzu seine Lebensbeschreibung ist ein ewiges Suchen und Nicht finden Nebenfiguren Bearbeiten Der Abbe lenkt im Hintergrund die Geschicke Wilhelms Der Arzt steht in Diensten der Familie Lotharios Die Schauspielerin Aurelie Aurelia ist die Schwester Serlos Die alte Barbara ist die Haushalterin Marianes Der Baron befasst sich im Auftrag des Grafen mit der Theatertruppe Melina Der Marchese ital Markgraf Cipriani aus Italien ist der Bruder des Harfners und der Onkel Mignons Friedrich ist Mitglied der Turmgesellschaft sowie der Bruder Nataliens Lotharios und der Grafin Der Graf nimmt die Schauspielertruppe Melina in seinem Schloss auf Die Grafin ist die Schwester Nataliens Lotharios und Friedrichs Jarno ist Mitglied der Turmgesellschaft und Brautigam Lydies Laertes ist ein Mitglied der Theatertruppe und ein Freund Wilhelms Er hilft diesem seinem Vater zu Hause eine fiktive Reisebeschreibung seiner Fahrt zu schicken die den zeitgenossischen Anspruchen einer Bildungsreise genugen soll 4 17 Lydia Lydie als Lothario sie nicht mehr als Geliebte will nimmt Jarno sie zur Frau Der Schauspieler Melina leitet die Theatertruppe Wilhelm unterstutzt ihn Madame Melina ist die Frau des Herrn Melina Der beguterte Kaufmann Norberg ist ein Liebhaber Marianes Die verfuhrerische Schauspielerin Philine schmeichelt sich gern bei den Herrschaften ein mochte Wilhelms Geliebte sein und wird schliesslich von Friedrich schwanger Eine schone Seele ist die Tante Nataliens Lotharios Friedrichs und der Grafin 8 3 Natalie erzahlt Wilhelm von ihrer Tante der schonen Seele Ich bin ihr so viel schuldig Eine sehr schwache Gesundheit vielleicht zu viel Beschaftigung mit sich selbst und dabei eine sittliche und religiose Angstlichkeit liessen sie das der Welt nicht sein was sie unter andern Umstanden hatte werden konnen Wilhelm der die Bekenntnisse der Tante Nataliens 6 Buch las bringt zum Ausdruck dass diese Lekture sein weiteres Leben beeinflusst hat und fugt bei Was mir am meisten aus dieser Schrift entgegenleuchtete war ich mochte so sagen die Reinlichkeit des Daseins nicht allein ihrer selbst sondern auch alles dessen was sie umgab diese Selbstandigkeit ihrer Natur und die Unmoglichkeit etwas in sich aufzunehmen was mit der edlen liebevollen Stimmung nicht harmonisch war Der Theaterdirektor Serlo ist Wilhelms Freund und Forderer Schliesslich will er Wilhelm nicht mehr an der Buhne Die heilige Sperata ist die Schwester des Harfners und Mignons Mutter Fraulein Therese wird schliesslich die Braut Lotharios Der Kaufmann Werner ist Wilhelms Schwager Handlung BearbeitenUbersicht1 5 Buch Der junge Wilhelm Meister will Theatermann werden scheitert aber nach beachtlichen Erfolgen schliesslich doch 6 Buch Bekenntnisse einer schonen Seele Ein junges Madchen entdeckt die Liebe emanzipiert sich macht sich sowohl mit naturwissenschaftlichem als auch mit musischem und spirituellem Wissen vertraut wendet sich ganz Gott zu und wird zu einer schonen Seele indem es eine ganz personliche naturliche Religiositat entwickelt und schliesslich zur wohltatigen und glaubigen Frau reift die unter dem Namen schone Seele auch als handelnde Person auftritt 7 8 Buch Wilhelm verlasst die Bretter die die Welt bedeuten und findet Anschluss an eine Loge die soziale Veranderungen anstrebt und der die Vereinigten Staaten von Amerika zum Vorbild dienen Hier oder nirgend ist Amerika Buhne Bearbeiten Hinweis Nachfolgend steht jeweils die Nummer des Kapitels vor dem Text Es werden nicht alle Kapitel aufgefuhrt Erstes Buch1 Als die junge Schauspielerin Mariane nach der Vorstellung nach Hause kommt findet sie ein weisses Neglige das Geschenk ihres abwesenden Geliebten des beguterten Kaufmanns Norberg Von Herzen liebt Mariane allerdings Wilhelm Der tritt ein und begrusst die Geliebte sturmisch Der alten Barbara ist das nicht recht Barbara wunscht ihre schone Gebieterin solle sich an den reichen Norberg halten 2 Fur Wilhelms Vater sind die haufigen Theaterbesuche des Sohnes Zeitverschwendung 3 Wilhelm geniesst seine erste Liebe mit Wonne Mariane ist das lieblichste Geschopf in seinen Armen 4 Wilhelm erzahlt dass er als Kind ein Puppenspiel gesehen hatte Als das Spiel zu Ende kam erblickte er die Puppen beim Packen Der junge Wilhelm wurde immer neugieriger die Puppen ohne Stimme und Leben zu betrachten 5 Wilhelm entdeckt die gesteckten Puppen und entwickelt mit ihnen seine Fahigkeit im Theater 6 Wilhelm plaudert Mariane und Barbara seine Kindheit aus uber die Puppen und das Theater 9 Wilhelm die reine Seele von Kindesbeinen an mit dem Theater vertraut halt sich fur einen trefflichen Schauspieler will das Vaterhaus verlassen 10 Freund Werner ganz Geschaftsmann meint Wilhelm werde als zukunftiger Kaufmann auf vernunftige Gedanken kommen wenn er auf einer Geschaftsreise die Welt kennenlerne 11 Auch der Vater mochte Wilhelm in Handelsangelegenheiten auf Reisen schicken Wilhelm nutzt die gunstige Gelegenheit sich dem Drucke seines bisherigen Lebens zu entziehen und einer neuen edlern Bahn zu folgen Wilhelm will an