www.wikidata.de-de.nina.az
Heinrich von Ofterdingen ist ein Fragment gebliebener Roman von Novalis eigentlich Friedrich von Hardenberg der im Laufe des Jahres 1800 entstand und erst 1802 postum von Friedrich Schlegel veroffentlicht wurde Der Titel verweist auf einen sagenhaften historisch nicht belegten 1 Sanger des 13 Jahrhunderts der u a aus dem Furstenlob im mittelhochdeutschen Epos Sangerkrieg auf der Wartburg mhd Singerkriec uf Wartburc entstanden um 1260 bekannt ist 2 Denselben Stoff behandelte auch E T A Hoffmann im Rahmen seiner Novellensammlung Die Serapionsbruder in der Erzahlung Der Kampf der Sanger aus dem Jahr 1819 Aufgrund der beruflichen Verpflichtungen Hardenbergs und unter dem Druck seiner Krankheit musste er die Fertigstellung des Romans aufgeben Vollendet sind der erste Teil Die Erwartung und ein Teil des Anfangskapitels des zweiten Teils Die Erfullung Die erste postum erschienene Ausgabe Juni 1802 enthielt nur den ersten Teil des Romans Gegen Ende des Jahres 1802 wurde das Romanfragment erstmals vollstandig herausgegeben Aufgrund zahlreicher uberlieferter Notizen Hardenbergs ist die geplante Fortfuhrung des Romans recht gut nachvollziehbar Weiterhin aufschlussreich ist ein Bericht Ludwig Tiecks uber die Fortsetzung den dieser aus den personlichen Gesprachen mit Novalis und aus dessen Briefen und Hinterlassenschaften konstruiert hat Wie von der romantischen Romanpoetik gefordert enthalt der Heinrich von Ofterdingen zahlreiche Einlagen in Form von Marchen Traumen Gesprachen oder Liedern Andreas Futter Heinrich von Ofterdingen Bronze 2008 OfterdingenDer Ofterdingen Brunnen in Kelkheim gestaltet 1974 von Angelika WetzelHeinrich von Ofterdingen Erste Einzelausgabe 1802Das grundsatzliche Thema des Ofterdingen ist die Poesie im weiteren romantischen Sinne einer Poesie des Lebens Novalis selbst bezeichnet den Roman als Apotheose der Poesie Fur ihn ist die einzige Darstellungsform der Poesie im weiteren Sinne die Poesie im engeren Sinne das heisst die Dichtung Der romantische Grundgedanke dass Leben und Kunst aufeinander verweisen und sich wechselseitig fordern ist darin erkennbar Das Ich ist in unendlichem Fortschreiten begriffen 3 auf dem Weg zu einer hoheren einheitsstiftenden Totalitat von Natur und Mensch Diese Universalitat des Poesiebegriffs wird im Ofterdingen mit der Wissenschaft verknupft Ausserdem wird der Leser zur gedanklichen Selbsttatigkeit aufgefordert da sich der Gehalt des Textes nicht durch das blosse Lesen erschliesst sondern eine vertiefende Betrachtung erfordert Das bekannte und fur die Romantik sinnbildlich gewordene Symbol der blauen Blume entstammt dem Heinrich von Ofterdingen Inhaltsverzeichnis 1 Quellen 2 Heinrich von Ofterdingen und Wilhelm Meister 3 Poetik und Stil 4 Inhalt und Struktur 4 1 Die Erwartung 4 2 Klingsohrs Marchen 4 3 Die Erfullung und Ausblick auf die Fortsetzung 5 Schlussbetrachtung 6 Ausgaben 7 Buhne 8 Einzelnachweise 9 Sekundarliteratur 10 WeblinksQuellen BearbeitenDie ersten Anregungen zum Roman erhielt Novalis 1799 wahrend einer Inspektionsreise nach Artern am Kyffhauser Hier begegnete er dem Rittmeister und Historiker Karl Wilhelm Ferdinand von Funck und las dessen Biographie uber Friedrich II Dadurch angeregt setzte sich Novalis mit verschiedenen Chroniken auseinander die