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Johann Heinrich Lips 29 April 1758 in Kloten 5 Mai 1817 in Zurich war ein Schweizer Kupferstecher Johann Heinrich Lips Selbstbildnis Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohann Heinrich Lips war der Sohn von Hans Ulrich Lips einem Barbier und Chirurgus sowie Elisabetha Kaufmann Er sollte das Handwerk seines Vaters erlernen was ihm jedoch widerstrebte Durch seinen Privatlehrer Leonhard Brennwald wurde er als Kunstler entdeckt und gefordert Da er der Landbevolkerung angehorte musste er sich weitgehend autodidaktisch weiterbilden Brennwald war es auch der ihn an den Zurcher Pfarrer und Schriftsteller Johann Caspar Lavater vermittelte Fur seine eigenen Sammlung Physiognomische Fragmente zur Beforderung der Menschenkenntniss und Menschenliebe 1 war dieser auf naturgetreue Portrats angewiesen die einen aufmerksamen Beobachter und detaillierten Zeichenstil voraussetzten Bei dieser seit der Antike gepflegten Lehre der Physiognomik geht es um den Versuch vom Ausseren eines Menschen auf seinen Charakter schliessen zu konnen Dafur konnte er nicht auf die bekannten Zeichner zuruckgreifen da diese oft Reprasentationsbildnisse herstellten Lavater bedachte sich keinen Augenblick den Knaben der Kunst zu widmen und ihn selbst zu bilden 2 Auch die Eltern lassen sich dank des Lehrlingslohn von 100 fl uberzeugen Lavater weist ihn speziell an gleichzeitig nach der Antike und der Natur zu zeichnen Zu Beginn des Jahres 1774 darf Lips fur ein Kurzpraktikum nach Winterthur zu Johann Rudolph Schellenberg 3 In 5 Wochen wird er in das Atzen und Radieren eingefuhrt danach kehrt er nach Kloten zuruck mit dem Rustzeug von nun an sich selbst zu bilden Lips malt nach antiken Bildern nach bekannten Vorlagen und nach der Natur Und wie alle Schuler von Lavater geht er nach Basel zum Kupferstecher Christian von Mechel um dessen beruhmte Privatsammlung zu besichtigen und teilweise zu kopieren Lips ist ein fleissiger Arbeiter und verfertigt viele Kupferplatten fur den ersten Band der Physiognomischen Fragmente Durch dessen Veroffentlichung gewinnt Lips an Bekanntheit Besonders die jungen Kunstler Friedrich Schmoll Heinrich Pfenninger Matthias Pfenninger Matthias Stumpf Matthias Weber der damaligen Zeit suchten seine Bekanntschaft und Freundschaft immer mehr so kamen Sie alle darinn uberein dass dieser junge Mensch unter die besten ihrer Classe gehore wo nicht gar vor ihnen allen den Vorzug habe 4 Er lernt unter anderem auch Goethe kennen Die etwas alteren und etablierten Kunstler entwickeln ihr Urteil uber Lips grosstenteils aufgrund ihrer Beziehung zu Lavater Im zweiten Band der Physiognomischen Fragmente erscheint ein ganzseitiges Selbstportrat von Lips das ihm zu internationaler Bekanntheit verhilft Lavater urteilt darin Lips wird in wenigen Jahren ein zweyter Chodowiecki 5 1780 unternimmt Lips seine erste Studienreise Er bildet sich auf der Zeichnungsakademie in Mannheim weiter Dort gefiel es ihm ausserordentlich Nun also von Mannheim von der Kunst und ihren Einwohneren Der Kunst ist sehr viel und das wichtigste ist die Churfurstliche Gallerie und der Antiquen Saal die Gallerie hat denke habe ich erst einmahl gesehen aber was ich bey diesem Anblik der Menge der Kunstwerken fuhlte kan ich dir nicht beschreiben Zuviel ware fur das Aug da zuviel fur den Geist Ich hatte niedersinken mogen und dachte mich als ein Wurmchen dass an einem Stengelchen her aufkreucht den Honig der Blumen auszusaugen und von einem Thautropfchen das herunterfalt wieder auf die Erde geschlagen wird Ganz klein und gedehmuthigt war man von diesen Menschlichen Werken wie viel mehr kan die Schopfung der Natur auf uns wurken wenn wir sie mit einem rechten Aug ansehen 6 1781 ging er nach Dusseldorf wo er in der Galerie die Marter des Heiligen Sebastian nach van Dyck stach 1783 reiste er nach Rom wo er unter anderem einen Stich nach einem Bacchanal von Poussin ausfuhrte Wahrend eines zweiten Aufenthalts in Rom ab 1785 lebte er mit dem Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und einer Reihe anderer deutschsprachiger Kunstler darunter Friedrich Bury Heinrich Meyer und Johann Georg Schutz in einer Art Wohngemeinschaft in der Via del Corso Nr 18 heute als Museum Casa di Goethe bekannt da Johann Wolfgang von Goethe uber ein Jahr lang ebenfalls dort lebte Dort befasste er sich auch mit der Aquarellmalerei und kopierte Gemalde alter Meister Die Fresken der Maler Giulio Romano und Raffael machten einen gewaltigen Eindruck auf ihn wie diejenigen Michelangelos Im August 1787 notiert Goethe in einem Brief den er spater in sein Buch Italienische