einer Buhne Fuss fassen und Mariane alsdann abholen Er fragt die Geliebte ob er Vater werde Mariane tragt das verraterische neue Neglige und antwortet nur mit einem Seufzer einem Kusse 12 Norberg hat seinen Besuch angekundigt Barbara bedeutet Mariane Norberg sei es doch der sie beide die schwachen Frauen aushalte 13 Wilhelm lernt auf seiner Geschaftsreise den Schauspieler Melina und dessen Madame kennen Er hilft beiden aus einer Verlegenheit indem er zwischen dem Paar und den Angehorigen der Madame vermittelt 15 Werner kalt und berechnend zieht Erkundigungen uber Wilhelms Liebschaft ein und stellt den Freund zur Rede 16 Wilhelm halt zu Mariane plant aber weiter seine Schauspielambitionen zu realisieren Auf der nachsten Geschaftsreise beabsichtigt er sich deswegen an den ihm bekannten Theaterdirektor Serlo zu wenden 17 Noch bevor sich Wilhelm von Mariane verabschieden kann wird er eines Nachts mit Entsetzen Zeuge dass seine Geliebte noch einen anderen Verehrer hat und verlasst Mariane Zweites Buch nbsp Der Harfner Kupferstich von Gustav Heinrich Naeke 1786 1835 zu Wilhelm Meisters Lehrjahre1 In einem Augenblicke ist Wilhelms ganzes Wesen zerruttet 2 Wilhelm resigniert und widmet sich mit grossem Eifer den Handelsgeschaften 3 Nach Jahren auf seiner nachsten Geschaftsreise begegnet Wilhelm Leuten die Komodie spielen 4 Wenig spater lernt Wilhelm Mademoiselle Philine und ein paar andere Trummer einer Schauspielergesellschaft kennen In Philines Gesellschaft befindet sich auch Mignon das wunderbare Kind Mitglied einer Truppe von Zirkusleuten Wilhelm schatzt sie auf zwolf bis dreizehn Jahre und kauft sie dem brutalen Leiter der Zirkustruppe fur dreissig Taler ab 5 Herr und Frau Melina stossen auf die Schauspieler Philine mochte die Ankommlinge loswerden denn Madame Melina ist eine blosse Mochtegern Schauspielerin 6 Mignons Gestalt und Wesen erscheinen Wilhelm immer reizender Sie spricht ein gebrochnes mit Franzosisch und Italienisch durchflochtenes Deutsch 7 Ein heruntergekommener Alter den Philine kennt taucht wieder auf Wilhelm fragt ihn unter vier Augen vorsichtig nach Mariane aus Der Alte nennt Mariane leichtfertig und liederlich Frechheit und Undank seien die Hauptzuge ihres Charakters Dann schwenkt der Alte um Er wollte Mariane einst vor Barbara retten und sie als Tochter annehmen doch das Projekt zerschlug sich Wilhelm erfahrt ausserdem dass Mariane vor knapp drei Jahren wegen ihrer Schwangerschaft vom Direktor verstossen worden sei 8 Wilhelm wunscht Mignon an Kindesstatt seinem Herzen einzuverleiben 10 Philine kokettiert mit Wilhelm Er hutet sich vor der zusammenschlagenden Falle einer weiblichen Umarmung 11 Ein alter Harfenspieler wird vorgelassen Wenn er spielt und singt blicken seine grossen blauen Augen sanft 12 Wilhelm hat alle Muhe Philine abzuweisen Wilhelm greift korrigierend in Mignons Schreibubungen ein 13 Er sucht den Harfner auf und lauscht dessen wehmutigem Gesang und Spiel 14 Die von Wilhelm abgewiesene Philine macht nun dem Stallmeister des Grafen schone Augen Mignon furchtet sie konnte Wilhelm verlieren wenn du unglucklich bist was soll aus Mignon werden Mignon schluchzt weint und tut einen Schrei der mit krampfigen Bewegungen des Korpers begleitet ist Wilhelm trostet sie mein Kind Du bist ja mein Ich werde dich behalten dich nicht verlassen Mignon erwidert Mein Vater du willst mich nicht verlassen willst mein Vater sein Ich bin dein Kind Drittes Buch nbsp Goethe Italienische Kustenlandschaft Federzeichnung 1 Am Anfang des Kapitels steht Mignons beruhmtes Lied Kennst du das Land wo die Zitronen bluhn 1 Mignon sagt zu Wilhelm Gehst du nach Italien so nimm mich mit es friert mich hier Als er Genaueres uber ihre Liebe zu Italien wissen will schweigt sie sich aus Die Truppe trifft auf den Grafen der seiner Gemahlin der Grafin gegenuber die Truppe beurteilt Wenn es Franzosen waren konnten wir dem Prinzen eine unerwartete Freude machen und ihm bei uns seine Lieblingsunterhaltung verschaffen Die Schauspieler wollen den graflichen Herrschaften gefallen Philine kusst der Grafin die Hande Die Gekusste bemerkt Sie muss sich nur besser anziehen 2 Der Baron vom Grafen mit der Inspektion der Truppe beauftragt entdeckt gar bald die schwache Seite des kleinen Haufens 6 Wilhelm belehrt den Baron vergeblich Der Liebhaber und Kenner zeigt dem Kunstler an was er wunscht und uberlasst ihm alsdann die Sorge das Werk hervorzubringen Der Baron stellt klar Der Herr Graf verlasst sich darauf dass das Stuck so und nicht anders wie er es angegeben aufgefuhrt werde 7 Auch Mignon zeigt mehr Realitatssinn als Wilhelm Sie weigert sich ihren hochartistischen Eiertanz vorzufuhren und bittet Wilhelm Lieber Vater bleib auch du von den Brettern 8 Jarno ein wie es zunachst scheint hartherziger kalter Gunstling des Prinzen weist Wilhelm auf Shakespeare hin 11 Wilhelm ist stark beeindruckt und kann Jarno nicht genug fur den Hinweis danken Jarno jedoch empfiehlt Wilhelm dem Theater zu entsagen und in ein tatiges Leben uberzugehen was Wilhelm krankt