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Uber Kunst und Altertum ist eine kunstkritisch und kulturpolitisch ausgerichtete Zeitschrift von Johann Wolfgang von Goethe erschienen in sechs Banden zwischen 1816 und 1832 Sie ist dem Spatwerk Goethes und seinen asthetischen Schriften zuzurechnen und ist gemessen an ihrem Umfang seine wohl aufwandigste Publikation Die ursprunglich regional ausgerichtete Schrift richtete ihren Fokus zunehmend uber die Landesgrenzen hinaus und wurde zu einem Forum internationaler Kunst zu einer dem Selbstverstandnis nach europaischen Kulturzeitschrift Goethe pragte in ihr den Begriff der Weltliteratur und sah sie auch selbst als Medium nationenubergreifend kunstlerisch und wissenschaftlich zu wirken Goethe selbst war Herausgeber und Hauptautor der Zeitschrift neben ihm waren als Autoren unter anderem seine engen Freunde und Mitarbeiter an der Erstellung der Zeitschrift beteiligt vor allem die Mitherausgeber Heinrich Meyer Johann Peter Eckermann und Sulpiz Boisseree Als Beitrage sind unter dem Titel der Zeitschrift unterschiedlichste poetische und prosaische Textsorten zu finden von Essays und Rezensionen bis hin zu Briefen und Gedichten Gemessen am Gesamtwerk Goethes ist die Zeitschrift vergleichsweise wenig beachtet worden Sie ist jedoch als umfangreichstes Zeugnis der intellektuellen und asthetischen Grunduberzeugungen ihres Herausgebers und letztlich auch von deren Scheitern an den neuen Idealen der Romantik von grossem Wert Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Inhaltliche Ausrichtung 3 Ausgaben 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Johann Joseph Schmeller Goethe seinem Schreiber John diktierend 1834Die Zeitschrift als solche war Anfang des 19 Jahrhunderts noch ein junges Medium Goethe hatte sich jedoch zuvor bereits an richtungsweisenden Periodika beteiligt vor allem an der Allgemeinen Literatur Zeitung und an Friedrich Schillers Literaturzeitschrift Die Horen Ein direkter Vorlaufer von Uber Kunst und Altertum war die Zeitschrift Propylaen die Goethe gemeinsam mit Meyer zwischen 1798 und 1800 herausgab Der erste Band des zweiten grossen Zeitschriftenprojektes von Goethe erschien 1816 und trug noch den vollstandigen Titel Ueber Kunſt und Alterthum in den Rhein und Mayn Gegenden Die folgenden Ausgaben der Zeitschrift erschienen unregelmassig in insgesamt sechs Banden zu jeweils drei Heften Den Entstehungsprozess der Ausgaben hielt Goethe minutios in seinen Tagebuchern und Briefen fest Im Allgemeinen diktierte er seine eigenen Beitrage seinen Mitarbeitern Lohn und Schuchardt und revidierte die zu veroffentlichenden Manuskripte anschliessend mehrfach Das letzte Heft des letzten Bandes erschien postum Ende 1832 herausgegeben der Widmung gemass von den Weimarer Kunstfreunden einer Chiffre Heinrich Meyers Zum Zeitpunkt der Drucklegung war jedoch auch Meyer bereits verstorben Inhaltliche Ausrichtung BearbeitenGoethe setzt sich in Uber Kunst und Altertum kritisch mit den asthetischen Idealen seiner Zeit auseinander vor allem mit denen der Romantik 1 Bereits in der parallel zur ersten Ausgabe der Zeitschrift erscheinenden Italienischen Reise hatte sich Goethe erneut programmatisch zum Klassizismus bekannt und damit die Hoffnungen mancher seiner Zeitgenossen auf eine romantische Wende nicht erfullt In Kunst und Altertum bemuhte er sich zwar auch um Vermittlung rief jedoch besonders mit seinem gemeinsam mit Meyer verfassten Aufsatz uber die Neudeutsche religios patriotische Kunst wiederum den Zorn von Romantikern wie Jacob Grimm hervor die ihm neben dem polemischen Ton vor allem auch die Lobrede auf Klassizisten wie Heinrich Tischbein vorwarfen Goethe nutzte die Zeitschrift auch zur nachtraglichen Veroffentlichung von Schriften die er diesbezuglich gemeinsam mit seinem 1805 verstorbenen Kollegen Friedrich Schiller entwickelt hatte so etwa erschien im sechsten Band 1827 der 1797 entstandene Schriftwechsel Uber epische und dramatische Dichtung mit seiner antikisierenden Asthetik erstmals in gedruckter Form Grundlegender Gedanke der Zeitschrift war der des