ihn mit der Sage vom Sangerkrieg auf der Wartburg bekannt machten In Frage kommen die vom Eisenacher Stadtschreiber Johannes Rothe 1434 verfasste Duringische Chronik und die ebenfalls von Rothe aufgezeichnete Legende der heiligen Elisabeth Die von Cyriacus Spangenberg verfasste Mansfeldische Chronik konnte ebenfalls eine Anregung fur Novalis gewesen sein Alle diese Quellen verwenden wie auch Novalis die Schreibung Afterdingen Bei der Herausgabe des Heinrich von Ofterdingen wurde diese Schreibweise verandert Einen sehr grossen Einfluss auf Novalis Roman hatte Goethes 1795 1796 erschienener Bildungsroman Wilhelm Meisters Lehrjahre siehe unten Heinrich von Ofterdingen und Wilhelm Meister Weiterhin war der Dichter des Ofterdingen beeinflusst von Tiecks Franz Sternbalds Wanderungen 1798 sowie den naturphilosophischen Uberlegungen Jakob Bohmes Daneben schopft er aus volkskundlichen und literarischen Uberlieferungen Mythologien Marchen philosophischen Schriften und aus der Naturwissenschaft Heinrich von Ofterdingen und Wilhelm Meister BearbeitenDer Heinrich von Ofterdingen ist in vielfacher Hinsicht als direkte Antwort auf Goethes Wilhelm Meister angelegt Der Text sollte in der gleichen Aufmachung und bei demselben Verlag Unger Berlin erscheinen Der Ofterdingen ist aber auch inhaltlich ein Zeugnis der Auseinandersetzung mit Goethes Text Hardenbergs Bewertung des Wilhelm Meister wandelte sich im Laufe der Zeit sehr stark Er hatte zunachst das Erscheinen des Romans enthusiastisch begrusst und bewunderte die Poetik dieses Textes Novalis war begeistert von Goethes Begabung ganz fremde und uninteressante Gegenstande fur die Poesie fruchtbar zu machen und von der Fahigkeit Unbedeutendes durch Verknupfung auf die Ebene der Bedeutsamkeit zu heben Die Kritik am Meister wuchs jedoch im Laufe der Zeit und Novalis brach als erster Fruhromantiker mit der Verehrung dieses Romans Er verurteilte schliesslich den Meister als undichterisch im hochsten Grade und als ein Kunstprodukt ein Werk des Verstandes und der Okonomie die uber die Poesie siege dass die Poesie sich hierbei selbst ad absurdum fuhre und nur noch eine Satire auf diese darstelle 4 Auch was die Wahl seiner Themen anging sei Goethe nur auf das Diesseitige und Pragmatische beschrankt und sein Roman sei geradezu prosaisch und modern Novalis bemangelte dass der Meister bloss von gewohnlichen menschlichen Dingen handele und dass die Natur und das Mystische vollig fehlten Somit bewertete er diesen Roman als poetisierte burgerliche Geschichte Mit seinem eigenen Roman wollte Novalis den Goethes ubertreffen Gegenuber dem Wilhelm Meister wollte er alles in Poesie auflosen und der Roman sollte allmahlich ins Marchen ubergehen 4 Deshalb sind gewisse Ahnlichkeiten zwischen den beiden Texten nicht von der Hand zu weisen denn auch der Ofterdingen tragt Zuge eines Bildungsromans Sowohl Heinrich als auch Meister begegnen jeweils gewissen Erziehergestalten jedoch sammelt Meister seine Erfahrungen eher in der ausseren Welt wahrend Heinrich das verborgene Innere der Welt kennen lernt in einem verstehend entschlusselnden Verfahren Ausserdem wird im Ofterdingen keine Bildung eines Individuums dargelegt sondern ein auf den hoheren Gesamtzusammenhang angelegter Ubergangsprozess in das goldene Zeitalter Die Individual