und von Jarno entfremdet 12 Philine schmeichelt sich bei der Grafin weiter ein Da die Grafin von Langeweile geplagt wird holt Philine Wilhelm herbei Dieser muss aus seinem Manuskript vorlesen Als er sich nach der Lesung von der Grafin unter vier Augen verabschiedet liegt diese plotzlich ohne zu wissen wie es geschah in seinen Armen und sie tauschen Kusse aus Mit einem Schrei reisst sie sich von ihm los und ruft Fliehen Sie mich wenn Sie mich lieben Viertes Buch1 Zum Abschied schenkt der Baron Wilhelm einen Beutel Goldstucke Wilhelm nimmt das Geschenk widerstrebend an Der Harfner bittet Wilhelm ihn ja sogleich zu entlassen Wilhelm will ihn weiter beschutzen Doch der Harfner sagt Die Rache die mich verfolgt ist nicht des irdischen Richters ich gehore einem unerbittlichen Schicksale ich kann nicht bleiben und ich darf nicht Ich bin schuldig Meine Gegenwart verscheucht das Gluck Wilhelm kann den Harfner besanftigen 2 Die Zukunft der Truppe sieht nicht gerade rosig aus Wilhelm ermuntert die Schauspieler zum Uben Nur Philine ist auf Wilhelms Seite 5 Die Truppe muss das grafliche Schloss verlassen und weiterziehen Unterwegs wird sie im Wald von einer Rauberbande uberfallen und ausgeplundert Wilhelm wird durch einen Schuss verletzt 6 Rettung fur Wilhelm naht in Gestalt einer schonen Amazone In deren Gefolge befinden sich ein alter Herr den die schone junge Frau mit lieber Oheim anredet und ein Wundarzt 7 Wilhelm Mignon der Harfner und Philine bekommen nach uberstandenem Uberfall in der Notunterkunft den Unmut der Truppe zu spuren 8 Wilhelm auf dem Krankenlager verspricht der Truppe er werde sie aus dem Elend herausfuhren 11 Die Truppe zieht weiter Philine bleibt bei Wilhelm Auf dem Wege der Besserung schwelgt Wilhelm in unendlich susser Erinnerung an die Grafin und an die schone Amazone Von jeder hat er eine Schriftprobe ein reizendes Lied von der Hand der Grafin in seiner Schreibtafel und ein Zettelchen worauf man sich mit viel zartlicher Sorgfalt nach dem Befinden eines Oheims erkundigt Wilhelm bewundert die Ahnlichkeit ihrer Handschriften 13 Serlo empfangt Wilhelm in der lebhaften Handelsstadt mit offenen Armen und schenkt ihm unbarmherzig reinen Wein ein Die Truppe um Melina ist fur die Theaterarbeit unbrauchbar Serlo stellt seine Schwester Aurelia Wilhelm vor 14 Philine rekognosziert das Terrain um sich einzunisten Bald kann sie Wilhelm mit neuen Klatschgeschichten unterhalten Aurelie hatte einen unglucklichen Liebeshandel mit einem Baron Lothar Es lauft da ein Knabe herum ungefahr von drei Jahren schon wie die Sonne klatscht Philine weiter Der Knabe heisst Felix Philine gesteht Wilhelm erneut sie sei in ihn verliebt und bittet er mochte sich in Aurelie verlieben 17 Da Wilhelm uberwiegend im Auftrag seines Vaters unterwegs ist und dieser Bericht erwartet beginnt Wilhelm mit Laertes Hilfe einen erfundenen Bericht zu verfassen 19 Bei der innerlichen Kalte seines Gemutes liebt Serlo eigentlich niemanden bei der Klarheit seines Blicks kann er niemanden achten Trotzdem engagiert Serlo Wilhelm und bringt sogar die Truppe Melina unter Wilhelm setzt durch dass Mignon und der Harfner bei ihm bleiben durfen 20 Aurelie fuhrt sich wie eine Halbwahnsinnige auf Mit ihrem Dolch bringt sie Wilhelm eine Schnittwunde an der Hand bei und verbindet ihn sogleich sorgsam Wilhelms Kommentar Beste wie konnten Sie Ihren Freund verletzen Funftes Buch1 Felix trinkt lieber aus der Flasche als aus dem Glase Diese unschickliche Angewohnheit wird dem lebhaften Knaben am Romanende das Leben retten Werner teilt Wilhelm den Tod seines Vaters brieflich mit 2 Werner erklart Wilhelm seinen Plan Wilhelms Erbe zu ubernehmen und dessen Schwester zu heiraten Da sich Wilhelm in seinen Briefen so vorzuglich dargestellt habe solle dieser doch mit Werner zusammen Gutsverwalter werden 3 In Wilhelms Antwortschreiben gesteht er den Betrug Es stehen aber auch einige Wahrheiten darin Ich habe nun einmal gerade zu jener harmonischen Ausbildung meiner Natur die mir meine Geburt versagt eine unwiderstehliche Neigung da ich aber nur ein Burger bin so muss ich einen eigenen Weg nehmen Nun leugne ich Dir nicht dass mein Trieb taglich unuberwindlicher wird eine offentliche Person zu sein und in einem weitern Kreise zu gefallen und zu wirken Wilhelm schliesst sich Serlo als Schauspieler an 4 10 Wilhelm bearbeitet den Hamlet und reduziert ihn aufs Wesentliche Die Proben schreiten voran und alle Schauspieler sind mit Enthusiasmus dabei 11 Das Ensemble hat mit Hamlet in der Inszenierung Wilhelms Erfolg Dabei wird der Geist von einem Unbekannten gespielt 12 Im Anschluss an die Auffuhrung feiert die Truppe Nachts schleicht sich eine schone Unbekannte in Wilhelms Bett mit der er schlaft 13 Das Haus in dem die Schauspieler logieren brennt Mignon ruft Wilhelm zu Meister Rette deinen Felix Der Alte d h der Harfenspieler ist rasend der Alte bringt ihn um 14 Die Truppe wird aufgeteilt und umquartiert Wilhelm hegt insgeheim den Verdacht dass der Alte schuld an dem Brande sei 15 Der Harfner