Weltburgertums den Goethe nun um den der Weltliteratur erganzte Wahrend er sich mit seiner betont antiromantischen Propaganda 2 zunehmend im Abseits befand war die Entwicklung des Begriffs der Weltliteratur in einer Zeitschrift charakteristisch fur die Epoche in der zahlreiche neologistische Welt und Zeit Komposita wie Weltpolitik Weltoffentlichkeit Zeitgeist und Zeitgefuhl den verbreiteten Eindruck einer raumlichen und zeitlichen Verdichtung zum Ausdruck bringen 3 In mindestens elf Artikeln seiner Zeitschrift referierte Goethe umfangreich aus der zwischen 1824 und 1832 erschienenen franzosischen Literaturzeitschrift Le Globe 4 die ihrerseits wiederholt Rezensionen zu seinen Werken veroffentlicht hatte Die zunehmend breitere konzeptionelle Ausrichtung von Uber Kunst und Altertum ist wesentlich auch auf diesen Einfluss zuruckzufuhren Vor allem Victor Cousins philosophische Beitrage zu der Zeitschrift schatzte er sehr zugleich durfte er sich durch die umfangreiche und positive Aufnahme seiner eigenen Werke durch Le Globe personlich geschmeichelt gefuhlt haben 5 Ausgaben BearbeitenJohann Wolfgang von Goethe Ueber Kunst und Alterthum in den Rhein und Mayn Gegenden 6 Bde Stuttgart Cottaische Buchhandlung 1816 1832 Bd 1 1816 1818 Digitalisat archive org European Libraries Bd 2 1818 1820 MDZ Bd 3 1821 1823 MDZ Bd 4 1823 MDZ Bd 5 1824 MDZ Bd 6 1827 MDZ Johann Wolfgang von Goethe Samtliche Werke Bibliothek Deutscher Klassiker Frankfurt am Main 1987ff Bd 20 Asthetische Schriften 1816 1820 Uber Kunst und Altertum I II Hrsg Hendrik Birus 1999 Bd 21 Asthetische Schriften 1821 1824 Uber Kunst und Altertum III IV Hrsg Stefan Greif Andrea Ruhlig 1998 Bd 22 Asthetische Schriften 1824 1832 Uber Kunst und Altertum V VI Hrsg Anne Bohnenkamp 1999 Literatur BearbeitenKarl Heinz Hahn Goethes ZeitschriftUeber Kunst und Alterthum In Karl Heinz Hahn Hrsg Goethe Jahrbuch 92 Hermann Bohlau Weimar 1975 S 128 139 Friedmar Apel Stefan Greif Uber Kunst und Altertum In Bernd Witte Peter Schmidt Hrsg Goethe Handbuch Band 3 Prosaschriften Metzler Stuttgart Weimar 1997 S 619 639 Christine Tauber Uber Kunst und Altertum In Andreas Beyer Ernst Osterkamp Hrsg Goethe Handbuch Supplemente Bd 3 Kunst Metzler Stuttgart Weimar 2011 ISBN 978 3 476 02163 2 S 414 429 Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Vosskamp Jeder sey auf seine Art ein Grieche Aber er sey s Zu Goethes Romantikkritik in der Zeitschrift Ueber Kunst und Alterthum In Walter Hinderer Hrsg Goethe und das Zeitalter der Romantik Konigshausen und Neumann Wurzburg S 121 132 So bezeichnet von Christine Tauber Uber Kunst und Altertum In Andreas Beyer Ernst Osterkamp Hrsg Goethe Handbuch Supplemente Bd 3 Kunst Metzler Stuttgart Weimar 2011 ISBN 978 3 476 02163 2 S 428 Manfred Koch Goethes Weltliteratur ein ambivalenter Erwartungsbegriff In Bettina Heintz Richard Munch Hartmann Tyrell Hrsg Weltgesellschaft Theoretische Zugange und empirische Problemlagen Lucius und Lucius Stuttgart 2005 S 53 Eine vollstandige Auflistung findet sich in Heinz Hamm Goethe und die franzosische Zeitschrift Le Globe Eine Lekture im Zeichen der Weltliteratur Bohlau Weimar 1998 S 497f Jost Schillemeit Studien zur Goethezeit Wallstein Gottingen 2006 S 254ff Werke von Johann Wolfgang von Goethe Romane und NovellenDie Leiden des jungen Werthers Wilhelm Meisters theatralische Sendung Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten Wilhelm Meisters Lehrjahre Novelle Die Wahlverwandtschaften Wilhelm Meisters WanderjahreDramenDie Laune des Verliebten Die Mitschuldigen Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand Ein Fastnachtsspiel vom Pater Brey Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern Satyros oder Der vergotterte Waldteufel Prometheus Gotter Helden und Wieland Claudine von Villa Bella Clavigo Urfaust Egmont Erwin und Elmire Die Geschwister Lila Der Triumph der Empfindsamkeit Iphigenie auf Tauris Torquato Tasso Der Gross Cophta Der Burgergeneral Was wir bringen Stella Die naturliche Tochter Faust I Pandora Des Epimenides Erwachen 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