und Sozialutopie wird somit erweitert zu einer Universalutopie nach der Vorstellung der Fruhromantiker So ist auch zu erklaren dass Novalis nicht von Lehrjahren sondern von Ubergangsjahren spricht Poetik und Stil BearbeitenIn Bezug auf den Stil hat sich Novalis den Wechsel von Gesprach und Handlung aus Goethes Wilhelm Meister zu eigen gemacht Dadurch erzeugte er einen besonderen Rhythmus seines Romans Die relative Handlungs und Spannungsarmut lasst sich mit diesem gewunschten Rhythmus erklaren denn Novalis wollte einen besonders ruhigen Stil Er bricht also bewusst mit den realistisch psychologischen Erzahlkonventionen das heisst der kausal pragmatische Handlungsnexus spielt eine untergeordnete Rolle Vielmehr mochte Novalis eine Melodie im Stil erzeugen so dass der Text ein fliessendes Ganzes wird Die Akzente im Roman folgen nicht dramaturgischen Gesichtspunkten sondern Gesichtspunkten einer dichterischen Melodik Der Roman ist also nicht auf blosses Verstehen ausgelegt eher soll der Stil den gedanklichen Gehalt der ruhigen Auflosung Verschmelzung und Neuentstehung symbolisieren Diese Ruhe zeigt sich auch in der Wahl wenig anschaulicher und relativ abgegriffener Adjektive z B schon Es liegt Novalis auch nicht viel an der Ausgestaltung markanter schlussiger Charaktere Die Figuren sind vielmehr Variationsreihen die viele Verweise aufeinander haben beispielsweise Zulima Mathilde Zyane Er sieht die Menschen als Variationen eines umfassenderen Wesens Ausserdem ist die Abgeschlossenheit der Abschnitte auffallig Jeder konnte fur sich alleine stehen Die Teile sind Reprasentanten des grossen Ganzen sie verweisen auf das Ganze der Natur Inhalt und Struktur Bearbeiten nbsp Moritz von Schwind Der Sangerkrieg Fresko auf der Wartburg 1854Die Figur Heinrich von Ofterdingen wurde von den Gelehrten um 1800 nicht als fiktive sondern als historisch verburgter mittelalterlicher Dichter gesehen Er wird verknupft mit dem sagenhaften Sangerkrieg auf der Wartburg an dem neben ihm auch Walther von der Vogelweide Wolfram von Eschenbach und andere teilgenommen haben sollen Oftmals wird auch Klingsohr als Teilnehmer an diesem Wettstreit genannt Novalis wahlt jedoch nicht nur eine mittelalterliche Figur als Hauptfigur seines Romans sondern verlegt auch die Handlung zuruck in das Mittelalter Das Mittelalter wurde von Novalis hier zeigt sich ein deutlicher Gegensatz zur Aufklarung nicht als dunkles Zeitalter gesehen sondern als eine die Poesie beheimatende Epoche Somit wahlt er das Mittelalter als ein positives poetisches Gegenbild zu seiner eigenen Zeit die er als prosaisch und utilitaristisch empfindet Das Mittelalter darf jedoch nicht mit dem goldenen Zeitalter gleichgesetzt werden vielmehr ist es als Ubergangszeit zu sehen Im Roman sollte Heinrich das goldene Zeitalter einlauten es wird folglich die Schwelle zum goldenen Zeitalter gezeigt Ausserlich ist der Roman in zwei grosse Abschnitte eingeteilt Der erste Abschnitt Die Erwartung besteht aus neun Kapiteln Vom zweiten Abschnitt Die Erfullung ist nur das erste Kapitel mit dem Titel Das Kloster oder der Vorhof abgeschlossen In dieser Zweiteilung kann man eine Analogie zur Zweiteilung in der Bibel sehen denn aus den Notizen Hardenbergs geht hervor dass die Figuren und Motive des ersten Teils im zweiten Teil in