zeigt deutliche Spuren des Wahnsinns Wilhelm muss ihn einem Landgeistlichen anvertrauen der dergleichen Leute behandelt Philine distanziert sich von Wilhelm und dieser glaubt in einer Besucherin Philinens seine Mariane zu sehen Tags darauf ist Philine abgereist ohne dass Wilhelm sich hatte versichern konnen dass es sich wirklich um Mariane gehandelt hatte 16 Wilhelm sucht den Harfner auf Der Landgeistliche hat einen Arzt zu Rate gezogen Von dem Arzt bekommt Wilhelm das Manuskript Bekenntnisse einer schonen Seele als Lekture Melina kalt und heimtuckisch und Serlo betreiben die Entfernung Wilhelms und Aureliens von der Buhne Neue Akteure stossen zur Truppe die Stimmung in der Truppe verschlechtert sich Aurelie schon immer krank gewesen gesteht Wilhelm dass das Ende ihres Lebens bald herannaht beauftragt ihn einen Brief ihrem geliebten Lothar zu uberbringen und stirbt nicht ohne vorher die Bekenntnisse einer schonen Seele gelesen zu haben Wilhelm reist ab um Lothar den Brief zu uberbringen Beim Abschied sagt Felix zu ihm Hore bringe mir einen Vater mit und Mignon singt Heiss mich nicht reden heiss mich schweigen Denn mein Geheimnis ist mir Pflicht Ich mochte dir mein ganzes Innre zeigen Allein das Schicksal will es nicht Gott Bearbeiten Sechstes Buch Bekenntnisse einer schonen SeeleDie schone Seele siehe auch oben unter Ubersicht eine Tante Lotharios schildert ihr religioses Leben insbesondere ihre Hinwendung zu den Herrnhutern Nebenbei werden Familienverhaltnisse bekannt Baron Lothario hat eine Schwester die Baronesse Natalie Turm Bearbeiten Siebentes Buch1 Wilhelm mit dem Brief der verblichenen Aurelie zu Lothar unterwegs begegnet dem Abbe Er hat den Geistlichen schon einmal getroffen bei der Wasserfahrt als blinder Passagier spontanes Schauspiel mit Laertes Philine Melina und Madame Melina Der Abbe fragt nach der Theatertruppe Wilhelm gesteht es ist ihm nichts davon ubriggeblieben Im Schloss Lothars fortan Lothario genannt hat Wilhelm nach seiner Unterbringung sonderbare Traumbilder Mariane begegnet ihm Jene Amazone hat Ahnlichkeit mit einem Bild an der Zimmerwand 2 Lothario hat zwar den Brief Aureliens in Empfang genommen ihn plagen aber andere Sorgen Er duelliert sich wegen einer Liebschaft und wird verwundet 3 Wilhelm erhalt uber den alten Bekannten Jarno seinen ersten Auftrag von der Turmgesellschaft Er soll die aufdringliche Lydie von Lotharios Krankenbett entfernen Jarno gut unterrichtet spottet uber Wilhelms alte Grille die Schauspielerei Wilhelm mochte der schonen Amazone auf die Spur kommen 4 Bevor Wilhelm seinen Auftrag ausfuhrt trifft er auf jenen Arzt dem er das interessante Manuskript verdankt und der den Harfner betreut Wilhelm erfahrt vom Wahn des Kranken Der Harfner meint ihm stehe der Tod durch einen unschuldigen Knaben bevor Nach Jarno soll Wilhelms erster Auftrag ihn zu Fraulein Therese einer wahren Amazone fuhren Der hellhorige Wilhelm hofft seine Amazone wieder zu finden diese Gestalt aller Gestalten 6 Bei Therese angekommen muss er feststellen dass sie seine Amazone nicht ist Er erfahrt von dem verstandigen Fraulein dass sie mit Lotharios trefflicher Schwester einen Bund gemacht Therese meint Natalie Wilhelm missversteht Er glaubt Therese spreche von der Grafin die er einmal gekusst hat Lydie fragt nach dem geheimnisvollen grossen Turm Wozu diese verschlossenen Zimmer diese wunderlichen Gange Auch Wilhelm fallt der Turm auf 7 Lothario und Therese die sich heftig liebten wollten heiraten doch es gibt Hindernisse Wilhelm will Lothario tadeln weil er Aurelie verliess Der Versuch misslingt Wilhelm erfahrt von Lothario Aurelie hatte keinen Sohn am wenigsten von ihm Jarno der zugegen ist empfiehlt Wilhelm Uberhaupt dachte ich Sie entsagten kurz und gut dem Theater zu dem Sie doch einmal kein Talent haben Uber Jarno erhalt Wilhelm den nachsten Auftrag vom Turm Er soll die Kinder holen 8 Wilhelm findet Mignon und Felix nicht in der Obhut Frau Melinas sondern er begegnet der alten Barbara Von Barbara muss Wilhelm die Wahrheit erfahren Als er glaubte Mariane sei ihm untreu habe sie seinerzeit in Wirklichkeit Norberg den Laufpass gegeben Felix sei Marianens und Wilhelms Sohn Mariane starb nach dessen Geburt Werner hatte zuvor alle Briefe Marianens an Wilhelm zuruckgewiesen Barbaras Intrige Sie hatte Aurelie vorgespiegelt Felix sei ein Sohn ihres Geliebten Lothario Aurelie nahm darauf Felix aus Liebe zu Lothario in ihren fursorglichen Schutz Mignon will zum Harfner Wilhelm redet ihr das aus Wilhelm betrachtet sich und Felix vor dem Spiegel sucht dort Ahnlichkeiten zwischen sich und dem Kinde Er nimmt die beiden Kinder mit zum Turm 9 Vom Abbe erhalt Wilhelm seinen Lehrbrief und darf eine Frage stellen Wilhelm fragt ob Felix wirklich sein Sohn sei Die Anfrage wird von dem allwissenden Abbe bejaht Der Geistliche setzt hinzu Deine Lehrjahre sind voruber Achtes Buch1 Werner ein arbeitsamer Hypochondrist geworden kommt in geschaftlichen Angelegenheiten zum Turm Man tauscht sich aus Wilhelm hat andere Sorgen Er braucht