Reise aufnimmt Die grosse Hitze welche sich nach und nach steigerte und einer allzu raschen Tatigkeit Ziel und Mass gab machte solche Raume angenehm und wunschenswert wo man seine Zeit nutzlich in Ruh und Kuhlung zubringen konnte Die Sixtinische Kapelle gab hierzu die schonste Gelegenheit da denn gerade zu jener Zeit Bury und Lips Aquarellkopien in der Sixtinischen Kapelle fur Grafen Fries zu fertigen hatten Der Kustode ward gut bezahlt er liess uns durch die Hintertur neben dem Altar hinein und wir hauseten darin nach Belieben Es fehlte nicht an einiger Nahrung und ich erinnere mich ermudet von grosser Tageshitze auf dem papstlichen Stuhle einem Mittagschlaf nachgegeben zu haben Sorgfaltige Durchzeichnungen der unteren Kopfe und Figuren des Altarbildes die man mit der Leiter erreichen konnte wurden gefertigt erst mit weisser Kreide auf schwarze Florrahmen dann mit Rotel auf grosse Papierbogen durchgezeichnet Goethe Italienische Reise Bericht vom August 1787 1 Dank seiner Bekanntschaft mit Goethe wird er 1789 nach Weimar gerufen als Professor an der Freien Zeichenakademie Wahrend dieser Zeit arbeitete er an Illustrationen der Werke von Goethe und Schiller Er legte jedoch 1794 die Stellung nieder und kehrte nach Zurich zuruck Die Ruckkehr von Lips aus Weimar wird von den Zurchern gerne gesehen Der beruhmte Kupferstecher wird auch sogleich in das gelehrte Netzwerk der Zurcher Kunstszene integriert Seine Definition der Kunst und seiner Aufgabe als Kunstler beschreibt Lips folgendermassen Was ist eigentlich die Kunst oder was solte sie seyn anders als eine Zeichen Sprache dessen was verborgen in der Seele der Natur stekt und mit der Kraft des Meisters durch einfache Zuge redender gemacht und dargestellt wird Wer diese Sprache nicht versteth und von der Flamme des Prometheus nicht beruhrt worden ist der sieht auch umsonst ein ausgefuhrtes Kunstwerk an Die grossere Ausarbeitung oder Vollendung ist nur ein Kleid wordurch die Sache gefalliger erscheint 6 Spatestens nach dem Ableben von Daniel Nikolaus Chodowiecki 1801 gilt Lips als der beste Kupferstecher Europas Gemeinsam mit seinen Vorgangern Salomon Gessner und Johann Rudolf Schellenberg gehort Lips zu den bedeutendsten Buchillustratoren Zurichs zur Zeit der Aufklarung Durch seinen weitverbreiteten Ruhm erhalt er unzahlige Auftrage aus der Schweiz und dem Ausland Am 5 Mai 1817 starb er Er hat 1447 Kupferstiche hinterlassen darunter zahlreiche Portrats beruhmter Zeitgenossen u a vom Philosophen Friedrich Schleiermacher und vom Theologen Friedrich Samuel Gottfried Sack Zu seinen Schulern zahlt der nicht mit ihm verwandte Johann Jakob Lips Werke Auswahl Bearbeiten nbsp Johann Wolfgang Goethe Kupferstich und Radierung von Johann Heinrich Lips 1791 Aventiure von den Nibelungen Berlin Pretre 1817 Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Bildnis Johann Anton Andre in jungeren Jahren Brustbild nach halblinks Kupferstich von Johann Heinrich Lips nach Georg Oswald May 7 Literatur BearbeitenEmmanuel Benezit Dictionnaire critique et documentaire des peintres sculpteurs dessinateurs et graveurs Librairie Grund Paris 1976 Band VI Seite 690 Christina Florack Kroll Lips Johann Heinrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 672 Digitalisat Carsten Jonk Ein Konvolut aus dem Physiognomischen Kabinett Johann Kaspar Lavaters im Besitz des Museums fur Kunst und Gewebe Hamburg in Jahrbuch des Museums 1996 1997 Seite 101 99 ff Joachim Kruse Johann Heinrich Lips 1758 1817 Ein Zurcher Kupferstecher zwischen Lavater und Goethe Coburg 1989 ISBN 3 87472 065 9 Matthias Oberli Lips Johann Heinrich In Historisches Lexikon der Schweiz Ulrich Thieme und Felix Becker Allgemeines Lexikon der bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Band XXIII Leipzig 1929 Seite 279 Georg von Wyss Lips Johann Heinrich In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 18 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 738 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Heinrich Lips Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Nicole Beyer Lips Johann Heinrich In Sikart Publikationen von und uber Johann Heinrich Lips im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Bestande zu Portrats von Johann Heinrich Lips im Katalog der Burgerbibliothek BernEinzelnachweise Bearbeiten Online bei e rara ch Johann Caspar Fuesslin Geschichte 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HeinrichKURZBESCHREIBUNG Schweizer KupferstecherGEBURTSDATUM 29 April 1758GEBURTSORT KlotenSTERBEDATUM 5 Mai 1817STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Heinrich Lips amp oldid 233862455