variierter Form wieder auftreten sollten Die Erwartung Bearbeiten Die Erwartung beschreibt die Erfahrungen Heinrichs die ihn zum Dichter reifen lassen Heinrich wachst im thuringischen Eisenach als Sohn burgerlicher Eltern auf Man erfahrt im ersten Kapitel dass vor dem Beginn des Romans ein fremder Reisender dem zwanzigjahrigen Heinrich von geheimnisvollen Fernen wunderbaren Schatzen und von einer Wunderblume erzahlt hat Der Roman beginnt mit der Beschreibung eines Traums Heinrichs Er traumt dies in der Johannisnacht der Nacht der Sommersonnenwende in der nach dem Volksaberglauben ein Blick in die Zukunft moglich ist Der Traum besteht aus verschiedenen Phasen und spiegelt schon das Geschehen des Romans wider In diesem Traum sieht Heinrich die blaue Blume ein Symbol der Sehnsucht und des Erkennens Die Blume verwandelt sich zu einem Madchengesicht das wie sich in den folgenden Kapiteln herausstellt Mathilde seine spatere Geliebte und Ehefrau ist Der Traum stellt eine Art Initiation in die Poesie dar Als Heinrich aufwacht ist er sehr melancholisch gestimmt Um die Melancholie zu vertreiben machen seine Mutter und er eine Reise nach Augsburg um Heinrichs Grossvater mutterlicherseits zu besuchen Begleitet werden sie von einigen befreundeten Kaufleuten Die folgenden Kapitel stellen nun die unterschiedlichen Erfahrungen Heinrichs mit den verschiedensten Bereichen der Welt dar Durch diese Reise soll sich erst die Vielfalt der Welt fur Heinrich eroffnen und dazu beitragen seinen Geist fur die Poesie zu offnen Die Welt des Handels wird ihm durch die Kaufleute in ihrer Begleitung eroffnet Durch sie erfahrt Heinrich auch die erste Begegnung mit der Poesie Die Kaufleute erzahlen ihm im zweiten Kapitel von der Sage des Sangers Arion die zugleich eine Absage an die Habgier und die Welt des Besitzes ist Im folgenden Kapitel wird ein Marchen uber das sagenhafte Reich Atlantis erzahlt In diesem sucht ein alter Konig fur seine geliebte Tochter einen passenden Ehemann und gleichzeitig seinen Nachfolger Jedoch fuhlt er sich aufgrund seiner wurdigen Herkunft uber die gewohnliche Bevolkerung erhaben und kann daher keinen geeigneten Mann finden Die Prinzessin ein Symbol der Poesie verliebt sich im Laufe der Geschichte in einen im Wald lebenden Jungling der die Natur symbolisiert Am Ende heiraten beide und somit findet die Verbindung von Natur und Poesie statt Im weiteren Verlauf der Reise lernt Heinrich bei einem Kriegsmann die Welt der Kreuzzuge kennen und ist begeistert von deren Idee Noch im selben Kapitel erfahrt Heinrich jedoch durch das arabische Madchen Zulima die Gefangene im Schloss des Ritters ist von der wahren Ausfuhrung der Kreuzzuge und von der poetischen Welt des Orients Weiterhin lernt Heinrich durch die Erzahlungen eines bohmischen Bergmanns die Welt des Bergbaus kennen Dieser betont den ideellen Wert des Bergbaus und ordnet ihm die wirtschaftliche Seite unter Mit diesem Bergmann unternimmt Heinrich auch eine Reise in ein Stollensystem Dort wohnt der Graf von Hohenzollern als Einsiedler Durch ihn und seine Bucher erfahrt Heinrich von der Geschichte und der Geschichtsschreibung Ausserdem findet er dort eine Chronik die in provenzalischer Sprache geschrieben ist Heinrich erkennt dass diese Chronik seine Lebensgeschichte enthalt auch die Zukunft