eine Mutter fur Felix und halt schriftlich um die Hand des braven Fraulein Therese an 2 Mignon geht es nicht gut Sie ist bei Natalie zur Pflege Lothario bittet Wilhelm zusammen mit Felix seine Schwester und Mignon aufzusuchen und der Schwester auch auszurichten Marchese Cipriani ein Freund der Familie komme bald Lothario uberreicht Wilhelm ein Billett Nataliens Wilhelm meint die Handschrift zu erkennen und sieht der Begegnung mit Bangen entgegen Um Gottes willen das ist nicht die Hand der Grafin es ist die Hand der Amazone Tatsachlich begegnet Wilhelm seiner Amazone der Baronesse Natalie Sie hat Mignons Herzleiden das das Madchen nach und nach aufzehrt genau beobachtet und gibt ein Lied Mignons wieder So lasst mich scheinen bis ich werde Zieht mir das weisse Kleid nicht aus Ich eile von der schonen Erde Hinab in jenes feste Haus 3 Natalie bedeutet Wilhelm er konne von ihrer Familie nicht besser unterrichtet sein als durch den Aufsatz ihrer Tante der schonen Seele Die Grafin eroffnet Natalie Wilhelm weiter sei ihre Schwester und der lustige leichtfertige Friedrich ihr Bruder Mignons Arzt kommt und erzahlt Wilhelm Mignons Krankheit ruhre von ihrer Italiensehnsucht und ihrer Sehnsucht nach Wilhelm Mignon sei in sehr fruher Jugend durch eine Gesellschaft von Seiltanzern ihren Eltern entfuhrt worden Der Arzt habe sich dies aus Mignons Liedern zusammengereimt Dann erwahnt er noch Mignons Fiasko nach der Hamlet Auffuhrung als sie sich zu Wilhelm ins Bett schleichen wollte und eine Nebenbuhlerin ihr zuvorkam 4 Therese antwortet auf Wilhelms Werbung Ich bin die Ihre Kaum ist das heraus kommt Uberraschung gegen Uberraschung Das Ehehindernis zwischen Lothario und Therese ist fort denn Therese ist nicht die Tochter ihrer Mutter Lothario bereitet die Ehe mit dem edlen Madchen vor Natalie gesteht mit ihrer ruhigen sanften unbeschreiblichen Hoheit Wilhelm lachelnd sie habe noch nie geliebt 5 Therese reist in Unkenntnis von Lotharios Hochzeitsvorbereitungen bei Natalie und Wilhelm an Mignons Herz pocht gewaltsam angesichts der glucklichen Braut Als sich das Brautpaar unter den lebhaftesten Kussen umarmt fallt Mignon mit einem Schrei zu Nataliens Fussen fur tot nieder 6 Wilhelm wurde vom Turm stets observiert Friedrich teilt dem erstaunten Wilhelm mit Philine bekomme von ihm Friedrich ein Kind Zuerst sei sich Friedrich unsicher gewesen denn Philine war es ja die nach der Hamlet Auffuhrung mit Wilhelm geschlafen habe aber die Zeit treffe zu 7 Jarno will Lydie heiraten 8 Mignon wird beerdigt 9 Der Marchese Cipriani kommt aus Italien Er ist der Bruder des Harfners und Mignons Onkel Der Harfner Augustin ist sein Name liebte in jungen Jahren das Madchen Sperata Als Sperata ein Kind von ihm erwartete stellte sich heraus Sperata und der Harfner sind naturliche Geschwister es handelte sich also um Inzest Man trennte das Paar und nahm Sperata ihr Kind Mignon weg Mignon lebte bis zu ihrer Entfuhrung bei guten Leuten am Lago Maggiore Der Harfner in einem Kloster festgehalten behauptete dass bei seinem Erwachen ein schoner Knabe unten an seinem Bette stehe und ihm mit einem blanken Messer drohe Er konnte nach Deutschland entfliehen Speratas Geist machte sich nach und nach von den Banden des Korpers los und sie starb Nach ihrem Tode wurde sie vom Volk als Heilige verehrt 10 Therese reitet ofter mit Lothario allein aus Der Harfner Augustin erscheint wieder doch leider zeigt er die alte Furcht vor Felix Am Ende uberrascht der Harfner die Gesellschaft mit dem Ausruf Felix ist vergiftet Zum Gluck hat Felix nach seiner Gewohnheit aus der Flasche getrunken und das Gift im Glas stehen lassen Der Harfner begeht einen Selbstmordversuch wird gerettet bringt sich jedoch beim zweiten Versuch um Als sich die Grafin verabschiedet legt sie Wilhelms Hande in Natalies Lothario spricht sich im gleichen Sinne Wilhelm gegenuber fur eine Doppelhochzeit aus Geld von Werner trifft fur Wilhelm ein Auch Friedrich ist mit dem Turm der Meinung Wilhelm solle Natalie ehelichen und darauf mit Felix der Einladung des Marchese Cipriani nach Italien folgen Wilhelm hat nichts dagegen einzuwenden Zitate BearbeitenAus dem Werk Bearbeiten 1 10 Wilhelm Zu vollenden ist nicht die Sache des Schulers es ist genug wenn er sich ubt 2 2 Gewohnlich wehrt sich der Mensch so lange als er kann den Toren den er im Busen hegt zu verabscheuen einen Hauptirrtum zu bekennen und eine Wahrheit einzugestehen die ihn zur Verzweiflung bringt 2 2 Wir merken erst wie traurig und unangenehm ein truber Tag ist wenn ein einziger durchdringender Sonnenblick uns den aufmunternden Glanz einer heiteren Stunde darstellt 2 2 Wilhelm Freilich regt sich in jedem Menschen ein gewisses unbestimmtes Verlangen dasjenige was er sieht nachzuahmen aber dieses Verlangen beweist gar nicht dass auch in uns die Kraft wohne mit dem was wir unternehmen zu Stande zu kommen 2 2 Wilhelm Ja wer hat wenn du willst Gotter gebildet uns zu ihnen erhoben sie zu uns herniedergebracht als der Dichter 2 3 Der rohe Mensch ist zufrieden wenn er nur etwas vorgehen sieht der gebildete will empfinden und Nachdenken ist nur dem ganz ausgebildeten angenehm 2 4 Laertes Man lasst alles in der Welt gehn bis es schadlich wird dann zurnt man und schlagt drein 2 4 Philine Es ist nichts unertraglicher als sich das Vergnugen vorrechnen zu lassen das man geniesst 2 4 Wilhelm Der Mensch ist dem Menschen das Interessanteste und sollte ihn vielleicht ganz interessieren 2 9 Wilhelm Jeder Mensch ist beschrankt genug den andern zu seinem Ebenbild erziehen zu wollen 3 9 Der Mensch kommt manchmal indem er sich einer Entwicklung seiner Krafte Fahigkeiten und Begriffe nahert in eine Verlegenheit aus der ihm ein guter Freund leicht helfen konnte Er gleicht einem Wanderer der nicht weit von der Herberge ins Wasser fallt griffe jemand sogleich zu risse ihn an Land so ware es um einmal nass werden getan anstatt dass er sich auch wohl selbst aber am jenseitigen Ufer heraus hilft und einen beschwerlichen weiten Umweg nach seinem bestimmten Ziele zu machen hat 4 2 Wilhelm Es ist mit den Talenten wie mit der Tugend man muss sie um ihrer selbst willen liebem oder sie ganz aufgeben Und doch werden sie beide nicht anders erkannt und belohnt als wenn man sie gleich einem gefahrlichen Geheimnis im Verborgenen uben kann 4 8 Wilhelm Kein Ungluck berechtigt uns einen Unschuldigen mit Vorwurfen zu beladen 4 12 Die Eigenliebe lasst uns sowohl unsere Tugenden als unsere Fehler viel bedeutender als sie sind erscheinen 4 20 Nichts als Zeitverderb ist die Liebe 5 1 Serlo Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied horen ein gutes Gedicht lesen ein treffliches Gemalde sehen und wenn es moglich zu machen ware einige vernunftige Worte sprechen 5 7 Serlo und Wilhelm Im Roman sollen vorzuglich Gesinnungen und Begebenheiten vorgestellt werden im Drama Charaktere und Taten Der Roman muss langsam gehen und die Gesinnungen der Hauptfigur mussen auf welche Weise es wolle das Vordringen des Ganzen zur Entwicklung aufhalten Das Drama soll eilen und der Charakter der Hauptfigur muss sich nach dem Ende drangen 7 1 Der Abbe Das Sicherste bleibt immer nur das Nachste zu tun was vor uns liegt 7 3 Jarno Alle Fehler des Menschen verzeih ich dem Schauspieler keine Fehler des Schauspielers verzeih ich dem Menschen 8 3 Wilhelm Ist doch wahre Kunst wie gute Gesellschaft sie notigt uns auf die angenehmste Weise das Mass zu erkennen nach dem und zu dem unser Innerstes gebildet ist 8 4 Therese zitiert Natalie Wenn wir die Menschen nur nehmen wie sie sind so machen wir sie schlechter wenn wir sie behandeln als waren sie was sie sein sollten so bringen wir sie dahin wohin sie zu bringen sind 8 5 Wilhelm uber die Turmgesellschaft Soviel ich diese heiligen Manner kenne scheint es jederzeit ihre lobliche Absicht das Verbundene zu trennen und das Getrennte zu verbinden 8 9 Der Harfner Wenn die Natur verabscheut so spricht sie es laut aus das Geschopf das nicht sein soll kann nicht werden das Geschopf das falsch lebt wird fruh zerstort 8 9 Der Harfner Wer gelitten hat wie ich hat das Recht frei zu sein Goethe uber sein Werk Bearbeiten Durch Aufmunterung der Herzogin Mutter habe ich in diesen letzten Tagen Wilhelm Meister wieder vorgenommen vielleicht ruckt in diesem neuen Jahre auch dieses alte Werck seiner Vollendung naher Brief Goethes vom 1 Januar 1791 an Karl Ludwig von Knebel Die Fragen wegen Wilhelm Meisters mochte ich am liebsten einmal mundlich beantworten Bey solchen Werken mag der Kunstler sich vornehmen was er will so giebt es immer eine Art von Confession und zwar auf eine Weise von der er sich kaum selbst Rechenschaft zu geben versteht Die Form behalt immer etwas Unreines und man kann Gott danken wenn man im Stand war so viel Gehalt hinein zu legen dass fuhlende und denkende Menschen sich beschaftigen mogen ihn wieder daraus zu entwickeln Brief Goethes vom 29 Marz 1801 an Johann Friedrich Rochlitz kamen wir auch auf Wilhelm Meisters Lehrjahre zu sprechen wobei ich mir zu bemerken erlaubte dass ich bei der seligsten Wonne in die mich dieser Roman so oft ich ihn las stets versetzte dennoch nicht ins Reine damit gekommen sei ob die Capitel darin dem Romane ihr Dasein verdanken oder ob der Roman aus dessen Fragmenten entstand Goethe schmunzelte und stellte die Frage an mich wie ich auf die Idee gekommen Ich rechtfertigte sie durch die lockere Haltung der Capitel untereinander vorzuglich wies ich auf das sechste Buch hin mit der Ueberschrift Bekenntnisse einer schonen Seele das mit dem ubrigen in gar keiner Verbindung zu stehen scheint worauf Goethe mir entgegnete Da ich Sie mit Ihrer Idee am rechten Wege finde will ich Sie vollends zum Ziele fuhren Ich hatte die Capitel oder Fragmente wie Sie es nennen allerdings einzeln geschrieben und sie auch einzeln nach und nach durch Zeitschriften veroffentlicht Gesprach Goethes am 6 August 1822 mit Johann Wenzel Tomaschek in EgerRezeption Bearbeiten nbsp Friedrich von Schlegel 1772 1829 nbsp Germaine de Stael 1766 1817 Bewertungen und Analysen Bearbeiten Friedrich Schlegel schreibt Uber