Er kann jedoch den Text nicht lesen sondern nur die Bilder erkennen allerdings nicht die Bilder auf den letzten Seiten Es zeigt sich hier dass Heinrich erst auf der Stufe der Anschauung steht und noch nicht auf der Ebene des Begreifens Diese kann er nur durch das Erlebnis verschiedener Erfahrungen erreichen Nach einer langen Reise kommen Heinrich und seine Mutter schliesslich bei Schwaning dem Grossvater Heinrichs in Augsburg an Auf einem Fest das Schwaning veranstaltet lernt Heinrich den Dichter Klingsohr und dessen Tochter Mathilde kennen Kap 6 Klingsohr offnet ihm die Welt der Poesie und willigt ein Heinrich als Schuler anzunehmen Die metaphysische Macht der Liebe die fur die Erlosung der Welt und den Ubergang ins goldene Zeitalter grundlegend ist wird ihm schliesslich durch Mathilde offenbart Mathilde und Heinrich verlieben sich ineinander und heiraten Heinrich hat nun den wichtigsten Bereich der Poesie kennengelernt Er erkennt dass das Madchen im Traum Mathilde war und weiss aus diesem Traum dass er sie zunachst verlieren aber danach fur immer gewinnen wird Klingsohrs Marchen Bearbeiten Den Abschluss des ersten Teils des Ofterdingen bildet ein von Klingsohr erzahltes Marchen Kap 9 Es handelt sich hierbei um ein allegorisches Marchen dessen Stil Figuren und Handlung zum Teil an Goethes Marchen 1795 in Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten erinnern Die Bedeutung der Figuren wird jedoch im Verlauf der Erzahlung bis zur Paradoxie umgeformt Hardenbergs Marchen eine Beziehungs und Reifungsgeschichte zeigt die Utopie der Welterlosung durch Poesie und Liebe Die Befreiung der Welt zum goldenen Zeitalter wird dargestellt Klingsohrs Marchen ist gewissermassen eine Vorwegnahme des geplanten Romanendes und enthalt den gesamten Roman in komprimierter Form Es spielt auf drei Ebenen der Astralwelt der Menschenwelt und der Unterwelt die am Ende des Textes allesamt verwoben sind Das Marchen kann jedoch nicht bis zum letzten Detail entschlusselt werden da die Bedeutungen sich uberlagern und teils ineinander fliessen Das Astralreich Arcturs ist in Eis erstarrt und seine Tochter Freya Friede liegt in einem tiefen Schlaf Dieser Zustand dauert an seit Eisen Krieg sein Schwert in die Welt geworfen hat und Sophie Weisheit zu den Menschen hinabgestiegen ist Mutter Herz und Vater Sinn haben den Jungen Eros Liebe gezeugt Dessen Halbschwester Fabel Poesie entstammt einem Verhaltnis des Vaters mit der Amme Ginnistan Phantasie Ginnistan reist mit Eros zum Mond ihrem Vater und verfuhrt ihn in Gestalt seiner Mutter Wahrenddessen reisst der Schreiber die Aufklarung der nuchterne Verstand die Herrschaft an sich Er verbrennt die Mutter auf dem Scheiterhaufen Fabel flieht in die Unterwelt und uberlistet dort die Parzen die die Schicksalsfaden spinnen und durchschneiden Sophie lost die Asche der Mutter in ihrer Wasserschale auf und gibt allen davon zu trinken Dies lost eine unbeschreibliche Freude aus und die Mutter ist dadurch standig gegenwartig Fabel bricht letztendlich den Bann und bringt das Eis zum Schmelzen Am Ende heiratet Arctur Sophie der Vater heiratet Ginnistan und Eros heiratet die erwachte Freya Eros und Freya beherrschen das nun anbrechende goldene Zeitalter Die Erfullung und Ausblick auf die Fortsetzung Bearbeiten Das Marchen ist bereits an seinem Ende dem goldenen Zeitalter angekommen der Roman jedoch noch nicht Eroffnet wird der zweite Teil mit einem Prolog der Astralis eines geheimnisvollen Wesens das aus der ersten Umarmung Heinrichs und Mathildes entstanden ist Wie der Traum angekundigt hat ist Mathilde gestorben sie ist im Fluss ertrunken und verzweifelt verlasst Heinrich Augsburg Es konnen hier autobiographische Parallelen gesehen werden Heinrich hort die Stimme der Toten und begegnet dem armen Hirtenmadchen Zyane der Tochter des Grafen von Hohenzollern Sie fuhrt Heinrich zu einem alten Einsiedler und Arzt namens Sylvester Dieser erzahlt Heinrich von der Sprache der Natur in Blumen und Pflanzen und berichtet vom goldenen Zeitalter Danach bricht der Roman ab Uber die geplante Fortsetzung liegt keine letzte Gewissheit vor da die Notizen und der Bericht Tiecks teilweise widerspruchlich sind Anscheinend sollte der zweite Teil aus sieben Kapiteln bestehen In diesen sollte Heinrich alle Zeiten und Raume durchwandern Das Marchenhafte sollte immer mehr durchbrechen und eine Verbindung von Traum und Realitat war geplant Die Figuren sollten wiederkehren und verschmelzen Heinrich sollte zunachst ein Kloster besuchen und danach in der Schweiz und in Italien in Handel verstrickt werden Er sollte Feldherr werden und die Welt der Mythologie kennenlernen Nach seiner Ruckkehr nach Deutschland sollte er mit dem Kaiser Gesprache uber Regierung und Kaisertum fuhren und an einer allegorischen Festszene teilnehmen die als Thema die Verherrlichung der Poesie haben sollte Der Sangerkrieg auf der Wartburg sollte uber Natur und Kunstpoesie stattfinden Der Schluss ist der Ubergang aus der wirklichen Welt in die geheime Welt Heinrich pfluckt schliesslich die blaue Blume und sollte zahlreiche Verwandlungen durchmachen die alle Naturbereiche umfassen sollten Stein Blume Tier Stern und zuruck zum Menschen Das Ende sollte eine grosse Vereinigung sein Die Menschen werden poetisiert und die neue goldene Zeit sollte anbrechen Im Fortschreiten der Handlung sollte auch gleichzeitig die Vergangenheit allmahlich enthullt werden so dass am Ende die Zeit aufgehoben ware In diesem goldenen Zeitalter waren die Pole des Mannlichen und des Weiblichen vereinigt durch die Liebe Dieser Endzustand sollte jedoch nicht statisch sein sondern die Schopfung sollte sich ewig erneuern Schlussbetrachtung BearbeitenDer Heinrich von Ofterdingen kann als Beitrag zur Universalpoesie der Fruhromantiker gesehen werden Der Roman mochte das Leben und die Welt in ihrer ganzen Vielfalt und in ihrer raumlichen zeitlichen und seelischen Dimension darstellen Im goldenen Zeitalter sollte schliesslich eins in Allem und alles in Einem sein Novalis wollte durch die Poesie eine bessere Welt darstellen und herstellen Dem triadischen Modell entsprechend wird das Mittelalter als Ubergangszeit verstanden Daraus soll ein neues goldenes Zeitalter heraufgefuhrt werden eine Wiederherstellung des Urzustandes auf einem hoheren Niveau An den alten glucklichen Urzustand wird in den eingelegten Marchen und Gesprachen erinnert Um diese Veranderung durch Poesie erreichen zu konnen ist die Kooperation und die gedankliche Tatigkeit des Lesers unabdingbar Heinrich verkorpert zu Beginn des Romans den idealen Rezipienten fur den Ofterdingen Er