Goethes Meister im Jahre 1798 Wir sehen auch dass diese Lehrjahre eher jeden andern zum tuchtigen Kunstler oder zum tuchtigen Mann bilden wollen und bilden konnen als Wilhelmen selbst Nicht dieser oder jener Mensch sollte erzogen sondern die Natur die Bildung selbst sollte in mannichfachen Beispielen dargestellt und in einfache Grundsatze zusammengedrangt werden Nach Germaine de Stael hat Goethe seine Lehrjahre mit geistreichen Erorterungen uberfrachtet Novalis bezeichnete im Februar 1800 die Lehrjahre als ein fatales und albernes Buch Die Freude dass es nun aus ist empfindet man am Schlusse im vollen Masse Das ganze ist ein nobilitierter Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre oder die Wallfahrt nach dem Adelsdiplom Der Geist des Buches sei kunstlerischer Atheismus da es das Wunderbare darin als blosse Poesie und Schwarmerei abtue Novalis hat seine privaten Aufzeichnungen zu Wilhelm Meister allerdings nie veroffentlicht Er liess seinen Freund Friedrich Schlegel den Roman uberschwanglich loben dachte sich selbst insgeheim seinen Teil und schrieb seinen Gegenentwurf den Roman Heinrich von Ofterdingen Adam Muller stellt in seinen Vorlesungen uber die deutsche Wissenschaft und Literatur 1806 1807 Goethe auf eine Stufe mit Cervantes wenn er hervorhebt dass es in der ganzen Geschichte der Literatur nur im Don Quixote einen einzigen weltumfassenden Pendant gibt Der grosse Goethe Verehrer Nietzsche notiert anno 1884 Nachgelassene Fragmente Wilhelm Meister die schonsten Dinge von der Welt abwechselnd mit den lacherlichsten Kindereien Friedenthal geht darauf ein weshalb sich Goethe auch im wirklichen Leben in zwei Logen aufnehmen liess Gerhard Schulz macht in seiner ausgewogenen Wurdigung die Verbindungen zwischen der Theatralischen Sendung den Lehrjahren und den Wanderjahren sichtbar Boyle beleuchtet die Lenker Rollen kritisch die Jarno und andere Herren vom Turm in Wilhelms Vita spielen Nach Wilpert gehen die Bekenntnisse einer schonen Seele 6 Buch auf Susanna Catharina Klettenberg 1723 1774 zuruck eine Freundin von Goethes Mutter Conrady thematisiert das Missverhaltnis Feudaladel Burgertum und seine Behandlung durch Goethe Hannelore Schlaffer nennt Arbeiten von Hans Egon Hass Wilhelm Meisters Lehrjahre Dusseldorf 1965 Georg Lukacs Wilhelm Meisters Lehrjahre Reinbek 1967 Rolf Peter Janz Zum sozialen Gehalt der Lehrjahre Berlin 1975 Literarische Rezeption Bearbeiten Novelle von Gerhart Hauptmann MignonAdaptionen BearbeitenVerfilmungen Bearbeiten Amerikanischer Stummfilm Mignon 1915 von William Nigh nach der Oper Mignon von Ambroise Thomas mit Beatriz Michelena als Mignon Deutscher Stummfilm Mignon 1922 von Preben J Rist mit Ida Andorffy als Mignon Falsche Bewegung freie Adaption des Romans BR Deutschland 1974 1975 Spielfilm 103 Min Regie Wim Wenders Drehbuch Peter Handke Kamera Robby Muller Musik Jurgen Knieper Produktion WDR Solaris Munchen Erstsendung 25 Juni 1976 Darsteller Rudiger Vogler als Wilhelm Meister Hans Christian Blech als Laertes Hanna Schygulla als Therese Farner Nastassja Kinski als Mignon 2 Michael Mrakitsch verfilmte den Roman 1978 fur das Fernsehen mit Christine Buchegger Gertraud Jesserer Johanna Martinz und Hanns Zischler 3 Vertonungen Bearbeiten In fruhen Ausgaben des Romans erschienen die Lieder als Notenbeilage in Vertonung von Johann Friedrich Reichardt Franz Schubert vertonte im Jahr 1816 Teile aus dem zweiten Buch Wer sich der Einsamkeit ergibt Wer nie sein Brot mit Tranen ass An die Turen will ich schleichen in Gesange des Harfners D 478 480 4 Von Mignons Lied Kennst du das Land Beginn des dritten Buches gibt es zahlreiche Vertonungen u a von Franz Schubert Robert Schumann und Hugo Wolf Die 1866 uraufgefuhrte Oper Mignon von Ambroise Thomas ist eine freie Adaption von Wilhelm Meisters Lehrjahre 1869 komponierte Pjotr Iljitsch Tschaikowski Sechs Romanzen op 6 wobei das letzte Lied eine Vertonung von Nur wer die Sehnsucht kennt basierend auf Lew Alexandrowitsch Meis Ubersetzung ins Russische ist Goethes Original hatte bereits Franz Schubert 1826 vertont Lied der Mignon op 62 No 4 Horbucher Bearbeiten Wilhelm Meisters Lehrjahre ungekurzt vorgelesen von Hans Jochim Schmidt Vorleser Schmidt Horbuchverlag ISBN 978 3 941324 66 4Literatur BearbeitenQuelle Johann Wolfgang von Goethe Poetische Werke Band 7 Phaidon Essen 1999 ISBN 3 89350 448 6 S 5 386 Erstausgabe Goethes neue Schriften Mit Kurfurstl Sachs Privilegium Bei Johann Friedrich Unger Dritter bis Sechster Band Wilhelm Meisters Lehrjahre Ein Roman Herausgegeben von Goethe Berlin 1795 1796 Erster Band Unger Berlin 1795 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Zweyter Band Unger Berlin 1795 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Dritter Band Unger Berlin 1795 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Vierter Band Unger Berlin 1796 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Sekundarliteratur Geordnet nach dem Erscheinungsjahr Richard Friedenthal Goethe sein Leben und seine Zeit R Piper Munchen 1963 S 476 480 Friedrich A Kittler Uber die Sozialisation Wilhelm Meisters In Gerhard Kaiser Friedrich A Kittler Dichtung als Sozialisationsspiel Studien zu Goethe und Gottfried Keller Gottingen 1978 S 13 124 Gerhard Schulz Die deutsche Literatur zwischen Franzosischer Revolution und Restauration Teil 1 Das Zeitalter der Franzosischen Revolution 1789 1806 Munchen 1983 ISBN 3 406 00727 9 S 302 319 Hannelore Schlaffer Wilhelm Meister Das Ende der Kunst und die Wiederkehr des Mythos Metzler Stuttgart 1989 ISBN 3 476 00655 7 Benedikt Jessing Johann Wolfgang Goethe Stuttgart Weimar 1995 ISBN 3 476 10288 2 S 123 137 149 158 Gero von Wilpert Goethe Lexikon Kroners Taschenausgabe Band 407 Kroner Stuttgart 1998 ISBN 3 520 40701 9 S 1182 1186 Karl Otto Conrady Goethe Leben und Werk Dusseldorf und Zurich 1999 ISBN 3 538 06638 8 S 623 649 Nicholas Boyle Goethe Der Dichter in seiner Zeit Band 2 1790 1803 Frankfurt a M 2004 ISBN 3 458 34750 X S 292 315 416 427 452 483 DeutungsgeschichteDas Werk ist seit der ersten Rezeption durch eine kontroverse Deutungsgeschichte gekennzeichnet Hans Jurgen Schings Agathon Anton Reiser Wilhelm Meister Zur Pathogenese des modernen Subjekts im Bildungsroman In Wolfgang Wittkowski Hrsg Goethe im Kontext Kunst und Humanitat Naturwissenschaft und Politik von der Aufklarung bis zur Restauration Ein Symposion Tubingen 1984 Heinz Schlaffer Exoterik und Esoterik in Goethes Romanen In Goethe Jahrbuch 95 1978 S 212 226 Ulrich Schodlbauer Kunsterfahrung als Weltverstehen Die asthetische Form von Wilhelm Meisters Lehrjahre Heidelberg 1984 ISBN 3 533 03522 0 und ISBN 3 533 03523 9 Manfred Engel Der Roman der Goethezeit Band 1 Anfange in Klassik und Fruhromantik Transzendentale Geschichten Metzler Stuttgart Weimar 1993 S 227 320 Klaus Gerth Das Wechselspiel des Lebens Ein Versuch Wilhelm Meisters Lehrjahre wieder einmal anders zu lesen In Goethe Jahrbuch 113 1996 S 105 120 Lothar Bluhm Du kommst mir vor wie Saul der Sohn Kis Wilhelm Meisters Lehrjahre zwischen Heilung und Zerstorung In L Bluhm A Holter Hrsg dass gepfleget werde der feste Buchstab Trier 2001 S 122 140 Neupublikation in Goethezeitportal Bluhm eingestellt am 12 Januar 2004 PDF 204 kB Hee Ju Kim Der Schein des Seins Zur Symbolik des Schleiers in Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre Niemeyer Tubingen 2005 ISBN 3 484 15106 4 Christopher Meid Wilhelm Meisters Lehrjahre im Kontext des politischen Romans In Goethe Jahrbuch 134 2017 S 149 163 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelm Meisters Lehrjahre Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wilhelm Meisters Lehrjahre im Projekt Gutenberg DE Der Text bei Zeno org Wilhelm Meisters Lehrjahre bei Project Gutenberg Band 1 Band 2 Band 3 Band 4 Band 5 Band 6 Band 7 Band 8 gemeinfreies Horbuch Wilhelm Meisters Lehrjahre von Goethe bei LibriVox Friedrich Schlegel Uber Goethes Meister bei zeno org Katrin Fischer Die Turmgesellschaft PDF 425 kB Jutta Assel und Georg Jager Der Lehrbrief aus Goethes Wilhelm Meister in typografischer Gestaltung Julia Wagner Die Turmgesellschaft PDF 632 kB Vertonungen von Kennst du das Land Mignon und der Harfner auf Bildpostkarten W Fischer Abb Der Harfner und Mignon Reta Walter als Mignon Mignon Serien in FotopostkartenEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Meisters Lehrjahre im Projekt Gutenberg DE Die drei Strophen des Mignon Liedes Falsche Bewegung In filmportal de Deutsches Filminstitut abgerufen am 5 Juli 2021 Wilhelm Meisters Lehrjahre Internet Movie Database abgerufen am 5 Juli 2021 englisch Vorlage IMDb Wartung Unnotige Verwendung von Parameter 2 Peter Gulke Franz Schubert und seine Zeit 3 Auflage Laaber Verlag 2002 ISBN 3 89007 266 6 S 129 137 Werke von Johann Wolfgang von Goethe Romane und NovellenDie Leiden des jungen Werthers Wilhelm Meisters theatralische Sendung Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten Wilhelm Meisters Lehrjahre Novelle Die Wahlverwandtschaften Wilhelm Meisters WanderjahreDramenDie Laune des Verliebten Die Mitschuldigen Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand Ein Fastnachtsspiel vom Pater Brey Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern Satyros oder Der vergotterte Waldteufel Prometheus Gotter Helden und Wieland Claudine von Villa Bella Clavigo Urfaust Egmont Erwin und Elmire Die Geschwister Lila Der Triumph der Empfindsamkeit Iphigenie auf Tauris Torquato Tasso Der Gross Cophta Der Burgergeneral Was wir bringen Stella Die naturliche Tochter Faust I Pandora Des Epimenides Erwachen Faust IIGedichte Lieder und BalladenDie Metamorphose der Pflanzen Vermachtnis Wandrers Sturmlied Mailied Willkommen und Abschied Mahomets Gesang Prometheus Geistesgruss Der Konig in Thule Der Fischer An den Mond Der Erlkonig Wandrers Nachtlied Das Gottliche Romische Elegien Nahe des Geliebten Venezianische Epigramme Der Zauberlehrling Der Schatzgraber Xenien Legende vom Hufeisen Die erste Walpurgisnacht Das Tagebuch Der Totentanz 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