ist vollig ergriffen von den Erzahlungen des alten fremden Mannes und kann an nichts anderes mehr denken als an dessen Berichte so soll auch der Leser des Ofterdingen sein Diese Ergriffenheit setzt jedoch Bereitschaft voraus und die Sehnsucht nach einer hoheren besseren Welt Es muss eine Unzufriedenheit mit dem Gegebenen vorliegen damit das Streben nach dem goldenen Zeitalter im Leser entsteht Ausgaben BearbeitenFur eine Ubersicht uber die verschiedenen Ausgaben siehe den Eintrag Novalis und die Internationale Novalis Bibliographie URL siehe Weblinks Buhne BearbeitenFriedrich Lienhard schrieb das gleichnamige Buhnenstuck das am 26 Oktober 1903 im Hoftheater Weimar uraufgefuhrt wurde Einzelnachweise Bearbeiten Zur Quellenlage uber den historischen Heinrich von Ofterdingen vgl Peter Volk Von Osterrich der herre min Zum Stand der Forschung zur Historizitat Heinrichs von Ofterdingen In Wartburg Stiftung Hrsg Wartburg Jahrbuch 2000 Schnell und Steiner Regensburg 2002 S 48 133 mit 15 Abbildungen Burghart Wachinger Heinrich von Ofterdingen In Burghart Wachinger u a Hrsg Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon 2 vollig neu bearbeitete Auflage ISBN 3 11 022248 5 Band 3 Gert van der Schuren Hildegard von Bingen Berlin New York 1981 Sp 855 f Vgl insb auch zu Novalis etwa Helmut Schanze Hg Romantik Handbuch Kroner Stuttgart 2003 ISBN 3 520 36302 X S 452 ff a b Kurt Waselowsky Einleitung In Novalis Hymnen an die Nacht Heinrich von Ofterdingen Goldmanns gelbe Taschenbucher Bd 507 Wilhelm Goldmann Munchen 1964 S 9 Sekundarliteratur BearbeitenKonrad Burdach Heinrich von Ofterdingen In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 24 Duncker amp Humblot Leipzig 1887 S 173 176 Karl Zimmermann Heinrich von Ofterdingen Ein Minnesanger aus der Eifel In Eifel Kalender von 1939 S 94 96 Manfred Engel Der Roman der Goethezeit Band 1 Anfange in Klassik und Fruhromantik Transzendentale Geschichten Metzler Stuttgart Weimar 1993 S 444 497 Hans Horst Hensche Heinrich von Ofterdingen In Walter Jens Hrsg Kindlers neues Literatur Lexikon Kindler Munchen 1988 1992 Hermann Kurzke Novalis Beck Munchen 1988 Heinz Ritter Schaumburg Die Entstehung des Heinrich von Ofterdingen In Euphorion 55 C Winter Heidelberg 1961 S 163 195 Herbert Uerlings Friedrich von Hardenberg genannt Novalis Werk und Forschung Metzler Stuttgart 1991 Herbert Uerlings Novalis Reclam Stuttgart 1998 Georg Dattenbock Heinrich von Hag Ofterdingen Verfasser des Nibelungenliedes Bautz Nordhausen 2011 ISBN 978 3 88309 640 7 Sophia Vietor Astralis von Novalis Handschrift Text Werk Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2001 ISBN 3 8260 1895 8 Alexander Knopf Begeisterung der Sprache Friedrich von Hardenberg Novalis Heinrich von Afterdingen Textkritische Edition und Interpretation Stroemfeld Frankfurt Main Basel 2015 ISBN 978 3866002463 Weblinks BearbeitenHeinrich von Ofterdingen bei Projekt Gutenberg Heinrich von Ofterdingen bei Zeno org Text nach der Novalis Gesamtausgabe Stuttgart 1960 1977 Internationale Novalisbibliographie Memento vom 10 Juni 2007 im Internet Archive Internationale Novalis GesellschaftNormdaten Werk GND 4115416 2 lobid OGND AKS LCCN n2012043675 VIAF 179792839 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich von Ofterdingen amp oldid 234828828